Sommerwasser - Sarah Moss - E-Book
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Sommerwasser E-Book

Sarah Moss

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Beschreibung

Der Regen trommelt auf den schottischen See, schluckt das Licht des langen Sommertages und lässt die Pfützen brodeln. Hinter den Fenstern der wenigen Ferienhütten bleibt kaum etwas zu tun, als die Nachbarn zu beobachten. Während die Stunden fast unmerklich vergehen, formen die Urlaubsgäste aus flüchtigen Eindrücken ihr Urteil. Über die Mutter, die bei Tagesanbruch in ein paar kostbare Stunden Einsamkeit flüchtet. Den Jungen, der den windgepeitschten See seinen nervtötenden Eltern vorzieht. Und vor allem über diese eine Familie mit dem komischen Nachnamen, die hier einfach nicht hingehört. Mit Witz und Einfühlungsvermögen erzählt Sarah Moss von der menschlichen Fähigkeit zu Grausamkeit und Güte.

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Seitenzahl: 263

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Über dieses Buch

Während der Sommerregen auf den schottischen See trommelt, bleibt in den wenigen Ferienhütten kaum etwas zu tun. Man beobachtet die anderen und formt aus flüchtigen Eindrücken ein Urteil: über die joggende Mutter, den genervten Teenager, das junge Paar. Und über die eine Familie mit dem komischen Nachnamen, die einfach nicht hier hingehört.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Sarah Moss (*1975 in Schottland) wuchs in Manchester auf und promovierte an der Oxford University in Literatur. Sie lehrt Kreatives Schreiben am University College of Dublin. Ihre Romane wurden mehrfach für den Wellcome Book Prize nominiert, mit dem sie 2015 ausgezeichnet wurde.

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Nicole Seifert (*1972), Autorin, Übersetzerin und Herausgeberin, studierte nach einer Ausbildung im S. Fischer Verlag Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften und Amerikanistik. Sie hat u. a. Werke von Torrey Peters, Shirley Jackson und Julia Strachey übersetzt. Sie lebt in Hamburg.

Zur Webseite von Nicole Seifert.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Hardcover, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Sarah Moss

Sommerwasser

Roman

Aus dem Englischen von Nicole Seifert

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 4 Dokumente

Die Originalausgabe erschien 2020 bei Picador, London.

Der Auszug aus The Ballad of Semmerwater von Sir William Watson wurde von Marie Isabel Matthews-Schlinzig für diese Ausgabe ins Deutsche übertragen.

Der Auszug aus Once in Royal David’s City wurde von Christine Riedl ins Deutsche übertragen, aus: M. Schmeisser / C. Riedl (Hg.): Weihnachtslieder aus aller Welt. © by Carus-Verlag, Stuttgart 2015.

Originaltitel: Summerwater

© by Sarah Moss 2020

© by Unionsverlag, Zürich 2023

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Jeff J. Michell, Andy McGarry, Fen Wei Photography, Praveen P.N. (Getty Images)

Umschlaggestaltung: Sven Schrape, unter Verwendung eines Designs von Mel Four (Picador Art Department)

ISBN 978-3-293-31157-2

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Version vom 25.05.2023, 11:51h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

SOMMERWASSER

Der Klang von Blut und LuftSie hätte weiterlaufen könnenDie Tage der ersten PflanzenDas Gegenteil von TanzenMotoren über den WolkenSansibarImmer WölfeEin fallender SteinLangsam ertrinkenDas Kühne an diesem kleinen BootGerippe von FellbootenAndere schweigende SchwimmendeDas Gewicht des WassersEinst stand nahe SemmerwasserWo die Leichen liegenWie das istDunkelheit dehnt sich ausSich seine Tornados vom Leib haltenDer Flug der FledermäuseSchattenmenschenVielleicht träumen sieFrau auf der KanteTrommelnIn seinem Körper LärmDank

Mehr über dieses Buch

Über Sarah Moss

Sarah Moss: »Was ist der Sinn des Schreibens, wenn nicht ein Streben nach Veränderung?«

Sarah Moss: »Ulysses habe ich erst gelesen, als ich es unterrichten musste.«

»Fiktion sollte ein Fenster sein, kein Spiegel.«

»Schreiben mag keine harte Arbeit sein, aber es ist auf jeden Fall schwierige Arbeit.«

Über Nicole Seifert

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Der Klang von Blut und Luft

Dämmerung. Kein Sonnenaufgang, kein Vogelgesang.

