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Fesselnde Leidenschaft trifft auf rätselhaften Mord Nach der schmerzhaften Trennung von ihrem Exfreund hat Valerie der Männerwelt eigentlich abgeschworen. Doch dies ändert sich schlagartig, als der draufgängerische Dave in ihr Leben tritt. Mit seiner ungestümen Art fasziniert er Valerie sofort, und schon bald kann sie sich nicht mehr gegen ihre Gefühle wehren. Gleichzeitig häufen sich in Valeries Heimatstadt Morde an jungen Frauen, welche brutal hingerichtet werden. Als Valeries beste Freundin Stella spurlos verschwindet, hat Valerie Angst, dass ihre Freundin ebenfalls dem Serienmörder zum Opfer gefallen sein könnte. Deshalb beginnt sie, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei enthüllt sie Erschreckendes. Denn je tiefer sie gräbt, desto mehr fragt sie sich, ob Dave der ist, für den sie ihn gehalten hat.
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Seitenzahl: 678
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Vanessa Steiert wurde 1996 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach einem Studium der Kindheitspädagogik arbeitet sie nun in einer Kinderkrippe. Ihre größte Leidenschaft gilt schon immer der Welt der Bücher. Den Kopf voller Geschichten begann sie bereits im Grundschulalter diese aufzuschreiben. Mit ihrem Debüt The Devil inside of him – Tödliche Verführung vereint sie ihre beiden Lieblingsgenres Romance und Krimi in einem Roman. Wenn ihr neben dem Lesen und Schreiben noch Zeit bleibt, verbringt sie diese gerne in der Natur oder mit dem Erlernen der italienischen Sprache.
Für alle, denen es manchmal schwerfällt, an sich zu glauben. Seid mutig. Geht raus in die Welt und zeigt, was in euch steckt.
Ihr seid wunderbar.
»Ich rief den Teufel und er kam, Und ich sah ihn mit Verwundrung an. Er ist nicht hässlich und nicht lahm, Er ist ein lieber, charmanter Mann.«
Heinrich Heine
Prolog
Teil I
Freitag,12.04.2019
Valerie
Dave
Valerie
Samstag, 13.04.2019
Valerie
Dienstag, 16.04.2019
Valerie
Dave
Valerie
Mittwoch, 17.04.2019
Valerie
Dave
Valerie
Samstag, 20.04.2019
Valerie
Dave
Valerie
Dave
Sonntag, 21.04.2019
Valerie
Samstag, 27.04.2019
Valerie
Montag, 29.04.2019
Valerie
Dave
Valerie
Dienstag, 30.04.2019
Valerie
Dave
Valerie
Donnerstag, 02.05.2019
Valerie
Dave
Samstag, 04.05.2019
Valerie
Dave
Montag, 06.05.2019
Dave
Valerie
Dave
Sonntag, 12.05.2019
Valerie
Dave
Montag, 13.05.2019
Valerie
Dienstag, 14.05.2019
Valerie
Dave
Montag, 20.05.2019
Valerie
Teil II
Weiterhin Montag, 20.05.2019
Valerie
Dave
Dienstag, 21.05.2019
Valerie
Freitag, 24.05.2019
Dave
Samstag, 25.05.2019
Valerie
Samstag, 01.06.2019
Valerie
Dienstag, 11.06.2019
Valerie
Dave
Valerie
Freitag, 28.06.2019
Valerie
Dave
Dienstag, 02.07.2019
Valerie
Dave
Epilog
Danksagung
Ich führe ein Doppelleben. Aber nicht, wie Menschen in Kinofilmen das tun, wenn sie nachts plötzlich zum Superhelden oder Geheimagenten mit besonderen Fähigkeiten werden. Ich bin auch kein gefeierter Teenie-Star, der unter der Woche noch zur Schule geht. Eigentlich bin ich ein ganz gewöhnlicher Typ. Ich esse, trinke, schlafe, hänge mit meinen Kumpels ab, gehe zum Sport und zur Uni. Nichts Besonderes also.
Doch tief in mir drin schlummert sie: meine verborgene, böse Seite. Eine dunkle Seele, die die Macht besitzt, jederzeit auszubrechen und sich wie ein Schleier über meinen Verstand zu legen.
Das soll keineswegs eine Entschuldigung für mein Handeln sein. Vielmehr versuche ich zu erklären, was in mir vorgeht, wenn ich losziehe und in meiner Vorstellung diese abscheulichen Dinge mache. Es ist wie eine Sucht. Die Gier packt mich, frisst sich in jede Zelle meines Körpers und ist erst zufrieden, wenn ich das erreicht habe, wonach ich mich so sehr sehne: den Tod meiner Opfer.
Das Erwachen meines inneren Dämons beginnt langsam, bevor er Stück für Stück komplett Besitz von mir ergreift. In allen Einzelheiten stelle ich mir vor, wie ich es anstellen würde, den perfekten Mord an der perfekten Frau.
Zunächst erschleiche ich mir ihr Vertrauen. Wenn sie anfängt, sich in meinen starken Armen in Sicherheit zu wiegen, packe ich sie und drücke sie gegen die Wand. Ihr Gesicht ist angstverzerrt, wenn sie versucht, sich zu wehren, aber sie hat keine Chance, weil ich sie zuvor gefesselt habe. Meine Hände lege ich an ihre Kehle, um ihre ohnehin von niemandem gehörten Hilferufe zu ersticken. Anschließend streiche ich zärtlich über ihre Wange und versichere ihr, dass alles gut wird. Leise wird sie mich um Gnade bitten, ja regelrecht anflehen, sie gehen zu lassen, aber diese Gütigkeit kenne ich nicht. Viel zu berauscht bin ich von der Macht, die ich über sie habe. Adrenalin jagt durch meine Adern, während ich sie zu küssen beginne und gleichzeitig langsam das Messer aus meiner Hosentasche hervorziehe. Ich küsse sie heftiger, wild und fordernd. Die Hand, in der ich das Messer halte, holt aus. Mit einem Ruck steche ich tief in ihre Brust. Genau an der Stelle, wo sich ihr Herz befindet. Ihr süßes Blut spritzt in alle Richtungen. Trifft mich an Armen, Beinen und mitten ins Gesicht. Fassungslos schaut sie mich an, in ihrem Gesicht das blanke Entsetzen und die Gewissheit, dass ich sie getötet habe. Friedselig halte ich sie in meinen Händen und sehe dabei zu, wie das Leben aus ihrem Körper entweicht. Ich bleibe so lange bei ihr, bis nur noch eine leere, blasse Hülle zurückbleibt. Befriedigt betrachte ich die Leiche so genau, dass das Bild sich für immer in mein Gedächtnis eingräbt. Dann gehe ich zurück in mein normales Leben.
Tausend Mal habe ich dieses Szenario in meinem Kopf durchgespielt. Und heute wird es endlich wahr.
Welches Kleid steht mir denn jetzt besser, das rote rückenfreie oder doch lieber das kurze schwarze?«, fragt mich meine beste Freundin Stella, während sie besagte Kleider nebeneinander in die Höhe hält, damit ich sie besser vergleichen kann.
»Das schwarze. Immer noch«, antworte ich, ohne von meinem Handy aufzusehen, denn das muss ich auch gar nicht mehr. Seit geschlagenen zwanzig Minuten quält Stella mich nun schon mit dieser Frage - oder besser gesagt, sich selbst. Dabei habe ich meine Entscheidung bereits getroffen, als sie mir die Kleider zum ersten Mal vorgeführt hat. Keine Frage, Stella hat eine perfekte Figur, mit der sie alles tragen könnte. Doch während der Saum des roten Kleides locker ihre Knie umspielt und sie mädchenhafter wirken lässt, schmiegt sich das schwarze Kleid wie eine zweite Haut an ihren Körper und bringt so all ihre Kurven bestmöglich zur Geltung. Passend dazu bildet ihr langes blondes Haar den idealen Kontrast zu dem schwarzen Stoff.
»Danke für deine großartige Hilfe. Du hast ja nicht mal hingesehen«, schnaubt sie nun und untermauert die Dringlichkeit der Lösung ihrer Krise mit einem tiefen Seufzen.
»Ich habe hingesehen. Sogar mehr als einmal. Nur scheinst du von meiner Meinung nicht überzeugt zu sein.«
Unbeirrt scrolle ich weiter durch meinen News-Feed bei Instagram, während ich meine Beine auf Stellas Bett ausstrecke. Nach diesem anstrengenden Tag, den ich fast ausschließlich damit verbracht habe, meiner Tante Ginny an ihrem Obst- und Gemüsestand auf dem Marktplatz auszuhelfen, tut das mehr als gut. Ich kann förmlich spüren, wie meine Muskeln sich vom ständigen In-Bewegung-Sein und Kisten-Herumschleppen entspannen. Trotz dieser körperlichen Anstrengung, welcher ich jedes Mal ausgesetzt bin, wenn ich bei Ginny arbeite, liebe ich meinen Nebenjob bei ihr. Früher hat sie oft auf mich aufgepasst, wenn mein Dad wieder einmal länger auf dem Revier bleiben musste, weil er kurz vor der Aufklärung eines Mordfalls war. Deshalb haben wir ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Außerdem hat die Arbeit bei Ginny den positiven Nebeneffekt, während meines Sozialpädagogikstudiums etwas Geld zu verdienen.
