Terminus 4: Kampf um Merkur - Susan Schwartz - E-Book + Hörbuch

Terminus 4: Kampf um Merkur E-Book und Hörbuch

Susan Schwartz

4,8

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Beschreibung

1500 Jahre nach dem Aufbruch ins All hat sich die Menschheit über die Milchstraße ausgebreitet. Doch die Bewohner vieler Welten fühlen sich der Erde nicht mehr verbunden – sie bilden die Antiterranische Koalition. Perry Rhodan will einen Bruderkrieg verhindern. Er ruft am 30. Oktober 3430 den Fall Laurin aus. Das Sonnensystem wird fünf Minuten in die Zukunft versetzt. Doch drei Agenten des Imperiums Dabrifa überwinden den Zeitschirm. Sie werden allerdings von dessen Effekten erfasst – seither springen sie durch die Zeit. Dadurch decken sie eine große Gefahr für die ganze Milchstraße auf. Widerstrebend verbünden sie sich mit den Terranern und stellen fest: Es gibt einen mysteriösen Gegner. Dessen Pläne gefährden das Versteck der Menschheit und führen zum KAMPF UM MERKUR ...

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Zeit:3 Std. 38 min

Sprecher:Renier Baaken
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Nr. 4

Kampf um Merkur

Das Geheimnis des Solsystems wird entdeckt – es droht die Invasion

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Entdeckt

2. Bestien

3. Mimas

4. Ich, Darius, Teil 1

5. Terra, Imperium-Alpha

6. Ich, Dasius, Teil 2

7. Ich, ...?

8. Abstecher nach Terrania

9. Merkur, Nordpol

10. Ich, Darren

11. Ich, ...?

12. Gehe denn ins Licht

13. Imperium-Alpha,

Lesermagazin

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

1500 Jahre nach dem Aufbruch ins All hat sich die Menschheit über die Milchstraße ausgebreitet. Doch die Bewohner vieler Welten fühlen sich der Erde nicht mehr verbunden – sie bilden die Antiterranische Koalition.

Perry Rhodan will einen Bruderkrieg verhindern. Er ruft am 30. Oktober 3430 den Fall Laurin aus. Das Sonnensystem wird fünf Minuten in die Zukunft versetzt. Doch drei Agenten des Imperiums Dabrifa überwinden den Zeitschirm.

Sie werden allerdings von dessen Effekten erfasst – seither springen sie durch die Zeit. Dadurch decken sie eine große Gefahr für die ganze Milchstraße auf.

Widerstrebend verbünden sie sich mit den Terranern und stellen fest: Es gibt einen mysteriösen Gegner. Dessen Pläne gefährden das Versteck der Menschheit und führen zum KAMPF UM MERKUR ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator kämpft gegen eine Verschwörung.

Tezen Sadinoha – Der Hochverräter fordert seinen Feind zum Duell.

Alaska Saedelaere – Der Mann mit der Maske benimmt sich verdächtig.

Juki Leann – Die Zukunftsspringerin erhält tiefe Einblicke in die Vergangenheit.

Darren Zitarra

1.

Entdeckt

10. November 3430

»Warnung! An alle Einsatzkräfte: Gesucht wird Tezen Sadinoha, wahrer Name unbekannt, bislang Stellvertreter von Galbraith Deighton.

Tezen Sadinoha steht unter dem dringenden Verdacht, Hochverrat begangen zu haben und als Doppelagent für das Imperium Dabrifa zu arbeiten. Der als feindlich eingestufte Agent ist auf der Flucht. Die dabrifanische Botschaft wurde bereits vollständig abgeriegelt, niemand kommt hinein, niemand heraus.

Alle uns bekannten Kontaktpersonen des Flüchtigen werden überwacht oder wurden unter Verdacht in Gewahrsam verbracht.

Es wird angenommen, dass Tezen Sadinoha sich noch in Terrania aufhält. Sein vordringlichstes Ziel wird sein, sich ein Fluchtmittel zu beschaffen. Sämtliche Raumhäfen wurden gewarnt und sind in Alarmbereitschaft. Ebenso haben alle Vermietungs- und Verkaufsstationen Steckbriefe erhalten. Taxis sind angewiesen, jedes Ziel außerhalb der Stadtgrenzen zu melden und das Konterfei des Passagiers zu übermitteln.

