The Dying Swan - Kajsa Arnold - E-Book

The Dying Swan E-Book

Kajsa Arnold

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Beschreibung

Jayla Swanson besucht nicht ganz freiwillig das King Henry's College in Port Erin, auf der Insel Isle of Man. Sie hasst ihr Leben und die Menschen. Wenige Tage nach Schulbeginn des Abschlussjahrs kommt Hero Delaney an die Schule. Er ist nicht nur der Sohn von Princton Delaney, einem bekannten Rockstar, sondern war ebenfalls ein aufgehender Stern am Musikhimmel, stürzte aber schnell ab, weil er Drogen und Alkohol nicht widerstehen konnte. Jetzt hat sein Vater ihn ebenfalls in das Internat für schwer erziehbare Jugendliche gesteckt, damit er einen anständigen Abschluss macht. Jayla hasst ihn auf dem ersten Blick. Auch Hero hält sich im Hintergrund, wird aber auf Jayla aufmerksam, als die sich gegen die Attacken anderer Schüler zu wehren weiß. Je öfter sie aufeinandertreffen, umso neugieriger wird er auf das verschlossenen Mädchen, deren Geheimnis er ergründen will ...

Das Taschenbuch hat 172 Seiten

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Seitenzahl: 171

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The dying swan

Tanz für mich

Kajsa Arnold

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Danksagung

Leseprobe

Deutsche Neuausgabe, 2021, Kajsa Arnold

Copyright © 2019, Easton Maddox

Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck,

auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

1. Auflage

Covergestaltung: Andrea Wölk

Unter Verwendung folgender Fotos:

© ozgurdonmaz by Getty Images

© tomertu by shutterstock

Kajsa Arnold c/o Tresjoli,

Lutherstr. 16, 46414 Rhede

www.kajsa-arnold.de

Kapitel 1

»Also.«

»Bitte, verschone mich mit Sätzen, die mit einem Also beginnen.« Ich verdrehte genervt die Augen.

Seit einer Woche kannte ich nun Saylor. Ich teilte mir ein Zimmer mit ihr, und ihre optimistisch-positive Art ging mir aber mal so was von auf die Nerven. Sie war ein Ständig-Gute-Laune-Mensch, was ich nicht nachvollziehen konnte. Dieser Ort hier war geradezu deprimierend. Keine Ahnung, warum mein Vater mich unbedingt in diese Einöde verbannen musste. Er wollte mich bestrafen, das war klar. Doch angeblich wollte er auch, dass es mir wieder besser ging. Das würde hier, am Arsch der Welt, aber nicht geschehen.

Port Erin, auf der Isle of Man, war so ziemlich der abgelegenste Ort, den man sich nur vorstellen konnte. Und das King Henry’s College wohl die beschissenste Schule, die mein Vater für mich aussuchen konnte. Natürlich hatte ich kein Mitspracherecht, obwohl ich bereits achtzehn war.

Halt! Nein, das stimmte so nicht ganz. Natürlich hatte ich ein Wahlrecht. Entweder ich ging in eine psychiatrische Klinik, oder ich entschied mich für dieses Internat, in dem es wohl haufenweise schwer erziehbare Jugendliche gab. Das King Henry’s war bekannt dafür, dass die Lehrer besonders streng waren und reiche Eltern ihre Kinder hier abluden, weil sie selbst mit ihnen nicht mehr fertig wurden. Ich hatte nur noch ein Jahr vor mir, bevor ich den Abschluss machen konnte. Das würde ich wie nix hinter mich bringen. Ich hatte mich dazu entschlossen, Vollgas zu geben und einen guten Abschluss hinzulegen, damit ich schnell einen Job fand, um frei von meinem Vater zu sein. Er würde mich nicht mehr zu Gesicht bekommen, sobald ich diese verfluchte Schule hinter mich gebracht hatte. So lange war ich noch auf sein Geld angewiesen, was ich echt zum Kotzen fand.

»Jetzt hört doch erst mal zu«, erwiderte Saylor mit einem Grinsen im Gesicht, das mir zeigen sollte, dass sie etwas wusste, was mir noch nicht bekannt war. Obwohl sie so eine Nervensäge war, mochte ich sie ganz gerne. Sie war ein liebes Ding, hatte mit dem Auto ihrer Mutter einen Blechschaden verursacht, und war deshalb von ihrer Familie nach Port Erin geschickt worden. Sie war nun schon im dritten Jahr hier, weil es ihr gefiel, wie sie behauptete. Was sie an diesem alten Kasten toll fand, musste ich erst noch herausfinden.

