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Tantadruj, der Dorfnarr, zieht mit vierzig Glocken (für jeden Märtyrer eine) zum Kirtag, um das Glück zu suchen. Glücklich werde er erst, wenn er sterbe - seit ihm das seine Mutter »irgendwie« eingab, lebt er für diesen Wunsch: sterben. Auf dem Weg schließen sich ihm drei Freunde an, jeder auf seine Weise weise Randfigur. Doch irdische wie überirdische Mächte wissen die Erfüllung von Tantadrujs und seiner Komplizen Sehnsucht zu verhindern: Der Dorfpolizist Teigig (»Sterben ist verboten«) und die vier Pfarrer (»Wir müssen alle dulden, bevor wir in die Grube fahren«). Als es auf dem Friedhof gar zum Probeliegen kommt (»Tantadruj, es geht kein Wind«), ist das Verbrechen und die Sünde perfekt, wenn auch von Glück (k)eine Spur. Die vier müssen wieder in ihre vier Täler zurück. Ciril Kosmač, der bedeutende slowenische Epiker, erinnert sich am Ende seines Lebens an diese Geschichte seiner Mutter, und inmitten der Eiseskälte der Welt erscheint ihm eine Sternschnuppe: »Resurrecturis!« - Eine weise Parabel, das serene Lob der Phantasie.
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Seitenzahl: 86
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KOSMAČ • TANTADRUJ
CIRIL KOSMAČ
wurde am 29. August 1910 als Sohn von Bauern im slowenischen Küstengebiet geboren. Handelsschule, Matura in Görz. Wegen »nationaler und antifaschistischer Betätigung« in Italien inhaftiert. 1938 an der jugoslawischen Botschaft in Paris, danach Aufenthalt in London. 1949 Unterstützung der Partisanen. Bis zu seinem Tod am 28. Jänner 1980 freier Schriftsteller, Redakteur und Dramaturg. Veröffentlichte vier Romane, Erzählungen, Kindergeschichten, Essays.
Aus dem SlowenischenvonKlaus Detlef Olof
Mit einem NachwortvonKarl-Markus Gauß
Erstveröffentlichung 1994, als erster Druck bibliophilerAusgaben im Wieser VerlagTitel der Originalausgabe:TANTADRUJ© der Originalausgabe bei Ciril Kosmač’ Erbenu. AAS, Slowenien
wtb 03
Cover unter Verwendung von»Chaosminiaturen« von Wolf Vanderlendt.
A-9020 Klagenfurt/Celovec, Ebentaler Straße 34bTel. + 43(0)463 370 36, Fax. + 43(0)463 376 [email protected]
Copyright © dieser Ausgabe 2015 bei Wieser Verlag GmbH,Klagenfurt/CelovecAlle Rechte vorbehaltenKorrektorat: Wolfgang EbnerISBN 978-3-99047-022-0
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Nachwort von Karl-Markus Gauß
In später, klarer und leicht windiger Nacht kehrte ich aus Piran zurück. Langsam stieg ich die schmale und steile Gasse hinauf, summte den Refrain eines fremdländischen Schlagers vor mich hin, der mir im Ohr geblieben war, und blieb immer wieder stehen und schaute und lauschte gebannt, wie der Herbstwind mit der Mondnacht spielte. Er spielte mit ihr wie mit einem Schleier: Seiden knisterte es rings um mich und über mir, fahlgoldenes Licht ergoß sich weich über die flach geneigten Dächer und tanzte verspielt über dem wogenden Meer.
Auch in meinem Herzen war dieser angenehme Wind und in meiner Seele diese ungewöhnliche Helle. Wieder suchten mich jene goldenen Stunden auf, die mich ganz durchleuchten und durchklingen, daß es in mir so freudig zu singen beginnt, wie ein hoher Sommertag singt, der mitten in einem grünen Tal halt macht. Es war viel zu schön, deshalb wußte ich, daß sich bald alles zu jener unbekannten und unbegreiflichen, mit bittersüßer Beklommenheit vermischten Sehnsucht verdunkeln würde, die mich zum Schreiben drängt. Und doch war ich so glücklich, daß ich gern allem und jedem gesagt hätte, wie schön es ist zu leben. Und weil es nirgends eine lebende Seele gab, sagte ich es den Toten: gerade in diesem Augenblick ging ich am Friedhof vorüber und erblickte die silberne Aufschrift, die über dem verschlossenen Eingang schimmerte.
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