Alle Agenten im Außeneinsatz werden aufgefordert, oberste Priorität auf die Verfolgung und Ergreifung des Gesuchten zu setzen!

Beschreibung: Um die siebzig Jahre alt, wirkt durch deutlichen Muskelansatz untersetzt, Glatze, prägnantes Tattoo auf dem Oberkopf. Fahndungsbild wird übermittelt.

Bei der Fahndung und Verhaftung muss mit größter Vorsicht vorgegangen werden, der feindliche Agent gilt als absolut skrupellos und höchst gefährlich. Der Einsatz soll daher nur bewaffnet erfolgen.«

*

Ende. Totenstille. Sie hatten gewollt, dass er genau diese Meldung mitbekam, und nicht eine Silbe mehr. Nun war die Verbindung gekappt. Die Strategie war klar: Sie wollten ihn zu einer unbedachten Aktion verleiten, ihn aus der Deckung hervorlocken. Ihn unter Druck setzen, damit er einen Fehler machte.

Tezen Sadinoha fluchte lautlos. Er hatte gehofft, dass sein Ablenkungsmanöver länger vorhalten würde.

Doch die SolAb war ihm rasch, viel zu rasch auf die Spur gekommen. Er hatte sie unterschätzt. Nun musste er improvisieren. Er erwog, sich eine andere pseudomaterielle Identität zu verleihen, verwarf die Idee aber umgehend. Das Risiko war viel zu hoch.

Möglicherweise war ein Mutant auf ihn angesetzt worden – am Ende gar diese lästige Riesenratte, die sich für so urkomisch hielt und ständig in den Gedanken anderer herumschnüffelte. Nicht, dass Gucky bei ihm Erfolg haben konnte – aber der Mausbiber würde zweifellos misstrauisch werden. Und irgendwann wüssten sie Bescheid. Darüber, dass Sadinoha wie ein Gestaltwandler jedes beliebige Aussehen annehmen konnte, und darüber, dass er trotzdem kein Mutant, ja nicht einmal ein Mensch war.

Das sollten sie vorerst nicht erfahren – wenn überhaupt je. Brächte sie nur auf dumme Gedanken und noch dümmere Fragen, die Sadinoha nicht zu beantworten bereit war. Die Terraner, allen voran der Großadministrator Perry Rhodan, brauchten nicht zu wissen, wie lange das Heimliche Imperium schon die Geschicke der Menschheit lenkte.

Momentan vermutete die SolAb, die Solare Abwehr, dass Sadinoha wie die beiden Gefangenen zur Schwarzen Garde gehörte – was jene ebenfalls annahmen –, und dabei sollte es vorerst bleiben. Er musste zunächst in dieser Gestalt Distanz gewinnen, bis er sicher sein konnte, alle Verfolger und jegliche heimlichen Augen und Ohren abgeschüttelt zu haben. Dann konnte er in Phase zwei ein neues Aussehen annehmen und endgültig untertauchen.

Denn er hatte gar nicht vor, diesen Planeten zu verlassen. Oder zumindest nicht für immer. Die Imagos Nostradamus und Schmitt, derentwegen er überhaupt nach Terra gekommen war, waren so tief untergetaucht, dass es Sadinoha trotz seiner erschlichenen Position und des dahinterstehenden Spionageapparats bisher nicht gelungen war, auch nur die geringste Spur von ihnen zu finden. Kaum vorstellbar, um nicht zu sagen: unerhört!

Es verärgerte ihn maßlos, und deshalb war er weit davon entfernt, aufzugeben. Er würde seinen Auftrag erfüllen, und sollte es Jahrtausende dauern. Niemand konnte sich auf ewig verstecken.

