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An der Ostküste schlägt das Herz der USA. Auf Schritt und Tritt stößt man auf historische Orte, Schlachtfelder, Museen, Denkmäler und Kultureinrichtungen – die amerikanische Geschichte ist hier allgegenwärtig. Doch es ist nicht allein die Fülle historisch bedeutsamer Stätten und Städte wie Boston, Philadelphia, Charleston oder Savannah, es sind auch die Landschaften und pittoresken Städtchen, Strände und Sümpfe, Wälder und Steilküsten, die eine abwechslungsreiche Reise versprechen. Dabei ist es fast unmöglich, die Ostküste in einer einzigen Reise zu erkunden. Die erfahrenen Amerika-Autoren geben zahlreiche Hinweise für eine sinnvolle Tourenplanung, beginnend mit New York City als wichtigstem Ausgangspunkt. Es folgen die Nordostküste, die zentrale Ostküste zwischen New York und der Hauptstadt Washington D.C. und die Südostküste inklusive Abstecher nach Florida. Die detaillierten Ortsbeschreibungen werden ergänzt durch umfangreiche praktische Reisetipps. Mit den Staaten Connecticut, Delaware, Florida, Georgia, Maine, Maryland, Massachusetts, New Hampshire, New Jersey, New York, North & South Carolina, Pennsylvania, Rhode Island, Tennessee, Virginia und Vermont
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IWANOWSKI’S
USA-OSTKÜSTE– Autorentipps
Dr. Margit Brinke und Dr. Peter Kränzle sind promovierte Archäologen und seit über 20 Jahren als freie Journalisten und Buchautoren tätig. Seit den 1980ern mehrmals im Jahr für jeweils längere Zeit in Nordamerika unterwegs, gibt es nur wenige Ecken, die sie noch nicht besucht haben. Sie arbeiten regelmäßig für Magazine, Tageszeitungen und Webseiten und haben in verschiedenen Buchverlagen bereits über 90 Titel zu Reise, Sport und Kultur mit Schwerpunkt Nordamerika publiziert. In Iwanowski’s Reisebuchverlag liegen als weitere Titel vor: USA-Texas/Mittlerer Westen, USA-Nordosten, USA-Nordwesten, USA-Westen sowie Rom.
Unsere AutorenMargit Brinke und Peter Kränzlegeben Ihnennützliche Tippsund individuelle Empfehlungen:
Dr. Margit Brinke Dr. Peter Kränzle
USA-Ostküste
USA-Ostküste15. Auflage 2018
© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]
Titelfoto: State House, Montpelier, Vermont © Bildagentur Huber/Huber, Hans-Peter Alle anderen Farbabbildungen: s. Bildnachweis S. 588 Layout: Monika Golombek, Köln Karten: Astrid Fischer-Leitl, München Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski
Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.
ISBN epub:978-3-86457-328-6ISBN Mobipocket:978-3-86457-329-3ISBN pdf: 978-3-86457-330-9
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In diesem Reisehandbuch sind alle Detailpläne mit sogenannten QR-Codes versehen, die vor der Reise per Smartphone oder Tablet-PC gescannt und bei einer bestehenden Internet-Verbindung auf das eigene Gerät geladen werden können. Alle Karten sind im PDF-Format angelegt, das nahezu jedes Gerät darstellen kann. Für den Stadtbummel oder die Besichtigung unterwegs hat man so die Karte mit besuchenswerten Zielen und Restaurants auf dem Telefon, Tablet-PC, Reader oder als praktischen DIN-A-4-Ausdruck dabei. Die Basis-Infos sind immer und überall ohne Roaming-Gebühren abrufbar.
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EINLEITUNG
Vorwort
Die USA im Überblick
Die Staaten des Reisegebiets im Überblick
1. DIE OSTKÜSTE DER USA: LAND UND LEUTE
Historischer Überblick
Indianer – die ersten Amerikaner
„Entdeckung“ und Kolonisierung Nordamerikas
Kolonisierung durch die Spanier • Franzosen auf dem Vormarsch • Holländische Interessen • Kolonisierung durch die Briten • Leben in den Kolonien
Der Kampf um die Unabhängigkeit
Die Gründung der USA • Der „War of 1812“
Die Besiedlung des Westens
Nord-Süd-Konflikt und Bürgerkrieg
Wiederaufbau nach dem Sezessionskrieg
Die USA werden Weltmacht
Die USA im 20. Jahrhundert
Die USA im 21. Jahrhundert
Geografischer Überblick
Atlantische Küstenebene
Appalachen
Klimazonen an der Ostküste
Wirtschaft und Arbeitsleben
Landwirtschaft
Die Bedeutung des Meeres
Vom Old zum New South
Die amerikanische Gesellschaft
Eine „Nation of Nations“
Indianer • Afroamerikaner • Lateinamerikaner • Iren und Italiener • Asiaten • Amerikas deutsche Wurzeln
Soziale Situation
Krankenversicherung • Rentenversicherung • Arbeitslosen- und Sozialhilfe
Bildungswesen
Religion – „God’s own Country“
Religiöse Vielfalt • Wiedererweckungs-Bewegungen • Jedem das Seine
Der „American Way of Life“
Aus dem Vollen schöpfen • Die angeblich schönste Nebensache der Welt
Kunst und Kultur
Architektur
„Hudson River School“ und Landschaftsmalerei
Die Malerei des Südens
Der Nordosten: Heimat der Dichter und Denker
Die Südstaaten: Lokalkolorit und Weltliteratur
Literarisches Multikulti in New York
2. DIE OSTKÜSTE ALS REISEZIEL
Allgemeine Reisetipps von A–Z
Entfernungstabelle
Die Grünen Seiten: Das kostet Sie das Reisen entlang der Ostküste der USA
3. REISEN ENTLANG DER OSTKÜSTE DER USA
Zeiteinteilung und touristische Interessen
4. NEW YORK CITY
Historischer Überblick
Sehenswürdigkeiten in Manhattan
Lower Manhattan – die Südspitze
Brooklyn Bridge
Lower Manhattan – zwischen Lower East Side und Village
Zwischen Lower Manhattan und Midtown
Midtown
Uptown und Central Park
Upper Manhattan
Sehenswertes in den New Yorker Boroughs
Brooklyn
Queens
Bronx
5. DIE NORDOSTKÜSTE
Überblick
Von New York nach Boston
Connecticuts Gold Coast – Von New York nach New Haven
Durchs Indianerland nach Mystic/CT
Von Mystic/CT nach Providence/RI
Newport/RI
New Bedford/MA
Cape Cod/MA
Ausflug nach Nantucket und Martha’s Vineyard
Plymouth/MA
Boston – die „Grand Old Lady“
Historischer Überblick
Sehenswertes in Boston
Cambridge/MA
Die Wiege des Unabhängigkeitskampfes
Die Küstenroute von Boston zum Acadia National Park
North of Boston – Essex National Heritage Area
Salem, alte Hafenstadt mit dubiosem Ruf
Umweg über Cape Ann
Die „Clipper City“ Newburyport
Portsmouth und die Küste New Hampshires
Maines Südküste
Portland/ME und die Casco Bay
Auf dem Hwy. 1 nach Bar Harbor und zum Acadia NP
Acadia National Park
Die Inlandsroute zurück nach New York
Über Bangor in die White Mountains
Routenvariante durch die Lakes Region und das Merrimack River Valley
Routenvariante durch Vermont und die Berkshire Hills
Alternative: Routenvariante durch das Hudson River Valley nach New York City
Von Vermont durch die Berkshire Hills und Connecticut
6. DIE ZENTRALE OSTKÜSTE
Von New York nach Philadelphia
Eliteuniversität Princeton
Über Trenton nach Philadelphia
Philadelphia, die „Stadt der brüderlichen Liebe“
Historischer Überblick
Rundgang im historischen Zentrum
City Center – „Downtown“ Philadelphia
Der Museum District
Weitere Sehenswürdigkeiten
Ausflug zur King of Prussia Mall und nach Valley Forge
Von Philadelphia nach Washington
Im Brandywine Valley
Pennsylvania Dutch Country (Lancaster County)
Gettysburg/PA
Baltimore/MD
Annapolis und die Chesapeake Bay
7. US-HAUPTSTADT WASHINGTON D.C.
Historischer Überblick
White House
White House Visitor Center
Um das White House
Sehenswertes um die National Mall
Memorials im Westteil
Museen an der Mall
Capitol Hill
U.S. Capitol
Library of Congress
Eastern Market, Barracks Row und Nationals Park
Sehenswürdigkeiten in Downtown
Weitere Attraktionen in D.C.
