The Appartement - Freya Miles - E-Book

The Appartement E-Book

Freya Miles

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Beschreibung

Als angesagteste Maklerin New Yorks ist Amy Schuster schwierige Klienten gewohnt. Das dachte sie zumindest, bis Preston Cooper ihr seine Wünsche offenbart. Wofür braucht ein Mann einen Whirlpool in seinem Wohnzimmer und eine extrastabile Wand im Schlafzimmer? Fragen, die Amy sich wahrscheinlich nicht einmal in ihren Fantasien beantworten möchte … bis sie Mister Perfect zum ersten Mal gegenübersteht. Noch nie hat Autorität sie so sehr eingeschüchtert und noch nie wollte sie das Geheimnis hinter den Mauern eines Mannes so dringend ergründen wie bei Preston. Doch Amy hat keine Ahnung, auf welches Spiel sie sich mit diesem mächtigen Mann einlässt, bis es keinen Ausweg mehr gibt … Preston verbirgt Dinge, auf die sie nicht vorbereitet war. Dinge, die ihr die Luft zum Atmen rauben und sie hinabziehen in einen Abgrund, dessen Existenz sie nicht für möglich gehalten hat. Abgeschlossener Einzelband

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The Appartement

Secret Pleasure

Freya Miles

Copyright © Freya Miles 2020

Freya Miles c/o TEXTWERKSTATT

Sabrina Cremer, Körfken 80, 44227 Dortmund

[email protected]

Cover: Shutterstock

Lektorat: Martina König

Korrektorat: Nicole Bauer, Sabrina Grabowski

Umschlaggestaltung: NK Design (Nadine Kapp) Kontakt: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.

Klappentext

Als angesagteste Maklerin New Yorks ist Amy Schuster schwierige Klienten gewohnt. Das dachte sie zumindest, bis Preston Cooper ihr seine Wünsche offenbart.

Wofür braucht ein Mann einen Whirlpool in seinem Wohnzimmer und eine extrastabile Wand im Schlafzimmer? Fragen, die Amy sich wahrscheinlich nicht einmal in ihren Fantasien beantworten möchte … bis sie Mister Perfect zum ersten Mal gegenübersteht.

Noch nie hat Autorität sie so sehr eingeschüchtert und noch nie wollte sie das Geheimnis hinter den Mauern eines Mannes so dringend ergründen wie bei Preston.

Doch Amy hat keine Ahnung, auf welches Spiel sie sich mit diesem mächtigen Mann einlässt, bis es keinen Ausweg mehr gibt …

Preston verbirgt Dinge, auf die sie nicht vorbereitet war. Dinge, die ihr die Luft zum Atmen rauben und sie hinabziehen in einen Abgrund, dessen Existenz sie nicht für möglich gehalten hat.

Inhalt

1. Amy

2. Preston

3. Amy

4. Preston

5. Amy

6. Preston

7. Amy

8. Preston

9. Amy

10. Preston

11. Amy

12. Preston

13. Amy

14. Preston

15. Amy

16. Preston

17. Amy

18. Preston

19. Amy

20. Preston

21. Amy

22. Preston

23. Amy

24. Preston

25. Amy

26. Preston

27. Amy

28. Preston

29. Amy

30. Preston

31. Amy

32. Preston

33. Amy

34. Preston

35. Amy

36. Preston

37. Amy

Epilog

(N) Ever Trust Me

Goodbye Cowboy

We are killing us softly

Leseprobe

William

Kathy

Über die Autorin

1

Amy

»Just an ordinary day«, trällerte ich fröhlich, während ich die Kühlschranktür mit meinem Fuß zustieß und den Joghurt löffelte, den ich mir gerade herausgenommen hatte.

Ein ganz normaler Tag in meinem ganz normalen Leben, das ich schon lange nicht mehr normal fand. Lange … genau genommen seit achteinhalb Monaten. So lange war es her, dass die New York Times mich in einem großen Artikel zur angesagtesten Maklerin der Stadt auserkoren hatte.

Mich! Ausgerechnet mich! Die Chaosqueen von Manhattan. Ich konnte mir noch immer nicht erklären, wie die Redakteure einer so renommierten Zeitung zu diesem glorreichen Entschluss gekommen waren. Fest stand nur, sie hatten mir und niemandem sonst diesen Titel verliehen und dadurch mein Arbeitspensum um zweihundert Prozent gesteigert. Auf ein Maß, das es mir erlaubt hatte, aus meiner One-Woman-Show eine Fünf-Mitarbeiter-Firma zu machen. Etwas, worauf ich absolut nicht vorbereitet gewesen war.

Ich und Chefin. Ich und Verantwortung. Ich und Organisation.

Ich war froh, wenn ich morgens saubere Unterwäsche im Schrank hatte oder nicht vergaß, mir Schuhe zu meinem Kleid anzuziehen. Denn genau das war ich: chaotisch, neben der Spur und ständig in Gedanken. Eine verdammte Tagträumerin, die dieses Verhalten einfach nicht abstellen konnte, auch wenn ich es mir noch so sehr wünschte.

Schon in der Schule war ich deshalb negativ aufgefallen, was mich allerdings nicht daran gehindert hatte, sämtliche Abschlüsse mit einer Eins zu machen. Vermutlich war mir das nur gelungen, weil ich sonst nichts zu tun hatte, als zu lernen. Freunde, andere Menschen – das war noch nie meins gewesen. Und ausgerechnet ich verkaufte Immobilien an Menschen und versuchte, sie von etwas zu überzeugen.

Scheinbar mit Erfolg.

»Lucie, kannst du mir sagen, welchen Termin ich als Erstes habe? Ich hab meinen Terminkalender irgendwo liegen gelassen und mein Passwort für den Kalender auf dem Computer vergessen«, begann ich mein erstes Telefonat des Tages.

Lucie.

Meine Rettung.

Meine Assistentin.

Und ja, vielleicht sogar so etwas wie eine Freundin, denn wir redeten durchaus auch über private Themen und waren schon zusammen shoppen gewesen. Im Gegensatz zu mir besaß sie so etwas wie einen Kleidungsstil und ein Modegespür. Ihr hatte ich es zu verdanken, dass ich jetzt in einem Plisseerock und einer Bluse hier stand, nicht immer nur im Bleistiftrock oder im Etuikleid, wie ich es sonst all die Jahre gehandhabt hatte.

»Aber klar doch. Um zehn Uhr triffst du dich in dem Appartement am Broadway mit den Hunters. Es ist die finale Besichtigung vor der Entscheidung.«

»Oh Gott«, murmelte ich und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Die Hunters waren grauenvolle Kunden … nein, sie waren sogar grauenvolle Menschen. Er Anfang sechzig und stinkreich und sie hoffentlich volljährig und natürlich nur an den inneren Werten dieses Mannes interessiert. Ich wollte meinen Tag nicht mit diesen Menschen starten.

»Soll ich dir deinen Kalender vorbeibringen? Er liegt hier vor mir.«

»Nein, nein, schon gut. Schick mir einfach die Termine aufs Handy. Klappt sonst alles im Büro?«

Büro … es war eigentlich eine Frechheit, es so zu nennen. Ein viel zu kleiner Raum, der viel zu voll gestellt war und weder über irgendwelche Annehmlichkeiten noch über einen Hauch von Gemütlichkeit verfügte. Und doch hatten sich die Menschen darum gerissen, bei mir zu arbeiten.

Hey, schließlich war ich die angesagteste Immobilienmaklerin der verdammten Stadt.

»Es läuft alles. Ich habe alles im Blick.«

»Wunderbar. Treffen wir uns heute irgendwo zum Lunch?«

»Oh, die Hunters haben dich zum Lunch eingeladen.«

»Verarsch mich nicht!«

»Tue ich nicht. Mister Hunter hat heute Morgen extra angerufen. Als Dank für deine wundervolle Arbeit.«

»Lucie, ich werde dich umbringen!«

»Ich wünsche dir einen guten Appetit und viel Spaß in dieser illustren Gesellschaft.«

»Bitch«, murmelte ich grinsend und beendete das Telefonat, bevor ich einen lauten Frustschrei ausstieß. Ein absoluter Gewinn und eine absolute Qual, die der verliehene Titel mir eingebracht hatte, waren definitiv diese ganzen reichen und verwöhnten Menschen, die sich nun an mich wandten und in deren Kreisen ich nun plötzlich verkehren musste. Ja, musste, denn freiwillig hätte ich mich garantiert nicht auf die Gucci- und Prada-Gesellschaft eingelassen.

Ich konnte mit diesen Menschen nichts anfangen. Wie auch, stammte ich doch aus einer absolut bodenständigen Arbeiterfamilie. Ich war so nicht erzogen worden und hatte auch nie das Bestreben verspürt, zu den Reichen und Berühmten dieses Landes zu gehören. Nur war ich irgendwie dort reingerutscht und ich hasste es. Ich drückte mich vor jeder dieser grauenhaften Partys, obwohl ich wusste, wie wichtig es gerade jetzt für mich war, Kontakte zu knüpfen und meinen Namen weiter auszubauen.

Ich spürte es an meinem Kontostand. Jeden einzelnen Tag.

Ich spürte es an den Immobilien, die immer kostspieliger wurden.

Ich spürte es an den Kunden, die immer reicher und berühmter zu sein schienen.

Und ich wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte.

