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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Na, Doktor, wie schaut's aus?« fragte Sebastian Trenker, während er sich das Hemd zuknöpfte. Toni Wiesinger saß inzwischen wieder an seinem Tisch und schrieb ein paar Notizen auf das Patientenblatt. Auf die Frage des Bergpfarrers hob er den Kopf und runzelte die Stirn. »Schlecht, fürcht' ich, Hochwürden«, antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln. »Bei Ihnen ist für mich einfach nix zu verdienen.« Der Geistliche lächelte ebenfalls. Er hatte keine andere Antwort erwartet. Der Besuch beim Arzt gehörte für ihn ebenso zu einer gesunden Lebensführung, wie eine vernünftigte Ernährung und ausreichende Bewegung. Daß er an diesem Morgen in die Praxis Dr. Wiesingers gekommen war, lag ganz einfach daran, daß Sebastian Trenker diesen Termin viermal im Jahr, als reine Vorsorgeuntersuchung wahrnahm. »Sie sind kerngesund«, konstatierte der Dorfarzt, als der Pfarrer Platz genommen hatte. »Aber das haben S' natürlich selbst schon gewußt.« Die beiden Männer unterhielten sich noch einen Moment. Seit der sympathische Toni Wiesinger die Praxis des verstorbenen Dorf-arztes übernommen hatte, waren sie sich auch freundschaftlich verbunden. Sebastian hatte es sich angelegen sein lassen, den ›Neuen‹, ein wenig unter seine Fittiche zu nehmen, denn ganz zu Beginn hatte Toni wahrlich keinen leichten Stand bei den Dörflern. Sie waren der Meinung, daß jemand, der so jung war, kein richtiger Doktor sein könne. Einen nicht unwesentlichen Anteil an dieser Behauptung hatte Maria Erbling, die gefürchtete Klatschtante von St.
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Seitenzahl: 106
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»Na, Doktor, wie schaut’s aus?« fragte Sebastian Trenker, während er sich das Hemd zuknöpfte.
Toni Wiesinger saß inzwischen wieder an seinem Tisch und schrieb ein paar Notizen auf das Patientenblatt. Auf die Frage des Bergpfarrers hob er den Kopf und runzelte die Stirn.
»Schlecht, fürcht’ ich, Hochwürden«, antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln. »Bei Ihnen ist für mich einfach nix zu verdienen.«
Der Geistliche lächelte ebenfalls. Er hatte keine andere Antwort erwartet. Der Besuch beim Arzt gehörte für ihn ebenso zu einer gesunden Lebensführung, wie eine vernünftigte Ernährung und ausreichende Bewegung. Daß er an diesem Morgen in die Praxis Dr. Wiesingers gekommen war, lag ganz einfach daran, daß Sebastian Trenker diesen Termin viermal im Jahr, als reine Vorsorgeuntersuchung wahrnahm.
»Sie sind kerngesund«, konstatierte der Dorfarzt, als der Pfarrer Platz genommen hatte. »Aber das haben S’ natürlich selbst schon gewußt.«
Die beiden Männer unterhielten sich noch einen Moment. Seit der sympathische Toni Wiesinger die Praxis des verstorbenen Dorf-arztes übernommen hatte, waren sie sich auch freundschaftlich verbunden. Sebastian hatte es sich angelegen sein lassen, den ›Neuen‹, ein wenig unter seine Fittiche zu nehmen, denn ganz zu Beginn hatte Toni wahrlich keinen leichten Stand bei den Dörflern. Sie waren der Meinung, daß jemand, der so jung war, kein richtiger Doktor sein könne. Einen nicht unwesentlichen Anteil an dieser Behauptung hatte Maria Erbling, die gefürchtete Klatschtante von St. Johann. Die Witwe des ehemaligen Poststellenleiters brachte mit ihrer spitzen Zunge immer wieder Gerüchte in Umlauf, die meistens jeglicher Grundlage entbehrten. In einem Fall hatte sie es sogar geschafft, daß ein zufällig in St. Johann weilender Kollege den jungen Dr. Wiesinger vor das Standesgericht zitierte, weil Maria behauptete, Toni habe sie mit obskuren Heilmitteln behandelt.
Pfarrer Trenker war es zu verdanken, daß diese ungeheuerliche Behauptung entkräftet, und Toni Wiesinger freigesprochen wurde. Der Geistliche konnte nachweisen, daß nicht der Arzt, sondern der Brandhuber-Loisl, der Witwe die Salbe verkauft hatte.
