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Annabelle weiß, wie die Welt sie sieht: als oberflächliche Barbiepuppe, die nur für Geld geheiratet hat. Damit hat sie kein Problem. Wer kann sich heutzutage schon noch Liebe leisten? Doch Annabelles Überzeugungen geraten ins Wanken, als sie die Chance bekommt, mit ihrem Lieblingsautor Scott O Connor zu arbeiten. Zwischen ihnen knistert es so verlockend, dass sie sich fragen muss, was sie wirklich will. Denn manche Bedürfnisse lassen sich zwar eine Weile verleugnen, aber nicht ewig unterdrücken...
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Seitenzahl: 336
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PROLOG
Kapitel EINS
Kapitel ZWEI
Kapitel DREI
Kapitel VIER
Kapitel FÜNF
Kapitel SECHS
Kapitel SIEBEN
Kapitel ACHT
Kapitel NEUN
Mein Name ist Annabelle, und ich bin die Art von Frau, die Sie hassen.
Sie kennen diese hübschen jungen Dinger, die katzengleich neben ihren mehr als doppelt so alten Männern herschleichen und durch ihre dichten Wimpern auf die Welt hinabsehen? Die sich mit der teuersten Kleidung, unverschämt protzigem Schmuck und Handtaschen, die so viel kosten wie ein Kleinwagen, schmücken lassen? Genau so eine bin ich.
Okay, man kann es sicher ein wenig anders sehen, zumindest in meinem Fall.
Mein Mann ist nicht alt genug, um mein Großvater zu sein, auch wenn er durchaus als mein Vater durchgehen würde, und besonders abstoßend ist er auch nicht. Dennoch sind wir nicht aus Liebe zusammen, haben nicht geheiratet, um auf immer und ewig untrennbar zusammen zu bleiben und viele Kinder zu bekommen. Ich bin seine Ehefrau, ja, doch ich bin auch seine Trophäe, sein hübscher kleiner Pokal, den er hin und wieder aus der Vitrine holt, um ihn zu polieren oder seinen Freunden vorzuführen.
Das klingt hart, doch letztlich beschreibt es die Natur der Sache.
Es gibt sogar einen Begriff dafür: Trophy Wife.
Wer denkt, dass es reicht, sich dazu einmal in der Woche stumm auf den Rücken zu legen, der hat den Reichtum nicht verstanden. Sie müssen wissen, dass Männer, die so viel Geld haben, sich eine Frau wie mich zu leisten, keinerlei Probleme damit haben, sich jede
Woche, jeden Tag ein anderes junges Ding an den Arm zu hängen. Frauen sind am Ende auch nur Raubkatzen auf der Suche nach der dicksten Beute, und jede, die das leugnet, ist eine schamlose Lügnerin. Viele sind sich dieser Anlage einfach nur nicht bewusst.
Nun ja, dies ist eine Diskussion, an der sich die Geister scheiden. Aber es erklärt, warum manche Frauen Liebschaften bleiben, während andere Ringe an den Finger gesteckt bekommen. Viele Mädchen wissen nicht, dass reiche Männer, die sich mit jungen Dingern schmücken, keinesfalls triebgesteuerte Trottel sind, die sich an der Nase herumführen lassen – zumindest die meisten, es gibt ja immer Ausnahmen. Reiche Männer, wenn ich sie einmal unter diesem Begriff zusammenfassen darf, sind in vielen Fällen äußerst intelligent und gerissen, vor allem, wenn sie sich ihren Reichtum selbst aufgebaut haben. Denn, und das liegt in der Natur der Sache, nur wer clever ist, macht auch das ganz große Geld.
Aber bevor ich mich jetzt in große Erklärungen verstricke, ist es vielleicht einfacher zu erzählen, wie ich lebe, und wer mein Mann überhaupt ist.
Sein Name ist Evan Preston. Er ist einer der reichsten Männer weltweit und hat aus dem Unternehmen seines Vaters ein internationales Imperium erschaffen.
Dabei ist er weder klein noch dick oder alt, sondern sieht verdammt gut aus. Die Wahrheit ist: Evan könnte wahrscheinlich jede Frau haben – und das nicht nur wegen seines Geldes.
Als wir uns zum ersten Mal begegneten, fielen mir an ihm als Erstes die stahlgrauen eiskalten Augen auf, die jeden erzittern lassen. Er ist etwa einen Kopf größer als ich und durchtrainiert, weil er eine strenge Diät hält und wie ein Besessener trainiert. Dazu kommt seine leicht gebräunte Haut, die ihn immer ein bisschen wie einen Mann erscheinen lässt, der viel Zeit in der Sonne verbringt – ein Privileg für jemanden, der von früh bis spät arbeitet. Sein einziges Zugeständnis an sein Alter ist sein hellbraunes Haar, das von grauen Strähnen durchzogen ist. Er kaschiert es durch einen modernen Undercut, doch mir war es bei unserem ersten Treffen sofort aufgefallen.
Ich mochte sein Aussehen, die Art wie er sich kleidete und seine Ausstrahlung – Er war dominant, ein Killer, wenn es um das Geschäft ging, doch er liebte auch die schönen Dinge im Leben. Er hätte sich keine Frau nehmen müssen, hätte der ewige Junggeselle bleiben können, doch ich wusste, dass er tief in sich drin mehr in mir sah als eine Liebschaft. Es war keine Liebe, ganz sicher nicht, doch es war Verbundenheit. Wir funktionierten zusammen, hatten Spaß und ergänzten uns oft – Dinge, die viele aus Liebe verheiratete Menschen nicht unbedingt empfinden.
Sie hassen mich nach diesem Abschnitt? Ich kann es Ihnen nicht verdenken, vor einigen Jahren hätte ich ebenfalls über die gierige Elster geschimpft, die so unverschämt generalisierend über die Frauen dieser Welt urteilt. Warten Sie einfach ab, und wenn Sie mich dann immer noch hassen, verbrennen Sie das Buch, oder was auch immer Sie tun möchten. Ich werde Ihnen meine Welt zeigen und erzählen, wie sich für mich alles veränderte.
