The Fire in Your Heart - Kim Leopold - E-Book
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The Fire in Your Heart E-Book

Kim Leopold

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Beschreibung

Hat er seine Chance verspielt oder kann ihre Liebe noch einmal Funken schlagen? Der dritte Band von Kim Leopolds California-Dreams-Reihe widmet sich dem wichtigen Thema Female Empowerment – und der ganz großen Liebe, für die man sogar durchs Feuer geht!

Anders als seine Geschwister hat Feuerwehrmann Micah mit Social Media nichts am Hut. Das ändert sich erst, als die energiegeladene Quinn ihren Dienst auf der Feuerwache antritt. Mit ihrem Social-Media-Aktivismus geht sie ihm zwar gehörig auf die Nerven, doch insgeheim ist er auch fasziniert von ihr. Erst fliegen die Fetzen, dann sprühen die Funken – und Micah verliert sich in heimlichen Küssen mit seiner Kollegin. Doch Quinn hält ihn auf Abstand. Nach den Erfahrungen an ihrer letzten Arbeitsstelle hat ein Mann in ihrem Leben keinen Platz – erst recht kein Kollege. Denn wenn herauskommt, dass sie einen Blog gegen Sexismus und Diskriminierung in männerdominierten Berufen führt, könnte sie alles verlieren ...

Love is real! So emotional und mitreißend schreibt nur New-Adult-Autorin Kim Leopold!

Die California-Dreams-Reihe:
Band 1: The Colors of your Soul
Band 2: The Sunshine in your Eyes
Band 3: The Fire in your Heart

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© Piper Verlag GmbH, München 2022

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

 

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Triggerwarnung

Widmung

Zitat

1

Micah

2

Quinn

3

Quinn

4

Micah

5

Micah

6

Quinn

7

Micah

Anfänge

Fünf Jahre zuvor

8

Quinn

9

Micah

10

Micah

11

Quinn

Vorbilder

Im Sommer vor fünf Jahren

12

Quinn

13

Micah

14

Micah

15

Quinn

16

Quinn

17

Micah

Adam

Im Sommer vor vier Jahren

18

Quinn

19

Micah

20

Quinn

21

Micah

22

Quinn

23

Quinn

24

Micah

Ausgeträumt

Im Herbst letzten Jahres

25

Quinn

26

Quinn

27

Micah

28

Micah

29

Quinn

30

Micah

31

Quinn

32

Micah

Harte Zeiten

Vor sieben Monaten

33

Micah

34

Quinn

35

Micah

Station 12

Vor fünf Monaten

36

Quinn

37

Micah

38

Quinn

39

Micah

40

Quinn

41

Micah

Die Rüstgruppe

Juni

42

Quinn

43

Micah

44

Micah

45

Quinn

46

Micah

47

Quinn

48

Micah

Gute Tage

Juni

49

Quinn

50

Micah

51

Micah

52

Quinn

53

Quinn

54

Micah

55

Quinn

Regeln

Juli

56

Micah

57

Micah

58

Quinn

59

Micah

60

Quinn

61

Micah

62

Quinn

#sparklesandstitches

August

63

Micah

64

Quinn

65

Micah

66

Quinn

67

Micah

68

Quinn

69

Micah

Epilog

Holly

Allegra

Quinn

Nachwort

Contentwarnung

Anmerkungen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Liebe LeserInnen, dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte. Eine ausführliche Contentwarnung findest du am Ende des Buches.[1]

Für alle mit Feuer im Herzen

und jene, die Tag für Tag

an vorderster Front kämpfen.

Don’t deny

your fire,

my dear,

just be

who you are

and burn.

Mark Anthony

1

Micah

Manchmal bestehen meine Tage nur noch aus Feuer und Adrenalin, Rauch und Erschöpfung. Aus dem aufgeregten Weinen Angehöriger, aus dem kreischenden Geräusch von Metall auf Metall, aus Funksprüchen, Rauschen im Ohr und dem Klopfen eines Teamkameraden auf meiner Schulter, der mir sagen will, gut gemacht, du hast ein Leben gerettet. Zwei Leben, drei, wenn’s richtig gut lief, vielleicht sogar auch vier.

Aber das eigene, das habe ich trotzdem nicht im Griff.

Das entgleitet mir

in atemberaubender Geschwindigkeit

wie ein Stück Papier,

vom Feuer verschlungen.

»Mach mal ein paar Tage Urlaub«, hat meine Schwester Allegra mir geraten, und ich frage mich, ob es so weit gekommen wäre, hätte ich auf sie gehört. Würde sie mir dann auch mit diesem Zorn im Blick gegenübersitzen?

»Ich möchte mich entschuldigen«, beginne ich unser Gespräch und lehne mich nach vorne. Wir sitzen im Cozy Coffee, meinem Lieblingscafé, seitdem ich es durch meine Kollegin Quinn entdeckt habe. Die Tische sind alle belegt, es war Glück, dass wir überhaupt noch einen ergattern konnten. »Ich war … Ich habe mich total scheiße verhalten.«

Allegra nickt, doch ihre Lippen bleiben aufeinandergepresst, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Was ich getan habe, ist eigentlich nicht zu entschuldigen«, fahre ich fort. »Ich hätte niemals meine Freundschaft zu Ben so ausnutzen dürfen. Ich habe mich bei Maverick entschuldigt. Ich hoffe, er verzeiht mir eines Tages, dass ich so sehr in seine Privatsphäre eingedrungen bin.«

»Ich weiß«, erwidert sie und lässt ihre Arme mit einem Seufzen sinken. »Ich weiß auch, wieso du so gehandelt hast, Micah. Das ist es ja: Ich verstehe dich. Aber das heißt nicht, dass ich es gut finde, was du da abziehst.«

Ich nicke und schlucke die aufkeimende Widerrede hinunter. Es ging darum, sie zu schützen. Vor sich selbst, vor der Gang, vor dem nächsten großen Fehler. Dass Maverick kein Fehler war, ist mir erst zu spät bewusst geworden.

»Du hast Grenzen überschritten. Eine ganze Menge davon.« Ihre Augen beginnen verräterisch zu glänzen. »Ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihen kann.«

Mir sinkt das Herz in die Hose. Natürlich habe ich damit gerechnet, dass wir uns nach diesem Gespräch nicht direkt freudestrahlend in den Armen liegen würden. Aber ich habe zumindest gehofft, es könnte ein Anfang sein.

Ein Schritt aufeinander zu.

»Was kann ich tun, um das wiedergutzumachen?«, frage ich und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. Koffein und die Arbeit waren in den letzten drei Wochen das Einzige, was mich am Leben gehalten hat. Schlafen funktionierte nicht besonders gut, da meine Gedanken immer wieder unser letztes Gespräch Revue passieren lassen haben.

Allegra trinkt etwas von ihrem Tee, bevor sie mit den Schultern zuckt. »Ich weiß es nicht. Misch dich nicht mehr in mein Leben ein. Versuch nicht mehr, mich in irgendeine Richtung drängen zu wollen. Und hab verdammt noch mal ein bisschen Respekt vor anderen Menschen.«

Ich schnappe empört nach Luft. Dass sie mir vorwirft, keinen Respekt vor anderen zu haben, ist ja wohl das Letzte.