Der selbsternannte Wunderheiler von St. Johann war auch der zweite Grund, warum Dr. Wiesinger darum kämpfen mußte, von den Dörflern akzeptiert zu werden. Loisl, der am Rand des Dorfes in einer heruntergekommenen Hütte hauste, verkaufte ihnen immer wieder seine selbstgebrauten Tinkturen, Kräutertees und merkwürdige Salben, die angeblich gegen allerlei Gebrechen halfen. Natürlich sah er in dem Arzt einen unliebsamen Konkurrenten, der ihm das Geschäft verdarb. Zusammen mit Maria Erbling wetterte er gegen Toni bei den Dörflern, bis es Sebastian endlich gelang, dem ein Ende zu machen.
Dennoch – das Geschäft blühte im Verborgenen! Immer wieder gelang es dem Brandhuber, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, und eine seiner besten Kundinnen war Maria Erbling. Trotz der Erfahrung, die sie inzwischen gemacht hatte, hielt sie dem Alten die Treue – hin und wieder ein Täßchen Kräutertee wirkte Wunder, davon war sie immer noch überzeugt.
Auch wenn sie inzwischen regelmäßig zur Untersuchung in die Arztpraxis kam...
Sebastian traf sie, als er gerade hinausging. Maria kam die Treppe herauf, und der Geistliche hielt ihr die Tür auf.
»Grüß Gott, Frau Erbling«, sagte er freundlich. »Wie geht’s denn immer?«
Die Frau machte ein säuerliches Gesicht.
»Fragen S’ bloß net, Hochwürden«, winkte sie ab. »Die ganze Nacht hab’ ich kein Aug’ zugetan. Ich weiß gar net, was mit mir los ist.«
»Nanu, das hört sich net gut an.«
Maria nickte.
»Net wahr, das finden S’ auch?«
»Vielleicht liegt’s am Föhn.«
Die Witwe seufzte.
»Man wird halt net jünger«, meinte sie und ging an ihm vorbei.
In der Tür drehte sie sich um.
»Und Sie?« wollte sie wissen. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
Der gute Hirte von St. Johann nickte. In den Augen der Klatschtante blitzte es dennoch auf.
Hochwürden beim Arzt – das kam doch nur alle Jubeljahre vor! Gewiß sagte er ihr nicht ganz die Wahrheit...?
Maria wurde plötzlich ganz aufgeregt. Hoffentlich dauerte es nicht zu lang’ beim Doktor. Diese Neuigkeit mußte sie unbedingt sofort ihrer Freundin erzählen.
Wenn Hochwürden zum Arzt ging, dann war er auch krank!
Sebastian hatte ihr noch einmal grüßend zugewunken und war weitergegangen. Als er nach einiger Zeit zum Pfarrhaus zurückkam, hatte er die Begegnung mit Maria Erbling längst vergessen.
*
Zwanzig gut gelaunte Wochenendurlauber saßen in dem Reisebus, der von Regensburg auf dem Weg nach St. Johann unterwegs war. Eine gemischte Gesellschaft, die sich vor der Abfahrt nicht gekannt, aber ein gemeinsames Ziel hatte – ein paar unbeschwerte Tage in den Bergen zu verbringen.
Initiator dieser Kurzreisen war Sepp Reisinger, der Wirt und Chef vom Hotel ›Zum Löwen‹. Um auch in den weniger starken Monaten, wenn das Tourismusgeschäft langsam schwächer wurde, seine Zimmer nicht leerstehen zu haben, war Sepp auf die Idee gekommen, ein besonderes Wochenendarrangement anzubieten. In Zusammenarbeit mit einem Reisebüro offerierte der drei Übernachtungen mit Vollpension und einem Unterhaltungsprogramm zu einem geradezu sensationellen Preis. Neben einer Bergwanderung gehörte dazu natürlich auch die Teilnahme am samstäglichen Tanzver-gnügen auf dem Saal des Löwen. Zwischen der Anreise am späten Freitagnachmittag und der Abreise am Sonntagmittag sollten vergnügliche und unvergeßliche Stunden liegen. Gaudi und Musik wurden garantiert.
In der letzten Sitzreihe saß Lisa Kramer. Die zweiundzwanzigjährige Verkäuferin aus der Domstadt hatte die Reise von ihren Eltern geschenkt bekommen. Sie waren der Meinung gewesen, die Tochter müsse endlich einmal ausspannen, auch wenn es nur für ein Wochenende sein würde. Neben ihr, auf der rechten Seite, saßen zwei junge Burschen, die sich ihr gleich zu Beginn der Fahrt vorgestellt hatten. Florian Brunner und Joseph Villinger.
»Kannst Sepp zu mir sagen«, hatte er lächelnd angeboten und ihr dabei tief in die Augen geschaut.
Während der Fahrt flirtete er unverhohlen mit der hübschen Verkäuferin, während sein Freund eher teilnahmslos daneben saß und aus dem Fenster schaute.
