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1. Ich lüge immer: Eine klaffende Lücke zieht sie an. Kleine Touristengruppen sind in der Großen Hamburger Straße 15/16 in Berlin-Mitte ein gewohntes Bild. Sie starren ein Kunstwerk an: "The Missing House". Christian Boltanski hat die Namen der Bewohner des im Zweiten Weltkrieg ausgebombten Hausteils auf Plaketten an den sauberen Nebenwänden angebracht. Es sind Namen, Berufe und Ein- und Auszugsdaten, die etwas erzählen: von sozialen Schichten, Zeitgeschichte, Emigration oder Deportation. Die Nennung des Namens personalisiert ein Schicksal, das Individuum tritt aus der Anonymität der Geschichte hervor. Einfach, tiefsinnig, ergreifend. Namen, dem Lauf der Zeit entrissen und schlicht inszeniert. Typisch Boltanski... 2. Angry Young Man: Am Anfang war die Wut. Auch wenn man sie ihm heute nicht mehr ansieht. Kaffeebraune Augen, Wollpullover, Dreitagebart. So sitzt er im Moskauer Kellertheater Praktika. Seine Beine stecken in hohen Lederstiefeln, vor ihm dampft eine Tasse Tee. Zum heißen Getränk bestellt er sich ein Reisgericht. Wie ein Schläger sieht er nicht gerade aus, doch noch vor acht Jahren streifte Juri Klawdiew als Skinhead durch die Straßen von Togliatti, einer 1000 Kilometer südöstlich von Moskau gelegenen Industriestadt. Mit 34 Jahren sei er nun "im besten Rock-'n'-Roll-Alter", meint er und grinst. Als Dramatiker gehört Klawdiew heute tatsächlich zu den gefragtesten Stimmen in Russland... 3. Ich habe den Krieg nicht gesehen: Mein Vater, geboren in Damaskus und bis zu seinem zwölften Lebensjahr dort aufgewachsen, war ein osmanischer Generalstabsoffizier. Im Ersten Weltkrieg war er an der Dardanellenfront im Einsatz, wo das Osmanische Reich die einmarschierenden Armeen der Briten und ihrer Verbündeten besiegte. Er war 38 Jahre alt, als mit dem Ende des Krieges und dem Ende des Osmanischen Reiches auch seiner Karriere ein Ende gesetzt wurde.
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