Spiel mit mir, Playboy! - Katherine Garbera - E-Book

Spiel mit mir, Playboy! E-Book

Katherine Garbera

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Beschreibung

Heiße Rhythmen, die Hitze Miamis und die sexy Tänzerin Jen in seinen Armen: Nate erliegt der Versuchung! Dabei hat sich der Clubbesitzer geschworen, niemals etwas mit einer Angestellten anzufangen. Doch mit Jen ist alles anders – hat sich der Playboy etwa verliebt?

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Seitenzahl: 214

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IMPRESSUM

Spiel mit mir, Playboy! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Katherine Garbera Originaltitel: „Taming The VIP Playboy“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 309 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Peter Müller

Umschlagsmotive: bezfamilii / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 8/2024

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751535410

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Little Havana, der von kubanischen Immigranten geprägte Ortsteil Miamis, hatte ein ganz besonderes Flair. Jen Miller spürte es jeden Tag aufs Neue, wenn sie ihr Auto in einer Nebenstraße der Calle Ocho parkte und sich auf den Weg zum Luna Azul machte. In diesem Nachtclub hatte sie noch einmal von vorn angefangen. Sie war den Betreibern des Clubs, den drei Stern-Brüdern, dankbar für diese Chance: Ein Job als Tanzlehrerin, genauer gesagt, als Salsa-Lehrerin – das war doch nicht schlecht für einen Neustart!

Die Stern-Brüder hatten einen kleinen Skandal ausgelöst, als sie vor zehn Jahren die alte Zigarrenfabrik im Herzen von Little Havana erworben und in einen der beliebtesten Nachtclubs von Miami verwandelt hatten.

Noch heute, nach all den Jahren, wurde ihnen das von nicht wenigen der alteingesessenen kubanisch-amerikanischen Einwohner des Stadtteils verübelt. Diese betrachteten die Sterns als Eindringlinge. Jen betrat das Luna Azul und blieb einen Moment lang stehen, um tief durchzuatmen. Sie blickte zur Decke, die wie ein Nachthimmel aussah und mit einem großen blauen Mond bemalt war. Luna Azul, das war Spanisch und bedeutete „blauer Mond“. Der ungewöhnlich gefärbte Himmelskörper war das Markenzeichen des Clubs; er war im Logo und auch auf den Uniformen des Personals zu sehen.

Schon jetzt fühlte Jen sich, als ob sie für immer dazugehören würde. Es machte ihr viel Spaß, hier zu arbeiten.

Besonders glücklich war sie darüber, endlich wieder tanzen zu können. Vor drei Jahren hatte sie eine falsche Entscheidung getroffen, weil sie auf ihr Herz statt auf ihren Verstand gehört hatte, und war als Folge davon vom professionellen Tanzsport ausgeschlossen worden.

Aber jetzt war sie zurück und durfte anderen Leuten ihren absoluten Lieblingstanz beibringen: die Salsa. Eigentlich war es ein lateinamerikanischer Tanz – und obwohl sie zur weißen Mittelschicht gehörte, hatte sie das Gefühl, als sei er speziell für sie geschaffen worden.

Wie sie feststellte, wurde die große Bühne schon für die Abendvorstellung vorbereitet. Heute sollte dort XSU auftreten, die englische Rockband, die Amerika im vergangenen Jahr im Sturm erobert hatte. Ihre Schwester und ihre beste Freundin hatten sie förmlich angebettelt, ihnen Karten zu besorgen – und es war ihr gelungen. Auch Jen hätte die Rockstars gern live gesehen, aber zum Zeitpunkt ihres Auftritts würde sie arbeiten müssen.

Der Club war in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Im Erdgeschoss vor der Bühne befand sich die große Tanzfläche, um die herum Tische und gemütliche kleine Separees angeordnet waren. Im Obergeschoss, wo sie die meiste Zeit verbrachte, gab es einen Übungsraum mit einer kleinen Bar sowie eine Balkonbrüstung, von der aus man das Geschehen im Erdgeschoss beobachten konnte. Doch das Schönste im Obergeschoss war die Bühne im hinteren Teil des großen Raumes, wo die berühmtesten lateinamerikanischen Gruppen auftraten. Stammgäste und Prominente tanzten jeden Abend ausgelassen zu den Salsaklängen.