Licht rinnt übers Wasser, durchs Geäst. Auf dem See liegt der Himmel, füllt die Bäume, schwer in den Zwischenräumen der Kiefernnadeln, sitzt zwischen Grashalmen und sprenkelt die Kiesel am Strand. Obwohl zwischen Wolke und Land kein Abstand ist, der Regen keinen Platz zum Fallen hat, regnet es; der Klang von Wasser auf Blättern und Borke, auf Dächern und Steinen, Fenstern und Autos inzwischen so beständig wie der Klang von Blut und Luft im eigenen Körper.

Man würde früh genug bemerken, wenn es aufhörte.

Sie hätte weiterlaufen können

Justine hat so geschlafen wie damals vor einem frühen Flug. Man wacht auf, um zu gucken, wie spät es ist, fühlt in der Dunkelheit nach dem Handy, der Taste, die man auch im Schlaf findet. Es sagt, noch nicht, es sind noch Stunden, Stunden, die du warm und selbstvergessen verbringen kannst, fast genauso viele wie beim letzten Gucken.

Man träumt von Kofferpacken und Hektik und wacht erneut auf: Gleich muss es so weit sein, vielleicht ist es schon zu spät, aber es sind nur zwanzig Minuten vergangen. Wieder schlafen, wieder aufwachen, die kurze Sommernacht dauert unwahrscheinlich viele Stunden, irgendwas tief im Gehirn, irgendeine urzeitliche Verdrahtung oder Einstellung, die ursprünglich für den Beginn der Lachswanderung zuständig war oder dafür, in welcher Woche die Beeren reif sind, ist unfähig, zur Ruhe zu kommen. Sie kann keinen Wecker stellen, denn der würde Steve wecken, aber etwas in ihrem Kopf – in dem Teil, der sich ums Atmen und ums Herz kümmert und noch im Schlaf die Kinder hört – kennt die Zeit, liest die Erdkrümmung und die Himmelsrichtung.

Sie macht die Augen auf, betrachtet die Kiefernvertäfelung, keine dreißig Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, die Astlöcher und Blasen im Lack, der sich rau anfühlt, wie verschorfte Haut. Es würde keinen Flug geben, weder in diesem Sommer noch im nächsten. Wer konnte es sich jetzt leisten zu reisen? Hätte sie gewusst, denkt sie, hätte sie gewusst, dass für sie mit den Jahren keine finanzielle Entspannung, geschweige denn Sicherheit eintreten würde, hätte sie die guten Zeiten erkannt, als sie da waren, wäre sie mehr gereist, als sie jung war, sie hätte eins dieser Tickets gekauft, einen dieser Pässe, und wäre überall hingefahren, vom Norden Norwegens nach Sizilien, von Istanbul in die Grafschaft Clare. Sie hätte sich ein Jahr freigenommen, mehrere Jahre, ehe sie sich mit Steve niederließ, hätte es mit Kellnern finanziert oder wie auch immer. Hätte sie damals das Selbstvertrauen gehabt, hätte sie gewusst, wie man einen Reisepass beantragt und ein Ticket kauft und ein Flugzeug besteigt, als sie jung genug war, um fortzugehen. Sie hätte nach Paris und Wien fahren können, nach Venedig. Schwer vorstellbar, wie sie nun je Weinberge über dem glitzernden Meer sehen sollte, silberblättrige, reifende Oliven oder einen sonnenbeschienenen Orangenhain. Wahrscheinlich spielt es auch gar keine Rolle. Aber es wäre schön gewesen, wenn die Kinder Sprachen hörten, die sie nicht sprechen, oder noch nicht sprechen, wenn sie etwas äßen, das sie nicht kannten, Straßen überquerten, auf denen die Autos auf der falschen Seite fuhren, wenn sie mit eigenen Augen sähen, dass die Welt groß ist und man die Dinge vor allem aus Gewohnheit so tut, wie man sie tut. Nicht dass man nicht auch in Manchester noch andere Sprachen hört. Nicht dass es nichts Unbekanntes zu essen gäbe. Nicht dass ihre Kinder Unbekanntes überhaupt äßen, nicht dass sie irgendein Interesse an Sprachen zeigen würden.