Ich blickte von meiner Ausgabe der Vogue auf, als Evan durch die schmale Kabinentür trat und seine Reisetasche aus Leder auf den Teppichboden warf. Mit einer schwungvollen Bewegung nahm er die verspiegelte Sonnenbrille von der Nase und warf sie auf seinen Sitz, der meinem gegenüberlag.
Sein markantes Kinn war übersäht mit grau melierten Bartstoppeln, die in den letzten Tagen gewachsen waren und seine stahlgrauen Augen verschmitzt funkeln ließen. Die Hochzeit war anstrengend gewesen, und dass er danach noch einen Tag gebraucht hatte, um die Angelegenheiten im Unternehmen zu klären, bevor wir in die Flitterwochen aufbrechen konnten, hatte uns beide zusätzlich angestrengt.
Ich musste lächeln, als er sich herabbeugte und eine seiner riesigen Hände in meinen Nacken legte. Evan zog sanft an meinen Haaren und legte meine Kehle frei, die er lustvoll küsste. Er liebte diese Stelle an meinem Hals.
Ich beugte mich wohlig in seinen Arm und maunzte, wohl wissend welche Wirkung das auf ihn hatte. Er löste sich und grinste sein jungenhaftes Lächeln, dann strich er mit der freien Hand über meine Haare und wickelte einige Strähnen um seine Finger.
„Wie geht es dir, Ehefrau?“, fragte er mit übertriebener Betonung und ließ seine Finger die Innenseiten meiner Schenkel hinaufwandern, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich musste grinsen, während ich mich unwillkürlich tiefer in den Sitz drückte. „Sehr gut, Ehemann“, ahmte ich ihn nach und starrte zu seinen kräftigen Händen hinab, die soeben ihr Ziel erreicht hatten.
Evan konnte sich ein raues Lachen nicht verkneifen. „Wunderbar“, knurrte er und bewegte seine Finger in warmen Kreisen, was mich zusammenzucken ließ. Die Wirkung dieses Mannes überraschte mich immer wieder. Wer glaubte, nur dann guten Sex haben zu können, wenn Liebe im Spiel war, der täuschte sich gründlich.
„Evan, ich glaube, wir sollten uns zumindest für den Start auf zwei getrennte Sitze beschränken“, hauchte ich in sein Ohr und fuhr mit den Fingern durch sein dichtes Haar. Mein Mann fuhr in gespieltem Entsetzen zurück.
„Kaum einen Tag verheiratet und meine Angetraute weist mich zurück? Habe ich womöglich einen Fehler gemacht?“, rief er aus und ich musste lachen, weil er dabei so schrecklich albern klang.
„Selbst gewähltes Schicksal“, säuselte ich und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Nacken. Er grinste, als seine Hand in meinem Schoß fest zupackte und ich mich augenblicklich dagegenstemmte.
„Ich werde dich gleich so hart vögeln, dass keiner von uns beiden für die nächsten zwei Wochen sitzen kann“, knurrte er, und ich stöhnte auf, als er den Daumen bewegte. „Ich hatte ohnehin nicht vor, viel zu sitzen“, presste ich atemlos hervor, was ihn zustimmend brummen ließ.
„Braves Mädchen“, gab er zurück und ließ augenblicklich von mir ab.
Ich keuchte, während Evan sich völlig entspannt auf seinem Sitz niederließ.
Nur langsam schaffte ich es, meinen Gurt zu schließen, während er bereits bequem in seinem dick gepolsterten Sessel ruhte und auf seinem Handy herumwischte.
In meinem Rücken betrat die Stewardess unsere Kabine, wobei sie mit schmalen Fingern den Samtvorhang beiseiteschob. Ich erkannte sie nicht, obwohl ich eigentlich alle Angestellten meines Mannes kannte – die meisten davon sogar namentlich. Ihr dunkles Haar war ein glänzender Wasserfall, der sich über ihre schmalen Rücken bis hin zu den üppigen Hüften ergoss, über die sich der dunkelblaue Uniformrock spannte, der ihr zwei Nummern zu klein zu sein schien. Auch die weiße Bluse schaffte es nicht ganz, ihre Kurven zu bändigen, Doppel D und eine Größe 36 vertrugen sich äußerst schlecht.
Ich sah ihr ebenmäßiges Gesicht, die vollen Lippen, dann blickte ich zu Evan hinüber, der sie ohne Scham musterte. Er lächelte nicht, das tat er selten, wenn er Frauen ansah, aber ich sah dieses Funkeln in seinen Augen und wusste Bescheid. Evan liebte Dreier. Er war ganz versessen darauf. Wir hatten Dutzende gehabt, meist mit anonymen Mädchen, die sich mehr erhofft hatten, und ich wusste, dass ich ihn damit glücklich machen konnte.
Als die Stewardess, allem Anschein nach eine Mexikanerin, sich versichert hatte, dass wir angeschnallt waren, verließ sie uns und Evan blickte vielsagend zu mir hinüber.
Ich hatte keine Lust, überhaupt nicht, und schon gar nicht wollte ich eine Angestellte in unser Sexleben miteinbeziehen, aber sein Blick war so glühend, dass ich eins wusste: Er wollte sie haben, ob mit oder ohne mich. Also nickte ich und lächelte, alles andere verbarg ich.
Es war schließlich nicht so, dass ich keine Dreier mochte.
Also warteten wir den Start ab, dann löste ich den Gurt und stand auf, den Blick auf Evan gerichtet. Er vibrierte förmlich, als auch er seinen Gurt löste. Langsam ließ ich mich rittlings auf seinem Schoß nieder und küsste ihn leidenschaftlich, wobei ich die Hüften bewegte, seinem Körper zeigte, was ihn erwartete. Evan zögerte nicht, schob seine Hände unter mein Seidenkleid und brummte zufrieden, als er erneut feststellte, dass ich kein Höschen trug. Seine Finger massierten meinen Hintern, pressten meinen empfindlichen Punkt gegen seine steinharte Erektion. Ich spürte mein Verlangen in einer heißen Welle aufsteigen, spürte, wie mein Körper sich an seine Berührungen erinnerte, seinen harten Schwanz.