Und ich bin immer mittendrin, dachte Jen zufrieden. Sie brachte den Kunden Salsa bei und zeigte ihnen, was dieser Tanz alles zu bieten hatte.

Als Jen den Probenraum betrat, begrüßte ihre Assistentin sie mit den Worten: „Du kommst wieder mal zu spät.“

„Stimmt doch gar nicht, Alison. Ich bin genau pünktlich.“

Alison zog eine Augenbraue hoch. Eigentlich war sie eine nette, humorvolle Person, und Jen betrachtete sie als Freundin, aber sie litt unter einem Pünktlichkeitswahn, den Jen weder teilte noch verstand.

„Du kannst von Glück sagen, dass noch keiner gekommen ist, um die Anwesenheit zu überprüfen.“

„Mann, Alison, immer mit der Ruhe. Wir sind da, und alles ist fertig. Ich habe übrigens eine neue CD mitgebracht.“

„Was für eine denn?“

„Eine Zusammenstellung meiner Lieblingssongs. Ich will unseren Schülern heute mal was Besonderes bieten.“

„Wieso?“, fragte Alison.

„Heute Abend kommt T. J. Martinez.“

„Der Baseballspieler? Von den Yankees?“

„Genau der. Und weil er mit Nate Stern befreundet ist, dachte ich, wir sollten lieber einen guten Eindruck hinterlassen.“ Jen wusste: Man musste die Clubbesitzer und deren Freunde bei Laune halten.

„Umso wichtiger wäre es gewesen, dass du pünktlich bist.“

„Jetzt reicht’s langsam, Alison. Der Kurs beginnt doch erst in einer halben Stunde.“

„Ja, ich weiß. Tut mir leid. Ich bin heute etwas gereizt.“

„Warum denn?“

„Wegen Marc. Die Armee schickt ihn wieder nach Afghanistan.“

„Wann?“, fragte Jen. Marc war Alisons Bruder, und sie standen sich sehr nahe. Alison sagte oft, dass er alles war, was sie hatte.

„In drei Wochen. Ich …“

Jen nahm ihre Freundin in den Arm. „Er kommt da schon heil raus. Ist er bisher doch immer. Und ich werde dir über seine Abwesenheit hinweghelfen.“

Alison erwiderte die Umarmung. „Ja, du hast recht, wird schon alles gut gehen. Jetzt erzähl mir was über die Songs, die wir heute Abend spielen.“

Sie braucht die Musik, um sich abzulenken, dachte Jen. Damit sie ihre Sorgen eine Zeit lang vergessen kann. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das so gut durchstehen könnte wie sie. Ein Bruder, der Soldat ist und immer wieder an die gefährlichsten Kriegsschauplätze abkommandiert wird. Man merkt es Alison jedes Mal an, wenn Marc wieder ins Ausland geschickt wird.

Als die Musik durch den leeren Tanzsaal hallte, begannen Alison und Jen mit ihrer Aufwärmprobe. Alison tanzte nicht schlecht, auch wenn sie im Gegensatz zu Jen in der Welt der professionellen Tanzwettbewerbe keine Chance gehabt hätte. Aber fürs Luna Azul reichten ihre Fähigkeiten völlig aus.

„Wir sind wirklich nicht übel“, kommentierte Alison.

„Ja, bestens“, erwiderte Jen. „Aber du könntest noch einen kleinen Hüftschwung einbauen.“ Sie machte es ihr vor. „Siehst du, so etwa.“

Jemand applaudierte. „Sehr gut, Miss Miller.“

Vor Schreck glitt Jen fast aus. Sie blickte zur Tür. Dort stand Nate Stern.

