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Sie halten hier ein Buch unterschiedlichsten Inhalts in den Händen. Dafür einen Klappentext zu schreiben, der auf jeden einzelnen Text eingeht, ist praktisch unmöglich. Am besten ist es, Sie schauen einfach selber mal in das Buch hinein, das die konzentrierten geistigen Ergüsse acht junger Schriftsteller enthält. Sie werden es nicht bereuen.
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Seitenzahl: 136
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Peter Oliver Greza, Anna Kontogiorgas, Daniel Schmitt, Marco Capitano, Christoph Schlemmer, Ann-Kathrin Brand, Franziska Braun, Marian Nothing
Tränen, Trauer und ein Trenchcoat
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www.tredition.de
© 2014 Peter Oliver Greza, Anna Kontogiorgas, Daniel Schmitt,
Marco Capitano, Christoph Schlemmer, Ann-Kathrin Brand,
Franziska Braun, Marian Nothing
Umschlag, Illustration: Anna Kontogiorgas
Herausgegeben von Peter O. Greza
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7323-1533-8
e-Book:
978-3-7323-1534-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Vorwort
Wer hätte gedacht, dass aus einer im Moment geborenen Idee einmal eine Anthologie entstehen würde? Ich jedenfalls nicht, und dabei bin ich auch noch dafür verantwortlich.
Aber ganz langsam, von Anfang an. Dieses Buch ist voll mit Texten von acht unterschiedlichen Leuten, die mindestens eine Sache gemein haben: Sie treffen sich regelmäßig im kleinen Kreis, um über ihre literarischen Ergüsse zu diskutieren. Diese einmal in der Woche stattfindende Veranstaltung nennt sich ganz simpel „Autorentreffen Tübingen“. Ins Leben gerufen habe ich diese Treffen, weil mir irgendwann einmal bewusst wurde, wie schwierig es ist, anständige Kritik für die eigenen Werke zu bekommen.
Fortan traf man sich über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg immer wieder, las vor, kritisierte und freundete sich an. Während die Treffen ins Land gingen, kamen neue Schreiberlinge hinzu, andere verließen uns wieder. Irgendwann waren wir dann an einem Punkt angekommen, an dem wir uns sagten: „Hey, uns gefällt, was wir gegenseitig schreiben. Vielleicht gefällt es auch anderen?“ Und so war die Idee dieser Anthologie geboren.
Die hier abgedruckten Texte sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie schreiben. Sie können sich beim auf Abwechslung einstellen. Wir haben Jäger, Schwaben, Elfen, Klaviere, Blut und noch viel, viel mehr.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Peter O. Greza
Inhalt
Vorwort
Anna Kontogorgias
Hemingway
Knochenmehl mit Zuckerwatte
Aurora
The Science of Rejection
Vernunft ist Nichts.
Ann-Kathrin Brand
Verendeter Kram
Warum der Himmel so rot ist
Wäsche waschen
Christoph Schlemmer
Aus dem Leben des Richard Gordon
Der IQ Test
Die Nacht der lebenden Schwaben
Daniel Schmitt
Der Camper
Franziska Braun
Hannah
Meine Hände
Marco Capitano
Melissa
Marian Nothing
Freundschaft ist
Die Sekunde
Stadttag
Lebenswind
Der Krankheitsschleim
Betrachtungen aus einem Kokon
Lebenswache
The mirror
To repent
Peter Oliver Greza
Aurile
Katharsis
Das allerletzte Klassentreffen
Nachwort
Anna Kontogorgias
Anna Kontogiorgas lebt in Tübingen und studiert dort Allgemeine Rhetorik und Anglistik. Sie schreibt seit ihrer Jugend Kurzgeschichten, Erzählungen und Romane, sowie gelegentlich Lyrik. Was sie am Schreiben fasziniert, ist die Schönheit der Sprache, die sie von klassischen Autoren wie Hermann Hesse und Oscar Wilde gelernt hat. Diese Faszination verarbeitet sie in ihren eigenen Werken und in ihrem eigenen Stil. Die hier abgedruckten Geschichten „Knochenmehl mit Zuckerwatte“ und „ Vernunft ist Nichts“ sind mit Bewunderung und Dank an Alexander Kaschte entstanden.