Egal, jetzt ist es so weit, fünf Uhr früh, wie geplant, und schon hell. Zeit, rauszukommen, um wieder zurück zu sein und geduscht, wenn die Jungs Frühstück wollen. Andere Menschen bleiben im Urlaub im Bett, erst recht, wenn sie die halbe Nacht wach gehalten wurden von diesen egoistischen Arschlöchern mit ihrer lauten Musik, die gewusst haben müssen, dass sie den kleinen Kindern und deren Eltern und den alten Leuten und überhaupt allen den Schlaf und damit den nächsten Tag ruinierten. Justine hatte es nicht viel ausgemacht, sie hatte einfach auf ihrem Tablet gelesen, bis sie so schläfrig war, dass es sie nicht mehr störte, und die Kinder verschliefen es, wie sie zu Hause den Rauchmelder verschliefen – immer wieder erheiternd –, aber Steve hatte sich ziemlich aufgeregt, und Justine wettete, dass die Familie mit dem Baby eine schlechte Nacht hatte, zumal sie direkte Nachbarn zur Rechten waren. Zweimal hatten die diese Woche schon Party gemacht, nicht unbedingt ein Problem, mit dem man rechnete hier draußen, ganz am Ende der Straße, wo man hinkam, um Ruhe und Frieden zu finden – egal, sie bewegte sich langsam zum Bettrand, ohne sich umzudrehen oder aufzurichten oder die Decke so zu verziehen, dass Steve einen Luftzug verspürte, nicht dass ihm je in den Sinn käme, ihre Ruhe zu schützen, indem er sich mäßigte, wenn er schlaflos hustete, sich kratzte und herumwarf wie ein Walross. Er setzte sich ja beim Pinkeln nicht mal hin, seit er mitten in der Nacht aufstand, um zu pissen wie ein Pferd, weckte sie lieber, als sich dieses eine Mal hinzusetzen wie eine Frau. Die Wand ist dünn, sagt sie, ich kann alles hören, das ist nicht schön. Das ist abstoßend, wenn man hier liegt und dieses aggressive Pinkeln hört von jemandem, der sich verdammt noch mal einfach hinsetzen könnte, es aber nicht tut, weil die Männlichkeitspolizei in seinem Kopf sogar mitten in der Nacht aufpasst, durchs Fenster späht oder sich im Wäschekorb versteckt. Der zugegeben durchaus groß genug wäre für ein paar Bullen. Sie hat keine Ahnung, wie sie die ganzen Klamotten bei diesem Wetter trocken kriegen soll, nicht dass man in Schottland mit Sonne rechnen würde, aber Tag für Tag Wolkenbrüche, das war schon etwas heftig – schön und gut, dass es in der Hütte eine Waschmaschine gab, aber Sachen mit der Hand zu waschen war einfacher, als sie ohne Trockner trocken zu kriegen. Nass werden ist immer der leichtere Part. Geschickt rollt sie sich auf die Füße und senkt den Kopf, während alles verschwimmt und dunkel wird und rauscht und dann wieder scharf wird. Niedriger Blutdruck, sie wird ewig leben. Sie weiß inzwischen, wo der Boden knarrt, macht einen großen Schritt über die abgenutzte Stelle. Steve wird jammern, wenn sie ihn weckt, versuchen, sie zum Sex zu bewegen, vom Laufen abzubringen. Ihn abzuwehren wird nicht schwer, aber dann hat ihr Tag begonnen, dann tickt die Uhr, alles, was sie als Ehefrau und Mutter in den Ferien machen muss, aufräumen, Frühstück und den Kindern was bieten, Erinnerungen schaffen und auf jeden Fall Fotos davon machen, falls sie am Ende doch nicht so erinnernswert sind. Sie schlängelt sich dort entlang, wo der Teppich nicht abgenutzt ist. Gott, dieser Teppich, was haben sich die Eigentümer nur gedacht? Hinterhofkneipe um 1988, wahrscheinlich. Selbst wenn er sauber wäre, würde man ihn noch für schmutzig halten, wie die Sitzbezüge in Bussen.