»Das ist …« Als ich ihren Blick sehe, verstumme ich. Ich bin hier, um mich mit ihr zu vertragen. Nicht weil ich die nächste Runde unseres Streites einläuten möchte. »Das kriege ich hin«, sage ich also notgedrungen.

»Und lass dir endlich helfen«, fügt sie hinzu, dieses Mal sanfter. »Das kann so nicht mehr weitergehen.«

Ich schlucke – und stelle fest, dass Schlucken plötzlich schwierig wird, weil meine Kehle sich verengt. Also trinke ich noch etwas und platziere die Tasse so vehement auf dem Tisch, dass der Kaffee überschwappt. »Mir geht es gut.«

Allegra zupft eine Serviette aus dem Halter und reicht sie mir. Ihr Blick spricht Bände.

»Wenn du es nicht für dich tust, tu es für uns«, bittet sie mich, bevor sie ihren Tee austrinkt und mich allein im Cozy Coffee zurücklässt.

Ich wische den Kaffee mit der Serviette auf und blicke aus dem Fenster auf die volle Straße. Allegra läuft an der Scheibe vorbei, doch sie schaut nicht zu mir. Stattdessen holt sie Kopfhörer aus ihrer Handtasche und steckt sie sich in die Ohren.

Seufzend wende ich den Blick ab und nehme die Speisekarte in die Hand. Dieses Gespräch lief anders, als ich es mir erhofft habe. Aber es war nicht schlecht. Wir haben uns nicht angeschrien, das ist doch schon mal was. Aber es nervt mich, dass sie ständig der Meinung ist, ich bräuchte Hilfe. Was ich brauche, liegt doch klar auf der Hand: eine Familie, die wieder wie eine Familie funktioniert.

Wenn nicht mehr jeder sein eigenes Ding machen würde, sondern sich an Absprachen hält, wäre mir damit schon sehr geholfen. Dann müsste ich nämlich nicht immer versuchen, jedem den Arsch zu retten und mich um alles zu kümmern. Aber das sehen sie nicht. Dad nicht, Pascal nicht und Allegra am allerwenigsten.

Hoffentlich blickt zumindest Mom von oben auf mich herab und weiß, dass ich mein Bestes gebe.

Wenn das Beste doch bloß genug wäre.

2

Quinn

Hingebungsvoll widme ich mich dem Schokoriegel in meiner Hand. Was gar nicht so leicht ist, weil ich gleichzeitig versuche, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu wahren, wie immer, wenn es um dieses Thema geht, und mich Stück für Stück aus dem Raum zu schieben. Aber zu spät.

»Hey, Quinn!«, ruft Reed und nickt mir zu. »Was ist los mit dir? Willst du dich etwa raushalten?«

Ich schlucke die Schokolade runter, bevor ich antworte. Männerhorde hin oder her, meine Manieren habe ich trotzdem nicht vergessen. »Du kennst doch meine Meinung. Ich würde jedes ihrer Worte unterschreiben«, entgegne ich zuckersüß.

»Du siehst das also echt genauso?«, hakt Wrongway nach und streicht sich mit einer Hand über das graublonde Haar. Ich kann mich nicht entscheiden, ob sein Blick neugierig oder vorwurfsvoll ist.

»Ist das eine ernst gemeinte Frage?« Ich stopfe den Rest meines Schokoriegels zurück in die Verpackung und schlucke die aufkeimende Wut hinunter, die mich immer überfällt, wenn es um Frauenrechte geht.

Die Männer sind cool. Die meisten von ihnen jedenfalls, und ich habe keine Lust, mir mein Arbeitsumfeld zu verscherzen, nur weil ich die Klappe nicht halten kann. »Natürlich sehe ich das so wie sie. Scheiße, ich bin froh, dass da draußen eine Frau ist, die über solche Sachen berichtet, damit Testosteronbomben wie ihr …« Ich mache eine ausladende Handbewegung, die das gesamte Team einschließen soll. »… begreifen, dass Frauen nicht nur genauso gut in diesem Job sind, sondern bitte auch nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden dürfen.«

»Komm, so schlecht hast du es bei uns wirklich nicht«, erwidert Wrongway empört. Er verschränkt die Arme vor der breiten Brust.

»Habe ich auch nie gesagt.« Ich zwinkere ihm zu, woraufhin er die Hände wieder sinken lässt. »Aber wundert ihr euch nie darüber, dass es so wenige Feuerwehrfrauen gibt? So ein Blog wie ihrer sorgt dafür, dass mal frischer Wind reinkommt und wir vielleicht auch mehr weiblichen Nachwuchs bekommen.«

»Hm«, brummt Micah, der sich bislang rausgehalten und an seine Tasse Kaffee geklammert hat. So wie er aussieht, ist der Kaffee heute das Einzige, was ihn funktionieren lässt. »Ich glaube ja eher, wenn die Frau so weitermacht, gibt’s bald gar keinen Feuerwehrnachwuchs mehr, weil alle denken, beim LAFD sitzen ein Haufen Trottel, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als auf Frauen rumzuhacken.«

Seine Worte tun weh, denn ich weiß aus erster Quelle, dass die Frau, die den Blog The Fire in Your Heart veröffentlicht, über den unser Team schon seit Wochen immer mal wieder spricht, gerade das nicht im Sinn hat. Dennoch geben sie mir zu denken. Vielleicht hat er recht. Vielleicht ist meine Berichterstattung zu negativ. Vielleicht könnte mein Blog auch ein paar positive Beispiele vertragen.

»Wenn ihr die Petition unterzeichnet, die ich euch gestern geschickt habe, könnt ihr daran aktiv etwas ändern«, entgegne ich und versuche dabei, nicht allzu zickig rüberzukommen.

Eine Antwort bekomme ich jedoch nicht, denn in diesem Augenblick geht der Alarm in unserem Feuerwehrhaus los. Ein Ruck geht durch meinen Körper, mein Herzschlag beschleunigt sich und pumpt das Adrenalin durch meine Adern. Ich stopfe mir den restlichen Schokoriegel in den Mund, lasse das Papier auf der Arbeitsplatte liegen und laufe los, die Männer hinter mir, irgendwer rempelt einen Stuhl um, aber das ist egal, jetzt zählt jede Sekunde.

Als wir die Fahrzeughalle erreicht haben, gellt eine blecherne Stimme durch den weiten Raum. »Gebäudebrand, Station 12, Light Force 12, Engine 12, Ambulance 12, 4895 Floristan Avenue.«

Kaum dass klar ist, wer von uns ausrücken muss, steige ich auch schon in meine Stiefel. Ich ziehe die Schutzhose hoch und streife mir die Hosenträger über das verblichene LAFD-Shirt. Ein paar Sekunden später schlüpfe ich in meine Jacke und klettere ins Fahrzeug.

»Erster.« Micah sitzt mir gegenüber und wirft mir ein siegessicheres Grinsen zu. Es wirkt beinahe, als hätten der Alarm und das damit verbundene Adrenalin ihn wieder zum Leben erweckt. »Mal wieder.«

»Hast du etwa schon angefangen, als ich noch drauf gewartet habe, ob ich überhaupt rausmuss?«, necke ich ihn, während die anderen zu uns ins Auto steigen. Die Türen schlagen in rascher Folge zu.