Hemingway
„There is nothing to writing. All you do is sit down at a typewriter and bleed“ - Ernest Hemingway
Ernest Hemingway sagte: Schreiben ist kein Kunststück. Du setzt dich einfach an die Schreibmaschine und blutest.
Ich sitze schreibend und ich blute meine Gedanken auf das Blatt, hinterlasse rote Flecken, rote Schlieren und Gebilde.
Ich blute meine Gedanken auf das Blatt und das Blatt blutet zurück, es füllt mich, mit Zweifeln und mit Wahrheiten und mit Augenblicken und mit neuen Gedanken.
Nichts wird jemals weniger.
Ich blute meine Gedanken auf das Blatt und in meinem Kopf herrscht Chaos. Es wird geschrien und gerempelt und ein jeder Satz drängt sich hervor, will zuerst geschrieben, zuerst geblutet sein.
Nur wenige stemmen sich gegen den Strom, versuchen zu flüchten, wollen unentdeckt, wollen ungesagt bleiben. Verstecken sich im hintersten Kämmerchen meines Kopfes. Doch ich ergreife sie und zwinge sie hinaus. Dies sind die Gedanken die ich blute.
Denn die schreiende Masse ist banal und füllt meinen Kopf mit Lärm und Unterträglichkeit, ein unliebsamer Pulk von unverständigem Denkstoff. Sie drehen sich um das gleiche und immer gleiche, sie öden mich an, sie sind des Denkens nicht wert. Doch sie füllen meinen Kopf von oben bis unten, sie sind klein doch unzählig, sie sind geduldig; sie lassen sich nicht verdrängen. Diese Gedanken bestimmen meinen Alltag, doch sie bestimmen nicht mich, niemals mich. Ich finde mich nur in den Gedanken, die sich verbergen, verschüttet, doch geborgen in den Bergwerken meines Kopfes. Ich grabe und ich berge sie, ich fördere zu Tage, was in die Nacht gehört. Ich bin bestimmt durch das, was ich aufgebe. Meine Bestimmung ist Verlust.
Ich blute meine Gedanken auf das Blatt und ich sehe, die Tropfen vermischen sich, sind selbstständig, selbst verständig, selbst verständlich. Sie formen mehr als ich je dachte, sie wachsen und winden sich, laufen zusammen und vermischen sich, oder was einander gehörte, trennt sich – eine Separation wie bei der Zellteilung.
Meine Gedanken sind mehr als ich und mehr als die Summe ihrer Einzelteile, sie sind mehr als Buchstaben und mehr als mein Blut.
Ich werde meinen Gedanken nicht gerecht und meine Gedanken sprechen Recht über mich und richten mich zugrunde.
In der Stille allein entfaltet sich die Menge der Worte, die Menge der Laute, die laute Stille. In der Stille allein klingt jedes Geräusch wie ein Knall und jeder Gedanke wie ein Schrei – er hallt wieder, prallt ab von stillen Wänden und kehrt zurück zu mir verändert – bereichert oder entstellt. In jedem Falle fremd.
Ich blute meine Gedanken auf das Blatt und sehe die ersten Tropfen trocknen, wie sich ihre Ränder schwärzen und wie ihr Geist entschwindet. Aufgesaugt vom Blatt verlieren sie an Frische und gewinnen doch so viel – gewinnen Dunkelheit, gewinnen Tiefe, gewinnen Ernsthaftigkeit.
Die trocknenden Tropfen tragen ihren Inhalt in die Tiefen des Blattes und die Form entflieht in die Luft, unaufhaltsam.
Das Blatt eignet sich mein Blut an, es frisst meine Tropfen, verschlingt meine Gedanken, lässt mich ausbluten, verbluten.
Das Blatt nimmt meine Gedanken und macht sie zu den seinen, es nimmt mir meine Guten Worte und lässt mich zurück mit all den schlechten, den banalen, gewöhnlichen.
Was gibt mir das Blatt zurück?
Das Blatt gibt mir Erkenntnis, gibt mir Entwicklung, Erlösung. Das Blatt lichtet das Chaos in meinem Kopf, löst die Blockade, führt mich aus Sackgassen.
Das Blatt erschafft Chaos in meinem Kopf, erschafft Barrikaden, die ich niederreißen muss.
Das Blatt und ich sind Freund und Feind.
