4,99 €
Als Jake Hudson die Tageszeitung aufschlägt und darin ein Foto von sich selbst entdeckt, glaubt er zunächst an einen schlechten Scherz. Doch die nachfolgenden Zeilen zeigen ihm, dass diese Anzeige wirklich von jemandem stammt, der ihm mehr bedeutet als alles andere auf der Welt: seiner Tochter Emmy. Sie sucht eine Frau für ihren Daddy, dabei will Jake sein lockeres und heisses Womanizerleben in der Mittagspause, oder spät nachts, wenn seine Tochter schläft, gar nicht aufgeben. Frauenherzen fliegen dem charismatischen Arzt nämlich tagtäglich genug zu. Was folgt, sind peinliche Dates - und Karen! Eine Frau, die eigentlich zu einem Vorstellungsgespräch wollte und fälschlicherweise am Tisch des vermeintlichen Rosenkavaliers landet. Der Abend endet voller Peinlichkeiten und mit der Hoffnung, sich niemals wiederzusehen. Bis es ein paar Wochen später an der Tür klopft und Emmy freudig die nette neue Nachbarin vorstellt: Karen. Die perfekte Heiratsfrau für ihren Daddy, nur dass beiden nichts ferner liegt, als sich aufeinander einzulassen ... Abgeschlossener Einzelband! Alle Bücher der Serie können unabhängig voneinander gelesen werden!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
1. Jake
2. Jake
3. Jake
4. Jake
5. Jake
6. Karen
7. Jake
8. Karen
9. Jake
10. Karen
11. Jake
12. Karen
13. Jake
14. Karen
15. Jake
16. Karen
17. Jake
18. Karen
19. Jake
20. Karen
21. Jake
22. Karen
23. Jake
24. Karen
25. Jake
26. Karen
27. Jake
28. Karen
29. Jake
30. Karen
31. Jake
32. Karen
33. Jake
34. Karen
35. Jake
36. Karen
37. Jake
38. Karen
39. Jake
40. Karen
41. Jake
42. Karen
43. Jake
44. Karen
45. Jake
46. Karen
47. Jake
48. Karen
49. Jake
50. Karen
51. Jake
Suche Heiratsmann für meine Tante
Suche Heiratstante für meinen Onkel
Nachwort
Über die Autorin
Copyright © Freya Miles 2022
Freya Miles c/o TEXTWERKSTATT
Sabrina Cremer, Körfken 80, 44227 Dortmund
Cover: Shutterstock
Lektorat: Textwerkstatt - Sabrina Cremer
Korrektorat: Nicole Bauer, Sabrina Grabowski
Umschlaggestaltung: NK Design (Nadine Kapp) Kontakt: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.
Für Amanda
Mit hartem Gesichtsausdruck musterte ich den Halbgott in Weiß, den ich im Spiegel betrachtete und stellte mich darauf ein, den letzten Tag meiner Karriere zu beginnen.
Den letzten Tag als angesehener Arzt im Johns Hopkins Krankenhaus in Baltimore.
Ein Ort, mit dem ich so viele Erinnerungen verband. Private Erinnerungen, die ich gerne für immer aus meinem Gedächtnis löschen würde, gepaart mit beruflichen Erinnerungen, die nicht schöner sein konnten.
Dieser Ort war für mich ein Ort der Kontraste. Genau wie ich ein Mann der Kontraste war.
Nach außen hin der strahlende Sunnyboy. Der erfolgreiche Arzt. Der unglaublich gut strukturierte, alleinerziehende Familienvater. Doch hinter dieser Fassade war ich vor allem eins: Ein riesiges Arschloch, das eine Frau nach der anderen aufriss, um sich das Gehirn wegzuvögeln.
Mich abzureagieren half mir dabei, nicht nachdenken zu müssen, denn dafür war das Leben doch viel zu schön.
Außerdem befand ich mich in der grandiosen Situation, mit meinen dichten schwarzen Haaren und meinen stechend blauen Augen jede Frau um den Finger wickeln zu können. Zumindest die Art von Frauen, die sich in den Bars aufhielt, die ich besuchte. Die Art von Frauen, die es ebenfalls nur darauf anlegte, eine unbeschwerte Nacht mit einem Mann zu verbringen.
Um befriedigt zu werden. Um so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Um zu vergessen ...
Doch ich würde schon sehr bald einen Schlussstrich unter genau dieses Leben ziehen.
Nicht weil ich keinen Bock mehr darauf hatte, sondern weil sich etwas ändern musste. Meiner Tochter Emmy zuliebe.
Sie hatte es nicht verdient, von Nannys aufgezogen zu werden. Auch wenn ich mir wirklich Mühe gab, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Doch neben der Arbeit mit den wechselnden Schichten blieb sie automatisch auf der Strecke.
Mein kleines Mädchen, das nichts dafür konnte, wer ich war oder auf was ich mich da eingelassen hatte ...
Sie würde bald in die Schule kommen, den Ernst des Lebens kennenlernen, auch wenn ich sie so gerne für immer davor beschützen wollte.
Wie grauenhaft das wahre Leben sein konnte, würde sie noch früh genug erfahren müssen.
In Shelwood Creek, dem Nest, in dem ich aufgewachsen war, tickten die Uhren noch vollkommen anders als hier in Baltimore. Dort konnte ich sie ohne Angst zur Schule schicken und ihr somit ermöglichen, so lange wie möglich in ihrer kleinen, heilen Welt zu leben.
Außerdem waren wir dort nicht so allein wie hier. Mein Bruder betrieb eine Farm, meine Schwester wohnte nur wenige Meter entfernt von dem neuen Haus, das wir uns angeschaut hatten ... und Shelwood Creek brauchte einen Arzt ...
Billy Murdock, der alte Landarzt, war mit achtzig nun doch in Rente gegangen und mehr als glücklich, seine Praxis an den Hudson-Jungen abzugeben, wie es auf dem Land so schön hieß.
Dabei war es immer mein größter Albtraum gewesen, als Landarzt in so einem verschlafenen Kaff zu arbeiten. Doch für Emmy würde ich es tun.
Sie war so glücklich mit meiner Entscheidung, aufs Land zu ziehen. Mindestens genauso glücklich wie meine Geschwister, die dann endlich wieder voll und ganz Teil unseres Lebens werden konnten. Wir hatten eine sehr enge Beziehung zueinander. Genau genommen fragte ich mich oft, wo ich wohl ohne diese beiden Menschen an meiner Seite gelandet wäre.
Nach der ganzen Sache mit Joanna, Emmys Mutter ... diesem hinterhältigen, falschen, verlogenen Miststück ...
Ich schüttelte den Kopf und blickte erneut in den Spiegel. Es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um jetzt über diese Frau nachzudenken.
Sie war der Grund, warum ich mich verloren hatte.
Der Grund, warum ich zu diesem Arschloch mutiert war ...
Ich straffte meine Schultern und verließ die Umkleidekabine mit dem fröhlichen Lächeln, das ich stets auf meinen Lippen trug.
»Guten Morgen, Doktor Hudson«, säuselte eine Schwester und klimperte mit ihren künstlichen Wimpern. Schwester Kathy ... heute würde ich ihr endlich den Gefallen tun und mit ihr ins Bereitschaftszimmer verschwinden.
Jahrelang war ich standhaft geblieben und hatte allen Annäherungsversuchen des weiblichen Geschlechts auf meiner Arbeit standgehalten.
Ich sah Frauen, die ich vögelte, niemals zweimal. Diesen Fehler hatte ich mit Joanna gemacht – es würde mir garantiert nicht noch einmal passieren.
Nach dem heutigen Arbeitstag gab es für mich keinen Grund mehr, hierher zurückzukehren.
»Kathy, wir treffen uns um Mitternacht im Bereitschaftsraum. Ich möchte meinen Abschluss mit dir feiern«, hauchte ich ihr ins Ohr. Es überraschte mich nicht, zu sehen, dass sie rot anlief.
Sie war eine wahrhaftige Schönheit und ich freute mich wirklich darauf, sie zu vögeln.
»Doktor Hudson«, flüsterte sie atemlos und für einen kurzen Moment glaubte ich wirklich, dass sie einen Rückzieher machen würde, doch dann lächelte sie und nickte mir zu.
Keine Ahnung, ob sie öfter One-Night-Stands hatte. Genau genommen wusste ich rein gar nichts über diese Frau, außer dass sie als Krankenschwester hier arbeitete.
Ich gab mir nie die Mühe, die Menschen um mich herum kennenzulernen. Das meiste von dem, was sie mir erzählen würden, stimmte wahrscheinlich so oder so nicht.
Das hatte ich schließlich am eigenen Leib erfahren müssen ...
Klar, in der Zeit vor Joanna war auch ich anders gewesen. Ich hatte Freunde gehabt, war mit Kollegen ausgegangen, doch seit diese Frau in mein Leben getreten war, gab es dafür keinen Platz mehr.
Ich hatte Emmy. Ich konnte und durfte nicht zulassen, dass noch einmal so etwas geschah.
Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben und sie war verdammt noch mal darauf angewiesen, dass ich die richtigen Entscheidungen traf. Egal, um was es auch ging.
Im Aufenthaltsraum drückte mir eine der Krankenschwestern halbherzig einen Umschlag mit einer Karte in die Hand, auf der mir alle einen guten Start ins neue Leben wünschten. Es würde für mich keine Abschiedsparty geben, kein nettes Beisammensein, keine Torte. Dafür hatte ich den Menschen hier auf meiner Station nie einen Grund gegeben.
