Taigamädchen - Eva Maria Hoffmann - E-Book

Taigamädchen E-Book

Eva Maria Hoffmann

0,0

Beschreibung

Aus ärmlichen Verhältnissen stammt Irina, ein Mädchen, das in der Taiga Russlands bei ihrer Familie aufwächst. Sie lernt einen jungen Mann kennen und lieben und beide planen die Flucht nach Deutschland. Dort beginnt für beide ein völlig anderes, neues Leben. Die Autorin verwebt den sozialpolitischen Hintergrund Russlands und seine Traditionen und Bräuche mit einer packenden Geschichte einer russischen Familie im Zeitraum von 1970 bis in die heutige Zeit!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 160

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eva Maria Hoffmann

Taigamädchen

Erzählung

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2024

Bibliografische Information durch die Deutsche

Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek

verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Copyright (2024) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

www.engelsdorfer-verlag.de

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Personenverzeichnis

Die Jugend von Irina

Das Stelldichein in der Scheune

Der Anfang in Deutschland

Geburt von Natascha

Der Unfall

Neue Arbeitsstelle für Irina

Der erste Geburtstag von Natascha

Sergej

Arbeitsstelle in Moskau

Der Alltag bei Irina

Wladimir

Die Vergewaltigung

Der neue Freund

Die Hochzeit

Krank

Urlaub

Die Diagnose

Die Hochzeit von Janosch und Alena

Trauer um Stefan

Die Geburt von Feodor

Weitere Ereignisse

Geheime Mission

Tod von Onkel Pavel

Der Besuch in Moskau

Neues Glück für Irina

Spezialoperation auf der Krim

Der Unfall von Viktor

Silke

Epilog

PERSONENVERZEICHNIS

Irina, (Ex)mann Iwan, Tochter Natascha

Irene Seibold, Freundin/Frau von Iwan

Hr. und Frau Lensky, Eltern

Opa der Fam. Lensky

Elena und Ehemann Wladimir Briskin und Aljascha

Olga und Ehemann Sergej Gromov, Sohn Viktor und

Grigor

Alexej, Bruder von Irina

Janosch Lensky mit Alena und Sohn Feodor

Dr. Dimitrij Romanov, Freund von Sergej, Arzt

Pater Elias

Frau Fishkin, Nachbarin und ihr Mann in Kemerowo

Frau Schmid, Nachbarin in Frankfurt

Onkel Pavel

Stefan, 1.Freund von Irina

Fam. Steffen, Sonja, Freundin

Georg Bauer, 2. Freund/Verlobter von Irina

Silke Meier, Freundin /Frau von Viktor

DIE JUGEND VON IRINA

Kemerowo, Russland, 8. Mai 1972

Mein Name ist Irina Lensky und ich wurde in der Taiga in Kemerowo am 8. Mai 1972 geboren als Ältestes von 5 Kindern in einer Arbeiterfamilie. Wir besaßen ein kleines ärmliches Haus am Rand der Stadt in der Ulitsa-Dzerzhinskowo-Straße 2. Es war eine relativ große Stadt, die ungefähr 25.000 Einwohner hat und gegründet wurde die Stadt schon 1898.

Mein Bruder Janosch, meine Schwestern Elena und Olga, meine Eltern und ich bewohnten ein kleines Haus mit 2 Zimmern, nur 20 Quadratmeter groß und einem Klosett außerhalb des Hauses.

Im Sommer waren die Temperaturen annehmbar, doch im Winter zog eisiger Wind durch die Holzritzen des Hauses und wir saßen zusammen oder lagen in Wollmützen, Handschuhen und in Decken gehüllt vor einem kleinen Herd, der die spärliche Wärme im Haus verteilte, aber trotzdem zog es bitterkalt durch die Ritzen von Dach und Fenster, denn das kleine Haus war nicht richtig isoliert. Wir waren ja schon froh, dass unser Vater, der in einer Metallfabrik arbeitete, den Lohn für die Miete für das kleine Haus aufbringen konnte. Ab und zu ging das Feuerholz aus und wir müssten früh zu Bett gehen, damit wir nicht so sehr froren.