Sie legt ein Stück Klopapier in die Toilette, um das Geräusch zu dämpfen, beugt sich vor, spült nicht. Wäscht sich ordentlich die Hände, Imperial-Leather-Seife für das nostalgische Urlaubsvergnügen, die wirkte vor dreißig Jahren so vornehm und katapultiert sie immer zurück in Libbys Haus, wo es auch Markenkekse gab und echte Cola. Man sollte sich das Gesicht in ihrem Alter nicht mit Seife waschen, das trocknet die Haut aus und macht Falten, aber sie mag das gespannte, saubere Gefühl, und sie hat weder trockene Haut noch Falten. Sie schöpft sich Wasser in den Mund, das anders schmeckt als zu Hause, mehr nach draußen, nach wachsenden Pflanzen und feuchter Erde. Noch eine Handvoll, nicht dass sie im Regen viel schwitzen würde, aber mit mehr Flüssigkeit an Bord ist es leichter.

Sie hat ihre Sachen gestern Abend hiergelassen. Die Unterhose von gestern, die in die Wäsche kommt, wenn sie zurück ist; der Angstmoment, als sie kämpft, um die Ellbogen durch ihren Sport-BH zu bekommen. Irgendwann, denkt sie, irgendwann wird noch mal eine Frau dabei sterben oder sich zumindest die Schulter ausrenken, und das Ausziehen, wenn er nass ist, wird noch schlimmer. Wahrscheinlich braucht sie ihn nicht mal, diesen extra engen BH, aber es heißt immer, man muss, egal wie klein die Titten sind, sonst geschieht Schreckliches. Laufsocken, Steve hat keine Ahnung, wie teuer, aber es ist ein Unterschied, und sie hat nur das eine Paar, billiges Unterhemd, made in Bangladesh, zweifellos von Kindern hergestellt, die jünger sind als ihre, aber was soll man machen (es nicht kaufen, natürlich). Beim Laufen im Regen ist entscheidend, so wenig wie möglich anzuhaben, die Haut ist wasserundurchlässig, es sind die nassen Stoffschichten, wegen denen man friert, von der Reibung gar nicht zu reden. Capri-Leggings, sie hat sich die Beine nicht rasiert, warum auch bei dem Wetter, aber jeder andere Irre, der bei diesem Regen draußen ist, wird Besseres zu tun haben, als darüber nachzudenken.

Sie sieht in den Spiegel. Vielleicht täuscht sie sich auch wegen der Falten. Na und?

Mit beiden Händen langsam die Klinke drücken, an der Tür der Kinder haltmachen, um zweierlei Atem zu unterscheiden, zögern, ob sie den einzigen Schlüssel mitnehmen und sie einschließen soll, sodass sie im Fall eines Feuers durch die Fenster müssten, die niedrig sind und sich leicht öffnen lassen, und es gibt ja auch keinen plausiblen Grund für ein Feuer, oder ob sie den Schlüssel hierlassen soll, was bedeutet, dass sie die Tür nicht abschließen kann und sich drei geliebte Seelen schlafend und wehrlos im Wald befinden, oder jedenfalls zwei geliebte Seelen und eine überwiegend geduldete. Feuer, denkt sie, ist wahrscheinlicher als mordende Irre, man hat zwar schon von Psychopathen gehört, die in Ferienanlagen herumhängen, aber nur in Amerika, und das Gute daran, sich am Ende einer zehn Meilen langen Sackgasse zu befinden, sind die beschissenen Fluchtmöglichkeiten. Es sei denn, natürlich, der Irre plant, sich im Wald zu verstecken, bis es dunkel ist, aber um diese Jahreszeit ist es nicht viel dunkel, und hätte die Polizei nicht Hunde dabei? Er könnte auch durch den See schwimmen, jedenfalls wenn er an einen Neoprenanzug gedacht hat. Oder sie. Serienmörderinnen gibt es wahrscheinlich auch, war da nicht eine in Japan, obwohl das eher Lebensversicherungsbetrug war als Sadismus, nicht dass es für die Opfer ein großer Unterschied wäre, aber ein Betrüger tötet einen wahrscheinlich schneller als ein Sadist, also vielleicht doch. Man müsste den Neoprenanzug schon anziehen, wenn man sein mörderisches Spiel beginnt, schließlich will man das nicht zwischen dem Verbrechen und dem Verlassen des Tatorts machen, das ist ja noch schlimmer, als einen Sport-BH anzuziehen. Gott, guck dir den Regen an. Es hat eigentlich keinen Sinn, überhaupt irgendwas am Körper zu haben; hätte sie ihren Badeanzug dabei, würde sie den anziehen. Immerhin kann es so nicht den ganzen Tag bleiben, so viel Wasser kann da oben gar nicht sein. Sie setzt sich auf die Veranda, um sich die Schuhe zuzubinden, das Handy-Armband anzulegen und die Musik auszusuchen. Wahrscheinlich sollte sie hier bewusster laufen, auf den Wind in den Bäumen hören und das Schwappen des Sees und die Vögel, die verwirrt genug sind, um in dieser Sintflut zu versuchen zu fliegen, aber scheiß drauf, sie braucht Musik für die Füße, Musik, die ihre Füße mit dem Boden verbindet, damit sie nicht darüber nachdenken muss. Es ist, wie sie sieht, noch nicht mal halb fünf, sie hat zwei Stunden, wenn sie will, kann sie schnelle zwanzig Kilometer einschieben, aber wenn sie das tut, wird sie den ganzen Tag lang essen und die Kinder werden jedes Mal, wenn sie sie sehen, auch was wollen, aber sie weiß, dass sie es sowieso tun wird. Sie hat zwei Erdnuss-Protein-Riegel in ihre Bindenpackung im Koffer gesteckt, der einzige Ort, an dem wohl kaum jemand suchen wird, und sie ist nicht zu stolz, um sie im Bad zu essen, wenn es sein muss.