Er war recht groß – über einen Meter achtzig – und hatte kurz geschnittenes, dichtes blondes Haar. Sein Teint war sonnengebräunt, und er trug seine Kleidung mit einer Lässigkeit, die Jen insgeheim bewunderte. Auf seinem Kinn prangte eine kleine Narbe, die er sich im Alter von zehn Jahren bei einem Baseballunfall zugezogen hatte.

Warum weiß ich das eigentlich alles so genau? fragte sie sich. Was habe ich davon? Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Sie musste es sich eingestehen: Unter anderem hatte sie sich für diesen Job beworben, weil sie den Mann schon immer anziehend gefunden hatte. Schon vor vielen Jahren, als er noch für die New York Yankees Baseball gespielt hatte, hatte sie sein Foto in der Zeitung gesehen und war hin und weg gewesen.

„Danke, Mr. Stern. Kann ich etwas für Sie tun?“

„Ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen sprechen“, antwortete er.

„Alison, lässt du uns bitte einen Augenblick allein?“

„Das ist nicht nötig“, warf er ein. „Kommen Sie einfach kurz mit mir auf den Balkon.“

Sie atmete tief durch. Befehle nahm sie nur ungern entgegen; es bereitete ihr ein unangenehmes Gefühl, wenn jemand anderer das Sagen hatte. „Üb bitte derweil schön weiter, Alison.“

Alison nickte, während Jen den Übungsraum verließ und auf den Balkon trat. Nate Stern folgte ihr. Nach außen wirkte sie ruhig, doch innerlich war sie nervös. Dieser Job war ihre letzte Chance in der Welt des Tanzes. Wenn hier irgendetwas schiefging, würde sie das Tanzen aufgeben und die Stelle annehmen müssen, die ihre Schwester Marcia ihr angeboten hatte: als Sekretärin in der Anwaltskanzlei. Und das war so ungefähr das Letzte, was sie wollte.

„Stimmt irgendwas nicht, Mr. Stern?“

„Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe nur Gutes über ihre Fähigkeiten gehört und wollte mich heute mal selbst davon überzeugen.“

„Das heißt, Sie machen heute Abend in meinem Tanzkurs mit?“, fragte sie.

„Genau.“

Fast hätte sie ihn böse angeblickt, aber sie zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. Darin hatte sie Übung, schließlich war sie jahrelang vor Juroren aufgetreten. „Das ist ja schön. Ich glaube, einer ihrer ehemaligen Baseballkollegen ist heute auch mit im Kurs.“

„Ja, Martinez. Deshalb dachte ich mir, ich mache mal mit und schaue, wie Sie damit klarkommen, einen Prominenten in Ihrem Kurs zu haben.“

Sie riss sich zusammen, um nicht die Augen zu verdrehen. Was dachte er denn? Dass sie T. J. Martinez anders behandeln würde als ihre übrigen Schüler? „Glauben Sie, ich schaffe das nicht?“

„Keine Ahnung“, erwiderte er. „Deswegen schaue ich ja vorbei.“

So wütend sie auch war – äußerlich blieb sie ganz ruhig. „Ich bin Profi, Mr. Stern. Deshalb hat Ihr Bruder mich doch engagiert. Sie brauchen Ihre kostbare Zeit nicht in einem Tanzkurs zu verschwenden, nur um sicherzugehen, dass ich meine Arbeit richtig mache.“

Er neigte den Kopf zur Seite und schaute sie prüfend an. „Habe ich Sie mit meiner Bitte beleidigt?“

„Ehrlich gesagt … ein bisschen schon.“ Als er sie versöhnlich anlächelte, schmolz sie dahin.