»Lang’ kann’s net mehr dauern, bis wir da sind«, meinte Sepp und sah auf seine Uhr.
Im gleichen Augenblick passierten sie das Ortschild. Schon vor geraumer Zeit hatte Lisa auf die Berge gesehen, die sich in der Ferne abzeichneten. Je näher sie kamen, um so gößer wurden sie, und jetzt zeigten sie sich in geradezu majestätischer Größe.
Der Bus hielt auf dem Parkplatz des Hotels, und die Türen öffneten sich mit dem typischen, schnaufenden Geräusch. Drau-ßen standen Sepp Reisinger und auch etliche Hotelangestellte, die beim Tragen der Koffer und Reisetaschen behilflich sein sollten. Der Gastwirt begrüßte die Reisegesellschaft und hieß sie willkommen. Dann ging es im Gänsemarsch zur Rezeption, wo die Zimmerschlüssel ausgehändigt wurden.
Lisa bekam ein Einzelzimmer, das im zweiten Stock lag. Sie wartete mit dem Kofferauspacken, eilte gleich an das Fenster und schaute auf das herrliche Panorama, das sich ihr bot. Dankbar dachte sie an die Eltern, die ihr diese schöne Reise ermöglicht hatten. Natürlich mußte sie gleich zuhause anrufen und berichten, daß sie gut angekommen waren.
Nachdem alles erledigt war, erfrischte Lisa sich in dem kleinen Badezimmer und zog sich um. Dann trat sie hinaus auf den Flur. Die Reisenden waren gebeten worden, sich in dem kleinen Clubraum zu versammeln, um darüber informiert zu werden, wie der Ablauf ihres Aufenthalts geplant war.
Als Lisa den Raum betrat, saßen einige ihrer Mitreisenden bereits dort. Auf den Tischen standen Kaffeekannen und Teller mit Kuchen. Die junge Frau suchte sich einen Platz und lächelte, als Sepp Villinger und Florian Brunner sich wenig später zu ihr setzten.
»Das nenn’ ich Service!« meinte Sepp und bediente sich von dem Apfelkuchen.
Lisa hatte sich Kaffee genommen und sah Florian fragend an, der irgendwie blaß und müde wirkte.
»Du net?«
Er schüttelte den Kopf.
»Dank’ schön«, antwortete er.
Zum ersten Mal hatte die Verkäuferin Gelegenheit ihn richtig anzusehen. Und was sie sah, gefiel ihr. Florian hatte dunkles Haar und ein gut geschnittenes Gesicht. Vielleicht war er ein wenig von der Fahrt erschöpft, aber das tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Lisa bemerkte, wie sie ihn immer wieder verstohlen beobachtete, während Sepp Reisinger seine kleine Ansprache hielt.
Der Wirt hatte noch einmal ein herzliches Willkommen ausgesprochen und erläuterte nun, was geplant war.
»Um neunzehn Uhr gibt’s Abendessen«, sagte er. »Danach haben S’ Zeit, sich ausgiebig in Sankt Johann umzuschau’n. Aber ich rat’ Ihnen, zeitig schlafen zu geh’n, wenn S’ morgen früh an der Bergtour teilnehmen wollen. Denn dann müssen S’ früh aufsteh’n.
Der Bergführer heißt Alois Vinger und ist ein erfahrener Mann. Sie können ihm also bedenkenlos vertrau’n. Damit S’ unterwegs net verhungern, bekommen S’ von uns Vesperpakete und Getränke mit. Darum möchte’ ich diejenigen, die an der Tour teilnehmen wollen, bitten, sich auf der Liste einzutragen, die ich gleich herumgehen laß, damit wir entsprechend planen können. Der Vinger-Loisl wird Sie zur Kandereralm führen, wo Sie eine deftige Mahlzeit erwartet. Franz Thurecker ist net nur ein guter Senner, sondern auch ein ausgezeichneter Koch. Natürlich haben S’ da oben die Möglichkeit, zuzuschau’n, wie der Franz seinen Bergkäs’ herstellt und davon zu kosten. Wer mag, nimmt sich ein Stückl davon mit. Bis zur Abreise am Sonntag bewahren wir ihn hier, im Hotel, im Kühlraum
auf.
Damit der Tag net zu anstrengend wird, bringt der Loisl sie über den kürzeren Wirtschaftsweg wieder herunter, so daß noch Zeit ist, sich für den Höhepunkt dieser kleinen Reise auszuruh’n – dem Tanzvergnügen, drüben im Saal.