Unsere Mutter arbeitete als Näherin und war auf Aufträge anderer Einwohner angewiesen, damit sich unsere Familie ernähren konnte. Zu Essen gab es manchmal Maisbrei oder auch Brot mit einem kleinen Stück Wurst, dazu einen Schluck Wasser. Damit mein Vater bei Kräften blieb, genehmigte es sich auch mal einen Vodka und versteckte die Flasche heimlich hinter einer Diele, damit wir Kinder nicht an die Flasche gelangten.

Als ich zehn Jahre alt war, hätte ich gerne Tanzstunden im Ballett genommen, aber es war dafür kein Geld da. Immer wieder übte ich vor dem kaputten Spiegel mit dem Riss in der Mitte Tanz- und Bewegungsabläufe. Mein Traumberuf war immer Balletttänzerin zu werden und viel Geld zu verdienen, um mir alle meine geheimen Wünsche erfüllen zu können. Mein Bruder interessierte sich für das Fertigen von Möbelstücken und schreinerte vom Abfallholz meist kleine Stühle oder Tische, mit denen meine zwei kleinen Schwestern Elena und Olga immer spielten und eine kleine Spielecke im hinteren Zimmer aufbauten und mit ihren Strohpuppen Familie oder Doktor spielten.

Wir Kinder schiefen im hinteren Raum auf zwei Matratzen, während meine Eltern im großen Raum vorne, der auch eine Küchenzeile mit kleinem Herd hatte, zusammen auf dem Sofa schliefen, ein Tisch stand davor und ein paar alte Stühle ergänzten das Mobiliar.

Manchmal gab es Zwiebelsuppe mit Brot bis zu viermal in der Woche, weil wir das Geld für neue Schuhe oder für Schulbücher brauchten.

Ich weiß noch genau, als ich im Alter von acht Jahren meiner Mutter helfen musste, Zwiebel für die Suppe zu schälen. Es war jeden Tag immer dasselbe. Als Älteste von meinen Geschwistern war ich dazu verpflichtet, meiner Mutter an die Hand zu gehen, weil sie ja oft noch Näharbeiten fertig stellen musste und da wurde von mir verlangt, die Vorbereitung für die Mahlzeiten zu übernehmen. Anfangs tat ich es gern, doch als ich etwas älter wurde, hätte ich auch gerne mal ins Kino gewollt oder mal ein bisschen mit Freunden abhängen wollen, aber entweder musste ich in der Küche helfen oder auf meine Geschwister aufpassen.

Wir hatten einen langen Weg zur Schule, der vor allem im Winter bei Schneefall oder Schneestürmen uns sehr lang vorkam, denn wir müssten durch die halbe Stadt laufen und das bei jedem Wetter. In der Taiga herrschte oft starker Wind und am Wichtigsten war, dass man sich gut gegen Wind und Kälte schützte. Unsere Mutter nähte uns deswegen aus dem gegerbten Fell unserer Stallhasen Mützen, Handschuhe und Jacken für den Winter.

Unsere Nachbarin Frau Fishkin, die auch die Vermieterin unseres Hauses war, klopfte öfter mal an die Zwischenwand unserer Wohnung, wenn wir Kinder zu sehr tobten und sie ihre Ruhe wollte. Manchmal schenkte uns Frau Fishkin Äpfel aus ihrem Garten, aber sie waren meist angefault und wir müssten sie ausschneiden, um einen Kuchen zu backen. Ihr Mann saß manchmal mit einer Pfeife im Garten und rauchte unter dem Apfelbaum. Er genoss seine Rente und trank gern mal einen Slibowitz. Daher war er die meiste Zeit angeheitert in seinem Zustand und eher ein Müßiggänger. Zwischendurch sah man ihn Holzhacken und Holz schichten, wenn er mal einen guten Tag hatte.