„Tut mir leid, das wollte ich nicht. Aber prominente Gäste sind für unseren Club sehr wichtig; sie verschaffen uns einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Da darf nichts schiefgehen. Das verstehen Sie doch sicherlich.“

Sie nickte. „Ja, durchaus. Ich kann Ihnen versichern, dass mein Kurs heute Abend dem Ruf des Luna Azul nicht schaden wird. Und ich freue mich, wenn Sie mit dabei sind.“

„Freuen Sie sich wirklich?“

„Ja“, erwiderte sie und machte sich auf den Weg zurück zum Übungsraum. „Weil Sie sich nämlich anschließend bei mir dafür entschuldigen müssen, dass Sie an meinen Fähigkeiten gezweifelt haben.“

Sein schallendes Gelächter verfolgte sie noch bis in den Übungsraum. Sie lächelte entschlossen. Ihr war klar: Heute Abend musste sie in Topform sein, denn er würde sie genau beobachten – kritisch und herausfordernd.

Nachdenklich blickte Nate ihr hinterher und wünschte sich insgeheim, schon früher mal hier aufgetaucht zu sein. Diese junge Frau sah verdammt gut aus; sie war couragiert und witzig. Sie hatte unglaublich lange Beine und einen geschmeidigen Körper. Dass sie eine fantastische Tänzerin war, sah man schon an ihrer eleganten Art, sich zu bewegen.

Er blieb noch eine Weile auf dem Balkon stehen und blickte in den sich langsam verdunkelnden Himmel. Es war Februar und noch recht frisch. Von unten aus der Küche stiegen die Düfte des kubanischen Essens hoch, das dort zubereitet wurde.

Stets hatte er daran gearbeitet, das Image des Clubs zu formen und auch selbst diesem Image gerecht zu werden. Schließlich war er gewissermaßen das Gesicht des Luna Azul. Er verkörperte den Club nach außen. Eigentlich komisch, dass ausgerechnet ein Nicht-Latino die Symbolfigur des heißesten Nachtclubs in Little Havana war, aber die Stern-Brüder hatten genau gewusst, was sie taten, als sie ihr Geschäft vor fast zehn Jahren eröffneten.

Nate war der jüngste der drei Stern-Brüder, Justin der mittlere und Cam der älteste. Damals war es Cams Idee gewesen, die marode Zigarrenfabrik zu kaufen und in einen Nachtclub umzubauen. Justin war der Finanzexperte; er hatte alles genau durchkalkuliert und letztlich die Entscheidung getroffen, dass sie das Vermögen aus ihrem Treuhandfonds investieren und mit dem Club viel Geld verdienen könnten.

Zu dieser Zeit war Nate noch mehr an seiner Baseballkarriere interessiert gewesen und hatte nur seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. Doch zwei Jahre später hatte er sich eine üble Schulterverletzung zugezogen und seine Sportlerkarriere beenden müssen. Erst zu diesem Zeitpunkt hatte er die Entscheidung von Cam und Justin so richtig zu schätzen gewusst. Schnell erkannte er, dass auch er etwas sehr Wichtiges zum Unternehmen beizusteuern hatte.

Seine guten Kontakte zur Welt der Schönen und Reichen.

So sehr er den Baseballsport auch liebte, war er doch durch und durch ein Mitglied der Familie Stern, und das bedeutete: sehr gesellig, begierig darauf, unter die Leute zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Schon bald, nachdem er in New York seine Sportlerkarriere gestartet hatte, waren auch die Zeitungen auf ihn aufmerksam geworden und hatten auf den Klatschseiten ausführlich über ihn berichtet. Seitdem hatte er alles daran gesetzt, um im Gespräch zu bleiben.

Geschickt nutzte er seine Berühmtheit, um auch den Club in den Schlagzeilen zu halten. Obwohl er jetzt schon seit mehreren Jahren nicht mehr im Baseball aktiv war, gehörte er immer noch zu den Sportstars, deren Gesicht jeder kannte.

„He, was machst du denn hier oben?“, fragte Justin plötzlich. Er war rund fünf Zentimeter größer als Nate und hatte dunkelbraunes Haar. Beide hatten das energische Kinn ihres Vaters geerbt, ein Merkmal, das alle Männer aus der Familie auszeichnete.

