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SUPERNULF ist super. So einfach ist das. Wenn auch eher selten. Aber wenigstens fühlt es sich für ihn so an, wenn er Wurst-Betrüger entlarvt, der Bakshish-Bande den Garaus macht, die Tripper-Trutschen zurechtweist, Pappnasen verprellt oder dem Glamping-Gedöns ein Ende setzt. Und das ist doch die Hauptsache: Ein super Gefühl. Verpackt in 30 Comedy-Doku-Soap-Trash-Kurzgeschichten, verzapft von Johnboy Schneider. Einfach super.
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Seitenzahl: 97
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Ein Buch für alle, die ihr inneres Kind mit all seiner herrlich befreienden Albernheit im Alltagstaumel nicht vergessen haben.
Ihr dürft über diesen Unsinn lachen.
SUPERNULF und die furiosen Fluten
SUPERNULF und die Gemüse-Gangster
SUPERNULF und das Disco-Desaster
SUPERNULF und die Zigeuner-Zicke
SUPERNULF und der Bart-Banause
SUPERNULF und die Trachten-Prügel
SUPERNULF und der Bier-Bulle
SUPERNULF und die Schreckschraube
SUPERNULF und Draufgänger-Depp
SUPERNULF und der Wurst-Wahn
SUPERNULF und der Kino-Chaot
SUPERNULF und das Auto-Adrenalin
SUPERNULF und das Reibeisen
SUPERNULF und die Labertaschen
SUPERNULF und die Tripper-Trutschen
SUPERNULF und Hochwasser-Höhe
SUPERNULF und die Bombenstimmung
SUPERNULF und die Pappnasen
SUPERNULF und die Bakshish-Bande
SUPERNULF und die Kostüm-Kasper
SUPERNULF und die Tussen-Töle
SUPERNULF und die Quoten-Qual
SUPERNULF und der Plastik-Bomber
SUPERNULF und die Hausbesitzerin
SUPERNULF und das Wetter-Wettern
SUPERNULF und die Berufsberufung
SUPERNULF und die Hitzewallung
SUPERNULF und Der-will-nur-spielen
SUPERNULF und das Glamping-Gedöns
SUPERNULF und die Riesenraupe
Er bog rasch um die Ecke und warf noch schnell einen Blick hinter sich, bevor er durch die Hauswand krachte. Nun war schnelle Reaktion gefragt. Kurz entschlossen hob er den Blick wieder auf und starrte um sich.
„’N Abend die Herren“, sagte er zu den Männern, in deren Wohnzimmer er gerade stand. An die verstörten Gesichter der Menschen hatte er sich mittlerweile gewöhnt. Schließlich passiert es auch nicht jeden Tag, dass irgendein Kerl, strotzend vor abnormer autosuggestiver Kraft, gekleidet in schwarzes edelstes Tuch mit schriller, dunkelschwarzer Krawatte durch die Hauswand ins Wohnzimmer rennt. Seine wahre Identität kannten nur seine nächsten Nächsten. Seine geheime auch: Er war Supernulf, der neue revolutionäre Superheld. Noch nicht lange am Markt hatte er schon einige Katastrophen verhindern, zahlreiche Leben retten, zig Verbrechen vereiteln und Hunderten alter Omis über die Straße helfen können.
Jetzt wurde es das erste Mal supergefährlich.
„Das erste Mal tut es immer ein bisschen weh“, sagte er in Gedanken vor sich hin und rieb seine Schulter. Die Männer nickten verständnisvoll. Eins war sicher: Hier würden ihn die aufgebrachten Mehlbauern, die er bei einer Drogenrazzia in Brasilien versehentlich mit eingelocht hatte, nicht finden. Nun galt es, die Gelegenheit zu nutzen und etwas Werbung in eigener Sache zu machen. Die Menschheit hing schon zu lange an flügellahmen Fledermäusen aus Gotham City und bebrillten Reporter-Fuzzis aus Metropolis, die in ihrer Freizeit absurd rot-blaues Strampelsatin trugen. Es war Zeit für einen modernen Helden, eine Sympathiefigur, die ins Zeitgeschehen passte; eine heldenhafte Zeitgeschehen-Sympathiefigur.