Micah zuckt mit den Schultern, aber um seine Lippen bildet sich ein verräterisches Schmunzeln. »Vielleicht.«

Was für ein Troll.

Dieser Mann kann echt nicht verlieren.

Eine knappe Minute nach dem Funkspruch rollt unser Drehleiterfahrzeug aus der Halle. Wrongway schaltet die Sirene ein. Die anderen fummeln an ihrer Ausrüstung rum. Reed reißt einen Witz, den keiner versteht, und beschwert sich dann bei Trent, weil keiner lacht.

Ich schnaube belustigt auf und lasse den Blick aus dem Fenster gleiten, während die Gebäude an uns vorüberziehen und Autos und Fußgänger beim Klang der Sirene stillstehen.

Draußen wird es allmählich dunkel. Im vorderen Teil des Wagens wartet Aspen auf den Anruf unseres Captains, die uns mehr Informationen über den Brand zukommen lassen wird, und sucht die Adresse auf Google Maps. Ich atme tief durch und konzentriere mich auf das, was vor uns liegt. Wir wissen nicht mehr als das, was gerade über den Funk reingekommen ist. Ein Gebäudebrand. Ob es sich um ein Wohnhaus oder Geschäftsgebäude handelt, versucht Aspen gerade herauszufinden. Ob Menschen im Inneren eingesperrt sind oder nicht, erfahren wir vermutlich erst, wenn Captain del Valle am Einsatzort ist oder – je nach Verkehrslage – wir selbst ankommen.

In Gedanken gehe ich die nächsten Schritte durch. Das ist meine Art, mich auf den Einsatz vorzubereiten. Während Reed Witze reißt, Aspen das Internet durchforstet, Micah versucht, in allem der Erste zu sein, und Trent seine Schutzausrüstung abklopft, als hätte er sie nicht erst am Morgen ausgiebig geprüft, blicke ich aus dem Fenster und denke an das, was ich am Einsatzort machen werde.

Manchmal dauert die Fahrt nicht lange, dann schaffe ich es gerade so, mich in Gedanken vollständig auszurüsten. Aber heute sind wir ein paar Minuten länger unterwegs, sodass ich mir auch verschiedene Szenarien ausmalen kann, die uns erwarten könnten.

»Das ist ein Einfamilienhaus«, kommt es von vorne, und beinahe sofort verändert sich die Atmosphäre im Wagen. Ein Wohnhaus um diese Uhrzeit. Vielleicht ein Küchenbrand. Die ganze Familie könnte zu Hause sein. »Ein recht altes Gebäude über zwei Etagen, zwei Garagen. Das Gebiet ist dicht besiedelt, wir müssen aufpassen, dass der Brand nicht auf die umliegenden Gebäude übergreift. Und da ist eine Stromleitung in unmittelbarer Nähe, nur dass ihr Bescheid wisst.«

Wir lachen auf. Ich stoße mit dem Knie gegen Reed. »Nicht wahr, Mr Power?«

»Nicht. Witzig«, erwidert er und streckt mir den Mittelfinger entgegen. »Danke für die Warnung«, ruft er dann nach vorne. »Ich pass auf die Truppe auf.«

Und noch ein Lachen, das durch den Truck rumpelt. Jetzt können wir darüber schmunzeln, aber in dem Moment, in dem vor ein paar Wochen die Metallleiter die Oberleitung berührt hat, ist uns allen für ein paar Sekunden das Herz stehen geblieben. Glücklicherweise ist es eine Telefonleitung gewesen. Sonst säße Reed heute nicht mehr neben mir. Sein Spitzname wird uns nun immer daran erinnern, sorgfältiger in die Luft zu gucken, bevor wir unsere Leitern aufrichten.

Wir werden schnell wieder ernst, denn ich bin nicht die Einzige, die ihre Schlüsse aus der Beschreibung unseres Lieutenants gezogen hat.

»Wir sollten die Schlafzimmer zuerst checken«, überlege ich laut. »Wenn es Kinder gibt, sind sie vielleicht schon im Bett.«

Micah nickt mir zu. »Das Wohnzimmer ist genauso wichtig. Wenn es ein Küchenbrand ist, ist das wahrscheinlich näher dran.«

Die Entscheidung wird Captain del Valle treffen, sobald sie sich einen Überblick über die Lage verschafft hat. Unsere Funkgeräte knacken. Da ist sie auch schon.

»Für euch zur Information«, sagt sie. »Das brennende Gebäude ist ein Einfamilienhaus, ein weiterer Löschzug ist bereits ausgerückt. Dort wohnt eine vierköpfige Familie, zwei Erwachsene, zwei Teenager. Ob jemand im Gebäude ist, ist noch unklar.«

»Etwa eine Minute bis zur Ankunft«, fügt Aspen hinzu, nachdem Captain del Valle fertig ist.

Witze macht nun keiner mehr.

Mein Herzschlag beschleunigt sich, je näher wir der Einsatzstelle kommen. Ich öffne das Fenster einen Spaltbreit und halte die Nase in den Wind. Manchmal kann ich das Feuer riechen, bevor ich es sehe, aber heute ist es beinahe windstill. Wir fahren noch, aber die Gurtschlösser klicken bereits. Ich streife meine Flammschutzhaube über, lege die Atemschutzausrüstung an, höre das vertraute Zischen, als die Pressluft in die Schläuche eindringt.

»Da ist es«, ruft Aspen von vorne. »Auf der linken Seite.«

Ich versuche, einen Blick aus dem gegenüberliegenden Fenster zu werfen, aber die Männer versperren mir mit ihrer Ausrüstung die Sicht. Also konzentriere ich mich auf das, was ich aus meinem Fenster erkennen kann. Ich entdecke ein paar Menschen, die mit fassungslosen Gesichtern auf dem Bürgersteig stehen, Arm in Arm, manche in Tränen aufgelöst ob der Tragödie, die sich gerade vor ihren Augen entfaltet. Ich schlucke – und mit dem Schlucken distanziere ich mich von den persönlichen Schicksalen dieses Feuers.

Es ist ein Job wie jeder anderer.

Einer, bei dem wir unser Bestes geben werden, denn alles andere ist nicht genug.

3

Quinn

Der Truck bleibt ein Stück entfernt vom Gebäude stehen, und wir steigen aus dem Wagen. Micah und ich treffen uns am Ende des Wagens, um uns gegenseitig auf Lücken in unserer Ausrüstung zu checken. Ich ziehe seine Haube zurecht, damit seine Wangen bedeckt sind.

»Los geht’s«, sage ich, nachdem wir beide einen Daumen hoch gezeigt haben. Micah hat bereits zwei Schläuche vom Wagen genommen und läuft hinter mir her, ich trage unsere Halligan Tools. Erst jetzt nehme ich das Gebäude in Augenschein.

