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Im Jahr 2019 schlugen die Ehrungen Fontanes und Beschäftigungen mit ihm hin und wieder derartige Blüten, dass der Autor Lust bekam, diese zu parodieren. Er verfasste also - erst einmal zum Spaß im kleinen Kreis - erfundene Anekdoten und fiktive Zeitungsmeldungen. Durch die Nachrichten angeregt, fast täglich. So entstand ein satirischer Spiegel eines Jahres. Ergänzt durch eigene Collagen. Es sind augenzwinkernde, mit Sprache spielende Texte, die Fontane ehren, indem sie Ehrung karikieren.
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Seitenzahl: 43
Erfahrung ist fast immer eine Parodie auf die Idee.
Johann Wolfgang von Goethe
Für Claudia, Luise und Axel
Vorwort
Unerzählte Anekdoten
Ausgefallene Meldungen
Nicht erschienene Leserbriefe
Das Jahr 2019 war das Jahr, in welchem sich Theodor Fontanes Geburtstag zum 200. Mal jährte. Noch 5 Jahre danach kann man – zum Beispiel im mit ihm verbundenen Ribbeck – noch sehen, wie er gefeiert wurde. An dem, was von diesem Geburtstag übrig geblieben ist.
So manches davon vermag sogar noch das Neuruppiner Ampel-Fontanechen an Tiefe der Auseinandersetzung mit Fontanes Werk zu unterbieten. In erwähntem Ribbeck – zum Beispiel – allerdings in unmittelbarer Nachbarschaft zu Geschenken, zu denen in der Regel mehr Worte verloren werden (können) als nur: „Kunst, eben!“ Die sind aber auch schon älteren Datums.
Betrachtet man die 2019-er Geburtstagsgeschenke, so fällt immer wieder ein Bemühen auf zu zeigen, dass man von des Meisters Werk durchdrungen worden wäre wie ein Frühstücks-Brötchen vom Zuckerrüben-Sirup, dass man es aufgenommen habe oder sich angezogen.
In Neuruppin wurde ein Bildnis Fontanes, eingerahmt von Messer, Gabel und Esslöffel, mit der Unterschrift „Fontane´s Grill und Curry“ aufgehängt. Unbedingt mit Apostroph!
Ein Dresdener Lehrer war, womöglich weil er Birnstengel hieß, zum Sammler kunstgewerblicher Nachbildungen von Birnen geworden, und zwar jeden Materials. Er reiste nun mit dem Vorschlag an, seine Sammlung doch in Ribbeck zu lagern. War er des Putzens leid oder war es die Idee seiner Frau?
Eine Malerin malte eine grüne Birne überlebensgroß vor grauleerem Hintergrund ab, rahmte das Ergebnis und schenkte ihre Birne den neuen Schlossherren. Keine beachtenswerte Geste?
Die Rathenower Briefmarkensammler konnten einander in das Kulturzentrum Rathenow einladen, um Marken mit Fontane-Portraits oder -Sonderstempeln zu tauschen. Ob auch andere Marken getauscht wurden, ist nicht überliefert.
Am Bahnhof West in Neuruppin wurde eine neu gezüchtete Rosensorte auf den Namen „Theodor Fontane Rose“ getauft. Warum jedoch ohne Bindestriche, wurde nicht erklärt.
Ein Seminar im Klosterstift Heiligengrabe versprach, Bezüge aufdecken zu wollen, die es in Fontanes Werk zur Bibel gäbe. Sprich, Stellen, wegen derer zwischen jenem und dieser tatsächlich „vertiefende Zusammenhänge“ existierten.
Es war ein Fest!
In erheiterter Ribbecker Runde fragten wir uns, wie es wohl aufgenommen werden würde, gäben wir fiktive Meldungen mit noch absurderen Inhalten an die Presse. Über sensationelle Entdeckungen zu Fontanes Person und Werk oder um noch groteskere Geburtstags-Aktionen anzukündigen.
