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Humorvolle Krimiunterhaltung mit Herz – vor grandiosem Alpenpanorama. Eine romantische Hochzeit im tief verschneiten Murnau, davon hat Anna schon immer geträumt. Doch bevor sie Hotelerbe Christian Eggers das Ja-Wort geben kann, wird sein Trauzeuge tot im Pool aufgefunden – ermordet? Anna steht unter Schock: Galt der Anschlag ihrem Zukünftigen? Während Kommissar Kienlechner eine rabiate Künstlergruppe verdächtigt, muss Anna erkennen, dass das vermeintliche Winterparadies ihres Verlobten eine einzige Lüge ist, die immer größere Abgründe offenbart.
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Seitenzahl: 374
Inga Persson hat Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert, 1994 promovierte sie. Anschließend schrieb sie jahrelang im Auftrag anderer: erst für Bundestagsabgeordnete, später für ihre Agenturkunden. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn am westlichen Ammersee und betreibt dort die traditionsreiche Pension »Schatzbergalm«.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.
© 2024 Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: mauritius images/Raimund Linke
Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer
Umsetzung: Tobias Doetsch
Lektorat: Christiane Geldmacher, Textsyndikat Bremberg
E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-98707-218-5
Oberbayern Krimi
Originalausgabe
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Mir sind Menschen schrecklich interessant.
Gabriele Münter an Arnold Schönberg, 21.
Prolog
Anna
Karibik, Juni 2020
»This has to be a mistake.«
Ein Fehler? Große, dunkle Augen inmitten eines jungen, fast noch kindlichen Gesichts starrten mich an. Der Bote fixierte mich, erschreckt wie ein Reh im Scheinwerferkegel. Wie gut, dass wir auf dem Gang standen. Noch besser, dass er leer war, sodass niemand außer mir die Augen des Boys sehen konnte. Das gigantische Bouquet aus rosa Hibiskus, das er mir entgegenstreckte, erzitterte. Als ich nicht zugriff, legte er seine Stirn in Falten, klemmte sich den Strauß unter den Arm, durchsuchte mit der freien Hand seine Hosentasche und beförderte einen zerknickten Zettel zutage. »Ännä Seeeiiiveking? No?«
Ich rang mit mir, einem spontanen Nicken und meinem Schuldbewusstsein. Meine Wangen brannten lichterloh. Anna Sieveking? Ich, zweifellos. Die Blumen? Richtig, auch für mich. Warum ich tat, als ob mich beides nichts anging? Eine andere Geschichte. Der Junge hier machte nur seinen Job. Er konnte weiß Gott nichts dafür, dass mein Leben seit Neuestem verwirrend war. Aufregend. Vielleicht auch plötzlich wundervoll. Aber eben auch verdammt kompliziert.
»What’s wrong, Ma’am?« Der Boy hob verständnislos die Schultern.
Ich sah ihn an. Er hatte ja recht, an den Blumen war nichts falsch, sie waren umwerfend. Rosige, pinkfarbene und violette Blüten, üppig, zart und intensiv duftend. Hinreißend.
Der Strauß war nicht das Problem. Ebenso wenig, dass wir uns auf dem Luxusliner Oceanstar in der Karibik befanden und heute Morgen im Hafen von Montego angelegt hatten. Sondern dass der Absender männlich, objektiv gut aussehend und irritierend charmant war. Ich als leitende Hotelmanagerin hatte kompetent, freundlich, aber distanziert zu sein. Was bedeutete, dass ein Kontakt, wenn überhaupt, professionell bleiben musste. Und drei Blumensträuße in einer Woche – in jedem Hafen einer – waren definitiv nicht mehr geschäftsmäßig. Auf den Punkt genau das, was ich mit meiner Position nicht vereinbaren konnte.
»One second.« Mein Herzschlag vibrierte durch meinen Körper. Ich riss mich zusammen, bezwang meine zitternde Hand und öffnete so behutsam, wie ich nur konnte, die Tür in meinem Rücken. Vorsichtig warf ich einen Blick in den Raum. Meine Kollegen, mit denen ich mir ein winziges Büro voller Rechner, Displays und Drucker teilte, hatten ihre Kopfhörer auf den Ohren, klebten mit den Nasen an ihren Bildschirmen und telefonierten. Ich zog die Tür ins Schloss und den Boy hinter mir her. »Follow me.« Wir mussten hier weg, bevor jemand nach mir suchte. Und zwar schnell.
»Yes, Ma’am!« Gehorsam trottete er neben mir her, den Strauß wie einen Pokal vor sich hertragend. Am nächsten Niedergang drehte ich mich um. Er sah mich fragend an. Ich griff in meine Hosentasche, hielt ihm ein paar Dollarnoten unter die Nase und streckte meine Hand nach den Blumen aus. »Thank you.«
Überraschung malte sich auf sein Gesicht, er strahlte, schnappte sich die Scheine und zischte in Überschallgeschwindigkeit die Treppe hinauf. Nicht dass ich mir das mit dem üppigen Trinkgeld noch einmal überlegte.
Wenn der wüsste. Ich sah mich noch einmal um und drückte, als die Luft rein war, mein Gesicht in das Blütenmeer. Ein Traum aus Duft, Farben und samtigen Blättern, die zart über meine Haut strichen. Für eine Sekunde schloss ich die Augen. Und für noch eine. Gestattete mir den Gedanken, dass der Strauß kein Traum und der Mann, der mir die Blumen geschickt hatte, Wirklichkeit war. Genoss das Gefühl, das sich in mir ausbreitete. Unfassbar.
In der Ferne klappte eine Tür. Oh no. Mein Puls beschleunigte wie ein Formel-1-Bolide beim Start. Ein kalter Schauer rieselte meinen Rücken herunter, ich schnappte nach Luft, spürte, wie mir schwindlig wurde. Alles, bloß das nicht. Den Strauß in der Hand, lehnte ich mich an die Wand, fixierte einen Fleck an der gegenüberliegenden Seite und atmete ein, aus. Mein Herzschlag verlangsamte sich, wurde gleichmäßiger, ich straffte mich und meine Gesichtszüge, reckte mein Kinn und stieg den Niedergang nach oben Richtung Rezeption. Es war ja nicht so, dass mir diese Lieferung ausschließlich Herzklopfen bereitete. Sondern auch Arbeit.
»Schon wieder ein Strauß ohne Karte«, sagte ich, angestrengt um Lässigkeit bemüht.