Georgetown
Northwest
Abstecher nach Arlington
8. DER SÜDOSTEN – INLANDSROUTE
Überblick
Von Washington D.C. zum Blue Ridge Parkway
Manassas/VA
Shenandoah National Park und Skyline Drive
Beschauliches Staunton
Abstecher in Thomas Jeffersons Heimat
Lexington, kleiner Ort mit berühmten Bewohnern
Natural Bridge
Unterwegs zum Great Smoky Mountains National Park
Der Blue Ridge Parkway
Deutsche Wurzeln in North Carolina
Unterwegs nach Charlotte
Von Charlotte nach Ashville in die Blue Ridge Mountains
In der Heimat der Cherokee-Indianer
Der Great Smoky Mountains National Park
Durch East Tennessee nach Atlanta
Im Westen der Great Smokies
Knoxville – „Gateway to the Smokies“
Tennessee Overhill
Chattanooga – „Tor zum Süden“
In den Georgia Mountains
9. DER SÜDOSTEN – KÜSTENROUTE
Von Washington D.C. zur Chesapeake Bay
Alexandria/VA
Mount Vernon
Fredericksburg/VA
Richmond, Virginias Hauptstadt
Colonial Virginia: Williamsburg, Jamestown und Yorktown
Von der Chesapeake Bay zu den Outer Banks/NC
Hampton Roads Area
Virginia Beach
Die Outer Banks in North Carolina
New Bern, erste Hauptstadt der Carolinas
Verbindungsroute durch NC zu den Appalachen
Raleigh – die Hauptstadt North Carolinas
Durham – „City of Medicine“ und einstiges Tabakzentrum
Universitätsstädtchen Chapel Hill
Vom Research Triangle nach Winston-Salem
Küstenroute von New Bern/NC nach Charleston/SC
Wilmington/NC
Grand Strand – die Küste South Carolinas
Charleston – „La Belle of the Old South“
Von Charleston/SC zu Georgias Golden Isles
Hilton Head Island
Historic Savannah/GA
Coastal Georgia
Der Okefenokee Swamp
Von Coastal Georgia nach Atlanta
Macon – City of White Columns and Cherry Blossoms
Der Antebellum Trail
Stone Mountain Memorial SP
10. ABSTECHER NACH FLORIDA
Überblick
Amelia Island, Jacksonville und die Beaches
St. Augustine – Nation’s Oldest (European) City
Florida’s Space Coast
Vergnügungszentrum Orlando
11. SÜDSTAATENMETROPOLE ATLANTA
Überblick
Historischer Überblick
Sehenswertes in Downtown
Centennial Olympic Park
News & Sports
Zwischen Five Points, Peachtree Center und SoNo
Rundgang durch Sweet Auburn
Sehenswertes in Midtown
Sehenswertes in den Suburbs
12. ANHANG
Literaturhinweise
Stichwortverzeichnis
Zur Terminologie des Wortes „Indianer“
Florida: die „14. Kolonie“
Die politischen Staatsorgane und ihre Aufgaben
Wandern auf dem Appalachian Trail
„Yankees“ und „Southerners“
Baseball: das National Game
Himmelwärts – New Yorks Wolkenkratzer
Neuenglands puritanisches Erbe
Ein Meister seines Fachs: Charles Bulfinch
Paul Revere – vom Silberschmied zum Nationalhelden
Mekka der Red Sox Nation: der Fenway Park
Transzendentalismus und Neuenglands Literaten
Maine, die Heimat der Lobster
Die Shaking Quakers
Mark Twain – Humorist, Gesellschafts-kritiker und Volksschriftsteller
„Mural Capital of the World“
Friedrich Wilhelm von Steuben oder „Wie man aus einem wilden Haufen eine schlagkräftige Armee macht“
Die Pennsylvania Dutch
„... these dead shall not have died in vain ...“
Lacrosse – indianischer Nationalsport
Smithsonian Institution
Monticello – Jeffersons „Essay on Architecture“
Thomas Jefferson – ein Mann der Visionen und Talente
„There stands Jackson like a stonewall!“
College Football – „Nationalsport“ der Südstaaten
Sequoyah – Sprachgelehrter und Allround-Genie
George Washington: Held wider Willen
Die fliegenden Brüder
„The Lost Colony“
In der Heimat der Gators
Zwei bedeutende Südstaatenautorinnen
Das „Heilige Wasser“
Go Braves! – Baseball in Atlanta
„I have a dream ...“
Vom Winde verweht
Acadia National Park
Architekturstile
Atlanta Downtown
Atlanta Übersicht
Baltimore
Der Blue Ridge Parkway
Boston Freedom Trail
Cambridge Harvard University
Charleston Innenstadt
Charleston – Überblick
Englische Kolonien
Florida
Georgias Küste/Golden Isles
Great Smoky Mountains NP
Newport
New York – Central Park/Uptown
New York – Der Norden Manhattans
New York – Lower Manhattan
New York – Metroplan
New York – Midtown
North und South Carolina
Philadelphia – Innenstadt
Rhode Island
Savannah – Innenstadt
Die USA vor dem Bürgerkrieg
Vermont
Virginia
Von Boston nach Portsmouth
Von Cape Cod nach Boston
Von Georgias Küste nach Atlanta
Von New York nach Mystic
Von North Carolina nach Georgia
Von Philadelphia nach Washington und North Carolina
Von Portsmouth zum Acadia NP und in die White Mountains
Washington D.C.
White Mountains: Route
Williamsburg und Umgebung
USA-Ostküste Überblick
Boston Übersicht
„Here is not merely a nation but a teeming nation of nations.“
(Walt Whitman, „Leaves of Grass“, 1855)
Der US-Ostküste mag auf den ersten Blick die landschaftliche Dramatik fehlen, die den Westen so einzigartig macht. Dafür präsentiert sich die Ostküste als historisch gewachsenes Kulturland und überaus geschichtsträchtig. Eine dicht besiedelte Region mit Menschen aus aller Welt und faszinierenden Großstädten, aber auch beschaulichen Dörfern – eine „Nation of Nations“, wie einst der Dichter Walt Whitman treffend bemerkte.
An der Atlantikküste liegen die Wurzeln Amerikas. Hier schlägt das Herz der USA. Auf Schritt und Tritt stößt man auf historische Orte, Schlachtfelder, Museen, Denkmäler und Kultureinrichtungen. Die Europäer setzten hier erstmals Fuß auf amerikanischen Boden. Ihnen folgten Immigranten aus aller Welt, die das Land besiedelten und sich auf der Suche nach einem besseren Leben immer weiter ausbreiteten. Dadurch verschob sich die Grenze immer weiter Richtung Westen.
Die amerikanische Geschichte ist im Osten allgegenwärtig. In besonderer Weise spielen die Kolonialzeit, der Unabhängigkeitskampf oder der amerikanische Bürgerkrieg an verschiedenen Orten eine Rolle. Doch es ist nicht allein die Fülle historisch bedeutsamer Stätten und Städte wie Boston, Philadelphia oder Jamestown, Charleston, Savannah oder St. Augustine, es sind auch die Landschaften und pittoresken Städtchen, Strände und Sümpfe, Wälder und Steilküsten, die einen Gleichklang von Natur und Kultur erzeugen und für Abwechslung sorgen.
Geografisch ist es relativ einfach, die Ostküste der USA abzugrenzen: Sie reicht von der Grenze Kanadas im Norden bis hinunter nach Florida und von der Atlantikküste bis zur Bergkette der Appalachen. Im Mittelpunkt des vorliegenden Bands steht die Region von Bar Harbor/Maine bis Orlando/Florida sowie bis zur Bergkette der Appalachen, die parallel zur Küstenlinie im Hinterland verläuft.
Zugegeben, es ist so gut wie unmöglich, die Ostküste in einer einzigen Reise zu erkunden. Daher wurde nachfolgend versucht, nach kulturellen, historischen, geografischen und demografischen Gegebenheiten die Küste reisetechnisch sinnvoll in mehrere Abschnitte zu gliedern, beginnend mit New York City als wichtigstem Ausgangspunkt: 1. die Nordostküste, 2. die zentrale Ostküste zwischen New York und der Hauptstadt Washington D.C. und 3. die Südostküste inklusive eines Abstechers nach Florida.
Zwischen dem Süden und dem Norden mit einer „neutralen“ Pufferzone in Gestalt des Städtekonglomerats zwischen New York und Washington liegen Welten. Deswegen erwies es sich auch als schwierig, mehr Gemeinsamkeiten herauszustellen als Unterschiede festzuhalten.
Der Nordosten ist industriell geprägt, wohlhabend, dicht besiedelt und klimatisch im Großen und Ganzen mit Nordeuropa vergleichbar. Die Vegetation unterscheidet sich nur unwesentlich von der unseren und auch die Bewohner legen eher europäische Züge an den Tag. „Puritanismus“ heißt ein wichtiges Schlagwort in der Nordregion: Man gibt sich zurückhaltend, teils etwas snobistisch und arrogant, eher verschlossen, aber man ist auch stolz auf Bildung und Kultiviertheit, auf europäische Wurzeln und die herrschende Toleranz und Religionsvielfalt.
Der Südosten, Teil des „Deep South“, ist ein besonderes Stück USA und unterscheidet sich im Hinblick auf Geschichte, Bewohner, Dialekt, Küche, Religiosität und Mentalität vom Norden. Der Süden ist Plantagenland, die Bevölkerung redselig und gastfreundlich, das Land vielfach agrarisch genutzt und mit einem angenehmen Klima gesegnet.
Mit diesem Reisehandbuch soll individuelles Reisen und Erkunden ermöglicht werden. An der Ostküste bietet sich dem Besucher – viel intensiver als im Westen – die einmalige Gelegenheit, Amerika von der Pike auf kennenzulernen und Klischees und Vorurteile abzubauen. Wer genügend Zeit und Interesse mitbringt, wird von der Vielseitigkeit dieses Teils der Vereinigten Staaten begeistert sein. Wichtig ist, sich von der Philosophie des „Weniger ist mehr“ leiten zu lassen und nicht zu versuchen, die gesamte Küste auf einmal zu erkunden.
Die getroffene Auswahl der im Buch beschriebenen Ziele und Routen basiert auf der eigenen langjährigen Reiseerfahrung, wobei aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes Beschränkung nötig war. Da die Größe des Areals eine flächendeckende Beschreibung unmöglich macht, werden jeweils eine Hauptroute und einige Alternativrouten in den drei Landesteilen vorgestellt.
Auch zu Übernachtung und anderen praktischen Tipps kann daher nur eine kleine Auswahl vorgestellt werden. Es wurden aber dafür, soweit möglich, ungewöhnliche Plätze ausgewählt, bei denen Preis und Leistung stimmt. Bei den praktischen Hinweisen wurde auf größtmögliche Aktualität geachtet, doch bei der Fülle an Informationen und der Schnelllebigkeit touristischer Angebote kann keine Gewähr für Korrektheit bzw. Vollständigkeit übernommen werden.
Augsburg, Frühjahr 2018
Margit Brinke und Peter Kränzle
Staat
Abkür-zung
Haupt-stadt
Beitritt zur Union
Fläche in km2
Einwohner
Connecticut*
CT
Hartford
1788
14.357
ca. 3,6 Mio.
