Sonette an Heldinnen und Helden der Geschichte - Jochen Windheuser - E-Book

Sonette an Heldinnen und Helden der Geschichte E-Book

Jochen Windheuser

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Beschreibung

Was sind Helden, Heldinnen? Historisch-klassisch sind es Einzelkämpfer mit Schwert und schimmernder Rüstung. Im coronageprägten Heute sind es Pfleger auf Intensivstationen oder einfach Verkäuferinnen an der Kasse, die durchhalten. Der Autor hat einen subjektiven Blick auf Heldentum. Die von ihm ausgewählten historischen Gestalten folgen ihren Idealen, ihren Ideen, ihrem eigenen Weg, oft christlich inspiriert. Nicht wenige scheitern, werden ermordet, sterben früh. Jedem und jeder der 25 Männer und Frauen ist ein Gedicht gewidmet, in der strengen Form eines Sonetts. Kurze Lebensläufe werden vorangestellt, dazu Portraitskizzen, gezeichnet von Dietmar R. Horbach, die auf der Grundlage bekannter Fotos oder Gemälde die subjektiv empfundenen Charakteristika der Person hervorheben.

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Seitenzahl: 39

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… den vielen stillen Helden,

deren Namen die Geschichte nicht aufbewahrt

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gudridur Thorbjarnardottir

Franz von Assisi

Elisabeth von Thüringen

Jeanne d’Arc

Thomas Müntzer

Thomas More

Giordano Bruno

Pocahontas

Friedrich Spee von Langenfeld

Olympe de Gouges

Franz Schubert

Robert Blum

Rosa Luxemburg

Auguste Kirchhoff

Janusz Korczak

Edith Stein

Cato Bontjes van Beek

Sophie Scholl

Leo Drabent

Dietrich Bonhoeffer

Mahatma Gandhi

Elsa Brandström

Camilo Torres

Martin Luther King

Nelson Mandela

Informationen zum Autor

Informationen zum Zeichner

Vorwort

Dieses Buch entstand in Corona-Zeiten. „Heldinnen und Helden“ hatten Konjunktur: Pflegekräfte, Verkäuferinnen. Welch eine begrüßenswerte Veränderung der Aura dieses Begriffs!

Das klassische Bild vom Helden, von Achill bis Zorro, ist der Einzelkämpfer mit Schwert oder Pistole. Die Geschichte wimmelt von solchen Gestalten, meist literarisch überhöht, oft für Propaganda missbraucht, selten so trefflich und ohne Häme karikiert wie der „Held Hogan“ beim trinkfesten irischen Schriftsteller Brendan Behan.

Als ich einmal Kriegserinnerungen der Vätergeneration las, stieß ich auf ein merkwürdiges Wort: „Heldenklau“. Es ging darum, dass in der deutschen Wehrmacht im Weltkrieg hohe Offiziere anderen Heeresabteilungen Soldaten wegnahmen, um sie bei eigenen militärischen Aktionen zu „verheizen“. Die Betroffenen reagierten darauf mit dieser verzweifelten Selbstironie.

Ein gefährliches Wort, schillernd, belastet, weit auslegbar. Und doch anziehend. Helden sind Sehnsuchtsbilder, schon für Kinder und Jugendliche (jedenfalls männliche), aber sie können uns ein Leben lang im psychischen Untergrund begleiten, als nagender Anspruch im ach so mäßigen Alltag. „So solltest du eigentlich leben!“

Irgendwann faszinierte mich eine historische Gestalt, es war Friedrich Spee von Langenfeld, und ich habe versucht, ein Gedicht über ihn zu schreiben. Dann und wann übertrug ich die Idee auf andere interessante Menschen der Geschichte, die Sammlung wuchs, und ich fragte mich: Warum habe ich diese Menschen ausgewählt? Gibt es einen Begriff für sie, eine griffige Überschrift?