Ich blute meine Gedanken auf das Blatt und das Blatt blutet zurück. Es entsaugt mir Inhalt und injiziert mir Erkenntnis. Woher nimmt das Blatt die Erkenntnis?
Ich blute meine Gedanken und blute und blute, doch wo bleibt die Erkenntnis?
Ich blute vergebens und ich blute mich aus, das Blatt saugt gierig alles was ich blute, saugt es auf und es verschwindet, hinterlässt keine schwarzgetrocknete Erlösung.
Das Blatt nimmt mehr als ich jemals bluten kann. Knochenmehl mit Zuckerwatte
Die glimmende Zigarette bildet die einzige Lichtquelle in unserem nächtlichen Schweigen. Die seidenrote Spitze der Kippe wirft einen matt-kraftlosen Schimmer auf Athanasias Haut, meißelt tiefe Furchen in ihr welterschöpftes Gesicht, ihr winterglattes Gesicht, ihr Wundergesicht.
Ich beobachte die kleinsten Bewegungen ihrer Nebellippen als sie sich wie liebend um den Filter schließen und kurzentschlossen den wärmenden Tod einatmen. Ihre zuckerwatteweichen Finger streifen kurz die meinen, zerfetzten, ledernen, als sie die Zigarette an mich weiterreicht, doch meine Augen sind weiterhin wie an ihrem Gesicht festgenäht. Wie ein Wasserfall, der stillvergnügt der Schwerkraft trotzt, fließt der Rauch aus ihren Lippen und ihr Gesicht hinauf, wo er sich in den Ozean ihres Haars ergießt. Eine vage Besorgnis macht sich in meinem Herzen breit, als ich meine eigenen bebenden Finger an den Mund hebe. Die Teerwolken in meinen Lungen regnen sich aus.
Lange Zeit ist das glühende Knistern der Asche das einzig hörbare Geräusch, erfüllt den Raum mit dem Flüstern von sterbendem Papier, von verfallendem Tabak. Als das Glimmen schließlich erlischt, fliehen Licht und Laut den Raum und hinterlassen nur den schal-fauligen Geruch von kaltem Rauch. In der Stille fühle ich, wie Athanasias kleine Hand nach meiner greift, Wärme umgibt meine lederne Haut. Meine Augen suchen ihre, doch finden nichts als samtene Finsternis.
Die raugrau verputzte Wand dringt mit feuchtkalten Fingern durch den Pullover an meine Haut. Im angestrengten Versuch, nicht zu zittern, fallen schließlich meine Augenlider zu und das letzte, was ich fühle, ist Athanasias Fingerkuppe, die sacht die Linien meiner Hand erkundet.
Aus schlafverklebten Wimpern blinzle ich in die Welt und die Welt blinzelt mit sonnennebligem Morgenlicht zurück. Erneutes Blinzeln bestätigt; ein leiser, schwacher Lichtstrahl fällt durch einen Riss in der Mauer in unser kaputtgeträumtes Refugium. Mein nächster Blick gilt Athanasia.
Sie döst noch, in die einzige noch intakte Mauerecke gezwängt, nah bei meiner Seite. Ihr rostrotbraunes Haar umfließt wie ein schützender Mantel ihr Gesicht, die leicht offenstehenden Lippen muten an, als singe sie einen Ton, den nur sie hören kann, einen irrationalen Traumton, zu überwältigend für menschliche Ohren. Meine Augen finden den Weg zu unseren Händen, noch immer verwoben, untrennbar scheinend, ein Möbiusknoten liebender Finger. Im scharfen, tief einfallenden Morgenlicht heben sich die Furchen, die Berge und Täler meiner zerschlissenen Hände umso deutlicher hervor gegen die blassweiche Perfektion von Athanasias Seidenhaut.
Ich beobachte sie traumverloren, bis die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht streicheln und sie mit warmem Locken aus des Dämmerschlafes Schwere erretten.
Für einen Moment ist ihr Blick wie von Watte, ein weich-glückliches Kind, das aus dem schönsten aller Träume gern erwacht, wohlwissend, dass eine gleichauf beglückende Realität es erwartet. Eine bittersüße Enttäuschung fließt in jeden Winkel meines Körpers, als ihr Blick, sich klärend, die Wirklichkeit erfasst. Die lächerlichen Überreste unserer einstigen Wohnstadt bieten in der Tat einen ernüchternden Anblick. Schutt und Mauerbruchstücke, die den Boden bedecken, verschleiert vom im Morgenlicht tanzenden Staubschwärmen und die einstige Bedeutung dieser vier Wände scheint so unsagbar weit entfernt. Und doch – eine warme Welle von Zuneigung durchflutet mich – sind wir noch immer hier – zusammen – die Finger verwoben.