Danni, die junge, fesche Rezeptionsassistentin, die das erste Mal in ihrem Leben zur See fuhr, sah von ihrer Liste auf. »Nicht dein Ernst. Der Typ, der dauernd diese Blumen schickt, muss doch merken, dass sie bei uns stehen und nicht bei seiner Angebeteten.« Sie nahm mir das Bouquet aus der Hand. »Wunderschön.« Bewundernd hielt sie die Blumen auf Armeslänge von sich. »Sieh nur, diese Farben. Und wie sie duften! Oh«, sie verdrehte die Augen Richtung Decke, »ich hätte auch gerne mal so einen Verehrer. Aber was kriege ich? Einladungen zum Lasertag.« Danni tippte sich mit der freien Hand an die Stirn. »Kannst du dir das vorstellen? Auf jemanden zu schießen? Nach der Scheidung, okay. Aber beim ersten Date? Was hat so jemand beim zweiten vor? Ein Bootcamp?« Sie lächelte den Strauß an. »Der Kerl hier, der hat Ahnung von Frauen. Ist zwar total verpeilt, aber ein wahrer Romantiker.« Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung stand sie auf. »Ich such mal eine Vase.«
»Das kann ich schon selbst.« Mein Selbstverständnis als Chefin bestand nicht darin, andere für mich arbeiten zu lassen. Im Gegenteil. Ich kümmerte mich auch um Details, wie jetzt um ein Gefäß.
»Das weiß ich. Aber eben deswegen kannst du mich das auch mal machen lassen. Außerdem bin ich froh, wenn ich hier wegkann.« Sie grinste und verschwand in Richtung Technikraum.
»Wenn du meinst. Ich halte hier solange die Stellung.« Ermattet ließ ich mich auf ihren Platz fallen. Grad noch mal die Kurve gekriegt. In meinen Ohren pulsierte das Blut. Das wummernde Geräusch vermischte sich mit »Love is in the air«, das aus dem Lautsprecher über mir perlte. Leichtfüßig lief ich zu der Ecke in meinem Kopf, in der die Charts der letzten Jahrzehnte lagerten, suchte den Text heraus und summte mit. »Every sight and every sound. And I don’t know if I’m being foolish, don’t know if I’m being wise.«
Die Musik konnte den Radau, den mein Herz immer noch in meinem Brustkorb veranstaltete, nicht übertönen. Ich schloss die Augen und atmete. Ein, aus, wieder ein. Langsam fiel mein Puls vom Galopp in den Trab und schließlich in einen gemächlichen Schritt. Ausatmen.
»Love is in the air …« Wo John Paul Young recht hatte, hatte er recht. Woher sollte ich denn wissen, ob es klug, geschweige denn weise war, was ich gerade tat? Wie zum Beispiel heute Morgen beim Entertainment-Team nachzufragen, wieso seit einer Woche Lovesongs über die Bordanlage liefen. »Weißt du, Anna«, hatte die toughe Janine, die immer nur ihre neueste Choreografie im Kopf hatte, mit einem versonnenen Gesichtsausdruck gesagt, »da war so ein Gast, der hat mir erzählt, er habe bei uns an Bord die Frau seines Lebens getroffen. Und ob wir für sie seine Playlist spielen könnten. Ich fand das so süß, dass ich einfach Ja sagen musste. Verstehst du? Er schickt mir jeden Morgen einen neuen Link. Wie heißt der gleich …?« Die Bee Gees säuselten: »How deep is your love«, und Janine summte mit. »Egal. Ist es nicht das«, sie hatte sich zurückgelehnt und ihren durchtrainierten Körper gereckt, »wovon jede Frau im Geheimen träumt und was sie sich nicht zu sagen traut?«
Bei der Erinnerung an das Gespräch gab mein Herz schon wieder Gas. Klopfte buchstäblich bis zum Hals. Ich jedenfalls hatte bisher andere Phantasien in der Nacht gehabt. Kalter Schweiß tropfte mir ins Genick. Was eindeutig nicht die Schuld der Klimaanlage war, denn die funktionierte einwandfrei. Ich schloss die Augen.
Von wegen Liebe ist in der Luft. Bei mir trafen die Schmusehits ganz wunde Punkte, neudeutsch Trigger, körperliche Anzeichen meiner lädierten Seele, mir nur zu gut bekannt nach zwei Therapien, einem Haufen Selbsthilfebücher in meiner Lese-App und meiner besten Freundin auf Kurzwahl. Und ich wusste auch, was ich tun musste: durchstehen, aushalten, atmen und warten, bis der Sturm vorüberzog. Es sind Gedanken, nur Gedanken. Ich bin nicht meine Gedanken. Ich kann wählen. Was die Stimme in meinem Kopf sagt, kann ich mir aussuchen. Ich wusste das, das hatte ich mir tausendmal gesagt und noch öfter geübt und konnte doch nicht an mich halten. Schnell warf ich einen Blick zur Decke. Schneeweiß. Kein dunkles, schweres Tuch, das sich herabsenkte, um mich unter sich zu begraben.
Einatmen, ausatmen und wieder ein. Ich zog mein Telefon aus den Shorts, tastete mit der freien Hand nach dem kleinen Kühlschrank, den ein umsichtiger Mensch unter dem Schreibtisch platziert hatte. Mit der linken rollte ich eine kalte Dose 7up über meine Stirn, während meine rechte über dem Display schwebte. Ich wusste ja, wer er war. Was sollte ich tun? Reagieren? Oder ihn ignorieren? Irgendetwas musste ich machen, denn mein Herz, mein Kopf, mein ganzer Körper waren im Alarmzustand. Gab es überhaupt noch Gehirnzellen in meinem überhitzten Schädel, die einigermaßen geradeaus denken konnten? Eine Idee flog auf mich zu. Was, wenn ich mir auch mal einen Song bei Janine wünschte? Vielleicht den neuen Gassenhauer von dem ehemaligen Disneystar? »I can buy myself flowers, write my name in the sand«? So was in der Art? Frech und selbstbewusst? Schließlich riskierte ich gerade meinen Job.
Ich tippte. »Hey, Janine, spiel doch mal ›Flowers‹ für mich. Baci, Anna«. Zögerte. Dachte nach. Löschte den Text Buchstabe für Buchstabe. Schüttelte den Kopf. Völliger Blödsinn. Darum ging es nicht. Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff würde ich immer finden. Aber einen Mann wie ihn? Der meine kühle norddeutsche Hochglanzfassade einfach links liegen ließ? Was mich nicht nur irritierte und stresste, sondern mich auch frisch und lebendig sein ließ wie seit Teenagerzeiten nicht mehr?
Anna, come on. Genau das soll doch auf einer Kreuzfahrt passieren. Der Produktmanager wäre hin und weg von dir. Denn Zielgruppe dieser Reise war ja ich: weiblich, single und begeistert von der Karibik. Wenn ich den Hals ein kleines bisschen reckte, konnte ich vor dem Bullauge das Wasser glitzern sehen, die Palmen am Strand förmlich mit den Händen greifen. Der Trip hatte das Ziel, Herzen höherschlagen zu lassen. Warum nicht mal zur Abwechslung meins? Ohne dass es mich so durcheinanderbrachte?
Ich strich über mein Telefon und schrieb eine Nachricht. Nicht an Janine, sondern an Joe, der den nachmittäglichen Ausflug zum Doctor’s Cave Beach organisierte. Dass ich mitkommen würde. Er bestimmt auch. Dafür konnte ich gefeuert werden. Fristlos. Aber er war das Risiko wert.