Als sich mir das Wort Held, Heldin aufdrängte, wurde mir klar: Helden, das sind für mich nicht die mit dem Schwert. Viele in diesem Buch, nicht alle, meiden Gewalt, suchen Frieden. Gescheiterte sind darunter, früh Ermordete oder an einer Krankheit Verstorbene, manchmal von ihren Zeitgenossen oder später ausgenutzt, manche waren eigenwillige Charaktere, auch selbst nicht einwandfrei – aber immer solche, die mutig ihren Idealen folgten, ihrer Idee, ihrem eigenen Weg, oft christlich inspiriert.

Manche werden in ihrem Sonett auch kritisch gesehen, wie Jeanne d’Arc, die einzige „klassische“ Heldin. Franz Schubert fällt aus dem Rahmen, ein „Anti-Held“, der eine unglaublich kreative Fülle einem kurzen verkorksten Leben abtrotzen musste. Einige von Faschisten Ermordete sind dabei, vor denen ich, ein Nachkriegskind, mich verneige.

Gewiss – die Auswahl bleibt meinem Kulturkreis verhaftet: Deutschland, Europa.

Noch ein Wort zur Form der Gedichte. Es sind durchweg Sonette mit immer gleichem Reimschema und konsequent jambischer Rhythmik. Diese klassische, u.a. auf Petrarca und später Shakespeare zurückgehende lyrische Form hat mich angezogen; vielleicht ist gerade sie auch angemessen, um den Ernst des Themas auszudrücken.

In viele Sonette sind kleine Originalzitate der jeweiligen historischen Person eingestreut und durch Anführungsstriche gekennzeichnet.

Den Sonetten vorangestellt sind kurze Lebensläufe der betreffenden Personen, weil einzelne womöglich nicht jedem Leser bekannt sein dürften. Das erspart den Blick in das von mir auch hier als Quelle geschätzte Wikipedia.

Dietmar R. Horbach, selbst Buchautor, aber auch der bildenden Kunst verpflichtet, hat die Portraitskizzen zu jeder historischen Person gefertigt. Die Zeichnungen beziehen sich jeweils getreulich auf bekannte Fotos oder zeitgenössische Gemälde, bei einigen wenigen auf spätere, künstlerisch stilisierte Darstellungen, betonen aber subjektiv bestimmte individuelle Charakteristika.

Bremen, im November 2020,

Jochen Windheuser

Gudridur Thorbjarnardottir 980 - 1019

Gudridur Thorbjarnardottir war die Tochter eines Häuptlings und Godenpriesters auf der Snaefellsnes in Island. Die Saga von Erik dem Roten, dem Wikinger, der den Süden Grönlands besiedelte, beschreibt sie als schöne und außergewöhnliche Frau. Sie folgte ihrem Vater nach Grönland.

Ihren ersten Mann verlor sie durch eine Seuche, ebenso ihren zweiten, einen Sohn Eriks. Ihr Schwager Leif Eriksson nahm sie auf. Mit ihrem dritten Mann, einem Isländer königlichschwedischer Abstammung, organisierte sie eine dreijährige Expedition nach Vinland im heutigen Kanada. Dort gebar sie ihren ältesten Sohn Snorri, vermutlich der erste in Amerika geborene Europäer.

Fortan lebte sie mit ihrer Familie auf dem Hof ihres Mannes, Glaumbaer im nördlichen Island, recht bald erneut als Witwe.

Gudridur lebte in der Zeit des Umbruchs in Island von der nordischen Religion zum Christentum. Sie beherrschte die alten Riten, lebte aber als Christin. Wie ihr früh prophezeit wurde, unternahm sie nach der Heirat ihres Sohnes eine Pilgerreise nach Rom – damals höchst ungewöhnlich für eine Frau – und zog anschließend als Nonne in das Kloster, das ihr Sohn für sie in Glaumbaer errichtete.

Gudridur Thorbjarnardottir

Dein Vater, Sklavensohn, vererbt dir Stolz

und Mut. Ein Frauenleben ohnegleichen.