Seufzend sah ich mich in meiner unordentlichen Ein-Zimmer-Wohnung um und schüttelte den Kopf über mich selbst. Jede Woche brachte ich ein Multi-Millionen-Dollar-Objekt an den Mann, jeden Tag sah ich Wohnungen, die mir den Atem raubten, und ich hauste hier. Genau hier. In einem vierzig Quadratmeter großen Wohnklo in Noho, weil ich einfach noch keine Zeit gefunden hatte, mir selbst ein schönes Objekt zu suchen. Wie auch, bei meinen momentanen Tagen.

Ich musste dringend mehr Mitarbeiter einstellen. Dafür musste ich allerdings dringend ein größeres Büro anmieten und dringend und dringend und dringend.

Alles zu seiner Zeit.

Ohne Paul, meinen Bruder und Retter in der Not, wäre ich schon längst untergegangen. Er war das Organisationstalent unserer Familie. Der Mann mit dem Durchblick und der festen Tagesplanung.

Er war der Kopf hinter Amys Living Dream. Ohne ihn wäre diese Firma schon längst den Bach runtergegangen. Ich würde ihm den Auftrag geben, mehr Menschen einzustellen und ein Büro zu mieten, das den Namen auch verdient hatte. Schließlich bezahlte ich ihn dafür so gut, dass er seinen Job direkt an den Nagel gehängt hatte, um bei mir einzusteigen.

Mein großer Bruder … Wer hätte gedacht, dass ich ihn mal herumschubsen würde, ohne dass er sich dagegen wehren konnte.

»Paul?«

»Ich hasse es, wenn du morgens um diese Uhrzeit mit dieser Stimmlage anrufst.«

»Ich brauche mindestens sechs neue Mitarbeiter, einen Bürokomplex, Menschen, die die Finanzen und das Personal händeln, und Zeit, um umzuziehen.«

»Alles klar. Reicht es bis heute Nachmittag, Boss?«

Ich musste auflachen bei dem Sarkasmus in seiner Stimme. Gott, ich liebte ihn so sehr.

»Ich meine es ernst, Paul.«

»Ich auch. Du weißt doch, ich habe bis jetzt alle Wunder, die du dir von mir gewünscht hast, wahr werden lassen. Also, warum sollte ich das nicht auch noch hinkriegen? Ist doch alles ein Klacks. Büroräume in Manhattan finden? Nichts leichter als das. Aber das müsstest du als Maklerin des Jahrtausends natürlich wissen.«

»Ich habe keine Ahnung, was Büroräume angeht. Mach es einfach irgendwie möglich, ja?«

»Ja, Boss. Wie immer, Boss. Krieg ich dafür endlich ’ne Gehaltserhöhung?«

»Habe ich eine Ahnung, wie es um die verdammten Finanzen steht? Gib dir selbst eine, wenn du meinst, dass das gut ist, okay?«

»Ganz wie immer, Schwesterherz. Gott, ich liebe es einfach, wie du deine Firma leitest, habe ich dir das heute schon gesagt?«

»Du mich auch.«

Ich warf das Telefon auf den Stapel Klamotten, der sich auf meinem Bett angesammelt hatte, und schlüpfte in meine High Heels, die ich mir bei dem Einkaufsbummel mit Lucie ebenfalls zugelegt hatte. Früher war es mir absolut unbegreiflich gewesen, wie Menschen diese Dinger nur tragen konnten, aber heute hatte ich den Dreh endlich raus. Ich stolperte und stürzte zumindest nicht mehr und die Blasen an meinen Füßen waren auch weniger geworden.

Die verdammten Hunters. Vielleicht sollte ich mich einfach krankmelden und irgendeinen meiner Angestellten hinschicken. Okay, vielleicht konnte ich mich aber auch nicht vor allem drücken. Ich würde das Ganze mit einem stoischen Lächeln auf meinen Lippen ertragen. Ganz so wie immer.

Ich war gerade im Begriff, das Appartement zu verlassen, als mein Telefon eine neue Nachricht ankündigte.

Lucie.

Wahrscheinlich nur die Termine des heutigen Tages. Ich überflog sie und blieb an einem lachenden Smiley hängen.

»Und dann haben wir eine Mail bekommen. Es wird ein Appartement gesucht, von einem scheinbar sehr reichen Mann. Kostenpunkt egal, alles AB (und ja, ich verspreche dir, hier steht AB und nicht BIS) vier Millionen Dollar. Privat. Diskret. Mit Whirlpool im Wohnzimmer und einer extrastabilen Wand im Schlafzimmer.«

Ich prustete laut los. Bitte was? Ich hatte schon eine Menge sehr skurriler Anfragen bekommen, aber ein Whirlpool im Wohnzimmer? Wofür um alles in der Welt brauchte man das? Und die stabile Wand im Schlafzimmer? Gott, wahrscheinlich wollte jemand einen Puff aufmachen.

Meine Gedanken gingen schnell mit mir durch, typisch Tagträumerin halt. Aber die Preisgestaltung war interessant. Also jemand, für den Geld scheinbar keine Rolle spielte. Ich würde heute noch meine Fühler ausstrecken, wobei ich nicht davon ausging, etwas Derartiges in meinem Repertoire zu haben oder es überhaupt zu finden. Ein Whirlpool im Wohnzimmer gehörte nicht gerade zu den häufigsten Ausstattungsmerkmalen eines New Yorker Appartements.

Wie sehr ich diesen Job doch liebte. Ich konnte es kaum erwarten, den Mann zu treffen, der diese Vorstellungen von einem perfekten Appartement hatte. Wahrscheinlich ein uralter Gigolo, der sich junge Häschen nach Hause bestellte, um sie zu verwöhnen. Oder doch ein Puff, wobei das natürlich rechtlich keine einfache Sache wäre.

Verdammt, ich musste mich jetzt auf den Termin mit den Hunters konzentrieren, wobei eine Vertragsunterzeichnung eigentlich schon sicher war. Trotzdem versuchte ich immer, mich nicht zu früh zu freuen oder in Sicherheit zu wiegen. Das Geld bekam ich erst, wenn der Vertrag unterzeichnet und alles in trockenen Tüchern war. Und bei den Hunters war es eine Summe von schlappen vierhunderttausend Dollar, die für mich herausspringen würden.

Summen, die mir früher absolut utopisch vorgekommen wären, die aber heute zum normalen Geschäft dazugehörten.

Was war das nur für eine Welt, in die ich hineingeraten war?

Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich mir diese Frage bald noch einmal stellen würde. Nur in einem ganz anderen Zusammenhang.

Als ich am Abend mein Chaos betrat, war es schon lange dunkel draußen. Ein Lachen entwischte mir, als ich auf die Küchenzeile blickte, die ich schon so lange nicht mehr benutzt hatte. Dort lagen überall Klamotten, genau wie im Rest meines Appartements.

Ein Hoch auf die Restaurants und Imbisswagen in Noho und ganz New York. Auch wenn es heute Lunch mit den Hunters bedeutet hatte. Wobei es deutlich besser zu ertragen gewesen war als erwartet. Was wahrscheinlich daran gelegen hatte, dass Misses Hunter auf irgendwelchen Pillen war, anders konnte ich mir ihre schweigsame, ja fast schon lethargische Art kaum erklären.

Oder aber ihr war endlich bewusst geworden, mit welchem Mann sie verheiratet war. Ein Ekelpaket, vor dem kein Arsch diese Welt sicher war. Doch das war Gott sei Dank nicht mein Problem. Ich würde diese Menschen nie wiedersehen, mir aber von ihrem Geld etwas Schönes gönnen.

Vielleicht hatte mich genau dieser Gedanke durch den Termin und durch den Lunch gebracht.

Achtlos kickte ich meine Schuhe in die Ecke, schüttelte dann allerdings doch den Kopf. Ich musste aufräumen, und auch wenn es spät war, brauchten meine teuren Kleider eine Reinigung und alle anderen Sachen eine Wäsche. Und nein, es konnte nicht mehr warten.

Vielleicht sollte ich mir eine Haushälterin anschaffen, die solche Dinge für mich erledigte. Irgendwann. Wenn ich ein Appartement hatte, das eine Haushälterin verdiente, und nicht diese Bruchbude.

Die Times hatte einen Folgeartikel schreiben wollen, darüber, wie die angesagteste Immobilienmaklerin New Yorks selbst wohnte. Gut, dass ich es mit tausend Argumenten zum Thema Privatsphäre hatte abschmettern können. Dieses Elend musste ich nun wirklich niemandem zeigen.

Ich kehrte in den Waschsalon zurück und beschloss, dort auf meine fast fertige Wäsche zu warten, sodass ich mich auf einen der Stühle setzte. In meinem nächsten Appartement war eine Wasch-Trocken-Kombination Pflicht.

Schon alleine wegen des Kerls, der mir gegenübersaß und mir zuzwinkerte, bevor ich den Blick auf mein Handy senken konnte. Oh Gott, ich hasste es, angebaggert zu werden. Hoffentlich würde er es sich sparen, mich anzusprechen. Auch wenn er ganz niedlich aussah, aber ich hatte definitiv kein Interesse.

Etwas, wofür ich mir von Lucie erst vor ein paar Tagen Kritik hatte anhören müssen. Auch da war ich von einem nett anzusehenden Mann in einer Bar angesprochen worden, in der wir nach Feierabend einen Cocktail trinken gewesen waren. Er war sehr nett gewesen, höflich und definitiv gebildet, aber einfach nicht mein Typ. Und ja, ich war wählerisch … schon immer, denn es gab nicht viele Menschen, mit denen ich gut klarkam. Nur so war mein Singleleben zu erklären, wobei ich mit meinen einunddreißig Jahren auch noch keine biologische Uhr ticken hörte.