Delaware
DE
Dover
1787
5.130
ca. 962.000
District of Columbia(Washington D.C.)
D.C.
1790**
177
ca. 694.000
Florida
FL
Tallahassee
1845
170.304
ca. 21 Mio.
Georgia
GA
Atlanta
1788
153.909
ca. 10,4 Mio.
Maine*
ME
Augusta
1820
91.646
ca. 1,3 Mio.
Maryland
MD
Annapolis
1788
32.133
ca. 6 Mio.
Massachusetts*
MA
Boston
1788
27.336
ca. 6,9 Mio.
New Hampshire*
NH
Concord
1788
24.217
ca. 1,3 Mio.
New Jersey
NJ
Trenton
1787
22.591
ca. 9 Mio.
New York
NY
Albany
1788
141.300
ca. 20 Mio.
North Carolina
NC
Raleigh
1789
139.390
ca. 10,3 Mio.
Pennsylvania
PA
Harrisburg
1787
119.283
ca. 12,8 Mio.
Rhode Island*
RI
Providence
1790
3.144
ca. 1,1 Mio.
South Carolina
SC
Columbia
1788
82.931
ca. 5 Mio.
Tennessee
TN
Nashville
1796
109.247
ca. 6,7 Mio.
Commonwealth of Virginia
VA
Richmond
1788
110.785
ca. 8,5 Mio.
Vermont*
VT
Montpelier
1791
24.923
ca. 627.000
*= Neuengland-Staaten
**= Gründung (D.C. ist kein US-Bundesstaat)
Während im Westen der USA die Landschaft prägendes Element ist, ist es an der Ostküste die Geschichte. Hier spielten sich die französischen und spanischen Kolonisationsversuche sowie die englische Inbesitznahme ab. Hier kam die Idee von der modernen Demokratie auf. Hier wurde die Unabhängigkeit erkämpft, in einem blutigen Bruderkampf die Sklaverei abgeschafft und die staatliche Einheit der ehemaligen Kolonien gesichert. Kein Wunder, dass an der Ostküste die amerikanische Geschichte auf Schritt und Tritt präsent ist.
An historisch besonders wichtigen Stätten z. B. in Boston, Plymouth, Concord, Salem, New Bedford, Newport, Philadelphia, Washington, Charleston, Savannah oder St. Augustine wird die Vergangenheit lebendig. Sie äußert sich in Besucherzentren und Ausstellungen, durch historisch gekleidete Führer, authentische Nachbauten, Vorführungen und Original-Relikte, durch „Re-enactments“ – originalgetreu nachgespielte historische Ereignisse – und Freiluftmuseen.
Wer die US-Geschichte als vergleichsweise kurz bezeichnet, läuft Gefahr, denselben Fehler zu begehen wie die ersten Kolonialisten, die die Geschichte der Indianer ignorierten. Denn genau betrachtet ist auch Nordamerika ein „Alter Kontinent“. Wann die Ahnen der Indianer den nordamerikanischen Subkontinent erstmals betreten haben, wird kontrovers diskutiert.
Die Cherokee zählten zu den bedeutendsten Indianervölkern an der Ostküste
Jüngste archäologische Funde und wissenschaftliche Untersuchungen (u. a. der DNA und Blutgruppen) unterstreichen, dass die Besiedlung Nordamerikas über die Beringstraße nur eine von vielen Theorien ist. Tatsächlich scheint es mehrere Besiedlungsschübe gegeben zu haben. Manche Gruppen sollen beispielsweise mit Booten über den Pazifik auf den Kontinent gelangt sein. Nach neuestem Forschungsstand lassen sich die ältesten menschlichen Spuren in Nordamerika auf mindestens 15.000 v. Chr. zurückdatieren. In den letzten Jahren mehren sich jedoch Funde und Fundstellen auch in Südamerika, die auf noch ältere Besiedlungsspuren hinweisen. Hier sind in Zukunft noch spannende neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Besiedlung Amerikas zu erwarten.
Diese „Urindianer“ (Paleo Indians) waren Großwildjäger, die den Fährten inzwischen teils ausgestorbener Tierarten wie Bison, Mammuts, Kamelen oder Urpferden immer tiefer hinein in den Kontinent folgten. Anhand von Werkzeugen und anderen Utensilien konnten Jäger-, Fischer- und Sammlerkulturen in unterschiedlichen Gebieten der heutigen USA nachgewiesen und differenziert werden. Als letzte Gruppe haben wahrscheinlich die Eskimos ihre Wanderung angetreten und sich an den arktischen und subarktischen Küsten Grönlands, Kanadas, Alaskas und des nordöstlichen Sibiriens ausgebreitet.
Es hat lange gedauert, bis die umherziehenden Gruppen sesshaft geworden sind. Im Osten fand dieser Prozess um etwa 1.000 v. Chr. statt. Es bildete sich eine differenzierte Gesellschaft von Ackerbauern, Jägern und Sammlern heraus, die sogenannte Woodland Tradition, deren Siedlungsgebiet zwischen Atlantik, Mississippi und den Großen Seen lag. Um 900 n. Chr. entstand in den Tälern des Mississippi und Ohio River eine indianische Hochkultur, die Mississippian Tradition. Für diese Ackerbauern galten Mais, Kürbis, Bohnen, Süßkartoffeln und Tabak als die wichtigsten Kulturpflanzen. Die Gesellschaft war hierarchisch gegliedert. Diese Ureinwohner lebten in großen Siedlungen, die von Holzpalisaden umschlossen waren und charakteristische mounds im Zentrum aufwiesen. Auf diesen pyramidalen, künstlichen Erdaufschüttungen befanden sich die kultischen und weltlichen Machtzentren: Tempel, Fürstensitze und Versammlungsplätze. Das Ende dieser Kultur fiel mit der Ankunft der ersten Europäer zusammen, sodass Mitte des 16. Jh. viele der Siedlungen aufgelassen waren. Viele Indianer starben infolge von Kriegen und vor allem durch die von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten und Seuchen.
Lesetipp
Fesselnd und informativ sind die Bücher von Charles C. Mann. In „Amerika vor Kolumbus“ kommt er anhand neuer Forschungsergebnisse zu dem Schluss, dass die indianischen Kulturen um 1492 oft weiter entwickelt waren als die Europäer. Indianische Völker bewohnten einige der größten und reichsten Städte der Welt und waren nicht allein von der Jagd abhängig, sondern betrieben auch Landwirtschaft. In „Kolumbus‘ Erbe“ geht es um das Auftauchen der Europäer in Amerika 1492 und die damit einsetzende Globalisierung. Der Austausch von Menschen und Pflanzen, Tieren und Krankheiten, Waren und Rohstoffen schuf die Grundlage unserer heutigen Welt.
•Charles C. Mann, Amerika vor Kolumbus. Die Geschichte eines unent-deckten Kontinents (Rowohlt Verlag, 2016).
•ders., Kolumbus‘ Erbe. Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane über-querten und die Welt von heute schufen (Rowohlt Verlag, 2013)
Es folgte die Zeit der historischen Indianerstämme: Irokesen, Mohikaner, Shawnee, Cherokee, Seminole oder Creek, um nur die größten Gruppen zu nennen. So unterschiedlich diese Völker waren, so verschieden verhielten sie sich auch gegenüber Neuankömmlingen aus Europa: Die einen halfen und waren gastfreundlich, die anderen verhielten sich abweisend und feindlich. Am Ende war das Ergebnis jedoch dasselbe: Dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten, vertrieben, verfolgt und getötet, überlebten nur wenige Ureinwohner in abgelegenen Regionen.
Unrühmlicher Höhepunkt war der Removal Act 1835 unter Präsident Andrew Jackson: Er zwang über 16.000 Indianer zur Umsiedlung in das Indianer-Territorium westlich des Mississippi (heute Oklahoma). Dieser Trail of Tears kostete zahllose Indianer der sogenannten „Fünf zivilisierten Stämme“ Creek, Cherokee, Chickasaw, Choctaw und Seminole das Leben. Die Seminolen wehrten sich als einzige vehement in drei Kriegen. Bis heute verweisen Gruppen dieses Stammes mit Stolz darauf, niemals besiegt worden zu sein. Sie leben immer noch auf ihrem angestammten Land in den Sümpfen Floridas.
info
Beim Wort „Indianer/Indians“ denken viele an federgeschmückte Reiter mit Pfeil und Bogen, die in Tipis leben. Doch diese Tracht trugen lediglich die Mitglieder des Kulturkreises der Prärie-Indianer, zu denen die berühmten Lakota oder Comanches gehörten. Und auch nur diese waren tatsächlich Nomaden und lebten in Zelten. Ansonsten weisen die meisten der über 560 in den USA existierenden indianischen Völker kaum Gemeinsamkeiten auf. Sie entscheiden sich sowohl in ihrer Lebensweise als auch in Sprache oder Tradition.
Als „politically correct“ gelten die Bezeichnungen „American Indians“ oder „Native Americans". Die Indianer selbst lehnen die Bezeichnung „Native Americans" ab, da diese auf jeden in Nordamerika geborenen Menschen zutreffe. Ob Apache, Lakota, Cherokee oder Haudenosaunee (Iroquois) – die meisten Indianer ziehen „American Indian“ oder „Indian“ vor, wenn die genaue Stammeszugehörigkeit nicht bekannt ist. Von „Indianern“ zu sprechen ist also durchaus legitim.