„Ich habe ein paar Worte mit der Salsalehrerin gewechselt. T. J. will heute an ihrem Kurs teilnehmen, und ich wollte sichergehen, dass sie damit klarkommt.“

„Schätze, das hat Jen nicht besonders gepasst.“

„Ach, kennst du sie näher?“, fragte Nate angespannt. Er spürte einen Anflug von Eifersucht.

„Nicht besonders gut. Aber ich habe das Einstellungsgespräch mit ihr geführt. Die junge Lady ist ganz schön selbstbewusst. Sie lässt sich nicht gern gängeln.“

„Wer mag das schon?“, fragte Nate.

„Ich jedenfalls auch nicht. Aber morgen wird mir wieder so einiges in dieser Richtung blühen. Ich muss mich mit dem Stadtteilrat treffen. Die wollen unbedingt mitreden, was unsere Party zum Zehnjährigen des Clubs angeht.“

„Ärgerlich“, kommentierte Nate. „Wann begreifen diese Betonköpfe endlich, dass wir schon lange zur Community hier im Stadtteil gehören … und entschlossen sind, zu bleiben?“

„Die werden niemals Ruhe geben“, sagte Cam und gesellte sich zu seinen Brüdern. „Was macht ihr beiden denn hier oben? Ich brauche euch unten. Ihr müsst mit der Band reden, wenn sie kommt.“

„Alles ist perfekt vorbereitet“, sagte Nate. „Der Gesellschaftsreporter des Miami Herald wird auch hier sein. Mit ein bisschen Glück kommt übrigens auch Jennifer Lopez. Sie ist in der Stadt, und ihr Management meinte, sie würde vorbeischauen. Sämtliche Promi-Websites sind ebenfalls informiert. Wir bekommen jede Menge Berichterstattung.“

„Das hört man gern“, erwiderte Cam zufrieden.

„Weiß ich doch. Deswegen arbeite ich ja so hart und schlage mir die Nächte auf Partys um die Ohren.“

„Mir kommen die Tränen“, kommentierte Justin bissig. „Tu doch nicht so, als ob du ein großes Opfer bringst. Du gehst auf die Partys, weil du Spaß daran hast.“

„Natürlich ist auch Spaß im Spiel. Ich habe eindeutig die Stern-Gene geerbt. Für eine feste Beziehung, für Heim und Familie bin ich einfach nicht gemacht.“

„Genau wie Papa?“, fragte Justin.

„Genau wie er. Das ist sicher auch der Grund, warum er und Mom so unglücklich waren.“

„Dazu kam noch, dass sie so … kalt war“, fügte Cam hinzu.

Nate wandte den Blick ab. Ihre Mutter hatte niemals Kinder haben wollen, und als sie da gewesen waren, hatte sie sich so wenig wie möglich mit ihnen beschäftigt. Das hatte auf unterschiedliche Weise Auswirkungen auf die Brüder gehabt. Nate ging davon aus, dass Frauen sich grundsätzlich nicht über ihre Gefühle im Klaren waren. Seine Meinung war: Irgendwann verlassen sie dich. Und das taten sie bei ihm dann auch.

„Gut, unsere Pflichten für den heutigen Abend wären verteilt“, sagte Cam. „Justin, wie laufen deine Verhandlungen mit dem Stadtteilrat?“

„Sie ziehen sich hin. Ich habe einige von den Leuten für heute Abend eingeladen, damit sie sich davon überzeugen können, wie gut wir in die Calle Ocho integriert sind.“

„Sehr schön. Halt mich auf dem Laufenden.“

„Wird gemacht.“

Nate und seine Brüder gingen nach unten. Er blickte sich im noch fast leeren Club um und musterte die Dekoration. Der Location war wirklich nicht mehr anzusehen, dass sie früher mal eine Zigarrenfabrik gewesen war.

In jüngeren Jahren hatte er sich nie Gedanken über die Zukunft gemacht. Als er Profibaseballspieler wurde, war er automatisch davon ausgegangen, bis mindestens dreißig dabeizubleiben und anschließend Sportreporter zu werden. Aber dann war die Verletzung dazwischengekommen, und seine Träume waren zerstoben. Nein, nicht zerstoben – sie hatten sich gewandelt, hin zu diesem Nachtclub.