Ich wusste nicht mal, ob ich überhaupt Kinder wollte. Oder einen Mann. Oder ein Familienleben. Momentan passte das alles so gar nicht in meine Lebenssituation, und verdammt, ich und Familienmanagerin … Ich saß in einem Waschsalon, vier Tage nachdem ich festgestellt hatte, dass ich keinen sauberen Slip mehr besaß.

Das sagte doch wohl alles!

»Ist langweilig, immer hier zu sitzen und zu warten, oder?«

Oh nein. Mister Stuhl-Gegenüber hatte mich angesprochen. Vielleicht konnte ich ja einfach weiter auf mein Handy starren und so tun, als würde ich mich nicht angesprochen fühlen. Während wir hier saßen. Zu zweit. In diesem Waschsalon. Mit wem sollte er denn sonst reden? Mit dem Wäschetrockner links neben mir?

Verdammt, ich konnte nicht so unfreundlich zu ihm sein. Obwohl, ich kannte ihn nicht, er kannte mich nicht, warum eigentlich nicht.

Ich sah nur kurz von meinem Handy auf, murmelte ein »Was sein muss, muss sein« und studierte dann weiter meine Mails.

Gott sei Dank hatte er mein Desinteresse verstanden. Zumindest schwieg er und gab mir die Zeit, den Namen Preston Cooper zu googeln. Das war der Mann, der sich den Whirlpool wünschte. Doch ich fand nichts über ihn heraus, was mich wirklich enttäuschte. Er war in keinem sozialen Netzwerk vertreten und auch die Google-Suche verlief ins Leere. Also war er wahrscheinlich wirklich steinalt und noch nicht im Zeitalter der mobilen sozialen Kommunikation angekommen. Na herzlichen Glückwunsch.

Der Gedanke daran, mit einem lüsternen alten Mann Wohnungen zu besichtigen, schauderte mich. Aber natürlich war es so, dass ich Aufträge in dieser Preiskategorie immer selbst übernahm. So gehörte es sich für eine gute Chefin. Sagte mein Bruder.

Ich hatte es wenigstens schon geschafft, drei Immobilien herauszusuchen, die zu den weiteren Anforderungen des Mannes passten, wobei ich noch auf die Antwort der Statiker zu den Schlafzimmerwänden wartete. Und natürlich zu den Möglichkeiten, einen Whirlpool ins Wohnzimmer zu bauen. Gut, dass mir diese Anfragen nicht peinlich sein mussten, ich fragte ja schließlich nur für einen Kunden.

Sobald die Antworten da waren, würde ich Termine vereinbaren. Die Provision bei einem solch kostspieligen Objekt würde mir garantiert die Möglichkeit einbringen, ein sehr schickes Büro für mein Unternehmen anzumieten.

Mein Unternehmen. Ich musste immer schmunzeln, wenn ich so dachte. Besonders weil ich noch immer die Gesichter meiner Eltern vor mir hatte, als Paul und ich ihnen über das Wachstum, die Mitarbeiter und alles Weitere berichtet hatten. Meine Eltern kannten mich. Besser als jeder andere auf der Welt. Also wussten sie ganz genau, warum sie mir diese überraschten Blicke zuwarfen. Sie trauten es mir nicht zu, und das zu Recht. Und doch würde ich es ihnen beweisen. Mit Pauls Hilfe selbstverständlich. Schließlich hatten sie es geschafft, wenigstens einem Kind Ordnung, Struktur und Bodenständigkeit mitzugeben.

Ich war jedenfalls stolz, meine gewaschene Wäsche gleich mit nach Hause nehmen zu können. Wenn ich sie dann in ein paar Tagen wirklich in den Schrank räumen und nicht wieder aus der Plastiktasche nehmen würde, bis keine Unterwäsche mehr da war …

Zwei Wochen später atmete ich tief durch, während ich das Appartement in der Upper East Side betrat, in dem ich mich gleich mit dem ominösen Whirlpool-Mann treffen würde. Die Statiker hatten für alle Anfragen grünes Licht gegeben, wobei ich mich nachdenklich in dem offenen Raum umsah, der Küche, Essbereich und Wohnzimmer miteinander verband. Wo auch immer der Whirlpool hinkommen würde, die Optik wäre ruiniert.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte den Pagen angewiesen, den Mann nach oben zu bringen, da ich nicht von der ersten Sekunde an alleine mit ihm sein wollte. Falls er mir so unheimlich war wie in meinen Gedanken.

Ich erwartete einen alten Mann, mindestens Ende sechzig. Schlank und möchtegern-sportlich. Mit wenigen Haaren auf dem Kopf, die aber so verteilt waren, dass sie nach viel mehr aussahen. Vom Geruch her eine Mischung aus Patschuli und Zigarren, und eine Stimme, die von vielen Jahren Whiskeygenuss zeugte.

So viel dann zu dem Thema Tagträume, die ich gerne unter Kontrolle hätte.

Ich atmete tief durch, strich mir den weiten Rock und die Bluse glatt, bevor ich die Tür öffnete. Mein Blick fiel nicht auf den Pagen, sondern auf den großen Mann, der hinter ihm stand. Er war groß. Sehr groß. Mindestens eins neunzig. Und alles, außer alt.

»Preston Cooper«, sagte er, nachdem der Page zur Seite getreten war, und streckte mir seine Hand entgegen. Eine normale Geste, so wie ich sie Tag für Tag mehrere Male erlebte, doch bei ihm hatte ich Angst, sie zu erwidern.

Diese tiefe Stimme.

Die dunklen, eiskalten Augen.

Die breiten Schultern.

Die angespannten Kiefermuskeln.

Die hohen Wangenknochen.

Die Größe.

Die Schönheit.

Nein, es war nichts von diesen Dingen.

Es war die Autorität, die mir die Luft zum Atmen raubte. Fast so, als würde ich mich nicht trauen.

Warum zum Teufel schaffte es dieser Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und den ich erst recht nicht kannte, in mir so ein Gefühl heraufzubeschwören? Das war doch lächerlich!

»Amy Schuster«, sagte ich und erwiderte den Handschlag. Er war fest, doch er tat mir nicht weh. Seine Hände waren riesig, aber gleichzeitig sanft.

Er wollte also einen Whirlpool im Wohnzimmer.

Dieser Mann.

Kein alter Gigolo.

Verdammt, es gab bestimmt genug Frauen, die mit ihm mitgingen. Wenn sie sich denn trauten.

Ich musste definitiv mit meiner Führung anfangen, auch wenn ich dafür erst einmal den Arsch in meinem Rock wiederfinden musste!

Ich war die talentierteste, beste, erfolgreichste und begehrteste Immobilienmaklerin dieser Stadt und genau so würde ich mich jetzt auch verhalten.

Hoffentlich.

Wenn er nur aufhören würde, mich so anzublicken. Zuckten seine Kieferknochen? Er rieb sie aneinander. Wahrscheinlich vor Ungeduld, weil ich einfach nicht begann, meinen Job zu erledigen.

»Ich habe begrenzt Zeit«, brachte er hervor.

»Ja, äh, natürlich. Ich … Entschuldigen Sie. Ich war kurz abgelenkt«, gab ich zu, was er mit einem stoischen Nicken quittierte. Ob er es gewohnt war, dass Frauen so auf ihn reagierten?

»Wie Sie gesehen haben, sind in diesem Objekt, so wie in den meisten Objekten dieser Preiskategorie, die Privatsphäre und die Diskretion, auf die Sie Wert legen, gesichert. In dieser Etage gibt es nur diesen einen Zugang, und der führt direkt in das Penthouse.«

»Dieses Objekt ist absolut inakzeptabel!«, unterbrach er mich, nachdem er mir in den großen, offenen, wunderschönen Raum mit der großen Fensterfront gefolgt war.

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu ihm um und blickte ihn fragend an. Seine schwarzen Haare glänzten wie Samt in dem Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinfiel.

»Sagten Sie gerade inakzeptabel?«, fragte ich überrascht.

»Sie haben mich genau verstanden, wieso sollte ich es also wiederholen?«

»Es war nicht meine Intention, dass Sie Ihre Worte wiederholen, sondern dass Sie mir erklären, was genau an diesem wirklich prachtvollen Objekt für Sie nach nur ein paar Sekunden bereits inakzeptabel ist. Wenn es an dem fehlenden Whirlpool im Wohnzimmer liegt, kann ich Ihnen sagen, dass ich alles mit einem Statiker abgeklärt habe und ein nachträglicher Einbau kein Problem darstellt. Sie werden Verständnis dafür haben müssen, dass die Appartements in New York nicht standardmäßig mit einem Whirlpool in …«

»Das ist mir bewusst!«, unterbrach er mich.

Wow. Diese Autorität, die er schon schweigend ausstrahlte, war definitiv nur ein Bruchteil von dem Sturm, der mich jetzt traf.

»Ich rede von Ihrer zweifelhaften Auffassung, was das Thema Privatsphäre betrifft. Ich musste durch eine Eingangshalle gehen und einen öffentlichen Fahrstuhl bis zu dieser Etage nehmen!«

»Der Fahrstuhl reicht natürlich auch bis in die Tiefgarage und …«

»Und bleibt immer noch öffentlich!«

Wieder unterbrach er mich. Von Manieren hielt dieser Mann wohl nichts.