Und wie er es war. Ich lächelte mich im Spiegelbild meines Displays an. Jetzt mal im Ernst. Wozu zierte ich mich noch? Hanseatische Contenance? Really? Die konnte ich spätestens seit dem Ausflug vorgestern getrost zu den Akten legen.
Wir hatten vor Grand Cayman Anker geworfen. Die halbe Mannschaft und die meisten Gäste waren mit Tenderbooten nach Georgetown übergesetzt. Ich kannte das schon von meinen vorherigen Törns, aber für die Kreuzfahrt-Newbies an Bord war schon die kurze Bootsfahrt ein kleines Abenteuer. Die Cayman Islands waren trotz oder wegen ihres Rufs als Steueroase ein Paradies. Karibik wie aus dem Bilderbuch, klares, türkisblaues Wasser, darauf Segelboote wie Sahnehäubchen hingetupft, schneeweißer Sand und Palmen.
Am Hafen angelangt, hatte ich mich von denen verabschiedet, die entweder dort blieben, um Katamaran zu segeln, oder von Guides zu einem Tauchgang abgeholt wurden, und hatte mir ein Taxi zum Strand genommen. Meine kleine Auszeit, die ich mir gönnte, jedes Mal, wenn wir hier ankerten. Auch eine Hotelmanagerin auf einem Kreuzfahrtschiff hatte das Recht, ab und an allein zu sein.
Als ich hinter einer Kurve plötzlich ihn entdeckte. Er musste eines der ersten Boote genommen und geahnt haben, welchen Strand ich besuchen würde – oder hatte ich es ihm beim Sundowner erzählt? Dem abendlichen Drink an Deck, den er in den letzten Tagen genutzt hatte, um wie zufällig kurz mit mir zu plaudern. Immer mit der Blume im Knopfloch, die er mir am selben Tag geschickt hatte. Drehte ich inzwischen vollkommen durch? Ich konnte mich nicht erinnern.
Er schien auf mich zu warten, barfuß, mit den Füßen im Wasser. In schneeweißen Shorts und einem kreischend bunten Hawaiihemd. Jeder andere hätte in der Kombi ausgesehen wie Thomas Magnum für Arme. Aber er, braun gebrannt, athletisch, dunkelblonde Locken, die Pilotenbrille lässig im Ausschnitt, war ein Bild von einem Mann. Der mich die ganze Zeit anlächelte, während ich über den Strand auf ihn zugegangen war.
»Hey«, hatte er leise gesagt, als ich vor ihm stand.
»Hey. Hast du dich verlaufen?« Lahme Antwort. Fiel mir echt nichts Besseres ein? Ich spürte die Sonne auf meiner Haut, das Wasser, das meine Füße umspülte, und den butterweichen Sand. Was genau tat ich hier eigentlich? Ich hatte den Mund für irgendeinen trockenen norddeutschen Schnack schon geöffnet, als ich ihm in die Augen sah und Sonne, Wasser, Sand um mich herum versanken.
Er strich mir eine Strähne, die mir ins Gesicht gefallen war, hinters Ohr. »Da bist du ja endlich.« Seine Hand glitt in mein Haar, er beugte sich zu mir und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
Eine kleine Stimme in meinem Kopf sagte: Anna. Dein Mund steht offen. Ich seh aus wie die berühmte Kuh, wenn’s donnert und blitzt. Aber was hätte diese Einsicht mir in diesem Moment geholfen? Es war das zweite Mal in meinem Leben, das mir die Worte fehlten. Und wie beim ersten Mal sah ich zu, wie die kleine blaue Flamme ganz hinten in meiner Seele plötzlich heller wurde, größer, wärmer. Ich stand vor ihm und starrte ihn an.
Er hatte mich angelacht und nach meiner Hand gegriffen. »Kommst du?«
Ein Augenblick wie im Kino. Auf der Leinwand meiner Erinnerung kann ich uns sehen, den Strand, das Wasser. Er hatte mich kaum berührt, trotzdem fühle ich noch heute seine Lippen unterhalb meines Ohres. Ganz zart. Kann sein Aftershave riechen. Teure Zeder und dunkles Leder. Spüre die Flamme in mir, sehe, wie sie brennt und wärmt, und habe das Gefühl, zu schweben.
Die Welt war eine andere seit diesem Nachmittag am Strand. Dabei kannten wir uns erst ein paar Tage. Gleich am ersten Abend an Bord war er auf mich zugegangen und hatte mich angesprochen. Sich vorgestellt als Christian Egger aus Murnau. »Unbedeutendes Kaff vor den Toren Garmischs. Aber die Aussicht ist sensationell.« Mir einen Drink besorgt und sich mit mir unterhalten. Höflich, witzig, eloquent. Nach ein paar Minuten wollte ich mich verabschieden, ebenso zuvorkommend, aber bestimmt. Ich musste mich ja auch noch um die anderen Gäste kümmern. Er hatte mich einen Augenblick zu lange angesehen. Wortlos.
Es gab mehrere Arten von Kreuzfahrtgästen: die, die nicht weiter auffielen, weil sie von morgens bis abends am Programm und am Essen teilnahmen; die, die ununterbrochen auffielen, weil sie sich pausenlos beschwerten; und die, die so lustig und sympathisch waren, dass ich mir wünschte, sie würden nie von Bord gehen. Und nun gab es ihn. Eine Viertelstunde nach unserer Begegnung sang Sting: »Every breath you take«, und ich wusste, er meinte mich. Von da an liefen die Lovesong-Charts auf der Oceanstar rauf, runter und wieder rauf. Im ersten Hafen wurden Blumen geliefert. Orchideen. Von denen er abends eine am Revers trug.
Seit diesem Nachmittag am Strand spürte ich das erste Mal seit Jahren wieder mein Herz. Wie es schlug. Heiß und wild. Das Zentralorgan meines Körpers tat seitdem sowieso einige Dinge, die es vorher noch nie getan hatte. Zum Beispiel Wellen durch mich hindurchzuschicken, wenn sein Arm scheinbar unbeabsichtigt den meinen streifte. Mich tomatenrot werden zu lassen, wenn ich nur an ihn dachte. Oder, neu und sehr lästig, zu schmerzen, wenn er sich von mir verabschiedete.
Wie hatte das passieren können? Ich hatte mich doch immer so bedeckt gehalten. Hütete mein ruhiges, blaues Flämmchen in den Tiefen meiner Seele wie einen Schatz. Wollte nicht, dass mir jemand nahekam. Zu nahe. Mein zweiter Name war doch Unverbindlichkeit. Und nun das.
Wovon auf der Oceanstar niemand etwas mitkriegen durfte. Während der zweiten Hälfte der Kreuzfahrt hatte ich es geschafft, meine fast zufälligen Begegnungen mit ihm belanglos aussehen zu lassen. Nur ich wusste seine Blicke und Gesten zu deuten. Eine ganze lange Woche lang. In der ich wie auf Wolken durch das Schiff geschwebt war.
