Süße Adventszeit mit Leni und Ben - Aikaterini Maria Schlösser - E-Book

Süße Adventszeit mit Leni und Ben E-Book

Aikaterini Maria Schlösser

4,8

Beschreibung

Wie ein Adventskalender verkürzen und versüßen die 24 Geschichten die Zeit bis Heiligabend. Ben ist ein kleiner Rabauke, während seine ältere Schwester, Leni, versucht, die Vernünftigere der beiden zu sein. Manchmal gibt es Gezanke, doch wenn es darum geht, etwas zu erkunden, sind die beiden ein unschlagbares Team.

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Stefanie Heggenberger

1990 in der Porzellanstadt Meißen geboren, lebt mit ihrer kleinen Familie in Bayern. In ihrer Schwangerschaft wuchs neben dem kleinen Baby in ihrem Bauch auch die erste Romanidee in ihr heran. Nach vielen ermunternden Tritten von ihrem Sohnemann war das Jugendbuch „Angel Eyes“ zu Papier gebracht. Auch ihr zweites Kind, dieses Mal eine Tochter, regte ihre Fantasie an und ließ die Idee zur Weihnachtsanthologie in ihr aufkeimen.

stefanieheggenberger.wordpress.com

Aikaterini Maria Schloesser

1989 in Athen geboren, hatte bereits im Jugendalter als Nachhilfelehrerin Freude im Umgang mit Kindern. Nun selbst Mutter einer Tochter hat sie sich sogleich an Bord, beziehungsweise auf den Schlitten geschwungen, als ihre Autorenkollegin ihr den Vorschlag für die Kinderanthologie unterbreitete. Für das Projekt hat sie eigenhändig den Pinsel geführt, um die Geschichten mit Illustrationen zu untermalen.

aikaterini.de

Inhaltsverzeichnis

Dezember: Der Weihnachtsschatz

Dezember: Die olympischen Winterspiele

Dezember: Verstecken

Dezember: Das Schneehaus

Dezember: Vorfreude

Dezember: Nikolaus

Dezember: Papa ist krank

Dezember: Auf dem Eis

Dezember: Das Krippenspiel

Dezember: Überraschung beim Weihnachtsbummel

Dezember: Besuch bei Onkel Wolfgang

Dezember: Das Geheimnis

Dezember: Die Schlittenfahrt

Dezember: Die Hexe auf der Zuckerstange

Dezember: Die Back-Katastrophe

Dezember: Die fleißigen Helfer vom Christkind

Dezember: Oh-Oh

Dezember: Santa Claus

Dezember: DONG, DONG

Dezember: Am Nachthimmel

Dezember: Omas Superbastelidee

Dezember: Der Weihnachtsbaum

Dezember: Der blinde Passagier

Dezember: Heilig Abend

Dieses Buch ist allen Kindern dieser Welt gewidmet,

ihr seid unsere Sterne auf der Erde

Der Weihnachtsschatz

Aikaterini Maria Schlösser

1. Dezember

Ben sah mit zusammengekniffenen Augen die goldene, halbdurchsichtige Weihnachtskugel an. Da ist doch etwas drin!, dachte er sich. Er nahm die Kugel vom Fensterbrett und hielt sie gegen das Sonnenlicht. Da! Jetzt konnte er es eindeutig erkennen! Irgendein längliches Röllchen war in der Kugel. Was ist das bloß?

»Was hast du da?«, fragte seine ältere Schwester Leni über seine Schulter.

Vor Schreck zuckte er zusammen. »Nichts!«, zischte er und drehte sich weg.

Aber Leni ließ nicht locker und streckte immer weiter die Nase über seine Schulter. »Du hast da doch ’was!«

»Das ist meins! Ich habe es zuerst gesehen!«

»Jetzt zeig mal!« Sie legte die Hände um die Kugel und zerrte. Ben zerrte ebenfalls. Auf einmal rutschte die Kugel durch seine Finger, fiel auf den Fliesenboden – und öffnete sich in zwei gleichgroße Hälften.

»Oh, ich dachte, sie würde zerbrechen!«, sagte seine Schwester mit der Hand auf dem Herzen.