»Da muss ich Ihnen recht geben«, erwiderte ich zähneknirschend, auch wenn ich wirklich keine Lust hatte, diesem Mann seinen Sieg zu gönnen, doch der Fahrstuhl war für alle Bewohner dieses Hauses zugänglich. Nicht nur für das Penthouse.

»Sie sind mir als beste Maklerin New Yorks empfohlen worden. Wie wäre es also, wenn Sie damit beginnen würden, Ihren Job ernst zu nehmen und ihn dementsprechend zu erfüllen? Ich war mit meinen Vorstellungen in der Mail sehr deutlich. Und ja, verdammt, es ist mir glasklar, dass es keinen Whirlpool geben wird, der sich in das Interieur eines Wohnzimmers integriert. Es ist Ihr Job, ein Objekt zu finden, in dem ich diese Wünsche umsetzen kann.«

»Ja, Sir.«

Ich klang wie ein verdammtes Schulmädchen! Schon wieder! Wann um alles in der Welt hatte ich zum letzten Mal so kleinlaut die Worte »Ja, Sir« gesagt? Wahrscheinlich mit sechs zu meinem Vater.

Was machte ich hier überhaupt? Ich war tough und schlagfertig.

Eigentlich.

»Gut. Haben Sie noch andere Objekte, die Sie mir heute vorstellen können, ohne dabei meine Zeit so dermaßen zu verschwenden?«

In meinem Kopf ging ich die Appartements durch, doch es war kein einziges dabei, das ich ihm heute noch vorstellen wollte, ohne sie noch einmal zu überprüfen.

»Ich würde die Appartements gerne noch einmal genau überprüfen und mich dann mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn Sie das wünschen.«

»Ich bin kein Mann, der zweite Chancen vergibt.«

»Gut, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer weiteren Suche«, konterte ich, ohne mit der Wimper zu zucken. Yes, Baby! Alles war besser als ein kleinlautes »Ja, Sir«.

»Ich will ein bestimmtes Appartement aus Ihrem Angebot.«

»Wirklich? Wieso haben Sie das nicht gleich gesagt und mich stattdessen suchen lassen?«

»Weil ich mir ein Bild davon machen wollte, ob Sie tatsächlich so gut sind, wie alle behaupten, was ich nach der Fahrt in diesem öffentlichen Aufzug definitiv nicht bestätigen kann.«

»Mister Cooper, ich bin die Beste und gleichzeitig ein lebender, atmender Mensch. Irren ist menschlich. Fehler zu machen, ist menschlich. Eine Eigenschaft, für die ich mich garantiert nicht vor Ihnen entschuldigen werde. Sie haben die Fahrt überlebt.«

Verwirrt betrachtete ich das Schmunzeln, das sich auf seinem sonst so harten Gesicht ausbreitete. Verfügte dieser Mann etwa über so was wie Humor?

»Sehr schön. Wenn Sie dann bitte mit mir in das Appartement auf der Fifth Avenue fahren würden.«

»Woher wissen Sie, dass es in meinem Bestand ist?«, hakte ich überrascht nach, denn es war erst vor wenigen Wochen in meinen Vermittlungsbereich übergegangen und bis jetzt gab es noch keine offizielle Ausschreibung, da ich noch daran arbeitete.

»Ich weiß viele Dinge, Miss Schuster. Sehr viele Dinge. Wenn wir dann jetzt fahren könnten.«

»Gern«, erwiderte ich sarkastisch. Ich musste sofort Lucie schreiben, dass sie mich mit den Schlüsseln dort traf, denn auf dieses Appartement war ich rein gar nicht vorbereitet.

Gott sei Dank war der New Yorker Verkehr wieder einmal eine Katastrophe, sodass Lucie, die zu Fuß zum Appartement geeilt war, bereits dort wartete, als ich ankam.

»Und, wie ist der Gigolo? Oder für wen ist dieses Appartement?«

»Er ist ein Ekelpaket. Ein absoluter Kotzbrocken. Noch viel schlimmer, als ich es erwartet habe!«, sagte ich, während ich die Schlüssel aus ihrer Hand nahm.

»Können wir dann?«

Ich schloss die Augen, als ich seine dunkle Stimme vernahm. Verdammt, ich hätte mich vor meiner Meinungsäußerung umsehen sollen.

Lucie starrte mit großen Augen auf den Mann hinter mir. Okay, ja, er hatte diese Wirkung auf Frauen und wusste es mit Sicherheit.

»Natürlich«, erwiderte ich gespielt freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen. Er hatte mit Sicherheit ganz genau gehört, was ich über ihn gesagt hatte, ließ sich davon allerdings nichts anmerken. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass Menschen diese Meinung über ihn hatten. Schließlich gab er sich nicht gerade die größte Mühe dabei, nett, sympathisch oder gar charismatisch rüberzukommen.

Nur gut aussehend. Doch dafür musste er ja nichts tun.

Wir gingen am Appartementkomplex entlang in die Tiefgarage, wo wir den Aufzug aktivierten, der nur für den Eigentümer des Penthouses gedacht war. Gut, dass ich die Zahlenkombination für den Aufzug auf dem Schlüssel notiert hatte, oder besser gesagt Lucie, sonst wäre ich bereits jetzt wieder geliefert gewesen.

Und die Geduld von Mister Geduldlos hatte ich ja schon längst aufgebraucht. Wahrscheinlich schon vor dem ersten Händeschütteln, als ich ihn nur dumm angestarrt hatte. Und das auch noch nach seiner fürchterlichen Fahrt in einem öffentlichen Aufzug, in dem ihm mit Sicherheit niemand begegnet war.

Ich trat als Erste ein, nachdem er es mir signalisiert hatte, und verfluchte jetzt schon die Fahrt in diesem engen Fahrstuhl. Ich wollte nicht so nah an diesem Mann stehen. Ich wollte nicht dieselbe Luft atmen wie er. Ich wollte einfach nichts mit ihm zu tun haben.

Doch dafür war es nun zu spät.

Ich starrte zu Boden, während ich seinen Blick auf mir spüren konnte. Starrte er mich etwa wirklich an? Um meine Vermutung zu bestätigen, hätte ich aufschauen müssen, doch dazu fehlte mir der Mut.

Erleichtert stieß ich einen Schwall Luft aus, als sich die Türen öffneten und er heraustrat. Wie gerne wäre ich einfach im Fahrstuhl stehen geblieben, doch ich musste ihm folgen. Schließlich war es meine Aufgabe, ihm dieses Appartement zu präsentieren. Wenn er mich überhaupt reden ließ. Er schien alles besser zu wissen, schon von Natur aus. Das sagte mir zumindest seine überheblich wirkende Art.

»Das ist Privatsphäre«, wies er mich prompt zurecht. »Und das ist ein standesgemäßer Ausblick.«

Ich musste ihm zustimmen, denn der Blick über die Stadt war wirklich atemberaubend. Anders als in dem vorherigen Appartement gab es hier nicht nur eine durchgängige Fensterfront, sondern einen sagenhaften Rundumblick. Ein Traum von einem Appartement, zu einem Preis, der genauso schwindelerregend war wie die Höhe.

Dieses Objekt war mir nur angeboten worden, weil die Times mir den Titel verliehen hatte, doch es war ein Objekt, mit dem ich mich schwertat. Es war so groß, so prunkvoll, so teuer. Genau deshalb hatte ich es auch noch nicht in mein Angebot aufgenommen. Doch das interessierte Mister Cooper genauso wenig wie die Tatsache, dass ich als Maklerin hier war, um ihm das Objekt näherzubringen und ihm alles zu zeigen. Er sah sich selbst um. Bestimmt schritt er voran und ließ seinen Blick schweifen, während ich mich bei der Frage erwischte, was wohl in seinem Kopf vorging.

»Ich habe zu diesem Objekt noch keine Informationen, was die Statik im Schlaf- und im Wohnzimmer angeht«, räumte ich ein.

»Das werden Sie ja wahrscheinlich nachholen. Kaufpreis?«

»Sieben Millionen Dollar.«

»Gerechtfertigt. Ich werde es nehmen.«

Ich weitete meine Augen und deutete nach oben auf die Empore, die er noch gar nicht besichtigt hatte. »Es gibt noch eine weitere Etage und …«

»Und die interessiert mich nicht. Ich habe alles gesehen, was ich sehen muss. Klären Sie die Statik und geben Sie mir Bescheid.«

Er zog eine schwarze Karte aus seinem Jackett und reichte sie mir. Sein Name und seine Telefonnummer. Nicht mehr und nicht weniger. Kein Titel, keine Berufsbeschreibung, keinerlei Anhaltspunkte darüber, was dieser Mann beruflich machte, um sich so ein Appartement scheinbar ganz nebenbei leisten zu können.

»Es würde mich beruhigen, wenn Sie das Objekt komplett in Augenschein nehmen würden«, wies ich ihn noch einmal mit einem Fingerzeig auf die obere Etage hin, doch es entlockte ihm nur ein müdes Lächeln.