Doch vorerst verschoben sich die Prioritäten, noch dazu, solange er als »Tezen Sadinoha« auftrat. Es ging um die Gefangenen, diese unfreiwilligen Zeitspringer der Schwarzen Garde. Zweimal waren sie ihm schon entkommen. Das erste Mal, als er ihren Transport sabotiert und die beiden aus dem Gleiter befreit hatte, und das zweite Mal in der Botschaft des Imperiums Dabrifa. Er hätte diese ganze Sache gern vergessen und sich auf die beiden Imagos konzentriert. Aber so einfach konnte er das nicht abhaken.

Denn die beiden Zeitspringer bildeten einen unbekannten Faktor, der seinen gesamten Auftrag zunichtemachen konnte. Und nicht nur das – die Gefahr, die von ihnen ausging, war sogar weitaus größer. Es bestand das Risiko, dass die zwei Dabrifaner bei ihren Zeitsprüngen in die Zukunft und Vergangenheit Erkenntnisse gewinnen und sodann den Terranern enthüllen mochten, die alle bislang erzielten Erfolge und sämtliche weiteren Pläne des Freiheitsbunds grundlegend sabotieren würden.

Aus diesem Grund wollte Sadinoha die Suche nach Schmitt und Nostradamus erst später fortsetzen und sich vorläufig auf die beiden Schwarzgardisten konzentrieren. Er musste sie unbedingt in seine Gewalt bekommen. Sie konnten für »die Sache« sehr wertvoll sein.

Oberste Priorität hatte daher ab sofort: Leann und Zitarra zu befreien und für den Freiheitsbund zu gewinnen. Sollten sie sich trotz aller »Überredungskünste« weigern, würde Sadinoha sie eliminieren. Wer nicht mit dem Bund arbeitete, wurde ausgelöscht. Wer eine Gefahr darstellte, erst recht.

Und damit kam Sadinoha zum nächsten Punkt, der unmittelbar damit zusammenhing. Er hatte die ersten Verhöre der Zeitspringer persönlich mitverfolgt, von den späteren Untersuchungen hatte er die Aufzeichnungen erhalten.

Zitarra hatte minutiös geschildert, wie Wloto Gribsen, der Dritte im Bunde der dabrifanischen Spione, die sich ins Solsystem hatten einschleichen wollen, »zerbröselt« war. Zitarra und Leann hatten hierfür selbstverständlich keine Erklärung gefunden. Die charakteristischen Details und unverkennbaren Begleiterscheinungen dieses Vorgangs ließen jedoch für Sadinoha nur einen zwingenden Schluss zu: Wloto Gribsen war – ein Artgenosse von Tezen Sadinoha! Und ganz gewiss nicht tot.

Gribsen gehörte jedoch nicht dem Freiheitsbund an, sonst hätte Sadinoha von dessen Eintreffen vorab erfahren. Die Vermutung lag somit nahe, dass Gribsen mit dem Auftrag hierhergekommen war, um ihn, Sadinoha, aufzuspüren!

Und das konnte er nun ganz und gar nicht gebrauchen. Sadinoha konnte nicht einerseits suchen und sich andererseits verstecken vor jemandem, der ihn suchte.

Umso wichtiger war deshalb, der Gefangenen habhaft zu werden, um mehr über Gribsen zu erfahren – und mit ihrer Unterstützung nach ihm zu suchen, um ihn auszuschalten, bevor Sadinoha seine eigene Fahndung fortsetzte. Er brauchte Konzentration und einen freien Rücken, um die Herausforderung zu bestehen, die beiden Imagos zu finden.

Erster Schritt also: herausfinden, wo die Zeitspringer gegenwärtig waren. Zweiter Schritt: sich an Bord einer Fähre zu schleichen, die dorthin flog. Oder ein passendes Raumgefährt stehlen. Dritter Schritt: die beiden herausholen, isolieren und in die Zange nehmen. Vierter ...

Da sah er sie.

*

Tezen Sadinoha hatte sich im Zentrum von Antares City in einem Straßencafé niedergelassen, um in Ruhe nachzudenken. In der Öffentlichkeit, denn er war davon ausgegangen, dass es noch dauern würde, bis er aufflog. Wer achtete schon auf einen harmlosen Passanten?