Mein Vater musste in der Metallfabrik schwer arbeiten und auch die Schweißarbeiten machten ihm zu schaffen, da er öfter einen Splitter Metall in die Augen bekam, der dann tagelang im Auge eiterte.

Wie oft träumte ich von einem anderen, besseren Leben, das nicht so sorgenvoll und schwer zu bewältigen war, als unseres in Kemerowo.

Eines Tages durfte ich mit meinem Opa einen Ausflug in die Stadt machen und wir kamen an der Eiskunsthalle vorbei. Ich war inzwischen 15 Jahre alt und hatte glänzende, braune halblange Haare. Meine Augen leuchteten grün wie die einer Katze und ich war schlank, hatte mit meiner Größe von 1,64 zwar nicht die Idealmaße, aber ich musste mit meinem anmutigen Gang und der engen Jeans die Aufmerksamkeit meiner Umgebung auf mich gezogen haben.

Die Vorbereitungen für einen Wettbewerb im Eiskunstlauf waren in vollem Gange und viele Sportler übten ihre Sprünge und wetteiferten um gute Platzierungen. Opa und ich saßen in der ersten Reihe, um den Übenden zuzusehen. Mein Bruder Janosch und meine Schwestern waren auch dabei, denn meine Mutter musste ein Ballkleid für eine reiche Frau nähen und brauchte etwas Zeit und Ruhe zuhause, deshalb waren wir Kinder mit Opa losgeschickt worden. Begeistert sahen wir die Eiskünstler auf dem Eis tanzen und klatschten laut in die Hände, als wieder ein toller Sprung der Eisläufer gelang.

Ganz in der Nähe saß ein Junge, der gerade auch seine Schlittschuhe anzog.

„Na, gehst du auch aufs Eis zum Laufen?“, fragte ich ihn.

„Ja, meine Eltern üben schon, ich bin heute etwas später dran, weil ich noch Einkaufen war“, sagte er. „Willst du es auch mal versuchen?“, fragte er mich.

„Nein, ich schaue lieber zu!“, entgegnete ich.

„Wie heißt du und wo bist du her?“, wollte er wissen.

„Ich heiße Irina und wohne in der Ulitsa-Dzerzhinskowo-Straße 2 in Kemerowo. – Wie heißt du denn?“, fragte ich ihn.

„Ich heiße Iwan und wohne nicht weit von dir weg. Ich besuche dich mal, wenn ich darf, einverstanden?“

Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, wie ich sie mir immer gewünscht hatte, denn Iwan war ein Eiskunstläufer und ich durfte ihm bei seine Probeläufen ab und zu zuschauen, wenn ich Zeit fand, von zuhause mal meiner Pflichten entbunden zu werden.

Er klopfte das erste Mal an unsere Haustüre mit der Bitte, ich möge herauskommen und mit ihm ein Stück spazieren gehen. Er war groß, schlank, hatte gewellte, schwarze lockige Haare und ein ansprechendes Äußeres. Er mochte damals vielleicht 16 Jahre alt gewesen sein, als ich ihn kennenlernte, ich war damals ein Jahr jünger und interessierte mich sehr für ihn und seinen Sport, denn er dachte, eines Tages als Profieiskunstläufer sein Geld damit zu verdienen.

Ich schwärmte am Anfang für ihn. Sein Aussehen und seine Eislaufkarriere waren schon etwas sehr Besonderes für mich und das gefiel mir sehr. Er interessierte sich ebenfalls sehr für mich und lobte meine Kochkünste, als ich ihn mal zu uns einlud.

Eines Tages küsste er mich beim Spazierengehen und sagte zu mir: „Irina, ich finde dich sehr schön, besonders deine langen, braunen Haare und deine grünen Augen sind sehr selten und ich könnte mir vorstellen, dir später mal die ganze Welt zu zeigen. Ich könnte in großen Städten mit meiner Eislaufkunst auftreten und du könntest mich dann begleiten. Was meinst du, wie schön das wäre, wenn wir zusammen etwas von der Welt sehen würden, nach Europa reisen, Paris, Amsterdam und Rom sehen könnten?“

„Oh ja, das wäre wunderbar, mal von hier wegzukommen und zu reisen!“, träumte ich mit ihm zusammen über unsere Zukunft.