Sie alle kannten nicht mich, sondern lediglich Doktor Hudson, den kühlen Arzt, der darauf bestand, dass alles nach seinen Vorstellungen lief.
Wenigstens im Job hatte ich die Kontrolle.
Ganz im Gegensatz zu meinem Privatleben.
»Vielen Dank«, sagte ich, was die Schwester mit einem »Werde ich ausrichten« quittierte, bevor sie wieder verschwand. Keine weiteren persönlichen Worte.
Ganz genau, wie ich es erwartet hatte.
Dieser Tag war ein Tag wie jeder andere. Ab morgen würde eine neue Person hier stehen und diese Station leiten.
Ich war genauso ersetzbar wie alle anderen Mitarbeiter hier. Jeder, der sich etwas anderes einredete, hatte Angst, der Wahrheit ins Auge zu sehen und ehrlich zu sich selbst zu sein.
Um Mitternacht stieß ich die Tür zum Bereitschaftsraum auf, wo meine Erwartungen nicht enttäuscht wurden. Kathy hatte sich bereits auf dem Bett drapiert und lächelte mich an, während ich meinen Arztkittel abstreifte.
Ich würde mich mit einem Fick von diesem Krankenhaus verabschieden, in das ich hoffentlich nie wieder einen Fuß setzen würde.
Das Thema Baltimore war für mich abgeschlossen.
Wenn es nur immer so einfach wäre.
»Ich will, dass du für mich strippst, jetzt und hier«, forderte ich Kathy auf, die ihre Augenbrauen überrascht hob. Wenn sie bei mir mit sanftem Blümchensex gerechnet hatte, am besten noch in der Missionarsstellung, dann konnte ich ihr auch nicht helfen.
»Warte, du gehst wirklich weg von hier, oder? In dieses verschlafene Kaff?«
Small Talk?
Wirklich?
Jetzt?
Ich spürte, wie mein kleiner Freund in der Hose pulsierte, da wollte ich garantiert keinen Small Talk halten verdammt noch mal.
»Ja, können wir dann?«
»Ich frage nur, weil ich verheiratet bin und es mir sonst wirklich zu heiß wäre ...«
»Hör zu, Kathy. Entweder du willst das hier oder du willst es eben nicht. Es ist mir dabei vollkommen egal, ob du verheiratet bist oder nicht. Das ist deine Sache, die du mit deinem Gewissen ausmachen musst. Ich werde dich zu nichts zwingen. Verschwende hier nur bitte nicht meine Zeit.«
Sie schluckte und musterte mich mit ihren großen Augen, während ich leise aufstöhnte. Ernsthaft? Von all den Frauen in diesem Krankenhaus suchte ich mir ausgerechnet die aus, die noch mit ihrem Gewissen haderte. Davon hatte man bei den Zeichen, die sie mir immer gesendet hatte, definitiv nichts bemerkt.
Jetzt wusste ich wieder, warum ich die Frauen normalerweise in einer Bar aufriss. Sie hatten sich wenigstens bereits vorher überlegt, ob sie Bock auf eine schnelle, unkomplizierte Nummer hatten oder eben nicht.
Nicht so wie diese Maus hier.
»Ich will es ja, aber ...«
»Nein, wenn du es wollen würdest, dann gäbe es jetzt an dieser Stelle kein Aber. Leb wohl, Kathy.« Mit diesen Worten verschwand ich aus dem Bereitschaftszimmer. Also würde ich mich doch nicht mit einem Fick aus diesem Krankenhaus verabschieden.
Traurig.
Genauso traurig wie die Tatsache, dass meine aufstrebende Karriere an dieser Stelle endete.
Doch wer vögeln konnte, musste auch Verantwortung übernehmen können. So wie ich für meine Tochter. An dieser Entscheidung hatte es für mich ab der ersten Sekunde keinen Zweifel gegeben.
Nur war es in meinen Vorstellungen irgendwie anders gewesen.
Das lächerliche Bild einer glücklichen Familie flackerte für einen kurzen Moment vor meinem geistigen Auge auf, doch ich schickte es sofort in die Verdammnis zurück, in die es gehörte. Tief in mein Innerstes, in dem ein Vulkan brodelte, der sich niemals entladen durfte.
Eine Dunkelheit, die ich nur damit unter Kontrolle hielt, dass ich mich regelmäßig abreagierte. Mit Frauen, mit Alkohol ...
Zu Hause angekommen betrat ich mein Appartement, wo meine Schwester noch hellwach auf der Couch saß. Sie hatte, wie so oft, wenn ich Spät- oder Nachtdienst hatte, auf Emmy aufgepasst.
»Letzte Schicht erfolgreich beendet?«, fragte sie, während ich nur mit den Schultern zuckte und mich neben sie sinken ließ.
»Zumindest keine Toten. Ich denke, man kann es als erfolgreich genug bewerten. Hier zu Hause alles glattgegangen?«
»Ja, aber natürlich. Was glaubst du denn?« Ich hatte genau genommen gar nichts anderes erwartet.
Meine Schwester und meine Tochter waren ein Herz und eine Seele. Seit Emmys Geburt stand sie wie ein Fels in der Brandung an meiner Seite und war wirklich immer für mich da, egal, was ich auch brauchte. Sie passte auf Emmy auf, wenn ich arbeiten musste und auch dann, wenn ich meinen Eskapaden nachging.
Und das seit mittlerweile sechs Jahren, ohne sich dabei auch nur einmal zu beschweren. Wobei es schon zu ihren absoluten Lieblingsaufgaben gehörte, sich Sorgen um mich zu machen und mich zu bemuttern.
Etwas, wofür sie bei meinem neuen Leben in Shelwood Creek und ihrer unmittelbaren Nachbarschaft natürlich noch genug Gelegenheit haben würde.
Doch irgendwie freute ich mich auch darauf, sie wieder in meiner Nähe zu haben. Genau wie meinen Bruder Caleb.
Gaby hatte seit Emmys Geburt auf mich eingeredet, nach Hause zu kommen, doch es lag mir bei Weitem nichts ferner. In diesem kleinen, verschlafenen Kaff gab es keine Möglichkeiten, mich so abzureagieren, wie ich es hier getan hatte. Was mir ein wenig Sorgen bereitete, wenn ich an die Zukunft dachte. Doch Baltimore war nicht allzu weit entfernt und wenn es mich überkam, war ich in Windeseile hier, um an die alten Spots zurückzukehren.
Jetzt stand Emmy im Vordergrund. Emmy und die Chance, dass sie trotz aller Umstände glücklich und zufrieden aufwuchs.
»Wenn ich nur daran denke, morgen all das hier in Kisten zu packen ...«
»Wenigstens hast du eine Umzugsfirma, die sich um den ganzen Rest kümmert. Du weißt schon, dass du auch das All-inclusive-Paket hättest buchen können«, rief Gaby mir meine Möglichkeiten wieder in Erinnerung.
»Damit irgendwelche Wildfremden mein Leben zusammenräumen und all meine persönlichen Dinge anfassen? Ganz sicher nicht!«
»Das wäre natürlich auch ein viel zu intimer Einblick hinter die Fassade des Privatmenschen Jake Hudson, nicht wahr?« Ich holte tief Luft bei Gabys Bemerkung. Sie zog mich oft damit auf, dass ich mich hinter meinen Mauern verschanzte, doch auch sie würde niemals etwas dagegen unternehmen können.
Ich hatte einmal einen Menschen in mein Leben gelassen und würde das garantiert nie wieder tun. »Ich habe noch ein wenig Hähnchencurry für dich verwahrt. Hunger?«
»Nicht wirklich. Aber danke. Ich werde jetzt einfach schlafen gehen, damit wir morgen zeitig damit anfangen können, die Kisten zusammenzupacken.«
»Deine Tochter hat schon angefangen. Sie freut sich so sehr auf Shelwood Creek und das große Haus.«
»Ja, ich weiß.«
»Und du? Du bereust es bereits, oder?«
»Du weißt ganz genau, dass es hier nicht um mich geht.«
»Weil du nie zurückgegangen wärst.«
Ich ließ den Satz so im Raum stehen, weil es für mich nichts zu entgegnen gab. Wir beide wussten, dass ich freiwillig garantiert nicht zurückgegangen wäre.
Ich hatte von diesem Leben in Baltimore geträumt, seitdem ich ein kleiner Junge war. Ich hatte dafür gearbeitet, mich angestrengt und es durch eine falsche Entscheidung in meinem Leben und die verhängnisvolle Nacht, in der ich Joanna geschwängert hatte, zerstört.
Am nächsten Morgen war ich bereits früh auf den Beinen und begann damit, die Kisten zusammenzupacken, die das Ende meines Lebens in Baltimore für immer besiegeln würden. Auch wenn ich nicht bereit dazu war ...
Der Tag war gekommen, die Entscheidung war gefallen. In Shelwood Creek wartete eine voll eingerichtete Praxis mit vielen Patienten auf meine Dienste.
Doktor Jake Hudson.
Landarzt.
Kein erfolgreicher Professor. Kein Klinikchef. Kein alter Mann, der Kurse an der Universität gab.
Landarzt.
Das war also mein Schicksal.