Und los, Füße trappeln, Herz und Lunge, überrascht, arbeiten. Kaltes Wasser auf bettwarmer Haut, und warum genau macht sie das noch mal? Die Ferienanlage liegt im Schlaf, Vorhänge zugezogen, Autos voller Regenperlen. Die Blockhütten, denkt sie wieder, sind eine dumme Idee, Amerika oder vielleicht Skandinavien entliehen, jedenfalls einem Land, in dem es seltener regnet als in Schottland, wann hat man irgendwo in Großbritannien schon Gebäude aus Holz gesehen? Torf, wennschon, hier oben, Stein, wenn man hat, der verrottet nicht. Sie sehen aber nicht skandinavisch aus – nicht dass sie schon mal da gewesen wäre, aber sie hat Fotos gesehen –, sie sehen alt aus, eine unattraktive Mischung aus weich werdenden Holzwänden und billigen Plastikfenstern, die Art Gartenschuppen, den man früher oder später abreißen muss. So eine für ein paar Wochen zu mieten, ist das eine, auch wenn es wettermäßig offensichtlich die falschen Wochen sind, aber selbst, wenn man die Mittel hätte – käme es nicht dem Eingeständnis einer Niederlage gleich, eine zu kaufen? Man muss sich ja nur das Gebälk angucken, um zu sehen, dass es Abschreibeobjekte sind, hätte man Geld, könnte man es also genauso gut für Visa und Flugtickets ausgeben, statt in den angeblich besten Wochen des Jahres zuzugucken, wie sich der See mit Regen füllt. Wenn sie das nächste Mal Internet hat, muss sie mal nach dem Kontostand gucken. Steve hatte recht, das gibt sie zu, Zelten wäre ein Fehler gewesen, schlimmer als zu Hause bleiben, aber diese Hütten sind nicht billig, nicht während der Schulferien. Wenn sie wieder zu Hause sind, wird sie den Jungs neue Schuluniformen kaufen müssen, Noahs Knöchel haben schon Wochen vor Schuljahresende rausgeguckt, und sie muss für ihn nach Eddies alten Tennisschuhen suchen, und muss das Auto nicht bis Ende des Monats zum TÜV? Sie können es natürlich immer einfach ein paar Wochen lang nicht benutzen, bis die Gehälter da sind, wäre nicht das erste Mal, sie nimmt das Rad und Steve den Bus, das Auto ist eigentlich sowieso ein Luxus, vielleicht sollten sie es verkaufen, solange es noch was wert ist. Sie springt über eine Pfütze, spürt, wie sich ein kalter Muskel dehnt. Sie könnte um diese Zeit alles machen, Wäsche klauen, die auf einigen Veranden auf den Ständern hängt – so wird das nichts, denkt sie, die Luft ist zu feucht, sie müssen sie reinholen – oder ein Boot vom Steg losmachen und damit die Inseln erkunden, eins dieser bescheuerten Riesenautos anzünden, trocken genug dürfte es unter denen sein, aber das wird sie nicht tun, weil sie jetzt läuft, und wenn man einmal losgelaufen ist, hält man nicht an, nicht mal, um Sachen anzuzünden, die angezündet gehören. Sie könnte sich vorstellen, dass das alte Paar von nebenan schon wach ist, ihn hat sie gestern um diese Zeit mit seinem Tee an der zum Regen hin offenen Terrassentür sitzen sehen, man sagt ja, alte Menschen sind früh auf. Vielleicht ist er wach und liest im Bett. Vielleicht liegen er und seine Frau morgens beieinander und reden oder vielleicht … was für ein schöner Gedanke, dass das in der Zukunft warten könnte. Nach weiteren fünfundzwanzig Jahren mit Steve. Oder auch nicht. Weiß Gott, was dieses Paar hier den ganzen Tag lang macht, die Frau braucht zehn Minuten, bis sie es schlurfend und sich festklammernd ins Auto geschafft hat, wandern oder Boot fahren oder Radfahren können sie nicht, und was geht hier sonst? Steve sagt, er hätte auf dem Rückweg vom Pub mit dem Mann geredet, sie haben die Hütte vor dreißig Jahren brandneu gekauft und überlegen jetzt zu verkaufen. An eine nette Familie von hier, hat er gesagt, erzählte Steve, diese Generation kapiert es einfach nicht, oder, welche nette Familie von hier hat denn so viel Geld? Jedenfalls hat der Alte gesagt, seine Frau hätte es nicht mehr so mit dem Laufen und bleibt nicht gern allein, also hätte es wirklich nicht mehr viel Sinn, man komme ja nur noch, um dem Regen zuzusehen. War geradezu gruselig, sagte Steve, er hatte so traurige Augen, da ist mir das blöde Auto egal.