»Glauben Sie, ich bin ein Mann, der seine Worte nicht so meint? Ich habe mich für dieses Objekt entschieden. Ich möchte es kaufen. Fertig. Ich erwarte Ihren Anruf in den nächsten zwei Tagen.«

Und mit diesen Worten ließ er mich stehen. Einfach so. Am liebsten hätte ich ihm hinterhergebrüllt, dass ich ihn dann anrufen würde, wenn ich alles geklärt hatte, doch ich hielt den Mund.

Sieben Millionen Dollar.

Oh! Mein! Gott!

Meine Provision …

Ich konnte es gar nicht fassen. Auch wenn ich diesem ungehobelten, arroganten Kerl gerne die Meinung gesagt hätte.

Sieben Millionen Dollar.

Wer auch immer er war, Geld konnte für ihn keine Rolle spielen. Jetzt musste ich nur noch die Statiker anrufen und alles prüfen lassen, um diesen Deal fix zu machen, weshalb ich meinen Kontakt direkt anrief. Zu meiner Überraschung und meinem Glück hatte einer der beiden sogar Zeit, vorbeizukommen, weshalb ich direkt im Appartement warten würde.

Es gab schlechtere Orte, um sich die Zeit zu vertreiben. Ich würde einfach den Ausblick genießen und mir erlauben, meinen Tagträumen nachzuhängen.

Ich war gespannt darauf, wie dieser Mann diese Räumlichkeiten einrichten würde, auch wenn ich es niemals sehen würde. Sobald der Vertrag unterschrieben war, gehörte es ihm und ich hatte zu gehen.

Sein Geschmack war wahrscheinlich exklusiv.

Genau wie sein Verhalten.

Ich lief durch die großen offenen Räume und bewunderte die unglaubliche Deckenhöhe von der Empore. Ein Albtraum, um das Appartement zu heizen, doch bei sieben Millionen Dollar Kaufpreis spielten die Heizkosten natürlich auch keine Rolle mehr.

Mister Cooper war mit Sicherheit dazu in der Lage, jeden Preis zu zahlen.

Oder er wärmte sich einfach beim Fernsehen in dem Whirlpool auf.

Von der Empore betrachtete ich das Wohnzimmer und schmunzelte. Ich konnte ihn mir vorstellen. Wie er dort drin lag und die warmen Blubberblasen seinen perfekten Körper umschlossen.

Zumindest ging ich davon aus, dass er einen perfekten Körper hatte. Der maßgeschneiderte Designeranzug hatte wie eine zweite Haut an ihm gesessen. Deshalb wusste ich, dass er breite Schultern und durchtrainierte Arme hatte. Von seinem durchtrainierten Hintern ganz zu schweigen.

Vielleicht war er ja Sportler, obwohl er eher wie ein knallharter Geschäftsmann wirkte.

Auf jeden Fall war er ein Mann, der bekam, was er wollte. Oder er war einfach nur gut darin, genau diesen Anschein zu erwecken. Wie auch immer, er hatte es geschafft, mich einzuschüchtern, und das war noch nicht vielen Menschen gelungen.

Ich schritt durch die Zimmer in der oberen Etage und fragte mich, was er daraus machen würde. Gästezimmer, Arbeitszimmer, eine Bibliothek. Ich konnte ihn nicht einmal genug einordnen, um es auch nur abzuschätzen.

Vielleicht hatte er ja auch eine Familie und Kinder. Es war alles möglich. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich dieser Mann auf eine Frau festlegte.

»Miss Schuster?«

Es war Ed, der Statiker, der mich aus meinen Fantasien riss.

»Ich bin auf dem Weg.«

»Heilige Scheiße, was für ein Appartement. Ich weiß nicht, ob ich meinen Beruf in solchen Momenten hasse oder liebe. Es ist schön, mal so etwas Außergewöhnliches zu sehen, aber gleichzeitig werde ich dann ganz neidisch.«

»Oh Ed, ich weiß ganz genau, wovon Sie reden. Mein komplettes Appartement ist so groß wie der Eingangsbereich hier.«

»Ich kann wenigstens noch die Hälfte der ersten Etage mit meiner Wohnfläche ausfüllen.«

»Dafür haben Sie eine wunderbare Familie. Das ist doch das Wichtigste im Leben.«

Ed lächelte, während er sich in dem Raum umblickte. Er erzählte oft von seiner Frau, den Kindern und mittlerweile sogar den Enkelchen, die ihm die Welt bedeuteten. Über kurz oder lang würde ich mir wahrscheinlich einen anderen Ansprechpartner suchen, denn Ed spielte mit dem Gedanken, bald in Rente zu gehen.

»Also, was soll geprüft werden? Ich habe alle Unterlagen vorliegen.«

»Wir brauchen eine extrem stabile Wand mit hoher Traglast im Schlafzimmer und dazu noch die Möglichkeit, einen Whirlpool im Wohnzimmer zu integrieren.«

»Ach, die Geschichte. Herrgott noch mal, wofür braucht man denn einen Whirlpool im Wohnzimmer?«, fragte Ed kopfschüttelnd, während ich im nächsten Moment froh war, mir meine sarkastische Antwort verkniffen zu haben.

»Für Sex«, erklang die dunkle Stimme von Mister Cooper und trieb mir augenblicklich eine Gänsehaut auf den Körper.

»Mister Cooper«, trällerte ich erschrocken mit einer viel zu hohen Stimme. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er noch einmal zurückkehrte.

»Ich habe gesehen, dass der Statiker eingetroffen ist, und wollte mich kurz selbst von dem Ergebnis überzeugen.«

»Woher kannten Sie den Code für den Aufzug?«

»Ich kann mir Zahlen gut merken.«

»Okay. Gut. Also, das ist Ed Buckley, der Statiker, wie Sie bereits richtig erkannt haben. Das ist Mister Cooper, der mit dem Gedanken spielt, dieses Appartement zu kaufen.«

»Sofern Sie gute Nachrichten für mich haben, Mister Buckley.«

»Ich habe die Pläne studiert, wollte mir aber vor Ort ein Bild machen. Bis jetzt sehe ich keine Gründe, die gegen Ihre Installationen sprechen sollten.«

Ich biss mir auf die Lippe, während ich den beiden Männern zusah. Ed hatte die Pläne auf der großen Kücheninsel ausgebreitet, über die sich beide nun gelehnt hatten. Mister Coopers Hose spannte dabei so sehr an seinem Hintern, dass sie wenig Spielraum für Fantasien ließ.

Für Sex.

Das hatte er wirklich einfach so gesagt. Und wahrscheinlich auch so gemeint. Für Sex … natürlich. Für was auch sonst? Für die Entspannung nach dem Sport? Einen verdammten Fernseher hätte man auch im Badezimmer installieren können, falls es dort nicht sogar schon einen gab. Aber Sex konnte man auch im Badezimmer haben. Warum dann also im Wohnzimmer?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Mister Cooper Ed den genauen Stand des Whirlpools präsentierte. Er wollte ihn wirklich mitten im Raum haben.

»Sind Sie sicher, dass es eine geeignete Stelle ist? Nicht etwas dezenter oder privater?«, hakte ich nach, was ihn schmunzeln ließ. Seine dunklen Augen glänzten geheimnisvoll.

Dieser Mann …

»Wieso sollte es dezent oder privat sein, Miss Schuster? Sex ist keine Sache, die man nur hinter verschlossenen Schlafzimmertüren praktizieren kann. Wieso nicht auf einer Party? Wieso nicht, wenn sich hier viele Leute aufhalten?«

Mir stockte der Atem bei seinen Worten. Er hatte mir dabei genau in die Augen gesehen, während ich seinem Blick kaum standhalten konnte. Meinte er das gerade wirklich ernst? Ich war definitiv der Typ hinter geschlossener Schlafzimmertür und am besten noch mit ausgeschaltetem Licht.

»Sie wollen einen Whirlpool im Wohnzimmer, um auf ihren Partys Sex haben zu können?«, fragte ich fassungslos. Es ging mich nichts an und ich überschritt gerade eine ganz eindeutige Grenze.

»Oh ja, genau das will ich. Einfach so. Weil ich es kann.«

Dieser Mann war mir noch viel suspekter, als ich es von Anfang an für möglich gehalten hätte.

»Ist das ein Problem, Miss Schuster?«, fragte er, wobei ich genau spürte, dass er mich aus der Reserve locken wollte. Er provozierte mich, doch ich würde mich nicht provozieren lassen. Auch wenn ich bereits knallrot angelaufen war und ihm somit wahrscheinlich viele seiner Fragen, die er nicht laut stellte, beantwortete.

»Wenn Sie den Vertrag unterschrieben haben, ist es Ihr Appartement, Mister Cooper. Ein Ort, an dem Sie tun und lassen können, was auch immer Sie wollen. Also nein, es ist kein Problem für mich. Es ist außergewöhnlich, doch ich bilde mir keine Meinung über das Leben anderen Menschen.«

»Doch, das tun Sie. Sehr genau sogar. Sie sind schockiert darüber, was ich Ihnen gerade gesagt habe, und Sie halten mich für einen sonderbaren Menschen, weil Sie nicht in mir lesen können und meine Autorität Ihnen Angst macht.«

»Ich habe keine Angst, Mister Cooper!«, wies ich seine Anschuldigungen zurück, obwohl er natürlich vollkommen recht hatte.