Wie oft hatte ich mir in den letzten Wochen versucht einzureden, dass es vermutlich gar nicht so übel werden würde. Doch die Realität war mit Sicherheit eine ganz andere.
Wenigstens freute ich mich auf das große Haus, in dem ich in Zukunft mit Emmy wohnen würde.
Keine kleine Mietwohnung, in der sie kaum Platz hatte, sich auszuleben. Dort gab es einen Garten und eine große Wendeplatte in der Straße, durch die so oder so nur die Einwohner fuhren. Es war ein Paradies für die Kleine, genauso wie es damals ein Paradies für Caleb, Gaby und mich gewesen war, auf dem Land aufzuwachsen.
Und wenn es die Kleine so richtig in die Natur zog, dann war da immer noch Onkel Caleb mit der großen Farm und all den Tieren.
»Du wirkst nachdenklich. Zu nachdenklich.« Meine Schwester riss mich aus meinen Gedanken. Ich saß vor dem Wohnzimmerschrank, den ich eigentlich ausräumen wollte, doch ich konnte ihn einfach nicht öffnen. In diesem verschlossenen Schrank befanden sich Fotos, die ich gerne in einer feierlichen Zeremonie verbrennen würde. Egal wie theatralisch das auch anmutete.
»Soll ich den Schrank vielleicht übernehmen?« Ich blickte hoch zu meiner Schwester, die mit gekreuzten Armen dort stand und mich musterte. »Ich denke, es wäre besser, den Inhalt in einem Karton verstaut zu haben, bevor Emmy wach wird, oder meinst du nicht?«
Sie wusste anscheinend ganz genau, was ich in der einzig verschlossenen Schublade dieser Wohnung aufbewahrte. Natürlich wusste sie es ... Gaby kannte mich besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt.
»Du hast recht. Das wäre besser. Aber ich will ihr Gesicht einfach nicht sehen. Das ist das Letzte, was ich mir gerade vorstellen kann.«
»Das ist das Letzte, was du dir seit sechs Jahren vorstellen kannst. Aber ich bin trotzdem froh, dass du die Bilder für Emmy aufbewahrst. Eines Tages wird sie sich nicht mehr von dir abspeisen lassen und genau wissen wollen, wer ihre Mutter ist.«
Ich presste die Kiefer aufeinander, denn genau vor diesem Tag hatte ich eine unfassbare Angst. Ich wollte nicht, dass sie es erfuhr.
Und so tat ich das, was ich am besten konnte. Ich verdrängte den Gedanken daran und lenkte mich einfach mit etwas anderem ab.
Dieses Mal allerdings nicht mit Frauen oder Alkohol, sondern mit dem Packen von Kisten.
»Ich bin wach!«, erklang nur wenige Minuten später Emmys Stimme aus ihrem Kinderzimmer. Wenn sie nicht von selbst aufstand und zu mir lief, dann bedeutete das eine ausgiebige Kuschelrunde.
»Irgendwas verrät mir, dass mein Kuschelmonster mich vermisst hat«, sagte ich mit verstellter Stimme, als ich ihre Tür öffnete und meine kleine Prinzessin in ihrem Bett sitzen sah. Vollkommen verschlafen, mit wilden Haaren und einem schelmischen Lächeln auf den Lippen.
»Kuschelmonster!«, rief ich, bevor ich auf sie zulief und mich in ihr Bett warf. Natürlich unter Emmys großem Gekreische. Ich zog meine kleine Tochter an mich und kitzelte sie, bis sie mich vor lauter lachen anflehte, aufzuhören.
»Und demnächst bist du wirklich immer da, wenn ich morgens wach werde?«
»Immer da«, erwiderte ich, was sie augenblicklich strahlen ließ.
»Und immer da, wenn ich abends ins Bett gehe?«
»Immer da. Und auch immer da, wenn du nachts schläfst.«
»Oh, ich freue mich schon so auf mein neues Kinderzimmer und auf das Fahrrad, was ich dann auch endlich fahren kann. Nicht mehr nur in dem blöden kleinen Park. Und Selma, die Kuh.«
»Selma, die Kuh?«, hakte ich nach.
»Ja, eine von Onkel Calebs Kühen werde ich Selma nennen und dann ist sie meine Kuh.«
»Ach so. Weiß Onkel Caleb schon von seinem Glück?«
»Bei Onkel Caleb darf ich immer alles. Hauptsache, ich bin glücklich.« Ich schüttelte lachend den Kopf, denn sie hatte recht mit dem, was sie sagte. Für meinen Bruder zählte genau das. Ganz egal, was die Kleine auch anstellte. Wie oft hatte ich ihn schon vorwurfsvoll angeschaut und nur ein »Aber wenn es sie glücklich macht« als Antwort bekommen. »Apropos Onkel Caleb. Er dürfte jeden Moment hier sein, also zieh dich an. Heute ist großer Kistenpacktag!«
»Florence, das Schaf, kommt nicht in eine Kiste.« Ich seufzte leise, denn auf genau diese Diskussionen hatte ich mich innerlich bereits vorbereitet.
Emmy waren ihre Stofftiere heilig und sie meinte es todernst, wenn sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte, Florence oder irgendwelche anderen Tiere in dunkle Kisten zu stecken. Doch dafür kam Onkel Caleb, er würde sich bestimmt etwas einfallen lassen, damit Emmy glücklich war und alle Stofftiere auch mit Sicherheit überlebten. Ich musste mich jetzt darauf konzentrieren, die restlichen Dinge unseres Haushalts zusammenzupacken.
Die schwierigste Schublade lag dank Gaby nun schon hinter mir ... oder besser gesagt hinter ihr.
»Ich werde jetzt Tante Gaby helfen. Denk dran, dass heute ein praktischer Tag ist. Tüllkleid abgelehnt, genau wie der Schlafanzug.« Ich erwartete, dass meine Kleine ein süßes Schnütchen zog, so wie sie es immer tat, wenn sie sich zusammenriss und nicht protestierte. Doch stattdessen geschah ... nichts. Sie widersprach noch nicht einmal. Und nur wenige Sekunden später erfuhr ich auch, warum. Sie hatte nachgedacht ...
»Daddy, finden wir dann auch eine neue Mommy für mich, wenn wir in dieses Haus nach Shelwood Creek ziehen?«
Ich weitete die Augen, weil ich im ersten Moment glaubte, mich verhört zu haben. »Ich meine, dort leben doch viele mit ihren Mommys und ihren Daddys zusammen. So wie richtige Familien. Da habe ich mich gefragt, ob das bei uns auch so sein wird. Oder kommt Mommy dann zu uns zurück?«
Scheiße!
Ich hasste es so sehr, wenn sie dieses Thema anschnitt. Auch wenn ich mehr als gut verstehen konnte, dass es sie beschäftigte.
Sie war ein kleines, sechsjähriges Mädchen, das ihre Mutter nie kennengelernt hatte. Ganz egal, was ich tat, wie viel Mühe ich mir auch gab, ich konnte Joanna nicht ersetzen.
Niemals.
»Wir zwei sind ein unschlagbares Team, nicht wahr?«
Emmy nickte und blickte mich mit ihren funkelnden Augen an. Sie hatten dieselbe Farbe wie Joannas. Ich konnte nichts dagegen tun, dass sie mich immer und immer wieder an die Frau erinnerten, über die ich nie nachdenken wollte. »Und zusammen mit Tante Gaby und Onkel Caleb sind wir ein absolut unfassbar gutes Team. Ich weiß nicht, was die Zukunft für uns bereithalten wird, Prinzessin. Wenn ich es wüsste, dann würde ich es dir verraten. Versprochen.«
»Vielleicht findest du ja eine Heiratsfrau.«
»Eine Heiratsfrau?«, hakte ich nach und konnte mir ein Lachen dabei nicht verkneifen.
»Ja, für dich. Also eine Frau, die du gerne heiraten möchtest. So wie die anderen Eltern, die heiraten. Mit einem weißen Kleid und so.«
»Ich weiß, was heiraten ist. Nur das Wort Heiratsfrau ist mir dabei mit Sicherheit noch nie begegnet.«
»Heiratsfrau und Heiratsmann. Dann weiß man doch, dass das die Leute sind, die sich heiraten!«
»Das heißt Braut und Bräutigam.«
Emmy zog die Augenbrauen zusammen, was sie noch niedlicher aussehen ließ.
»Verstehe ich nicht. Das macht doch überhaupt gar keinen Sinn. Das heißt doch Heirat und nicht irgendwas mit Braut.«
»Du hast mal wieder so recht, aber ich habe diese Sprache nicht erfunden. Deshalb sucht ein Mann entweder eine Frau zum Heiraten oder halt eine Braut, aber keine Heiratsfrau.«
»Sobald ich Präsidentin bin, werde ich das Heiratsfrau nennen!« Emmy verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust, was mich auflachen ließ. Ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor ich über ihre Haare strich. Sie war das Beste, was mir in meinem Leben je passiert war. Dieses unglaublich schlaue, witzige, liebenswürdige kleine Mädchen.
Wie gerne ich sie doch vor dieser Welt beschützen würde und vor der Wahrheit über ihre Mutter. Dieses charakterlose Miststück ...
Ich ließ mich auf die Couch sinken und sah mich in der leeren Wohnung um. Nur die Möbel würden hierbleiben, da wir das Haus komplett neu eingerichtet hatten. Oder besser gesagt, Gaby mit ihrem Talent und ihrem guten Geschmack. Bei mir wäre der Ort rein gar nicht zu einem gemütlichen Nest geworden, sondern zu einem praktischen und kahlen Männerdomizil.
