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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Toni setzte Sebastian und Franziska vor der Schule ab. Danach fuhr er zum Marktplatz von Waldkogel. Er stellte seinen Geländewagen ab und ging die wenigen Schritte zum Rathaus. Alle Türen in der Bürgermeisterei standen offen. "Grüß Gott, Toni, komm rein! Ich bin hier hinten!", rief ihm Bürgermeister Fellbacher entgegen. "Grüß Gott, Fellbacher!" "Setz dich, Toni! Ich habe eigenhändig Kaffee gemacht", lachte der Bürgermeister. "Was bleibt mir auch anderes übrig? Nachdem mir meine Vorzimmerdame abhanden gekommen ist, fühle ich mich fast so ein bisserl wie ein Strohwitwer." "Daran bist selbst schuld, Fellbacher! Stell' endlich jemanden ein!" "Ja, ja! Das mache ich schon!"
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Seitenzahl: 129
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Toni setzte Sebastian und Franziska vor der Schule ab. Danach fuhr er zum Marktplatz von Waldkogel. Er stellte seinen Geländewagen ab und ging die wenigen Schritte zum Rathaus. Alle Türen in der Bürgermeisterei standen offen.
»Grüß Gott, Toni, komm rein! Ich bin hier hinten!«, rief ihm Bürgermeister Fellbacher entgegen.
»Grüß Gott, Fellbacher!«
»Setz dich, Toni! Ich habe eigenhändig Kaffee gemacht«, lachte der Bürgermeister. »Was bleibt mir auch anderes übrig? Nachdem mir meine Vorzimmerdame abhanden gekommen ist, fühle ich mich fast so ein bisserl wie ein Strohwitwer.«
»Daran bist selbst schuld, Fellbacher! Stell’ endlich jemanden ein!«
»Ja, ja! Das mache ich schon!«
Sie tranken Kaffee. Toni schaute den Bürgermeister an.
»So, jetzt erzähle mir, warum die Agnes gekündigt hat. Du hast mich neugierig gemacht, besonders weil du mich als Experte in Sachen Liebesangelegenheiten angesprochen hast.« Toni schmunzelte. »Aber damit hast du schon ins Schwarze getroffen, Fellbacher. Ich werde immer mehr zu einem Fachmann in Sachen Liebe, des bringt die Arbeit eines Hüttenwirts so mit sich. Des sagt auch der Alois und der muss es wissen, bei seiner Jahrzehnte langen Erfahrung als Hüttenwirt. Mei, im Urlaub kommen oft Gefühle hoch. Des ist auch zu verstehen. Im Alltag mit Arbeit, Hektik und Stress, da werden die Bedürfnisse des Herzens oft vergessen. Dann hat man keine Ruhe, um sich damit auseinanderzusetzen. Wenn die Leut’ hier auf der Berghütte sind, dann senkt sich die Ruhe der Berge in ihre Herzen, und sie hören das Flüstern der Sehnsucht nach Liebe. Sie spüren die Leere und wünschen sich die Zweisamkeit mit einem anderen liebenden Herzen.«
»Mei, Toni, des hast schön gesagt. Genauso ist es!«
»Aber es ist oft noch ein weiter Weg, bis sie zu ihren Gefühlen stehen, die Verliebten. In der heutigen Zeit, in der es in erster Linie immer nur um Materielles geht, ist des schwierig. Ich sage immer, Lieben kann man nur mit dem Herzen, net mit dem Hirn.«
Toni lachte.
»Mei, Fellbacher, ich könnte dir Geschichten erzählen, da würdest du staunen. So oft habe ich erlebt, dass die Liebe erst einmal Verwirrung und Unsicherheit auslöst. Die Menschen sind so zielstrebig und gewinnorientiert, dass sie sich scheuen, sich auf das Abenteuer Liebe einzulassen, das über sie hereinbricht. Sie haben dafür kein Computerprogramm, das die Chancen und Zukunftsprognosen berechnet.«
Toni lachte.
»Dabei müssten sie nur auf die innere Stimme hören. Doch oft braucht es eine Weile, bis sie dazu bereit sind.«
Bürgermeister Fellbacher nickte eifrig.