Fast 500 Jahre vor Kolumbus waren bereits die seetüchtigen Wikinger im Nordosten des amerikanischen Kontinents unterwegs gewesen. Leif Eriksson (ca. 975–ca. 1020) soll um das Jahr 1000 mit seinen Männern von Grönland bis zum Mündungsbereich des St.-Lorenz-Stroms und hinunter bis zur Küste des heutigen Bundesstaates Massachusetts gesegelt sein. Die Wikinger sprachen von Vinland, in Anlehnung an die angeblich gefundenen wildwachsenden Weinreben. Im übertragenen Sinne dürfte damit jedoch eher allgemein die Fruchtbarkeit der besuchten Landstriche gemeint gewesen sein. Zwar unternahmen die Wikinger noch weitere Fahrten nach Nordamerika, in Neufundland entstand sogar eine Siedlung, doch nachdem sie ihre grönländischen Siedlungen aufgegeben hatten, gerieten ihre Entdeckungsfahrten in Vergessenheit.
Die geschriebene Geschichte Amerikas beginnt mit den Fahrten des Christoph Kolumbus (1451–1506). Der in Genua geborene Seefahrer stand in spanischen Diensten und wollte im Glauben an die Kugelgestalt der Erde den Westweg nach Indien finden. Als er 1492 auf der Bahamas-Insel San Salvador landete, meinte er, Indien erreicht zu haben. Er nannte die Inselgruppe „Westindische Inseln“ und ihre Einwohner „Indianer“. Insgesamt überquerte Kolumbus zwischen 1492 und 1504 viermal den Atlantik, doch setzte er nie einen Fuß auf den nordamerikanischen Kontinent, sondern nur auf karibische Inseln.
Giovanni Caboto (1450–1498) stand als Venezianer in britischen Diensten und erkundete als John Cabot 1497/98 den Nordosten des Kontinents. Der Florentiner Amerigo Vespucci (1451–1512) vertrat erstmals die Ansicht, dass das von Kolumbus betretene Land nicht Teil Asiens sei. Der deutsche Kartograf Martin Waldseemüller nannte deshalb zu Ehren Vespuccis 1507 den von Kolumbus entdeckten neuen Kontinent nach dessen Vornamen America. 1513 erreichte der spanische Konquistador Vasco Núñez die Landenge von Panama und stellte fest, dass westlich davon ein neues Weltmeer, der Stille Ozean, beginnt. Er lieferte somit den Beleg für Vespuccis These. Im gleichen Jahr entdeckte JuanPonce de Léon (1460–1521), ein Mitstreiter Kolumbus’, Florida. Er glaubte jedoch, dass es sich um eine Insel handle.
Der neue Kontinent rückte schnell in die Interessenssphäre der europäischen Mächte. Anfangs sicherten sich die Spanier alle Gebiete, die rund 600 km westlich einer von Pol zu Pol über die Azoren verlaufenden Linie lagen: Mit dem Vertrag von Tordesillas 1494 hatten sie sich mit Portugal, damals die zweite bedeutende Seemacht, auf diese Trennung geeinigt. Der Vertrag war von Papst Alexander VI., selbst Spanier und damals völkerrechtlich bindende Autorität, angeregt worden. Als sich zu Beginn des 16. Jh. der Reformationsgedanke verbreitete und der Machteinfluss Spaniens nach der Niederlage gegen England (1588) schwand, änderte sich die Lage und mehrere europäische Nationen wetteiferten um Einfluss auf dem amerikanischen Kontinent.
Spanien richtete als erste europäische Nation Kolonien ein. Bei den „Konquistadoren“ handelte es sich um Männer aus niedrigem, verarmtem Adelsstand, die versuchten, schnell zu Ruhm und Reichtum zu gelangen. Dabei ging man wenig zimperlich vor: Hernando Cortéz (1485–1547) zerstörte das Aztekenreich in Mexiko, Francisco Pizarro (1478–1541) unterwarf das Inkareich in Peru, Vasco Núñez de Balboa (1475–1517) erreichte den Stillen Ozean und erklärte ihn zum spanischen Besitz. Francisco Vásquez de Coronado (1510–44) leitete Expeditionen auf der Suche nach Gold im nordamerikanischen Südwesten, Juan Ponce de León (1513 und 1521), Pánfilo de Narváez (1528) und Hernando de Soto (1538–1542) versuchten ihr Glück ebenfalls aber vergeblich in Florida.
So gab es Ende des 16. Jh. fast 200 meist kleine spanische Siedlungen. Als Arbeitskräfte dienten in erster Linie die einheimischen Indianer. Gleichzeitig mit den Konquistadoren hatten katholische Missionare begonnen, ihre Religion unter den „Wilden“ zu verbreiten. Sie errichteten Schulen und förderten handwerkliche Fähigkeiten, zerstörten jedoch auch die Kultur der Ureinwohner.
1565 hatte Pedro Me- néndez de Avilés den Ort St. Augustine an der Nordostküste Floridas gegründet. Sie ist heute die älteste europäische Stadt Nordamerikas, die kontinuierlich besiedelt wurde. St. Augustine diente den Spaniern bis 1763 und zwischen 1783 und 1821 als Bollwerk und Trutzburg gegen den Einfluß französischer und britischer Kolonialinteressen sowie gegen Piraten, die den Seeweg zurück nach Spanien bedrohten.
St. Augustine ist die älteste europäische Stadt Nordamerikas, die kontiniuierlich besiedelt wurde
In Frankreich verfolgte man mit Interesse die Geschichten von Schätzen in Mittel- und Südamerika, die in spanische Hände gelangt waren, ohne jedoch einen ernsthaften Vorstoß in spanische Sphären zu wagen. Der Versuch, sich in Florida zu etablieren, scheiterte nämlich kläglich: Das 1564 gegründete Fort Caroline (heute Jacksonville) wurde von den Spaniern unter Menéndez ausgelöscht und die Besatzung nahe St. Augustine hingerichtet. Der Ort heißt seither Matanzas („Massaker“). Also konzentrierten sich die Franzosen auf den Nordosten des neuen Kontinents, wo 1524 der Florentiner Giovanni da Verrazano (1480–1527) unter französischer Flagge die Hudson-River-Mündung erkundet hatte. Jacques Cartier (1491–1557) war 1534 noch weiter nordöstlich unterwegs und segelte ins Mündungsgebiet des St.-Lorenz-Stroms. Nach diesen ersten Erkundungen fasste Frankreich ganz allmählich auf dem nordamerikanischen Kontinent Fuß.
Wirtschaftlich gesehen waren die Nordostküste sowie das Landesinnere für die Franzosen durchaus interessant: Normannische und bretonische Fischer schätzten die reichen Fischgründe und liefen von kleinen Stützpunkten an der amerikanischen Küste zum Fischfang aus. Pelzhändler drangen über den St.-Lorenz-Strom in das Gebiet der Großen Seen und ins spätere Neuengland vor. Die französische Besiedelung blieb allerdings dünn, zu groß waren die beanspruchten Gebiete. Nur ein Netz verstreut liegender Stützpunkte wie das 1608 von Samuel de Champlain gegründete Québec City hielt Neu-Frankreich zusammen, dessen Zentrum in der heutigen kanadischen Provinz Québec lag.
1673 stießen der Jesuit Jacques Marquette (1637–75) und Louis Joliet (1645–1700) vom Nordosten aus zum Mississippi vor, und 1682 erreichte Robert Cavelier de La Salle (1643–87) die Mississippi-Mündung. Sie untermauerten den französischen Anspruch auf die ganze Region zwischen der Mündung in den Golf von Mexiko bis hinauf an die Großen Seen und weiter in den Nordosten bis zur Mündung des St.-Lorenz-Stroms. Das gesamte Flussbecken nannte de La Salle „La Louisiane“ und nahm es für König Ludwig XIV. in Besitz. 1718 gründete Jean Baptiste le Moyne, Sieur de Bienville (1680–1768), „La Nouvelle Orléans“,New Orleans.
Aufgrund der wachsenden europäischen Konflikte war Frankreich nicht in der Lage, langfristig die Gebietsansprüche gegen die sich von der Küste aus langsam ausbreitenden Engländer zu verteidigen. Im Frieden von Utrecht 1713 erhielt England beispielsweise die Gebiete der Hudson Bay, Neuschottland und Neufundland zugesprochen. Nach dem King George’s War (1744–48) sowie dem French and Indian War (1754–63) übernahmen die Briten dann auch die kanadischen Gebiete sowie das Territorium östlich des Mississippi. Im Jahr 1803 schließlich verschwand Frankreich ganz von der Bildfläche – Napoleon hatte mit dem „Louisiana Purchase“ die letzten französischen Gebiete westlich des Mississippi an die USA verkauft.
Das holländische Interesse an der Neuen Welt konzentrierte sich vor allem auf das heutige Gebiet von New York und New Jersey. Im Jahr 1609 versuchte Henry Hudson im Auftrag der holländischen Ostindischen Handelsgesellschaft, eine Nordwestpassage nach Asien zu finden. Er gelangte dabei in das Mündungsgebiet des nach ihm benannten Flusses, befuhr ihn bis in die Gegend von Albany und beanspruchte den Fluss sowie das Tal für seine niederländischen Auftraggeber.
Nur wenige Jahre später, 1614, erforschten die Holländer die Landschaften um Long Island und hoben Nieuw Holland (Neuholland) aus der Taufe. 1626 kaufte der damalige Direktor der neu gegründeten Westindischen Handelskompanie, Peter Minuit, den Indianern die Insel Manhattan für Waren im Gegenwert von 60 Gulden ab. Hier wurde Nieuw Amsterdam gegründet, die Hauptstadt von Neuholland. Im Jahr 1647 übernahm Peter Stuyvesant das Amt des vierten Gouverneurs von Nieuw Amsterdam und trieb die Stadtentwicklung voran. Schon 1664 endete die holländische Kolonialisierung mit der Besetzung der Stadt durch die Engländer.
Am systematischsten und nachhaltigsten trieben die Briten die Kolonialisierung voran. Von Anfang an wurden englischen Kolonien als Siedlungen angelegt und nicht wie z. B. bei den Franzosen als Handelsstützpunkte. Von vornherein zielte die britische Kolonialpolitik auf die Erschließung neuer Siedlungsräume für Auswanderer aus dem überbevölkerten England sowie als Exil für unliebsame Untertanen. Handelskompanien und andere private Gesellschaften erhielten Schutzbriefe der britischen Könige und bauten ganz offiziell „königliche Kolonien“ auf. Die Krone versprach sich davon neue Steuereinnahmen und neue Absatzmärkte sowie wertvolle Rohstoffe.