Den Strandweg entlang, wo die Boote zu Wasser gelassen werden, jedes Blatt hüpft unter Regentropfen, glitschiger Matsch, der Trick ist, kurze Schritte zu machen, gar nicht lange genug auf dem Boden zu bleiben, um auszurutschen, wie auf Eis, die Füße sollten in der Luft bleiben, sich abdrücken, statt zu landen. Justine wird nie werden wie die Frau des alten Mannes, sie wird immer weiterlaufen, bis sie stirbt. Man soll nicht so urteilen, das weiß sie, sagt sie auch den Jungs, niemand ist absichtlich dick oder langsam, niemand beschließt eines Tages beim Aufstehen, so viel zu essen, bis er sich nicht mehr bewegen kann, also habt Mitgefühl, Jungs, einfach menschlichen Anstand, aber manchmal sieht man, wenn man schnell läuft, schweißnass, Leute, insbesondere alte Damen, Puder und Lippenstift, die einen böse angucken, während sie mit einem dieser Trolleys zum Laden an der Ecke wackeln, weil sie sich seit der Menopause nicht mehr die Mühe gemacht haben, etwas zu heben, das schwerer wäre als ein Keks. Gar nicht damenhaft, Netzhemd und rotes Gesicht, sollte zu Hause sein bei ihren Kindern. Oder diese gewaltigen Frauen damals in Scarborough, die wie Milchwagen über die Promenade schwankten und ihr dünne Ziege zuriefen, und sie dachte, was wollt ihr denn machen, hm, mich jagen, nur zu, Schätzchen, nur zu. Man kam nicht umhin zu denken, hättet ihr mal mehr hiervon gemacht, wärt ihr jetzt nicht so, oder?