Auf der Vorderseite des zweistöckigen Hauses sind bereits die Fensterscheiben gesprungen. Die Flammen züngeln sich an der Vorderseite hinauf und drohen auf das zweite Stockwerk überzugreifen. Es wird nicht lange dauern, bis das Haus vollkommen in Flammen steht. Rechts gibt es eine Garage, auf den ersten Blick scheint es, als wäre das Gebäude von allen Seiten erreichbar. Das ist gut, so haben wir mehr Einstiegs- und Ausgangsmöglichkeiten.

Jetzt macht jede Sekunde einen Unterschied.

Mein Funkgerät knackt, dann höre ich Captain del Valle, die ein paar Schritte von uns entfernt steht und Befehle erteilt.

»Beckett, Bishop, Sie gehen durch die Garage rein«, bellt sie.

Einen Augenblick später bestätigt Aspen ihren Befehl und läuft mit Reed los in Richtung Garagen.

»Lovett, Moretti, Sie suchen einen Hintereingang.«

Ich drücke den Knopf auf meinem Funkgerät und bestätige, dann folge ich Micah, der bereits losgelaufen ist. Während wir das Haus umrunden, verlegen wir unseren Wasserschlauch im Laufschritt und lauschen den weiteren Befehlen, um nichts Wichtiges zu verpassen.

»Beckett, Lovett, bitte kommen. Wer zuerst die Treppe findet, geht nach oben«, beschließt Captain del Valle, und ich bestätige ihren Befehl ein weiteres Mal. »Laut den Nachbarn suchen wir nach zwei Kindern. Die Eltern scheinen auf der Arbeit zu sein.«

Als wir den Garten erreichen, kommt die Bestätigung. Die Garage ist leer.

Micah schlägt ein paarmal hintereinander kräftig gegen die Glasschiebetür der Terrasse. »LAFD, ist da jemand?«, ruft er laut.

Ich lege meine Hand an die Scheibe und lasse meinen Blick durch den stark verqualmten Raum gleiten. Ein Wohnzimmer. So viel ist zu erkennen. Aber ob da ein Mensch ist, werden wir erst herausfinden, wenn wir drin sind.

»Los.«

Micah bricht die Tür auf, während ich über Funk durchgebe, dass wir das Gebäude nun betreten. Als wir drin sind, schließe ich die Tür, so weit es geht, ohne dem Schlauch seinen Spielraum zu nehmen.

Trotz der Atemschutzmaske habe ich direkt den Geschmack von Ruß auf der Zunge. Es ist heiß und die Sichtweite ist bescheiden, weil der Rauch durch eine geöffnete Tür direkt in den Raum hineinschlägt.

»LAFD, ist da jemand?«, ruft Micah, und da keine Menschen in unser Sichtfeld rücken, fahren wir mit unserer Durchsuchung fort.

»Tür«, sage ich und laufe los, um sie zu schließen und uns ein paar Sekunden mehr Sichtweite zu verschaffen. Doch je näher ich ihr komme, umso heißer wird es. Als ich sie erreiche, sehe ich das Feuer, das sich an den Küchenschränken entlangfrisst und aus dem Fenster schlägt.

»Bitte kommen. Hier Lovett, das ist ein Küchenbrand«, sage ich in mein Funkgerät. »Vorderer Teil des Gebäudes. Wir schließen die Tür und durchsuchen den Rest des Erdgeschosses.«

Micah hat in der Zwischenzeit einen großen Teil des Wohnzimmers abgesucht. Er deutet auf den Bereich, in dem ein Esstisch steht. Ich nicke und mache mich an die Arbeit. Auf Knien rutsche ich durch den Raum, nutze mein Halligan Tool, um meine Reichweite beim Tasten zu erhöhen. Zwar kann ich immer noch sehen, was ich tue, aber ich verlasse mich ungern nur auf einen meiner Sinne. Zwischendurch machen wir immer mal wieder lautstark auf uns aufmerksam.

Am Tisch angelangt, suche ich jeden einzelnen Stuhl ab und fahre einmal über die gesamte Tischfläche. Dann umrunde ich den Tisch und überprüfe alle Ecken und das Innere des Sideboards, das groß genug für ein Kind wäre, um sich darin zu verstecken.

Mein Blick bleibt an einem goldenen Bilderrahmen hängen.

»Hier ist ein Foto der Familie«, sage ich für alle. »Wir suchen ein Mädchen im Teenager-Alter. Der Junge dürfte etwa acht oder neun sein.«

Micah und ich treffen uns an einer zweiten Tür, die nicht zur Küche führt.

Einen Moment lang höre ich nur das Zischen meines Atemgerätes und das Prasseln des Feuers, das sich langsam, aber sicher durch die andere Tür frisst.

»Bereit?«

Micah nickt mir zu, dann öffne ich die Tür. Wir huschen hindurch, schließen sie wieder. Während Micah nach Vermissten ruft, male ich mit Kreide ein halbes X an die Tür. Später wird eine andere Person aus unserem Team das X vervollständigen, wenn der Raum ein zweites Mal abgesucht worden ist.

Wir befinden uns im stark verqualmten Hausflur, das Feuer nun in direkter Sichtweite. Hier ist es deutlich heißer, sodass wir auf die Knie runtergehen müssen, damit die Hitze erträglich wird. Um die Treppe zu erreichen, müssten wir direkt durch das Feuer gehen.

»Bitte kommen, hier Beckett«, höre ich Aspens Stimme. »Wir haben einen Weg ins Obergeschoss gefunden. Prüfen jetzt die Schlafzimmer.«

»Bitte kommen, hier Lovett«, sage ich nach der Bestätigung unseres Captains. »Die Flammen haben in den Flur übergegriffen und versperren den Rückweg über die Treppe.«

»Habe verstanden«, erwidert Captain del Valle und gibt ein paar Befehle an unser Team draußen weiter, damit sie unseren Rückweg sichern.

Erleichtert atme ich auf und bedeute Micah, dem Flur in die andere Richtung zu folgen. Viele dieser Häuser haben weitere Schlafzimmer oder Büros im Erdgeschoss.

Seite an Seite rücken wir über den Boden vor, rufen alle paar Schritte nach Vermissten und verlassen uns dabei vor allem auf unseren Tastsinn und die Erfahrungen, die wir bereits gesammelt haben. Wir lassen uns nicht los, genauso wenig wie den Schlauch, der unser Ticket nach draußen ist, wenn alle Stricke reißen.

Mir rinnt der Schweiß den Rücken hinunter, weil ich weiß, dass wir nur noch wenige Minuten Zeit haben.

»Bitte kommen. Hier Beckett. Wir haben jemanden. Wir brauchen eine Leiter und Rettungssanitäter an der C-Seite des Gebäudes. Sofort. Der Junge hat das Bewusstsein verloren.«

Ich atme ruhig weiter, auch wenn mir seine Meldung einen Adrenalinstoß versetzt.

Wir entdecken ein kleines Badezimmer und eine Garderobe. Auch an diese Türen male ich jeweils ein halbes X, nachdem wir die Räume durchsucht haben.

Der Rauch staut sich im Flur. Wir sprühen Wasser mit dem Strahlrohr in die Luft, um die Gase unter der Zimmerdecke abzukühlen.

Ich blinzle durch die Qualmschicht und entdecke mindestens zwei weitere Türen, das Ende des Flures ist nicht in Sichtweite.

»Wie groß ist dieses verdammte Haus?«, frage ich laut.