»Du strahlst so.« Danni hatte mich von der Seite angesehen. »Hast du etwa im Lotto gewonnen?«
Als die Oceanstar schließlich wieder am Kreuzfahrtterminal im Hafen von Miami anlegte, hatte er sich unten an der Gangway aufgebaut und wartete auf mich – kaum zu erkennen hinter einem gigantischen gelben Blütenberg.
»Anna!«, hatte Danni über den Kai posaunt. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst! Ist das der Rosenkavalier? Sag mir nicht, die Blumen waren die ganze Zeit für dich!«
1
Anna
Oberbayern, Donnerstag, 1.Dezember 2022
Ich lächele mir selber in der Scheibe zu. Auf der anderen Seite des Glases zieht ein Winterwonderland vorbei. Sanfte Hügel, von Schnee bedeckt, so dick, dass er die Äste der Bäume nach unten biegt. Was für ein Kontrast.
Nichts von dem, was ich jetzt gerade tue, hatte ich damals geplant. Geschweige denn davon geträumt. Ich liebte meinen Beruf, liebte es, zur See zu fahren, Gäste zu haben, Verantwortung zu tragen. Und ich mochte die Routinen, den immer gleichen Tagesablauf. Tägliches Briefing, tägliches Troubleshooting auf und unter Deck, der abendliche Sundowner, Essen und ins Bett.
Bis zu dem Tag, als ich auf Christian traf. Ich kann es immer noch nicht fassen. So überrumpelt, wie ich gewesen war. Nur eins war mir damals schon klar. Lotto oder Liebe? War die Frage ernst gemeint?
Damals in Miami hatte ich nonchalant die Schultern gezuckt und war die Gangway hinabgeschwebt. Was hätte ich auch sagen sollen? Dass mein Jackpot schon zwei Wochen lang mit uns auf demselben Schiff unterwegs gewesen war? Als Christian mir inklusive Verbeugung die Blumen überreichte, hatten ein paar Kollegen sogar geklatscht.
Ich hauche auf die Scheibe der Regionalbahn, die mich von München nach Murnau bringt, und male ein Herz auf das Glas. Widerstehe dem Impuls, es sofort wieder wegzuwischen.
Nun ist es noch nicht allzu lange her, da kam Liebe nicht in meinem Wortschatz vor. Oder heiraten. Als Gast? Immer wieder gerne. Aber als Braut? Diese Position hatte es nie auf meine Bucketlist geschafft. Eine Direktion in Dubai oder Singapur. Mit Sicherheit. Aber »Ja« sagen? Wirklich nicht.
Mit dieser Einstellung war ich ziemlich allein. Wenn ich dem Algorithmus glauben wollte, der mir täglich Posts à la »single und trotzdem glücklich« einspielte, war mit sechsunddreißig der Zug sowieso schon lange abgefahren. Meine Schulkameradinnen jedenfalls hatten sich unendlich gestresst, um an ihrem dreißigsten Geburtstag unter der Haube zu sein. Präziser, an dem Geburtstag, an dem sie meinten, es sein zu müssen. Weil jeder danach fragte. Oder weil sie auf dem Klassentreffen nicht blöd dastehen wollten. An meinem dreißigsten hatte ich in einer Reggae-Bar in Kingston gefeiert, mit Kollegen, die nicht wussten, dass sie Partygäste waren.
Aber jetzt? Ich lehne meine Stirn an das eisige Fenster. »Wahnsinn«, flüstere ich in meinen Schal. Heute, zweieinhalb Jahre nach der Oceanstar, hängt neben mir ein Kleidersack am Haken. Darin ein Hosenanzug, dreiteilig, schmal geschnitten, weiß. Ich fahre meinem zukünftigen Ehemann Christian Egger entgegen, um die romantischste Hochzeit ever zu feiern. Klein, intim, mitten im Winter, in seinem Hotel, dem Eggers, umgeben von der lieblichen Landschaft des Murnauer Mooses, vor der grandiosen Kulisse der Garmischer Alpen.
In den ersten Monaten, nachdem er von Bord gegangen war, hatten wir uns aufeinander zubewegt. Mit allem, was moderne Technik hergab, über Kontinente und Weltmeere hinweg. Mir war das recht gewesen. Ich musste noch zwölf Wochen lang meinen Vertrag als Hoteldirektorin auf der Oceanstar erfüllen und er zurück nach Oberbayern, um das Vier-Sterne-Wellnesshotel seiner Familie zu führen.
Die Distanz tat mir gut. Ließ mich atmen. Um kritisch auf die Flamme in meiner Seele zu schauen, die seit Neuestem groß und hell war und nicht mehr klein und blau. Mich vertraut machen mit einem neuen Lebensgefühl, das nicht mehr aus Arbeit, Routinen und noch mal Arbeit bestand, sondern aus hin- und hergeschickten Fotos, Unmengen an Textnachrichten und Chats in jeder freien Minute. Über alles und jedes, stundenlang.
Das erste Mal nach unserem Abschied in Miami hatten wir uns in München wiedergetroffen. Im selben schicken Boutiquehotel, aber mit getrennten Zimmern. Waren durch den Englischen Garten spaziert, über den Viktualienmarkt flaniert, auf den Fernsehturm gefahren. Hatten die ganze Zeit geredet und gelacht. Händchen gehalten. Auf der Terrasse, mit Blick über die Stadt und die Alpen, hatte er mich das erste Mal geküsst. Das zweite Zimmer hatten wir bezahlt, aber nicht gebraucht.
Seit diesem Wochenende war die Seefahrt schlagartig passé gewesen. Bloß kein Meer mehr zwischen uns. Oder doch? Wie nah wollte ich ihn an mich ranlassen? Wie weit weg wollte ich sein? War ich verknallt, die Flamme ein Strohfeuer und in sechs Wochen nur ein Haufen Asche übrig? Ich hatte keine Ahnung. Ich entschied mich für eine Direktion in einem Fünf-Sterne-Hotel in der Schweiz. Nicht genau um die Ecke, aber immer noch besser als eine Beziehung zwischen Zeitzonen und Ozeanen.
Einziger Nachteil: Wenn ich früher meine Freunde noch gesehen hatte, wenn wir in Hamburg anlegten, traf ich sie jetzt überhaupt nicht mehr. Kontakt hatten wir nur noch über Social Media. Sie schrieben, wenn ich etwas postete. »Langsam werde ich grün vor Neid.« So etwas in der Art kam dann von Ester, meiner besten Freundin aus Hamburger Schultagen.
Murnau hatte ich in der Zeit nur ein paarmal besucht. Gerade oft genug, um Christians Vater Sepp und ein paar seiner Freunde kennenzulernen. Statt in Bayern hatten wir uns an irgendeinem anderen schönen Ort getroffen. Natürlich in London, Paris und Kopenhagen, aber auch zum Nordlichtbestaunen in Lappland und Surfen in Portugal. Rein in den Koffer, raus aus dem Koffer.