Fehler. Er entdeckte auf der anderen Seite der Fußgängerzone, am Außentisch eines Lokals gegenüber, zwei Personen, die sich viel zu unauffällig verhielten, um dadurch nicht erst recht aufzufallen. Ganz eindeutig beobachteten sie ihn.

Sie waren neutral gekleidet, ohne Uniform, aber ihre Haltung war angespannt. Ihre alle paar Sekunden umherhuschenden Blicke, um die Umgebung zu sondieren, wiesen unverkennbar darauf hin, dass es sich nicht um harmlose »Normalbürger« handelte, die sich an den letzten herbstlichen Sonnenstrahlen draußen erfreuten.

Wie konnten sie mich entdecken? Was habe ich falsch gemacht?

Da verfügte er über so viele Fähigkeiten und konnte den Terranern trotzdem keins auswischen. Offenbar hatte er sich allzu selbstsicher gefühlt, wenn ihm nicht mal zehn Minuten Nachdenken im Café vergönnt waren.

Erneut spielte er mit dem Gedanken, die Gestalt zu wechseln, und erneut verwarf er ihn. Zu früh.

Die Sicherheitsbehörden hatten ihn zwar ausfindig gemacht, aber noch nicht in ihre Gewalt gebracht. Das war ein bedeutsamer Unterschied, dessen sich seine Verfolger allerdings nicht bewusst sein konnten. Sie nahmen wahrscheinlich an, die Verhaftung wäre lediglich noch Formsache – eben weil sie nicht im Ansatz ahnen konnten, über welche außergewöhnlichen Talente er verfügte.

Dass sie ihn aufgespürt hatten, war ein Fehler gewesen, den er nicht noch einmal machen würde. Von nun an würde er die Kontrolle übernehmen.

Also gut, lasst uns spielen. Schauen wir mal, wie lange ihr durchhaltet.

Sadinoha entschloss sich, selbst die Jagd auf sich zu eröffnen. Dadurch würde er feststellen können, wer ihm sonst noch auf den Fersen war – und ob Wloto Gribsen womöglich bereits auf Terra weilte und nur darauf lauerte, ihn zu stellen. Zunächst brauchte Sadinoha Informationen, dann musste er offiziell »abserviert« werden, erst anschließend würde er sein eigentliches Ziel weiterverfolgen.

Ob seine zwei »Schatten« bemerkt hatten, dass sie aufgeflogen waren? Es sah nicht danach aus, momentan wirkten sie eher davon überzeugt, dass sie ihn erwischt hatten. Sadinoha lächelte. Los geht's.

Er trank seinen Kaffee leer, drückte die Zigarette aus, erhob sich gelassen und schlenderte gemütlich die Straße weiter. Die beiden Agenten machten sich ebenfalls auf den Weg, und zwar zur Überquerung der mittig verlaufenden diversen Gleitbahnen, um zu ihm aufzuschließen.

2.

Bestien

»Wir hätten gleich zuschlagen sollen!« Erme Abisi stieß einen derben Fluch aus. »Warum hast du nicht auf mich gehört?«

»Weil wir abwarten wollten, ob er sich mit jemandem trifft!«, gab Karel Holber zurück. »Sadinoha agiert wohl kaum allein. Er ist in die Enge getrieben, also wird er versuchen, Kontakt aufzunehmen.«

Sie waren beide junge SolAb-Agenten, gerade mal Anfang dreißig und mit bislang wenig Einsatzerfahrung. Dass ausgerechnet sie zufällig auf den Flüchtigen gestoßen waren, konnte nur ein gutes Zeichen sein. Obwohl sie einander nicht sonderlich sympathisch waren, arbeiteten sie gut zusammen, denn der Ehrgeiz des einen spornte den Ehrgeiz des anderen an.

Diese beiderseitige Ambition ließ sie zugleich zögern, Imperium-Alpha sofort Bericht zu erstatten, dass sie den Gesuchten erspäht hatten, und von dort Verstärkung anzufordern. Die Versuchung, sich dadurch bei ihren Vorgesetzten und womöglich Deighton höchstselbst zu profilieren, indem sie Sadinoha und obendrein weitere Komplizen ganz allein dingfest machten, war allzu verlockend.