Wir öffnen die nächste Tür und finden ein Büro. Bis hierhin ist der Qualm noch nicht vorgedrungen, sodass wir den Raum schnell durchsucht haben. In der Zwischenzeit kommt von Aspen die Bestätigung, dass sie den Jungen evakuiert haben.

Als wir die Tür wieder öffnen, um in den Flur zurückzukehren, gibt es einen lauten Knall. »Runter!«

Micah wirft sich auf mich. Ich knalle auf den Boden, begraben von seinem Gewicht und unserer Ausrüstung. Im nächsten Moment rollen Flammen über uns hinweg.

»Fuck«, stoße ich ächzend hervor. »Ich glaube, du hast mir eine Rippe gebrochen.«

»Du meinst wohl: Danke, dass du mir den Arsch gerettet hast«, erwidert er und rutscht von mir hinunter. »Alles okay?«

»Ich denke schon«, murmle ich und richte mich auf. Der Schmerz in meinen Rippen verschwindet langsam.

Micah begutachtet mein Visier und den Rest meiner Ausrüstung, bevor er schließlich nickt. »Los, weiter. Wir müssen das Mädchen finden.«

Dicht an den Boden gedrängt, rutschen wir weiter durch den Flur, der dank der Flammen nun hell erleuchtet ist. Wir müssen uns beeilen, bevor uns der Rest des Gebäudes um die Ohren fliegt.

Wir entdecken noch zwei weitere Türen, doch bevor wir uns entscheiden können, hinter welcher davon wir zuerst nachsehen, lässt unsere Captain das Signal zur Evakuierung ertönen.

Shit.

4

Micah

Manchmal reicht ein Herzschlag aus, um eine Entscheidung zu treffen.

Manchmal sieht diese Entscheidung wie ein Fehler aus.

Manchmal aber glauben das bloß die Menschen um einen herum, während man selbst weiß, dass man das Richtige tut.

Quinn hinterfragt meine Entscheidung nicht. Sie nickt mir bloß zu, bevor wir uns in Bewegung setzen, um den Raum abzusuchen, der uns am nächsten ist, und uns damit dem direkten Evakuierungsbefehl unseres Captains widersetzen.

Wir reden nicht darüber. Wir spekulieren nicht, warum er gerade jetzt kam. Wir versuchen nicht mal darüber nachzudenken, dass uns das Haus jede Sekunde um die Ohren fliegen könnte.

Was wir machen, ist lebensmüde.

Aber es ist das einzig Richtige, denn wenn dieses junge Mädchen verängstigt in seinem Zimmer sitzt und wir später erfahren, dass wir sie hätten retten können, wären wir eine Minute eher da gewesen, würde mich dieses Wissen nie wieder Frieden finden lassen.

»Lovett, Moretti«, dröhnt Captain del Valles Stimme durch den Funk. »Wo steckt ihr, verdammt?«

»Eine Minute«, erwidert Quinn.

Ich drücke die Türklinke runter.

Die Tür bewegt sich nicht.

Sie ist abgeschlossen.

»Macht verdammt noch mal, dass ihr da rauskommt. Der Dachstuhl wird jeden Moment einbrechen.«

Trotz der brenzligen Lage zupft ein Lächeln an meinen Mundwinkeln. Captain del Valle und ihr Lieblingsschimpfwort.

»Wir sind in einer Minute draußen«, wiederholt Quinn ihre Zeitangabe.

Ich trete die Tür ein.

»LAFD, ist da jemand?«, rufe ich, doch es kommt keine Antwort. Wir stehen in einem Jugendzimmer mit rosa getünchten Wänden und One Direction-Bettwäsche.

Rauch ist kaum in den Raum vorgedrungen. Ich gehe zum Bett, klopfe das flache Bettzeug entgegen jeder Logik ab und knie mich hin, um auch unter das Bett zu blicken, doch ein paar Sekunden später ist es klar.

»Sie ist nicht hier«, spricht Quinn meinen Gedanken aus. Sie hat inzwischen in allen anderen Ecken und im Schrank nachgesehen. »Fenster. Los. Wir müssen jetzt aus dem Haus raus.«

Ich denke an das Zimmer, in dem wir noch nicht nachgesehen haben.

»Und wenn sie …«

»Nein, Micah. Fenster. Jetzt.«

»Nur noch …«

»Steig jetzt sofort aus diesem verdammten Haus«, brüllt Quinn mich an.

Ich balle die Hände zu Fäusten, wütend, auf sie, auf Captain del Valle, aber vor allem auf mich selbst, weil ich versagt habe, weil hier irgendwo ein Mädchen ist, eine Schwester von irgendwem, eine …

»Micah, mach schon.« Quinn packt meine Hand und zieht mich zum Fenster. Es steht schon einen Spaltbreit offen, und das fühlt sich an wie ein Juckreiz, den man erst dann wegbekommt, wenn man weiß, wieso er überhaupt da ist. »Willst du, dass dich deine Kollegen demnächst Pieces nennen?«

»Wo bleibt ihr, verdammt?« Captain del Valle.

Quinn reißt das Fenster auf. Ich spiele mit meinen Gedanken wie mit einem Jo-Jo. Endlose Möglichkeiten gehen mir durch den Kopf, eine törichter als die andere.

Quinn packt mein Visier mit beiden Händen und stellt sich auf die Zehenspitzen, um ihr Gesicht so nah wie möglich an meines zu bringen. Ihre blauen Augen blitzen wütend und rauben mir für einen Moment den Atem.

»Wenn du dich jetzt umdrehst und da reinrennst, werde ich dich umbringen, sollten es die Flammen nicht tun«, überrollen mich ihre Worte. »Hast du mich verstanden?«

Ich nicke.

Aber ich sage ihr nicht,

dass es nicht ihre Worte sind,

die mich abhalten,

sondern ihr Blick,

der mich daran erinnert,

wieso sich

weitermachen lohnt.

Sie lässt mich abrupt los. Ich klettere aus dem Fenster, biete ihr meine Hilfe an, doch sie braucht sie nicht, sie braucht sie nie, sie ist schließlich Quinn.

»Hier Lovett, wir sind draußen und unterwegs nach vorne«, höre ich sie sagen, und ich könnte schwören, dass ihre Worte die Erleichterung wie eine Welle zu unseren Teamkameraden tragen.

Einen Augenblick später stürzt das Haus ein.

5

Micah

Wie verständnislos können Menschen sein, frage ich mich, während der Besucherstuhl in Captain del Valles Büro unangenehm unter meinem Gewicht quietscht. Ich umfasse die kühlen Metalllehnen mit den Händen, um mich an irgendetwas festzuhalten, während sie ihren Unmut über uns äußert.