Unter zahlreichen Sprüchen und niedlichen Tiervideos entdecke ich auf Instagram ein neues Foto meiner Kommilitonin Lara, die schon seit Monaten daran arbeitet, Food-Bloggerin zu werden. Ihr neuester Beitrag zeigt ein Sandwich, bestehend aus Salat, Schinken und einem Spiegelei, dessen Eigelb entlang des Sandwiches auf den Teller rinnt. O mein Gott, es sieht so köstlich aus, dass mir mit einem Schlag das Wasser im Mund zusammenläuft und mein Magen anfängt zu grummeln. Wann habe ich eigentlich zuletzt etwas gegessen? Ich glaube, das ist bereits einige Stunden her.
»Natürlich vertraue ich deinem Urteil. Aber findest du den Rock nicht etwas kurz?«, bringt Stella mir in diesem Moment entgegen. Mittlerweile hat sie wieder das schwarze Kleid angezogen und zupft jetzt an dessen Ende, damit es ihre nackten Oberschenkel etwas mehr bedeckt. Vergeblich.
Ich lache belustigt auf. »Ernsthaft? Seit wann ist dir jemals ein Rock zu kurz?«
Stella ist eindeutig die Mutigere und Aufgeschlossenere von uns beiden. Ständig versucht sie mich zu überreden, Dinge zu machen, für die ich mich viel zu sehr schäme. Beispielsweise Karaoke singen oder in einem See nackt baden. Meistens weigere ich mich, auch wenn das bedeutet, dass sie mich als Spaßbremse tituliert. Das nehme ich jedoch gerne in Kauf, wenn ich daran denke, was bei dem einen Mal passiert ist, als sie es geschafft hat, mich zu überreden … die Sache mit dem Youtube-Video. Urgh. Unweigerlich jagt mir die Erinnerung daran einen kalten Schauer über den Rücken. Um meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken, verpasse ich Laras Foto ein Like und scrolle weiter.
»Nicht, dass ich ein Problem mit der Kürze des Kleides habe, aber hast du nicht mitbekommen …«
Den Rest von Stellas Erwiderung nehme ich nicht mehr wahr. Viel zu sehr trifft mich das Foto, welches als nächstes auf meinem Handydisplay erscheint. Ein verliebtes Pärchen, eng umschlungen, lächelt mich an. Der Hintergrund zeigt die malerische Küstenlandschaft von Rhodos …
Ich weiß, es sollte mich nicht mehr so runterziehen, zu sehen, wie mein Ex-Freund, ohne auch nur eine einzige Sekunde an mich zu denken, glücklich weiterlebt. Immerhin ist es schon ein halbes Jahr her, als er aus heiterem Himmel beschlossen hat, mich wegen dieser dummen Tussi - dieses anderen Mädchens – zu verlassen. Aber um ehrlich zu sein, tut es immer noch verdammt weh.
Ich kann nicht aufhören, das Foto anzustarren, während mein Herz sich schmerzhaft verkrampft und sich in meinem Bauch ein eifersüchtiges Ziehen breitmacht. Je länger mein Blick an den beiden haftet, desto mehr habe ich den Eindruck, dass sie mich hämisch angrinsen.
»Hallo. Erde an Valerie. Jemand zu Hause?« Stella steht vor mir und wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum, um mich in die Realität zurückzuholen.
Immer noch halb in meinem tranceartigen Schockzustand gefangen, entfährt mir ein Geräusch, das sich wie ein Grunzen anhört.
»Na, was gibt’s denn so Spannendes zu sehen, dass du alles um dich herum vergisst?«
Sie versucht einen Blick auf mein Handy zu erhaschen, doch ich drücke das Display blitzschnell gegen meine Brust. Das führt allerdings nur dazu, sie noch neugieriger zu machen.
»Jetzt zeig doch schon her«, fordert Stella mich auf, während sie nach meinem Handy greift. Ich versuche noch, sie aufzuhalten, reagiere aber eine Sekunde zu spät. Als sie das Foto von meinem Ex und seiner Neuen entdeckt, stöhnt sie theatralisch auf. »Oh, Valls. Hast du etwa immer noch Liebeskummer wegen diesem Idioten?«
»Er heißt Marvin.« Das ist alles, was ich hervorbringe, während ich merke, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet.
Stella schnaubt verächtlich. »Ist doch völlig egal, wie er heißt. Ein Idiot ist er trotzdem. Warum tust du dir das überhaupt an, anstatt ihm einfach zu entfolgen?« Bei den Worten das hier hebt sie das Handy in die Höhe und wedelt damit hin und her, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen.
»Ich weiß es nicht«, sage ich leise, während meine ersten Tränen sich ihren Weg an die Oberfläche zu bahnen beginnen. Aber ich schätze, das ist nicht ganz die Wahrheit. Würde ich Marvin tatsächlich nicht mehr auf Instagram folgen und seine Telefonnummer löschen, hätte ich keinerlei Zugang mehr zu seinem Leben. Und egal wie erbärmlich sich das gerade anhört: Ich schätze, ich bin noch nicht dazu bereit, ihn endgültig gehen zu lassen.
Verstohlen wische ich mir über die Augenwinkel, damit Stella meine Tränen nicht bemerkt, doch natürlich kennt sie mich schon lange und weiß daher genau, was gerade in mir vorgeht. Sie setzt sich neben mich auf die Bettkante und nimmt mich tröstend in ihre Arme. Mitfühlend flüstert sie: »Na komm mal her, das wird schon wieder.«
Obwohl danach niemand von uns beiden mehr etwas sagt, fühle ich die Verbundenheit zwischen uns. Zu wissen, eine so gute Freundin wie Stella zu haben, muntert mich augenblicklich auf. Unsere Freundschaft existiert schon fast so lange ich denken kann. In meinem letzten Kindergartenjahr zog Stella nach Freiburg, wo wir wohnten. Ich erinnere mich noch genau, wie ich alleine im Sandkasten saß und Matschkekse gebacken habe. Aufgrund meiner Schüchternheit fiel es mir schon damals schwer, auf andere zuzugehen, deshalb spielte ich oft alleine. Doch an diesem Tag setzte sich Stella zu mir und fragte, ob sie mir helfen könne. Zwar sagte ich nichts, sondern nickte bloß und reichte ihr ein Förmchen, aber innerlich war ich sehr glücklich darüber, nicht mehr alleine zu sein. Wir backten so viele Matschkekse und Sandkuchen, wie noch niemand im Kindergarten zuvor gesehen hatte. Das war der beste Kindergartentag in meinem Leben. Seither sind wir unzertrennlich.
Nachdem wir uns eine ganze Weile in den Armen gelegen haben, schiebt Stella mich eine Armeslänge von sich, damit sie mich ansehen kann, ehe sie verkündet: »Davon werden wir uns jetzt aber sicherlich nicht den Abend verderben lassen. Was du brauchst, meine Liebe, ist jede Menge Spaß und Ablenkung.«
»Na sicher«, gebe ich wenig überzeugt von mir und versuche mich an einem Lächeln, das mir aber nicht ganz gelingen will.
»Komm schon. Die Partys im Studentenwohnheim sollen einfach legendär sein und außerdem haben wir schon vor Wochen beschlossen, zusammen dort hinzugehen.«
»Ist ja gut, ich lass dich schon nicht hängen«, ergebe ich mich, während ich mir ein Kissen schnappe, um es nach meiner besten Freundin zu werfen. Ein spielerischer Akt der Rache, der aber danebengeht, da Stella schnell reagiert und dem Wurfgeschoss ausweicht, welches einige Meter weiter auf dem Boden landet.
»Prima. Dann musst du dich jetzt nur noch umziehen«, jubelt sie.
»Ähm. Ich hatte eigentlich nicht vor, mich großartig aufzustylen«, wende ich ein.
»Was? Aber so kannst du doch unmöglich auf eine Party gehen.« Kritisch beäugt Stella mein dunkelblaues einfarbiges Top und die schwarzen Leggings. »Du kannst das rote Kleid anziehen«, bietet sie mir großzügig an.
»Aha, hat sich da jemand also tatsächlich für das schwarze Kleid entschieden?«, necke ich sie.
»Ich wusste von Anfang an, dass ich das schwarze anziehen würde, ich wollte nur deine Meinung dazu hören.«
»Ja, ist klar«, ziehe ich sie weiter auf.
»Jetzt komm schon und zieh dich um, sonst kommen wir noch zu spät«, quengelt sie.
Da sie nach unserem Schulabschluss ein halbes Jahr in Neuseeland als Au-pair verbrachte, hat sie erst jetzt ihr Studium begonnen. Zu sehen, wie diese erste richtige Studentenparty sie nervös macht, bringt mich dazu, laut loszulachen. Daraufhin schnappt sie sich das Kissen, welches ich vorhin nach ihr geworfen habe, und wirft es in meine Richtung. Als es mich am Kopf trifft, quieke ich laut auf und werfe es anschließend zu ihr zurück. In kürzester Zeit liefern wir uns eine wilde, erbarmungslose Kissenschlacht.