Bis Christian vor einem halben Jahr auf dem Empire State Building vor mir auf die Knie fiel und mir einen Antrag machte. Mit ausgebreiteten Armen und einem kleinen Samtkästchen mit einem funkelnden Diamantring darin. Ich weiß noch ganz genau, wie ich hoch oben über Manhattan stand und dachte: Ja. Das ist er. Der Moment. Perlend wie Champagner waren Glücksbläschen in mir emporgestiegen und als funkelnder Sternenregen über New York zerstoben. Lachend, weinend, stotternd brachte ich tatsächlich ein »Ja« über die Lippen. Die Leute um uns herum klatschten und johlten. Wie Amerikaner es taten, wenn jemand eine Riesenshow ablieferte.
In meinem Leben war nichts mehr, wie es einmal war. Ich war nicht mehr dieselbe. Es kamen Seiten an mir zum Vorschein, von denen ich noch nicht mal mehr gewusst hatte, dass es sie gab. Seit zwei Jahren hatte ich das andauernde Gefühl, zu schweben. Mit Leichtigkeit durch den Tag zu gehen. Erleichtert zu sein. Aber unsicher. Noch wartete ich sekündlich darauf, dass sich das dunkle, schwere Tuch, das mich so viele Jahre niedergedrückt hatte, wieder auf mich herabsenkte. Doch es kam nicht. Stattdessen spürte ich einen warmen Aufwind unter mir, bereit, mich zu tragen, wenn ich flog. Und alles nur seinetwegen. Mit ihm war alles anders. Ich war anders, als ob ich mich plötzlich daran erinnerte, wie es war, lebendig zu sein. Und nicht nur am Leben. Mit Christian an meiner Seite. Als ob er wüsste, dass jeder Umweg, den er nimmt, direkt zu meinem Herzen führt.
»Zugestiegene Fahrgäste die Fahrkarten bitte.« Der junge Schaffner nickt mir freundlich zu, während er den QR-Code scannt. »Wir sind pünktlich. Trotz des Schnees. Weiterhin eine gute Fahrt.«
Glitzernde Eiskristalle stäuben vor dem Zugfenster auf. Aber ich schaffe es nicht, mich über die herrliche Winterlandschaft und den strahlenden Sonnenschein zu freuen. Mein Blick fällt auf die Uhr. Noch zehn Minuten, bis ich nicht nur die Zugtür öffnen, sondern ein komplett neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen werde. Als verheiratete Frau.
Manchmal fremdele ich sehr mit dieser Vorstellung. Zu heiraten. Ehefrau zu werden. An der Seite eines Mannes. Seit meinen Teenagerjahren stand für mich fest, dass eine Ehe keine Option für mich war. Seit dem Tag, als der Umzugswagen vorfuhr und wir aus dem Kapitänshaus in Blankenese in eine Drei-Zimmer-Wohnung nach Barmbek zogen. Exakt an meinem siebzehnten Geburtstag. Dem Tag, an dem ich verstand, dass mein Vater das Vermögen meiner Mutter in die Spielbank getragen hatte. An diesem Tag schwor ich mir, mein Leben niemals in die Hände eines Mannes zu legen.
Damals hatte ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Aus dem Fenster gestarrt, das nicht mehr auf die Elbe ging, sondern auf die S-Bahn-Gleise. Alle zehn Minuten fuhr ein Zug vorbei. Kreischend. Tag und Nacht. Wenn ich im Bett lag und an die Decke starrte, schwebte ein schweres, schwarzes Laken auf mich herab, deckte mich zu und nahm mir den Atem.
Ich stand nicht mehr auf. Aß nicht mehr. Wenn meine Mutter in mein Zimmer trat, drehte ich mich zur Wand. In den wenigen Stunden, die ich nicht in kompletter Erstarrung verbrachte, hatte ich mir den Kopf zermartert. Darüber, was ich tun sollte. Nach sechs Wochen stand es klar vor mir: Ich wollte weg. Raus, um am entgegengesetzten Ende der Welt zu leben. Möglichst weit entfernt von Barmbek.
Ich war aufgestanden und wieder zur Schule gegangen. Mechanisch. Wortlos. Meine Eltern hatten es heruntergespielt. Es war mir egal, was sie dachten. Oder taten. Ich hatte abgeschlossen. Mit Hamburg und einem Leben als Sieveking-Tochter. Ein Name, der in der Hansestadt eigentlich ein Versprechen war. Das sich für mich nicht mehr erfüllte. Kein Türöffner, sondern endlose drei Jahre mit einer verhärmten Mutter und einem bitteren Vater. Die vergangener Größe und einem verspielten Vermögen hinterhertrauerten, gefangen in ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit.
Mit gerade neunzehn trat ich in der internationalen Hotelfachschule in Lausanne an. Selbstverständlich sprach ich damals bereits fließend Englisch und Französisch, Italienisch und Spanisch ganz passabel. Sogar ein paar Brocken Mandarin hatte ich drauf. Auf die Hotelfachschule folgten ein Jahr Adlon und dann, endlich, die Seefahrt. Viele Jahre kam ich nur nach Hamburg zurück, wenn mein Schiff auslief oder wieder anlegte. Kontakt zu meinen Eltern hatte ich keinen. Die schwere, dunkle Decke lag zusammengefaltet in einer Kiste, die in der hintersten Ecke meiner Seele stand.
Das Herzchen auf der Scheibe meines Abteils ist inzwischen verblasst. Vor dem Fenster der kleinen roten Regionalbahn ziehen immer noch verschneite Felder und Wiesen vorbei. Von Tutzing am Starnberger See waren wir erst nach Weilheim und dann in ein Dörfchen namens Huglfing geschaukelt. Bis zum Staffelsee kann es nicht mehr weit sein.
Pfützen aus geschmolzenem Schnee stehen im Gang zwischen den Sitzreihen. Weiter vorn jammert ein Kind. Neben mir unterhalten sich zwei ältere Herren in einem Dialekt, der mich entfernt an Deutsch erinnert. Von dem Glamour New Yorks ist das Bähnchen, das mich nach Bayern aufs Land bringt, meilenweit entfernt. Was mir egal ist, denn mit jeder Sekunde fahre ich Christian und meiner Hochzeit entgegen. Was danach kommt? Keine Ahnung. Noch etwas, was ich zum ersten Mal in meinem Leben mache: den nächsten Schritt meiner Karriere nicht schon weit im Voraus planen.
Ich halte es nicht mehr aus, stehe auf, greife nach meiner Jacke, packe Koffer und Kleidersack und schiebe alles Richtung Ausgang. Werde durchgerüttelt, als der Zug eine Weichenanlage passiert, bis er quietschend und ruckelnd im Murnauer Bahnhof zum Stehen kommt.
»Murnau am Staffelsee. Ihre nächsten Anschlusszüge …«, quäkt es aus Lautsprechern über mir. Eiskalter Wind pfeift über den Bahnsteig, die Rollen meines Koffers mahlen mühsam durch den sulzigen Schnee. Ich sehe mich suchend um. Menschen in dicken Jacken und Wollmützen streben zwischen den schmutzig weißen Haufen hindurch Richtung Ausgang. Da, am Ende des Bahnsteigs schwenkt jemand etwas Rotes.