Nach einem festlichen Dreigängemenü ist dort ein Tisch für Sie reserviert, und bis zum frühen Morgen spielt die Musi’. So, ich glaub’, jetzt wär’ alles gesagt. Wenn’s noch irgendwelche Fragen gibt, dann wenden S’ sich einfach an mich oder eine meiner Mitarbeiterinnen.«
*
Die anderen Mitreisenden waren unterschiedlichen Alters, meist Ehepaare, Lisa und die beiden Burschen schienen die jüngsten Teilnehmer an der Veranstaltung zu sein. Daher ergab es sich von selbst, daß die drei sich dazu entschlossen, gemeinsam einen ersten Spaziergang durch das Bergdorf zu machen. Schon auf der Fahrt hierher hatten sie sich unterhalten, und auf jegli-
che Förmlichkeiten verzichtet. Gleich nachdem sie sich bekannt gemacht hatten, duzten sie sich auch.
Besonders Sepp Villinger freute sich, daß Lisa sich ihnen anschloß. Von Anfang an hatte er ein Auge auf das hübsche Madel, mit den langen blonden Haaren geworfen.
Zusammen mit seinem Freund hatte er die Reise gebucht. Florian und er waren, trotz ihrer Jugend, bereits gestandene Geschäftsleute. Aus ihrem Hobby heraus, der Beschäftigung mit Computern, hatte sich eine Firma gegründet. Sie erarbeiteten Programme, die sie mit viel Erfolg verkauften. Nachdem sich dieser Erfolg abzeichnete, hängten sie ihr Studium an den Nagel und stellten das kleine Unternehmen auf die Beine. Inzwischen beschäftigten sie sogar drei Angestellte.
»Schaut mal«, rief Lisa begeistert und deutete auf die Lüftlmalereien an den Häusergiebeln. »Schön, net?«
Die beiden nickten. St. Johann gefiel ihnen auf Anhieb. Das Dorf schien seinen alten Charakter bewahrt zu haben. Es gab kaum moderne Neubauten, von dem kleinen Einkaufszentrum abgesehen.
»Ich würd’ auch gern’ einmal die Kirche besichtigen«, schlug die Verkäuferin vor.
Zu ihrer Überraschung nickte Florian Brunner.
»Eine gute Idee.«
Dabei blickte er seltsam abwesend zu dem Gotteshaus hinüber, das auf der anderen Straßenseite, auf einer kleinen Erhebung stand.
Sepp, so schien es, schloß sich ihnen eher widerwillig an. Offenbar hatte er keine rechte Lust, die Kirche zu besichtigen. Allerdings änderte er seine Meinung schnell, als sie durch den kleinen Vorraum in das Kirchenschiff traten.
»Donnerwetter!« entfuhr es ihm.
Lisa schmunzelte.
»Gell, da staunst’, was?«
Von anderen Gelegenheiten wußte sie, daß es gerade die kleinen Pfarrkirchen waren, die besonders schön ausgestaltet waren. In früheren Zeiten hatten die frommen Dörfler oft ihr Letztes gegeben, wenn es darum ging, die Kirche zum Lobe Got-tes auszustatten. Auch hier in St. Johann waren die Baumeister wirklich verschwenderisch mit Gold und buntem Glas umgegangen.
Die drei jungen Leute schritten langsam bis zum Altar hinunter, bewunderten jedes Detail.
»Schad’, daß ich meinen Fotoapparat net dabei hab’«, meinte Sepp.
»Vielleicht können wir ja noch mal herkommen«, schlug Florian vor.
Er hatte sich in eine Kirchenbank gesetzt und schaute auf das Kreuz über dem Altar. Sein Freund nickte. Er setzte sich zu ihm, Lisa war inzwischen unter die Galerie gegangen und betrachtete das Bild neben der Tür zur Sakristei.
»Alles in Ordnung?« fragte Sepp.
Florian nickte.
»Ich wollt’ mich bloß einen Moment setzen«, erklärte er.
»Glaubst’ denn, daß du morgen früh die Bergtour mitmachen kannst, oder soll’n wir absagen. Noch ist’s net zu spät.«
»Nein, nein, kein Problem. Natürlich werd’ ich mitkommen.«
Sepp wollte wieder aufstehen und zu Lisa hinübergehen, doch der Freund hielt ihn zurück.
»Kein Wort zu ihr darüber!« beschwor er den anderen.
Sepp legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
»Natürlich net. Keine Sorge.«
Er stand auf und stellte sich neben das junge Madel.
»Hübsches Bild«, sagte er.
Lisa nickte versonnen. Das Gemälde hieß ›Gethsemane‹ und zeigte Jesus, am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Der Gesichtsausdruck des Erlösers ließ erkennen, daß er bereits wußte, welches Leiden am nächsten Tag auf ihn wartete.
Florian saß immer noch auf der Bank und blickte zu ihnen hinüber. Versunken ruhten seine Augen auf der schlanken Gestalt des Madels.