»Ja, ich auch! Aber sie ist zum Glück aus Plastik.«

Leni streckte die Hand zu Ben aus. »Lass uns nicht mehr streiten, ja?«

Er schüttelte einmal kräftig ihre Hand. »Gut, ab jetzt sind wir ein Team.«

»Was meinst du?«, fragte Leni. »Da du fünf bist und ich sieben Jahre alt, sollen wir uns Team 5.7. nennen?«

»Ja!«, rief er begeistert. »Wie Geheimagenten!« Gemeinsam gingen sie in die Knie und betrachteten den Inhalt der Kugel.

»Was ist das?«, fragte Leni, während sie den Kopf zur Seite legte.

Ben fasste nach dem Röllchen. »Es ist ein aufgerolltes Papier!«

»Eine versteckte Botschaft!«, schrie Leni.

Ben drückte den Finger auf seinen Mund. »Pssst!« Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Niemand darf davon wissen. Es ist streng geheim.«

Hastig nickte Leni. »Jetzt mach es aber endlich auf«, flüsterte sie zurück.

Ben entrollte das Papier zwischen seinen Fingern und vergaß vor Freude, leise zu sein. »Es ist eine Schatzkarte! Da beim großen X muss der Schatz sein!«

Leni hüpfte auf und ab und klatschte in die Hände. »Ein Schatz! Ein Schatz!«

»Was macht ihr da?«, kam es plötzlich aus dem Wohnzimmer von Papa.

Ertappt zogen Leni und Ben die Köpfe ein. »Äh … Spielen!«, schrie Ben zurück.

Nachdem sie das Knistern von Papas Zeitung gehört hatten, winkte Ben über die Schulter seiner Schwester zu. »Komm!«, zischte er. »Mir nach!«

Während sie die Treppe zu den Schlafzimmern hochkletterten, ließen sie die Augen nicht von der Karte.

Leni zeigte auf eine kleine Zeichnung. »Siehst du das? Das ist eine Elfe!«

»Bestimmt haben die den Schatz versteckt!«, meinte Ben. »Und siehst du da die zweite Treppe? Er muss auf dem Dachboden sein!«

Ganz leise schlichen sie die Treppe hoch. Ben öffnete die knarzende Bodenluke. Zusammen steckten sie die Köpfe durch das Loch.

»Ganz schön dunkel hier«, murmelte Leni und schaute zu den vielen Schatten der Pappkartons und der alten Möbel.

»Und staubig«, bemerkte Ben. Er wollte mutig sein und stieg als erster hinauf.

Leni zeigte auf die Karte. »Da ist unser altes rotes Schaukelpferd!« Sie drehte den Kopf in alle Richtungen. »Siehst du es irgendwo?«

»Da!«, erkannte er und streckte den Arm aus. Zwischen den Pappschachteln war ein Tunnel. Am Ende lugte der Kopf des Schaukelpferds hervor.

Auf allen Vieren krochen sie durch die Staubschicht in den Tunnel. Hier war es eng und dunkel. Ben hatte etwas Angst, doch wollte er es seiner Schwester nicht sagen.

»Puh! Wir sind da!«, rief Leni und strich sich mit der Hand über die Stirn.

»Okay«, begann Ben und sah auf die Karte. »Hier ist jetzt ein Pfeil nach links.«

Er drehte den Kopf zur Seite – und schrie. Leni kreischte mit ihm. Ein Maul voller Zähne war genau vor ihm und die Augen eines Marders starrten ihn an. Doch das Tier bewegte sich nicht, stand einfach mit offenem Maul vor ihnen.

Da fing Leni an zu lachen und knuffte Ben gegen die Schulter. »Der Marder ist ausgestopft! Das ist nur noch ein Kuscheltier!«

Jetzt sah er es auch und drückte die Hand auf sein heftig klopfendes Herz. »Puh! Der hat mir aber einen Schrecken eingejagt!«

»Was steht als nächstes auf der Karte?«, drängte Leni.

»Ähm …« Ben hielt die Karte in das schwache Licht des Dachfensters. »Eine Kiste! Nein, eine Holztruhe!«

Gemeinsam atmeten sie tief ein, dann brüllten sie wie aus einem Mund:

»Die Schatztruhe!!!«

Vor Aufregung rannte Ben nach rechts und Leni nach links, dann drehten sie sich um und liefen aneinander vorbei. »Siehst du sie? Siehst du sie?«, fragte seine Schwester, während sie hinter jedem Winkel nachsah.