Die Zufahrt zur Straße hoch, zum Ende der Straße, die Steine hart in weichem Matsch. Um die Schranke herum, die mit einem elektronischen Schlüssel aktiviert werden muss, als rechneten die Besitzer der Ferienanlage mit Rammböcken oder Terroristen mit Lieferwagen. Besser auf den Asphalt. Die Nacktschnecken sind rausgekommen, diese grellorangenen, und in den Pfützen sind ertrunkene Würmer, weiß geschwollen wie tote Haut. Sie läuft auf Zehenspitzen geschickt um die schleimigen Körper herum. So sollten Dinge nicht gemacht sein, ungeschützt, einfach rumliegen und auf scharfe Schnäbel und schnelle Flügel warten, auf Stiefel und Reifen. Richtige Lebewesen rennen weg, wenn man auf sie zuläuft. Keine Autos, sie braucht sich nicht die Mühe zu machen, auf sie zu lauschen, dreht die Musik auf, während ihr Körper seinen Rhythmus findet. So. Am Pub vorbei, hoch zu dem großen Parkplatz unter Bäumen am Ende der Straße, der jetzt leer ist, bis auf ein illegales Zelt am Waldrand nahe des Picknickplatzes. Seit Tagen steht das da. Man sollte meinen, Camper wollten entweder auf dem Zeltplatz am Wasser sein mit den Duschanlagen und Spülbecken, oder richtig ab vom Schuss, oben in den Bergen. Ein bisschen komisch ist das schon, hier so am Rand der Siedlung zu lauern. Und die schlafen, denkt sie, direkt auf der anderen Seite des blauen Stoffes liegen sie auf dem Boden. Würde nicht jeder Psychopath im Neoprenanzug mit denen anfangen, in die Hocke gehen und den Reißverschluss aufziehen, reinschauen, mit Gummi vermummt. Sie kann sehen, wo eine Schulter an die Zeltwand drückt, die innere Schicht in verheerendem Kontakt mit der äußeren. Armer Kerl. Es sei denn, natürlich, er ist der Psychopath. Irgendwo müssen die ja schlafen, Serienmörder müssen tatsächlich auf der Lauer liegen, und das am besten, wo Menschen in der Nähe sind. Ach, hör auf, wahrscheinlich nur irgendein Kerl, der sich den Zeltplatz nicht leisten kann, hat sie das nicht selbst so gemacht, vor langer Zeit in den Pennines, wild zelten und sich für eine heiße Dusche auf den Zeltplatz mogeln? Ihre Füße finden den Weg, tragen sie auf den beginnenden Bergwanderweg. An einem der nächsten Tage wird sie ganz da hochlaufen, es ist ein leichter Weg, aber nicht bei Regen, sie würde von oben gar nichts sehen, und geht es nicht darum beim Bergsteigen, von oben auf die Leute herabzublicken, die das nicht gemacht haben?

Außer Atem, nicht zu schnell jetzt. Nach den ersten zehn Minuten ist da dieses Gefühl, als würdest du in einen anderen Gang schalten, als laufe der Motor jetzt rund, jeden Moment wird es so weit sein, und inzwischen guck dir die Eichen an, ihre blaue Tiefe, und die Regentropfen, die wie Weihnachtsschmuck von den Kiefernnadeln hängen, und ihr Oberteil verfärbt sich dunkel und fängt an zu kleben. Es duftet nach kalten grünen Dingen, unter ihren Füßen geben abgefallene Nadeln und Kiefernzapfen nach. Eine Pfütze überspringen, schon leichter jetzt, nasse Füße sind egal, wenn sie erst mal warm sind, und da ist es, das Umschalten, der Laufmodus, als gingst du in einen See, als sagte der Körper erst noch, was machst du denn, das Wasser ist eisig, das sind Brüste, die sollen warm sein, aber du gehst weiter, du schwimmst, du stößt dich ab und gleitest, Bauch und Lunge schwimmen wie vor deiner Geburt und es ist nicht kalt, nicht mehr, wenn du dich dran gewöhnt hast. So ist Laufen nach der ersten Meile. Dein Körper weiß, wie.