»Dann nennen wir es Furcht. Mit diesem Wort kommen starke und selbstbewusste Frauen wie Sie besser klar, das weiß ich.«

»Sie scheinen viel zu wissen …«

»Sie haben keine Vorstellung. Die Tatsache, dass Sie so rot angelaufen sind, zeigt mir sehr deutlich, dass Ihre Eltern Sie sehr konservativ erzogen haben.«

»Es steht Ihnen nicht zu, so zu reden!«, fuhr ich ihn an, was Mister Cooper dazu bewog, mich anzugrinsen.

»Sie haben recht, aber das interessiert mich nicht. Ich entscheide selbst, was mir zusteht.«

»Oh, also haben Frauen Ihrer Meinung nach keinen eigenen Willen?«

»Das haben Sie gesagt. Ich vertrete lediglich die Meinung, dass viele Menschen viel zu verbohrt und voreingenommen sind und sich damit selbst blockieren.«

»Normen und Werte zu haben und nach diesen zu leben, ist nicht gleichzusetzen mit Verbohrtheit.«

»Ich habe keinerlei Normen und Werte kritisiert, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass Sie sich bereits eine Meinung über mich, meine Art und meinen Lebensstil gebildet haben, ohne zu wissen, wovon Sie überhaupt reden.«

Ich öffnete den Mund, schloss ihn allerdings wieder, denn ich hatte bereits verloren. Von der ersten Sekunde dieses Gesprächs an. Mister Cooper würde die Dinge immer so drehen, dass sie für ihn passten … Vielleicht stimmte es allerdings auch, was er sagte, denn natürlich hatte ich ein Bild und eine Meinung, obwohl ich es nicht wollte.

»Gut. Jetzt, wo wir das geklärt haben … wo waren wir stehen geblieben, Mister Buckley?«

Ed zuckte sichtlich zusammen, als Mister Cooper ihn ansprach. Verdammt, er hatte das ganze Gespräch natürlich mit angehört. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Gut, dass er schon bei einigen meiner Termine anwesend gewesen war, sonst würde er mich jetzt mit Sicherheit für vollkommen schräg halten.

»Ich kann Ihnen grünes Licht für die Statik geben.«

»Wunderbar. Miss Schuster, machen Sie bitte bis morgen alle Papiere fertig, damit ich entsprechend unterzeichnen kann.«

»Bis übermorgen. Danke für Ihr Verständnis.«

Es wäre absolut kein Problem gewesen, alles bis morgen fertig zu machen, doch ich sah es einfach nicht ein. Dieser Vollidiot. Ich wusste, dass ich ihm mit diesen Worten und mit meiner Art auf den Schlips getreten war, und er wusste, dass ich es extra tat. Das konnte ich in seinem sonst so geheimnisvollen Blick erkennen.

»Schön. Übermorgen.«

Mister Cooper reichte zuerst mir und dann Ed die Hand, bevor er das Appartement verließ. Immerhin höflicher als noch eben.

»Wow, ein sehr interessanter Kunde, den Sie da haben.«

»Seine Autorität ist etwas zu einschüchternd für meinen Geschmack.«

»Mit Sicherheit ist er einer dieser superwichtigen, supererfolgreichen Manager, die es gewohnt sind, dass alles und jeder sofort nach ihrer Pfeife tanzt.«

»Wahrscheinlich«, murmelte ich und dachte an seine Karte, die sich in meiner Handtasche befand. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war.

Und ich war mir auch nicht sicher, ob ich es herausfinden wollte.

›Du musst heute Abend mit mir ausgehen. Ich muss reden!‹, schrieb ich Lucie, nachdem ich mit Ed das Appartement verlassen hatte, bevor ich zu meinem Auto ging.

›Lass mich raten: Es hat mit Mister ›Oh mein Gott, er ist so heiß, aber ein unglaubliches Arschloch‹ zu tun, richtig?‹, schrieb sie mir prompt zurück, was mich leise auflachen ließ. Wenn das nicht genau ins Schwarze traf.

›Quatsch, wie kommst du denn darauf?‹, schrieb ich mit einem zwinkernden Smiley zurück.

›Oh, bitte – ich will jedes Detail über diesen Mann wissen. Ich glaube, so dunkle Augen habe ich noch nie gesehen. Wenn sie nur die Hälfte seiner Persönlichkeit ausstrahlen, dann gute Nacht.‹

›Neunzehn Uhr in unserer Bar.‹

›Worauf du dich verlassen kannst! Jedes Detail – denk dran!‹

Oh ja, das würde ich ihr geben … auch wenn ich rein gar nichts über ihn wusste, aber die Details unseres Gesprächs waren sicherlich abendfüllend genug. Alleine seine Einstellung zu Sex, in Kombination mit seinem Auftreten, seinem Aussehen, seinem scheinbar unglaublichen Reichtum, seinen Vorstellungen und Wünschen. Ja, so sehr wie Preston Cooper hatte mich mit Sicherheit noch kein Mann fasziniert. Auch wenn es mir nicht passte, diese Gedanken zu haben.

Er war die verbotene Frucht.

Ein Mann, vor dem man am besten ganz schnell davonlief, bevor er einen in seinen Bann zog.

Wenn man vor einem Mann wie ihm überhaupt davonlaufen konnte.

Eigentlich war es grotesk und suspekt zugleich, denn genau genommen gab es nichts Sympathisches an diesem Mann. Er war nicht freundlich, nicht höflich, nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil. Er war einschüchternd. Doch sein Aussehen, seine Augen, die Art und Weise, wie er einen betrachtete …

Ich würde in die Hölle kommen, schon alleine für diese Gedanken. Gut, dass wir uns lediglich noch einmal sehen würden, damit er den Vertrag unterschrieb, und dann niemals wieder.

Dafür war er mir zu gefährlich, denn ich vertraute mir selbst nicht.

Seine Art, über Sex zu sprechen, seine Art, das Verbotene in den Vordergrund zu stellen und es als nicht verboten darzustellen … es hatte mich angeturnt. Und das nicht zu knapp. Deshalb konnte ich mir zwar immer noch nicht vorstellen, Sex auf einer Party in einem Whirlpool zu haben, doch die pure Vorstellung, dass er es tat, war unglaublich.

Ich hatte keine Ahnung davon, wie sich ein Leben ohne Tabus anfühlte. Wenn man einfach das tat, was man tun wollte, denn genau nach diesem Prinzip schien Mister Geheimnisvoll zu leben.

Ja, er hatte recht mit der konservativen Erziehung. Und nicht nur das. Bis jetzt waren meine Erfahrungen mit Sex auf feste Beziehungen und mein Schlafzimmer beschränkt. Ganz so, wie es sich nach dem Weltbild meiner Eltern gehörte.

One-Night-Stands waren für mich ein Fremdwort, auch wenn das gleichzeitig bedeutete, dass ich seit drei Jahren überhaupt keinen Sex mehr gehabt hatte. Meine Beziehung war kurz vor meinem achtundzwanzigsten Geburtstag in die Brüche gegangen und so war ich als Single in die Dreißiger gestartet und auch meinen einunddreißigsten Geburtstag hatte ich ohne Mann an meiner Seite verbracht.

Ich hörte meine biologische Uhr nicht ticken. Kinder waren bis jetzt rein gar kein Thema für mich gewesen und würden es wahrscheinlich auch nicht sein. Ganz zum Leidwesen meiner Eltern. Sie hatten Pauls Kinder, an denen sie ihr Großelterndasein voll und ganz ausleben konnten, und mir reichte es vollkommen, Tante zu sein. Neben meiner Karriere erst recht.

Jetzt würde ich allerdings erst einmal mit Lucie die wirklich wichtigen Dinge meines aktuellen Lebens besprechen.

2

Preston

Ich hatte diese Frau aus dem Konzept gebracht, doch das war ich bereits gewohnt. Bei ihr war es nur irgendwie niedlich gewesen. Die erfolgreiche Powerfrau, die wahrscheinlich nicht umsonst den Titel der Times innehatte. Obwohl die erste Immobilie nicht mehr und nicht weniger als ein Griff ins Klo gewesen war. Privatsphäre hieß für mich definitiv etwas anderes, als mit einem öffentlichen Aufzug zu meinem Appartement zu fahren. Ganz egal, ob die gesamte obere Etage mir gehörte oder nicht.

Meine Gäste waren Besseres gewohnt.

Ich war Besseres gewohnt.

»Wir können«, wies ich meinen Fahrer an und holte das Handy aus meiner Tasche, um meine Mails zu kontrollieren. Es war purer Zufall gewesen, dass ich noch hier im Auto gesessen hatte, als der Statiker vorgefahren war. Nun war auch dieses Problem aus dem Weg geräumt und ich wusste wenigstens, dass die Immobilie all meine Wünsche erfüllte.

Es war nicht mein erstes Mal in diesem Appartement, weshalb es vollkommen unsinnig gewesen wäre, mir alles anzusehen. Ich kannte alles. Ich hatte bereits dort gelebt. Doch jetzt würde es ein für alle Mal mir gehören.

Dort, wo alles angefangen hatte.

Dort, wo mir klar geworden war, wer ich wirklich sein wollte. In einer Zeit, in der ich es nicht sein konnte.

Mein Kinderzimmer war das letzte Zimmer auf dem Gang in der ersten Etage gewesen. Wie viele einsame Stunden ich dort verbracht hatte. Wie viele Tränen dort vergossen worden waren.

Bis zu dem Tag, an dem ich beschlossen hatte, nie wieder zu weinen und nie wieder der Schwache zu sein. In diesem Zimmer war ich zu dem Menschen herangewachsen, der ich heute war.