Plymouth, die zweite britische Kolonie in Nordamerika
Die ersten Versuche, an der Ostküste sesshaft zu werden, starteten Sir Humphrey Gilberts im Jahr 1583 auf Neufundland (Kanada) sowie Sir Walter Raleigh 1585 auf Roanoke Island an der Küste von North Carolina. Beide mussten jedoch aufgrund der Unwirtlichkeit der Region sowie wegen Lebensmittelknappheit und Kapitalmangel vorzeitig aufgeben. Die eigentliche Kolonisierung begann erst 1607 mit der Entsendung von Siedlern durch die Virginia-Kompanie. Unter der Führung von John Smith gründeten sie den Ort Jamestown und die Kolonie Virginia.
Lesetipp
Die Gründung und Einrichtung der Plimoth Plantation steht im Mittelpunkt des fesselnden Buches „Mayflower“ von Nathaniel Philbrick. Anhand der neuesten Forschungsergebnisse beleuchtet Philbrick die Anfänge der Siedlung, den wachsenden Konflikt mit hinzukommenden Neusiedlern sowie die Konkurrenz zu anderen neuen Kolonien. Auch das zu Beginn intensive und freundschaftliche Zusammenleben mit den Indianern und der dann aufflammende Konflikt, der zum „King Philip‘s War“ führte, werden thematisiert.
•Nathaniel Philbrick, Mayflower (engl. 2006).
1620 folgten die 102 sog. Pilgrim Fathers (Pilgerväter) und gründeten eine Kolonie weiter nördlich, beim heutigen Plymouth in Massachusetts. Noch auf ihrem berühmten Schiff „Mayflower“ hatten sie den „Mayflower-Vertrag“ geschlossen, der die Gründung eines nach religiösen Vorstellungen geordneten politischen Gemeinwesens mit gewählten Repräsentanten vorsah. 1621 brachten die nur etwa 50 überlebenden Siedler mithilfe der ansässigen Indianer die erste Ernte ein – heute feiert man dies mit dem Thanksgiving Day.
1630 erhielt Massachusetts offiziell den Status einer Kolonie, nachdem auch in Salem und Boston Siedlungen entstanden waren. 1623 war mit Portsmouth die erste Kolonie im heutigen New Hampshire gegründet worden und in der Folge ging es Schlag auf Schlag: 1629 übergab King Charles I. das ursprünglich von den Spaniern beanspruchte Carolina an Robert Heath und seine Gesellschaft. 1730 erst kam es zur Teilung in Nord- und Südteil.
Die Gründung der Kolonie Maryland erfolgte durch Katholiken, die 1634 von Cecil Calvert in Baltimore angesiedelt worden waren. Benannt nach Henriette Marie, der Frau Charles I., wurde Baltimore erster katholischer Bischofssitz auf nordamerikanischem Boden.
1635 wurde Connecticut gegründet, 1636 Rhode Island als Kolonie ins Leben gerufen. 1664 besetzten die Engländer das holländische New York, New Jersey sowie das ehemals schwedische, dann holländische Delaware. Der Quäker William Penn gründete 1681 Pennsylvania und 1683 wurde Philadelphia, die „Stadt der brüderlichen Liebe“, die Hauptstadt. In den Folgejahren ließen sich viele deutsche religiöse Flüchtlinge, meist Mennoniten, dort nieder. 1732 gründete James Oglethorpe mit Georgia die letzte der 13 britischen Kolonien in Nordamerika.
info
Es waren die Spanier, die Floridas strategische Bedeutung schnell erkannten: St. Augustine, 1565 gegründet und 1695 mit dem uneinnehmbaren Castillo de San Marcos verstärkt, diente als Bollwerk gegen die britischen Interessen und als Sicherung des Seeweges entlang des Golfstroms von der Karibik zurück nach Europa. Nach dem Pariser Frieden 1763, der den Siebenjährigen Krieg beendete, geriet Florida für 20 Jahre unter britische Flagge. Auch die Briten hatten nämlich die Bedeutung Floridas nicht nur als strategischer Mittelpunkt ihrer amerikanischen Kolonien, sondern auch als „14. Kolonie“ in Nordamerika, erkannt. Als sich 1776 die 13 anderen Kolonien von der Krone losgesagt hatten, diente das loyale Florida als Bollwerk gegen die aufständischen Kolonisten. Auch George Washington war sich der Bedeutung Floridas und St. Augustines bewusst: Gleich fünf Mal zwischen 1776 und 1780 versuchten Truppen der Unabhängigkeitsarmee auf Befehl Washingtons Florida zu erobern. Allerdings konnten die Briten unter dem Oberbefehl des britischen Governors Lt. Colonel Patrick Tonyn mit Hilfe der regionalen Indianer jeden Angriff abwehren. Erst nach dem Vertrag von Paris 1783, der den 13 nordamerikanischen Kolonien als „USA“ die Unabhängigkeit garantierte, mussten die Briten Florida wieder an die Spanier zurückgeben. Es sollte noch bis 1821 dauern, ehe Florida Teil der USA. werden sollte – und 1845 als 27. Staat in die Union aufgenommen wurde.
Die Entwicklung der einzelnen Kolonien verlief aufgrund der geografischen und klimatischen Gegebenheiten sehr unterschiedlich. Florierten in den Neuengland-Staaten Fischfang, Holzverarbeitung (Schiffsbau), Pelzhandel und Bergbau, war Pennsylvania zunächst agrarisch geprägt und brachte es durch Getreideanbau zu Wohlstand. In den südlichen Staaten der Ostküste entstand eine prosperierende Baumwoll-, Tabak-, Reis- und Zuckerrohr-Plantagenwirtschaft. Imponierende Herrenhäuser zeugen davon, dass hier eine relativ kleine Oberschicht von der Arbeit ganzer Heerscharen rechtloser Sklaven profitierte.
In den Neuengland-Staaten blieb die Bevölkerung zunächst ziemlich homogen englischer Abstammung. Puritanische Lebensideale wie Glaube, Fleiß und Sparsamkeit herrschten vor, man lebte weitgehend autark. Boston und New Haven mauserten sich zu Zentren einer „Kolonial-Aristokratie“. Hier wurden zugleich mit Harvard und Yale die ersten Universitäten gegründet.
In den zentralen Kolonien Pennsylvania, Delaware, New York oder New Jersey war die Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur facettenreicher als in Neuengland: Es gab sowohl kleine Farmen als auch riesige Landgüter (z. B. im Hudson River Valley) und es wurden Ackerbau, Viehzucht sowie Obstanbau betrieben. In Städten wie New York und Philadelphia blühten Handel und Handwerk.
In der späteren Kolonialzeit war das kulturelle Leben in den Kolonien rege. Universitäten wie Harvard (*1636), Yale (*1701) und Princeton (*1746) trugen ebenso dazu bei wie gute Privatschulen. Schon 1693 stand in Cambridge/Massachusetts die erste Druckerpresse, und bereits vor dem Unabhängigkeitskrieg erschienen allein in Boston fünf Zeitungen. Die erste Leihbibliothek (1731) ist Benjamin Franklin zu verdanken, ebenso wie 1743 die Gründung der Amerikanisch-Philosophischen Gesellschaft. Um 1750 hatte sich zwischen Boston und Charleston eine Gesellschaftsschicht herausgebildet, die gut mit europäischem Kulturgut vertraut war und mit den entsprechenden sozialen Kreisen in England oder Frankreich auf einer Stufe stand.
Die erste bedeutende Einwanderungswelle in die neuen Kolonien kam aus Großbritannien. Viele Briten verließen den „alten Kontinent“, als unter Charles II. 1673 alle nicht der anglikanischen Kirche angehörenden Puritaner und Katholiken vom politischen Leben ausgeschlossen wurden. Ende des 17., Anfang des 18. Jh. stießen deutsche und irische Einwanderer dazu.
Der Grund für die deutsche Auswanderung war in erster Linie die religiöse Verfolgung Andersgläubiger – z. B. von Mennoniten oder Herrnhutern. Deutsche siedelten bevorzugt in der 1683 von Franz Daniel Pastorius als erste deutsche Siedlung in der „Neuen Welt“ gegründeten Germantown, heute Stadtteil von Philadelphia, in der Kolonie New York sowie im Mohawk-Tal. Die nördlichste deutsche Siedlung im 18. Jh. war Waldoboro in Maine, die südlichste hieß „Ebenezer“, bei Savannah/Georgia. Im Jahr 1750 lebten etwa 100.000 Deutsche in Amerika, fast 70 % davon in Pennsylvania. Noch heute kann mehr als ein Sechstel der Amerikaner auf deutsche Wurzeln verweisen.
Der Grund für die massive Auswanderung aus Irland und Schottland waren sowohl Verfolgung und Enteignung der irischen Katholiken unter Cromwell als auch die herrschenden Hungersnöte in Irland. Zwischen 1600 und 1770 zogen insgesamt mehr als 750.000 Menschen aus Europa nach Nordamerika. Der größte Teil finanzierte die Überfahrt durch den Verkauf aller Habseligkeiten, andere bezahlten mit ihrer Arbeitskraft, die sie der Schifffahrtsgesellschaft oder einem „Arbeitsvermittler“ für eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen mussten. In den Kolonien wurden diese indentured servants (Schuldknechte) wie Sklaven versteigert und verloren für eine bestimmte Zeit ihre persönliche Freiheit. Nach Ablauf ihrer „Dienstzeit“ erhielten sie die Bürgerschaft und ein Stück Land.