»Ich höre«, gab ich nach und wandte mich auf dem Stuhl ihr zu. Wir hatten einige Kurse gemeinsam belegt und saßen dann immer nebeneinander. Sie hatte früher wohl eine beste Freundin, doch die hatte die Schule verlassen müssen, weil ihre Eltern die Gebühren nicht mehr hatten aufbringen können. Kein Wunder. Auf dieses Internat gingen auch nur Schüler, deren Eltern stinkreich waren.

»Alsooo«, sagte sie gedehnt und ich vermied es diesmal die Augen zu verdrehen, »ich habe gehört, dass wir einen Neuzugang haben. Es ist der Sohn eines richtigen Rockstars. Dabei war er selbst mal einer und viel berühmter als sein Vater, zumindest in unserer Altersklasse. Er hatte zwei Nummer 1 Hits in den amerikanischen Billboard Charts, danach ist er dann aber abgestürzt, kam mit dem Erfolg wohl nicht zurecht und nahm Drogen. Dabei sollte man doch denken, dass er den Rummel kennen müsste, wenn man der Sohn von Princeton Delaney ist, ist meine …«

Ich räusperte mich leise und als Saylor keine Anstalten machte, mich zu beachten, stupste ich sie mit dem Ellenbogen an und nickte zur Tür.

Saylor folgte meinem Blick und holte tief Luft. »Oh Gott! Das ist er«, flüsterte sie mir zu.

Ja, das war er.

Am Eingang zum Klassenzimmer stand ein Typ, der eindeutig nicht hier sein wollte. Da hatten wir schon mal etwas gemeinsam. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. An seinem rechten Arm trug er einige Lederarmbänder, noch eine Gemeinsamkeit, wie ich feststellen musste, nur dass ich meine links trug. Seine Füße steckten in coolen Bikerstiefeln, die Jeans saß tief auf seinen Hüften und er trug ein Shirt mit langen Ärmeln, was für diese Jahreszeit, Ende August, noch viel zu warm war.

»Mister Delaney?«, fragte Mrs. Webster freundlich.

Er nickte.

»Willkommen in meiner Klasse. Ich unterrichte Geografie. Bitte kommen Sie rein, schließen Sie die Tür und suchen sich einen Platz.«

Ich stöhnte innerlich auf. Der einzige freie Platz in der Klasse war neben mir, weil wohl niemand neben dem Freak sitzen wollte.

»Neben Miss Swanson ist noch ein Platz frei«, wies Mrs. Webster ihn an, und deutete auf mich. Sofort blickten die anderen Schüler mich an, als würden sie auf eine Reaktion von mir warten. Auf welche wohl? Dass ich ein Messer zückte und auf ihn einstach, weil er sich neben mich setzen sollte? Ich verdrehte innerlich die Augen. Mein Gott, waren die alle dämlich. Außer Saylor. Sie sah weiterhin zu diesem Typen, der sich endlich in Bewegung setzte und auf mich zukam.

Als er neben mir Platz nahm, nickte er mir tonlos zu. Ich schaute einfach weg. Wenn er glaubte, ich würde mit ihm sprechen, nur weil er mal berühmt gewesen war, so irrte er sich gewaltig.

Vor uns saß Oleg Larson. Er war eine große Nummer hier an der Schule. Alle Mädchen schwärmten für ihn, vermutlich weil er so einen heißen schwedischen Akzent hatte. Er war Halbrusse, seine Mutter ein schwedisches Model. Vermutlich hatte er ihre guten Gene geerbt, denn Oleg sah echt scharf aus, wenn man auf die gut aussehenden Typen stand. Mein Fall war er jedoch nicht. Ich mochte es lieber düster und geheimnisvoll, nicht brav und hellblond. Da wäre dieser Delaney eher mein Fall, wenn ich darauf aus wäre, hier irgendjemand kennenzulernen, was ich aber nicht war. Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Oleg drehte sich zu uns um und hielt Delaney die Hand entgegen. »Hi, ich bin Oleg. Alles fit?«, fragte er.

Delaney zögerte einen Moment und ich dachte schon, er würde die Hand ausschlagen, was ihm direkt Ärger eingebracht hätte, denn Oleg hatte an dieser Schule das Sagen, und eine Zurückweisung hätte er niemals hinnehmen können. Doch Delaney nahm die Hand und schüttelte sie.