Kein Opfer.

Kein Jammerlappen.

Kein Weichei.

Ich war derjenige, der den Menschen Anweisungen gab.

Ich war der Boss. Der Bestimmer. Der Mann, der alles bekam, was er bekommen wollte.

Auch wenn mein Vater mir jahrelang etwas anderes vorgehalten hatte. All die Millionen meiner Familie, all die Aufgaben des Familienunternehmens, all die Hoffnungen, die er in mich gesetzt hatte … ich brauchte sie nicht.

Der Bruch mit meiner Familie war erfolgt, als ich mit siebzehn meine Sachen gepackt und dieses Zimmer verlassen hatte.

Mit einem unerreichbaren Plan, den ich sogar noch übertroffen hatte.

Ich war geflohen aus den engen Zwängen dieser Familie. Weggelaufen vor ihren Normen und Werten, in die ich nicht passte.

Ich war es satt, mich ständig anzupassen. Ich war es satt, der Junge zu sein, den sie haben wollten. Und erst recht konnte ich mir nicht vorstellen, zu dem Mann zu werden, zu dem mein Vater mich formen wollte. Sein Ebenbild. Sein Nachfolger. Das alles war ich nicht.

Mein Vater war der Typ Mensch, der zum Lachen in den Keller ging. Für ihn zählten lediglich Disziplin und Erfolg. Ja, damit hatte er es definitiv weit gebracht und er hatte nicht nur einmal den Titel des erfolgreichsten Unternehmers in ganz New York abgeräumt. Doch ich wollte nicht so werden wie er.

Und auch nicht so wie meine Mutter, die sich nach außen hin als liebevolle Ehefrau und Mutter gab, sich aber weder für meinen Vater noch für mich interessierte. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und einen Nachfolger für die Familiendynastie geboren, danach ging es nur noch um Shopping und Beauty-OPs sowie Wellnessurlaube mit ihren Freundinnen. Natürlich alles unter dem Deckmäntelchen des Schweigens, damit niemand mitbekam, dass der kleine Preston ja gar nicht von seiner Mutter aufgezogen wurde … und auch nicht von seinem Vater.

Wenn ich nicht gerade alleine gewesen war, hatte es nur Daria gegeben, die sich meiner annahm. Unsere Haushälterin, zu der ich noch heute ein gutes Verhältnis hatte. Anders als zu dem Rest meiner Familie, wobei sich die Sache durch den Tod meines Vaters so oder so erledigt hatte.

Meine Mutter, die trauernde Witwe, würde ich wahrscheinlich auch nicht so schnell wiedersehen, denn sie war mit dem Geld meines Vaters auf die Bahamas gezogen, in einen Luxustempel mit eigenem Beauty-Team.

Ich brauchte sie nicht und das Geld brauchte ich erst recht nicht, denn aus mir war auch so etwas geworden. Ohne den Namen meiner Familie, den ich vor Jahren abgelegt hatte. Ohne die Familiendynastie, deren Erbe ich niemals antreten würde.

Wahrscheinlich war die Firma schon längst verkauft worden. Eine Firma, die ich übernehmen sollte. Die ich im Sinne meines Vaters weiterführen und dann an meine Kinder vererben sollte.

Etwas, worauf mein Vater wahrscheinlich bis zu seinem Tod gehofft hatte.

Wir waren uns nie wieder über den Weg gelaufen, seit dem Tag, an dem ich dieses Appartement vor fünfzehn Jahren verlassen hatte. Damals war ich von dem unmenschlichen Luxus der Fifth Avenue in Manhattan zu Daria nach Staten Island gezogen. In eine Wohnung, die so klein war, dass sie in mein Zimmer gepasst hätte.

Und doch war es die schönste Zeit meines Lebens gewesen. Drei Jahre lang hatte ich in der kleinen Abstellkammer unserer Haushälterin übernachtet, die für mich zu einem Gästezimmer umfunktioniert worden war. Sie und ihr Mann Darius hatten mir gezeigt, was es heißt, in einer Familie aufzuwachsen, eine Einheit zu bilden und sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, so wie man ist.

Ich ließ die Frage danach, was wohl ohne Daria aus mir geworden wäre, nur sehr selten zu, denn in meinen Vorstellungen verlor ich mich schnell in der Dunkelheit, die mich so oder so viel zu oft in die Tiefe zu reißen versuchte.

Meine ganze Kindheit und Jugend hatte ich damit verbracht, bloß nicht so zu werden wie mein Vater. Doch dabei war mir nie die Frage gekommen, wie ich eigentlich sein wollte.

Wahre Zukunftspläne hatte ich erst durch Daria und Darius entwickelt. Die zwei Menschen, die sich so sehr liebten, dass es für mich unwirklich war, so etwas mitzuerleben. Sie scherzten oft darüber, dass sich ihre Namen gefunden hatten, doch vielmehr waren es ihre Seelen gewesen, die miteinander verschmolzen waren. Eine solche Einheit, so viel gegenseitiges Verständnis und Respekt, das alles hatte ich nur bei ihnen erlebt.

Meine Eltern hatten nie zusammen am Tisch gesessen und gegessen – erst recht nicht mit mir. Es war nie die Zeit gewesen, Probleme zu besprechen und eine Lösung zu finden, denn in der Welt meines Vaters hatte es keine Probleme gegeben. Für ihn war es nur ein Zeichen dafür gewesen, dass man keinen guten Plan ausgearbeitet hatte, wenn etwas nicht funktionierte.

Bei Daria und Darius gab es keinen Weg, der um das gemeinsame Abendessen herumführte. Auch wenn ich eigentlich alt genug gewesen war, um selbst zu bestimmen – Daria hätte mich wahrscheinlich sofort hochkant aus ihrem Haus geworfen, hätte ich auch nur ein einziges Abendessen verpasst.

Und so hatte ich gelernt, darüber zu reden, was in mir vorging, auch wenn ich es noch immer nicht gerne tat. Ich war ein verschwiegener Mensch und so manche Frau hatte mir schon vorgehalten, dass ich geheimnisvoll und eiskalt sei. Wahrscheinlich war ich das auch, denn nur so konnte ich mich vor den Gefühlen und somit auch vor den Einflüssen anderer Menschen schützen. Ich würde mir nie wieder mein Leben von irgendjemandem diktieren lassen.

Meine Entscheidungen waren meine Entscheidungen.

All diese Erfahrungen hatten mich nicht gerade zu einem einfachen Menschen gemacht. Zumindest nicht im Umgang mit anderen. Bekannte hatte ich viele. Sie umgaben sich gerne mit mir, feierten mit mir, lernten von meiner Art, von meinen Einstellungen. Doch Freunde, wahre Freunde – so etwas hatte ich nicht. Ich würde mich selbst belügen, wenn ich behaupten würde, dass ich es nicht ab und an vermisste, meine Gedanken mit einem anderen Menschen zu teilen, doch wahrscheinlich wäre ich dazu gar nicht in der Lage.

Ich schenkte niemandem mein Vertrauen. Und Vertrauen war nötig, um offen und ehrlich miteinander reden zu können.

Seit Darius gestorben war, gab es außer Daria niemanden mehr in meinem Leben, mit dem ich wirklich tiefe Gespräche führte. Gut, dass ich schon immer besser darin gewesen war, Dinge mit mir selbst auszumachen statt mit anderen Menschen.

»Zur Arbeit, Mister Cooper?«, fragte mein Fahrer, was ich mit einem knappen »Ja« beantwortete. Es war noch früh, doch ich hatte einige Dinge zu erledigen.

Meine Arbeit war speziell.

Genauso speziell wie ich.

Genauso speziell wie mein Leben …

Ich sprach nicht darüber, man fand nichts darüber, doch wer einmal in den Genuss gekommen war, diesen Ort kennenzulernen, wollte nie wieder etwas anderes.

Durch meinen Fleiß war ich an dem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich mir ein Sieben-Millionen-Dollar-Appartement leisten konnte, obwohl ich bereits mehrere Luxusanwesen besaß. Und nicht nur das. Ich konnte mir dieses Anwesen leisten, ohne auch nur einen Cent des Familienvermögens anzurühren. Genau das war es, worauf es wirklich ankam.

3

Amy

»Er will Sex haben. In einem Whirlpool. In seinem Wohnzimmer. Auf einer Party. Also mit Menschen, die auf seiner Couch sitzen und zusehen, oder was jetzt? Wie ein Live-Porno?«

»Oh Gott, Lucie.«

»Na ja, was? So ganz abwegig ist es nicht, oder? Ach, was rede ich überhaupt. Abwegig. Ich wüsste nicht, was der Unterschied ist zwischen einem Porno und dem, was er da veranstaltet, außer dass man nicht umschalten kann, die Leute wahrscheinlich kennt und … Gott, Amy, das ist vollkommen ekelerregend. Oder anturnend. Je nachdem, wie man drauf ist. Wenn ich mir dann natürlich Preston so vorstelle …«

»Es ist trotzdem ekelig. Egal, wie der Typ aussieht«, sagte ich kopfschüttelnd und nahm einen Schluck von meinem Cocktail, während Lucie zustimmend nickte.

»Okay. Wir einigen uns auf ekelig. Definitiv ekelig. Hast du herausfinden können, wofür er die stabile Wand im Schlafzimmer braucht?«

»Nein! Natürlich nicht. Oh Gott, ich will es gar nicht wissen.«

»Nicht? Ich hatte einen klitzekleinen Moment den Eindruck, als würde dich dieser Mister Cooper nicht ganz kaltlassen.« Lucie grinste auffordernd.