»Anna!«
Das ist er! Mein Herz hüpft, ein Lachen steigt in mir empor, ich lasse alles stehen und liegen und laufe ihm entgegen. Außer Atem halte ich an. Wie am Strand vor über zwei Jahren steht er vor mir, sieht mir in die Augen und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
»Da bist du ja endlich!«
Das Rote sind langstielige Rosen, die knistern und stechen, als er seine Arme um mich schlingt und mich in die Höhe hebt. Ich spüre seinen Atem über mein Gesicht gleiten und Lippen, die den einen Punkt unterhalb meines Ohres berühren. In den Blumenduft mischt sich der Geruch von sehr teurer Zeder und dunklem Leder. Ich schließe die Augen und lasse eine türkisblaue Welle aus Glück über mich hinwegrollen. Wie richtig sich das anfühlt. Wenn es nach mir geht, kann ich den Rest meines Lebens auf diesem Bahnsteig verbringen.
»Komm«, sagt Christian und löst die Umarmung. »Mein Auto steht da drüben.« Er greift nach meinem Koffer.
Ich fange die Blicke der anderen Reisenden auf. Mein Zukünftiger sieht aber auch wieder unfassbar gut aus. Braun gebrannt von einer Wintersonne, wie sie nur auf einem Gletscher scheint, eine Sonnenbrille in den dunkelblonden Locken, ein Expeditionsanorak über einem gediegenen Trachtenjanker. Oberbayerischer Casual Chic eben.
»Tust du heute mal wieder alles, um deinem Ruf als attraktivster Hotelier des Werdenfelser Landes gerecht zu werden?« Ich bleibe vor seinem Jeep stehen. »Das Eggers«, prangt groß und golden auf seinen Türen. »Neu?«
»Das Branding? Oder mein Outfit? Ich komm aus dem Hotel. Das ist meine Arbeitskleidung. Und das mein Dienstwagen.« Galant hält er mir die Tür auf. »Entschuldige bitte, dass ich dich nicht in München abgeholt habe. Bei uns ist gerade die Hölle los. Und dann auch noch die Hochzeit. Wir arbeiten rund um die Uhr.«
Ich klettere auf den Beifahrersitz. Dann auch noch die Hochzeit? Ich ignoriere die Bemerkung und schnalle mich an. »Was machen wir mit dem angebrochenen Nachmittag?«
Er sieht in den Rückspiegel und setzt den Blinker. »Was schwebt dir denn so vor?«
Ich beuge mich, so weit es Sitz und Schaltknüppel zulassen, zu ihm hinüber. »Ich hab da die eine oder andere Idee. Allerdings müsstest du mir dafür mehrere Kleidungsstücke ausziehen.«
Er wirft mir einen langen Blick zu und fädelt sich in den Verkehr ein. »Darling«, seufzt er, »bring mich nicht in Versuchung. Ich muss heute noch arbeiten.«
In meinen Protest hinein hebt er einen Finger. »Ester und Maxi haben sich gemeldet. Sie kommen erst ganz spät am Abend. Du hast also keinerlei Verpflichtungen.«
Nicht nur meine Trauzeugin, sondern auch seiner. Uralte Freunde, die nur zu gerne zugesagt haben, uns in dieser Dezemberwoche bis zur Hochzeit zu begleiten. »Ester hab ich letzten Mittwoch erst getroffen und mit ihr die Planung besprochen. Die kommt alleine klar. Und Maxi ist dein Trauzeuge.« Ich lege den Kopf schief und schiebe die Unterlippe vor. »Aber ich bin dein Gast, und du musst dich jetzt um mich kümmern.«
Christian lacht auf. »Du? Mein Gast? Darling, das hättest du wohl gerne. Du bist so viel mehr für mich.« Er deutet einen Luftkuss an. »Die gute Nachricht ist: Heute Abend geben mein Vater und ich dir einen Champagnerempfang im Kaminzimmer.«
»Aha.« Das dünne Stilett der Enttäuschung, das sich in mein Herz bohrt, tut ausgesprochen weh. Ich kämpfe gegen ein Zucken, hole Luft und frage: »Ist es fertig? Das Kaminzimmer?«
»Ja, ich bin gespannt, was du davon hältst. Ein paar Freunde und Kollegen kommen auch dazu. Alles ganz zwanglos. Bis dahin hast du Zeit, anzukommen und dich auszuruhen. Denn die schlechte Nachricht ist und bleibt: Ich muss bis heute Abend arbeiten.«
»Okay.« Ich krame in meiner Handtasche, ziehe einen Balsam hervor, betupfe meine Lippen. Um mich abzulenken. Mir nichts anmerken zu lassen. Ich weiß doch, was vor Weihnachten los ist im Hotel.
Christian parkt vor dem Hoteleingang, springt aus dem Wagen, hebt mein Gepäck aus dem Auto und drückt es einem Angestellten in Livree in die Hand. »Sergio kennst du ja schon. Er wird dich in deine Suite bringen. Protest ist sinnlos«, winkt er ab. »Wir sind noch nicht verheiratet. Meine zukünftige Frau bekommt ihr eigenes Refugium.« Er küsst mich. »Bis später.«
Da hat der Interior Designer aber alles gegeben, denke ich, als ich drei Stunden später das Foyer Richtung Kaminzimmer durchquere. Fast schon aggressiv gemütlich. Mit altem, wurmstichigem Holz getäfelte Wände erzeugen den Eindruck einer Hütte in den Bergen, dazu stehen voluminöse Ledersessel lässig im Raum herum. Entspiegelte Panoramafenster lassen den Raum nahtlos in den verschneiten Garten übergehen. Samtblaue Dämmerung senkt sich über das Land, ein leuchtender Tag geht in eine kalte Nacht über. Über dem Outdoorpool steigen zarte Dunstschleier empor. Ein paar Gäste ziehen dort noch ihre Bahnen.
Ich sehe ihnen nach. Obwohl ich selbst den Wellnessbereich hatte besuchen wollen, war ich auf dem Sofa eingenickt und gerade noch rechtzeitig aufgewacht, um zu duschen und mich umzuziehen. Die Rosen zu bewundern, die in einer Vase neben einer todschicken italienischen Kaffeemaschine auf dem Sideboard stehen, einzuatmen und auch wieder aus. Den Kleidersack im Schrank zu verstauen. Wie Christian das rote Wollkleid mit den hohen Stiefeln wohl finden wird?
Dezent prasselt ein Feuer im Kamin. In der Ecke steht ein über und über geschmückter Tannenbaum und funkelt vor sich hin. Das Kerzenlicht eines riesigen Kranzes, der von der Decke hängt, bricht sich in seinen goldenen Christbaumkugeln. Es duftet nach Holz und Asche, vermischt mit nelkengespickten Orangen und Bündeln von Zimtstangen, die sich in hölzernen Schalen stapeln.
Eine Gruppe Männer steht vor dem Kamin. Sie halten halb volle Gläser in der Hand und stecken die Köpfe zusammen. Ich erkenne keinen von ihnen als Christians Freund, dafür einige Murnauer Geschäftsleute und den Bürgermeister. Haben die sich verlaufen? Oder sind seine Jungs wie immer zu spät?