»Was habt ihr euch nur dabei gedacht?« Constanza del Valle hat sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch gestützt und faucht uns an wie ein Tiger, den man in einen Käfig gesperrt hat. »Ich bin nicht umsonst eure Vorgesetzte, verdammt. Wenn ich sage, dass ihr das Haus auf der Stelle verlassen sollt, dann habt ihr gefälligst zu hören!«

Quinn und ich schweigen betreten. Jetzt, gute drei Stunden nach dem Brand in der Floristan Avenue, kommt mir meine Aktion nicht mehr heldenhaft, sondern reichlich blöd vor. Spätestens, als wir in dem abgeschlossenen Jugendzimmer das geöffnete Fenster gesehen haben, hätte mir klar werden müssen, dass das Mädchen nicht mehr zu Hause ist. Wenn ich zurückgelaufen wäre, um sie zu suchen, hätten mich die Trümmer des Hauses unter sich begraben. Und Quinn gleich mit – denn egal, wie wütend sie auf mich gewesen wäre, sie hätte dieses Haus nicht ohne mich verlassen. Das weiß ich so sicher, wie ich meinen Namen buchstabieren kann.

Die Captain lehnt sich zurück und fährt mit den Händen durch ihr Gesicht, ein lautes Seufzen folgend. »Was ist da drin überhaupt passiert?«

Sie blickt zu Quinn, die mir aufgrund ihrer Erfahrung übergeordnet ist. Sie hatte somit das Sagen. Also wird sie den Ärger ernten, wenn ich nicht eingreife.

»Wir …« Sie räuspert sich. »Also …«

»Ich«, springe ich ein, obwohl ich ahne, dass ich mir damit mein eigenes Grab schaufle, aber was soll’s? Schlimmer als im Moment kann es wohl kaum kommen. »Ich habe einen Fehler gemacht. Es waren nur noch zwei Räume übrig, und ich dachte, wir könnten das Mädchen noch finden.«

»Also habt ihr beschlossen, den Evakuierungsbefehl nur als Empfehlung zu sehen und noch eine Runde in dem Haus herumzuschnüffeln?«

»Wir haben nicht …«

Quinn stellt ihren Fuß auf meinen und drückt zu.

»Ja, Ma’am.« Meine Knöchel treten weiß hervor, weil ich die Stuhllehnen so fest umgreife. »Es tut mir leid. Das ist meine Schuld. Quinn hat versucht, mich am Visier aus dem Gebäude zu schleifen.«

Del Valle blickt nachdenklich zwischen uns hin und her, dann seufzt sie noch mal und lässt sich in ihren Stuhl fallen. »Sie haben in den nächsten drei Wochen Putzdienst. Und Sie bauen mir ein verdammtes Modell für die Rauchgaspräsentation nächsten Monat.«

»Ja, Ma’am«, erwidern wir unisono.

»Lovett, abtreten.«

»Ja, Ma’am.« Quinn steht auf und wirft mir noch einen mitfühlenden Blick zu, bevor sie mich mit del Valle allein lässt.

Die Tür klickt hinter ihr leise ins Schloss.

Ich schlucke.

Warum fühlt sich mein Hals so eng an?

»Also, reden Sie«, fordert del Valle mich auf. »Was ist los?«

»W-was?« Meine Stimme ist ein Krächzen. Ich schlucke noch einmal. Räuspere mich. »Wie kommen Sie darauf, dass etwas los wäre?«

Sie hebt eine Braue, und das reicht, damit meine Schultern in sich zusammenfallen.

»Moretti, wenn dieser Job zur Belastung für Sie wird …«

»Das wird er nicht«, erwidere ich schnell. »Es ist meine private Situation, die mich gerade etwas mitnimmt. Aber das wird nicht wieder vorkommen. Ich verspreche Ihnen, dass ich den Kram ab sofort zu Hause lasse.«

Sie lehnt sich vor, verschränkt die Arme auf dem Tisch und mustert mich ausgiebig, bis ich sie vor lauter Unwohlsein nicht mehr ansehen kann. Del Valle ist eine großartige Feuerwehrfrau, schlau, mutig, ein Vorbild für viele, aber sie kann auch verdammt hart sein.

»Ich würde Ihnen gerne glauben, aber ich sehe die Schatten unter Ihren Augen heute nicht zum ersten Mal«, erwidert sie schließlich sanft. »Heute haben Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihre Kollegen in Gefahr gebracht.«

Ich nicke.

Schlucke wieder.

Fühle mich hundeelend.

»Wenn ich in Ihre Zukunft blicke, sehe ich zwei Versionen«, fährt sie fort. »In der einen beaufsichtigen Sie Großeinsätze und leiten Ihre Leute an, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Sie sorgen dafür, dass Ihre Leute nach dem Einsatz sicher zu ihren Familien zurückkehren können.«

Sie schweigt einen Moment, damit ihre Worte einsinken können. Und das tun sie. Scheiße, wie sehr sie das tun. Diese Frau sieht so viel Potenzial in mir?

»In der anderen Version allerdings sehe ich Sie ausgeschieden aus dem Dienst«, fährt sie dann fort und zerschmettert mit wenigen Worten die Fülle in meiner Brust. »Unaufmerksam, verletzt, geplagt von Schuldgefühlen. Alkohol wird Ihr Freund, und wann immer Sie eine Sirene hören, denken Sie an das, was Sie verloren haben.«

Meine Kehle wird so eng, dass ich kaum noch Luft bekomme.

»Wollen Sie das?«

Ich brauche einen Moment, doch dann blicke ich ihr fest in die Augen und schüttle den Kopf.

Del Valle lächelt.

»Das dachte ich mir.« Sie schnappt sich einen Zettel, öffnet ihren Kugelschreiber mit einem frechen Klicken und schreibt etwas auf. Dann reicht sie ihn mir. »Da. Bringen Sie mir eine Tauglichkeitsbescheinigung, und Sie dürfen wieder an vorderster Front mitkämpfen. Bis dahin übernehmen Sie die Anfänger-Jobs. Und jetzt fahren Sie nach Hause und schlafen sich aus.«

Was?

6

Quinn

Ich lehne mit verschränkten Armen an der Wand und warte. In mir flammen die unterschiedlichsten Gefühle auf. Sorge. Wut. Zuneigung. Noch mehr Wut.

Was hat er sich nur dabei gedacht?

»Hey, Sparkles«, höre ich Wrongway und blicke auf. Er steht am Ende des Flures, in der Tür zu den Umkleiden, eine Flasche Wasser in einer Hand, sein Handy in der anderen.

Ich entringe mir ein Lächeln. »Hey, Wrongway.«

Er reißt erstaunt die Augen auf. »Was? Kein Mittelfinger? Muss ich mir Sorgen machen?«

»Vielleicht.« Ich zucke mit den Schultern, aber mein Versuch, teilnahmslos zu wirken, geht gehörig nach hinten los.

Er betritt den Flur und kommt zu mir. »Das wird schon wieder. Wir haben alle schon Mist gebaut. Die Hauptsache ist doch, dass keiner zu Schaden gekommen ist.«

»Ja«, seufze ich, denn er hat recht. Natürlich haben wir alle schon mal etwas verbockt, aber die meisten von uns versauen es im Training, nicht in einem richtigen Einsatz.

»Ich kann immer noch nicht glauben, dass das Mädchen ihren kleinen Bruder einfach allein gelassen hat, um mit ihrem Kerl rumzumachen.« Wrongway gluckst vor sich hin, als wäre das alles eine Seifenoper und nicht der Grund dafür, wieso Micah und ich nicht nur unseren Job, sondern vor allem unser Leben riskiert haben. Wenn sie nur ein paar Minuten eher aus dem Nachbarhaus gekommen wäre, in dem sie sich aufgehalten hat, hätte Captain del Valle uns Entwarnung gegeben – und wir nichts riskiert.