Evan war nun vollkommen erregt, hob mir seine Hüften entgegen, sodass uns nur noch der dünne Stoff seiner Leinenhose trennte. Meine Finger strichen über das raue Material, spürten ihn ganz, und ich zog den Bund in einer raschen Bewegung herunter. Auch er trug keine Unterwäsche.
Rasch ging ich auf die Knie, nahm seinen Schwanz in den Mund und bewegte mich in einem harten, fordernden Rhythmus. Evan stöhnte, grub die Finger in meine Haare. Ich war mir schon sicher, dass er die Stewardess bereits vergessen hatte, als ich hinter mir plötzlich Schritte hörte. Da war sie.
Ich hielt unwillkürlich inne, doch irgendwie begann mich die Vorstellung ihrer warmen Hände auf meinem Körper doch wieder zu reizen. Ich sah auf und sah, dass Evan seine Hand in ihre Bluse geschoben hatte. Die Frau schmiegte sich wohlig dagegen, ihre Beine waren gespreizt.
Das gefiel mir nicht. Ich war die Hauptdarstellerin, nicht sie.
Lasziv erhob ich mich, packte ihren Hinterkopf und drückte meine Lippen auf ihre, während meine Hand in Evans Schritt ruhte. Er stöhnte dunkel, als meine Zunge in den Mund der Stewardess glitt, und ich drückte mich an den warmen Körper der Frau. Sie schmeckte nach Minze und Kaffee, gleichzeitig frisch und verrucht, und zögerte nicht lange, ihre Hände an meine Brüste zu legen. Sie war fordernd, ohne Zweifel erfahren mit Frauen, was mich dazu brachte, ebenfalls einen Gang hochzuschalten.
Meine Finger glitten zum Saum meines Kleides, und ich zog es mir ohne Hast über den Kopf. Ich war darunter vollkommen nackt. Evan stand auf, war plötzlich ganz dicht hinter mir, und schob mir seine Hand zwischen die Beine. Ich war bereits so feucht, dass er ohne Probleme zwei Finger in mich hineinschieben konnte. Ich stöhnte bei der wohligen Erfüllung und küsste wieder die Stewardess, die nun ebenfalls eine Hand zwischen meine Beine schob und über meinen Kitzler rieb. Sie war gut, stellte ich fest. Sie tat es mit Genuss und nicht, um einem Mann zu gefallen.
Meine Finger fanden die Knöpfe ihrer Bluse, öffneten sie und rissen das Kleidungsstück zu Boden. Sie trug einen weißen BH, nichts Besonderes; ich wusste, dass Evan so etwas nicht mochte. Rasch hakte ich ihn auf und warf ihn fort. Evan presste sich enger an mich, sein Schwanz glitt an meiner Öffnung vorbei, immer wieder, und fuhr über meinen Kitzler, der bereits heiß und pulsierend meine Sinne vernebelte. Die Stewardess zog den Rock aus, auch sie trug kein Höschen.
„Kommt“, raunte Evan und löste sich von mir. Er ging in das Schlafzimmer, seine Erektion war riesig.
Als er sich auf das Bett legte, musterte er uns beide, dann zog er die Stewardess an sich heran, sodass sie über seinem Gesicht kniete und er sie lecken konnte. Aber das war mir egal, ich wollte nur seinen Schwanz. Ich kletterte ebenfalls auf die Matratze, leckte sanft über seine Eichel und ließ mich dann auf seiner Hüfte nieder, nahm ihn tief in mich auf, ließ ihn mich ganz ausfüllen. Ich stöhnte, als ich mich nur minimal bewegte und mein Kitzler über seinen Bauch rieb. So eine wohlige Folter, dachte ich, während ich der Stewardess kräftig auf den Hintern schlug. Sie schrie erschrocken auf, also schlug ich noch einmal zu.
Evan stöhnte angesichts meiner energischen Schläge, und schob die Stewardess von seinem Gesicht. Ich bewegte die Hüften noch energischer und er warf den Kopf zurück.
Ich würde schon dafür sorgen, dass weder er noch die Latina vergaßen, dass ich die Nummer eins an seiner Seite war.
Nach der Landung auf der Hauptinsel und dem Transfer in das private Resort kam ich endlich wieder zur Ruhe. Ich streckte mich müde auf der Sonnenliege auf der Terrasse aus, die auf den Ozean hinausging. Es war herrlich still, nur der seichte Wind kräuselte hin und wieder die strahlend blaue Wasseroberfläche. Ich hörte Evan hinter mir auf die Terrasse treten, blickte aber nicht auf, als er sich auf der zweiten Liege niederließ und sich seufzend streckte.
„Verdammt langer Flug.“
„Verdammt anstrengender Flug“, bemerkte ich trocken und er grinste.
„Welche Ehefrau würde so etwas tun, außer dir?“ Er rollte sich von seiner auf meine Liege und legte die Arme um mich. Eine fast zärtliche Geste für meinen so dominanten Ehemann. „Ich glaube, es war eine sehr gute Entscheidung. Diese Heirat meine ich“, raunte er in mein Ohr und biss kurz in mein Ohrläppchen, was mich erschauern ließ.
Ich musste meinen Ärger darüber, dass ich meine Rolle mal wieder hatte behaupten müssen, hinunterschlucken und lächelte nur. Die Stewardess würde ich bis zum Rückflug nicht sehen müssen, vielleicht auch nie wieder, denn ich konnte mir kaum vorstellen, dass Evan noch einmal etwas mit ihr anfangen wollte.
„Die nächsten zwei Wochen gehören nur uns, Baby, niemandem sonst. Das verspreche ich dir“, raunte er und küsste mich auf die Wange.
Er war kein schlechter Mann, das sagte ich ja bereits. Er konnte zärtlich sein, und wir empfanden Zuneigung füreinander. Er hatte mich niemals zu etwas gezwungen, auch nicht zu diesem Dreier. Und Spaß gemacht hatte es ja, das konnte ich nicht von der Hand weisen.