Zwei Stunden später sehen uns aus dem Spiegel in Stellas Badezimmer zwei aufgebrezelte, attraktive junge Frauen entgegen. Stella trägt zu dem engen schwarzen Bandeaukleid, das gerade so ihren Hintern bedeckt, silberne High Heels mit unzähligen Glitzersteinchen an den Riemchen. Ihre hellblonden Haare, die ihr normalerweise bis zum Bauchnabel reichen, hat sie zu einer aufwendigen Flechtfrisur hochgesteckt und die dunklen Smokey Eyes lassen ihre blauen Augen groß hervorstechen. Passend dazu zaubert ihr der kirschrote Lippenstift volle, geschwungene Lippen.
Ich selbst habe etwas dezenteres Make-up aufgetragen. Lediglich etwas roséfarbener Lidschatten sowie ein schwarzer Lidstrich verzieren mein rundes Gesicht. Meine dunklen Haare, die ich offen und zu Locken eingedreht trage, heben sich perfekt von dem knallroten Stoff meines Kleides ab. Ähnlich wie bei Stella vorhin fällt der Rock locker bis zu den Knien. Zwar besitzt das Kleid vorne einen relativ hochgeschlossenen Ausschnitt, gibt dafür aber meinen Rücken bis zur Taille frei. Meine Lieblingshalskette, mit einem silbernen vierblättrigen Kleeblatt als Anhänger, und schwarze Pumps, welche mir Stella geliehen hat, runden mein Outfit ab.
»Sehen wir nicht einfach umwerfend aus?«, kommentiert Stella unser Spiegelbild.
»Einfach bezaubernd«, erwidere ich grinsend. »Nur meinst du nicht, dass wir ein klein bisschen overdressed für eine Wohnheimparty sind?«, werfe ich kleinlaut ein. Mein Unbehagen wächst allein bei dem Gedanken, so aufgebrezelt das Haus zu verlassen. Allerdings wollte ich Stella nicht in ihrem Rausch, sich schick zu machen, unterbrechen, da sie sich so auf ihre erste richtige Party als Studentin freut. Das bereue ich nun bei dem Ausblick, in diesem übertriebenen Aufzug von allen gemustert zu werden.
»Ganz und gar nicht. It’s party time!«, jubelt Stella und tanzt voller Vorfreude im Badezimmer auf und ab.
In diesem Moment klopft ihr Bruder Ben energisch gegen die Tür. »Seid ihr bald fertig da drinnen? Andere Menschen in diesem Haus haben auch Bedürfnisse, die es erfordern, das Bad zu benutzen!«
»Kein Problem, kleiner Bruder, noch eine Sekunde, wir sind gleich so weit!«, brüllt Stella zurück, ehe sie ihr Handy zückt und mich zu sich heranzieht.
»Bitte lächeln«, sagt sie und drückt auf den Auslöser.
Ich muss unwillkürlich lachen und vergesse für einen kurzen Augenblick mein Unbehagen wegen meines aufgemotzten Aussehens. Zwar mag ich es, mich schick zu machen, um das Resultat anschließend im Spiegel zu bewundern. So aber tatsächlich auf die Straße zu gehen, ist noch mal etwas ganz anderes.
Als Stella schließlich die Tür öffnet, stürmt ihr Bruder an uns vorbei, hält bei meinem Anblick jedoch mitten in der Bewegung inne.
»Wow, Valerie. Du siehst echt super aus.«
»Ähm … danke.« Verlegen beginne ich mit einer losen Haarsträhne zu spielen und richte meinen Blick auf den Boden, damit niemand der beiden mein aufkeimendes Lächeln bemerkt. Es ist zwar kein Geheimnis, dass Ben auf mich steht und mir wahrscheinlich auch ein Kompliment machen würde, wenn ich nur meinen Schlafanzug anhätte. Trotzdem freue ich mich über seine Worte. Sie sind genau die Art von Zuspruch, die ich jetzt brauche, um mich selbstbewusst in einem roten, rückenfreien Kleid unter Menschen zu begeben.
Heißes Wasser strömt aus der Dusche und spült den Schweiß von meiner Haut. Genießerisch schließe ich die Augen, während ich spüre, wie meine beanspruchten Muskeln sich langsam entspannen.
Ah. Dieser Moment ist einfach das Beste am ganzen Sportstudiobesuch. Abgesehen davon natürlich, sich im Spiegel zu betrachten und zu sehen, wie das Training meinen einst schmächtigen Körper in den eines muskulösen Mannes verwandelt hat. Der Besuch im Fitnessstudio, zwei Mal pro Woche, gehört längst zu den festen Routinen meines Alltags. Gepaart mit ein paar Flirttricks, die ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe, scheint das Ergebnis auch ziemlich gut in der Frauenwelt anzukommen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich jede Frau dazu bringen könnte, sich von mir flachlegen zu lassen.
Erst heute wieder hat mir eine hübsche Brünette ihre Telefonnummer zugesteckt, nachdem wir über die Fitnessgeräte hinweg miteinander geflirtet haben. Wie hieß sie noch gleich: Monika? Maria? Mist, jetzt habe ich doch tatsächlich ihren Namen vergessen, obwohl es weniger als zehn Minuten her ist, dass sie ihn mir verraten hat. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings anmerken, dass das Top, das sie trug, ziemlich figurbetont war und ich quasi keine andere Wahl hatte, als mich auf die Umrisse ihrer Brüste zu konzentrieren und alles andere zu vergessen.
Ich stelle das Wasser ab, schnappe mein Handtuch und trockne mich ab. Anschließend binde ich es mir um die Hüften und gehe in Richtung der Umkleiden zu meinem Spind.
Ich ziehe das Handy aus meiner Sporttasche, um nachzusehen, wie spät es ist. Dabei fallen mir sofort die neuen Nachrichten aus unserem WG-Gruppenchat ins Auge.
Pascal: Wer hat Bock auf Party heute Abend? (15.11 Uhr)
Kevin: Was geht denn so? (15.55 Uhr)
Pascal: Wohnheimparty bei Eric. (15.56 Uhr)
Kevin: Okay. Bin dabei (15.56 Uhr)
Derek: Ich auch (16.00 Uhr)
Pascal: Super (16.05 Uhr)
Derek: Dave? (16.30 Uhr)
Unschlüssig schweben meine Finger über dem Display. Bis gerade eben hatte ich tatsächlich darüber nachgedacht, die hübsche Brünette, deren Namen mir leider immer noch nicht eingefallen ist, anzurufen. In Gedanken fahren meine Hände schon über ihre fantastischen Kurven und mein Schwanz zuckt bereits bei der Vorstellung, in ihrer feuchten Mitte zu versinken, während sie sich unter mir aufbäumt.
Andererseits lässt mich die Erinnerung an die letzte Party bei Eric unwillkürlich schmunzeln. Es war einfach legendär, wie Pascal auf dem Nachhauseweg völlig betrunken an einer Straßenlaterne tanzte und so tat, als sei er eine Stripperin. Wir haben ihn noch Tage später damit aufgezogen. Eine Wiederholung dieses Abends wäre sicherlich jede Menge Spaß, was gut wäre, denn in letzter Zeit haben die gemeinsamen Unternehmungen in unserer WG ziemlich abgenommen.
Kurzentschlossen zerknülle ich den Flyer für einen Yoga-Kurs, auf dem die Brünette mir ihre Telefonnummer hinterlassen hat. Heute habe ich einfach mehr Bock darauf, mal wieder feiern zu gehen. Falls es sich ergibt, kann ich ja auch auf der Party eine Lady klarmachen. Schnell tippe ich eine Antwort:
Dave: Bin auch am Start . (17.22 Uhr)
Ich klicke auf Senden und stecke mein Handy zurück in die Tasche, nur um es gleich wieder hervorzuholen. Vor lauter Beantworten der Nachrichten habe ich völlig vergessen nachzusehen, wie spät es jetzt ist. 17.23 Uhr zeigt mir das Display an. Ich habe also mehr als genügend Zeit, um mich in aller Ruhe fertig zu machen.
Fröhlich pfeifend ziehe ich mich an. Meine Vorfreude auf den heutigen Abend scheint von Minute zu Minute zu steigen. Das liegt vor allem daran, dass ich es liebe, mit den Jungs abzuhängen.
Vor anderthalb Jahren, als ich mein Psychologiestudium begonnen habe, waren meine Eltern der Meinung, ich müsse von zu Hause ausziehen, um richtig erwachsen zu werden. Von dieser Idee war ich zunächst nicht sonderlich begeistert. Dafür fand ich es viel zu bequem und billig, weiterhin in meinem Kinderzimmer zu hausen. Da aber das Verhältnis zwischen ihnen und mir schon immer recht gut war und ich bestrebt bin, ihre Vorstellungen nicht zu enttäuschen, einigte ich mich mit ihnen schließlich darauf, auszuziehen, wenn sie mir dafür ein klein wenig finanziell unter die Arme griffen. So landete ich letztendlich bei Pascal und Kevin in der WG.
Die beiden sind Brüder, aber so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Pascal ist der extrovertiertere und ein noch größerer Sportfreak als ich. Es gibt kaum eine Sportart, die ihn nicht begeistert, geschweige denn eine, in der er schlecht wäre. Anfangs kamen wir oft zusammen hierher ins Feelfit, um gemeinsam zu pumpen. Doch seit sein Fußballverein letzte Saison in die Landesliga aufgestiegen ist, bleibt ihm leider nicht mehr viel Zeit dafür. Um sein Hobby zum Beruf zu machen, studiert Pascal derzeit Sportmanagement im sechsten Semester. Wenn er allerdings weiterhin so fleißig seine Prüfungsleistungen vor sich herschiebt wie bisher, werden noch einige Semester zusammenkommen, bis er seinen Abschluss hat.