»Toni, bei der Entscheidung für oder gegen einen Menschen, da wird auch oft zu sehr Rücksicht genommen. Da reden Eltern, Verwandte und Freunde hinein. Jeder gibt seinen Senf dazu. Himmel!«, stöhnte Fellbacher und schaute gegen die Zimmerdecke, meinte aber den Himmel. »Als könnten die eine Garantie geben. Ich möchte net wissen, wie viele unglückliche Paare es auf der Welt gibt, zwischen die man einen Keil getrieben hat.«
»Kann des sein, dass du auf die Agnes anspielst?«, fragte Toni.
»Genau! Davon will ich dir erzählen. Doch vorweg bemerkt, die Agnes hat sich erfolgreich dagegen gewehrt! Der einzige Leidtragende bei der Sache bin ich. Aber vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung.«
Bürgermeister Fritz Fellbacher trank einen Schluck Kaffee.
»Unsere gute Agnes fuhr also in Kururlaub. Dort hat sie einen Mann kennengelernt. Die beiden waren sofort ein Herz und eine Seele.«
»Mei, des freut mich für sie!«
»Mich auch! Ich gönne dem Madl von Herzen ihr Glück!« Er schmunzelte. »Ich habe in ihr immer nur die Vorzimmersekretärin gesehen. Als ich des gehört habe, da ist mir zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, dass die Agnes ein fesches Madl ist. Dazu ist sie fröhlich, klug und tüchtig.«
»Des stimmt, Fellbacher! Red’ weiter!«
»Also, die Aggi rief einige Mal bei ihrer Familie daheim an. Berichtete, dass es ihr gut ginge, dass sie sogar sehr glücklich sei. Schließlich erzählte sie von Max, ihrem Liebsten. Ihre Schwägerin, die am Telefon war, war zuerst erfreut. Doch als Agnes erzählte, dass der Max fast zehn Jahre jünger ist als sie, stieß die Aggi nimmer auf offene Ohren. Die Schwägerin hat wohl auch die anderen Verwandten beeinflusst. Da sind bei denen alte Vorurteile aufgebrochen. Es kam zum Streit. Da hat es richtig gekracht, Toni!«
»Ja, sind die denn alle deppert?«
»Ja, des sind sie! Wie kann man dem Glück nur so im Weg stehen? Mei, ihre Schwägerin muss ja den Max net heiraten, sondern die Agnes. Es gipfelte darin, dass ihr Bruder den Max übel beschimpfte, dabei kannte er ihn gar nicht, nannte ihn Casanova und schlimmer. Ich will es deutlich sagen. Er erteilte dem Max Hausverbot. Die Aggi stellte er vor die Wahl, Heimat oder Liebe.«
»Mei, Fellbacher, des verschlägt mir die Sprache. Was hat den denn geritten?«
»Vielleicht ist der Teufel aus dem ›Höllentor‹ gekommen und hat sich auf deren Dach niedergelassen.«
Toni trommelte wütend mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Erstens geht den Hutseppel des nix an, denn des ist ganz allein
die Herzensangelegenheit seiner Schwester. Zweitens leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert und net im Mittelalter. Des ist so ein Quatsch! Ehen, in denen ein größerer Altersunterschied besteht, die gab es immer und wird es immer wieder geben. Außerdem wird dabei meist mit zweierlei Maß gemessen, Fellbacher. Wenn ein gestandenes Mannsbild sich ein blutjunges Madl nimmt, dann ist er ein toller Hecht und alle bewundern ihn. Umgekehrt wird die Frau mit einem jüngeren Lebenspartner regelrecht verurteilt. Das ist schreiend ungerecht!«
»Da stimme ich dir zu! Auf der einen Seite freute sich Agnes sehr, dass sie ihr Glück gefunden hat. Auf der anderen Seite war sie sehr verunsichert, wie des hier aufgenommen werden würde. Des ist nur die Schuld ihrer Schwägerin, die ist ein richtiges Biest. Aber die ist ja auch keine Einheimische, die hat eingeheiratet.«