„Wann gibt es Dinner, weißt du das?“, fragte ich und schob meinen von der Sonne ganz erhitzten Körper näher an ihn heran. Er seufzte wohlig und schloss tatsächlich die Augen. Wann hatte ich ihn das letzte Mal so entspannt gesehen?
„In zwei Stunden“, brummte er, ohne die Augen zu öffnen und gähnte. Ein müder Evan? Das war wirklich etwas Neues.
„Wollen wir vorher noch ein wenig schwimmen gehen?“, fragte ich und kuschelte mich enger in seine Arme. Ich genoss diese wenigen Augenblicke zwischen uns, brauchte sie, wie die Luft zum Atmen.
„Mmh ich glaube, ich möchte hier jetzt erst einmal mit dir liegen. Einfach mal nichts tun, richtig ausspannen. Heute Abend nach dem Dinner ist eine kleine intime Strandparty, da sollten wir hin.“
Ich schmollte ein wenig. So viel zum Thema ich würde mit ihm allein sein. Aber immerhin würde es eine Party geben. Ein bisschen Spaß konnte nicht schaden, und wenn ich wollte, würde ich keine Probleme haben, ihn dazu zu bewegen, zum Haus zurückzukehren.
„Wird sicher lustig“, gab ich zu und zog die Schultern hoch. Er brummte nur zustimmend.
Er schlief nach wenigen Sekunden ein, doch ich wurde irgendwie unruhig. Sicher, der Flug war unheimlich anstrengend gewesen, aber irgendwie war mein Geist nicht einmal annähernd so erschöpft, wie mein Körper es war. Mir fehlte es an Eindrücken, mir war langweilig.
Ich schlug die Beine über die Kante der Liege und stand auf, wobei ich darauf achtete, Evan nicht zu wecken, der selig schlummerte. Ich mochte es, wenn er so vollkommen ruhig und entspannt war. Er war dann so völlig anders als der strenge, unnachgiebige Geschäftsmann, der er normalerweise war.
Ich tappte leise durch die Terrassentür und schlüpfte im Wohnraum in ein bauschiges Strandkleid, bevor ich noch kurz einen Zettel für Evan hinterließ, damit er wusste, wo ich war. Dann verließ ich unser Haus und ging über den Steg auf die malerische Insel zu, auf der die Palmen sich im seichten Wind wiegten. Ein Paradies vor der Haustür, das war es wahrhaftig.
Ich seufzte und fuhr mir durch die langen Haare. Der salzige Geruch des Meers kroch in meine Nase und kitzelte angenehm meine Sinne. Ich war noch nie an einem solch interessanten und wunderschönen Ort gewesen, nicht einmal in meiner Zeit mit Evan. Es war so einfach, so ursprünglich. Selbst der Luxus unseres Hauses wirkte unbeschwert und leicht, hatte nicht diesen angestrengten Prunk, den die meisten Luxushotels zur Schau stellten. Diese Leichtigkeit war so beruhigend und so wunderschön, dass ich mir wirklich vorstellen konnte, ewig dort zu bleiben. Sicher, London hatte auch seinen Reiz, man konnte ständig etwas unternehmen und viel Spaß haben, aber diese Ruhe, die gab es in keiner Großstadt.
Ich spürte die groben Holzplanken unter den nackten Füßen und sog die klare Luft in meine Lunge. Es war, als spüle sie all den Dreck, all das Schlechte aus der Stadt aus mir heraus. Dieser Ort war wie der einsamste Ort der Welt, auch wenn noch weitere Gäste auf der Insel waren. Ein Umstand, auf den ich hätte verzichten können, aber es war für Evan nahezu unvorstellbar, sich zwei Wochen lang nicht in der Gesellschaft anderer Menschen zu bewegen. Er war ja auch nichts anderes gewohnt, schließlich war sein Vater schon Geschäftsmann gewesen, der ständig in den Gesellschaften der Welt unterwegs gewesen war.
Ich wusste nicht, ob Evan seitdem je einen Tag ohne die Gesellschaft eines anderen Menschen verbracht hatte. Selbst mit mir wirkte er immer ruhelos, wollte nicht einfach den Tag im Bett verbringen, sondern raus, irgendwohin, wo Leute waren. Aber so war er nun einmal, und es störte mich auch nicht besonders. Ein so aufregendes Leben hätte ich mir bis vor nicht allzu langer Zeit nicht einmal erträumen können.
Ich strich über meinen flachen Bauch und blickte gedankenverloren in die Ferne. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was diese Heirat für meinen Kinderwunsch bedeutete. Ich nahm jetzt schon seit vielen Jahren die Pille, für mich war es selbstverständlich ohne zusätzlichen Schutz mit Evan zu schlafen. Doch wie würde es sich anfühlen, in dem Wissen mit ihm zu schlafen, dass ich sie abgesetzt hatte? In dem Wissen, dass ich schwanger werden könnte? Ich war noch lange nicht bereit dafür, aber irgendwann würde ich es vielleicht sein. Wäre Evan dann überhaupt dazu bereit? Und wollte ich ein Kind mit einem Mann bekommen, den ich nicht aus Liebe, sondern gewissermaßen aus Selbstsucht geheiratet hatte?