Wrongway stupst mich an. »Hey, Quinn, keine Was-wäre-wenn-Spielchen, okay?«

Ich lache leise auf und schiebe meine Hände in die Hosentaschen. »Entschuldige. Du hast ja recht.«

»Es sind noch Donuts übrig. Stehen in der Küche, falls du auch was willst.«

»Danke. Ich warte eben auf Micah, und dann verkrümle ich mich wohl ins Bett.«

»Klar.« Er legt seine Hand kurz auf meine Schulter, bevor er mich mit meinen Gedanken allein zurücklässt.

Ich versuche, mich an das zu halten, was er gesagt hat. Was-wäre-wenn-Spiele bringen nichts. Was geschehen ist, ist geschehen. Kein Grund, sich weiter den Kopf zu zerbrechen.

Als ich höre, wie sich die Tür zu del Valles Büro öffnet und wieder schließt, hebe ich den Blick. Micah steht vor der Tür, stopft etwas in seine Hosentasche und fährt sich mit einer Hand durchs Gesicht.

Er sieht scheiße aus.

Richtig erledigt.

So schlimm wie noch nie – und ich habe ihn schon in den schlimmsten Momenten erlebt. Aber das hier, das ist neu, und es macht mir Angst.

»Sie hat dich nicht gefeuert, oder?«, durchbreche ich die Stille und löse mich von der Wand, um in Sichtweite zu treten. Micah hebt den Blick, seine Gesichtszüge werden weich, als er mich sieht, doch dann lässt er die Schultern hängen. »O Göttin, hat sie?«, keuche ich schockiert auf.

»Noch nicht.« Er kommt auf mich zu. Der selbstsichere Gang, den ich von ihm gewohnt bin, gerät ins Wanken. Das ist nicht der Micah, den ich kenne. »Aber den Kopf getätschelt hat sie mir auch nicht gerade.«

»Aber das ist gut«, werfe ich ein und suche sein Gesicht nach mehr Hinweisen auf den Verlauf des Gesprächs ab. Seine Augen sind gerötet, die Schatten darunter sind so dunkel wie nie zuvor, und überhaupt glänzen seine kastanienbraunen Augen schon eine ganze Weile nicht mehr so, wie sie es getan haben, als wir uns kennengelernt haben. »Also, dass du nicht gefeuert wurdest.«

Er lacht trocken auf und geht in die Umkleide, um seinen Spind zu öffnen.

Ich folge ihm. »Was denn?«

»Sie hat mir die Nummer eines Psychotherapeuten gegeben.« Er wühlt in seinem Spind herum, als würde er darin die Lösung seines Problems finden.

»Oh«, murmle ich betroffen. Das heißt dann wohl, dass nicht nur ich gemerkt habe, wie sehr die letzten Wochen ihn mitgenommen haben. All das Drama um seine Schwester, die letzten Einsätze …

»Ja. Oh.«

»Und jetzt?«, frage ich zaghaft nach.

Einen Moment lang sucht er noch weiter, dann hält er inne und blickt an seiner Spindtür vorbei zu mir. »Wie, und jetzt?« Er zuckt mit den Schultern. Es soll wohl achtlos wirken, aber es ist ein Sinnbild seiner Verzweiflung. »Jetzt mache ich eine fucking Therapie, um meinen Job wiederzubekommen. Was denn sonst?«

Ich nicke, während seine Worte langsam durchsickern. Dann erst wird mir bewusst, was er gesagt hat. »Du bist suspendiert?«

»Aufs Abstellgleis geschoben wohl eher«, brummt er und umklammert die Spindtür so stark, dass seine Knöchel weiß hervortreten. »Ich darf jetzt die Anfänger-Jobs übernehmen. Ich kann erst wieder mit euch ins Feuer, wenn mir dieser Therapeut eine Tauglichkeitsbescheinigung ausstellt.«

»Fuck, das ist …« Unfair, will ich es nennen, doch eigentlich denke ich: Eine riesengroße Scheiße, weil es bedeutet, dass wir nicht mehr zusammenarbeiten werden. Dass ich ausgerechnet den Menschen verliere, mit dem ich am liebsten arbeite. Der, der mir auf dieser Wache am meisten bedeutet. Aber das sage ich ihm nicht, denn heute geht es nicht um mich, heute geht es um ihn und darum, dass er einen Fehler gemacht hat, der uns beide das Leben hätte kosten können. »Wenigstens hat del Valle dir eine Chance gegeben, es wiedergutzumachen«, sage ich schließlich matt.

Er schnaubt und widmet sich wieder seinem Spind.

»Was denn? Nicht jeder hat so viel Glück.«

Ein Ruck geht durch seinen Körper. Er schiebt sich an dem Spind vorbei und macht einen Schritt auf mich zu, den Zeigefinger auf meine Brust deutend. »Das nennst du Glück?«

»Komm schon, Micah. Du weißt genauso gut wie ich, dass deine Karriere wegen dieser Sache nicht im Arsch ist«, erwidere ich ernst und drücke seinen Zeigefinger runter. Diese Machtspielchen braucht er mit mir gar nicht erst anzufangen. »Du hast einen Fehler gemacht, jetzt musst du die Konsequenzen tragen.«

In seinen braunen Augen blitzt es gefährlich auf, aber das macht mir nichts aus. Ich kenne die wütende Version von ihm, die macht mir weniger Sorgen als der Anblick, mit dem er aus del Valles Büro gestapft kam. »Du denkst also, es ist fair, dass ich zum Seelenklempner muss, um meinen Job wiederzubekommen?«

»Das hat mit Fairness nichts zu tun. Offenbar denkt del Valle, dass dir ein Therapeut helfen kann. Also wird es wohl das Richtige sein.«

»Na, schönen Dank auch.« Er verzieht verletzt das Gesicht. »Hättest mir ruhig früher sagen können, dass du denkst, ich wäre irre.«

»Jetzt krieg dich mal wieder ein«, schnauze ich ihn an. »So war das nicht gemeint.«

»Wie denn dann, hm?«

»Nach allem, was du in den letzten Wochen durchgemacht hast, ist es kein Wunder, dass du ausgebrannt bist. Glaub mir, damit kenne ich mich bestens aus.« Ich mache eine kurze Pause, damit meine Worte auch wirklich bei ihm ankommen. Ja, genau, ich habe Erfahrung damit, du Arsch, denke ich, als ich die Erkenntnis in seinem Blick sehe. »Also nimm den Stock aus dem Arsch und sorg dafür, dass dir die Therapie dabei hilft, wieder hochzukommen.«

»Ich bin ja nicht mal unten«, donnert er los.