»Hero«, sagte er, »und klar Mann, alles easy.«

Die Klasse hatte kollektiv die Luft angehalten, aber jetzt, als Mrs. Webster mit dem Unterricht begann, schien sich jeder zu entspannen.

Ich ignorierte ihn die ganze Stunde. Warum sollte ich ihm auch Beachtung schenken? Er war nur einer mehr dieser gestörten jungen Menschen, die versuchten, sich hier auf das wahre Leben vorzubereiten. Während Saylor fleißig mitschrieb, was Mrs. Webster Kluges von sich gab, malte ich die Simpsons Familie in mein Heft und tat so, als würde ich mitschreiben. Der Unterricht zog sich in die Länge, und als der erlösende Gong ertönte, schlug ich schnell mein Heft zu und erhob mich, packte meine Tasche, um schnell den Raum zu verlassen.

»Marges Haare sind blau, nicht grün«, richtete Delaney seine Worte an mich, dann ließ er mich einfach stehen.

Als wenn ich das nicht selbst wüsste! Aber mein blauer Buntstift war abgebrochen und der Anspitzer spurlos verschwunden. Hatte er noch nie etwas von künstlerischer Freiheit gehört? Idiot!

»Hat er mit dir gesprochen?«, wollte Saylor wissen, und sah ihm nach.

Ich schüttelte den Kopf. »Da musst du dich verhört haben«, erklärte ich und machte mich ebenfalls auf den Weg.

»Hey, warte auf mich, wir haben doch Bio«, rief sie mir hinterher, während sie schnell ihre Sachen zusammenraffte.

»Nein, ich habe zu Rhetorik gewechselt. Wir sehen uns zum Mittagessen.« Damit war ich auch schon aus dem Raum.

Ich suchte den Zettel mit der Raumverteilung aus meinem Rucksack. Nach einer Woche wusste ich immer noch nicht genau, wo sich welcher Klassenraum befand, dafür war die Schule einfach zu groß. Raum 307 A. Also drittes Stockwerk, rechter Gang, siebtes Zimmer. War ja ganz einfach.

Mit schnellen Schritten lief ich die große Steintreppe in den dritten Stock hinauf. Ich war noch nicht einmal aus der Puste. Das war meinem Training zu verdanken, ich war immer noch gut in Form. Sofort verschlechterte sich meine Laune, wenn ich daran dachte, dass ich niemals wieder so sein würde wie vorher. Bevor ich meine Gedanken weiterführen konnte, blieb ich vor Raum 7A stehen. Ich lugte hinein. Voll war er nicht. Aber die Klassengrößen hielten sich am King Henry’s ohnehin im Rahmen. Mehr als zwanzig Schüler gab es in einem Klassenverband nicht. Hier im Raum befanden sich gerade mal sechs Schüler. Darunter Hero Delaney. Oh nein! Hätte ich den Kurs nur nicht gewechselt. Aber Biologie abzuwählen, fand ich eine gute Entscheidung. Jetzt nicht mehr. Wie auch immer, ich konnte jetzt auch nicht mehr zurück. So ein Mist!

Ich setzte mich so weit wie möglich von ihm entfernt, ohne ihn überhaupt zu beachten. Dafür taten es die anderen Schüler, die ihn neugierig beäugten und tuschelten. Viele Schüler kannten sich bereits seit der 5. Klasse.

Eine Lehrperson betrat den Raum, sah sich prüfend um. »Dann wären wir wohl vollzählig.« Er grinste in die Runde. »Mein Name ist Paul St. James, ich bin Professor für Rhetorik. Zudem trage ich den Titel Duke of Arrington. Sie dürfen mich aber gerne mit Mister St. James ansprechen.« Er lächelte in die Runde.

Na toll, noch so ein Lehrer, der versuchte, sich freundlich zu geben, aber einem hinterrücks eine schlechte Note ins Kreuz drückte. »Da wir so eine behagliche Runde sind, sollten wir doch alle etwas enger zusammenrücken. Ich bitte die Besucher der letzten Reihen, die erste Reihe aufzufüllen.« Er winkte uns nach vorn.

Oh nein, auch das noch. Wie ich die erste Reihe hasste. Meine Abneigung wurde von einigen Schülern geteilt, wenn ich das leise Stöhnen richtig deutete. Leider war ich nicht schnell genug und musste mich auf den einzigen freien Platz in der ersten Reihe setzen, der noch übrig blieb, direkt neben … ihr dürft drei Mal raten … genau, Hero Delaney.