Wenn ich an meine Eltern dachte, dann wurde mir oft klar, dass die beiden sich genauso wenig geliebt hatten, wie Evan und ich es taten. Allerdings glaubte ich nicht einmal, dass sie noch so etwas wie Zuneigung füreinander empfanden. Meine Mutter hatte einmal gesagt, dass sie und mein Vater sich aneinander gewöhnt hatten. Das war kurz nach meiner Verlobung mit Evan gewesen, und es hatte meinen Entschluss nur noch weiter bekräftigt. Wie konnte man mich verurteilen, wenn es doch anscheinend gängig war, dass Menschen beieinanderblieben, obwohl sie sich nicht liebten? Selbst meine Freundinnen aus alten Tagen sagten Dinge wie „Klar stören mich sein Verhalten und seine Marotten, aber nach drei Jahren haben wir uns nun einmal aneinander gewöhnt.“
Ich hätte kotzen können bei so viel Selbstbetrug. Ich war wenigstens ehrlich zu mir selbst gewesen, hatte mir nichts vorgemacht. Zwischen Evan und mir war alles klar, es würde niemals ein Drama geben, während meine Freundinnen irgendwann tränenüberströmt das vorhersehbare Ende ihrer Ehen betrauern würden. So einfach war das. Klar wurde ich für meine Entscheidung auch angefeindet, aber am Ende war ich einfach nur pragmatisch. Mir war nach meiner mehr als durchschnittlichen Beziehung mit meinem Jugendfreund Tim und dem, was ich vom Liebesleben meiner Freundinnen mitbekam, einfach bewusst geworden, dass alle Beziehungen früher oder später sowieso dasselbe Schicksal ereilte. Und diese Paare die behaupteten überglücklich zu sein? Bullshit.
Entweder hatte einer der beiden eine Affäre, oder hinter verschlossenen Türen fand all das statt, worüber sie bei ihren Freunden die Nase rümpften.
Ich war ehrlich, und dabei bleibe ich.
In Gedanken versunken blickte ich zum Horizont, wo die Sonne langsam zu einem roten Inferno verglühte. Bald würden wir zum Dinner gehen, lachen, trinken und einfach zusammen sein. Und wir würden Spaß haben. Das mochte ich auch an Evan. Ein Mann, der mich zum Lachen brachte.
Ich wandte mich zu unserem Haus und sah ihn an dem Glasfenster neben der Eingangstür stehen. Er musterte mich – und er lächelte. Das war fast schon süß. So süß, wie Evan eben sein konnte.
Ich drehte mich wieder um, wobei ich meinen Rock um die Unterschenkel raffte, und machte mich auf den Rückweg. Besonders weit war ich nicht gekommen, aber dieser Blick von Evan zog mich an, wie ein unsichtbares Band.
Er hatte bereits die Tür geöffnet, und zog mich in seine Arme, sobald ich an der Schwelle angekommen war. Seine nackte Haut war warm von der Sonne, und er vergrub seinen Kopf an meinem Schlüsselbein. Sein drahtiges Haar kitzelte an meiner Haut, und ich musste kichern, was er als Aufforderung verstand, mich ins Haus zu zerren und die Tür zu schließen.
Er presste mich mit dem Rücken an das kühle Holz und begann damit, meinen Hals zu küssen, während er meine Handgelenke packte und über meinen Kopf hob. Seine Lippen fanden meine, und er grub seine Zähen in meine Unterlippe, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Evan jedoch ließ mir keine Atempause, drängte mich noch enger an die Tür, sodass ich seine Erregung nun deutlich spürte.
Ich liebte es, wenn er so die Kontrolle übernahm.
Seine Hände fuhren an meinen Schenkeln hoch und zogen ohne Zögern meine Bikinihose zu Boden, wo er sie achtlos liegen ließ. Evan war nicht die Art von Mann, die sich damit aufhielt, unnötige Kleidungsstücke zu entfernen. Er küsste mich hart und fordernd, ließ mich seine Erregung spüren, sie schmecken, und ich konnte nicht anders, als zu stöhnen.
Ein Lächeln huschte über seine vollen Lippen, dann biss er mit einem Ruck in meine Lippe, sodass ich aufschrie. Er konnte wirklich hart zubeißen.
Evan hob eines meiner Beine an und schlang es sich in einer fließenden Bewegung um die Hüfte, dann hob er mich mühelos hoch. Mein Kleid bauschte sich zwischen uns, doch das kümmerte ihn nicht. Einen Arm schob er unter meinen Hintern, mit dem anderen riss er sich die Shorts von den Hüften sodass er vollkommen nackt war. Ich schnappte nach Luft, konnte nicht fassen, mit wie viel Kraft mich Evan plötzlich wieder an die Wand presste, den Kuss vertiefte, während er mit einem raschen Stoß hart in mich eindrang. Ich schrie auf und warf den Kopf zurück, wobei ich an das harte Holz der Tür prallte, doch es kümmerte mich nicht. Ich klammerte mich an ihn, bewegte meine Hüfte, doch er stieß einfach weiter zu, nahm mich ohne Rücksicht, während seine Lippen meinen Hals hinabfuhren, die empfindliche Haut liebkosten. Seine Bartstoppeln kratzten, doch all das nahm ich nur am Rande wahr. Ich war vollkommen ausgefüllt von ihm, keuchte, weil ich von so viel Erregung gepackt wurde, dass ich das Gefühl hatte, es nicht mehr ertragen zu können.
Ich schrie seinen Namen, als ich zum ersten Mal kam, und er wirbelte herum, mich noch immer in seinen Armen, während ich mich zitternd von dieser unglaublichen Lust erholte, ihn ganz tief spürte.
Evan warf mich auf das harte Sofa und folgte mir sofort, drang wieder in mich ein, sodass ich aufschrie. Der Widerstand des Sofas, gerade weich genug, um nicht unbequem zu sein, bot den perfekten Gegenpart für seine harten Stöße. Ich spürte es wieder, diese Wellen, die zunächst sanft, dann immer heftiger über mich hinwegspülten, öffnete den Mund auf dem Höhepunkt, und Evan erstickte meinen Schrei mit einem Kuss. Dann stöhnte er, stemmte sich ein letztes Mal mit aller Kraft gegen meinen Körper, sodass ich das Gefühl hatte, ihm keinen Millimeter mehr Raum geben zu können, dann kam auch er.
Wir keuchten schwer in der schwülen Mittagsluft, und Evan hielt mich noch ein wenig in seinen Armen, bevor er sich von meinem glühenden Körper schob und neben mich legte. Ein feiner Schweißfilm lag auf meiner Haut und kribbelte in der sanften Brise, die durch die geöffneten Türen und Fenster drang. Evan seufzte wohlig und küsste flüchtig meinen Hals.