Ganz anders ist sein Bruder Kevin, der bereits eine abgeschlossene Ausbildung als Bankkaufmann in der Tasche hat. Kevin ist der zielstrebigere Typ, der sein Leben fest im Griff hat. Seine ruhige und besonnene Art macht es angenehm, mit ihm abzuhängen, außerdem schätze ich es sehr, dass er immer ein offenes Ohr hat, sich die Probleme anderer anzuhören und eine Lösung zu finden.
Das Einzige, was ich nicht an ihm leiden kann, ist seine Freundin Claudia, mit der er schon seit der Mittelstufe zusammen ist. Diese Frau ist einfach der Inbegriff von spießig. Ihre scheußlichen Karoröcke und die Art, wie sie sich freut, wenn sie vermeintlich durch irgendwelche Bonuspunkte etwas bei ihrem Einkauf eingespart hat, sprechen für sich. Ich halte nur deswegen aus, dass sie so oft bei uns in der WG abhängt, weil sie eine unglaublich gute Köchin ist. O mein Gott, allein bei dem Gedanken an ihre Käsemakkaroni mit geröstetem Speck und Zwiebeln läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Natürlich würde ich Claudia gegenüber nie zugeben, wie sehr ich für ihr Essen schwärme. Meinem besten Kumpel Derek geht es genauso. Wir sind eben beide immer nur zufällig in der Nähe der Küche, wenn Claudia kocht.
Derek, der gleichzeitig mit mir in unsere Vierer-WG gezogen ist, studiert Informatik. Wie sich herausgestellt hat, waren wir auf derselben Schule, nur in unterschiedlichen Klassen des gleichen Jahrgangs. Lustigerweise hatten wir damals gar nichts miteinander zu tun und sind jetzt so etwas wie beste Freunde geworden.
Wild durcheinander stopfe ich meine Sportkleidung und das Handtuch in meine Trainingstasche, während ich darüber nachdenke, wie viel Glück ich hatte, mit genau diesen Mitbewohnern in einer WG zu landen. Und überhaupt danke ich meinen Eltern, dass sie mich damals überredet haben auszuziehen. All die ungeahnten Freiheiten, welche das Leben in den eigenen vier Wänden mit sich bringt, möchte ich nie wieder missen, und sei es nur, selbst entscheiden zu können, wann ich welche lästige Hausarbeit nicht mehr länger hinausschieben kann.
Als ich endlich alle meine Sachen verstaut habe, schnappe ich mir meine Tasche und gehe in Richtung des Ausgangs. Hinter dem Tresen am Empfangsbereich sitzt Sophia. Sie arbeitet neben der Schule als Aushilfe bei Feelfit, um ihr Taschengeld aufzubessern. Sophia scheint meinen Humor zu verstehen, deshalb unterhalte ich mich gerne mit ihr. Neuerdings ist es jedoch unübersehbar, dass sie in mich verknallt ist, weswegen ich mich zurückzuhalten versuche. Wäre sie ein paar Jahre älter, könnte ich mir durchaus vorstellen, mit ihr auszugehen, aber sie ist erst fünfzehn und ich habe keinen Bock drauf, mit ihren Eltern Stress zu bekommen. Außerdem habe ich eine Schwester im selben Alter und allein die Vorstellung, irgendein dahergelaufenes Arschloch, wie ich es manchmal bin, würde sie sexuell ausnutzen und anschließend mit gebrochenem Herzen zurücklassen, macht mich wütend. Jedes Mädchen sollte die Chance haben, ihre ersten Erfahrungen mit jemandem zu teilen, der es verdient hat, sie anzufassen, weil er sie aufrichtig liebt. Und dieser jemand kann ich für Sophia einfach nicht sein.
»Ciao, bella mia«, rufe ich ihr zu.
Bei meinem Anblick breitet sich ein fettes Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Sie versucht noch nicht einmal, es vor mir zu verbergen.
»Ciao, Dave.«
Hektisch winkt sie mir zu. Dabei fallen ihr einige Stifte und Blätter zu Boden. Statt sie aufzuheben, tut sie so, als habe sie nicht bemerkt, welches Chaos sie gerade veranstaltet hat, und grinst mich weiter an in der Hoffnung, dass ich noch ein Weilchen bleibe, um mit ihr zu plaudern.
Tja, Pech gehabt, Kleines. Ich schultere meine Tasche und gehe geradewegs auf den Ausgang des Fitnesscenters zu.
Hoffentlich kommt Sophia schnell über mich hinweg.
Draußen hüllt mich die frische Aprilluft ein. Wie immer in der letzten Zeit ist das Wetter grau und regnerisch. Genervt schaue ich zum Himmel hinauf, von dem mir feine Regentropfen ins Gesicht nieseln. Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, seit ich die Sonne gesehen habe. Ein Glück nur, dass ich es nicht weit bis zu meinem Auto habe.
Widerwillig wage ich mich aus dem Schutz des Vordachs in die graue Nässe des Sprühregens. Mit Unverständnis sehe ich zu einem Mann hinüber, der trotz des miesen Wetters im Außenbereich eines Cafés sitzt und in aller Ruhe in einer Zeitung liest. Als ich auf ihn zukomme, springt mir ein Foto im Anzeigenteil der Zeitung sofort ins Auge. Wie vom Blitz getroffen, stürme ich auf den Mann zu.
Mit belegter Stimme höre ich mich fragen: »Entschuldigung, könnte ich kurz den Anzeigenteil Ihrer Zeitung haben?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, reiße ich ihm die Zeitung aus der Hand und betrachte das Foto aus nächster Nähe. Erschrocken stelle ich fest, dass es keinen Zweifel gibt: Sie ist es wirklich. Benommen starre ich auf das Foto. Direkt darunter steht ihr Namen, zusammen mit einem Text: Egal wie sehr die Zeit vergeht, du bist und bleibst immer unvergessen. Die Worte verschwimmen vor meinen Augen zu einem Haufen wirrer Buchstaben.
Erinnerungen, von denen ich glaubte, sie verarbeitet zu haben, bahnen sich ihren Weg zurück an die Oberfläche und erfüllen mich mit Schmerz und Wut. Warum zur Hölle wagt es jemand, so etwas nach all der Zeit in der Zeitung abdrucken zu lassen? Dann fällt mein Blick auf das Datum in der oberen Ecke. Voller Entsetzen stelle ich fest, dass es heute genau ein Jahr her ist. Wie habe ich das nur vergessen können?
»Was soll das? Geben Sie mir sofort die Zeitung zurück!«, holt mich der ältere Herr aus meiner Schockstarre. Erzürnt entreißt er mir das Foto ihres hübschen Gesichts und geht irgendwas vor sich hin brummelnd zu seinem Platz zurück.
Auf einmal bemerke ich, dass ich vom Regen völlig durchnässt bin, und steuere schnell auf mein Auto zu. Doch anstatt loszufahren, sitze ich reglos da und versuche alle Gedanken an damals abschütteln. Vergeblich. Vielleicht habe ich mich zu lange davor versteckt. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Einsicht, dass ich vor einer Konfrontation weggelaufen bin, um irgendwie mit der Situation klarzukommen. Ich hatte keinen anderen Weg gesehen, als es auszublenden und einfach weiterzumachen. Aber jetzt wäre es vielleicht an der Zeit, nicht mehr egoistisch zu sein, sondern auch an andere zu denken, so, wie Kevin es macht.
Mechanisch scrolle ich durch die Liste meiner Chatverläufe. Beinahe ganz unten finde ich die nicht eingespeicherte Nummer, nach der ich gesucht habe, und tippe eine Nachricht.
Dave: Ich habe gerade die Anzeige in der Zeitung gelesen. Geht es dir gut? (17.43 Uhr)
Bevor ich es mir anders überlegen kann, drücke ich auf Senden. Dann werfe ich mein Handy auf den Beifahrersitz, als hätte ich mich daran verbrannt, und fahre nach Hause.
Mein Selbstbewusstsein, mit dem ich Stellas Elternhaus vor mehr als drei Stunden verlassen habe, ist längst verflogen. Wahrscheinlich bin ich paranoid oder so ähnlich, denn ich habe ständig das Gefühl, von allen angestarrt zu werden. Nervös streiche ich zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Abend über mein Kleid, um sicherzugehen, dass es meine Oberschenkel nicht doch zu wenig bedeckt. O Mann, warum habe ich mich dazu hinreißen lassen, dieses verdammte Kleid anzuziehen? Mit meinen Leggings würde ich mich nicht so unsicher fühlen.
»Keine Angst, du siehst super aus«, versichert mir Max, einer von Stellas neuen Kommilitonen, als hätte er meine Gedanken gelesen. Möglichst beiläufig legt er eine Hand auf meinen unteren Rücken. Mein Körper schaltet sofort auf Abwehr und versteift sich. Wer zum Teufel hat ihm erlaubt, mich anzufassen? Ich kenne diesen Typen seit gerade mal ein paar Stunden und habe ihm keinerlei Signale gesendet, die ein solches Verhalten erlauben würden. Kann sein, dass ich bei so etwas überreagiere und mich etwas entspannen sollte. Schließlich gehen haufenweise Menschen durchaus weiter und landen gemeinsam im Bett, nachdem sie sich gerade mal einen Abend kennen, nur so zum Spaß. Allerdings empfinde ich es alles andere als spaßig, die ganze Zeit über von diesem schmierigen Typen angegraben zu werden. Seine Hand auf meinem Rücken ist eindeutig ein Zeichen dafür, dass ich schleunigst von hier weg muss.
