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In diesem Band darf der Leser, die Leserin im Tagebuch von Gertie Hampel-Faltis ,,blättern" und so intime Einblicke in die Zeit der Mutterwerdung und des Mutterseins im Schloss Weckelsdorf nehmen und zwar in deutscher und tschechischer Sprache. Der Versuch einer Kurzbiographie und einige bislang noch unbekannte und unveröffentlichte Gedichte sowie zwei Kurzgeschichten runden diesen dritten und letzten Band ab. Zahlreiche Fotos aus dem Familienarchiv erweitern den Bick auf die Dichterin und gleichzeitig auf das Leben im Sudetenland im aufsteigenden Industrieadel während der zwei Weltkriege. Die Dichterin selbst erlebte die Enteignung ihrer Familie Vertreibung aus ihrem ,,böhmischen Paradies" nicht mehr. Sie verstarb ein halbes Jahr vor Kriegsende an einem Krebsleiden.
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Seitenzahl: 102
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Schloß Wekelsdorf
Prolog
Das Tagebuch
Im Juni
Mai 1930
Mai 1932
20. Juni 1932
März 1933
19. ledna 1929
Báseň matky
červen
květen 1930
23. října
27. října 1930
20. června 1932
březen 1933
srpen 1935
2. září
6. prosince 1935
leden 1936
Vánoce až leden 1936
„WITIKO“
April, 1926
Im Frühling
duben 1926
Na jaře
Erkenntnis
Poznání
Ganz von Gegenwart erfüllt…
Dočista zalito přítomnem…
Dezember 1925,
Knieender, auf
prosinec 1925
Kdo klečíš, povstaň
Weckelsdorf, 16.6.1926
Dunkle Kämpfer
Teplice nad Metují, 16.6.1926
Temní rytíři
Wekelsdorf, November 1926
Der Sinn
Teplice nad Metují, listop 1926
Smysl
Wekelsdorf, November 1925
Die Seele aber ist unverletzlich
Teplice nad Metují, listopad 1925
Leč duše je nezranitelná
Narren der Welt
Klaunové světa
aus: Ostböhmische Heimat, 1929
Mit einem Kalender
otištěno v časopise Ostböhmische Heimat, 1929
S kalendářem
aus: Ostböhmische Heimat, 1930
Welch unbekannte Tiefen
otištěno v časopise Ostböhmische Heimat, 1930
Jaké neznámé to hlubiny
Mein Herz erschrickt
Mé srdce se děsí
Das Instrument des Künstlers
Nástroj umělce
Die Zeit ist um
Už vypršel čas
Gedichte über die Heimat
Abendliche Landschaft
Básně o domově
Večerní krajina
aus: Sudetendeutsche Monatshefte, 1938
Mondnacht
otištěno v časopise Sudetendeutche Monatshefte v roce 1938
Měsíčná noc
Weihnachtsstern 1931
Betlémská hvězda 1931
Gewiss
No jistě
Abendgebet Oktober 1926
Večerní modlitba říjen 1926
Verkündigung
Ohlášky
Povídka první
U nemocničního lůžka
Povídka druhá
Procházka po Krkonoších
1. Kurzgeschichte
Das Krankenlager
2. Kurzgeschichte
Ein Spaziergang im Riesengebirge
Gertie Hampel -Faltis verfasste dieses Tagebuch, diese zum Teil unveröffentlichten Gedichte sowie zwei Kurzgeschichten Anfang des 20. Jahrhunderts im Schloss Wekelsdorf. Gedichte, die zum Nachdenken über das menschliche Dasein anregen und Hoffnung und Mut machen und Gedichte über die schöne Natur, die das Schloss umgibt, eben das ihr „böhmische Paradies“.
Zwei Gebete schließen den 3. Band von Gertie Hampel-Faltis ab. Sie bezeugen eine tiefe religiöse Haltung der Dichterin, an der, wie im 2. Band beschrieben, das Schicksal nicht spurlos vorbei gegangen ist. Alle Werke sind thematisch zeitlos und daher auch fast 100 Jahre nach der ersten Veröffentlichung lesenswert.