Zeitgleich erheben wir uns, die von der langen, trauerkalten Nacht steifen Glieder streckend und dehnend; Athanasia sortiert ihre Haarmähne mit vorsichtigen Handgriffen.
Verspannt gehen wir, die Schritte seltsam staksend, umsichtig und gleichmütig zugleich, durch die Ruine unseres Lebens, die doch nie die Ruine unserer Liebe sein kann, Wolken von Staub und Erinnerung aufwirbelnd. Knisternde Leere umgibt uns, durchbrochen einzig von einem zerborstenen alten Sessel, dessen Bezug in Fetzen liegt, dessen Federn bar jeder Spannung ihren Verfall erwarten. Durch die zertrümmerte Wand, die einst unser Schlafzimmer war, dringt ein Schwall kaltgelben Morgenlichtes, wie spöttisch, und wirft seine ungnädigen Strahlen auf die Polsterleiche.
Als ich in die Schneise trete, die das Licht in die blassgraue Dämmerung des Raumes schlägt, durchflutet unvermittelt eine Welle von erstickender Panik meinen Körper. Ein Ziehen im Magen, so schmerzhaft und unmittelbar, als sei er in Benzin getränkt und entzündet worden, lässt mich gehetzt zu Athanasia herumfahren, der Atem hastend, rastlos wie ein aufgescheuchter Spatz. Sie starrt mich an, wie gefroren, und durch die rotglühenden Tränen, die meine Lider bis zum Rand erfüllen, erkenne ich, wie ihre Miene von Verwirrung zu Besorgnis zu Angst gleitet.
Ich folge ihrem starren Blick, der auf meiner Brust ruht, und entdecke den dunkelfeuchten Fleck, der sich seinen Weg durch jede Faser meines Oberteiles bahnt. Wie betäubt hebe ich die Hand und betaste ihn. Meine Finger leuchten mohnrot. Mir wird schwindlig. Ich spüre noch von Ferne, wie meine Knie hart und schmerzhaft auf schuttbedecktem Boden aufschlagen – Athanasias Hände um meine Schultern, die mich halten – Schwärze.
Im Erwachen bin ich von angstvollem Zittern erfüllt, das mit dem Öffnen der Augen einer überbordenenden Welle von zärtlicher Erleichterung weicht. Athanasia, neben mir am Boden kauernd, hebt meine Hand, die sie umklammert hält, an ihren Mund und bedeckt die Haut mit tausend Küssen. Heiße Tränen quellen aus meinen schwer verquollenen Augenlidern, als sie flüstert: „Du bist aufgewacht, Gott sei Dank, Gott sei Dank, du bist wach.“
Ich nicke vorsichtig, benommen. Eine nagende, brennende Angst nistet noch immer in meinem Herzen, also hebe ich mühsam meine freie Hand und lege sie sanft an Athanasias Wange.
„Sorg dich nicht“, bringe ich krächzend hervor, „es geht mir gut.“
Sie lacht leise unter Tränen.
„Du weißt, dass das nicht stimmt“, flüstert sie, „Du hast auch Angst.“
Ich nicke. Welchen Zweck hat es schon, das zu leugnen.
Sie legt mit großer Vorsicht ihre Hand auf meine Brust, die, wie ich jetzt sehe, bis auf den Verband bloß ist. Der blutbefleckte Pullover liegt zerrissen unter meinem Oberkörper. Athanasias Finger liegen federleicht auf dem Verband, das getrocknete Blut schwarz verkrustet. Ich weiß nicht, wie, aber sie hat die Blutung gestillt.