Damals waren wir noch Kinder, aber wir gaben unseren Traum nicht auf. Eines Tages würden wir unseren Traum umsetzen und von Kemerowo weggehen, egal, was die Eltern dazu sagen würden, schworen wir uns damals.

Zu dieser Zeit regierte Michail Gorbatschow, der ab 1985 durch „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umgestaltung) die wirtschaftlichen Leistungen in der Sowjetunion ankurbeln wollte, denn die Preise waren sehr hoch gestiegen. Damit die politische Stagnation aufgehoben und durch Reformen die wirtschaftliche Leistung des Landes wieder ansteigen konnte, war Gorbatschow der richtige Politiker. In der Bevölkerung herrsche Unzufriedenheit und die sehr hohen Preise waren nicht bezahlbar, sodass es weiten Teilen der Bevölkerung am Notwendigsten mangelte.

Ich lernte fleißig Deutsch, Polnisch und Englisch, damit ich für alles, was noch kommen würde, gerüstet war. Natürlich konnte ich diese Sprachen nicht perfekt, aber für den Anfang würde es für eine Verständigung ausreichen, dachte ich.

Die Schule konnte ich mit 16 Jahren abschließen und machte ein Praktikum in einem Altenheim. Wenn man sich dort bewährte, wurde man als Altenpflegeschülerin nach zwei Monaten übernommen und verdiente sogar ein bisschen Geld. Mein erstes verdientes Geld wollte ich natürlich für unsere Reise sparen, doch immer wenn meine Eltern knapp bei Kasse waren, musste ich von meinem sauer verdienten Geld auch noch etwas in die Familienkasse beisteuern, damit man genügend Essen kaufen konnte. Mein Bruder Janosch, der mit seinen 14 Jahren in die Höhe schoss, aß meist für zwei und hatte immer einen riesigen Hunger. Mein Vater war sehr ausgemergelt von seiner schweren Arbeit in der Metallfabrik und mit seinen rot geäderten Augen machte er fast immer einen gestressten, fast kranken Eindruck.

Mit 42 Jahren wurde meine Mutter dann zum fünften Mal schwanger und die Schwangerschaft verlief mit Komplikationen. Sie bekam geschwollene Beine, hatte Bluthochdruck und musste viel im Bett liegen, sodass sie nicht mehr nähen konnte.

Von mir wurde in dieser Zeit voller Einsatz in der Küche und im Haushalt verlangt und ich schickte meine Schwestern auf den Schwarzmarkt zum Einkaufen, weil es oft in den staatlichen Geschäften kein Fleisch und Gemüse mehr gab. Etliche Bauern boten auf Marktständen ihre einheimischen Waren feil und wenn man sich geschickt anstellte, bekam man etwas Gemüse oder manchmal sogar eine Schwarte geräucherten Speck. Das Leben verlief immer in den gleichen Bahnen und ich war dieses Leben so satt, indem von mir alles abverlangt wurde privat wie beruflich.

Im Altenheim musste ich oft mal nachts arbeiten und zuhause konnte ich mich oft nur ein paar Stunden bis vormittags hinlegen und nach meinem Nachtdienst ausruhen, denn das Mittagessen machte sich ja nicht von allein.

DAS STELLDICHEIN IN DER SCHEUNE

Iwan und ich schmiedeten zusammen unsere Zukunftspläne und kamen uns eines Tages auch näher. Wir hatten einen Spaziergang am Fluss Tom entlang am Sonntag gemacht und inzwischen war ich 17 Jahre alt und Iwan hatte seinen 18. Geburtstag hinter sich. Er kratzte sein Erspartes zusammen, um den Führerschein zu machen und bemühte sich nach Leibeskräften beim Eiskunstlauf immer sein Bestes zu geben und gute Platzierungen zu erhalten, damit er gutes Geld damit verdienen konnte.