Abisi ruderte zurück. »Wer weiß, wie lange das Imperium Dabrifa uns schon infiltriert. Unfassbar, dass Sadinoha es bis zum SolAb-Stellvertreter geschafft hat – und das bei Deightons Fähigkeiten!«

Galbraith Deighton, der Leiter der Solaren Abwehr, der SolAb, war ein parapsychisch begabter »Gefühlsmechaniker«. Offenbar war es Tezen Sadinoha trotzdem gelungen, seine emotionalen Impulse und Gefühlsschwingungen vor dem Geheimdienstchef zu verbergen. Das war beachtlich.

Und es verunsicherte die Agenten, denn wie viele Verräter mochte es noch geben? Was planten sie, wann schlugen sie zu?

»Tja, vielleicht bist du ja auch einer von denen«, sagte Holber provozierend. »Oder ich ...«

»Das ist nicht witzig!«

»Siehst du mich lachen?«

Sie hatten inzwischen das Kaufhaus erreicht, in dem Sadinoha vor weniger als einer halben Minute verschwunden war.

Abisi rief auf seinem Minikom den Gebäudeplan auf, um festzustellen, wo sich Pforten und Notausgänge befanden. Dann stöhnte er auf. »Es sind insgesamt vierzehn. Wie sollen wir das schaffen? Bis Verstärkung eintrifft, hat der Kerl längst das Weite gesucht.«

»Wo genau sind wir denn eigentlich?«, murmelte Holber.

Sie standen vor dem Haupteingang und sahen sich um. Holber ging zum nächstgelegenen Auskunftsterminal. Kurz darauf wurde der interaktive Plan mit Standort gezeigt. Das war besser als der winzige Schirm des Minikoms am Handgelenk.

Die beiden Agenten betrachteten den Grundriss des Kaufhauses, die Zutrittstüren und wohin die Straßen führten, auf die Ausgänge mündeten.

»Tja, das bringt uns keinen Schritt weiter«, bemerkte Abisi. »Es bleiben dieselben Optionen: Er will zum nächstgelegenen Raumhafen, klaut sich ein Fahrzeug, um Terrania zu verlassen, oder ...«

»Warte mal, ich habe da eine Idee«, unterbrach Holber. »Es ist ein Automatisches Kaufhaus. Da sind überall Scanner.« Er grinste böse. »Sind wir vom Geheimdienst oder nicht? Ich tätige einen kurzen Anruf.«

*

Sadinoha entdeckte die Verfolger sofort, als er das Kaufhaus verließ. Diesmal gaben sie sich redlich Mühe, dass er sie nicht bemerkte. Doch nun war er auf sie gefasst. Sie hatten also den richtigen Einfall gehabt und seine Signatur verfolgt. Verstärkung hatten sie wahrscheinlich noch nicht angefordert, um ihm weiterhin nur als Zweierteam und dadurch unauffälliger auf der Spur zu bleiben. Sadinoha sollte sich in Sicherheit wiegen, die Verfolger abgeschüttelt zu haben, und hoffentlich Kontakt zu weiteren Verrätern oder anderen Hintermännern aufnehmen, die auf Terra für das Imperium Dabrifa unterwegs waren.

Das bedeutete für Sadinoha, er musste sehr behutsam vorgehen. Exakt so, dass sie ihm haarscharf auf der Spur blieben. Dass es anstrengend für sie war, sie gefordert wurden und kaum zum Nachdenken kamen. Er musste dafür sorgen, dass es mehrmals danach aussah, als würden sie ihn verlieren.

So würden es »normale Verräter« machen. Die Angehörigen der Schwarzen Garde waren hervorragend ausgebildet – und sie waren Menschen. Also wurde Sadinohas Verhalten auch genau so eingeschätzt und vorausgeplant.

Er musste seine Verfolger zugleich im Glauben wiegen, dass sie jederzeit die Kontrolle besäßen und es auch ohne zusätzliche Hilfe schaffen würden, ihm bald einen Schritt voraus zu sein. Genau das wäre bei einem gewöhnlichen Feindagenten und seinen Komplizen der Fall.