»Fellbacher, sei vorsichtig, was du da sagst. Meine Anna kommt auch von weit her!«
»Mei, Toni, lege bitte net jedes Wort von mir auf die Goldwaage. Ich muss meinem Herzen einfach Luft machen. Ich bin wütend. Des hat die Agnes net verdient, dass man sie vor ein solches Ultimatum stellt. Sie hat sich für ihren Max entschieden, des ist auch gut so. Doch sie wollte nicht mehr hier leben, wegen ihrer Familie. Sie haben inzwischen geheiratet, und ihr Mann wäre bereit gewesen, hierher zu ziehen. Max ist selbstständig, hat eine kleine Firma. Er wäre bereit gewesen, die Firma zu verkaufen oder sie hierher zu verlegen. Für seine Aggi hätte er alles getan. Doch die Agnes sah nach dem Familienkrach für sich und ihren Mann keine Zukunft – und vor allem net für ihr Kind.«
»Die Agnes erwartet ein Kind?«
»Ja, sie wurde sofort schwanger. Des ist ein wirkliches Kind der Liebe.«
»Wie schön! Wie hast des alles erfahren, Fellbacher?«
»Allein hätte ich des nie geschafft. Des hab’ ich meiner lieben Frau zu verdanken. Die hat gesehen, wie ich nur noch darüber gegrübelt habe, warum die Aggi sich ohne schlüssige Erklärung für mich zurückgezogen und gekündigt hat. Meine Irene ist sogar ein bissel ärgerlich geworden. Sie warf mir vor, dass ich mehr an die Agnes denken würde als an sie. Es käme ihr bald vor wie eine Ehe zu dritt. Mei, des war natürlich total übertrieben. Aber ich konnte meine Irene auch verstehen. Also sagte ich daheim nix mehr. Ich behielt meine Gedanken für mich. Des hat meiner Irene auch net gepasst.
Aber sie wusste, dass die Sache mich weiter beschäftigte. Also nahm sie heimlich des Heft in die Hand. Sie hat sich die Postanschrift von der Aggi besorgt und ihr einen langen Brief geschrieben, weißt, einen Brief, so von Frau zu Frau. Des hat gewirkt. Die Aggi rief mich letzte Woche an. Wir haben fast zwei Stunden telefoniert. Sie hat mir alles erzählt. Dabei hat sie oft mit den Tränen gekämpft. Sie hat Heimweh nach ihrem geliebten Waldkogel und den Bergen. Mei, wie des Madl leidet, Toni!«
»Des glaube ich aufs Wort! Der hat man den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber weinen sollte sie net, des ist net gut für ihr Kind.«
»Des hab’ ich ihr auch gesagt. Aber ansonsten ist die Aggi glücklich. Ihr Max trägt sie auf Händen, hat das Kinderzimmer schon eingerichtet in seinem Haus, in dem auch seine Eltern leben und eine noch unverheiratete jüngere Schwester. Sie alle haben die Agnes mit offenen Armen aufgenommen.«
»Mei, des ist schön. Dann hat sie dort Menschen, die ihr Geborgenheit geben.«
»Ja, das hat sie, Toni! Aber ich sage dir, der Verlust ihrer Heimat, des wird sie nie überwinden. Des
ist …, des ist wie eine Vertreibung!«
»Eine Vertreibung aus dem Paradies!«, sagte Toni. Er war erschüttert. »Fellbacher, da müssen wir etwas machen!«
Fellbacher schlug mit der Hand auf den Tisch, dass es knallte.
»Des sage ich mir auch, Toni! Ich war auch schon drüben in Marktwasen bei ihrem Bruder und seiner Frau, nachdem ich mit Aggi gesprochen hatte. Aber ich konnte nix ausrichten. Die bleiben stur.«
»Hast schon mit dem Zandler darüber geredet?«
»Toni, wo denkst du hin? Zu meinem Freund bin ich zuerst gerannt, gleich nach dem Telefonat. Ich war so wütend auf der einen Seite und so erschüttert und voller Mitleid auf der anderen Seite, dass ich himmlischen und geistlichen Beistand benötigte. Ich habe erst mal für die Liebe der beiden eine besonders große Kerze gestiftet.«
Toni schmunzelte.