Die politische Situation in der Sowjetunion war nicht ganz einfach, denn überall gab es Spitzel des Geheimdienstes. Überhaupt musste man sehr vorsichtig sein, wem man was anvertraute, doch meist war es besser, den Mund zu halten. Iwan interessierte sich sehr für die politische Entwicklung und hatte einen kleinen Radio, wo er auch Auslandssender hören konnte. Er war immer auf dem Laufenden, was die politische Lage betraf und schwärmte von einer Ausreise nach Deutschland, sobald es eben möglich war.

Wir schlenderten auf einer Landstraße und plötzlich zogen schwarze Wolken auf, die nach einem heftigen Gewitter aussahen. Donnergrollen und Blitze zeigten sich am Himmel, der ganz dunkel sich verdüsterte und nur ab und zu von Blitzen erhellt wurde.

In der Nähe vor uns war eine alte Scheune, in der Heu gelagert wurde und Iwan und ich rannten zu der Scheune, als schon die ersten schweren Regentropfen vom Himmel fielen. Im Inneren der Scheune mussten wir uns erst mal orientieren, denn es war sehr dunkel und unsere Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Doch mit einem Mal zog mich Iwan an sich und unsere Lippen trafen sich feucht und innig. Leidenschaftlich und stürmisch drängte seine Zunge zwischen meine Lippen und er begann, meinen Rock nach oben zu ziehen. Mit einem Ruck hatte er mir mein Höschen heruntergestreift und auch seine Hose geöffnet und drängte mich zur hinteren Seite, wo das Heu gelagert war. Beide ließen wir uns von unserer Leidenschaft verleiten und er zog mich zu sich ins Heu, legte sich auf mich und küsste mich leidenschaftlich.

Sein Penis drängte sich in meine Mitte und obwohl ich große Bedenken und ein wenig Angst hatte, war das Gefühl, von ihm geliebt zu werden, so überwältigend, dass ich ihn gewähren ließ und ich von seiner Leidenschaft mitgerissen wurde. Er war heiß und verlangend und erfüllte mich mit glühender Liebe. Bald kam er stürmisch zum Höhepunkt und ergoss sich in mir. Dann wälzte er sich mühevoll und entkräftet auf die Seite und murmelte: „Du warst klasse. Es war echt schön.“

Völlig derangiert mit Heu in meinen Haaren stand ich auf, zog mein Höschen wieder hoch und ordnete meinen Rock.

„Liebst du mich?“, fragte ich ihn.

„Natürlich, sehr. Ich liebe dich mehr als mein Leben!“, antwortete Iwan.

„Ich habe dich auch sehr lieb! Ich hoffe, dass wir bald von hier fort können, damit wir uns eine bessere Zukunft aufbauen können!“, entgegnete ich.

Es vergingen ein paar Wochen, an denen uns der normale Alltag wieder einholte und ich hatte noch drei Monate bis zu meiner Abschlussprüfung in der Altenpflege. Inzwischen hatte Iwan den Autoführerschein erfolgreich bestanden und holte mich ab und zu abends mit dem Auto seiner Eltern ab. Ich genoss die Abende mit Iwan, wo wir Pläne schmiedeten und meist die Zeit auf seinem Zimmer verbrachten, wo wir relativ ungestört waren.

Als meine Periode dann eines Tages immer noch ausblieb, wusste ich, dass ich schwanger war. Zunächst vertraute ich es nur Iwan an, der mir riet, bei meinem Opa um etwas Geld zu bitten. Wir wussten beide, dass unsere Eltern nicht gerade diese Schwangerschaft begrüßen würden. Ich wollte unbedingt in zwei Wochen mein Examen in der Altenpflegeschule machen, damit ich einen Beruf hatte und woanders eine Arbeit finden konnte.