Über die große europaweit verzweigte Familie gibt der Stammbaum Auskunft, der nun erstmalig veröffentlicht wird.
Viel Freude beim Lesen wünsche ich,
die stolze Enkeltochter
Beate Baron
November 2021
V tomto svazku vám představujeme básně, z nichž některé jsou zde otištěny vůbec poprvé, a dvě krátké povídky. Jejich autorkou je Gertie Hampel-Faltis. Napsala je na dolním zámku v Teplicích nad Metují ve 20. a 30. letech minulého století. Najdete zde básně, které inspirují k zamyšlení nad lidskou existencí a dodávají člověku naději a odvahu, i básně o krásné přírodě v okolí teplického zámku – o onom pověstném „českém ráji“.
Svazek uzavírají dvě modlitby, které svědčí o hlubokém náboženském založení básnířky, již osud nijak nešetřil. Všechna díla jsou tematicky nadčasová, a i téměř 100 let po jejich prvním vydání stojí za přečtení.
Rodokmen, který se zde dostává do rukou čtenářů vůbec poprvé, poskytuje informace o rozvětvené rodině, která je rozesetá po celé Evropě.
Příjemné čtení vám přeje
hrdá vnučka autorky
Beate Baron
listopad 2021
Am 7. Jänner 1929 um 1/2 9 Uhr Abend ist unsere kleine Tochter zur Welt gekommen, mit langen dunkelbraunen Haaren, u. dunklen Augenbrauen, die wie Dächlein vorstehen, mit Wimpern u. zartem Flaum auf Stirn, Ohren u. Rücken. Ich bekomme sie gar nicht zu Gesicht, denn ich liege noch im Ätherrausch, ich weiß nur, daß es ein Mädchen ist u. dass ich etwa sehr weiches herziges geküsst habe. Alles ging ziemlich normal, nur lang, lang hat es gedauert. Sonntag am 3 Königstage beginnen früh schwache Wehen. Wir fahren um 1/2 10 mit dem Schlitten nach Trautenau. Die Sonne scheint seit langer Zeit zum 1. Mal! Eine gute Vorbedeutung. Nachmittags gehen wir noch in den tiefen Schnee spazieren zum […] lauf, dann ins Café Korso. Die Wehen sind heftiger. Abend rücke ich voll Mut im Krankenhaus ein. Die Schwestern kommen zunächst erst, die blonde Schwester Edith, dann die dunkle mütterliche Eliska. Gegen Mitternacht erst Dr. Hans.
Das Kopferl hat sich schon eingestellt. Ich habe Mut und denke bis zum Morgen ist alles erledigt. Aber es vergeht der Vormittag und Nachmittag im Kreißzimmer auf. Gegen 7 Uhr versagt mir Kraft und Mut u. Hoffnung. Mir ist alles ganz gleich, ich bitte fortwährend um die Narkose. Endlich um 3/4 8 bekomme ich Äther. Herrlich, nichts mehr zu wissen und dann alles Aufregen und alles ist vorbei!
Die Kleine war 3,15 kg, ganz lebendig, nur ein bisschen blaß. Als sie zur Welt kam und alles noch in größter Arbeit war, ich im Rausch lag, die Doktoren sich die Hände wuschen, bekam Schwester Eliska das Kind in die Hände, um sie zu baden. Das kleine Kopferl war noch voll Blut u. Schleim, aber sie rannte begeistert vom jungen zum alten Dr. und sagte: „Schaun Sie, das wird ein schönes Mädel werden!“
Den ersten Tag sehe ich sie nur 1 Mal. Noch ist sie mir bisschen fremd, ein kleines Wesen! Dann aber von Tag zu Tag wächst sie mehr in mein Herz! Welch seltsam gestilltes Glück ein Kind. Ich habe keine Sehnsucht mehr nach außen. Ist es doch eine Erlösung der Frau!? Nun weiß ich erst, was eine Mutter für ihr Kind empfindet, nicht so als Teil des eigenen Ich, sondern als Knospe, die ganz in meinem Schutz gestellt ist.
…..