Er war darüber weder enttäuscht noch verbittert. Nun war eben dies sein Traumjob, er passte vielleicht sogar besser zu ihm. Er fühlte sich rundum wohl.

„Nate?“

Als er sich umwandte, sah er T. J. Martinez im Foyer. „He, T. J., mein Alter! Wie war dein Flug? Alles glatt gelaufen?“

„Alles bestens. Bin schon ganz heiß darauf, es heute mal richtig krachen zu lassen.“

„Na, dann viel Spaß“, erwiderte Nate, gab seinem Freund die Hand und umarmte ihn. „Wie ich höre, hast du dich auch für den Tanzunterricht eintragen lassen?“

„Ja, Mariah hat darauf bestanden. Sie sagte, die Lehrerin sei Weltklasse, das dürfe ich auf keinen Fall versäumen. Und Paul meinte, die Frau sei richtig heiß.“

„Kannst dich ja heute selbst davon überzeugen. Der Unterricht beginnt in einer halben Stunde. Willst du bis dahin ein Bier?“

„Klar. In der Zeit kann ich dir alles Neue über unser Team erzählen. Es gibt Gerüchte, dass man uns O’Neill abwerben will.“

Nate führte seinen Freund zur Bar, und sie plauderten über Baseball und die Spieler, die sie beide kannten. Es war noch früh und der Club noch nicht für die Allgemeinheit geöffnet. Das war Nate nur recht. So konnte er etwas Zeit mit seinem Freund verbringen.

Aber so sehr er sich auch auf die Unterhaltung zu konzentrieren versuchte – immer wieder musste er an Jen denken. Dennoch maß er diesen Gedanken nicht viel Bedeutung bei. Sicher, sie war sexy und temperamentvoll – Eigenschaften, die er an Frauen liebte. Doch es war grundsätzlich so, dass in ihm der Jagdinstinkt erwachte, wenn er über Baseball und die alten Tage redete. Das musste nichts mit ihr persönlich zu tun haben.

„Komm, gehen wir. Du sollst ja nicht zu spät zum Tanzunterricht kommen.“

„Heißt das, dass du mitkommst?“

„Klar, warum nicht? Bisher habe ich noch an keinem Salsakurs teilgenommen, und wie du schon sagtest, ist die Lehrerin sehr … begabt.“

T. J. legte den Kopf in den Nacken und lachte. Schnell tranken sie ihr Bier aus und gingen nach oben. Eigentlich hatte Nate keinen triftigen Grund, am Kurs teilzunehmen – außer dem, Jen wiederzusehen. Aber das reicht ja schon, dachte er. Das ist das Schöne daran, wenn man sein eigener Chef ist – man kann tun, was man will.

Als sie den Übungsraum betraten, tanzte Jen sich gerade warm. Ihre eleganten Bewegungen passten perfekt zum sinnlich pulsierenden Salsarhythmus der Hintergrundmusik. Nate spürte diesen Rhythmus ganz tief in sich, und seine alte Schulterverletzung machte sich bemerkbar. Das tat sie immer, wenn etwas Besonderes bevorstand. Sie war wie eine Wünschelrute, die ausschlug, wenn Ärger drohte.

2. KAPITEL

Es entging Jen nicht, dass Nate sie angespannt musterte. Er konnte die Augen gar nicht von ihr lassen, und das machte sie nervös.

Warum nur?

Warum ausgerechnet Nate Stern? Das konnte doch nur schiefgehen. Er gefiel ihr ausnehmend gut, aber er war ihr Chef. Schon einmal hatte sie sich von jemandem angezogen gefühlt, der eine Nummer zu groß für sie gewesen war – und es hatte in einer Katastrophe geendet.