Iwan hatte etwas Geld gespart und wir wollten zusammen nach Deutschland auswandern, da wir gehört hatten, dass dort die Grenze von Ost- nach West-Berlin am 9.11.89 durch den Berliner Mauerfall geöffnet worden war, sodass wir gute Chancen hatten, sofort auszureisen und in Deutschland aufgenommen zu werden.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, denn wir planten, heimlich unsere Pässe und Geld mitzunehmen, ein paar Klamotten zu packen und zusammen zu verschwinden, denn unsere Familien, besonders meine eigene hätte mich niemals gehen lassen, zumal doch meine Mutter nochmals ein Baby bekommen hatte. Nach der schwierigen Schwangerschaft hatte sie einem gesunden Jungen das Leben geschenkt und sie war wieder wohlauf und freute sich über ihren Sohn, der auf den Namen Alexej getauft wurde.

Nach zwei Monaten legte ich meine Prüfung ab und bekam ein Zeugnis mit der Note zwei und war damit zufrieden. Ich hatte einen Beruf und das war das Wichtigste.

Iwan bereitete sich auch auf unsere Flucht vor, denn ich war ja noch minderjährig und ohne das Einverständnis meiner Eltern durfte ich nicht unverheiratet reisen, also mussten wir vorher noch heiraten, damit ich gültige Ausreisepapiere nachweisen konnte.

Heimlich stahlen wir uns an einem Sonntag in aller Früh von Zuhause mit unserm Gepäck aus den elterlichen Häusern, als alle noch schliefen. Immer in Sorge, dass meine Bewegungen keine Geräusche machten, schlich ich auf Socken bis vor die Haustüre und zog erst dann meine Schuhe an und rannte zur Scheune, wo wir uns das erste Mal geliebt hatten. Dort traf auch Iwan kurz nach Sonnenaufgang ein und wir machten uns auf den Weg zur Kapelle außerhalb der Stadt. Immer mit einem Blick zurück drehte ich mich ab und zu um, damit ich auch sicher sein konnte, dass wir nicht verfolgt wurden oder unser Verschwinden zu früh aufgefallen war. Wir nahmen beide unseren ganzen Mut zusammen und liefen die Landstraße von Kemerowo den Hügel hinauf, wo eine Kapelle stand.

Iwan hatte soweit alles geplant, sodass wir an diesem Sonntag in dieser kleinen Kapelle von Pater Ludowiko getraut wurden.

Die Trauungszeremonie war eher schlicht, nur ein weiterer Mönch war als Trauzeuge anwesend. Als ich schließlich mein Ja-Wort gab, kullerte mir eine Träne über die Wange. Einerseits war ich erleichtert, dass unser Vorhaben geklappt hatte, andererseits vermisste ich natürlich meine Eltern, meine Geschwister und meinen Opa, die ich alle gerne bei meiner Hochzeit dabeigehabt hätte, aber sie hätten uns wahrscheinlich nicht reisen lassen, also war es besser gewesen, unsere Pläne zu verschweigen.

Anschließend schleppten wir unser Gepäck, Pässe, Trauschein und Flugtickets von dort nach Kemerowo zum Flughafen. Dort wollten wir zunächst nach Moskau abfliegen und dann weiter nach Deutschland. Unsere Dokumente, Pässe und Trauschein, sowie die Flugtickets waren gut verstaut in meiner Brusttasche. Gleich nach der schlichten Trauung in der Kapelle, hatten wir uns einen einfachen Trauschein ausstellen lassen, den wir unbedingt als Nachweis brauchten, um ausreisen zu dürfen.

Im Terminal des Flughafens in Kemerowo angekommen, wurden wir erst durch Pass und Zoll geführt, wir wurden kontrolliert und unsrer Pässe und der Trauschein wurden von den Beamten genauestens überprüft, bevor wir in den Warteraum im Flughafen endlich durchgewunken wurden. Ich hatte schon Bedenken gehabt, dass vielleicht etwas dazwischenkommen könnte, doch unsere Dokumente waren soweit in Ordnung. Die Wartezeit am Flugplatz betrug zwei Stunden.