Schon zu Anfang herrschte in den neuen Kolonien der demokratische Grundgedanke vor, der allen Menschen die gleichen Möglichkeiten und Rechte zugestand. Der wirtschaftliche, soziale, aber auch kulturelle Aufstieg stärkte das Selbstwertgefühl gegenüber dem britischen Mutterland. Man entfremdete sich immer mehr vom Königreich, das versuchte, die Kolonien durch verschiedene Maßnahmen und Gesetze an die Kandare zu nehmen. Beispielsweise verbot England zum Schutz der eigenen Wirtschaft die Einfuhr von Wolle und Stoffen ins Mutterland. Rohstoffe und Textilien durfte nur innerhalb der Kolonien verkauft werden. 1707 beschloss das britische Parlament, dass die volle gesetzgebende Macht auch für alle Kolonien gälte. Der König behielt sich das Recht vor, Gouverneure zu ernennen oder abzusetzen, und konnte eigenmächtig in den Kolonien Gesetze erlassen und aufheben.
Bei Re-enactments wie hier in Fort King George in Georgia wird der Unabhängigkeitskrieg vergegenwärtigt
1750 verbot der Iron Act die Errichtung von Eisenhütten und Betrieben zur Eisenverarbeitung in den Kolonien; Roheisen durfte jedoch nach England ausgeführt werden. Der sogenannte Currency Act (1764) untersagte den Druck eigenen Geldes in den Kolonien, und der Stamp Act (1765) verfügte, dass auf alle Urkunden und Druckerzeugnisse Gebührenmarken geklebt werden mussten. Im gleichen Jahr schrieb der Quartering Act den Kolonien vor, für Kost und Logis der dort stationierten britischen Soldaten aufzukommen. Als dann 1767 bestimmte Waren wie Papier, Glas, Tee und Malerfarben mit Einfuhrzöllen (Townshend Act) belegt wurden, stand das Fass kurz vor dem Überlaufen.
Die Engländer bekamen immer stärkeren Gegenwind zu spüren: Nach der Einführung des Stamp Act wurden öffentlich Stempelmarken verbrannt, und ein Jahr später war die englische Regierung gezwungen, das Gesetz zurückzunehmen. Die Parole der Kolonisten, „No taxation without representation“ (keine Besteuerung ohne Mitspracherecht), wurde zum politischen Wahlspruch. Gegen die Besteuerung der im Townshend Act benannten Güter wehrten sich die Bürger, indem sie sich zum Boykott dieser Waren entschlossen. Bis auf die Teesteuer musste auch dieses Gesetz 1770 zurückgenommen werden. Der Boykott brachte besonders die East India Company in finanzielle Schwierigkeiten. Sie erhielt daraufhin das alleinige Recht, Tee nach Amerika zu exportieren. Der Streit eskalierte am 16. Dezember 1773, als Kolonisten in Indianerverkleidung unter der Führung von Samuel Adams Tee ins Meer warfen. Dieses Ereignis ging als Boston Tea Party in die Geschichte der USA ein.
Die Auseinandersetzung mit dem Mutterland schweißte die Kolonien noch stärker zusammen. 1774 trafen sich ihre Vertreter zum 1. Kontinentalkongress in Philadelphia und beschlossen, den Handelsverkehr mit dem Mutterland sowie mit den anderen britischen Kolonien abzubrechen. Nur Georgia und New York State stimmten diesem Plan zunächst nicht zu. Obwohl das britische Parlament einen Boykott offiziell verboten hatte, kam es in Massachusetts, das wegen der Tea Party besonders in Ungnade gefallen war, sogar zur Aufstellung einer Bürgermiliz: Die Minute Men galten als feurige Patrioten, die innerhalb einer Minute zum Einsatz bereit sein sollten.
Als bei Lexington und dem benachbarten Concord (nahe Boston) britisches Militär versuchte, die kolonialen Milizverbände zu entwaffnen, begann am 19. April 1775 der Unabhängigkeitskrieg. Die britischen Verbände mussten sich zurückziehen. Am 10. Mai 1775 fand dann in Philadelphia der 2. Kontinentalkongress statt. Der bisher eher lockere Verband der Minute Men wurde zur „Amerikanischen Kontinentalarmee“ und George Washington zum Oberbefehlshaber. Die professionell ausgebildeten britischen Truppen glaubten, mit dem bunten Trupp von Kolonisten kurzen Prozess machen zu können, was sich jedoch als Irrtum erwies.
Am 4. Juli 1776 erklärte der Kongress in Philadelphia die Unabhängigkeit der Kolonien von Großbritannien. Thomas Jefferson war beim Entwurf der Unabhängigkeitserklärung, die alle 13 Kolonien wenig später unterzeichneten, federführend. Mit diesem Dokument wurden das Leben, die Freiheit sowie das persönliche Streben nach Glück als unveräußerliche Menschenrechte fixiert. Damit waren die Vereinigten Staaten von Amerika geboren.
Die Auseinandersetzungen mit den Briten dauerten auch nach der Unabhängigkeitserklärung noch an. General Washington musste sich zunächst bei Brandywine (südlich Philadelphia) geschlagen geben, die Engländer besetzten New York und Philadelphia und der Kongress floh nach York (Pennsylvania). In Europa verfolgte man die Entwicklungen mit Interesse und 1777 segelte Marquis de La Fayette mit einer kleinen Freiwilligenschar nach Nordamerika, um Washington zu unterstützen. Außerdem machte sich ein ehemaliger preußischer Offizier namens Friedrich Wilhelm von Steuben daran, aus einem zusammengewürfelten Haufen eine schlagkräftige Armee zu formen. Dank seiner Bemühungen wendete sich das Blatt und die Briten konnten mehrmals geschlagen werden; rund 100.000 England-Getreue flohen nach Kanada.
Nach dem Erfolg in der Schlacht bei Saratoga am 7. Oktober 1777 erkannte Frankreich die Vereinigten Staaten offiziell an und erklärte Großbritannien den Krieg. 1780 folgten Spanien und 1781 die Niederlande dem Beispiel Frankreichs. Am 19. Oktober 1781 schließlich kapitulierten die Briten bei Yorktown/Virginia. Nun blieb Großbritannien nichts mehr übrig, als im Frieden von Paris (Treaty of Paris) am 3. September 1783 die 13 Kolonien als frei, unabhängig und selbständig anzuerkennen.
Auf die Unabhängigkeitserklärung und den militärischen Befreiungsschlag folgte die Verabschiedung einer Verfassung am 17. September 1787 durch die Constitutional Convention. Sie ist im Kern bis heute gültig, wurde lediglich nach und nach durch derzeit 27 Verfassungsänderungen ergänzt. Sie ist damit eine der ältesten immer noch gültigen demokratischen Verfassungen der Welt und beruht auf der strengen Trennung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative.
Die Verfassung trat am 4. März 1789 in Kraft, und auf ihrer Grundlage wurde George Washington einstimmig zum ersten Präsidenten der USA gewählt. 1791 wurden die ersten zehn Ergänzungen zur Verfassung (amendments) verabschiedet, genannt Bill of Rights. Damit wurden die grundsätzlichen Menschenrechte wie Unverletzbarkeit von Eigentum und Person, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie freie Religionsausübung festgehalten.
1793 wurde George Washington wiedergewählt und als Bundeshauptstadt Washington D.C. („District of Columbia“) bestimmt, das ab 1800 Sitz des Präsidenten und des Kongresses wurde. Zu dieser Zeit lebten rund 4 Mio. Menschen in Amerika, es gab nur fünf Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern. Im Jahr 1796 endete Washingtons Amtszeit als Präsident.
Auf John Adams (1797–1801) folgte Thomas Jefferson als dritter US-Präsident. In seine Amtszeit fiel 1803 der Erwerb des von Frankreich beanspruchten Territoriums in Nordamerika. Dieser sogenannte Lousiana Purchase umfasste die heutigen Bundesstaaten Arkansas, Nebraska, Missouri, Iowa, South Dakota, den größten Teil Oklahomas und Kansas sowie Teile des heutigen North Dakota, Montana, Wyoming, Colorado, Minnesota sowie Lousiana. Auf einen Schlag konnten die Vereinigten Staaten für den lächerlichen Betrag von 15 Mio. Dollar ihr Staatsgebiet verdoppeln.
George Washington, Amerikas erster Präsident
Kurze Zeit später griffen europäische Konflikte erneut auf den amerikanischen Kontinent über. Da seit dem Unabhängigkeitskrieg Frankreich und die USA Verbündete waren, führte der britisch-französische Krieg um die Vorherrschaft in Europa 1806 zur Kontinentalsperre sowie im folgenden Jahr zur britischen Gegenblockade. Amerikanische Handelsschiffe konnten fortan die wichtigsten europäischen Häfen nicht mehr anlaufen, worunter die Wirtschaft der Neuen Welt in wachsendem Umfang litt. Zudem griffen britische Kriegsschiffe US-Handelsschiffe an und zwangsrekrutierten Besatzungen für ihre Kriegsschiffe.
Die Sticheleien zwischen den USA und dem ehemaligen britischen Mutterland gipfelten im „War of 1812“ (1812–1814), für die USA der zweite Unabhängigkeitskrieg. Es ging bei dem Konflikt in erster Linie um den Anspruch auf die Gebiete außerhalb der 13 Kolonien, die Old Northwest Territories, wie man die Region um die Großen See nannte. Zudem versuchte die britische Kolonialmacht, Unabhängigkeitsbestrebungen in Upper und Lower Canada (heute Québec und Ontario) gar nicht aufkommen zu lassen und die Machtausdehnung der USA ins britische Kanada hinein zu unterbinden.
Auch die in diesen Gebieten lebenden Ureinwohner wurden in die Auseinandersetzungen einbezogen. Während sich einige Völker auf die Seite der USA stellten, versuchte der legendäre Shawnee-Führer Tecumseh eine indianische Allianz gegen die USA und den von ihr ausgeübten Expansionsdruck aufzustellen. Bei der Battle of the Thames 1813 in Chatham, Ontario, besiegte jedoch die US-Armee unter William Henry Harrison nicht nur die Briten und deren indianische Verbündete, sondern Tecumseh fand zugleich den Tod.