»Na, wenn du das sagst. Würdest du mich mal kurz entschuldigen?«
Ich winde mich aus seiner Umarmung und entferne mich beinahe fluchtartig von unserer kleinen Gruppe. Neben Stella, Max und mir besteht diese aus zwei weiteren Freunden von Max und einem Mädchen namens Olivia. Seitdem sie hier aufgetaucht ist, schenkt Stella ihr ihre volle Aufmerksamkeit. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn sie neben unserer auch noch weitere Freundschaften pflegt, doch als Stella mich gebeten hat, sie zu begleiten, war ihr Hauptargument, dass sie ja auf der Party sonst niemanden kenne und völlig doof herumstehen würde. Nun scheint sie sich allerdings prächtig mit ihren neuen Kommilitonen, allen voran Olivia, zu amüsieren und die Einzige, die hier völlig doof herumsteht, bin ich.
Mit Ausnahme von diesem Max scheint sich auf dieser Party niemand für mich zu interessieren und auf dessen Aufmerksamkeit kann ich gut und gerne verzichten. Allein der Gedanke, wie ihm seine blonden, gelverschmierten Strähnen ins Gesicht fallen, wenn er über seine wirklich nervtötenden Witze lacht, erzeugt eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Dazu das Gerede über seine ach so tolle Familie, in der alle den Weg zum Juristen eingeschlagen haben, so wie er es jetzt tut. So eingebildet, wie er sich anhört, gehört er sicher zu diesen Rich Kids, die an ihrem achtzehnten Geburtstag den Schlüssel für ihren nagelneuen Sportwagen überreicht bekommen.
Weil ich nicht weiß, wo ich sonst hingehen soll, mache ich mich auf die Suche nach der Toilette. Die Party findet hauptsächlich im Keller des Studentenwohnheims statt, in einer Art Gemeinschaftsraum, aber die Gäste tummeln sich im gesamten Haus. Überall stehen Gruppen von Leuten, die sich unterhalten, Witze machen oder an einem Joint ziehen. Fast jeder hat einen roten Plastikbecher mit Alkohol in der Hand. Ich führe meinen eigenen Becher, den mir Stella gleich nach unserer Ankunft in die Hand gedrückt hat, an den Mund und nehme einen großen Schluck. Vielleicht schafft es der Alkohol ja, meine Stimmung zu bessern.
Ich habe keine Ahnung, wo die Toiletten sind. Orientierungslos laufe ich im Haus umher, bis ich zufällig im zweiten Stock einen Gemeinschaftswaschraum entdecke.
Am Waschbecken spritze ich mir Wasser ins Gesicht, weil das den Leuten in Filmen immer hilft, einen klaren Kopf zu bekommen. Ich selbst fühle mich danach aber nicht so, als hätte ich alles im Griff. Meine Füße schmerzen fürchterlich in diesen hochhackigen Schuhen. Erleichtert seufze ich auf, als ich sie mir abstreife.
Warum zum Teufel habe ich mich nur überreden lassen, auf diese Party zu gehen? Ich könnte jetzt schön eingekuschelt in meinem Bett liegen und ein Buch lesen, aber nein, ich musste mich ja mal wieder breitschlagen lassen.
Im Kopf spiele ich die beiden Optionen durch, die ich jetzt habe. Option A: Ich mache gute Miene zum bösen Spiel und tue so, als hätte ich ganz viel Spaß, um Stella nicht den Abend zu versauen. Dabei hoffe ich, dass Max nicht noch aufdringlicher wird, als er schon ist. Oder Option B: Ich überrede Stella, dass wir ganz schnell von hier verschwinden. Die letzte der beiden Varianten gefällt mir eindeutig besser.
Es ist erst kurz nach Mitternacht. Stella wird noch nicht gehen wollen, aber ich könnte ja behaupten, ich müsse dringend nach Hause, weil mein Vater gerade von der Arbeit gekommen sei und mal wieder seinen Schlüssel vergessen habe. Das passiert ihm tatsächlich ständig.
Ja, das hört sich doch mal nach einem guten Plan an.
Bewaffnet mit den Schuhen in der einen Hand und dem halb leeren Plastikbecher in der anderen, mache ich mich auf die Suche nach Stella. Ich dränge mich an zahllosen heißen und verschwitzten Körpern vorbei, dafür ernte ich jede Menge genervte Blicke, was mir allerdings so ziemlich egal ist. Je schneller ich bei Stella bin, desto schneller kann ich von hier verschwinden und dafür nehme ich das gerne in Kauf.
Auf einmal entdecke ich zwischen all den Leuten ein mir nur allzu bekanntes Gesicht, dessen Anblick mir sofort einen Stich ins Herz versetzt. Marvin. Na super, mein Ex-Freund. Der hat mir gerade noch gefehlt.
Bei unserer letzten Begegnung habe ich ihn in flagranti mit seiner Neuen erwischt, ehe ich fluchtartig weggerannt bin, um nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Marvin hielt es nicht mal für notwendig, hinter mir herzulaufen und sich zu erklären. Am selben Abend schrieb er mir lediglich eine Textnachricht von wegen es tue ihm leid, auf welchem Wege ich von seiner Affäre erfahren habe, aber zwischen uns würde auch sonst seit einiger Zeit vieles schieflaufen. Den Eindruck hatte ich bis dahin nicht gehabt und ich brauchte dementsprechend ewig, um mich einigermaßen von meinem Liebeskummer zu erholen. Marvin jetzt plötzlich wieder vor mir zu sehen, lässt alle Gefühle, sowohl die guten als auch die schmerzhaften, wieder hochkochen.
Unvermittelt scanne ich ab, ob seine Freundin ebenfalls hier ist, und bin erleichtert, dass ich sie nirgends entdecken kann. Ich sollte nicht darüber erleichtert sein. Es sollte mir egal sein, was er mit wem auch immer wann macht. Auf keinen Fall aber sollte ich hier wie blöd herumstehen und ihn beobachten, als wäre ich eine verrückte Stalkerin.
Plötzlich passieren drei Dinge gleichzeitig.
Erstens: Marvin wendet seinen Blick genau in die Richtung, in der ich stehe.
Zweitens: Erschrocken darüber, er könnte bemerken, wie ich ihn anstarre, drehe ich mich blitzartig um und verliere dabei das Gleichgewicht.
Drittens: Ein Fremder fängt mich auf und verhindert so, dass ich auf dem Boden lande.
»Bella mia, pass auf. Schließlich bin ich nicht immer da, um dich aufzufangen«, schreit der Fremde mir über den Partylärm hinweg zu, während ich noch dabei bin, mich zu orientieren.
Bella was? Ich heiße doch gar nicht Bella. Wie kommt der Typ nur darauf? Sicherlich verwechselt er mich mit jemandem. Ich will gerade meinen Mund öffnen, um die Sache richtigzustellen, als ich zu ihm aufblicke und in die durchdringendsten Augen schaue, die ich jemals gesehen habe. Mich überkommt das Gefühl, als würde dieser Mann mit einem Blick seiner grün schimmernden Augen all meine Geheimnisse entschlüsseln, gleichzeitig aber nichts von sich preisgeben. Diese Erkenntnis löst Unbehagen in mir aus und ich bemerke, wie meine Handflächen auf einmal ganz feucht werden. Um meine aufkeimende Nervosität zu verbergen, möchte ich eigentlich den Blick abwenden, doch statt wegzusehen kann ich nicht anders, als meinen »Retter« weiter zu mustern. Dabei registriere ich, dass er ziemlich gut aussieht.
Das Grinsen, welches sich breit über sein Gesicht zieht, lässt ihn jungenhaft wirken, obwohl er, genau wie ich, bereits Anfang zwanzig sein müsste. Dunkelbraune Haare, deren Farbton mich an Kastanien erinnert, liegen ordentlich gescheitelt und gegelt an seinem Kopf und sind an den Seiten abrasiert. Er überragt mich um gut zwei Köpfe und seine breiten Schultern versperren mir den Weg, was es unmöglich erscheinen lässt, einfach an ihm vorbeizugehen. Mit einem Mal komme ich mir klein vor.
»Hast du bei deinem Beinahesturz deine Zunge verschluckt oder redest du generell nicht?« Erwartungsvoll schaut der Fremde mich an. Dabei zieht er eine Augenbraue nach oben und das Grinsen auf seinem Gesicht wird noch breiter.
Seine Worte katapultieren mich in die Realität zurück. Schlagartig werden mir seine Hände bewusst, die er auf meine Taille gelegt hat, um mich aufzufangen, und die jetzt noch immer dort liegen. Anders als bei Max vorhin löst diese Berührung jedoch keine negative Reaktion in mir aus. Im Gegenteil. Dort, wo seine Finger auf meine nackte Haut treffen, breitet sich eine angenehme Wärme aus. Allerdings fühle ich mich überrumpelt, weil er völlig grundlos so frech zu mir ist.
»Natürlich kann ich sprechen. Deinetwegen bin ich ja Gott sei Dank nicht auf den Mund gefallen.«
Wow, Valerie, dein Ernst? Aber immerhin schlagfertiger als sonst. Das muss wohl am Alkohol liegen.