Supernulf rieb sich sein supermarkantes Kinn und schaute in die Runde, als seinem Scharfsinn, ohne den er niemals das Haus verließ, mehrere ungewöhnliche Dinge auffielen: Er war schlecht rasiert, er hatte den Ausdruck „heldenhafte Zeitgeschehen-Sympathiefigur“ noch nie zuvor gehört und zweifelte noch an seiner Existenz im Duden, und er hatte noch immer nichts zu trinken.
„Öhem“, begann er seinen Auftritt, „dann erst mal guten Tag. Mein Name ist Supernulf und ich bin neu hier in der Nachbarschaft. Ich bin sozusagen eine heldenhafte Zeitgeschehen-Sympathiefigur, Beschützer des Rechtmäßigen, Bollwerk wider dem kriminellen Element. Hier meine Karte…“, schoss es aus ihm heraus als er merkte, wie superpeinlich und völlig unangemessen dieses Gelaber war.
„Wie auch immer. Einmal in ihrem Zimmer denk ich mir: hat hier jemand Dosenbier?“, fuhr er wesentlich professioneller fort. Gehüllt in das eloquente Gewand lyrischer Umgangsformen fühlte er sich sicher. Einer der Anwesenden warf ihm eine superkalte Dose Pils zu. Supernulf fing sie elegant mit einer Hand und noch ehe er sich an seiner eigenen Geschicklichkeit ergötzen konnte, hatte sich sein Daumen am unteren Rand der Dose tief ins Blech gebohrt und ein gewaltiges Loch ins Futter gerissen.
„Yeah! Die Königin unter den Bieren“, prollte er und verstummte plötzlich. Hatte er seine geheime wahre Identität als popeliger Werbe-Fuzzi nicht leichtsinnig aufs Spiel gesetzt?! Jetzt nur keinen Fehler machen! Er nutzte den Moment erstaunter Gesichter auf dem Dreisitzer aus Velour, setzte das Loch an den Mund, riss im Aufschwung die Verschlusslasche ab und stürzte das drohende Nass den Rachen hinab. In großen Wogen flutete das Bier furios seine Speiseröhre. Er kämpfte und schluckte; er rang mit dem Bier und verschlang es in großen Zügen. Ein unglaublicher Rülps verkündete schließlich den Sieg. Fasziniert sprangen die Männer auf. Jubelnder Beifall bestätigte Supernulf die Wichtigkeit seiner Existenz. Und die Coolness seines Geschäftsgebarens.
Befriedigt machte er sich auf den Heimweg. Wieder einmal war es Supernulf gelungen, seinen Namen in der Gesellschaft zu manifestieren. „Superman, wart‘s nur ab“, hörte man ihn hämisch nuscheln, als er um die Ecke bog.
Supernulf entstaubte seine verstaubte Jacke. Er musste leicht husten, als ihn die Staubpartikelchen, die vom aufgewirbelten Staub seiner völlig verstaubten Jacke herrührten, angriffen.
Er erinnerte sich verschwommen an die Ereignisse der vergangenen sechsunddreißig Stunden: Er hatte sich gerade ein superheißes Bad eingelassen. Die Bergung eines gesunkenen Öltankers forderte Tribut. Gerade riss er eine Dose Pils, als es eventuell klopfte. Er stürzte zur Tür und sah sich um.
‚Unglaublich leer hier’, dachte er und beschloss spontan, kurz beim Gemüsehändler vorbeizuschauen. Just in dem Moment, als er sein geschniegeltes Jackett überwarf, marschierte er los.
Als er den kleinen, lustigen, türkischen Gemüseladen betrat, fiel ihm sofort der kleine, lustige, türkische Gemüsehändler auf, den er mit einem „Sagen Sie, wo finde ich hier mein heiß geliebtes Dosenbier?“ begrüßte. Erstaunt über seinen spontanen Paarreim überhörte er die Antwort des Händlers; sein Gaumen wies ihm den Weg.