„Offiziell verheiratet“, murmelte er ungewohnt intim und lächelte. Ich lächelte zurück und strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht. Mein Körper ruhte warm an seinem, und ich sog seinen natürlichen Geruch ein. Ich war froh, dass er nicht nach der fremden Frau roch. Offenbar hatte er geduscht.
„Ich habe Hunger!“, knurrte er und biss plötzlich fest in mein Ohrläppchen, sodass ich quietschend aufschrie.
„Evan!“
Er lachte rau und stemmte sich von den Polstern hoch.
„Wir könnten etwas auf unser Zimmer bestellen“, schlug ich, nicht ohne Hintergedanken, vor. Mein Mann grinste nur.
„Schätzchen, du wirst in diesem Appartement noch oft genug gevögelt werden. Aber heute Abend treffe ich einen Freund. Und ich will, dass du ihn kennenlernst!"
Ich verzog unglücklich das Gesicht. Schon wieder würde ich Evan teilen müssen. Aber es war in Ordnung. Er war nun einmal nicht der Typ, der länger als unbedingt nötig allein zu Hause blieb.
„Wer ist denn dieser Freund?“, fragte ich wenig interessiert, während ich von der Couch aufstand, und meine erschöpften Glieder austreckte. Evan steckte den Kopf durch die Glastür zur Terrasse und lächelte mir zu.
„Ein Autor, der in meinem Verlag publiziert wird. Aber ich kenne ihn schon ewig. Seit Harvard eigentlich.“ Er zuckte mit den Schultern und verschwand wieder unter dem Baldachin, der über unserer Sonnenterrasse im Wind schaukelte.
Ich sammelte meine achtlos zurückgelassene Bikinihose auf und schlüpfte wieder hinein, dann folgte ich Evan in die heiße Mittagssonne. Er hatte sich bereits auf das Netz gelegt, das knapp einen Meter über der Wasseroberfläche aufgespannt war, und den perfekten Ort für das Sonnenbaden darstellte. Er gähnte, behielt die Augen aber geschlossen, als ich mich neben ihn legte und an ihn kuschelte. Fast beiläufig schlang er einen Arm um mich, wobei seine Hand auf meiner Brust zum Liegen kam.
„So schlecht ist ein wenig Urlaub nicht“, gab er unvermittelt zu und küsste meine Schläfe. Ich nickte nur. Ich wusste, wie schwer es ihm fiel zu ruhen, tatsächlich einmal nicht zu arbeiten, aber diese Auszeit würde uns beiden guttun. Auch, wenn ich eigentlich kein wirklich anstrengendes Leben hatte. In Wahrheit langweilte mich diese Tatenlosigkeit mittlerweile schon. Immer mehr beschlich mich das Gefühl, dass es mir niemals reichen würde, nur Ehefrau zu sein. Dabei ging es nicht um Kinder oder darum, dass ich irgendwelche Wohltätigkeitsveranstaltungen geben wollte, nein, es ging darum, etwas für mich zu tun. Aber ich war jung, da war es doch normal, dass man derart rastlos war, nicht wahr?
Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, etwas für mich zu tun. Aber ich war immer noch eine Trophäenfrau, und verdammt, ich musste meinen Platz im Leben doch mittlerweile kennen!
Ich blickte zu Evan hinüber, doch der hatte die Augen noch immer geschlossen und reckte sich der erbarmungslosen Sonne entgegen. Mein Blick glitt über seinen straffen Körper, die drahtigen Muskeln, die sich unter der bronzefarbenen Haut kaum merklich bewegten. Er hatte kurzes, gepflegtes Haar an seinem Körper, war immer perfekt gestylt. Selbst in der Badehose, die er nun trug, hätte er ohne Weiteres in einem Hochglanzmagazin abgebildet sein können. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wie es kam, dass dieser Mann kein Interesse an normalen Beziehungen hatte, wie es dazu kam, dass er so darauf bedacht war, keine Liebe zu empfinden.
Ich hatte in unserer Beziehung immer mal wieder das Gefühl gehabt, dass ich ihn vielleicht wirklich lieben könnte, wenn ich es nur zuließe, und ich war mir sicher, dass auch er mir gegenüber nicht vollkommen gleichgültig war. Ich war ihm wichtig, das spürte ich, aber niemals würde er von Liebe sprechen. Es war ein rotes Tuch für ihn. Manchmal wollte ich ihn einfach fragen, warum er so war, ihn darauf ansprechen und zur Ehrlichkeit zwingen, aber Evan hatte mir klargemacht, dass er darüber nicht sprechen wollte und dass ich dieses Thema nicht ansprechen sollte. Er war ein seltsamer Mann, so stark, so geheimnisvoll, aber irgendetwas brodelte in ihm, das spürte ich. Vielleicht war dies der Grund, warum er so anziehend auf mich wirkte.
Wir schliefen so lange in der Sonne, dass wir uns am Ende beeilen mussten, um pünktlich zum Dinner auf der Insel zu sein, wo wir Evans Freund Scott treffen würden, einen Mann, von dem ich bisher nie gehört hatte. Ich war rasch in ein enganliegendes Kleid geschlüpft, das meine Kurven perfekt in Szene setzte, aber doch angemessen für ein stilvolles Dinner war. Evan schien es zu mögen, immer wieder strich er beiläufig mit dem Daumen über meinen Hintern, was mir Schauer über den Rücken jagte. Ich hatte auf seine Anweisung hin keinen Slip angezogen und wusste, wie reizvoll er das fand. Fast schon spürte ich seine drängenden Hände auf mir, die sich später, nachdem wir uns den ganzen Abend gereizt haben würden, wie von Sinnen über meinen Körper bewegen würden. Meine Haut kribbelte bei dieser Vorstellung, und ich rieb mir die nackten Arme, als ich die Gänsehaut darauf spürte.