Mit Ausnahme von Emmys Zimmer. Bei ihr musste es rosa oder besser noch pink sein.
Hauptsache, es machte sie glücklich.
Mir huschte ein Lächeln über die Lippen bei diesem Gedanken. Mein Bruder war direkt mit der Umbenennung einer Kuh einverstanden gewesen und hatte wortwörtlich diesen Satz gesagt.
Und klein Emmy wäre nicht klein Emmy, wenn sie das nicht ebenfalls vorher schon geahnt hätte.
Sie wusste mittlerweile auch ganz genau, dass ihr Onkel ihr keinen Wunsch abschlagen konnte.
Gaby und Caleb waren am Abend gemeinsam zurückgefahren und hatten Emmy bereits mitgenommen, sodass ich jetzt allein in dem Appartement saß, in das ich kurz nach Emmys Geburt eingezogen war.
Pleite.
Perspektivlos.
Verzweifelt.
Als alleinerziehender Vater, der von nichts eine Ahnung gehabt hatte.
Dafür war es rückblickend betrachtet echt verdammt gut gelaufen.
Emmy war zu diesem wundervollen kleinen Menschen herangewachsen und wir hatten diese Zeit beide bis hierher überlebt.
Dabei war unser Anfang alles andere als rosig gewesen. Von heute auf morgen war ich nicht mehr in der Lage gewesen, mir die schicke Wohnung, in der ich mit Joanna gelebt hatte, leisten zu können. Ohne meinen Bruder und meine Schwester wäre ich wahrscheinlich sogar auf der Straße gelandet. Stattdessen wurde es diese kleine Bleibe in diesem alten, heruntergekommen Haus.
Ein kleines Wohnzimmer mit integrierter Küche, ein Mini-Badezimmer, ein Schlafzimmer für mich, in das nicht mal ein Schrank passte, und Emmys kleines Reich. Das war alles gewesen, was uns von meinem Leben in Saus und Braus noch übrig geblieben war.
Keine zweihundert Quadratmeter Wohnung mehr ...
Doch das alles gehörte längst der Vergangenheit an.
Jetzt begann unser neuer Lebensabschnitt. Am Arsch der Welt.
Erst gestern hatte ich per Videotelefonie die modernisierten Praxisräumlichkeiten in Augenschein genommen, wo die Handwerker ihrem Plan ausnahmsweise sogar voraus waren.
Einer Eröffnung der Praxis in der nächsten Woche stand also nichts mehr im Weg. Außer meiner Lustlosigkeit vielleicht, doch das zählte natürlich nicht. Ich würde mir davon nichts anmerken lassen und erst recht meine Arbeit nicht darunter leiden lassen.
Wenn ich eins war, dann ein gewissenhafter Arzt und das würde ich auch weiterhin sein. Selbst als Landarzt in Shelwood Creek.
Vielleicht sollte ich die ganze Sache auch nicht so negativ angehen. Schließlich war der Alltag dann nie gleich und das Spektrum an Krankheiten bestimmt riesig. So oder so würde es eine Herausforderung werden.
Ich zog die Decke über mich, nachdem ich mich in die Waagerechte begeben hatte, und für einen kurzen Moment flackerte der Gedanke in mir auf, den letzten Abend in Freiheit noch zu genießen und ordentlich die Sau rauszulassen.
Emmy war bei meiner Schwester, ich musste nicht arbeiten ... Es war meine letzte Chance. Und doch blieb ich liegen. Der Tag morgen würde die Hölle werden, wenn ich jetzt die Nacht durchfeierte.
Schließlich packten sich die Kartons im neuen Haus nicht von allein aus.
Am nächsten Morgen erschien die Umzugsfirma pünktlich in meiner Wohnung und die Mitarbeiter trugen die Kartons, die mit meinem alten Leben gefüllt waren, nach und nach in den wartenden Lkw.
Es war so unglaublich verrückt, wenn ich darüber nachdachte, wie sehr ich mich damals gefreut hatte, als ich an der Johns Hopkins University aufgenommen worden war und Medizin studieren durfte. Endlich angekommen in der großen Stadt, die so voll war mit Leben, mit Anonymität, mit einer schier endlosen Palette an Möglichkeiten.
Wie gerne würde ich jetzt rückblickend sagen, dass ich das Beste daraus gemacht hatte, doch so war es nicht ... nicht einmal ansatzweise.
Klar, ich hatte studiert, meine Karriere war gut gestartet, doch dann kam Joanna und hatte mir meine Träume genommen.
Als der letzte Karton heruntergetragen worden war, ging ich noch einmal in aller Stille durch die leeren Räume und ließ die Erinnerungen auf mich wirken, die ich mit diesem Ort verband. Es fühlte sich so unglaublich an, nie wieder hierherzukommen.
An den Ort, an dem ich Emmy so manche Nacht wegen ihrer Koliken durch die Gegend getragen hatte. Wo ich gesessen hatte, verzweifelt und ohne Perspektive. Wo sie ihre ersten Schritte gemacht und ihren ersten Wutausbruch bekommen hatte.
In unserem neuen Haus würden wir von vorne anfangen. Mit allem.
Mit allen Erinnerungen.
Allen Abenteuern und was sonst noch auf uns wartete.
Als ich diese Wohnung zum ersten Mal betreten hatte, war ich so verdammt fertig gewesen, dass ich mich gar nicht mehr richtig daran erinnern konnte. Einzig der Gedanke, bald wieder aus diesem Loch wegzuziehen und mit meinem alten Leben fortzufahren, war mir in Erinnerung geblieben.
Nichts davon war eingetreten. Bis jetzt. Nur dass ich nicht mit meinem alten Leben weitermachte, sondern in ein ganz Neues startete.
Mit diesem Gedanken zog ich die Tür hinter mir zu und polterte ein letztes Mal die alten Treppen nach unten. Ja, es fiel mir schwer, die Wohnung mit allen Erinnerungen hinter mir zu lassen, aber wenn ich heute Abend erst mal in dem neuen Haus saß, würde ich ihr keine Träne mehr hinterherweinen.
Anders als Baltimore oder meinem alten Leben ...
In Shelwood Creek angekommen waren die Möbelpacker schon dabei, die Kisten einzuräumen, während Gaby sie hin und her dirigierte. Sie war genau die Richtige für diese Aufgabe.
Ausgerechnet meine Schwester, die immer die Kontrolle haben musste, scheinbar über alles, außer über ihr eigenes Privatleben ...
Wir Hudsons waren in dieser Hinsicht einfach eine einzige Vollkatastrophe. Und das, obwohl uns unsere Eltern so wohlbehütet aufgezogen hatten.
Wir waren in einer sicheren Umgebung mit klaren Werten und Normen aufgezogen worden. Eigentlich die besten Voraussetzungen, um ebenfalls zu heiraten, eine Familie zu gründen und in ein schönes Haus zu ziehen, ganz so, wie es auf dem Land üblich war. Doch nichts davon traf auf uns zu.
Gaby war mittlerweile geschieden und weinte ihrem Ehemann, diesem miesen Arschloch, noch immer hinterher.
Caleb hatte mit festen Beziehungen rein gar nichts am Hut. Für ihn zählten nur seine Einsamkeit und sein eigener Friede. Tja, und mein Leben war ein ganz anderes Thema.
»Daddy. Ich habe mein Fahrrad. Darf ich?« Emmy rannte mir bereits entgegen, während ich kurz auflachte. Ich wusste, wie sehr sie auf diesen Moment gewartet hatte.
»Helm auf und vorsichtig sein. Auch wenn hier nur selten ein Auto vorbeikommt, musst du aufpassen, okay?«
»Ja, Daddy. Ich bin doch schon groß.«
Ich blickte ihr hinterher, wobei sie hier wirklich nirgendwo verloren gehen konnte. Es sei denn, sie würde die Straße entlangradeln, doch dafür war sie einfach zu vernünftig.
»Jake, das sind ganz schön wenige Kisten für so viel Haus, Mann«, sagte Caleb zur Begrüßung, doch ich hörte ihm gar nicht wirklich zu. Für einige Sekunden blieb ich einfach so im Eingang stehen und betrachtete mein neues Zuhause.
Von der Haustür aus stand man direkt im größten Teil des Erdgeschosses, da das Raumkonzept sehr offen gehalten worden war. Schräg rechts befand sich das riesige Wohnzimmer. Links die Küche, dahinter direkt das Esszimmer von wo aus man in den Garten gelangte.
Durch die großen Fenster konnte man den Rasen bereits von der Eingangstür aus sehen. Er war umgeben von einer großen Hecke, lauter Grün, das man in der Stadt nur im Park finden konnte.
Mit eine der ersten Anschaffungen für das neue Haus war der große Barbecuegrill gewesen, der sich bereits draußen auf der Terrasse befand und nur darauf wartete, endlich eingeweiht zu werden.
Direkt von der Eingangstür aus führte rechts ein kleiner Flur zu Emmys Zimmer und ihrem eigenen Bad.
Mein kleines Mädchen wurde definitiv langsam, aber sicher groß.