Ihr Pech war allerdings, dass er allein arbeitete und kein Mensch war.

*

Tezen Sadinoha ließ sich immer weiter durch die Stadt treiben. Zusehends gewann er den Eindruck, dass die beiden Agenten der Ehrgeiz gepackt hatte, ihn allein zu stellen, ohne Verstärkung. Das kam ihm sehr gelegen, denn genau so hatte er seinen Plan aufgebaut. Gleichzeitig würde er damit seine Tarnung aufrechterhalten und sein wahres Ziel verschleiern.

Ab und zu hielt er inne und tat, als wolle er Kontaktversuche unternehmen. Er benutzte ein öffentliches Terminal, bat einen Passanten, dessen Komgerät ausleihen zu dürfen, unterhielt sich mit einem Restaurantmanager. Er gab vor, zusehends nervöser zu werden, sah sich immer wieder um, verharrte, schlug Haken. Stets so, dass nicht ersichtlich wurde, ob er seine beiden Verfolger ausgemacht hatte oder einfach unter Paranoia litt. Ab und zu entzog er sich ihnen, nur um quasi »im letzten Moment« von ihnen wiederentdeckt zu werden.

Die beiden jungen Männer hielten der Herausforderung stand. Die meisten Verfolgten würden ihre Anwesenheit nicht bemerken. Sie waren sorgfältig ausgebildete und talentierte SolAb-Agenten. Wenn sie sich weiterhin gut schlugen, konnten sie auf eine Beförderung hoffen.

Tja, Pech für sie, dass es nie dazu kommen würde ...

Sadinoha hatte reiflich überlegt, wohin er die beiden Agenten locken würde, um Informationen aus ihnen herauszubekommen und sie gleichzeitig loszuwerden. Es musste in aller Öffentlichkeit passieren. Sie irgendwo in eine dunkle Gasse zu zerren, riefe zu viele Unwägbarkeiten hervor. Da waren die Mutanten, da war der Verhörspezialist Alaska Saedelaere, Galbraith Deighton selbst ...

Es durfte unter keinen Umständen der Verdacht aufkommen, dass Sadinoha nicht das war, was er zu sein vorgab. Er durfte keinerlei verräterische Spuren hinterlassen, sonst kam er nie an die beiden gefangenen Zeitspringer heran.

*

»Wo will der Kerl eigentlich hin?«, brummte Abisi gereizt. »Allmählich habe ich den Eindruck, der verhöhnt uns nur. Führt uns an der Nase herum, während er von etwas ganz anderem ablenkt.«

»Mir scheint, er konnte Kontakt aufnehmen und will jetzt zu einem unauffälligen Ort.« Holber beobachtete Sadinoha, der wieder einmal abbog.

Seine eigentliche Richtung war nicht erkennbar, er wechselte ständig. Sie waren sogar schon im Kreis gelaufen.

»Was könnte das sein? Ein Museum mit einer angesagten Ausstellung, ein Konzert, ein beliebtes Restaurant, ein Bahnhof ... Es gibt tausend Möglichkeiten in Terrania!«

»Eben! Warum hat er nicht längst eine genutzt und rennt stattdessen nach wie vor kreuz und quer durch die Straßen?«

»Ah!« Abisi schnipste mit den Fingern. »Weil er uns bemerkt hat.«

»Exakt.«

»Dann müssen wir uns ablösen lassen.«

»Nein, ich möchte ihm verdeutlichen, dass wir nicht lockerlassen werden. Irgendwann wird ihm das Spiel zu dumm.«

»Riskantes Spiel«, warnte Abisi.

»Er muss uns zuerst loswerden, bevor er seine Kontaktperson trifft. Das bedeutet, er muss uns näher kommen, und damit ...«

»Sind auch wir ihm näher, hab schon verstanden. Ich hoffe nur, deine Strategie geht auf.«

»Das wird sie.« Holber schlug dem Kollegen auf die Schulter. »Lass uns sein Spielchen noch eine Weile mitmachen, und dann geht es ans Eingemachte. Meine Geduld ist am Ende! Lieber haben wir nur ihn als gar nichts.«