Wenn ihre Schwester Marcia sie so sehen würde, würde sie die Augen verdrehen und ihr vorhalten: Du lernst wohl auch nichts dazu! Und es stimmte ja. Jen musste einfach aus Schaden klug werden. Noch einmal wollte sie so ein Fiasko nicht erleben.

Und das waren an diesem Abend nicht ihre einzigen Probleme. Nates Freund T. J. mochte ein toller Baseballspieler sein, aber er hatte absolut keinen Sinn für die Salsa. Dabei geht der Rhythmus sofort ins Blut, dachte Jen. Doch diesem Mann konnte man das Tanzen einfach nicht beibringen.

Alison übte gerade mit einigen Schülern im hinteren Teil des Probenraums, als plötzlich Lou Begas „Mambo Number Five“ ertönte. Mit ihrer Fernbedienung hielt Jen die Musik an. Zu diesem Song führten die Schüler jeden Abend den Eröffnungstanz für den Club durch. Anschließend gingen Alison und Jen hinter die Bühne und kamen zwanzig Minuten später wieder heraus, um einen Flamenco aufzuführen.

„Gut, Leute, seid ihr bereit vorzuführen, was ihr gelernt habt?“, fragte Jen. „Was ihr nicht wissen konntet, als ihr euch für die Tanzstunde eingeschrieben habt: Ihr seid die Stars der heutigen Eröffnungsnummer.“

Einige Männer stöhnten gequält auf, aber die meisten fanden die Überraschung gut und spendeten Beifall.

„Die Hauptsache ist, ihr denkt daran, dass die Musik sinnlich ist und den Rhythmus der Nacht widerspiegelt. Ihr müsst spüren, wie sie durch euch pulsiert. Und habt keine Angst, dass ihr euch lächerlich macht. Wenn ihr harmonisch zusammen tanzt, hinterlasst ihr garantiert einen guten Eindruck.“

„Ich fürchte, ich spüre den Rhythmus nicht“, meldete sich T. J. zu Wort. „Und den besten Eindruck hinterlasse ich auf dem Baseballfeld.“

„Da möchte ich Ihnen nicht widersprechen, Mr. Martinez.“

„Nennen Sie mich doch T. J.“, schlug er vor und lächelte charmant, sodass man seine strahlend weißen Zähne sah.

„Danke, gern. Weil Sie heute unser berühmter Ehrengast sind, möchte ich, dass Sie die Polonaise anführen, wenn wir den Raum betreten. Und natürlich als Erster tanzen.“

Mit dieser Polonaise im Salsarhythmus, die jeden Abend aufgeführt wurde, machten sie gleichzeitig Werbung für die Kurse. Erst führten professionelle Tänzer dem Publikum einige Salsaschritte vor. Anschließend reihten sie sich zu einer Polonaise auf und animierten die Gäste dazu mitzumachen. Und es war Nate Sterns Philosophie, die prominenten Teilnehmer besonders herauszustellen, um die Nachfrage anzuheizen. Die Leute nahmen noch lieber an so einem Kurs teil, wenn eine Berühmtheit dabei war.

„Ich glaube, dafür bin ich wirklich nicht der Richtige“, warf T. J. ein.

Jen lächelte aufmunternd. „Das klappt schon. Ich helfe Ihnen dabei.“

Sie schaltete die Musik wieder an und ging zu T. J. hinüber. Nate beobachtete jede ihrer Bewegungen ganz genau, was ihr unangenehm war.

Sie warf ihm einen bösen Blick zu, aber er lächelte sie nur an. In diesem Moment entschloss sie sich, diesem ärgerlicherweise unglaublich attraktiven Mann zu zeigen, was sie konnte. Ihm zu beweisen, dass sie viel besser war, als er glaubte.

Schließlich tanzte sie schon seit ihrem dreizehnten Lebensjahr. Sieh es doch ein, sagte sie sich, du bist es gewohnt, dass die Männer deinen Körper anstarren. Und heute Abend, ja, heute Abend soll mich dieser Nate fest im Blick haben … und begehren. Ich sehe ja nicht gerade schlecht aus, aber wenn ich tanze – dann bin ich wunderschön.