Zwischen der Küche und dem Esszimmer gelangte man über eine offene Treppe mit weißem Holzgeländer nach oben in die Etage, in der sich das Hauptbadezimmer und mein Schlafzimmer befanden, sowie zwei leere Zimmer. Eigentlich hatte mein ursprünglicher Plan vorgesehen, dass Emmy ebenfalls mit nach oben ging und das größte Zimmer nahm, doch sie war sich sofort sicher gewesen, das Zimmer mit eigenem Bad im Untergeschoss allen anderen vorzuziehen.
Noch war in diesem Haus alles chaotisch, aber schon weitaus freundlicher eingerichtet und dekoriert, als es in der alten Wohnung je der Fall gewesen war. Hier gab es keinen dunklen Teppichboden, sondern Laminat in Holzoptik. Keine kleinen Fenster, sondern lichtdurchflutete Räume. Keine Badewanne, in der man mehr schlecht als recht duschen konnte, sondern eine begehbare Dusche mit Regenschauerbrausesystem.
Ich hatte Gaby bei der Einrichtung freie Hand gelassen, weshalb das Haus jetzt ein Farbkonzept besaß oder wie auch immer sie es nannte. Weiß und Holztöne, die sich abwechselten. Ich verstand nichts von all dem Kram, ich wusste nur, dass es mir verdammt gut gefiel und ich mich hier wohlfühlte.
»Okay, am besten wir fangen mit Emmys Zimmer an, damit sie es heute direkt gemütlich hat und in ihrem Bett schlafen kann«, schlug ich vor, denn irgendwo mussten die ersten Kisten ausgepackt werden.
»Das Bett ist schon überzogen. Wir müssen nur noch die Kartons ausräumen.«
Meine Schwester war einfach die Beste.
»Meinst du wirklich, dass es nicht ein wenig schlichter hätte sein können?«, entfuhr es Caleb, als er hinter mir das Kinderzimmer betrat, das einem Prinzessinnentraum glich.
Wenn Gaby beim Rest des Hauses schon alles gegeben hatte, hier war ihr ein absolutes Meisterwerk gelungen. Auch wenn es für mich als Mann schwer zu verstehen war. Obwohl ich jeden Tag dazulernte. Als alleinerziehender Vater eines kleinen Mädchens kannte ich Dinge, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte, sie je in meinem Wissensfundus zu haben.
Ich wusste so viel über Pferde, Einhörner und Märchenprinzessinnen wie garantiert kein anderer Mann in der Umgebung, deshalb war es für mich auch keine Frage gewesen, ob Emmy das Märchenzimmer bekam, das sie sich wünschte.
»Hey, Hauptsache, die Kleine ist glücklich oder wie war das noch?«, rieb ich Caleb seine eigene Philosophie unter die Nase, während ich ihm ein übergroßes Einhornstofftier zuwarf. »Mach dich lieber nützlich.«
»Ja klar, weil ich auch die letzten zwei Tage so unglaublich viel auf der faulen Haut gelegen habe, nicht wahr?«, neckte er mich.
»Dafür bekommst du gleich ein fettes Steak. Ist ein Deal, oder?«
»Ich habe still und heimlich darauf gehofft, dass es dein Plan ist, diesen protzigen Grill heute Abend einzuweihen.«
Am Abend, als ich an meinem neuen Grill auf der Terrasse des Hauses stand, realisierte ich langsam, dass das hier mein neues Leben war.
Unser neues Leben.
Ich blickte gedankenverloren zum Tisch, wo Emmy gerade herzhaft auflachte, während Caleb sie mit ihrem Stuhl an den Tisch schob, den Gaby gerade deckte.
Mit Sicherheit würden wir alle jetzt öfter zusammen essen, wo uns nicht mehr die Strecke zwischen Baltimore und Shelwood Creek trennte.
»Gibt es hier auch so etwas wie Salat?«, fragte meine Schwester, während ich mit den Schultern zuckte.
»Keine Ahnung, hast du welchen gekauft? Dann ja.«
»Jake, ganz ehrlich, nur weil du jetzt in meiner Nachbarschaft wohnst, heißt das nicht, dass du zum hilflosen Mann mutieren musst, der von seiner Schwester versorgt wird.«
»Wieso mutieren? Und wieso versorgst du ihn erst jetzt? War das in Baltimore etwa anders, Mutter Theresa?«
Gaby verdrehte die Augen bei Calebs Neckereien, denn auch in Baltimore hatte sie mehr als einmal für uns eingekauft oder gekocht, obwohl ich eigentlich alles unter Kontrolle hatte.
»Gaby, du hast schon mitgekriegt, dass wir hier gerade heute eingezogen sind und ich jetzt noch keine ausgiebige Zeit hatte, in den Supermarkt zu fahren und Lebensmittel einzukaufen, oder? Alles, was sich in diesem Kühlschrank befindet, ist von dir. Also entweder ist da Salat drin oder du hast vergessen, ihn dir einzukaufen.«
»Ja, ja, wer braucht schon Salat, richtig, Jake? Und das als Arzt. Aber du lebst von uns allen hier eh mit Abstand am ungesündesten.« Ich verdrehte die Augen und wandte mich wieder meinem Grill zu, denn auf diese Art von Standpauke konnte ich jetzt wirklich gut verzichten.
Gaby hackte immer darauf rum, dass ich zu viel Gewicht verloren hatte, mich ungesund ernährte und keinen Sport trieb. Alles Dinge, mit denen sie recht hatte.
Nach dem Essen und noch einer schönen Stunde auf der neuen Terrasse, brachten wir Emmy gemeinsam zu Bett, wobei meine Geschwister mich noch ein paar Minuten mit ihr allein ließen, damit ich ihr eine Geschichte vorlesen konnte, was wir jetzt zu unserem festen Ritual machen wollten und auch endlich konnten.
Durch meinen Schichtdienst war ich sonst nicht oft abends zu Hause gewesen, doch damit war jetzt Schluss.
Allerdings hörte Emmy mir heute nicht lange zu. Der Umzug, die Ankunft im neuen Haus, das alles war für sie zu aufregend gewesen, weshalb sie beinah sofort einschlief.
Als ich in den Wohnraum zurückkehrte, hatten meine Geschwister bereits das Geschirr in die Spülmaschine geräumt, wobei die Müdigkeit jetzt auch auf ihren Gesichtern sichtbar war.
»Geht nach Hause. Ich denke, wir haben jetzt öfter die Chance, zusammenzusitzen«, sagte ich, bevor wir uns mit langen Umarmungen voneinander verabschiedeten.
Und dann war ich plötzlich allein. In dieser vollkommen fremden Umgebung.
In dieser alles einnehmenden Stille.
Normalerweise hatten mich die Geräusche der Straße begleitet, wenn ich im Bett lag. Jetzt war da nur das Zirpen der Grillen.
Es war ein sonderbares Gefühl. Für viele Leute mochte es garantiert entspannend sein. Für mich war es das genaue Gegenteil.
Die Stille erdrückte mich, denn nichts lenkte mich dann davon ab, in meinen Gedanken zu versinken. Etwas, das ich eigentlich immer zu vermeiden versuchte.
Gott sei Dank war ich müde und erschöpft genug, um ebenfalls schnell in den Schlaf abzudriften.
Die Nächte hier würden lang werden, vor allem, wenn ich nicht mehr durcharbeitete. Oder durchfeierte ...
»Daddy?«, erklang die verschlafene Stimme meiner Tochter am nächsten Morgen, während ich bereits seit Stunden dabei war, das Wohnzimmer weiter einzuräumen.
Ich wollte diese Kisten so schnell wie möglich weghaben, damit wir uns einleben konnten.
Schließlich begann für mich schon bald der Arbeitsalltag, während die Vorschule auf Emmy wartete.
Genau genommen würde sie dort ab morgen starten. Heute fand ein erstes Kennenlernen statt.
Bei Emmy machte ich mir allerdings keinerlei Gedanken, dass sie dort nicht gut zurechtkommen könnte. Schließlich war sie so unglaublich fröhlich und aufgeschlossen.
»Guten Morgen, mein kleiner Schatz. Hast du gut geschlafen in deinem neuen Zimmer?«
»Wundertoll. Aber ich habe die Geschichte nicht mehr gehört.«
»Das weiß ich. Dann müssen wir heute Abend noch mal von vorne anfangen.« Ich breitete meine Arme aus, in die sich mein kleines Mädchen schmiegte.
»Ich hab einen Bärenhunger. Hat Tante Gaby mir schon Müsli gekauft?«
»Aber natürlich hat sie das. Sonst würdest du uns ja verhungern und das wollen wir doch auf gar keinen Fall riskieren.«
»So schnell verhungert man doch nicht ... oder? Wenn ja, dann müssen wir uns jetzt beeilen. Mein Magen hat schon Blubbergeräusche gemacht.«
»Dann aber schnell an den Tisch.« Ich zwinkerte ihr zu, bevor ich zur Küche ging und das Müsli vorbereitete. Gut, dass wir gestern hier bereits alles fertig eingeräumt hatten.
»Es ist voll cool, dass hier keine Wände zwischen den Räumen sind, oder Daddy? Dann sehe ich genau, wie du mein Müsli machst.«
Ich hatte mich zur Kücheninsel umgedreht, die das Wohnzimmer und die Küche voneinander abgrenzte. Ich würde noch Barhocker für uns kaufen, doch noch war Emmy dafür zu klein. Sie saß freudig grinsend am Esszimmertisch und beobachtete, ob ich auch alles richtig machte.