Evan, der vorgegangen war, wandte sich um und sah mich nachdenklich an. „Ist dir etwa kalt?“, fragte er und musterte meinen Körper in dem engen Kleid. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
„Nein.“
Er zuckte die Schultern, dann bot er mir seinen Arm an, und ich hakte mich unter. Das Dinner fand am Strand statt, weshalb wir beide keine Schuhe trugen und barfuß durch den feinen Sand liefen. Das Gefühl der glatten Sandkörner auf meiner Haut war wunderbar.
Vor uns baute sich die lange Tafel auf, an der an diesem Abend gespeist wurde. Ein Strandbarbecue wie aus dem Bilderbuch, nur mit Champagner und Austern. Mein Blick fiel auf die anderen Frauen, die sich mit ihren Männern langsam am Strand einfanden. Eigentlich waren nur Pärchen in den Appartements aus dem Wasser untergebracht, was mich zweifeln ließ, ob dieser Freund von Evan wirklich allein auftauchen würde.
Eine junge Frau ging an uns vorbei und wiegte dabei so offensichtlich die schmalen Hüften, dass ich schmerzhaft die Zähne aufeinanderbiss. Ich warf einen unauffälligen Blick zu Evan, doch statt ihr auf den Hintern zu starren, sah er mich an. Ein warmes Gefühl durchströmte mich, und ich drückte mich unwillkürlich näher an ihn. Vielleicht würden diese zwei Wochen wirklich nur uns gehören.
„Ich frage mich, wo Scott ist“, sagte Evan und blickte sich am Strand um. Hohe Fackeln beleuchteten den riesigen Grill am Strand, und die lange Tafel, auf der hohe silberne Leuchter Platz gefunden hatten. Einige Gäste saßen bereits auf ihren Plätzen und studierten die Weinauswahl oder schlürften Champagner. Evan jedoch schien warten zu wollen.
Fasziniert blickte ich mich um. Es war so einfach, aber wunderschön. Ich hätte niemals gedacht, dass in einem solchen Luxusresort tatsächlich ein Barbecue veranstaltet wurde. Ich tippte Evan an, und flüsterte: „Schau mal, die Frau dort sieht aus wie Charlotte Bedford!“
Evan lachte auf und zog mich eng an sich. „Mein Schatz, das ist Charlotte Bedford!"
Ich spürte Röte in meine Wangen steigen, als mir klar wurde, dass ich die bekannte Schauspielerin tatsächlich nicht erkannt hatte. Ich bewegte mich schon länger in dieser Welt, aber offenbar noch nicht lange genug. „Oh, schau! Da ist Scott!“, sagte Evan plötzlich und zog mich mit sich, während ich noch immer verdutzt in Richtung der wunderschönen Brünetten blickte, die in diesem Jahr einen Oscar gewonnen hatte.
Erst als Evan seinem Freund bereits die Hand gab, wandte auch ich mich diesem zu – und kippte fast hintenüber. Scott O’Connor. Der Scott O’Connor!
Ich hätte Evan am liebsten geohrfeigt. Er wusste verdammt gut, dass O’Connor mein absoluter Lieblings autor war, dass ich seine Werke verdammt noch mal vergötterte. Ich konnte nichts dagegen tun, mir klappte einfach die Kinnlade herunter, und ich starrte diesen vertrauten Fremden ungeniert an.
„… Und das ist meine Ehefrau Annabelle.“
Ich atmete in abgehackten Atemzügen, als Scott O’Connor die Hand in meine Richtung ausstreckte und mich freundlich anlächelte.
„Ich … äh … Hallo!“, presste ich hervor und lief so rot an, dass ich aussehen musste, wie eine Rettungsboje. Evan grinste, und auch Scott wirkte amüsiert.
„Ich sagte doch, sie ist ein Fan“, stellte mein Mann an Scott gewandt fest, und beide lachten. Ich spürte noch mehr Hitze in mein Gesicht steigen. Sicher kam mir Dampf aus den Ohren, so peinlich war diese gesamte Situation.
„Sie brauchen nicht nervös zu sein. Ich beiße nicht“, sagte O’Connor und lachte wieder. Ich wollte im Boden versinken, einfach verschwinden und niemals wieder in eine solche Situation kommen. Himmel, da traf ich mein Idol und verhielt mich wie ein hysterischer Teenager. Leise atmete ich tief durch, dann setzte ich ein möglichst neutrales Lächeln auf.
„Freut mich sehr!“, sagte ich, wobei ich hoffte, dass meine Stimme nicht allzu sehr schwankte. Dieser Mann hatte Bücher geschrieben, die ich so oft gelesen hatte, bis die Seiten aus dem Einband gefallen waren. Himmel, wie kam Evan dazu, mir diesen Mann vorzustellen?
„Setzen wir uns doch, ich brauche Wein und Fleisch. Der Flug war verdammt lang!“, schlug Evan vor und führte uns zu unseren Plätzen an der langen Tafel. Er platzierte mich neben einer Blondine, die verdächtige Ähnlichkeit mit einem Victoria‘s-Secret-Model hatte, das ich vor einigen Wochen bei der Show des Labels gesehen hatte. Ich ignorierte sie, Evan sollte bloß nicht auf dumme Ideen kommen, denn mein Bedarf an einer zweiten Frau in unserem Bett war vorerst gedeckt. Ich blickte verstohlen zu Scott O’Connor, der, ganz Mann von Welt, mit kritischer Miene an einem Glas Rotwein nippte und dann der Kellnerin zunickte, damit sie eingoss. Angesichts seiner Präsenz war ich eingeschüchtert. Ein Mann wie er, mit so viel Lebenserfahrung, so viel Wissen, obwohl er gerade dreißig war, und daneben ich – die Trophäe, die noch nie einen anspruchsvollen Job hatte machen müssen. Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
„Annabelle, welches Buch gefällt Ihnen denn am besten? Und welches mögen Sie weniger?“
Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der Autor tatsächlich mich angesprochen hatte. Ich zuckte unsicher die Schultern. Durfte man vor einem Autor dessen Werke kritisieren?
