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Wenn flüchtige Teilchen aufeinanderprallen... Hamburg, alte Heimat! Physikerin Nikola Rührmann kehrt aus dem Berliner Exil zurück, um für das Forschungszentrum DESY einen Sonderauftrag durchzuführen. Allerdings braucht sie dazu Professor Schäfer - doch der bekannte Teilchenphysiker macht sich rar. Warum? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Monsignore auf sich, der mehrfach Niks Spur kreuzt? Bald treibt eine Leiche im Hafenbecken, und Nik wird klar, dass sie für ihren Auftrag Kopf und Kragen riskiert.
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Seitenzahl: 321
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Teilchenbeschleunigung, Abschluss der Nikola-Rührmann-Trilogie, ist wie seine Vorgänger eine Momentaufnahme, die den multidimensionalen Charakter der Hafenstadt Hamburg einfängt – manifestiert in der Figur der Physikerin Dr. Nikola Rührmann. Zahlenfixiert und zitierwütig wie eh und je stapft und stolpert die bindungsscheue und doch an Freunden reiche Einzelgängerin durch ihre Stadt, die sich wie sie verändert hat.
Für mich reflektiert die Stimmung Hamburgs genau den Geist der Zeit, was diese Krimi-Chronik besonders reizvoll macht: Im ersten Roman Freitags isst man Fisch schillert ein Hamburg des Lebensfrühlings. Nichts ist festgelegt, es wimmelt von Konzepten und Ideen, deren Beständigkeit heiter unklar bleibt. Es ist das Ende der 1980er, und die »Szene« (Uni, Kneipen, Autonome, Musiker), in die Nik eintaucht, brodelt vor Ideologien und Einmischlust. Im zweiten Roman Kein Durchkommen, der eine Dekade später spielt, zeigt nicht nur das den Plot prägende Wetter mehr Grautöne. Kurz vor dem Millennium hat der Einfluss der Medien stark zugenommen. Nik und ihre Freunde sind mit Weichenstellen befasst – Arbeit, Forschung, Kinder –, während der Puls der Stadt mechanischer schlägt; Kunst, Musik und Drogen sind härter, fieberhafter geworden. Und nun, wiederum zehn Jahre später, kommt eine illusionslose Nikola zurück in ein strengeres, kälter glitzerndes Hamburg. Der Siegeszug von PR- und Dienstleistungsgesellschaft hat sich fortgesetzt, Jobs sind ein rares Gut, Wissenschaft und Forschung stehen unter Erfolgsdruck. Die prestigeträchtige Suche nach einer »Physik jenseits des Standardmodells« verschafft Nik einen Auftrag am renommierten Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY – nur leider nicht als Physikerin, sondern als Schnüfflerin und Frau fürs Grobe. Also begibt sie sich mit Vollgas auf sozialen und kriminalistischen Kollisionskurs, getreu dem Motto: Je schneller sich ein Teilchen bewegt, desto länger ist seine Halbwertszeit …
Else Laudan
Ann-Monika Pleitgen, Managerin, Ehefrau und Co-Autorin des Schauspielers Ulrich Pleitgen, schrieb schon als Kind leidenschaftlich gern. Ihr Sohn, der Physiker Dr. Ilja Bohnet, arbeitete bis 2012 am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), inzwischen ist er zur Dachorganisation von DESY in die Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren gewechselt. Beim Schreiben des Kriminalromans Freitags isst man Fisch (nominiert für den GLAUSER 2010 als bestes Debüt) entdeckten Mutter und Sohn ihre Autorenteam-Fähigkeiten und schufen die eigenwillige Protagonistin Nikola Rührmann.