»Freust du dich darauf, heute deine Vorschule kennenzulernen?«
»Aber klar doch. Ich finde bestimmt voll viele neue Freundinnen und das wird auch Zeit. Schließlich wohnen wir schon seit gestern hier und ich habe noch keine Spielkameradin kennengelernt.« Lachend stellte ich Emmy das Müsli hin und strich ihr durch die zotteligen Haare.
»Du hast vollkommen recht. Das ist ein untragbarer Zustand.«
»Was heißt untragbarer Zustand?«
»Na, dass man daran schnellstmöglich etwas ändern muss. Ich bin mir sicher, dass du superviele liebe Kinder kennenlernen wirst in der Vorschule.«
»Sie werden alle ausflippen, wenn sie mein Prinzessinnenzimmer sehen, oder Daddy?«
»Na, da bin ich mir aber vollkommen sicher. Bevor wir in die Vorschule fahren, machen wir noch einen Zwischenstopp in meiner neuen Praxis. Dann kannst du dir dort auch alles ansehen.«
»Cool. Gibt es da Spielsachen?«
»Im Wartezimmer, ja. Aber ich glaube, da ist nichts bei, was du wirklich interessant finden wirst.«
»Egal. Ich kann ja mal durchgucken.«
»Aber vorher ist Zähneputzen, Haare machen und anziehen angesagt, meine kleine Schlafanzugfee.«
»Das sind Prinzessinnen, Daddy. Keine Feen.«
Ich schmunzelte, denn Emmy war verdammt gut darin, absolut alles wörtlich zu nehmen.
»Gut, dann halt meine kleine Schlafanzugprinzessin.« Sie grinste und schob sich einen weiteren Löffel Müsli in den Mund.
Eine Stunde später betraten wir die Räume meiner neuen Praxis, die in vollkommen neuem Glanz erschien.
Die Wände waren jetzt alle weiß mit Holztönen, denn ja, auch hier hatte Gaby ihre Finger im Spiel gehabt. Manchmal war es mir ein Rätsel, warum sie nicht Innenarchitektin geworden war. Doch um so etwas beurteilen zu können, verstand ich garantiert viel zu wenig von diesem Thema.
An der Tür hing bereits mein Name, was sich absolut seltsam anfühlte.
Doktor Jake Hudson.
Allgemeinmediziner.
Mädchen für alles.
Vom Senk-Spreizfuß bis zur Milzruptur.
»Wow, Daddy. Das ist ganz schön cool hier«, lobte Emmy die Räume, nachdem sie in einer Mordsgeschwindigkeit hindurchgelaufen war, nur um im Wartezimmer bei den Spielsachen zu enden. Ich ließ mir für meine Begehung deutlich mehr Zeit, wobei ich zufrieden feststellen konnte, dass die medizinischen Geräte jetzt auf einem Stand waren, mit dem ich auch leben konnte.
Die Ausstattung der Praxis war zuvor eine absolute Katastrophe gewesen. Mit einem Ultraschallgerät, auf dem man wirklich nur Dinge erraten, aber ganz sicher nicht erkennen konnte.
Auf der rechten Seite nach der Eingangstür befand sich der Empfangsbereich, der großzügig und offen gestaltet war. Auf der linken Seite ging es dann ins Wartezimmer.
Nach einem weiteren kurzen Flur folgte ein kleiner Vorraum, von dem verschiedene Türen abgingen. Eine davon zu den Toilettenräumen, eine zum Röntgenraum, eine weitere ins Labor und eine in mein Büro oder auch das Sprechzimmer.
Hier befand sich auch die Untersuchungsliege mit allem Equipment.
Ab nächster Woche würde ich genau hier meine Zeit verbringen, auch wenn ich mir noch gar nicht vorstellen konnte, wie das wohl werden würde.
Ich hatte keinerlei Erfahrung mit der Tätigkeit als Landarzt. Meine einzigen Berührungspunkte waren meine eigenen Arztbesuche in der Kindheit gewesen.
Medizinisch sah ich mich dieser Herausforderung eindeutig gewachsen.
Nur ob sie mich auf Dauer ausfüllen würde ...
Was füllte mich schon aus?
Diese Leere in mir, die Joanna hinterlassen hatte, konnte man nicht füllen. Egal wohin ich ging, egal was ich auch tat.
»Daddy, die Spielsachen sind elendig langweilig!« Ich war froh, dass Emmy mich aus meinen Gedanken zog. Wie konnte ich an einem Ort wie diesem an Joanna denken und direkt wieder diese Traurigkeit verspüren? Nach all den Jahren …
Die wahrhaft größte Herausforderung an diesem Abenteuer Shelwood Creek würde wahrscheinlich darin liegen, ohne meine jahrelangen Ablenkungsmuster zu überleben.
In der Vorschule angekommen lernte ich Misses Pitterbury, die Schulleiterin, kennen, wobei ... ich traf sie eher wieder. Sie war schon zu meiner Zeit dort gewesen.
»Der kleine Jake Hudson«, sagte sie sofort, was Emmy natürlich laut auflachen ließ. »Na sieh mal einer an. Einen Doktor haben wir also aus dir gemacht.« Sie wuschelte mir durch die Haare! Als wäre ich fünf! Dieser Ort war noch immer so skurril, wie ich ihn in Erinnerung hatte.
»Misses Pitterbury, das ist meine kleine Emmy.«
»Emmy Hudson. Es ist schön, dich hier begrüßen zu dürfen. Bist du denn bereit für die Vorschule?«
»Aber na klar!«, rief Emmy sofort begeistert, was Misses Pitterbury auflachen ließ.
»Ein echter kleiner Sonnenschein. Na, das ist ja ganz wundervoll. Dann bin ich mir sicher, dass du bestimmt viele Freunde hier finden wirst.«
»Siehst du, Daddy. Sag ich ja«, flüsterte sie mir zwinkernd zu, bevor sie die Hand von Misses Pitterbury umfasste, die ihr alles zeigen wollte. Doch mein Mädchen, so tough und groß sie auch immer wirkte, drehte sich noch einmal zu mir um und schloss mich in ihre Arme. Ein Moment, der mein Herz dahinschmelzen ließ.
»Ich bin hier und warte genau an dieser Stelle auf dich. Du wirst sie alle umhauen, Prinzessin.« Beruhigend strich ich ihr über den Rücken, bevor ich sie wieder losließ. Ihr Gesichtsausdruck war der perfekte Mix aus purer Entschlossenheit und absoluter Angst.
Ich konnte nachvollziehen, wie es ihr ging.
Es war eine schreckliche Situation, die ich ihr nie wieder antun würde. Wir blieben hier in Shelwood Creek, wo sie zu einer hoffentlich glücklichen jungen Frau aufwachsen würde.
Auch wenn ich dabei zugrunde ging.
Ich sah Emmy so lange hinterher, bis sie in dem kleinen Raum der Vorschule verschwunden war, bevor ich den altbekannten Gang entlang wanderte und an die schöne Zeit zurückdachte, die ich hier verbracht hatte. Schon damals war der Flur in allen Farben des Regenbogens gestrichen gewesen, wie es auch heute noch der Fall war.
An Emmys Haken prangte eine Prinzessin, sodass sie sich gut merken konnte, wohin sie immer ihre Jacke hängen musste.
Eine Prinzessin für meine Prinzessin.
Das würde ihr gut gefallen.
Bilder an den Wänden zeigten die Schulaktivitäten. Es war ein schöner, friedlicher Ort. Genau der Ort, an dem man sein Kind gerne zur Vorschule und auch später zur Schule schickte.
Hier gab es so gut wie keine Kriminalität. Die Eltern der Kinder kannten sich untereinander und das meist schon seit vielen Generationen. Mit einigen Vätern aus Emmys Vorschulklasse war ich selbst in der Schule gewesen.
Der Lauf der Zeit in einem kleinen Örtchen wie Shelwood Creek.
»Kann ich Ihnen helfen?« Verwirrt drehte ich mich um, als eine weibliche Stimme hinter mir erklang, sodass ich nur Sekunden später in ein paar sehr grüne Augen blickte, die von einem dichten Wimpernkranz eingerahmt waren. Dazu gelockte braune Haare, ein lässiges Outfit und eine tolle Figur.
Wären wir uns in einer Bar begegnet, hätte ich die Frage, ob sie mir helfen konnte, garantiert mit Ja beantwortet, aber alleine diese Gedanken waren gerade vollkommen falsch.
»Oh, ich kenne mich noch aus, von früher. Ganz so viel scheint sich hier nicht verändert zu haben. Auch, wenn Sie garantiert nicht aus Shelwood Creek sind, oder?«
»Woran sieht man das denn?«
»Ich hätte Sie wahrscheinlich in Erinnerung behalten.« Ihre Wangen wurden augenblicklich rot.
»Sie sind aber nicht der neue Lehrer, oder?«
»Nein, Lehrer wäre nicht so mein Ding. Dafür bin ich der neue Landarzt. Aber erst ab nächster Woche.«
»Doktor Hudson? Ach du meine Güte, jetzt weiß ich auch, warum die ganze Stadt schon so aufgeregt ist. Oder zumindest der weibliche Teil der Bevölkerung.«
Ich lachte auf und fuhr mir verlegen mit der Hand durch den Nacken.