Christian kommt mit zwei Champagnerflöten in der Hand auf mich zu. »Entschuldige, dass ich dich allein gelassen habe.« Er haucht mir einen Kuss auf die Wange, genau auf die Stelle, die mich immer noch erschauern lässt. »Du siehst bezaubernd aus.« Eine Hand legt er in meine Taille, mit der anderen stößt er sein Glas an das meine.
»Christian, sag mal, kommt eigentlich der Luki, der mir beim letzten Mal –«
»Moment«, unterbricht er mich. Drei Männer in edler Tracht durchqueren das Foyer. Sie nehmen den Raum in Besitz wie Menschen, die den großen Auftritt bereits gewohnt sind. Einer von ihnen, schlank, blond, gewinnendes Lächeln, kommt mir seltsam bekannt vor. Obwohl ich ihm mit Sicherheit persönlich noch nie begegnet bin. Daran könnte ich mich erinnern. Aber das Gesicht habe ich schon tausend Mal gesehen. Nur wo?
Christian löst seine Umarmung. »Sorry, die muss ich begrüßen.«
Blondschopf geht auf meinen Verlobten zu und ergreift seine Hand. »Grüße Sie, Christian. Danke für die Einladung. Sie haben nicht zu viel versprochen. Das Eggers ist ein sehr beeindruckendes Haus.«
Ich weiß, dass ich starre. Ich kenne diese Stimme. Der Mann, mit dem mein Verlobter gerade spricht, ist ein TV-Moderator. Ein sehr bekannter noch dazu. Meine Augenbrauen bewegen sich über meine Stirn nach oben. Was tut jemand aus dem Showbiz in Murnau? Im Eggers? Bei meinem Empfang? Eine Hand auf meiner Schulter unterbricht meine Gedanken.
»Anna?«
»Ja, Sepp?«
Christians Vater Josef Egger steht neben mir. So groß wie sein Sohn, die gleichen Augen, aber die doppelte Körpermasse. Das Gesicht zerfurcht von Arbeit und dem Leben in den Voralpen. Gekleidet in einen Trachtenanzug, von denen er etliche besitzen muss, denn ich kenne ihn nur so.
Sepp Egger verstärkt seinen Griff um meine Schulter und schiebt mich Richtung Gäste. Sein Atem riecht nach Alkohol. »Was meinst du? Soll ich ein paar Worte zur Begrüßung sagen?«
Die feste Umarmung holt mich aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück, macht mir seine Geste bewusst, fast als präsentierte er mich den Anwesenden. Nicht nur fast, es ist genau das, was er tut. Mich nach vorn ins Rampenlicht zu schieben. Der Moment fühlt sich plötzlich bedeutsam an. Aufregung kribbelt in meinem Bauch. Überrumpelt fällt mir keine bessere Antwort ein außer »Bitte«.
Er nickt mir sein Wohlwollen zu, löst seine Hand von meiner Schulter und schlägt mit einer kleinen Gabel an seine Champagnerflöte. »Liebe Anna, lieber Christian, liebe Freunde und Partner des Eggers. Es ist mir eine besondere Ehre, euch und Ihnen die zukünftige Ehefrau meines Sohnes vorzustellen: Anna Sieveking. Ja, wer hätte es gedacht, dass Christian tatsächlich einmal heiratet! Allein dafür müsste man dir eine Medaille verleihen, liebe Anna!« In sein bollerndes Lachen mischt sich Applaus.
Christian beugt sich von der anderen Seite zu mir. »Du weißt, dass du nichts von dem ernst nehmen darfst, was mein Vater erzählt, nicht wahr?«, flüstert er.
Sepp Egger hebt seinen Kelch. »Ich kann euch gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass Anna und Christian sich gefunden haben. Denn nicht nur ist Anna ein Bild von einer Frau und ein wunderbarer Mensch, sie ist auch eine gestandene, um nicht zu sagen hoch qualifizierte Hoteldirektorin mit internationaler Erfahrung, die ein echter Zugewinn für uns und das Eggers sein wird. Deshalb, liebe Anna, herzlich willkommen im Eggers und auf eine gemeinsame erfolgreiche Zukunft.«
Ich neige meinen Mund an das Ohr meines Verlobten. »Christian, wovon bitte spricht dein Vater?«
Er drückt meinen Arm. »Moment noch. Jetzt sagt der Tourismusreferent des Landkreises ein paar Worte.«
Einer der Trachtenanzüge reckt sein Glas in die Höhe. »Liebe Familie Egger, liebe Anwesende, es ist mir Freude und Ehre zugleich, bei so einem wichtigen Moment anwesend sein zu dürfen. Nicht nur schlagen Sie beide, liebe Anna, lieber Christian, ein neues Kapitel in Ihrem Leben auf. Das gilt auch für uns Murnauer und die gesamte Tourismusregion. Ich bin mir sicher, wir werden von Ihrer beider Kompetenz und Ihren ambitionierten Plänen profitieren. Meine Meinung steht fest: Medical Spas gehört die Zukunft. Die auf Sylt und am Tegernsee schon begonnen hat. Murnau wird bald Teil dieser Vision sein. Darauf trinke ich und wünsche Ihnen und uns nur das Beste.«
Medical Spas? Wie ferngesteuert lächele ich. Ich will doch nur heiraten. Wovon sprechen die hier alle? Ich nippe und verziehe das Gesicht. Etwas schmeckt plötzlich bitter in meinem Champagner.
2
Anna und Christian
Murnau, Freitag, 2.Dezember 2022
»Darling?«
Kein Mensch hat jemals Darling zu mir gesagt. Höchstens beiläufig. So wie der Amerikaner neulich am Flughafen, dessen Gepäckkarre ich festgehalten hatte, während er mit seinem Koffer und der Schwerkraft kämpfte. Der mich angestrahlt und mir ein »Thank you, darling!« zugerufen hatte. So eine Art von Darling. Aber nie als pet name. Schatz, das ja. Der deutsche Kosename. Nichtssagend, belanglos, fürchterlich banal. Und soundtechnisch unglaublich aggressiv für den Rest des Planeten. Ssschhhatzzz. Ehrlich? Ich finde es grausam, wenn jemand Schatz zu mir sagt. Gott sei Dank ist Christian noch nie auf die Idee gekommen.
»Hasilein.«
Ich mache keinen Mucks. Hasilein. Das hör ich noch lieber als Darling. Tausendmal besser als Schatz. Oder womöglich Spatzerl. Ein bayerischer Lover hatte mich mal so genannt. Erst hatte ich es charmant gefunden, bis ich herausgefunden hatte, dass in Bayern alle Männer sowohl ihre Frauen als auch ihre Geliebten Spatzerl nennen. Nur, um sich ihre Namen nicht merken zu müssen. Oder sie nicht durcheinanderzubringen. Das Techtelmechtel war dann schnell vorbei gewesen. Wie so viele andere auch. Ich fand es gut, wenn meine Beziehungen intensiv, aber nicht verbindlich waren.