Im Vorbeigehen musterte er ein paar randalierende Omas an der Obsttheke. Er beobachtete eine Weile, wie sie mit leeren Underbergs um sich werfend Anti-Altenheim-Parolen grölten. Und gab ihnen Recht. Dennoch, ihr Verhalten war nicht sittsam, so viel war klar, nachdem ihn eines der Underberg-Fläschchen am Schienbein getroffen hatte. Kurz entschlossen baute er seine mächtige Statue vor ihnen auf und hob zu einer Moralpredigt an.
„Aber bitter meine jungen Damen, was soll den das Getöse. In meiner Funktion als Supernulf möchte ich sie bitten…“ Und schon zerschellte eine supergroße Honigmelone an seinem Kopf. Seine Halsschlagadern schwollen unglaublich, als er zur Diplomatie griff.
„Raus hier, du alte verrunzelte Schachtel, du Faltengebirge, sonst hilft dir auch die Kraft der zwei Herzen nicht weiter…!?“ Hatte er soeben etwa seine geheime Werber-Identität durch unvorsichtige Werbegelaber aufs Spiel gesetzt? Um diesen Patzer zu vertuschen, versenkte er den Rentnerschädel in den Bananen. Gleichzeitig eröffneten zwei weitere Gangmitglieder das Feuer mit Kokosnüssen. Supernulf brach unter dem Kugelgewitter zusammen. Gedanken schossen durch seinen Kopf: Warum ich? Wo ist mein Bier? Warum braucht Howard Carpendale an Weihnachten gar nicht erst ohne Mon Cheri nachhause kommen?
Er erlangte die Besinnung wieder und blinzelte ins grelle Tageslicht. Die Schlacht tobte: Der kleine, lustige, türkische Gemüsehändler war nur noch klein und türkisch. Er hatte verzweifelt hinter der Theke Stellung bezogen und stand unter starkem Artilleriebeschuss. Eine Oma rannte an Supernulf vorbei. Er nutzte die Gelegenheit, ihr ein Bein zu stellen und sich eine Zigarette anzuzünden. Hier hilft nur der Proll, das war ihm jetzt klar. Die Oma fiel der Länge nach auf ihre Dritten. Supernulf konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als erneut Gefahr drohte. Er griff nach irgendeiner Waffe, bekam jedoch nur den Beinbeutel der Angreiferin zu fassen. Das war die Gelegenheit!
Supernulf sprang auf und bedrohte die Rentnergang mit der Inkontinenz-Kanone:“ Stehen bleiben oder ich scheiße!“
„Elvira! Du bist inkontinent?!“, tönte es aus einer Ecke.
„Du hast uns deinen Beinbeutel jahrelang verheimlicht“, zeterte es aus einer anderen. „Weißt du überhaupt, welchen Gefahren du uns ausgesetzt hast?“
Supernulf schob das streitende Pack aus dem kleinen, lustigen, türkischen Gemüseladen, griff nach einem Sixpack und legte dem kleinen, türkischen Gemüsehändler, der allmählich auch wieder lustig wurde, fünf Euro auf die Theke.
„Aber nicht alles auf einmal auf den Kopp hauen“, prollte er im Rausgehen in der Gewissheit, die Notwendigkeit einer heldenhaften Zeitgeschehen-Sympathiefigur wieder einmal unter Beweis gestellt zu haben. Ein schöner Tag, schade nur, dass seine Jacke durch den Sturz total verstaubt war.
Als Werbe-Fuzzi getarnt verließ Supernulf an einem Donnerstag gegen achtzehn Uhr dreißig das Büro. Es wurde Zeit, mal wieder etwas abzuspannen. Zu diesem Zweck hockte er sich zu Hause hinter seinen Feldstecher, doch die superscharfe Nachbarin war leider außer Haus. Gefrustet und müde stolperte er zum Kühlschrank, um sich sein Abendessen zu holen. Er griff nach einer Dose Bier und entriss ihr die Verschlusslasche. „Fast Food ist geil“, brabbelte er vor sich hin und schaltete den Fernseher ein. Ausgerechnet an diesem Tag wurde noch mit einem Erdbeben gerechnet, so verkündeten es die Nachrichten. Doch Supernulf hatte sich soeben schon etwas anderes vorgenommen.