„Du hast geträumt“, sagte sie nun, die Stimme halb erstickt, meinen Blick suchend, „solch fieberhafte, schwere Träume. Erfüllt mit unendlicher Angst. Eiskalter, versteinernder Angst. Und immer, immer, immer wieder Liebe. So viel Liebe.“
Ihre Augen schwimmen in salzigem Nass, als sie sich herabbeugt und ihre samtweichen Lippen fest auf meine presst. Ein Schwall heißbrennender Liebe durchströmt auch mich, spült in jeden Winkel meines Geistes und ertränkt die Furcht und all den Schmerz. Athanasias Haare streicheln meine nackte Haut und als ich meine Hand in ihren Nacken lege, glaube ich mein Herz müsse zerbersten vor lauter Sehnsucht.
Sie löst sich von mir und die seltsam hellen Augen in ihrem vor Sorge äschernen Gesicht wandern zu ihrer Hand, die noch immer auf meiner Brust ruht.
„Hey“, sagt sie, „Ich hab es dir anvertraut, und jetzt musst du gut darauf acht geben, okay?“
Ich zwinge meine Lippen in ein schwaches Lächeln.
„Ich tue, was ich kann.“
Sie nickt und lächelt ebenfalls, während sie mit ihren langen Fingern durch mein Haar streicht.
Und doch – Weit hinter all der zärtlichen Besorgnis und der vorsichtigen Erleichterung spüre ich einen schmerzhaften Stich leiser Zweifel.
Ich schlucke schwer und starre Athanasia an. Ich sehe wie Schock und Enttäuschung sich langsam auf ihren feinen Gesichtszügen abzeichnen. Fahrig greift sie nach meinem Handgelenk.
„Was ist?“ Ihre Stimme ist nichts als ein heiseres Flüstern.
„Du zweifelst an mir!“, bringe ich mühsam hervor, „Wie kannst du bloß zweifeln?“
Zum Glück erkennt sie rasch, wie zwecklos es ist, zu leugnen. Sie beißt hart auf ihre Unterlippe und Schuldgefühle beginnen in mir zu brennen.
„Es ist nur…“, flüstert sie, „es muss doch einen Grund geben, warum du so schlecht heilst… “
Ihr Blick wandert wieder zu meinem blutbefleckten Verband.
„Es kommt mir vor, als wiesest du mich zurück.“
„Athanasia!“
Ich setzte mich ruckartig auf und strahlend weiße Glut durchflutet meine Brust, doch ich ignoriere sie und ergreife Athanasias Schultern mit beiden Händen.
Wie verzweifelt ich mich in diesem Moment danach sehne, die Wut spüren zu können, die, wie ich weiß, heiß durch ihre Adern rinnt. Doch nichts als unendliches Schuldgefühl und ein beißendes Gewissen finden sich in meinem Herzen.
„Athanasia“, zische ich erneut, „die Reaktion meines Körpers auf dein Herz hat nichts , nicht das Geringste mit meinem Geist zu tun. Horch in dich hinein und sag mir, ob du dort den geringsten Anlass für deine Eifersucht findest! Sag mir, dass du dort etwas anderes findest als bedingungslose Liebe!“
Tränen lassen meine Sicht verschwimmen, als sie den Kopf schüttelt.
„Es tut mir so leid“, flüstert Athanasia. „Lilith, vergib mir. Ich will nicht an dir zweifeln. Ich zweifle nicht an dir.“
Ich nicke langsam, und spüre, wie Erschöpfung von mir Besitz ergreift, als ich mich wieder auf die Erde gleiten lasse.
Noch von Ferne höre ich Athanasias Stimme, ohne sie verstehen zu können, dann reißt mich die Ohnmacht in ihre Tiefe.
Aurora
Wie ein Tor steht der Riese die Nadeln gesträubt das singende Leuchten versengt den Verstand
Fetzen wie Watte hetzen am Himmel auf ewiger Flucht beachten ihn nicht
Speere aus Licht tief in die Zweige das Flüstern der Wellen klingt endlos entfernt
Nachtluft die knistert ein brennender Windstoß die Luft schmeckt nach Eisen am Abgrund des Himmels.
The Science of Rejection
The voice inside my head is mocking me to the rhythm of the music that vibrates against my skin. I feel all words shattering upon my lips the syllables turn to rubble between my clattering teeth. As my knees give out from under me the floor embraces me and drinks my tears patiently comfortingly stoically. My lungs contract and air becomes a stranger as I yearn for the bliss of sleep or coma or death or darkness without end. Then the pain brings both calm and unbearable tempest, and exhaustion sets upon me