Er sah mich an, als ich mich neben ihn setzte, sagte aber keinen Ton. Er war wohl einer der schweigsamen Typen, besser, als wenn er ewig die Klappe weit aufreißen würde.

Der Prof war eigentlich ein cooler Typ. Vielleicht lag es daran, dass er noch nicht so alt war, wie der Durchschnitt der übrigen Lehrerschaft. Zumindest ließ er die beiden nächsten Stunden schnell vergehen. Wir lernten einiges über höfliche Anrede. Besprachen am Ende der beiden Stunden noch den Lehrplan der nächsten Wochen. Die Vorstellung, dass ich in diesem Kurs nun ständig neben Delaney sitzen musste, dämpfte allerdings meine Euphorie.

Als ich meine Sachen zusammenpackte, wurde ich von hinten unsanft angerempelt. »Na, wie ist es, neben einem Junkie zu sitzen? Hoffentlich steckt er dich nicht an mit seiner Sucht«, murmelte ein Kerl so laut, dass man es im ganzen Raum hören konnte.

»Ein Junkie ist mir immer noch lieber, als ein Kerl, dessen Deo versagt und der drei Meilen gegen den Wind stinkt«, erwiderte ich laut und zog mir einen grimmigen Blick von Professor St. James zu.

Ein anderer Typ lachte laut auf, während ich mich nochmals umdrehte. »Ha, Quinton, die hat es dir aber gegeben.« Er schlug dem Idioten auf die Schulter.

»Halt die Klappe, River«, murrte Quinton und schnüffelte an seinem Hemd. Oh Mann, der war echt peinlich.

River zwinkerte mir zu und verließ ebenfalls den Klassenraum.

Was wollte der denn von mir? So ein Blödmann.

»Guck mich nicht an«, knurrte ich leise.

»Ich?«, fragte Hero zischend neben mir.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, dieser River«, murmelte ich und packte die letzten Sachen ein.

»Also, dann darf ich dich anschauen?«, überlegte er laut.

»Ja … ich meine … nein.«

»Na, ich meine, wer schaut auch schon gerne einen Waschbären an?«, raunte Hero mir zu, während er sich erhob.

Waschbär? Ich fasste es nicht.

»Arschloch«, knurrte ich und machte, dass ich hier rauskam.

Kapitel 2

Bevor ich mich in die Cafeteria begab, huschte ich schnell in die Mädchentoilette und kontrollierte mein Aussehen. Okay, ich musste zugeben, mein Make-up war ein wenig … ungewöhnlich. Ich schminkte mir auffällige Smokey Eyes, trug einen so dunklen Lippenstift, dass er fast schwarz wirkte, ansonsten war meine Haut sehr blass. Ich wirkte wie eine lebende Leiche, im Grunde genauso, wie ich mich fühlte. Ich war tot, seit dem Tag vor knapp einem Jahr, als sich mein Leben von einer Sekunde auf die andere veränderte. Früher war ich ein Mädchen, das zuversichtlich in die Zukunft blickte. Jetzt war ich eine junge Frau, die dem Leben kaum noch etwas Positives abgewinnen konnte.

Ich wischte dunkle Spuren unter meinen Augen weg, ansonsten war an meinem Aussehen nichts auszusetzen. Keine Ahnung, was dieser Idiot eigentlich von mir wollte. Er sollte mich einfach in Ruhe lassen.

Sobald ich die Cafeteria betrat, winkte Saylor mir zu. Sie saß mit einigen anderen Mädchen an einem Tisch. Sollte ich mich etwa zu ihnen setzen? Das hieße, dass ich mit ihnen sprechen musste. In der letzten Woche hatte ich mich von der Cafeteria ferngehalten, doch ich hatte Saylor versprochen, ihr heute Gesellschaft zu leisten. Verdammt, Saylor wusste, dass ich mich von allen Mitschülern fernhalten wollte. Warum machte sie das?

Ich hob kurz die Hand zum Zeichen, dass ich sie gesehen hatte, und stellte mich in der Schlange an. Die Cafeteria trug ihren Namen ganz zu unrecht. Es kam eher einem Nobelrestaurant gleich. Immerhin bezahlten die Eltern der verzogenen Sprösslinge genug, dass man bestimmt zwei Sterneköche engagieren konnte, damit die Mäuler satt wurden.