Auch mein Gegenüber scheint für einen Moment von meiner Aussage überrascht zu sein, fängt sich aber wieder.
»Ein Glück. Sicher kannst du mir dann auch verraten, was dich so aus der Bahn geworfen hat, dass du sogar über deine eigenen Füße gestolpert bist. Und das, obwohl du bereits diese mörderischen Schuhe ausgezogen hast.«
Mister Bella, wie ich ihn jetzt einfach in Gedanken nenne, weil ich seinen Namen nicht weiß, deutet auf die Pumps in meiner Hand und ich folge seiner Handbewegung mit den Augen. Unwillkürlich stielt sich ein Lachen auf mein Gesicht. Kein Mann kann jemals in der Lage sein zu verstehen, wie mörderisch es tatsächlich ist, in diesen Schuhen zu laufen. Obwohl, wer weiß, vielleicht hat er es schon mal ausprobiert. Mein Grinsen wird bei dieser Vorstellung noch breiter.
Mister Bella nimmt seine Hände von meiner Taille und verschränkt seine Arme vor der Brust.
»Was ist so lustig?«
»Ach, nichts«, versuche ich auszuweichen. Mein Gefühl sagt mir, dass er mein Gedankenspiel von ihm in den Pumps nicht halb so amüsant fände wie ich.
Ich merke ihm an, dass er mein Ausweichmanöver durchschaut hat, ohne ein weiteres Wort wechselt er jedoch zum vorherigen Thema zurück. »Und? Willst du mir nun verraten, weshalb ich dich auffangen musste?«
Er ist ganz schön hartnäckig. Sicherlich werde ich ihm nichts von meinem Ex erzählen. Nach einer Antwort suchend, lasse ich meinen Blick umherschweifen, der schließlich an meinem fast leeren Plastikbecher hängen bleibt.
»Ich wollte mir gerade etwas zu trinken holen.«
Ich hoffe, das klingt einigermaßen glaubwürdig.
»Na, wenn das so ist, dann möchte ich dich nicht länger aufhalten.«
Mit einem Mal bekomme ich Panik, der Fremde könnte sich von mir abwenden und so schnell verschwinden, wie er aufgetaucht ist. Das waren gerade die ersten fünf Minuten auf dieser Party, in denen ich mich nicht gelangweilt habe. Seine zugleich unverhohlene und unterhaltsame Art machen mich neugierig, mehr über ihn zu erfahren.
»Du könntest mich ja begleiten. Immerhin lauern auf dem Weg ein Haufen Gefahren. Das Risiko, dass ich doch noch hinfalle und mir den Fuß verstauche, ist echt riesig.«
Mister Bella lacht auf.
»Wie könnte ich da Nein sagen? Aber verrätst du mir noch deinen Namen, damit ich den im Notfall einem Arzt mitteilen kann?«
»Ich heiße Valerie.«
»Alles klar, Valerie.«
Er mustert mich von oben bis unten, was mich wieder nervös werden lässt. Ich warte darauf, dass er mir auch seinen Namen verrät. Als ich merke, dass er das nicht vorhat, möchte ich ihn danach fragen, doch im selben Moment macht er eine ausladende Handbewegung in Richtung Küche.
»Nach dir, wenn ich bitten darf.«
Überrascht von seiner plötzlichen Höflichkeit, setze ich mich ohne ein weiteres Wort in Bewegung. Komischerweise ernte ich jetzt keine abwertenden Blicke oder nörgelnden Bemerkungen mehr, wenn ich versehentlich jemanden anremple. So eine männliche Begleitung kann echte Wunder bewirken.
Die Küche befindet sich im Erdgeschoss des Studentenwohnheims. Es ist lediglich eine kleine Küchenzeile, die aber alles Notwendige enthält: eine Herdplatte mit Ceranfeldern und ein Spülbecken, die beide so aussehen, als sei es schon etwas länger her, seit hier zuletzt ordentlich geputzt worden ist. Außerdem eine Spülmaschine, für deren Einschalten sich anscheinend niemand verantwortlich fühlt, obwohl sie überquillt mit dreckigem Geschirr. Auf der Arbeitsplatte stehen einige angefangene Flaschen Wodka.
Ich stelle meinen Becher daneben und lasse die Schuhe auf den Boden fallen. Anschließend drehe ich mich zu meinem noch immer namenlosen Begleiter um. Erschrocken will ich zurückweichen, als ich bemerke, dass er dichter vor mir steht als erwartet, doch mein Rücken berührt bereits die Arbeitsplatte. Mein Puls beschleunigt sich, als wir uns direkt ansehen. Seine Augen, die jetzt merkwürdigerweise nicht mehr grün, sondern blau leuchten, scheinen mich einen winzigen Augenblick lang regelrecht zu durchbohren. Dann wird seine Miene weicher und er lächelt mich an.
Etwas an der Art, wie er mich ansieht, lässt mich rot anlaufen, sodass ich verlegen seinem Blick ausweiche. Um beschäftigt zu wirken, wende ich mich dem Kühlschrank zu. Völlig durcheinander, tue ich so, als würde ich darin etwas suchen, während ich dabei bin, irgendwie die emotionale Achterbahn, die dieser Mann in mir auslöst, zu kontrollieren. Seine schneidenden Blicke, gepaart mit seiner direkten Art, schüchtern mich ein. Trotzdem strahlt er etwas aus, das ihn anziehend auf mich wirken lässt.
Ich hebe einen Joghurtbecher an, um ihn zu den anderen in die Reihe zu stellen, da umklammert Mister Namenlos-Bella meine Hand, wodurch ich ruckartig in der Bewegung innehalte. Sein Atem kitzelt mich im Nacken, als er spricht, und verursacht mir eine Gänsehaut.
»Hab ich da etwas falsch verstanden? Ich dachte, du wolltest dir etwas zu trinken holen und nicht den Kühlschrank aufräumen.«
»Oh.«
Stumm betrachte ich mein Werk: Neben der fein säuberlichen Joghurtreihe habe ich auch die Marmelade, die Butter und verschiedene Tupperdosen ordentlich arrangiert. Das ist eine Angewohnheit von mir: Wenn ich mich unsicher fühle, fange ich an aufzuräumen, um mir zu signalisieren, dass ich schon alles irgendwie in den Griff bekomme.
»Ich habe nur etwas gesucht, mit dem ich den Alkohol mischen kann«, sage ich hektisch, ohne mich umzudrehen.
Überdeutlich spüre ich die Berührung seiner Hand auf meiner.
»Nimm doch einfach die hier.«
Er lässt meine Hand los und greift zu der Colaflasche, die rechts in der Kühlschranktür steht.
»Oh, na klar.«
Warum wünsche ich mir, Mister Bella hätte seine Hand nicht weggenommen? Ich muss ihn dringend nach seinem Namen fragen, damit ich ihn nicht mehr so nennen muss. Ruckartig gebe ich der Kühlschranktür einen Schubs, sodass sie zufällt, ehe ich mich ihm zuwende.
»Jetzt hast du mir schon zum zweiten Mal heute Abend geholfen, aber ich habe immer noch keine Ahnung, wer du eigentlich bist. Ich weiß noch nicht mal deinen Namen.« Ich versuche es spielerisch klingen zu lassen, gerate jedoch ins Stocken, als mir erneut seine dominante Ausstrahlung bewusst wird.
Mister Bella setzt eine gespielt schockierte Miene auf. Zusätzlich schlägt er sich theatralisch seine freie Hand vor den Mund.
»O scusa, bella mia. Wie konnte ich nur vergessen, mich vorzustellen? Gestatten, Signora Valerie, Dave Pagano mein Name.«
Dave also.
Er zieht einen imaginären Hut und verbeugt sich vor mir. Daraufhin fange ich unwillkürlich an zu lachen. Dave fällt mit ein. Plötzlich leuchtet mir ein, weshalb er mich Bella nennt.
»Welchem italienischen Kitschfilm bist du denn entsprungen?«
»Mist, du hast mich erwischt.«
»Keine Sorge, ich werde dich nicht verraten.« Ich zwinkere ihm zu. – Moment mal, habe ich ihm gerade wirklich zugezwinkert? Seit wann bin ich so offensiv, wenn es ums Flirten geht? Genau genommen habe ich noch nie wirklich mit jemandem geflirtet. Für mich gab es bis jetzt immer nur Marvin und der nahm mir damals dieses ganze Vorgeplänkel ab, indem er mich sofort fragte, ob ich mit ihm ausgehe.
Verlegen, wie ich bin, färben sich meine Wangen rot, aber Dave lässt mir keine Zeit zum Schämen.
»Nein, aber jetzt mal im Ernst. Mein Vater ist Italiener und er hat schon immer Wert darauf gelegt, dass ich zu Hause Italienisch spreche. Manchmal übernehme ich einige Wörter ins Deutsche, sehr zum Leidwesen meiner Mutter.«
»Wieso? Was stört sie denn daran?«
Dave zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Hängt wohl damit zusammen, dass sie Deutschlehrerin ist.«
Wieder lachen wir beide.
»Was ist mit dir? Ich wette, deine Eltern streiten sich nicht wegen solcher Lappalien.«
Nein, meine Eltern haben wegen mir keinen Grund mehr, sich zu streiten. Oder überhaupt miteinander zu reden …
Mein Magen zieht sich zusammen. Ich hasse es, über meine Familie zu sprechen, aber Dave schaut mich erwartungsvoll an.