Ben dagegen schob eine Pappschachtel nach der anderen zur Seite. Da war sie, hinter dem Schaukelstuhl! »Da!! Da!!«, schrie er.

Zusammen liefen sie darauf zu, doch mussten sie erst noch einiges an Gerümpel wegräumen. »Was wird drin sein?«, fragte Leni. »Bestimmt Perlen und Ketten!«

»Und Goldmünzen!«, meinte Ben. »Bis oben voll!«

Endlich waren sie angekommen. »Ich mach sie auf!«, forderte Leni.

»Nein ich!«, verlangte Ben.

»Zusammen!«, schlug sie dann vor und er nickte. Beide legten sie die Hände an den Rand der Truhe und hoben den Deckel an. Atemlos sahen sie hinein. Es waren keine Goldmünzen und auch kein Schmuck in der Truhe. Gleichzeitig griffen sie hinein. Ben holte einen Lebkuchentannenbaum und Leni ein Lebkuchenherz heraus.

»Hhhm!«, machten sie beide und lachten. Sie konnten nicht abwarten und bissen hinein. Die Zuckerglasur war knackig und der Lebkuchen schön weich.

»Was ist denn das?«, fragte Leni mit vollem Mund.

Kauend griff Ben nochmals in die Truhe und verschluckte sich beinah. »Es ist noch eine Schatzkarte! Die ist für den Garten!«

Leni fand ein weiteres Röllchen. »Und noch eine! Die ist für den Sandkasten!«

Aufgeregt wedelte Ben mit seiner Schatzkarte. »Jetzt haben wir etwas, worauf wir uns nach Weihnachten freuen können, wenn der Schnee geschmolzen ist!«

Leni nickte grinsend. »Und wir arbeiten wieder als Team zusammen!«

Die olympischen Winterspiele

Stefanie Heggenberger

2. Dezember

Noch in seinem Rennautoschlafanzug riss Ben die Zimmertür auf und lief die Treppe hinunter. »Mama, Papa, es hat geschneit!«

In der Küche saßen Papa, Mama und seine Schwester Leni am gedeckten Frühstückstisch. »Ich muss auf den Dachboden und meinen Schlitten holen!«, rief Ben und wollte am Treppenende schon wieder die Stufen hinaufrennen.

Mama senkte die Tasse von ihrem lächelnden Mund. »Was hältst du davon, wenn wir erst einmal frühstücken?« Sie klopfte auf das rote Sitzkissen seines Stuhls.

Ben ließ sich auf seinen Platz fallen, ohne den Blick vom Fenster zu lösen. Dahinter wurden die Schneeflocken kreuz und quer vom Wind durch die Luft gewirbelt. Eine dampfende Pfanne trat in sein Blickfeld und Mama schob ihm Rührei auf den Teller.

Leni wischte sich die Schokocreme aus dem Mundwinkel. »Lass uns ein Wettrennen mit den Schlitten machen!«

»Oh ja!«, rief Ben mit vollem Mund.

Leni grinste ihn von der Seite an. »Ich wette, du verlierst.«

Ihm gegenüber faltete Papa die knisternde Zeitung zusammen. »Das will ich aber genau sehen! Wir holen die Stoppuhren und Mama und ich sind die Schiedsrichter.«

Mama zündete eine Räucherkerze an und stellte ein handgefertigtes Häuschen darauf. Wenig später rauchte es aus dem Kamin und der Raum war erfüllt von Zimtduft. »Und wo tragen wir unsere Olympischen Winterspiele aus?«

Erwartungsvoll schauten Leni und Ben zu Papa, der sich die Schläfe kratzte. »Hm, der Garten ist zu klein … Was haltet ihr vom Berg an der Schule? Sonntags stören wir da keinen und es ist viel Platz für die Disziplinen unserer Olympiade.«

»Und wie sehen die anderen Disziplinen aus?«, fragte Mama.

»Wie wäre es mit einem Schneemann-Wettbewerb?«, schlug Papa vor.

Die beiden Geschwister waren so begeistert, dass sie gleich vom Stuhl springen wollten, doch Mama hielt sie auf. »Na, na, erst aufessen.«

Als das letzte Stück Laugenstange verdrückt war, klatschte sie in die Hände. »Gut, meine Athleten, dann zieht eure Trikots an – und vergesst Mütze und Schal nicht!«

Leni sauste an Ben vorbei. »Siehst du, ich bin jetzt schon schneller als du!«

»Warte nur«, knurrte Ben, polterte ins Schlafzimmer und zog sich hastig seinen neongrünen neongrünen Schneeanzug an.