Heute standen Ricotta-Tortellini-Bärlauch-Auflauf mit Salat auf dem Plan, für die Fleischesser gab es Lammbraten mit frischem Gemüse und Baked Potatoes. Ich aß seit meinem zehnten Lebensjahr kein Fleisch mehr. Zwar ging ich nicht so weit, andere dafür zu verurteilen, dass sie es taten, doch mir selbst drehte sich dabei der Magen um, wenn ich daran dachte, wie Tiere gehalten wurden, nur damit wir etwas zu essen hatten. Ich lebte nach dem Motto: jeder nach seinem Gewissen.

Für mich gab es nur einen Salatteller, das reichte mir. Ich nahm mir eine Apfelschorle und brachte das Tablett zu dem Tisch, an dem Saylor saß.

»Hallo«, murmelte ich, ohne den anderen ins Gesicht zu sehen.

»Das ist Jayla Swanson. Sie ist meine neue Mitbewohnerin. Das ist Arianna«, sie zeigte auf das Mädchen, das Saylor gegenübersaß. »Sie sind ebenfalls alle im Abschlussjahr.«

Ich nickte dem rothaarigen Mädchen zu. Sie hatte echt tolles Haar und schöne grüne Augen.

»Daneben, das ist Willow.«

Sie schaute auf und hob grüßend die Hand. Willow war etwas kleiner als die übrigen Mädchen. Mit einer Geste strich sie ihr langes blondes Haar aus dem Gesicht, das sich wundervoll lockte. Das letzte Mädchen, das an dem Tisch saß, war Gloria. Sie war groß gewachsen, überragte die anderen Mädchen selbst im Sitzen.

»Gloria ist die Schwester von Oleg«, erklärte mir Saylor.

»Was?«, fragte ich überrascht.

»Ja«, nickte Gloria und verdrehte die Augen, »kaum zu glauben, aber der Idiot gehört zu meiner Familie.« Sie lachte über ihre eigenen Worte.

»Wirklich ungewöhnlich. Ich meine, du hast schwarzes Haar, während das von Oleg hellblond ist«, bemerkte ich nun doch. Eine Ähnlichkeit zwischen den beiden war nicht zu erkennen.

»Ja, das liegt daran, dass wir Stiefgeschwister sind. Mein Vater war Italiener, ist aber kurz nach meiner Geburt gestorben. Meine Mom hat dann Olegs Vater geheiratet, einen reichen Russen. Weil wir beide nicht damit einverstanden waren, gab es immer nur Streit. So haben uns unsere Eltern kurzerhand in dieses Internat gesteckt. Mittlerweile kommen wir ganz gut miteinander aus.« Sie lachte. Gloria hatte das gleiche einnehmende Wesen wie ihr Stiefbruder, sie schienen also doch nicht ganz so unterschiedlich zu sein.

»Oleg ist ja auch echt eine Sahneschnitte«, bemerkte Arianna und schmunzelte.

»Ihhhgitt. Auch wenn wir nicht blutsverwandt sind, so bleibt Oleg immer noch mein Bruder. Für mich stellt er alles andere als eine Sahneschnitte dar.«

Wie aufs Stichwort betrat Oleg die Cafeteria, gefolgt von zwei anderen Jungs und … Delaney.

»Da ist ja der Neue«, flüsterte Willow.

Ich verfolgte die Jungs heimlich mit Blicken, wie sie zur Essensausgabe gingen.

»Er ist ein Rockstar. Ich fand seine Lieder toll«, schwärmte Arianna.

»Naja, mittlerweile ist er kein Star mehr. Jetzt sieht er vermutlich nur noch Sterne, wenn er zu viel getrunken hat«, sagte Saylor mit ein wenig Verachtung in der Stimme.

Ich sah sie überrascht an. So kannte ich sie gar nicht.

»Nun, wenn er noch trinken würde, hätte man ihn hier gar nicht erst aufgenommen«, sagte ich leise und blickte wieder auf mein Essen.

Die Köpfe der Mädchen wandten sich mir zu. Ich stocherte in meinem Salat herum, schaute nicht auf, sah es nur aus dem Augenwinkel. Sie sagten nichts, waren wohl zu sprachlos, dass ich Hero in Schutz nahm.

»Hej, hallo Mädels. Wartet ihr etwa auf uns?«, rief Oleg laut und nahm neben mir Platz.

Auch das noch. Sein schwedischer Akzent war ja echt süß. Vermutlich setzte er ihn gerne ein, um Mädchen aufzureißen, nur war ich keines, das darauf hereinfiel.