»Nein, nein«, sage ich schnell, um das Thema abzuhaken, dabei reiße ich Dave die Colaflasche aus der Hand. Dann drehe ich mich zur Arbeitsplatte herum. Ich überspiele mein Unbehagen, indem ich damit beginne, Cola in meinen Becher zu gießen.
»Möchtest du auch was trinken?«, frage ich Dave, als ich mich wieder sicher genug fühle, um zu sprechen. Weil er nicht reagiert, drehe ich mich zu ihm um, oder besser gesagt zu der Stelle, wo er bis eben noch gestanden hat. Suchend sehe ich mich um, aber er scheint wie vom Erdboden verschluckt. Es sieht wohl ganz danach aus, als hätte er mich einfach sitzen lassen. Ich spüre die Enttäuschung, welche sich in mir breitmacht.
So viel zu deinen Flirtkünsten, Valerie.
Wahrscheinlich hat er sich mit mir total gelangweilt und nur darauf gewartet, sich von mir loseisen zu können.
Einen Moment lang stehe ich ratlos in der Küche herum in der Hoffnung, dass er doch noch mal auftaucht. Bald sehe ich allerdings ein, dass es sinnlos ist, noch länger zu warten. Resigniert hebe ich meine Schuhe auf, schlüpfe hinein und mache mich auf den Weg zu Stella. Es wird endgültig Zeit, von hier zu verschwinden.
Nun geh endlich an dein Handy!
Seit einer gefühlten Ewigkeit bin ich auf der Suche nach Stella. Als ich mir endlich meinen Weg durch die Menge zu unserem vorherigen Platz im Gemeinschaftsraum gebahnt hatte, durfte ich feststellen, dass sie nicht mehr dort war. Im Anschluss habe ich das gesamte Haus nach ihr abgesucht und einige Leute befragt, aber Stella blieb verschwunden. Auch auf meine Nachrichten und Anrufe reagiert sie nicht. Meine anfängliche Genervtheit über diese Suchaktion schlägt so langsam in Besorgnis um.
Die Frage, wo Stella abgeblieben ist, kreist unaufhörlich in meinen Gedanken, gepaart mit Geschichten von Frauen, die K.-o.-Tropfen oder Ähnlichem zum Opfer gefallen sind. Keine Panik, bestimmt taucht sie gleich wieder auf. Mit diesen Worten versuche ich mich zu beruhigen.
Der ganze Raum wirkt auf einmal viel zu eng und zu laut und ich habe das Bedürfnis, an die frische Luft zu gehen. Hektisch eile ich in Richtung Garderobe, wo ich schnell meine Jacke anziehe, ehe ich auf den Ausgang zusteuere. Draußen verursacht mir ein eisiger Wind eine Gänsehaut. Dem Kalender nach zu urteilen, haben wir bereits Mitte April und damit längst Frühlingsanfang. Das Wetter scheint das allerdings überhaupt nicht zu interessieren. Es ist weiterhin kalt und regnerisch.
Fröstelnd ziehe ich meinen Schal bis zur Nasenspitze hoch. Mit klammen Fingern hole ich mein Handy aus der Handtasche und rufe Stella erneut an. Diesmal springt sofort die Mailbox an. Seufzend lege ich auf. Es sieht ihr gar nicht ähnlich, einfach ihr Telefon auszuschalten. Die einzige Erklärung, die mir hierfür einfällt, ist, dass ihr Akku leer ist.
Nachdenklich starre ich auf mein Handydisplay. 1:05 Uhr. Der letzte Bus fährt in zwanzig Minuten, ich muss mich also dringend entscheiden, ob ich jetzt ohne Stella nach Hause fahren soll oder nicht.
»Valerie! Was für eine Überraschung. Schön, dich zu sehen.«
Die mir nur allzu bekannte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Unwillkürlich fühlt sich mein ganzer Körper an, als wäre ein Blitz durch ihn hindurchgezuckt. Was denkt er sich, so zu tun, als sei alles in Ordnung zwischen uns? Obwohl ich lieber weglaufen und mich verstecken würde, bleibe ich stehen und schaue zu ihm auf.
»Marvin … Hi.«
Mein Ex-Freund hat die Hände fest in den Hosentaschen vergraben. Je näher seine großgewachsene, schlanke Statur kommt, desto deutlicher erkenne ich die Konturen seines Gesichts. Ich schlucke. Marvins Anblick kommt mir vertraut vor, aber gleichzeitig auch eigenartig fremd.
Er bleibt vor mir stehen und lächelt mich an. Die Kombination aus den Grübchen, die sich dabei auf seinen Wangen bilden, und seinen graublauen Augen erinnert mich sofort wieder daran, weshalb ich mich damals in ihn verliebt habe. Ich muss meinen Blick abwenden, bevor er bemerkt, welche Wirkung er noch immer auf mich hat. Dieser Gedanke schießt in meinem Kopf, trotzdem schaffe ich es nicht, ihn nicht anzuschauen.
Es entsteht ein peinliches Schweigen zwischen uns. Als ich die Stille nicht mehr aushalte, platze ich mit dem Erstbesten heraus, das mir einfällt.
»Na, hast du deinen Griechenlandurlaub schon beendet?«
Verdammt, ist mir das gerade wirklich herausgerutscht? Jetzt denkt er sicher, dass ich ihn auf Instagram stalke, aber was kann ich denn dafür, dass das Bild in meinem News Feed erscheint? Mal ganz abgesehen davon, dass ich tatsächlich regelmäßig auf seinem Profil bin.
»Ja, war aber leider viel zu kurz.«
Ich ziehe eine Grimasse. Wenn er mir jetzt alle Einzelheiten seines Liebesurlaubs erzählt, muss ich kotzen. Oder ich fange an zu heulen. Oder beides. Aber Marvin ist Gott sei Dank so schlau und verschont mich mit weiteren Details. Stattdessen schweigen wir uns wieder an und das ist fast genauso schlimm. Betreten sehe ich auf meine Schuhspitzen. Marvin folgt meinem Blick und lacht sogleich auf.
»Hat Stella dich mal wieder dazu überredet, Pumps zu tragen?«
»Nein, das habe ich mir diesmal ganz alleine zuzuschreiben.«
Eine glatte Lüge. Wir wissen beide ganz genau, dass ich niemals freiwillig Schuhe anziehen würde, deren Absätze höher als fünf Zentimeter sind. Aber ich hasse es, wenn Marvin so tut, als würde ich nur das machen, was Stella mir sagt. Außerdem hat er selbst schon vor Monaten aufgehört, mir die Wahrheit zu sagen. Wer weiß, wie lange er mich schon betrogen hat, bevor ich zufällig davon erfuhr.
Marvin gibt einen unverständlichen Laut von sich. Wahrscheinlich fragt er sich gerade, weshalb ich versuche, ihm was vorzumachen.
»Okay. Aber ihr seid schon zusammen hier. Weil ich sie vorhin gesehen habe und es sah so aus, als wolle sie mit ein paar anderen Leuten noch woanders hingehen.«
Er hat Stella gesehen. Hoffnung keimt in mir auf. Gleichzeitig spüre ich Verärgerung, weil sie es anscheinend nicht für nötig gehalten hat, mir Bescheid zu sagen, dass sie geht.
»Wann war das?«
Marvin denkt kurz nach. »Das dürfte schon so circa eine halbe Stunde her sein.«
Also während meiner Begegnung mit Dave. Sie hätte mir wenigstens kurz schreiben können. Ich versuche mir meinen Unmut nicht anmerken zu lassen, aber Marvin durchschaut mich natürlich sofort. Er kennt mich einfach zu gut.
»Soll ich dich irgendwohin mitnehmen? Ich bin mit dem Auto da und könnte dich bei dir zu Hause absetzen.«
Ist das sein Ernst? Denkt er, dass er mit diesem fürsorglichen Verhalten wiedergutmachen kann, dass er mich hintergangen hat und anschließend nicht mal die Eier in der Hose hatte, persönlich mit mir darüber zu reden?
Wut steigt in mir auf. Warum glauben eigentlich alle, dass sie mit mir umspringen können, wie sie wollen? Zuerst Max, der mich einfach begrabscht, dann Dave und Stella, die es nicht für nötig halten, sich von mir zu verabschieden, und jetzt auch noch Marvin, der so tut, als sei alles bestens zwischen uns. Aber hey, er hat mich nur betrogen, ist ja nichts weiter dabei.
»Nein, danke, ich komme schon klar. Ich nehme einfach den Bus.«
»Ach, komm schon. Um diese Uhrzeit allein unterwegs zu sein ist doch viel zu gefährlich.«
Ich kann mich unmöglich wieder in dieses Auto setzen, in dem er mir meine Jungfräulichkeit genommen hat. Eher würde ich den ganzen Weg laufen, ganz egal, wie gefährlich das ist.
»Wie gesagt, ich komme schon klar.«
Meine Stimme klingt abweisend, aber Marvin lässt nicht locker. »Hast du nicht mitbekommen, dass es zurzeit einen Irren geben soll, der es darauf abgesehen hat, junge Frauen zu töten?«
Mein Vater arbeitet bei der Mordkommission, schon vergessen? Natürlich weiß ich davon. Warum kann Marvin mich nicht einfach in Ruhe lassen? Komischerweise hatte ich mir die ganze Zeit seit unserer Trennung ausgemalt, wie er wieder auf mich zukäme und ich ihm großzügig alles verzeihen würde. Jetzt, da er endlich vor mir steht, spüre ich aber nur noch Wut und Hass für diesen Mann.