Als Leni die Badezimmertür aufriss, zog Ben ihr die Mütze über das Gesicht. Kichernd flitzte er an ihr vorbei. »Jetzt wollen wir mal sehen, wer erster ist!«

Er nahm zwei Treppenstufen auf einmal und erreichte zuerst die Haustür. Beinahe wäre er dabei gestürzt, aber er schafft es, knapp vor Leni ins Auto zu springen. »Erster!« Als Antwort streckte sie ihm die Zunge raus.

Nachdem Mama sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte, startete Papa den Motor und fuhr aus der Garage. Während der Fahrt konnten Leni und Ben vor Aufregung nicht still sitzen und schaukelten ihre Beine vor und zurück.

Sobald sie den Pausenhof erreichten, sprangen die beiden Geschwister in den knöcheltiefen Schnee. Kurz danach erkannte Ben auf der anderen Straßenseite seine Freunde Max und Jakob in ihren knallblauen Schneeanzügen. »Guckt mal, da kommen unsere Gegner!« Grinsend rannte er den beiden entgegen.

Er tauschte mit den Zwillingen einige Knuffe aus. Dann lief er zurück zu Papa, der mit heruntergefallenen Ästen Start und Ziel der Rennstrecke markierte.

»Ich kümmere mich um mein Gefährt!«, rief Leni und schwang die Kofferraumtür auf.

Mama suchte Kieselsteine zusammen und legte für den Schneemannwettbewerb Karotten und vier kleine Eimer bereit.

»Wow!«, staunte Ben beim Anblick der Rennschlitten der Zwillinge, die mit blauen Flammen beklebt waren.

Papa formte mit den Händen ein Sprachrohr vor seinem Mund. »Die Spiele können beginnen! Unsere erste Disziplin ist der Schneemannwettbewerb! Gewonnen hat der Teilnehmer, dem es zuerst gelingt, einen Schneemann mit Karottennase, Steinaugen und einem Eimerhut zu bauen!«

Mama hob den Zeigefinger. »Und er muss mindestens so groß sein wie der Teilnehmer selbst.«

Von der Seite stupste Jakob Leni an. »Der Verlierer muss sein Gesicht in den Schnee tauchen.«

Papa gab den Startpfiff. Sofort schnappte sich Ben eine Handvoll Schnee und presste ihn fest zusammen. Danach rollte er ihn quer über den Pausenhof. Je länger er schob, umso größer wurde die Kugel. Ben machte weiter und weiter, bis er die Kugel kaum mehr mit den Armen umfassen konnte.

Puh, ist das anstrengend!, dachte er sich. Er schaute sich um. Leni begann schon mit der zweiten Kugel. Ich muss schneller sein!

Er strengte sich noch mehr an. Dabei wurde ihm ganz heiß. Immer wieder lunzte er zu Leni, Max und Jakob hinüber.

»Menno«, murrte Jakob, als der Kopf seines Schneemannes auf den Boden fiel.

Das ist meine Chance, dachte Ben. Er hatte wenig Lust, sein Gesicht in den Schnee zu tauchen. Allein bei dem Gedanken schüttelte es ihn. Er nahm all seine Kraft zusammen und formte den letzten Schneeball.

Wenig später steckte er die Karotte in das Gesicht, da schrie Leni: »Erste!«

Schnell hob Ben die Steine auf und stopfte sie an die Stelle der Augen. Schwungvoll setzte er seinem Schneemann noch den Hut auf. »Zweiter!«

Nachdem auch Jakob und Max fertig waren, rief Papa: »Ich möchte nun die Teilnehmer bitten, sich mit ihrem Gefährt hier aufzustellen.« Er zeigte auf den Ast, der den Start markierte.

Während Ben seinen Poporutscher als Gefährt ausgewählt hatte, trat Leni mit einem Holzschlitten an und die Zwillinge mit ihren Rennschlitten.

»Ihr habt keine Chance«, zischte Max.

Entschlossen zog Ben seine Mütze tiefer in die Stirn. »Das werden wir ja sehen.«

Mama stellte sich neben die Teilnehmer. »Auf die Plätze … fertig …« Nach einer kurzen Pause klatschte sie in die Hände. »Loooos!«