»Das nehme ich dann mal als Kompliment.«
»Ich ... ja ... das war ...« Sie kam ins Stammeln, da es ihr garantiert peinlich war, was sie dort laut ausgesprochen hatte. Gott sei Dank musste ich nicht darauf eingehen, da sich die Tür zum Vorschulzimmer öffnete und Emmy mir bereits wieder freudestrahlend entgegengelaufen kam. So schnell vergingen dann also vierzig Minuten, wenn man tief in seinen Erinnerungen versunken war.
Emmy sprang mir direkt in die Arme, wo ich sie festhalten wollte, doch dazu hatte sie gar keine Zeit.
»Es gibt so viele tolle Kinder in der Vorschule. Ich habe schon eine Freundin, aber ihren Namen habe ich vergessen. Ich habe ihr von meinem Prinzessinnenzimmer erzählt und sie will zum Spielen kommen. Ist das nicht einfach wunderbar?« So kannte ich meine kleine Tochter.
»Das hört sich ja nach einem vollen Erfolg an.« Als ich wieder aufblickte, war die Frau, mit der ich mich zuvor unterhalten hatte, bereits wieder verschwunden. Sie hatte wahrscheinlich auch ein Kind aus Emmys Vorschulklasse abgeholt. Mit Sicherheit war sie verheiratet, so wie alle Leute, die hier wohnten und Kinder hatten.
Alle, außer ich.
Der Single-Daddy, der ich auch für immer bleiben würde.
»Wer war denn die hübsche Frau?«, hakte Emmy auf dem Weg zum Auto nach. Also war es ihr doch nicht entgangen, dass ich nicht allein auf dem Flur gestanden hatte.
»Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich eine Mommy, die ihr Kind abgeholt hat.«
»Wäre sie keine Heiratsfrau für dich?« Nicht schon wieder dieses Thema. Es schien Emmy mehr zu beschäftigen, als mir lieb war. Natürlich hatte ich mich schon vorher mit dem Gedanken auseinandergesetzt, wie es wohl werden würde, wenn sie all die heilen Familienkonstellationen sah, die es hier auf dem Land nun mal gab. Und doch fühlte es sich härter an als erwartet, wenn sie dieses Thema so direkt ansprach.
»Nein, Kleines. Die einzigen Frauen in meinem Leben sind Tante Gaby und du. Das reicht mir voll und ganz zum Glücklichsein. Und jetzt erzähl mir alles. Was habt ihr gemacht, wie viele Kinder waren da?«
Ich wusste, dass ich nicht nur Emmy mit diesem Themenwechsel schnell auf andere Gedanken brachte, sondern mir dieses Thema ebenfalls ersparte.
Ich wollte jetzt nicht schon wieder mit ihr darüber reden oder meine Gedanken dorthin abschweifen lassen. Obwohl ich wusste, wie wichtig es war, offen mit ihr zu reden. Alles andere war schwach und selbstsüchtig ... und anscheinend war ich genau das. Auch wenn ich mir immer wieder einzureden versuchte, dass ich Emmy nur schützen wollte und ihr deshalb die Wahrheit verschwieg.
Wahrscheinlich schützte ich nur mich selbst.
Davor, dass all die Dinge, die ich so tief in mir zu verbergen versuchte, wieder an die Oberfläche befördert wurden. Ich wusste nicht, wie ich sie aufnehmen und mich ihnen noch einmal stellen sollte.
Dafür war ich doch längst viel zu kaputt ...
Ich war müde, absolut müde und ausgelaugt nach einem wirklich anstrengenden Tag in der Praxis.
Der Nachteil davon, nur noch einer geregelten Arbeitszeit nachzugehen, war es definitiv, dass man all die Patienten mit ihren Anliegen irgendwie in dieser Zeit versorgen musste. An manchen Tagen klappte das wie geschmiert. Es gab sogar Tage, da hatte ich Zeit, mit jedem ein ausführliches Schwätzchen zu halten. Und dann gab es Tage wie heute.
Ich hatte wahrlich noch nie so viele Patienten an einem Tag behandelt. Und das an einem Samstag, wo die Praxis normalerweise geschlossen war. Ich würde zeitnah noch einen reinen Vorsorgesamstag anbieten, dann hatte ich die Hoffnung, mit der Praxis und all meinen Patienten wieder auf Stand zu sein.
Keine Ahnung, was die Leute getan hatten, als die Praxis renoviert worden war.
Insgesamt konnte ich jetzt, nach all den Monaten allerdings sagen, dass es mir wirklich gut gefiel. Ich hatte es mir deutlich schlimmer vorgestellt, als Landarzt tätig zu sein.
Die Gespräche mit den Patienten waren von einer ganz anderen Art als die im Krankenhaus. Oftmals erfuhr ich dabei mehr Privates, als mir lieb war, aber auch das gehörte dazu.
Der Landarzt war in dieser Region so etwas wie ein enger Vertrauter, dem man alles erzählen konnte. Zumindest bei den älteren Menschen, was man auch deutlich merkte.
Und wie viele Omis mir etwas Gebackenes mitbrachten, das ich dann an meine Sprechstundenhilfen weitergab.
Mir fehlte oft die Zeit dazu, in Ruhe zu essen.
Meine Priorität lag weiterhin darauf, Zeit mit Emmy zu verbringen. So oft und so viel wie möglich. Dass uns der Umzug schon jetzt gutgetan hatte, war keine Frage mehr. Selbst mir ging es gut. Vielleicht weil ich durch die Arbeit und Emmy so eingespannt war, dass ich meine nächtlichen Abenteuer in Baltimore noch gar nicht vermissen konnte.
»Hast du was dagegen, wenn ich heute dein Gästezimmer in Anspruch nehme? Es gibt morgen eine kleine Überraschung.« Meine Schwester hatte heute auf Emmy aufgepasst und war mit ihr bei Caleb auf dem Hof gewesen, weshalb ich bereits damit rechnete, dass es damit zu tun hatte.
Ob Emmy wieder ein Schäfchen oder eine Kuh adoptiert hatte?
»Eine Überraschung?« Ich blickte Gaby fragend an, die lediglich mit den Schultern zuckte. »Was um alles in der Welt habt ihr vor? Ich dachte, nach der langen Woche würden wir uns morgen einfach einen entspannten Sonntag machen.«
»Werden wir. Also werdet ihr. Es ist nicht so, als würde das deinen morgigen Tag vollkommen auf den Kopf stellen.«
»Okaaaayyyy ... Will ich es wissen, Gaby?« Ich blickte meine Schwester prüfend an, die diesen verräterischen Blick draufhatte, der mich nun wirklich nichts Gutes ahnen ließ.
»Nein, aber dafür ist morgen noch Zeit.«
Der nächste Morgen startete gemütlich. Mit dem typischen Trubel, den Emmy und Gaby auslösten, wenn sie zusammen waren, aber gleichzeitig mit dem Sonntagsgefühl, das ich gerade nach der letzten Woche einfach zu schätzen wusste. Zudem war es heute draußen auch noch regnerisch, weshalb wir es uns gleich wirklich hier gemütlich machen konnten.
Außerdem gab es noch genug zu tun, was das Ausräumen von Kisten anging, die ich bis jetzt nur im großen Keller verstaut hatte. Selbst wenn seit unserem Einzug bereits ein halbes Jahr vergangen war.
Wenn Gaby nicht noch irgendwelche Pläne aus dem Hut zauberte, so wie sie es ja gestern schon angedroht hatte, sollte diesem Sonntag nichts im Wege stehen.
Doch bis jetzt schien alles ruhig.
Zumindest war sie noch nicht umgezogen, geduscht und geschminkt, sondern lief in einem von meinen T-Shirts durchs Haus. Auch Emmy war noch immer im Pyjama und da ich wusste, wie gerne sie ganze Tage in ihrem Schlafanzug verbrachte, würde ich ihr heute auch genau diese Möglichkeit geben. Wenn keine anderweitigen Pläne hinzukamen.
Ich erklärte mich freiwillig bereit, Brötchen zu holen, während die Damen kichernd den Tisch deckten, was mich ebenfalls nichts Gutes erahnen ließ.
Beim Bäcker angekommen, reichte mir die Dame bereits die kostenlose Sonntagszeitung, doch nicht ohne ein wirklich breites Grinsen auf ihren Lippen.
»Ich finde das wirklich eine sehr schöne Geste«, sagte sie, während ich fragend die Augenbrauen hob.
»Was genau?«, hakte ich nach, doch sie winkte nur ab und reichte mir die Brötchen, die ich bestellt hatte.
Beim Verlassen des kleinen Bäckerladens klopfte mir die alte Misses Forster auf den Arm und wünschte mir alles Gute. Oh, ich hatte keine Ahnung, was meine Schwester angestellt hatte, doch da schien ich hier in Shelwood Creek wohl der einzige Mensch zu sein.
Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, dass hier jeder jeden kannte.
»Was hast du getan?«, fragte ich bereits, als ich die Brötchen und die Zeitung auf den Tisch warf, während Gaby breit grinsend mit den Schultern zuckte.
»Es war ganz allein meine Idee, aber Tante Gaby hat gesagt, dass sie mir dabei hilft, weil ich ja noch nicht schreiben kann. Aber sie hat alles so aufgeschrieben, wie ich das wollte«, verkündete Emmy sofort mit vor Stolz geschwollener Brust.