»Natürlich lässt er mich nicht kalt. Du hast ihn selbst gesehen. Das ist der Typ Mann, der wahrscheinlich keine Frau in ganz Manhattan kaltlässt, egal welches Alter sie hat.«

»Wahrscheinlich. Mich hat er auch nicht kaltgelassen – oder trocken, oder wie wir das jetzt nennen wollen.«

»Lucie!«

»Na was denn? Wenn wir schon so ein Gespräch führen, kann man die Dinge doch auch mal beim Namen nennen, oder?«

»Okay, weißt du was? Wir sollten das Thema wechseln, definitiv. Das ist kein Gebiet, auf dem ich mich wohlfühle«, gab ich zu, denn Lucie kannte mich. Sie wusste, dass ich noch nie einen One-Night-Stand gehabt hatte und mir so etwas auch nicht vorstellen konnte. Ganz egal, wie die New Yorker Frauen meines Alters sonst über dieses Thema dachten.

»Entschuldige. Ich wollte nicht, dass du rot anläufst und dich unwohl fühlst. Manchmal vergesse ich, mich bei dir ein bisschen zurückzunehmen.«

Lucie vögelte im Gegensatz zu mir gerne. Wobei, gerne war der absolut falsche Begriff. Ich mochte Sex, sehr sogar, nur halt nicht mit jedem. Sie dagegen war da recht anspruchslos. Immer wenn es sie danach verlangte, ging sie nicht alleine nach Hause. Und gefühlt verlangte es sie ziemlich oft danach.

»Ich sollte Mister Cooper mal fragen, ob man an den Veranstaltungen teilnehmen kann.«

»Du würdest …«

»Nein, Herrgott noch mal! Für dich!«

»Okay, Süße. Du weißt, ich mag dich sehr, auch wenn wir noch so unterschiedlich sind, aber da bist du gerade irgendwo vollkommen falsch abgebogen. Ja, ich liebe Sex. Ja, ich habe viel davon, und ja, ich wechsele die Männer dabei immer, aber das ist noch lange nicht damit zu vergleichen, es vor Publikum zu treiben oder anderen Menschen dabei zuzugucken. Das entspricht nicht meinen Vorstellungen, Wünschen, Träumen oder Fantasien. Nicht mal im Entferntesten. Vorher würde ich, glaube ich, ins Zölibat gehen und bei den alten Nonnen glücklich werden. Ich finde es ekelig. So heiß wie Mister Preston Cooper auch ist, aber seine Vorstellungen sind ekelig.«

Ich nickte, entgegnete allerdings nichts, denn ich war mir mit mir selbst nicht einig, was ich eigentlich dachte. Und das verwirrte mich noch mehr.

Gut, dass Lucie von sich aus einen Themenwechsel wagte, sodass ich für eine Weile abgelenkt war. Auch wenn es mich nicht davor schützte, sofort wieder über Preston nachzudenken, als ich in mein Appartement zurückkehrte. Preston … Wieso dachte ich überhaupt über ihn nach, wieso auch noch mit seinem Vornamen? Er war Mister Cooper für mich und das würde er auch bleiben. Ein Kunde. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich musste endlich aufhören, irgendetwas in ihn oder unser Gespräch hineinzuinterpretieren. Ich war nicht der Typ Frau, der blind auf irgendwelche Typen abfuhr. Gerade ich nicht. Und doch war da etwas. Das musste ich mir selbst eingestehen. Er hatte eine Wirkung auf mich gehabt wie noch kein Mann vor ihm. Und das war eine Erkenntnis, die mich ängstigte. Ich war mir sicher gewesen, so etwas niemals zu spüren. Dieses Gefühl, das jede Pore des Körpers in Flammen stehen ließ, wenn man einen Menschen ansah. Doch bei ihm war es genau so gewesen.

Gerade bei ihm.

Gerade bei dem mit Abstand unmöglichsten Menschen, der mir je über den Weg gelaufen war.

Ich konnte nicht festmachen, ob es an seinen Augen lag, an seiner Art, an seiner Einstellung oder vielleicht an seinem kompletten Auftreten. Hoffentlich würde das Gefühl verflogen sein, wenn ich ihn zur Vertragsunterzeichnung wiedersah.

In dieser Nacht konnte ich nicht kontrollieren, dass ich von ihm träumte, und erst recht konnte ich nicht abstellen, wie rot ich wurde, als ich am nächsten Tag über diesen Traum nachdachte.

Ich war die Frau in dem Whirlpool gewesen.

Oh! Mein! Gott!

Noch immer vollkommen zerstreut, startete ich meinen Tag im Büro, da ich dringend alles für die Vertragsunterzeichnung morgen vorbereiten musste. Ich hätte nie gedacht, dass es mir einmal zugutekommen würde, oft chaotisch zu sein und dank meiner Tagträume neben mir zu stehen, denn so schöpfte hier wenigstens niemand Verdacht.

Als ob es möglich wäre, einen solchen Traum zu erraten, doch er war so heiß und intim gewesen, dass er mir wirklich peinlich war. Danke noch einmal an meine Eltern und meine konservative Erziehung.

Wie hatte es Preston gestern eigentlich nur wenige Sekunden kosten können, um mit der Nadel genau ins Schwarze zu treffen? Wahrscheinlich war ich so kirschrot angelaufen wie heute Morgen, als ich an die Abenteuer der letzten Nacht gedacht hatte. Und wahrscheinlich auch wie jetzt, denn ich dachte wieder darüber nach.

Oh Gott, wie peinlich.

»Kommst du voran?«

Ich zuckte so sehr zusammen, dass ich fast von meinem Schreibtischstuhl gefallen wäre, als die Stimme meines Bruders hinter mir erklang. »Ich … äh … ja … klar. Wieso auch nicht? Nicht wahr?«, stammelte ich, was Paul die Augenbrauen hochziehen ließ.

Er war das komplette Gegenteil von mir. Nicht nur was die Ordnung und Struktur anbelangte, sondern auch in sämtlichen Äußerlichkeiten. Ich trug meine blonden Haare schulterlang, er hatte kurze schwarze Haare. Seine Augen waren blau, meine grün. Wir waren beide der perfekte Mix aus unseren Eltern, nur jeweils andersherum. Wobei ich bis heute nicht herausgefunden hatte, wer von meinen Eltern auch nur ansatzweise so chaotisch war wie ich. Es gab mir die Hoffnung, es entweder verstecken zu können oder diese Phase irgendwann überwunden zu haben.

»Ist alles in Ordnung, Schwesterherz?«

»Aber klar doch. Ich habe nur zu wenig geschlafen«, log ich und deutete auf Lucie, die mich mit einem breiten Grinsen bedachte. Wahrscheinlich wusste sie ganz genau, was in meinem Kopf vor sich ging.

»Ist doch schön, wenn ihr noch aus wart. Es gibt ja auch reichlich Grund, zu feiern. Wie hast du es eigentlich geschafft, diese Immobilie loszuwerden? Mein letzter Kenntnisstand war, dass du sie noch gar nicht offiziell ins Angebot aufgenommen hast.«

»Hatte ich auch nicht. Der Kunde hat explizit nach diesem Objekt gefragt.«

»Interessant. Und du bist dir sicher, dass der Deal unter Dach und Fach ist? Wenn ja, ich hätte eine interessante Immobilie im Blick, die uns auf ein ganz neues Level heben würde. Hast du kurz Zeit?«

Ich nickte und erhob mich von meinem Bürostuhl. Alles war besser, als hier zu sitzen und weiter über Preston Cooper oder die Dinge nachzudenken, zu denen er wahrscheinlich mit dem weiblichen Körper in der Lage war.

Ich befand mich gerade mitten im Gespräch mit meinem Bruder, der eine Immobilie präsentierte, die meine kühnsten Träume übertraf, als mein Handy in meiner Hand vibrierte.

»Amy Schuster«, meldete ich mich, ohne auch nur ansatzweise darauf vorbereitet zu sein, wer sich am anderen Ende befand.

»Preston Cooper. Miss Schuster, ich habe ein Gespräch für Sie.«

»Bitte?«, fragte ich, wurde aber im nächsten Moment bereits weitergereicht.

»Hier ist Scott Thompson. Miss Schuster, ist es richtig, dass Sie das Objekt an Mister Cooper verkauft haben? Es finden groß angelegte Bauarbeiten statt, über die ich nicht informiert wurde. Normalerweise handhaben wir es doch so, dass Sie mir Bescheid geben, wenn ein Objekt verkauft ist. Das ist Ihre Aufgabe.«

Ich hob die Augenbrauen und knüllte wütend ein Stück Papier in meiner Hand zusammen. »Mister Thompson, es tut mir sehr leid, aber ich konnte Sie noch nicht über den Verkauf der Immobilie unterrichten, da Mister Cooper, der Ihnen gerade gegenüberstehen sollte, noch keinen Vertrag mit mir unterzeichnet hat.«

»Also ist er nicht Eigentümer dieser Wohnung?«

»Doch, das bin ich«, hörte ich Preston am anderen Ende, der das Telefon wohl wieder an sich genommen hatte.

»Sie haben doch noch überhaupt keinen Vertrag unterschrieben!«, wies ich ihn auf die Fakten hin.