Nach Napoleons Niederlage in Europa 1814 begannen die Briten, die USA an der Ostküste mit Invasionsarmeen anzugreifen. Die kleine und zudem schlecht ausgerüstete US-Armee gelangte schnell in die Defensive. Die Besetzung von Washington D.C. inklusive der Zerstörung von Kapitol und Weißem Haus im August 1814, das „Burning of Washington“, konnte nicht verhindert werden. Als die Briten anschließend versuchten, das nahe damals handelstechnisch wichtige Baltimore zu erobern, wurde ihr Vormarsch gestoppt.
Während der Battle of Baltimore im September 1814 konnte die US-Armee dank solider Befestigungen um Baltimore und der vorgelagerten Festung Fort McHenry den britischen Ansturm nicht nur bremsen, sondern sogar zurückschlagen. Während der tagelangen Beschießung des Forts dichtete Francis Scott Key (1779–1843) jene Verse, die die Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“ bilden. Die riesige Fahne, die einst über dem Fort wehte und das Bombardement fast unbeschadet überstand, wird heute als Reliquie verehrt und im National Museum of American History in der Hauptstadt Washington, D.C. ausgestellt.
Die gleichzeitige Niederlage der Briten in der Battle of Plattsburgh, mit der die Einnahme New York vereitelt werden konnte, führte schließlich am 24.12.1814 zum Friedensvertrag von Gent (Treaty of Gent) und beendete den Konflikt zwischen Großbritannien und den USA. Es dauerte jedoch, bis sich der Friedensschluss auch in Nordamerika herumgesprochen hatte. Aus diesem Grund erlitten die Briten noch Anfang Januar 1815 eine schmerzliche Niederlage in der Battle of New Orleans.
Nach einer militärischen Forschungsreise 1804 bis 1806, geleitet von den Offizieren Meriwether Lewis und William Clark im Auftrag Präsident Jeffersons, begann die Erschließung und Besiedlung des „Wilden Westens“. Die frontier, jene Grenze, bis zu der Siedler sesshaft geworden waren, verschob sich weiter westwärts. Der große Zug gen Westen hatte bereits Anfang des 19. Jh. eingesetzt: Hohe Geburtenraten in den Ostküsten-Staaten sowie ein nicht abreißender Einwandererstrom aus Europa – 1825 waren über 10.000, 1854 bereits über 4 Mio. Menschen zugewandert – förderte die zunehmende Inbesitznahme der fruchtbaren, verheißungsvollen Gebiete im mittleren und pazifischen Westen.
Die Aneignung von Indianerland erfolgte in mehreren Stufen: von Forschern und Trappern über Händler bzw. Handelsposten zu „normalen“ Siedlern, Handwerkern, Kaufleuten und anderen Gruppen, die mit viel Pioniergeist ausgestattet das Land urbar machten und neuen Lebensraum schufen. Die Besiedlung des Westens war zugleich eine Zeit der Auseinandersetzungen mit den Indianern. Hatte Jefferson noch edle Pläne gehabt, überrollten Glücksritter und Siedler schon bald das Indianerland. Dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten und erschöpft vom verzweifelt geleisteten militärischen Widerstand, verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Indianer zusehends. Mit der Ausrottung der vormals riesigen Büffelherden hatte man die einst stolzen „Herren der Prärie“ ihrer Lebensgrundlagen beraubt; sie wurden in Reservate gepfercht bzw. umgesiedelt.
Bald schon machten die neuen Siedlungsräume neue Verkehrsverbindungen nötig, um mit der „Zivilisation“ des Ostens in Kontakt zu bleiben. Überlandstraßen wurden gebaut, als erste Westverbindung die Cumberland Road, die 1818 Cumberland in Maryland mit Vandalia in Illinois verband. Ihr folgten weitere Straßen im Osten und dann entlang der alten Siedlertrails wie dem Oregon oder California Trail im Westen. Der knapp 600 km lange Erie-Kanal (1817–1725) schuf schließlich eine Verbindung zwischen dem Lake Erie und Hudson River bzw. zwischen Großen Seen und Atlantik.
Um 1850 waren die Gebiete an der Ostküste zudem durch Eisenbahnlinien verbunden. Als am 10. Mai 1869 die erste Transkontinentaleisenbahnverbindung mit dem symbolischen Zusammentreffen der Bautrupps von Union und Central (später Southern) Pacific Railroad bei Promontory/Utah gefeiert wurde, war ein weiterer entscheidender Schritt Richtung Besiedlung des Westens getan.
Parallel zur infrastrukturellen Erschließung kam es zum ökonomischen Aufschwung, der sich zunächst auf die Nordost- und Oststaaten beschränkte: Der Überseehandel blühte auf, ebenso der Schiffbau und Fisch- bzw. Walfang. In den Neuengland-Staaten entwickelte sich eine produktive Textilindustrie und in Massachusetts gab es bereits 1814 eine Spinnerei und Weberei. Hier erfand 1793 Eli Whitney die Baumwollentkernungsmaschine. Sie wurde ab 1800 in Serie hergestellt. Cyrus McCormicks Erntemaschine war ein weiterer wichtiger Impuls für die expandierende Farmwirtschaft.
Sowohl die landwirtschaftliche wie auch die industrielle Produktion stiegen an. Gleichzeitig wuchs die Diskrepanz zwischen den Staaten im Nordosten und dem südlichen Landesteil: In den Südstaaten herrschte ein aristokratisch gesonnener Landadel, dem riesiger Grund gehörte und der auf pompösen Landsitzen residierte. Auf Großplantagen wurden mit Hilfe von Sklaven Baumwolle, Tabak oder Zuckerrohr angebaut. In den nördlichen Staaten war die Struktur differenzierter: Hier lebten Geschäftsleute, Industrielle, Bankiers, Industriearbeiter und Farmer und demokratisches Gedankengut war fest verankert.
Zum zentralen Streitpunkt zwischen Nord und Süd eskalierte die Sklavenfrage. Die ersten Präsidenten der USA hatten noch gehofft, dass sich das Problem von selbst lösen würde. Washington hatte in seinem Testament die Freilassung seiner Sklaven bestimmt und Jefferson 1808 den Sklavenhandel verboten. 1619 erstmals nach Amerika verschifft, lebten zu diesem Zeitpunkt bereits über eine Million Sklaven in den USA – ein Viertel der Gesamtbevölkerung!
1818 gab es in den Vereinigten Staaten zehn Bundesstaaten, die Sklavenhaltung erlaubten, und elf „freie“ Staaten. Die zwiespältige Haltung wurde deutlich, als 1820 Missouri als neuer Bundesstaat aufgenommen werden sollte. Dabei spielte die zwischen 1763 und 1767 gezogene Mason-Dixon-Line entlang dem 39. Breitengrad eine entscheidende Rolle, sie galt als Trennlinie zwischen sklavenhaltenden und -freien US-Staaten. Missouri erhielt die Erlaubnis, Sklaven zu halten. Dies führte in den 1860er-Jahren dort und im benachbarten Kansas zu ersten bürgerkriegsähnlichen Zuständen („Bleeding Kansas“).
1832/33 waren erste Gruppen von „Abolitionisten“, d. h. Zusammenschlüssen von Gegnern der Sklaverei, entstanden; sie gründeten 1854 die Republikanische Partei. Die Abschaffung der Sklaverei wurde zum Zankapfel. Vor allem Staaten mit großen Plantagen (Virginia, Georgia, North und South Carolina) waren um ihren wirtschaftlichen Wohlstand besorgt.
Als 1860 der Republikaner und Abolitionist Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde, brach der Konflikt zwischen den Süd- und Nordstaaten in aller Schärfe aus. Aus Protest gegen seine Wahl schied Ende 1860 South Carolina aus der Union aus. Im ersten Halbjahr 1861 folgten Misissippi, Florida, Alabama, Georgia, Lousiana, Texas, Virginia, Arkansas, Tennessee und North Carolina. Formell wurde die Spaltung am 4. Februar 1861 vollzogen, als sich die Abtrünnigen zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammenschlossen und Jefferson Davis zu ihrem Präsidenten wählten. Die Hauptstadt hieß zunächst Montgomery (Alabama), dann Richmond (Virginia).
Als die Konföderierten am 12. April 1861 Fort Sumter bei Charleston angriffen und die Unionstruppen vertrieben, war der Bruderkrieg unabwendbar. Anfangs wurde die Auseinandersetzung noch als „sportlicher Wettstreit“ betrachtet, doch der zahlen- und materialmäßig überlegene Norden musste rasch einsehen, dass der zusammengewürfelte Haufen der Konföderierten sich bravourös wehrte. Dieser verdankte seine Erfolge vor allem den genialen Schachzügen von erfahrenen Befehlshabern wie Robert E. Lee oder „Stonewall“ Jackson.
Der Sezessionskrieg zog sich über vier Jahre bis zum April 1865 hin und stellte auf allen Gebieten der Kriegsführung sowohl von der technischen Ausrüstung bis hin zu den Menschenverlusten, alles Dagewesene in den Schatten. Frappierend war vor allem die Brutalität der Kämpfe und das Elend im Umfeld. Von etwa 260.000 Soldaten der Konföderierten, die im Bürgerkrieg gestorben sind, sollen „nur“ 94.000 im Kampf ums Leben gekommen sein. Die große Masse starb an Krankheiten, Erschöpfung oder in Gefangenschaft.