BOHNET PLEITGEN
TEILCHEN BESCHLEUNIGUNG
Ariadne Krimi 1191
Ariadne Krimis Herausgegeben von Else Laudanwww.ariadnekrimis.de
Bohnet Pleitgen bei Ariadne:
Freitags isst man Fisch (Ariadne Kriminalroman 1177)
Kein Durchkommen (Ariadne Kriminalroman 1183)
Teilchenbeschleunigung (Ariadne Kriminalroman 1191)
Deutsche Originalausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2012
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020
www.argument.de
Umschlaggestaltung: Martin Grundmann
Fotomotiv: © enzo9110 – Fotolia.com
Lektorat: Else Laudan und Iris Konopik
Satz: Iris Konopik
ISBN 9783867549325
Erste Auflage 2012
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Cover
Anmerkung
Titel
Impressum
Widmung
Vorwort
Prolog
Die Ankunft
Das Vorstellungsgespräch
DESY
Flurfunk
Mahlzeit
Hotel Royal
Die Rotarier
Geister und Teilchen
Nacht mit Hindernissen
Bürogeflüster
Im Rathaus ist guter Rat teuer
Informanten
Sirenen und Fanfaren
Der Hehler
Sprung ins Nass
Blankenese am Morgen
Blutspuren
Sondierungsgespräche
Der Kontrollraum
Hotelmenagerie
Der Leuchtturm
Die Evaluation
Die Villa
Der Tunnel
Closed Session at High Noon
Schlussakkord
Epilog
Ceci n’est pas une pipe – noch ein Nachwort
Danksagung
Fußnoten
Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch. Doch wenn die Früchte unserer Forschung uns keinen Trost spenden, finden wir zumindest eine gewisse Ermutigung in der Forschung selbst. Die Menschen sind nicht bereit, sich von Erzählungen über Götter und Riesen trösten zu lassen, und sie sind nicht bereit, ihren Gedanken dort, wo sie über die Dinge des täglichen Lebens hinausgehen, eine Grenze zu ziehen. Damit nicht zufrieden, bauen sie Teleskope, Satelliten und Beschleuniger, verbringen sie endlose Stunden am Schreibtisch, um die Bedeutung der von ihnen gewonnenen Daten zu entschlüsseln. Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen tragischen Hauch von Würde.
Steven Weinberg Teilchenphysiker und Nobelpreisträger
Mittwoch, der 12. August 2009, 4:09 Uhr
Noch ist es nicht zu spät. Ich hetze die metallischen Treppenstufen im Eingangsportal des alten Elbtunnels hinunter, vorbei an stoisch dreinblickenden Porträtbüsten an der gefliesten Wand. Kein Mensch weit und breit. Die vier Fahrkörbe für die Autos schlafen noch. Nur das Klacken meiner hohen Absätze ist zu hören. Der Aktenkoffer aus Aluminium wiegt schwer in meiner linken Hand. Wie viel Geld wohl drin ist? Die Handschelle schneidet ins Fleisch. Großartiger Einfall, mich bei dem Gerangel ums Geld an den Koffer zu ketten. Mein linker Arm ist ganz lahm vom Tragen, und die Handschelle lugt verdächtig unter dem Ärmel meiner Bluse hervor.
Ob der Kerl tot ist? Ich hab ihm einen kräftigen Schlag gegen den Kopf versetzt, dass er an den Bettpfosten krachte. Aber davon stirbt man doch nicht.
Unten angekommen, blicke ich auf die beiden Tunnel mit je einer Fahrspur in der Mitte und schmalen Gehsteigen rechts und links. Ich bin allein. Ich nehme die rechte Röhre. Die schmiedeeisernen Wandleuchten werfen ein warmes Licht auf die Steinzeugreliefs, die in regelmäßigen Abständen die gekachelten Tunnelwände zieren.
Gestern Abend hab ich ihn aufs Hotelzimmer gelockt und so lange bezirzt, bis er mir schließlich erzählt hat, wo sich der Laptop mit der Analyse des Physikers befindet. Irgendwo im Freihafen. Auf der LA PALOMA. Dort erwartet ihn der Hehler um halb fünf. Hat mich ganz schön Kraft gekostet, mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Bett sitzend das heiße Weibchen zu spielen, um das aus ihm rauszukitzeln.
Ich haste weiter durch den leicht gewölbten Tunnel. Das Licht der Wandleuchten links und rechts vereinigt sich an seinem Ende. Fern, noch sehr klein, sehe ich eine Gestalt. Kommt sie näher? Ich gehe weiter auf sie zu. Oder hinter ihr her? Ich zerre den Ärmel der Bluse über meine gefesselte Hand. Die Erscheinung wird größer, kommt näher. Scheiße. Wer ist das? Wir laufen aufeinander zu. Das Klackern meiner High Heels vermischt sich mit dem Hall seines Stechschritts. Unsere Echos verschmelzen zu einem Rhythmus. Diese akustische Einheit wird lauter und lauter. Schon kann ich das Gesicht erkennen. Blond. Jung. Hart. Ich starre geradeaus, schaue dem Mann nicht in die Augen, damit er mich nicht anspricht. Dicht vor mir bleibt er stehen, zeigt auf den Koffer und sagt: »Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand.« Dann geht er weiter.
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