Spöttisch hebe ich eine Braue und verschränke die Arme vor der Brust. »Ach nein? Und wieso tickst du dann aus, weil du zur Therapie gehen sollst? Wieso nimmst du es nicht gelassen? Schaffst du doch sonst auch so wunderbar, wenn’s dich nicht trifft.«

»Du … Ach, scheiß doch drauf.« Er wendet sich ab, holt seine Tasche aus dem Spind und schlägt ihn mit voller Wucht zu. »Ich bin weg.«

Erst jetzt werde ich wirklich wütend. Alles andere, das war eine Diskussion, nichts, was uns emotional so durchrütteln würde, dass unser Vertrauen dadurch kaputtgehen könnte. Aber das hier? Das geht nicht.

Ich setze mich in Bewegung, gehe an ihm vorbei und drehe mich schwungvoll um, eine Hand auf seine breite Brust platziert, um ihn am Weitergehen zu hindern. »Nein, Kumpel. So trennen wir uns nicht«, ermahne ich ihn und bin überrascht darüber, wie fest meine Stimme klingt, wo ich mich doch alles andere als gefestigt fühle. »Wir gehen nicht im Streit auseinander.«

Seine Nasenflügel blähen sich auf, seine dunklen Augen mustern mich, alles an ihm ist angespannt. »Scheiß auf deine Regeln, Quinn«, rollt es ihm schließlich über die Lippen. Er schüttelt den Kopf. »Echt, ich kann’s wirklich nicht mehr hören.«

Damit drückt er meine Hand runter und geht an mir vorbei, um mit schnellen Schritten aus der Wache zu marschieren. Ungläubig blicke ich ihm hinterher.

Ist das sein verdammter Ernst?

7

Micah

Für den Weg zwischen Feuerwache und Wohnung brauche ich an guten Tagen zwanzig Minuten mit dem Rad.

Heute brauche ich vierzehn.

Die Wut auf Captain del Valle, die Wut auf Quinn und nicht zuletzt die Wut auf mich selbst sind der perfekte Motivator, um alles aus meinem Fahrrad herauszukitzeln. Vielleicht übersehe ich dabei die eine oder andere gelbe Ampel, vielleicht werde ich auch ein oder zwei Mal angehupt, ich weiß es nicht. Ich habe einen Tunnelblick, bin viel zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, als dass ich mein Umfeld wirklich wahrnehmen würde.

Als ich schließlich schweißgebadet und außer Atem vor unserem Haus vom Fahrrad steige, zittern nicht nur meine Beine, sondern auch mein Herz.

Ich bin im Streit gegangen.

Ich gehe nie im Streit.

Quinn und ich haben uns weiß Gott schon oft gestritten, aber ich bin noch nie gegangen, ohne meine Fehler wiedergutzumachen.

Und diese irrwitzige Fahrt durch die Stadt …

»Gott«, murmle ich und reibe mir über den feuchten Nacken. Die Anstrengung hat nichts dazu beigetragen, die Wut zu vertreiben. Im Gegenteil, sie hat sie vielmehr an die Oberfläche geholt. »Verdammte Scheiße«, fluche ich und hole aus, um meinen Fuß gegen die Backsteinmauer sausen zu lassen.

Keine besonders gute Idee.

Mach deinen Körper ruhig auch noch kaputt, denke ich sarkastisch, während ich darauf warte, dass die pochenden Schmerzen verschwinden. Kann er deiner Seele wenigstens wunderbar Gesellschaft leisten.

Damit würdest du endgültig aus dem Dienst ausscheiden, flüstert eine sehr viel leisere Stimme. Eine, auf die ich hören sollte, wenn ich meinen Job jemals wieder ausüben will. Eine, die mir jetzt dazu rät, mein Handy zu nehmen und bei Quinn anzurufen.

Aber

ich bin ein

verdammter Angsthase,

habe viel zu viel Schiss,

dass sie nicht mit mir reden will,

dass sie nicht

verzeiht.

Mit einem Mal ist der Kloß in meinem Hals zurück. Ich schlucke gegen ihn an, schlucke gegen das verräterische Brennen in meinen Augen, schlucke, schlucke, schlucke, aber es hilft nichts, und im Grunde ist es egal, denn es ist dunkel um mich rum. Mitten in der Nacht, mitten in einer riesigen Stadt, in der niemand jemanden kennt, wirklich kennt zumindest.

Scheiß auf die Tränen.

Ja, scheiß drauf und gib sie mir,

ich will jede einzelne davon,

hoffe,

dass es mir dann endlich besser geht.

Ein merkwürdiges Geräusch bahnt sich den Weg aus meiner Kehle. Halb Schluchzen, halb Aufschrei, wie der Laut eines gequälten Tieres.

Aber die Tränen kommen nicht.

Schätze, es ist dann doch zu viel verlangt, zwei Mal innerhalb eines Monats zusammenbrechen zu können.

Anfänge

Fünf Jahre zuvor

Das war er also.

Der Tag der Tage.

Meine Finger glitten über den nach Weichspüler duftenden Stoff meiner Uniform, bevor ich mir einen Ruck gab und das Gebäude betrat. Ich war schon ein paarmal im Trainingscenter gewesen, weil Mom mich ab und zu mitgenommen hatte, deshalb kannte ich mich aus und wusste, wonach ich suchte.

Aber selbst wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich einfach nur den Menschen folgen müssen, die mit ahnungslosen Gesichtern in eine Richtung marschierten. Sie alle trugen die gleiche Uniform wie ich: blaue Hosen, blaues Hemd, einen schwarzen Gürtel und ein weißes Namensschild, um das Bild abzurunden.

Ich lächelte einem von ihnen zu und überließ ihm den Vortritt durch die Tür, die nach draußen führte. Auf dem Trainingsgelände befanden sich weitere Auszubildende. Ein gesamter Jahrgang neuer Feuerwehrleute.

Der Gedanke erfüllte mich mit Aufregung.

Ich stellte meinen Rucksack mit Sportkleidung und Verpflegung zu den anderen Taschen, die sich am Rande des Sportplatzes sammelten, und suchte in der Menge nach ein paar freundlichen Gesichtern. Von den hier Anwesenden kannte ich kaum jemanden, ein, zwei Leute flüchtig, weil auch ihre Eltern bei der Feuerwehr waren, aber sie waren in Gespräche mit anderen vertieft, und ich traute mich nicht, sie zu stören.

Mein Blick blieb an zwei Frauen hängen, die sich am Rande der Gruppe befanden. Ich steuerte auf sie zu, weil ich mich sofort mit ihnen verbunden fühlte.

»Hey«, begrüßte ich sie mit einem nervösen Knoten im Magen. »Sind wir wirklich die einzigen drei Frauen?«

Die eine lächelte und streckte mir ihre Hand entgegen. Sie hatte ihre dunklen Haare zu einem strengen Dutt zusammengebunden, ihr Händedruck strotzte nur so vor Kraft. »Sieht ganz danach aus. Ich bin Haley.«

»Quinn«, stellte ich mich vor und begrüßte auch die andere, deren Name Stella war. Stella war das komplette Gegenteil von Haley. Sie hatte blonde, kurze Haare und machte beinahe einen elfenhaften Eindruck, doch dem Funkeln in ihren Augen sah ich an, dass in ihr eine verdammt starke Persönlichkeit stecken musste.

Die beiden waren mir augenblicklich sympathisch.

»Das macht uns dann jetzt wohl zu Verbündeten.« Haley grinste. »Zeigen wir den Kerlen, was wir draufhaben.«