Um die kleine Landzunge herum, ein gröberer Weg, größere Steine, Fußarbeit. Hier könnte sie aus dem Tal in die Berge blicken, wäre da nicht diese Wolke. Auf der Lichtung die alte Steinscheune, neben den Überresten des Hauses; die Familie muss die Scheune besser gebaut haben als das Haus, vor Hunderten von Jahren, wann auch immer das war. Hier haben mal überall Menschen gelebt, den ganzen Weg entlang finden sich Ruinen von Häusern und Ställen. Bauern vermutlich, vielleicht haben sie auch ein bisschen gefischt und bestimmt ab und an was gejagt. Was eben nötig war, um über die Runden zu kommen, wie zu Hause, nur härter; kälter, schmutziger, ungemütlicher. Sie leckt Wasser ab, das ihr aus den Haaren ins Gesicht tropft; ihr Oberteil ist jetzt vor Nässe ganz dunkel, vielleicht zieht sie es einfach aus, schließlich gibt es Frauen, die mit bauchfreien Oberteilen laufen, und sie ist genauso gut in Form wie andere, sichtbare Bauchmuskeln nach zwei Kindern, in ihren Vierzigern, trotzdem, eine Frau in ihrem Alter, aber vielleicht sollte sie alles ausziehen, das ganze Zeug, bis auf die Schuhe und die teuren Socken, das würde die Schurken in den Bäumen schon vertreiben, eine Frau im mittleren Alter mit altmodischem Busch, die zwölf Kilometer in einer Stunde schafft. Na ja, manchmal, fast. Nicht dass sie es messen würde, nicht dass es ihr wichtig wäre. Wenn es Steve nicht gefällt, wenn er Pornos guckt und die Alternativen kennt, hat er Verstand genug, es nicht zu sagen. Sie sollten wirklich bald mal wieder, egal, wie dünn die Badezimmerwände sind, es muss zwei Wochen her sein, drei – vier? – auch wenn ihr gar nicht danach ist, scheint es ihnen gutzutun, als würde man die Fahrradkette ölen, es muss keinen Spaß machen, aber es verhindert, dass alles auseinanderfällt.

Die Wolke schiebt sich vor ihr über den Weg. Bergauf, Vorsicht, loser Schotter. Schneller, bis oben ist es nicht mehr weit, ein bisschen Kardio-Training. In ihrem Knie flackert Schmerz auf, das ist auch so was, und der Nebel wird dünner, sie sieht ihn unter ihren laufenden Füßen liegen, den Loch und das Tal füllen. Es ist nicht klar hier oben, regnet immer noch, kein blauer Himmel oder so, sie kann nicht mal die andere Seite des Wassers erkennen, aber wer will das auch sehen, den Strom von Autos und Lastwagen und Bussen, die Richtung Highlands fahren, jedes Paar Gummistiefel, jede Packung Shortbread? Jede englische Familie, die sich eingeredet hat, die Südküste wäre überfüllt und teuer und die prächtige schottische Landschaft mache das Wetter wett, quetscht sich diese eine Straße entlang, um an ihrem Ende in die Berge und an die Küste gespült zu werden. Wer will da zugucken? Deshalb hat sie die Ferienanlage auf dieser Seite genommen. Hier sollte man einen anderen Schlag Menschen treffen, Justines Menschenschlag, der nicht ständig frittiertes Essen und warme süße Milchgetränke braucht, keine Geschenkeläden und öffentlichen Toiletten, Leute, die rauswollen aus ihren Autos, die keine Angst haben vorm Wetter, deren Vorstellung von Spaß beinhaltet, die eigenen Füße zu benutzen, um von alldem wegzukommen. Das könnte man jedenfalls denken; soweit sie sehen kann, haben die meisten anderen ihre Hütten noch gar nicht verlassen, höchstens, um mit dem Auto zu fahren, die müssen jeden Tag Stunden damit verbringen, die Straße rauf und runter zu fahren, kein Wunder, dass es nicht sicher ist, die Kinder Rad fahren zu lassen.

Schmal zwischen den Bäumen hindurch, Wurzeln ädern den Weg, mitten durch die Pfützen jetzt, nasser geht es sowieso nicht. Bald werden die Wanderer rauskommen, die den gesamten Weg ablaufen, mit riesigen Rucksäcken und nackten Waden, was wegen der Zecken nicht klug ist, nicht hier; durch Hostel-Buchungen dazu verdammt, einen Tagesmarsch zu machen, egal, wie das Wetter ist. Sie könnte den ganzen Weg laufen, denkt sie, sie hätte Lust dazu, aber nicht mit einem dieser Säcke. Sie würde gern von Penzance nach John o’ Groats laufen, von Paris nach Wien. Gut, vielleicht nicht über die Berge, aber kann man nicht auch drum herum, vielleicht an der Donau entlang? Mit ein paar Pässen käme sie aber wahrscheinlich klar, was andere mit dem Rad schaffen, kann Justine auch laufen. Sie würde gern von San Francisco nach Vancouver laufen, nicht dass sie die Kinder nicht vermissen würde.

Hinter der Musik verändern sich die Geräusche. Wind fegt über den Hang, schreckt die Bäume auf, weht ihr den Regen seitlich ins Gesicht. Na gut, los, mach mich nass.