Bis zu Christian. Der mich Darling nennt. Oder Hasi. Und manchmal, so wie heute, auch Hasilein. So albern. Aber wahnsinnig süß.
Und ich will mich süß fühlen. Will von innen strahlen. Wie damals, in Blankenese. Als ich als Sechzehnjährige in der Mainacht das erste Mal zum Engtanz aufgefordert worden war. Damals, als mein Leben noch leicht war, luftig. Als ein Licht in meiner Seele leuchtete.
Der Fremde hatte mich an sich gezogen, einfach so, drehte sich mit mir zu einem schmusigen Lovesong auf der übervollen Tanzfläche. Noch nie zuvor war ich einem Mann so nah gewesen. Hatte seine Hände auf mir gefühlt. Seinen Atem an meinem Ohr. Wie mein Herz geklopft hatte. Wie ich schwebte. Und strahlte. So wie heute. Während ich im Bett liege und von meinem Geliebten geweckt werde, der bald mein Mann sein wird. Jede Zelle meines Körpers funkelt. Leichte, luftige, süße Anna. Dass das Licht in mir überhaupt noch brennen kann nach all den Jahren, so wie damals, im Mai. Nach der langen, langen Zeit, in der ich rund um die Uhr geschuftet hatte, um zu verhindern, dass die dunkle, schwere Decke auf mich herabsank. Aber das ist jetzt vorbei.
Ich dehne mich ein bisschen.
Eine kräftige Hand tastet nach meiner Schulter und zieht mich samt dem Rest meines Körpers auf die andere Seite des Bettes. »Sag mal, Hasi, du tust doch nur noch so, als ob du schläfst.«
Warme, weiche Lippen finden meine, und ich versinke in einem innigen Kuss. Seine Hände gleiten sanft über meinen Körper. Ich antworte, indem ich meine Beine um ihn schlinge.
Er richtet sich auf und sieht mir in die Augen. »Du willst heute wohl überhaupt nicht mehr aufstehen, oder?«
Ich drehe langsam meine Hüften gegen seine. »Willst du das denn?«
Er stöhnt leise und erwidert meine Bewegung. »Wenn du mich so fragst, dann –«
Ping! Auf der gegenüberliegenden Seite der Suite erwacht der italienische Haufen Chrom auf dem Sideboard zu Leben. Wie zur Bestätigung, dass er eine Kaffeemaschine ist, zischt und faucht er einmal kräftig.
Ich lache auf. »Sag mir nicht, dass du das warst.«
Die Maschine rumpelt, quietscht und entlässt gluckernd zwei Cappuccini in bauchige Haferl.
Christian fährt sich über das Gesicht. »Gestern hielt ich das noch für eine gute Idee. Aber wenn ich es mir recht überlege …«
Ich weiche seinen Händen aus, gleite aus dem Bett und tappe, so wie Gott mich geschaffen hat, Richtung Sideboard. Neben der Maschine stehen die Rosen in der hohen Vase. »Und den Cappuccino kalt werden lassen?« Ich streiche einmal über die samtig-festen Blütenköpfe, greife nach den Tassen und drehe mich um. »Zucker?«
Sein Blick wandert über meinen Körper. »Du reichst mir als Süßigkeit vollkommen aus. Komm her zu mir.«
»Oops.« Ich umkurve seinen gierigen Griff. »Was soll das Housekeeping denn von uns denken, wenn wir das Bett bekleckern?« Vorsichtig setze ich mich neben ihm in die weichen Kissen.
»Weißt du was? Die werden von mir bezahlt und machen das, was ich ihnen sage.« Er versucht, sich an den Tassen vorbei an mich heranzudrängen.
Ich recke die Haferl in die Höhe. »Christian. Erst der Kaffee. Dann die Belohnung.«
Er stöhnt noch einmal, diesmal lauter, und setzt sich mit einem Ruck auf. »Jawohl, Sir, Anna, Sir!«
»Jetzt tu nicht so. Wie spät ist es eigentlich?« Ich fische nach meinem Telefon auf dem Nachttisch. »Wow, schon acht Uhr durch.«
»Mist.«
Ich sehe ihn an. »Was ist?«
Er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, nur eine Verabredung. Ist aber nicht so wichtig, kann ich später auch noch machen.« Er stellt seine Tasse ab. »Wenn ich es mir recht überlege, will ich gar keinen Kaffee …« Seine Lippen gleiten ganz sacht meinen Oberarm hinab.
Ein süßer Schauer wandert auf meiner Haut nach oben. »Du, kann ich dich was fragen?«, unterbreche ich ihn und meine körperliche Reaktion.
Er hebt den Kopf. »Immer. Das weißt du doch.«
»Dieser Empfang gestern. War der beruflich oder privat?«
Er richtet sich auf, legt den Arm um meine Schulter und zieht mich an sich. Sein Geruch, ein Gemisch aus Schweiß, Zeder und Leder, steigt mir in die Nase. »Beides. Hier in Murnau bin ich nie ganz privat, sondern immer der Christian vom Hotel. Und natürlich kommen zu so einem Empfang sowohl Kollegen als auch Freunde.«
Die ich nicht gesehen habe. »Und der Moderator? Der aus dem Fernsehen? Was wollte der gestern hier?«
»Der? Investieren.«
»Ins Eggers?«
»Das weiß ich noch nicht«, weicht Christian aus. »Ist alles noch nicht spruchreif. War aber gut, dass er dich kennengelernt hat.« Er dreht sich zu mir. »Bist du etwa sauer deswegen?«
Ich betrachte die Milchschaumreste in meiner Tasse. »Was heißt sauer? Eher verwundert. Ich hab mich gefragt, was diese Leute bei uns wollen, wenn es doch um uns und unsere Hochzeit geht.«
Er nimmt mir die Tasse aus der Hand, stellt sie auf dem Nachttisch ab und küsst mich. »Darling, ich verstehe dich. Aber du musst auch mich verstehen. In meinem Leben bist du das Wichtigste. Ich denke Tag und Nacht an dich. Ab und an ein kleines bisschen an das Hotel. Deshalb muss ich manchmal ein paar Dinge miteinander verbinden.«
Ich greife nach seiner anderen Hand auf der Bettdecke. »Ich hab ja Verständnis dafür. Es wäre halt ein smarter Move gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass es ums Geschäft geht. Dann hätte ich dich unterstützen können.«
»Das würdest du tun?«
»Selbstverständlich. Schon vergessen? Ich bin vom Fach und werde demnächst deine Ehefrau. Da macht man so was.«
»Anna, du bist der tollste Mensch, der mir in meinem Leben begegnet ist. Und ich hab auch ein paar Pläne, von denen ich dir erzählen möchte. Aber das«, er zieht an meiner Bettdecke, »kann ich später auch noch tun.« Er fährt seine Hände aus und schnappt nach mir.
Ist er nicht hinreißend? Ich quieke wie ein Ferkel und tauche unter den Laken ab.