Vorweg: Wir haben es nicht ausprobiert. Doch ich war angepiekst und begann, die einflatternden kuriosen Auswüchse zu parodieren - immer bemüht, sie zu überbieten. Es hätte Sie vielleicht an ein Käfer-Rennen erinnern können. Es war ein Spiel zum Spaß im kleinen Kreis.
Fast täglich erhielt ich neue Anregungen, an ein Aufhören war nicht zu denken. Bis eines Tages die Nachrichten nicht mehr parodierbar mit weit ausgreifenden Schritten an mir vorbeizogen. Da gab ich mich geschlagen.
Entstanden war bis dahin aber eine ganze Handvoll vergnüglicher Blütenblätter, die ich hiermit als satirisches Spiegelbild jenes Jubiläums nun zu Ihrem Vergnügen sich in Ihre Hände legen lasse. Viel Spaß beim Lesen!
Hans Serner, Lindenberg, Mai 2024
Der Autor ist Jahrgang 1955, gebürtiger Berliner, Wahlprignitzer, Marionettenspieler.
Bisherige Veröffentlichungen:
2013
„Das Kehrbergische Wunderkind – Dokumentation einer Tragödie“, Traugott-Bautz-Verlag. Ein Sachbuch über den jüngsten Prignitzer Wunderheiler.
2017
„Bertaldas Altar“, Traugott-Bautz-Verlag. Sachbuch über die Bilder eines verschollenen Retabels.
2018
„Arminius Nero Spartacus – Drei Rebellen“, Traugott-Bautz-Verlag. Satirische Neuerzählung dreier vermeintlich bekannter Biographien.
Fontane und zu Putlitz
Als der berüchtigte Theaterkritiker Theodor Fontane einer Einladung des berühmten Theaterschriftstellers Gustav zu Putlitz gefolgt und herzlich begrüßt worden war, fiel dem Kritiker sein Begrüßungspudding aus der Hand. Geistesgegenwärtig warf der Schriftsteller sofort zwei weitere Puddingschüsseln auf den Boden.
Frau von Putlitz ließ sich auch nicht lumpen und schnippste ihrem Gemahl mit dem Löffel einen Klecks Pudding direkt auf die Nase. Nun fühlte sich Theodor Fontane wieder an der Reihe. So entwickelte sich ein recht unterhaltsames Wettwerfen.
Als Theodor Fontane sich verabschieden musste, waren sich alle drei einig, dass sie unbedingt einander nochmal treffen sollten.
Der berüchtigte Theaterkritiker Theodor Fontane war einer erneuten Einladung des berühmten Theaterschriftstellers Gustav zu Putlitz gefolgt.
Als man dem Wein bereits ordentlich zugesprochen hatte, wollte der Schriftsteller einen Toast auf den Kritiker ausbringen, kippte jedoch, als er sein Glas auf ihn leeren wollte, dessen Inhalt vor seinem Mund aus und sich über sein gestärktes Hemd.
Ruhig lächelnd dem verehrten Gast bedeutend, dass dies überhaupt kein Problem darstelle, startete er einen erneuten Versuch. Nachdem dieser ihm aber auf die Hose gegangen war, schaute er an sich herunter und knurrte: „Unsitte!“
Als der berüchtigte Theaterkritiker Theodor Fontane einer weiteren Einladung des berühmten Theaterschriftstellers Gustav zu Putlitz gefolgt war, schlug der Schriftsteller dem Kritiker vor, doch einmal um die Wette Kartenhäuser zu bauen.
Als der Kritiker dabei war, bereits das dritte Mal zu gewinnen, beugte sich der Schriftsteller etwas vor, um jenem sein Kartenhaus umzublasen, fiel dabei jedoch vom Stuhl.
„Da haben Sie es!“, ächzte der Schriftsteller.
Als der berüchtigte Theaterkritiker Theodor Fontane wieder einmal einer Einladung des berühmten Theaterschriftstellers Gustav zu Putlitz gefolgt war und man eben zu Tische saß, platzte dem Kritiker eine lederne Schuhschnalle weg