Doch leider war dieser T. J. eine harte Nuss, was tänzerische Eleganz anging. Sie musste sich also etwas einfallen lassen. „Darf ich Sie … anfassen? Ich meine, ist es für Sie okay, wenn ich Sie berühre?“

„Dagegen hätte ich überhaupt nichts“, gab er lächelnd zurück.

Sie erwiderte sein Lächeln, stellte sich hinter ihn und legte ihre Hände auf seine Hüften. „Bleiben Sie einfach ganz locker, und lassen Sie sich von meinen Händen leiten.“

Als er nickte, ließ sie die Rhythmen auf sich wirken und versuchte, sie auf seine Hüften zu übertragen. Er bemühte sich, die Beine im Takt zu bewegen, und geriet dabei ins Straucheln. „Nein, nein, einfach stehenbleiben und die Hüften kreisen lassen.“

„Ich glaube, so wird das nichts, Mrs. Miller“, warf Nate ein. „Ich zeige ihm, wie es geht.“

Erstaunt sah sie ihren Chef an, ließ T. J.s Hüften los und trat einen Schritt zurück.

Doch statt seinem alten Sportkameraden Hilfestellung zu leisten, kam Nate auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Hüften. „Bewegen Sie sich, damit ich den Rhythmus spüren kann.“

Er sagte das ganz leise, sodass nur sie es hören konnte, und sie ließ sich darauf ein. Gekonnt begann sie, sich im Takt zu bewegen.

Ganz im Gegensatz zu T. J. hatte Nate den Rhythmus im Blut und verfügte über eine angeborene Eleganz. Sie spürte: Mit ihm zu tanzen war keine Arbeit – es war das reine Vergnügen. Als er die linke Hand auf ihre Hüfte legte und mit der rechten ihre Hand ergriff, trafen sich ihre Blicke, und nichts anderes zählte mehr; nur noch sie beide existierten. In diesem Augenblick war Nate nicht mehr ihr Chef, keine Berühmtheit aus dem Stadtteil. Und er war viel mehr als ihr Tanzpartner, er war der Mann, der in diesem Moment ganz zu ihr gehörte. Während sie tanzten, sahen sie sich tief in die Augen. Ja, von Rhythmus und Sinnlichkeit verstand er etwas.

Bei der Salsa ging es um Hitze und Sex. Es war ein Verführungstanz, ein Versprechen, ein Vorgeschmack auf das, was die Nacht noch verhieß. Eigentlich hatte sie diesen Mann auf Distanz halten wollen, aber dieser Vorsatz löste sich in Nichts auf.

Nein, er würde sich durch nichts aufhalten lassen, wenn er ihr näherkommen wollte. Als die Musik erstarb und sie den Tanz beendeten, war ihr bewusst – er wollte ihr näher sein. Und auf jeden Fall stimmte es andersherum: Sie suchte seine Nähe. Er sollte ihre Hand in seine nehmen und ihr tief in die Augen sehen, während sie sich im Rhythmus bewegten.

Nate verstand selbst nicht recht, warum er sich so besitzergreifend verhielt, was Jen anging. Eigentlich ist sie doch nur eine normale hübsche Frau, dachte er – und obendrein meine Angestellte. Aber als sie T. J. berührt hat, habe ich rotgesehen. Das gefällt mir nicht.

Und je länger er darüber nachgrübelte, desto klarer wurde es ihm. Spätestens nach dem gemeinsamen Tanz … wollte er sie. Begehrte er sie. Das verkomplizierte alles. Eigentlich hatte er nur einen schönen Abend haben wollen. Doch der Tanz hatte ihm auch gezeigt, dass sie ebenfalls an ihm interessiert war.

Die anderen Kursteilnehmer applaudierten der gelungenen Vorführung. „Genauso müsst ihr es machen, Leute“, verkündete Jen. „Sicherheitshalber gibt’s noch eine Proberunde, und dann seid ihr bereit fürs Rampenlicht.“