»Ah, dann ist des riesige Ding von dir! Es wird schon darüber gerätselt, wer diese meterhohe Kerze vor dem Marienaltar aufgestellt hat.«
»Es war die größte Kerze, die ich in Kirchwalden kaufen konnte.«
»Gut gemacht, Fellbacher! Es wird bestimmt was nützen. Hat der Zandler als Geistlicher schon mit Agnes’ Bruder und seiner Frau geredet?«
»Aber sicher, Toni! Der Heiner ist noch am gleichen Abend zu ihnen gegangen. Aber auch er konnte nichts ausrichten. Sie warfen ihm sogar vor, er würde diese unmoralischen Umtriebe gutheißen. Wenn er noch einmal davon reden würde, dann würden sie nimmer in die Kirche kommen.«
»Da muss eine unsichtbare Wolke über dem ›Höllentor‹ stehen, die nur auf die drüben in Markwasen wirkt. Des muss eine gefährliche Giftgaswolke sein, die deren Hirn total vernebelt.«
Toni schlug auf den Tisch.
»Aber dagegen werden wir etwas tun! Bist dabei, Fellbacher?«
»Darauf kannst zählen! Allerdings muss des gut überlegt sein, damit des politisch für mich kein Nachspiel hat, verstehst? Ich hab’ gedacht, ich könnte die Agnes und ihren Mann einladen. Aber des ist schlecht zu machen, da die Agnes gekündigt hat und mit Waldkogel nix mehr zu tun hat. Der Franz Huber, diese vom Ruppert Schwarzer eingeschleuste Schlange im Gemeinderat, hat gedroht, dass er Ärger macht, wenn die Gemeinde Waldkogel sie einlädt.«
»Ich verstehe! Wundern tut mich des net. Des wäre ein gefundenes Fressen für diese Bazis. Die würden dir sofort etwas anhängen, wie zum Beispiel Veruntreuung von Gemeindegeldern!«
»Du hast es erfasst, Toni!«
»Mach dir da keine Gedanken! Wir laden die Frischverheirateten auf die Berghütte ein. Wir machen ein richtiges Fest für die beiden, Fellbacher!«
Fritz Fellbacher strahlte.
»Des hab’ ich mir erhofft!«, sagte er.
»Du hättest mich auch gleich fragen können, Fellbacher.«
Sie schmunzelten. Beide wussten, dass es nicht am fehlenden Mut des Bürgermeisters lag, Toni um einen Gefallen zu bitten. Fellbacher wollte sich nur korrekt verhalten. Es war besser, wenn der Vorschlag von Toni kam.
»Du, Fellbacher, machst Mundpropaganda! Des soll genauso werden wie ein Hochzeitsfest, verstehst?«
»So hatte ich es mir vorgestellt! Ich werde mit meiner Irene reden. Sie wird helfen, das Essen und den Kuchen zu organisieren und so weiter. Die Frauen vom Kaffeekränzchen im Pfarrhaus, die packen auch mit an. Des wird die gute Helene Träutlein organisieren. Da ist sie als Haushälterin vom Pfarrer Zandler in ihrem Element. Es ist Tradition, dass alle zu einer schönen Hochzeitsfeier etwas beitragen, die dem Brautpaar verbunden sind.«
»Dann wird die Feier gigantisch werden, Fellbacher! Aber noch ist es nicht so weit. Die Aggi muss bereit sein, mit ihrem Max zu kommen. Weißt, die beiden könnten hier doch noch mal in die Kirche gehen. Rede mit dem Zandler, Fellbacher.«
»Das ist eine wunderbare Idee! Vielleicht sind die beiden auch bereit, sich hier kirchlich trauen zu lassen, denn sie sind nur auf dem Standesamt gewesen. Ich rufe Agnes sofort an. Des wird schon werden. Ich werde alle Register ziehen, Toni, und außerdem ein bisserl Druck ausüben. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, des weißt, Toni. Ich werde ihr sagen, dass es Gerüchte in Waldkogel gibt, dass ich schuld sei, dass sie fortgegangen ist. Des wird sie net auf mir sitzen lassen und herkommen, da bin ich mir sicher.«
»Bist ganz schön raffiniert, Fellbacher. Aber in dem Fall bin ich auf deiner Seite. Sage ihr schöne Grüße und gib mir auch ihre Telefonnummer. Anna und ich werden sie anrufen!«
Toni schaute auf die Uhr. Er hatte sich länger aufgehalten, als er vorgehabt hatte. Bürgermeister Fellbacher sagte Toni ein herzliches ›Vergelt’s Gott‹ und gab ihm die Telefonnummer.