Ihre Lebhaftigkeit ist eigentümlich. Ebenso wie an ihre Geburt strampelt sie, streckt die Füßchen, ballt winzige rote Fäuste oder streckt die schmalen langen Finger aus.
Wenn sie die Brust nicht findet, schaukelt sie empört den kleinen Kopf, die dunklen Augen wandern herum und das Gesichtel wird zornrot. Die ersten 3 Tage nimmt sie die linke Brust nicht, aber schon nach einer Woche trinkt sie über 400 g täglich. Nach 5 Tagen hat sie bloß 8 dkp abgenommen und jetzt werden die kleinen Backen täglich runder!
Mit mir selbst geht es schnell aufwärts, kein Fieber, bald stille ich auch schon selbst, die Brust ist in Tätigkeit. Am 7. Tag werden die Klammern herausgenommen. Heute am 10. Tag stehe ich das erste Mal auf.
Gedicht der Mutter:
19.1.29
Klingend tropft die Zeit aus meiner Uhr,
durch das Zimmer wandert golden Sonnenschnur,
Blumen blühn auf meinem Tisch
andre indessen welken ab, die gestern frisch
Kleine Menschenknospe, du mein liebes Kind,
wie wir beide tief verwoben sind
mit der Sonne wandern und der Blumen Aufblühn und Vergehen
fühl ich heut noch unseren Atem ineinander wehn,
deine Knospen doch mit jedem Nu
blüht und neigt dem Leben zu
während unaufhaltsam rinnt die Zeit
welket langsam ab der Mutter irdisch Kleid
Die jungen Eltern: Kurt, Gertie und Renate
Im Juni
Die Kleine ist 5 Monate alt. Wie viel liegt schon hinter uns. Am 22. Jänner um 3/4 2 Uhr mittags sind wir in unserem kleinen Auto übersiedelt. Schon ein paar Tage lang hätte ich heimfahren dürfen, aber es gab so viel Schnee und so große Verwehungen daß kein Fahrzeug übern Riegel fahren konnte. Also hieß es warten.
Am 10 Tage das Aufstehen war ein Fiasko. Ich fühlte mich so wohl im Bett und so kräftig. Mit Schwester Eliska wollte ich sie (Renate) in ihrem Zimmer 2 Türen von meiner besuchen. „No, wollen wir!“ Dann will ich mich anziehen, ,,Aber das ist doch nicht notwendig, nur die Hausschuhe!“. Ich aber möchte mindestens den Schlafrock anziehen. Also auf! Im Nu liege ich Schwester Eliska um den Hals, sie führt mich zum Sofa. Sterne tanzen vor meinen Augen, in den Füßen Ameisenkribbeln, das kann ja gut werden, denke ich mir, aber am Nachmittag stehe ich schon einige Momente allein und am nächsten Tag gehe ich 20 Minuten im Zimmer auf u. ab.
Die ersten Male schmerzt meine Narbe wahnsinnig, ich denke ich breche auseinander. Ich kann mich noch nicht setzen, ich kann nicht auf das Örtchen gehen, zu viel Schmerzen noch. Ich muss noch ein Klysma bekommen und liebe die Bettschüssel. Dann laufe ich schon ins Kinderzimmer, gehe am 12. Tag hinauf in den Operationssaal, weil Bibi (Renate) fotografiert wird. Am 14. Tag fahre ich heim.
Bibis erste Begegnung mit kleinen Menschen!
Christa Zarte kommt mit Mutter und Großmutter auf Besuch. Christa ist ein Jahr, Renate ca. 17 Monate. Sie ist eingeschüchtert. Christa sitzt in Bibis Laufschuhe und kriecht und gibt Datzlaute von sich. Renate fürchtet sich, wenn ich zärtlich mit Christa spreche, lacht Bibi mich an, dann schreit Christa einmal, Bibi schreit zurück, usw. Bibi heult laut los. Schwester Rosl kommt herein. Bibi läuft ihr entgegen, Rosl fängt sie, Renate legt den Kopf auf Rosls Knie und betrachtet unverwandt das fremde unheimliche Kind. Sie ist richtig erleichtert, wie der Besuch, der sehr laut ist, mit dem Kind fortgeht.