»Was hast du aufgeschrieben?« Ich verstand kein Wort, wobei mein Blick wieder auf die Zeitung wanderte. Wir bekamen sie hier in Shelwood Creek, sie wurde aber auch in einigen Teilen von Baltimore verteilt. »O bitte nicht«, stieß ich aus, während ich die Zeitung aufschlug und auf der dritten Seite ein Bild von mir entdeckte. Mit einer Überschrift, die mich dazu brachte, mich auf den Stuhl hinter mir sinken zu lassen.
Suche Heiratsfrau für meinen Daddy prangte dort in großen Buchstaben.
»Emmy«, flüsterte ich atemlos und schloss für einen Moment die Augen.
»Daddy, das habe ich gemacht, weil du doch keine Frau hast. Masha hat gesagt, dass ihr Daddy immer traurig war, bis er eine neue Frau kennengelernt hat. Jetzt hat ihr Daddy eine neue Frau und ihre Mommy einen neuen Mann und sie ist total glücklich damit. Ich möchte, dass du auch glücklich bist. Ist das nicht eine tolle Idee?«
»Ach, mein Schatz ...« Ich hatte keine Ahnung, was ich in diesem Moment eigentlich fühlte.
Unglauben darüber, was Emmy getan hatte, Hass auf meine Schwester, weil sie ihr dabei geholfen hatte oder Rührung wegen Emmys Worten und den Gedanken, die sie sich gemacht hatte.
»Hast du schon weitergelesen, Daddy? Du musst lesen, was da steht!« Ich atmete tief durch, während ich einen kurzen Blick mit meiner Schwester austauschte. Sie ahnte bestimmt, dass ich sie umbringen würde, sobald wir allein waren.
Suche Heiratsfrau für meinen Daddy. Hallo, mein Name ist Emmy Hudson und ich bin sechs Jahre alt. Mein Daddy ist der beste Mann der ganzen Welt, aber er hat keine Freundin. Deshalb möchte ich jetzt eine Heiratsfrau für ihn suchen. Mein Daddy ist Arzt und muss viel arbeiten, um seinen Patienten das Leben zu retten. Wenn er nicht arbeitet, ist er mit mir zusammen. Wir machen gerne Ausflüge und fahren Fahrrad. Vielleicht möchtest du ja Daddys neue Heiratsfrau werden.
»Emmy ...« Fassungslos schüttelte ich den Kopf und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht. Mein Leben würde nach diesem Artikel ein verdammter Spießrutenlauf werden. In der Arztpraxis gab es spätestens jetzt wahrscheinlich genug Frauen, die ein Auge auf mich werfen würden. Vor allem, wo sie der Meinung waren, dass ich eine Frau an meiner Seite suchte ... O Gott, es würde die Hölle auf Erden werden. »Tante Gaby und ich werden dir Heiratsfrauen raussuchen, mit denen du dich dann treffen kannst. In einem schönen Restaurant. Da könnt ihr euch dann kennenlernen und heiraten.«
»Emmy, so schnell heiratet man doch nicht!«
»Mashas Daddy hat seine neue Frau in Las Vegas geheiratet. Sofort nachdem sie sich kennengelernt haben.«
»Wie romantisch«, entfuhr es mir, bevor ich tief durchatmete. »Schatz, ich weiß, dass du es bestimmt lieb gemeint hast, aber Daddy hat wirklich keine Zeit dazu, eine Frau kennenzulernen, und das möchte ich auch gar nicht. Schon gar keine Heiratsfrau. Ich kenne ganz viele Frauen, aber ich finde es toll, mit dir allein zu sein«, sagte ich und blickte dabei auch Gaby an.
»Aber dafür ist es doch jetzt zu spät, Daddy. Die Heiratsfrauen würden auch enttäuscht sein, wenn sie dir jetzt einen lieben Brief schreiben und dich kennenlernen möchten, aber du möchtest sie nicht kennenlernen. Außerdem möchte ich eine Mommy.«
»Du hast doch Tante Gaby.«
»Aber keine Mommy, die immer mit mir zusammen hier wohnt!«
»Da bin ich ganz bei deiner Tochter. Das ein oder andere Treffen, dagegen ist doch gar nichts einzuwenden, oder? Ich bin mir sicher, dass viele interessante Frauen dabei sein werden. Frauen, die du sonst normalerweise nicht kennengelernt hättest«, mischte sich jetzt auch Gaby ein. Sie wusste, dass ich kein Kind von Traurigkeit war, auch wenn ihr das nicht passte. Sie fand es unmöglich, wie sehr ich die Frauen in ihren Augen »benutzte«, obwohl der kurzweilige Sex immer einvernehmlich war.
»Wir zwei reden sowieso noch!«
»Onkel Caleb hat auch mitgemacht«, verpetzte Emmy meinen Bruder.
Wieso war mir das schon vorher klar gewesen? Gerade mein Bruder, der es selbst nicht hinkriegte, jemanden kennenzulernen. Nicht mal für einen One-Night-Stand. Wenn es einer nötig hatte, dass man eine Frau für ihn suchte, dann definitiv er!
»Vielleicht hätten wir dann besser mal eine Anzeige für Onkel Caleb geschaltet, der noch nie eine Frau hatte. Oder für deine Tante Gaby, die auch schon seit Jahren Single ist.«
»Aber sie alle haben doch keine Tochter wie du, Daddy.« Ich atmete tief durch und streckte die Arme nach Emmy aus, die mich sofort umarmte. »Bist du jetzt böse auf mich, Daddy? Ich dachte, vielleicht macht dich das glücklich.«
»Nein, ich bin nicht böse auf dich, mein Schatz. Wie könnte ich das denn sein? Es wäre nur schön gewesen, wenn die Erwachsenen mit mir über diesen Plan geredet hätten. Dann hätte ich auch selbst entscheiden können, ob ich das möchte oder nicht.«
»Du hättest doch sowieso Nein gesagt, oder Daddy?«
»Ja, vermutlich hätte ich Nein gesagt.«
»Siehst du, deshalb durfte Tante Gaby dich auch nicht fragen, obwohl sie es wollte. Aber das hätte mir ja meine ganze Überraschung kaputt gemacht.«
»Mach dir keine Gedanken, Kleines. Es war eine ganz süße Idee von dir.« Auch wenn ich sie verfluchte und rein gar nichts davon hielt. Zeitgleich sagte es mir allerdings mehr über die Gedanken meiner Tochter, als mir lieb war. Sie glaubte wirklich, mir eine Frau suchen zu müssen. Dabei hatte ich mir in meinen Augen so große Mühe damit gegeben, ihre Welt perfekt zu gestalten, damit sie nichts vermisste. Vor allem keine Frau an meiner Seite. Doch damit war ich dann wohl gescheitert. Ich hatte die Rechnung ohne die Feinfühligkeit meiner Tochter gemacht.
»Wie wäre es, wenn wir jetzt schön frühstücken? Dann kann Daddy sich noch ein paar Gedanken über die Anzeige machen«, schlug Gaby lächelnd vor, während ich sie kurz böse anblickte.
»Du hast nur Angst, dass ich dich allein sprechen will«, raunte ich Gaby zu, was sie auflachen ließ.
»Ach was«, erwiderte sie unschuldig. Mir war der Appetit vergangen und statt Kaffee könnte ich jetzt einen Scotch gebrauchen.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, Emmy einfach so zu unterstützen?
Ich war nicht bereit für irgendwelche Dates. Ich hasste so etwas! Zumindest theoretisch, denn in der Praxis hatte ich es noch nie gemacht. Außer damals mit Joanna, aber das blendete ich gerne aus.
Sie existierte für mich nicht mehr. Genauso wenig wie die gemeinsame Zeit, die wir gehabt hatten.
Nachdem Gaby, die bewusst darauf geachtet hatte, nicht mit mir allein zu sein, das Haus verlassen hatte, kuschelte ich mich mit Emmy auf die Couch, wo wir einen Film schauten und Popcorn in uns hineinstopften.
Ich war eigentlich nicht der Typ für Süßigkeiten, doch heute musste ich schon allein aus Frust essen. Auch wenn mir Scotch lieber gewesen wäre.
»Bist du wirklich nicht böse auf mich?«, fragte Emmy am Abend, als ich ihr eine Geschichte vorgelesen hatte und das Buch zuklappte. Sie war schon den ganzen Tag über besorgt gewesen, dass ich ihr die Heiratsfrau-Nummer übel nehmen könnte, und hatte mir diese Frage schon mehrfach gestellt.
Natürlich war ich wütend.
Aber nicht auf die Kleine, sondern auf meine Geschwister, die dabei mitgemacht hatten.
Beide sollten ganz genau wissen, dass es nicht in meinem Interesse war, noch einmal eine Frau an mich heranzulassen.
Ich hatte mich mit diesem Leben arrangiert, in dem es mir an nichts fehlte. Wieso konnten sie das nicht einfach akzeptieren?
Weil Emmy in einer Phase war, in der sie hier in Shelwood Creek das klassische Familienmodell sah und es nacheifern wollte?
Gottverdammt, ich war ein echtes Weichei, wenn es um meine Tochter ging, die mich gerade wieder einmal so herzzerreißend traurig ansah, dass ich ihr diesen Wunsch einfach nicht abschlagen konnte.
»Ich werde jetzt erst mal einige von den Heiratsfrauen treffen und sie kennenlernen«, hörte ich mich selbst sagen, während ich mir gerne eine reingehauen hätte.
Aber vielleicht war die ein oder andere schnelle Nummer dabei ...