Er stiefelte in sein Arbeitszimmer und öffnete den Schrank. Nach langem Überlegen griff er den zweiten der einhundertundfünfzig identischen, schwarzen Armani-Anzüge heraus. Er schmierte etwas Gel auf die Haare – die Frauen stehen auf so was, wie er vermutete – und stieg in seine supergeputzten Schuhe. Der Weg führte Supernulf direkt zum Ort des Grauens.
Gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig betrat der Held die Techno Disco. Niemand bemerkte die LIDL-Tüte in seiner Hand, sein heldenhaftes Auftreten und tadelloses Äußeres lenkten die Blicke auf seine Person. Er schwang seinen heldenhaften Hintern an die Theke und bestellte mutig einen Jim Beam. Der Barkeeper stellte ihm ein Glas hin. Supernulf nippte. Endlose Stille zerschnitt jäh den Technolärm. Er blickte den Barkeeper scharf an.
„Das ist kein Jim Beam!“ Einmal mehr wurde ihm bewusst, dass er seine geheime wahre Werber-Identität aufs Spiel setzte.
„Und?“, konterte der andere fachmännisch. „Na gut, dann gib mir Bier – Dosenbier“, wand sich Supernulf aus der prekären Situation. Das Publikum atmete hörbar auf, führte die Tanzbemühungen fort und fortan roch es wieder vortrefflich nach Schweiß. Eine herrlich prollige Atmosphäre, die ihn seines Vorhabens erinnerte.
Seine superscharfen Adleraugen musterten die Umgebung. Über der Mitte der Tanzfläche erspähte er das DJ-Pult. Er ergriff seine LIDL-Tüte und spurtete die Treppe hinauf auf die Empore in der ersten Etage. Dabei verloren offenbar einige Besucher ihr Gleichgewicht. Der Held ließ sie fallen, er musste die Menschheit vor weitaus Schlimmerem bewahren. Außerdem hätten sie auch besser aufpassen können.
Schon eilte er über den Steg und erreichte den DJ. Mit sicherem Griff ergriff Supernulf sicher den Plattenteller, als ihm auffiel, dass das, was mit diesem Turntable geschah, absolut abtörnend war.
„Keine Angst, nun bin ich ja da“, beruhigte er das Gerät. Ein schrilles Kratzen und die Musik verstummte.
„Finger weg, du Sackgesicht“, kackte ihn der DJ ein wenig unhöflich an. Obwohl er zugeben musste, dass er sich geschmeichelt fühlte, entgegnete der Held kühn:
„Fresse Kleiner, du hast ausgespielt!“
‚Super!’, dachte er bei sich, versetzte dem peinlichen Wicht einen Stoß in die Rippen und schob ihn zur Seite. Die Besucher sahen von der Tanzfläche verschwommen, wie Supernulf eine Vinylscheibe aus der Tüte zog und nach dem Mikrophon griff.
„Öhem, ‘n Abend allerseits. Ich bin Supernulf und heute hier, um euch...“ Er war sichtlich nervös. Ein Sympathisant warf ihm superunerwartet eine Dose Bier zu. Der Held erledigte sie in einem Zug.
„Time to paaaaarty!“, rülpste er gekonnt und schmiss eine superdebile Motörheadscheibe an. Binnen weniger Sekunden geschah Unglaubliches: Der Schuppen leerte sich (bis auf den Sympathisanten) und plötzlich standen mächtige Security-Leute vor Supernulf.
Irgendwie war ihm die Flucht gelungen. Er konnte sich kaum noch an die Heldentat des vergangenen Abends erinnern, als er am nächsten Morgen mit tierischen Kopfschmerzen erwachte.
‚Zeit, mal wieder abzuspannen’, dachte er und stellte den Feldstecher ein...
Brummel.....Grrrrrr.....Aaaaargh...
Meist konnte Supernulf sich auf die dezenten Hinweise seines Magens verlassen.
Brrrrrr.....Harrrrr.....Uuuuuaaaaaargh...