Toni verabschiedete sich und fuhr, ohne bei seinen Eltern anzuhalten, hinauf auf die Oberländer Alm.
*
Die Sitzung des Gemeinderates war zu Ende. Es war wie immer heiß hergegangen. Bürgermeister Fritz Fellbacher verließ mit allen Mitgliedern des Gemeinderates das Rathaus.
»Schau mal an«, sagte Franz Huber halblaut vor sich hin. Seine Augen richteten sich auf eine junge Frau. »Des Madl fährt mit dem Auto vom Neumair herum. Mei, die tut so, als gehörte ihr der Hof.«
Huber drehte sich zu Fritz Fellbacher um.
»Weißt du etwas darüber, wie des ist mit dem Erbe? Wer erbt den Neumair-Hof?«
Fellbachers Augen verengten sich. Typisch Huber, dachte er. Da hat er wieder etwas, was er seinem Bazi Schwarzer zutragen kann. Der wird sicherlich gleich wieder die Finger nach dem Neumair Grund ausstrecken. Naa, Huber, von mir wirst nix erfahren, so dumm bin ich net, dachte Fellbacher. Er zuckte mit den Schultern.
»Der alte Adam ist erst ein paar Tage unter der Erde, Huber. Des kann dauern mit der Testamentseröffnung. Du weißt ja, dass sich des Amt in Kirchwalden mit den Erbscheinen immer viel Zeit lässt.«
»Es muss sich doch jemand darum kümmern! Da geht es doch um Werte. Normalerweise ist des ja auch kein Problem, wenn es nächste Angehörige gibt. Der alte Adam Neumair hatte doch niemand, oder?«
»Was fragst du mich, Huber? Wenn du es wissen willst, dann geh’ rüber und red’ mit der Evi. Vielleicht sagt sie dir etwas«, grinste Fellbacher.
Er wendete sich ab und ging die Straße entlang. Er wollte bei Tonis Eltern im Wirtshaus ein Bier trinken. Das machte er immer nach einer Gemeinderatsitzung, bevor er heimging.
Unschlüssig blieb Franz Huber vor dem Rathaus stehen, die Hände in den Hosentaschen. Die anderen Gemeinderatsmitglieder verabschiedeten sich und gingen heim. Huber beobachtete, wie Evi Hertl die Heckklappe des Kombis öffnete. Der große schwarze Hund mit dem zotteligen Fell sprang heraus. Es war ein Russischer Terrier, ein Rüde, und er hörte auf den Namen Otto. Otto raste über den Marktplatz und suchte einige Bäume auf. Franz Huber ging über die Straße.
»Grüß dich, Evi!«
»Grüß Gott!«, sagte sie mit gedämpfter Stimme und wandte den Blick ab.
Huber rieb sich das Kinn. Er war jetzt doch verlegen.
»Evi, was ich dich fragen will … Was wird denn jetzt mit dem Neumair Grund?«
»Was geht es dich an, Franz Huber? Des braucht dich net zu interessieren!«
»Was bist so kratzbürstig! Ich hab’ doch freundlich gefragt.«
»Ich bin net kratzbürstig, Huber. Warte ab, dann wirst es schon erfahren.«
Der große Terrier kam wie eine schwarze Wolke angefegt und drängte sich zwischen Huber und Evi. Der Hund knurrte dunkel.
»Ist der immer so bösartig?«, fragte Huber und machte einige Schritte zurück.