Beide Seiten waren nicht auf einen derart langen Krieg vorbereitet gewesen. Schließlich brachten die 23 unionstreuen Bundesstaaten allein zahlenmäßig die besseren Voraussetzungen mit: Im Norden lebten 22 Mio. Menschen, im Süden nur 9 Mio. Zudem war die Rüstungsindustrie schwerpunktmäßig im Norden ansässig und auch Kapital stand dort reichlicher zur Verfügung. Je länger die Auseinandersetzungen dauerten, umso stärker konnten die Unionstruppen ihre Überlegenheit ausspielen, erst recht, als auf Unionsseite ab 1863 General Ulysses S. Grant als Oberbefehlshaber dem Konföderierten-General Robert E. Lee gegenüberstand.
Auf dem Schlachtfeld von Gettysburg entschied sich der Bürgerkrieg
Eine Seeblockade sowie das Nichteingreifen der Franzosen und Briten in den „Bruderkampf“ brachten die Wende. Die Einnahme von Vicksburg und die Schlacht bei Gettysburg machten 1863 zum Schicksalsjahr. Der berühmt-berüchtigte Marsch von General William T. Sherman von Tennessee durch Georgia an die Küste – der March to the Sea von Mai bis Juli 1864 – und die damit verbundene Zerstörung der Nachschubbasis der Konföderierten, Atlanta, brach den letzten Widerstand. Zwischen Atlanta und Savannah am Atlantik war ein 100 km breiter Streifen verwüstet worden, und die nördlichen waren von den südlichen Bundesstaaten abgetrennt. Die auseinanderbrechende Konföderation und ihr Heer unter General Lee kapitulierten schließlich nach langwierigen Rückzugsgefechten am 9. April 1865 in Appomattox, Virginia, nahe der alten Südstaatenhauptstadt Richmond.
Im Jahr 1863 erklärte Abraham Lincoln im Emancipation Act alle drei Millionen Sklaven in den Südstaaten für frei. Dennoch versöhnten sich der Süden als politischer und wirtschaftlicher Verlierer auf der einen Seite und der triumphierende Norden auf der anderen Seite nach Kriegsende nicht automatisch. Abgesehen von den hohen Verlusten auf beiden Seiten war das Land in eine Finanz- und Wirtschaftskrise gestürzt, die nationale Verschuldung enorm gestiegen und die Phase des Wiederaufbaus, der „Rekonstruktion“, wie jene Jahre zwischen 1865 und 1877 genannt wurden, gestaltete sich schwierig.
Am 14. April 1865 wurde Präsident Lincoln, der stets auf Ausgleich bedacht war, von einem fanatischen Südstaatler in Washington D.C. erschossen. Es folgte die Zeit der radikalen Republikaner, die vor allem die Interessen der Großunternehmer und des Kapitals vertraten. Die politische Szene in den Südstaaten änderte sich schlagartig. Man fiel in die frühe Kolonialzeit zurück. Carpetbaggers, Geschäftemacher aus dem Norden, Scalawags, mit ihnen kooperierende Südstaatler, freie Schwarze, die weder des Schreibens noch des Lesens kundig waren, aber in politische Ämter drängten, und das Nordstaatenmilitär beherrschten das Land – häufig mit dubiosen Mitteln. Folgen waren eine Verarmung des Landvolkes und eine starke Opposition in der alten Oberschicht. Der Klu-Klux-Klan, ein neu entstandener Geheimbund, verübte Terroranschläge und versetzte die afroamerikanische Bevölkerung in Angst und Schrecken.
Eine politische Wende – die Demokratische Partei gewann wieder an Boden und mit ihr die Landwirtschaft – ermöglichte 1876 die Rückkehr der Südstaaten in die Union. Sofort begannen konservative Kräfte, v. a. die alten Plantagenfamilien, die Macht wieder an sich zu reißen, unterstützt von einer neuen Schicht von Händlern und Kaufleuten. Vor allem die Großgrundbesitzer hatten enorm gelitten und es kam vielfach zur Aufspaltung in Mittel- und Kleinbetriebe.
Auch ärmere Weiße und befreite Sklaven konnten, zumindest theoretisch, Grundbesitz erwerben. Meistens bewirtschafteten sie das Land aber nur als rechtlose Pachtbauern (sharecropper). Es ging ihnen häufig nicht viel besser als zuvor. Sie erhielten keinen Lohn stattdessen Unterkunft und Geräte sowie einen Teil der Ernte. Es dauerte lange, doch die Landwirtschaft erholte sich wieder und zur Baumwolle kam die Textilindustrie. Gleichzeitig wurde der Tabakanbau intensiviert. Es entwickelte sich allmählich auch im Süden eine breitere Mittelklasse und ein Anschluss an die Nordstaaten schien in Aussicht. Letztlich verstanden es die Konservativen, die kürzlich aufgehobenen Rassenschranken wiederaufzurichten, unter dem Motto „separate-but-equal“ („getrennt, aber gleich“).
Die weitere Entwicklung der USA nach Beendigung des Bürgerkrieges war von der zunehmenden Erschließung des Westens geprägt. Der wirtschaftliche Aufschwung – die Epoche des „Gilded Age“ – nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ungeahnte Formen an. Verkehrserschließung, Rohstoffvorkommen, eine durch Einwanderung erhöhte Zahl an Arbeitskräften, ein großer Binnenmarkt und staatliche Schutzzölle ließen den freien Wettbewerb explodieren.
Lange war die Monroe-Doktrin für die amerikanische Außenpolitik maßgebend gewesen, jene Rede, in der Präsident James Monroe 1823 festgelegt hatte, dass sich die USA nicht in europäische Belange einmischen und europäische Konflikte nicht auf amerikanischem Boden ausgetragen werden dürfen. Diese Politik des Isolationismus lockerte sich zunehmend, speziell im Zuge einiger Zwischenfälle: 1895 war es in Kuba zu einem Aufstand gegen die spanische Kolonialmacht gekommen. Die US-Wirtschaft hatte hier erheblich investiert und sah ihre Einlagen gefährdet. Als das US-Schiff „Maine“ 1898 im Hafen von Havanna aus ungeklärter Ursache sank, erklärten die USA Spanien den Krieg. Im Frieden von Paris (10.12.1898) verzichtete Spanien daraufhin auf Kuba, Puerto Rico und Guam. 1898 annektierten die USA dann Hawaii, Puerto Rico und Guam und die Philippinen wurden als pazifischer Stützpunkt angegliedert.
Zunehmend verstanden sich die USA als internationale Polizeimacht. So musste 1902 Kuba den USA Hoheitsrechte einräumen, und als 1903 Panama gegründet wurde, behielten sich die USA Schutzrechte vor, um den Bau des Panama-Kanals zu sichern. 1904 deklarierte Präsident Theodore Roosevelt das Recht der USA, sich auch in die inneren Angelegenheiten lateinamerikanischer Staaten einzumischen, um Interventionen europäischer Mächte zu verhindern. Auf dieser Grundlage besetzten die USA 1914–1924 die Dominikanische Republik, intervenierten 1914–17 in Mexiko, 1921 in Guatemala, 1911, 1913 und 1924/25 in Honduras, 1912–25 sowie 1927–36 in Nicaragua und mischten sich im Pazifik und in Asien als Ordnungsmacht ein.
Lesetipp
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•Marc Walter/Sabine Arque, An American Odyssey: Photos from the Detroit Photographic Company 1888–1924 (2014)
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 blieben die Vereinigten Staaten zunächst neutral, erst als 1917 Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg erklärte und deutsche Kriegsabsichten gegen die USA bekannt wurden, kam es zu einer Wende. Am 6. April 1917 erklärte Amerika dem Deutschen Reich den Krieg. Danach war die Stellung der USA als führende Industriemacht unangefochten. Die folgenden „Goldenen Zwanziger“ – The Fabulous (Golden) Twenties – leiteten erneut einen Wirtschaftsaufschwung ein, der am 24. Oktober 1929 jäh endete: Am „Schwarzen Freitag“ stürzten die Aktien an der New Yorker Börse ab. Folge war eine bis dato nicht dagewesene Depression.
Präsident Herbert Hoover (1929–33) versuchte mit verschiedenen Maßnahmen, die Rezession einzudämmen. Großbauten wie der Hoover-Damm in Colorado wurden in Angriff genommen, den Unternehmen wurden staatliche Kredite gewährt und die Zölle erhöht. Doch alles half nicht viel. Erst mit der Präsidentschaft des Demokraten Franklin D. Roosevelt (1933–45) und seinem New Deal Program wendete sich das Blatt. Erstmals in der US-Geschichte griff der Staat lenkend in die Wirtschaft ein, kontrollierte große finanzielle Transaktionen, garantierte Bankeinlagen und förderte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen im September 1939 erklärten die USA zunächst ihre Neutralität im Zweiten Weltkrieg. Eine Wende zeichnete sich Anfang 1941 mit Roosevelts Neujahrsbotschaft an, in der er die „Vier Freiheiten“ hervorhob: Freiheit der Rede und Meinungsäußerung; Freiheit in der Religionsausübung; Freiheit von Hunger und Freiheit von Not und Furcht.
Am 7. Dezember 1941 kam es zum verhängnisvollen japanischen Überraschungsangriff auf den US-Navy-Stützpunkt in Pearl Harbor auf Hawaii. Einen Tag später erklärten die USA den Japanern den Krieg und am 11. Dezember Deutschland und Italien. Am 6. Juni 1944 gelang den Alliierten die Landung in der Normandie; über 2,8 Mio. Soldaten und alles erdenkliche Kriegsgerät wurden eingesetzt. Das Jahr 1945 erwies sich als kriegsentscheidend: Auf der Konferenz von Jalta stimmten sich Roosevelt, Churchill und Stalin ab, Anfang März überschritten US-Truppen bei Remagen den Rhein, am 25. April begegneten sich erstmals amerikanische und sowjetische Truppen an der Elbe.
Am 7. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich bedingungslos. Zwischenzeitlich gingen die Kämpfe auf dem japanischen Kriegsschauplatz weiter, und um den Widerstand der Japaner endgültig zu brechen, entschlossen sich die USA zum Abwurf von Atombomben: Am 6. August 1945 wurde Hiroshima