Kurz zögerte ich noch, dann sprudelte es doch aus mir heraus: „Ich finde, Sturmgeflüster ist Ihr stärkstes Werk. Ich liebe die geschliffenen Dialoge und die vielschichtigen Personen. Es ist so unaufdringlich und erfrischend, wirkt nicht so gekünstelt. Dagegen ist Trauer der Welt etwas zäh und wirkt mitunter angestrengt. Ich glaube, dieses Buch spiegelt nicht Ihr Können wider.“
Scott starrte mich entgeistert an, Evan eher neugierig, doch beiden schienen meine Worte kurz die Sprache verschlagen zu haben.
„Die Kritiker waren begeistert von Trauer der Welt!“, erwiderte Scott O’Connor und klang dabei wie ein Kind, dessen Spielzeug man soeben gestohlen hatte.
Ich zuckte unsicher die Schultern. „Ich glaube einfach, dass Sie schon Besseres geschrieben haben.“
Im Augenwinkel sah ich Evan, der belustigt an seinem Glas nippte. Scott hingegen musterte mich mit gerunzelter Stirn. Ich spürte, dass ich vielleicht zu weit gegangen war, und beeilte mich zu sagen: „Aber das ist natürlich nur meine Meinung! Und ansonsten bin ich wirklich ein großer Fan. Ich bin seit Monaten auf Stumme Wut gespannt. Morgen erscheint es, richtig?“ Ich befürchtete, dass es allzu kriecherisch klang, doch Scott lächelte zufrieden, wobei er eine gerade Reihe weißer Zähne entblößte. „Richtig. Es ist mein bester Roman bisher.“ Die Spannung war verflogen.
Ich musterte sein dichtes dunkelbraunes Haar, das ein wenig zerzaust war und durch einen markanten Dreitagebart abgerundet wurde. Er hatte grüne Augen, die einen so intensiv mustern konnten, dass es fast unangenehm wurde. Fasziniert nahm ich die Symmetrie seiner Gesichtszüge auf. Er war die Art von Mann, die beinahe jede Frau haben konnte, nur leider wurde ich das Gefühl nicht los, dass ihm dies sehr wohl bewusst war. Er wirkte nicht direkt arrogant, aber doch angestrengt kultiviert, und wenn er das Glas langsam zum Mund führte, wirkte er mitunter ziemlich gekünstelt. Ich riss mich los und nahm meinerseits einen Schluck Wein. Es war ein guter, sehr teurer Wein, das schmeckte ich, auch wenn sich meine Fähigkeiten als Weinkennerin in Grenzen hielten. Rasch nahm ich einen weiteren Schluck, wobei ich das Glas bereits zur Hälfte leerte. Dieser Wein war verdammt lecker, und nach diesem holprigen Start in den Abend musste ich mich einfach irgendwie beruhigen. Evan neben mir hingegen war vollkommen ruhig. Er plauderte mit seinem Freund, und sie lachten immer wieder auf, allerdings war ich anscheinend abgeschrieben. Auch das gehörte dazu, das wusste ich. Ich war eben eine Trophäe, egal wie anders unsere Beziehung zueinander doch war. Also lauschte ich ihrem Gespräch – und trank. Je länger ich ihnen zuhörte, desto mehr veränderte sich mein Eindruck von Scott O’Connor, diesem genialen Autor, dessen Werke ich vergötterte; denn er sprach – nun ja – wie ein riesen Arschloch. Das hatte ich nicht erwartet. Er beweihräucherte sich selbst derart unverhohlen, dass ich mich am liebsten übergeben hätte. Kein Wunder, dass ich mich nach kaum zehn Minuten in seiner Gegenwart mehr mit meinen Austern beschäftigte als mit dem Gespräch der beiden Männer. Aber natürlich, so war das immer, wenn man einmal nicht zuhörte, sprach Scott mich an. Und was tat ich? Ich stocherte gedankenverloren in meinen Austern herum und hatte dem Kopf in eine Hand gestützt. Ich hing dort einfach nur, als würde ich gerade einen matschigen Burger von McDonald‘s verspeisen, statt die wahrscheinlich besten Austern, die es zu kaufen gab.
„Ähm, wie bitte?“
Evan lachte herzlich, als ich verdattert zu den beiden Männern blickte, und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Hattest du Langeweile?“, fragte er, und ich verzog den Mund. Ich mochte es nicht, wenn er mit mir sprach wie mit einem Kleinkind. Ich lächelte nachsichtig und schüttelte rasch den Kopf.
„Nein, aber eure Gespräche gehen mich doch nichts an!“, bemerkte ich diplomatisch und schob noch ein Lächeln hinterher, das meine Worte unterstrich. Evan nickte und legte seinen kräftigen Arm über die Rückenlehne meines Stuhls.
„Scott hat gefragt, was du so tust“, wiederholte er.
Ich blickte zu dem Autor, der sich soeben elegant das helle Fleisch einer Auster in den Mund schob, und zuckte die Schultern.
„Außer dir die Nägel zu lackieren meine ich!“, schob er hinterher und grinste, woraufhin mein Ehemann schallend lachte. Wut kochte in mir auf. Was bildete dieser Typ sich denn bitte ein?
„Ich mache sehr viel mehr, als mir täglich die Nägel zu lackieren“, zischte ich mit einem falschen Lächeln auf den Lippen, und er zuckte desinteressiert die Schultern. Offenbar war das Thema für ihn erledigt. Ich ballte meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten, wobei sich meine Nägel schmerzhaft in die empfindliche Haut meiner Handflächen gruben. Verdammt, so selbstbewusst ich eigentlich in Bezug auf meine Rolle als Trophy Wife war, so unsicher war ich, wenn es um mich selbst ging. Ich konnte mich doch nicht ernsthaft von so einem arroganten Idioten vorführen lassen.
Mein Blick glitt verstohlen zu Evan, doch der hatte sich nun ebenfalls seinem Abendessen zugewandt und schien meine Wut gar nicht bemerkt zu haben. Es tat weh, aber ich schluckte den heißen Knoten herunter und nahm langsam einen Schluck Wein, um mein