»Was ist eigentlich dein Problem? Dir kann es doch egal sein, ob es irgendjemand darauf abgesehen hat, mich umzubringen. Schließlich war es dir auch egal, wie ich mich dabei fühle, wenn du einfach eine andere fickst!«
Ich werde richtig laut, sodass sich einige Partygäste, die in der Nähe stehen, nach uns umsehen, aber das ist mir im Moment so was von egal. Meine Wut macht mich rasend. Das Adrenalin strömt durch mich hindurch und ich beginne am ganzen Körper zu zittern. Aufgebracht schaue ich Marvin direkt in die Augen, bevor ich noch eins draufsetze.
»Außerdem würde ich mich lieber von einem Serienkiller ermorden lassen, als von dir gefahren zu werden!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, schubse ich Marvin zur Seite und gehe mit schnellen Schritten davon.
»Valerie, bleib stehen!«, brüllt Marvin zwar, aber auf die Idee, mir hinterherzulaufen, kommt er natürlich nicht. Was ja auch nicht anders zu erwarten war.
Erst als ich um die nächste Straßenecke gebogen bin, verlangsame ich meine Schritte. Ich zerre erneut mein Handy aus der Handtasche, um zu checken, wie viel Zeit mir noch bleibt, bis der Bus kommt. Noch fünf Minuten, ich muss mich also beeilen. Hektisch laufe ich los, bleibe aber mit dem Absatz in einer Rille des Kopfsteinpflasters hängen und knicke um. Vor Schmerzen schreie ich auf und umfasse meinen Knöchel. Diese verfluchten Schuhe. Zornig ziehe ich sie aus und werfe sie auf den Boden.
Noch drei Minuten. Ich renne los in Richtung der Bushaltestelle. Unter meinen nackten Füßen spüre ich den kalten Asphalt. Mein Knöchel pocht vor Schmerz, aber ich werde erst langsamer, als ich das Schild der Bushaltestelle und den bereits heranfahrenden Bus erkennen kann.
Völlig außer Atem, setze ich mich auf den nächsten Platz, der mir ins Auge fällt. Schwer atmend streiche ich mir lose Haarsträhnen hinters Ohr, während ich dabei bin, meinen Puls wieder zu normalisieren. Ich sollte dringend öfter Sport machen, damit ich mir nicht jedes Mal, sobald ich ein bisschen renne, so vorkomme, als hätte ich einen Marathon hinter mir.
Mit einem Mal fühlt es sich so an, als würde ich von jemandem beobachtet. Ich drehe mich in die Richtung, von der die Blicke auszugehen scheinen, kann aber niemand Auffälligen entdecken. Außer mir befindet sich nur eine Gruppe englischsprachiger Jugendlicher im Bus, die sich lautstark und lachend unterhalten, ohne von mir Notiz zu nehmen.
An der nächsten Haltestelle, die sich nahe einer Jugendherberge befindet, steigen sie aus und Stille erfüllt den Bus. Unweigerlich muss ich an meine letzte Klassenfahrt denken, auf der Marvin und ich uns zum ersten Mal geküsst haben. Nein, stopp! Das muss sofort aufhören. Heute habe ich ihm zum ersten Mal meine Meinung zu seinem Verhalten gegeigt und es hat sich so befreiend angefühlt. Jetzt darf ich nicht gleich wieder sentimental werden, nur weil mich irgendetwas an unsere schönen Zeiten erinnert hat.
Mein Handy vibriert. Eine neue Nachricht von Stella. Sie sendet mir ein Selfie von sich und ein paar ihrer Kommilitonen, die alle fröhlich in die Kamera lächeln. Im Hintergrund erkenne ich das schummrige Licht eines Clubs. Seufzend lasse ich das Handy in meinen Schoß sinken. Einerseits bin ich froh, dass ihr nichts Schlimmes passiert ist und sie so viel Spaß hat. Andererseits ärgere ich mich noch immer über ihren spontanen Abgang, ohne mir etwas zu sagen.
Gerade will ich eine Antwort in das Handy eintippen, da spüre ich wieder die Blicke von eben. Erschrocken sehe ich mich um, nur um erneut festzustellen, ganz allein im Bus zu sitzen. Na großartig. Jetzt hat Marvin es wohl doch geschafft, mir mit seinen Schauergeschichten Angst einzujagen. Dabei müsste ich es als Tochter eines Kriminalpolizisten doch eigentlich besser wissen. Nur weil irgendeine Mordserie durch die Presse gezogen wird, bedeutet das nicht, dass sich das Risiko, von einem Verrückten ermordet zu werden, für mich erhöht.
Ich versuche mich wieder auf mein Handy zu konzentrieren, aber das mulmige Gefühl bleibt trotz allem bestehen. Unruhig lasse ich meinen Blick zum Fenster schweifen, allerdings kann ich wegen der Dunkelheit nichts von der Landschaft erkennen. Stattdessen registriere ich das Augenpaar eines jungen Mannes, welches sich in der Fensterscheibe spiegelt. Als sich unsere Blicke für den Bruchteil einer Sekunde treffen, sieht er sofort weg. Das mulmige Gefühl in meinem Bauch verstärkt sich und schlagartig drehe ich mich in seine Richtung. Er sitzt zwei Reihen vor mir und versucht, sich hinter den vorderen Sitzen zu verbergen.
Dann haben mich meine Sinne doch nicht getäuscht. Aber was hat er zu verbergen, dass er sich vor mir versteckt?
Ich versuche einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, aber er hat sich die Kapuze seines Pullovers tief über die Stirn gezogen.
Ich beschließe, ihn nicht weiter zu beachten, in der Hoffnung, dass er dasselbe dann auch mit mir macht. Jedoch vergeblich: Immer wieder nehme ich aus den Augenwinkeln seine mich musternden Blicke wahr. Angst schleicht sich in mein Bewusstsein und Marvins Worte drängen sich in meine Gedanken: Um diese Uhrzeit allein unterwegs zu sein ist doch viel zu gefährlich.
Was ist, wenn er recht hat?
Als wir meine Haltestelle erreichen, stehe ich auf und versuche mir weiterhin nichts von meiner Angst anmerken zu lassen. Mein Beobachter ist gerade dabei, sich die Ärmel seines Pullovers hochzukrempeln, ganz so, als mache er sich für einen Angriff bereit. Das Tattoo eines Ankers an seinem linken Unterarm springt mir sofort ins Auge. Darunter befindet sich ein Schriftzug aus geschwungenen Buchstaben. Mir bleibt keine Zeit, die Worte zu entziffern, weil der Mann in diesem Moment den Kopf hebt. Schnell wende ich mich von ihm ab und tue weiterhin so, als hätte ich ihn nicht bemerkt. Den Blick stur geradeaus gerichtet, gehe ich an ihm vorbei und es scheint, als würde er mich ebenfalls nicht beachten.
Puh, vielleicht ist eben nur meine Fantasie mit mir durchgegangen.
Erleichtert darüber, mich endlich der Situation entzogen zu haben, steige ich aus dem Bus. Dann, in letzter Sekunde, springt der Mann ebenfalls auf und geht auf den Ausgang zu. Überdeutlich spüre ich seine große Gestalt hinter mir, wage es aber nicht, mich umzudrehen. Mein Puls schlägt mir bis zum Hals und ich rechne fest damit, dass er mir gleich den Mund zuhält, um mich ins Gebüsch zu zerren, wenn ich es nicht schaffe, rechtzeitig zu fliehen.
Reflexartig sprinte ich in irgendeine Richtung davon, ohne zu wissen, wo ich eigentlich hinrenne. Ich bleibe erst stehen, als das Seitenstechen in meinem Bauch und das schmerzhafte Pochen in meinem angeknacksten Knöchel unerträglich werden. Völlig außer Atem lehne ich mich gegen eine Hauswand, um meinen Puls zu beruhigen. Als ich mich vorsichtig umsehe, ist von dem Mann Gott sei Dank nichts mehr zu sehen. Ich erkenne, dass ich nur wenige Straßen von meinem Haus entfernt bin.
Na, immerhin etwas.
Langsam setze ich mich in Bewegung. Obwohl ich mich alle zwei Sekunden umdrehe und niemanden entdecken kann, bleibt das Gefühl, verfolgt zu werden, bis ich zu Hause angekommen bin.
Der nächste Morgen kommt viel zu früh. Zwar habe ich nicht so viel Alkohol getrunken, dass es für einen ausgewachsenen Kater reicht, trotzdem fühle ich mich wie gerädert. Dank meiner Flucht spüre ich jeden einzelnen Muskel meines Körpers. Ein dumpfer Kopfschmerz pocht gegen meine Stirn. Am liebsten würde ich mir einfach die Bettdecke übers Gesicht ziehen und weiterschlafen, aber das geht leider nicht.
Heute ist Ginnys letzter Arbeitstag, bevor sie wegen ihrer ständigen Rückenprobleme für eine Kur an die Nordsee fährt. Ich habe ihr versprochen, noch mal alle wichtigen Abläufe mit ihr durchzugehen.