Renate sagt früh im Bett immer wieder: „Ritz" oder ,,Iih“. Gestern war ,,Ja". Jetzt sagt sie … „Ja, ja amamma hamhamm amamma“, bedeutet Großmama und sie bringt „Ham“.
23.10.
Papa, der letzte Ton ganz hochgezogen ist freundlich. Heißt es Papa, dann ist es unangenehm, dann ist Papa zum Fürchten. A-a mit Kopfschütteln. Deutliche Ablehnung!
Töpfchen und A-a sind in Verbindung, werden aber nicht gerne u. prompt gemacht.
Au-au; wau-wau, der Hund wird geliebt (Meta hieß Gerties Schäferhund, der gerne die Wurstwaren vom Fleischer im Korb zurück ins Schloss trug. Anm. Hrsg.). Sie füttert ihn ohne Angst. Freut sich, wenn Terry es ihr sanft aus der Hand nimmt. Wenn ein Stück Brot oder Semmel auf den Boden fällt, so gibt sie es mir u. sagt: Wauwau, es ist für den Hund. Sie hat große Freude über neue Kleider und zum probiert gerne und besonders Mützen und Hüte, die sie allein aufsetzt und zum Spiegel geht. Sie fällt selten, ist körperlich ganz anders, furchtlos. Aber sehr empfindsam u. schreckhaft gegen Unfrieden, zwischen den Hunden und harte menschlichen Stimmen.
Dann zwinkert sie mit den Augen und zieht sich zurück. Geht auf den Zehnspitzen. Wenn ich das Grammophon aufziehe, stellt sie sich auf die Zehensitzen und will mit mir tanzen. Ich nehme sie auf die Arme u. tanze. Sie macht auch selbst im Kreise Tanzschritte, wenn man sie an den Händen hält und vormacht. Auch ganz allein im Kreis. Hat Freude über neues Spielzeug, die neue Spielzeugtruhe, den Hund zum Ziehen, die neuen Würfel. Sie füttert die Puppen, zeigt, wie die Puppe schläft, singt Kinderweise mit und…. falsch. Ist schüchtern gegen Fremde. Am wenigstens gegen Emmy Carstensen und Else Bobol.
27.10.30
Seit 2 Tagen sagt Renate „Hakka, Akka, Akua". Ich sehe, weil sie dabei auf meines Bruders Bild und eine heilige Familie zeigt, dass es ,,Onkel" heißt, für Mann, fremd, nicht der Papa. Ich frage: „Onkel Fritz?“ Zustimmung, begeistertes Kopfschütteln, „Akka, Akka".
Heute wurde das 1. Mal vom Friseur hier daheim das Haar geschnitten. Es ging ganz gut.
Wenn sie sich freut, breitet sie ein bisschen die Arme aus. Macht Fäustchen, lacht spitzbübisch und zittert in krampfhafter Erregung. Beim Ballen der Hände. Ich stelle immer fest, sie ist sensibel, umsichtig im guten Sinne. Sie hat vor Männern mehr Angst wie vor Frauen. Schon immer.
7.11.30
Renate ist 22 Monate. Sie läuft immer besser, klettert gewandt auf Bäumchen und Truhe. Sitzt oben und baumelt mit den Füßen mit befriedigtem Gesicht.
Seit 3 Tagen sagt sie "Happ"! Schnell u. flink. Es heißt hopp u. bedeutet einen Sprung, wie ich es den Hunden befehle! Sie springt von der Truhe u. sagt "Happ", macht einen Satz auf die Füße. Ende Okt. hat sie 16 Zähne, 4 untere Schneidez., 4 obere Schneidez., alle 4 Eckzähne, je einen (4) Backenzähne.
Bleistift heißt: Pappahakka (= man kann damit einen Onkel u. Papa malen). Auch zeichnen oder ein aufgemalter Bleistiftstrich heißt Paapahakka.
Läuft immer noch auf den Zehenspitzen.
Vor dem Spiegel hängt sie hundert Krägen über den Hals und wenn sie dies tut, freut sie sich.