Verbotene Sehnsucht in den Highlands - Lois Greiman - E-Book
SONDERANGEBOT

Verbotene Sehnsucht in den Highlands E-Book

Lois Greiman

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwischen einem charmanten Highlander und der Verpflichtung zum eigenen Clan …
Der neue historische Liebesroman der Erfolgsautorin Lois Greiman

Schottland, 1535: Gilmour MacGowan kann jede Frau haben, die er sich wünscht – mit Ausnahme der eigensinnigen und schönen Isobel Frasier. Denn sie will mit dem arroganten Clanoberhaupt überhaupt nichts zu tun haben. Aber Gilmour ist es gewohnt, zu bekommen, was er will und er will definitiv Isobel! Als die beiden plötzlich einer Gefahr gegenüberstehen, die unüberwindbar scheint, müssen sie zusammenhalten und gemeinsam durch die Highlands reisen …

Erste Leserstimmen
„Ein historischer Liebesroman zum Versinken und Verlieben.“
„Lois Greiman hat wieder einen großartigen Highlander-Roman geschrieben – ich konnte nicht aufhören zu lesen.“
„Wer sich nach Schottland träumen möchte, ist mit diesem Liebesroman perfekt bedient!“
„Leidenschaft, Drama, Spannung und vor allem: ganz viel Romantik!“

Weitere Titel dieser Reihe
Die Braut der Highlands (ISBN: 9783968170206)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 509

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses E-Book

Schottland, 1535: Gilmour MacGowan kann jede Frau haben, die er sich wünscht – mit Ausnahme der eigensinnigen und schönen Isobel Frasier. Denn sie will mit dem arroganten Clanoberhaupt überhaupt nichts zu tun haben. Aber Gilmour ist es gewohnt, zu bekommen, was er will und er will definitiv Isobel! Als die beiden plötzlich einer Gefahr gegenüberstehen, die unüberwindbar scheint, müssen sie zusammenhalten und gemeinsam durch die Highlands reisen …

Impressum

Deutsche Erstausgabe Juni 2020

Copyright © 2021 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96817-076-3

Copyright © 2001 by Lois Greiman. Alle Rechte vorbehalten. Titel des englischen Originals: The MacGowan Betrothal

Published by Arrangement with Louis Greiman. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Übersetzt von: Dorothee Scheuch Covergestaltung: Rose & Chili Design unter Verwendung von Motiven von depositphotos.com: © snehitdesign periodimages.com: © VJ Dunraven Productions shutterstock.com: © Martin M303 Korrektorat: Susanne Meier

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Unser gesamtes Verlagsprogramm findest du hier

Website

Folge uns, um immer als Erste:r informiert zu sein

Newsletter

Facebook

Instagram

Twitter

YouTube

Verbotene Sehnsucht in den Highlands

Für Micki Nuding, die beste Herausgeberin des Universums. Danke, dass du an den richtigen Stellen gelacht und geweint hast.

Die Prophezeiung

Wer eine Fraser zur Braut zu nehmen gedenkt, den diese Regel einschränkt.

Friedvoll doch mächtig muss er sein, gewitzt doch sanft von vornherein.

Die letzte Regel, doch nicht das letzte Wort, muss sein von der gütigen und geliebten Sort’.

Wenn eine Fraser zum Weibe er nehme, vergesse es nicht, so lange er lebe.

Denn der Reck, der vergisst diese Regeln, freilich, wird sein Leben verlieren zeitig.

Prolog

Isobel sah sich in der großen Halle um, um sicherzugehen, dass alles für das große Fest bereit war.

Es war Weihnachten im erhabenen Evermyst. Das Christscheit, massiv wie der Rumpf eines Streitrosses, brannte fröhlich und hell im riesigen Kamin der großen Halle. Gebinde aus jeweils zwölf Stechpalmenzweigen mit roten Beeren schmückten die Wände und der Duft von gebratenem Wildschwein und Ingwerplätzchen durchzog den Bergfried.

Frasers, MacGowans und eine große Gästeschar drängten sich im Schloss, das nie fröhlicher gewesen war. Neben der breiten Holztreppe spielten Kinder in bunten Kleidern lachend Blinde Kuh, während die Erwachsenen glückselig zechten und auf jeden Unsinn anstießen, der ihnen einfiel. Unter einem bogenförmigen Durchgang, über dem an einem roten Band ein frischgeschnittener Mistelzweig hing, zog Ramsay MacGowan seine junge Braut in seine Arme.

„So schnell entkommst du mir nicht, Liebste“, murmelte er, „denn du schuldest mir noch ein gutes Dutzend Küsse.“

„Ein Dutzend?“, hauchte Anora. Sie sah ihren Mann in gespieltem Entsetzen an, aber Isobel entgingen die geröteten Wangen ihrer Schwester und ihre vor Glück strahlenden Augen nicht.

„Ganz richtig“, murmelte Ramsay und beugte sich näher zum Gesicht seiner Frau hinab. „Einen für jeden Weihnachtstag. Tradition, richtig?“

„Es mag im Hause deines Vaters Tradition sein, du Schuft“, tadelte Anora. „Aber hier auf Evermyst wissen wir Nützlicheres mit unserer Zeit anzufangen.“

„Ist das so?“, fragte Ramsay hoffnungsvoll und Anora lachte in diesem süßen, silbrigen Ton, den Isobel so sehr lieben gelernt hatte.

„Ich meinte nur, dass ich nachsehen muss, wo unsere Mary hingegangen ist.“

„Ah“, sagte Ramsay. Er blickte an Isobel vorbei und sah das Baby auf einen Schwarm kichernder Frauen zukrabbeln, die in der Nähe Blind Man’s Bluff spielten. Resignation spiegelte sich auf seinen schönen Zügen, aber seine gefühlvollen Augen strahlten immer noch vor Glück. „Mour“, sagte er. Als er keine Antwort bekam, erhob er seine Stimme. „Gilmour.“

Mitten in der fröhlichen Menge richtete Gilmour MacGowan, der König der Schurken, sich auf. Seine Augen waren mit einem weißen Tuch verbunden, aber sein schiefes Grinsen war nicht zu übersehen, als er blind nach den Mädchen griff, die um ihn herumtanzten. „Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin, Bruder?“

„Doch und genau das beunruhigt mich. Jetzt mach dich nützlich und sieh nach der kleinen Mary.“

„Mary?“, rief Gilmour und drehte seinen Kopf. „Ah, Mary, meine Liebe!“ Ohne die Augenbinde abzunehmen, bewegte er sich schnell durch die Menge und schnappte sich die Kleine aus dem Getümmel. Er warf sie in die Luft, fing sie über seinem Kopf wieder auf und küsste ihr zartes Apfelbäckchen. Das freudige Gequietsche des Babys mischte sich mit den entsetzten Rufen der jungen Frauen, von denen Gilmour, seines Augenlichts beraubt, einige an recht unangemessenen Stellen berührt hatte.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Gilmour und nahm die Augenbinde ab. „Ihr glaubt doch nicht, ich hätte durch das Tuch hindurchsehen können?“

Alle schnappten entsetzt nach Luft und Gilmour setzte das schiefe Lächeln auf, das kluge Väter von London bis Lissabon erbleichen ließ. „Dann verbindet mir die Augen mit einem Tuch eurer Wahl“, forderte er die Mädchen heraus, „und wir fangen von vorn an.“

Gelächter mischte sich mit dutzenden Stimmen und im Gemenge drückte Gilmour die kleine Mary an seine Brust, während er seine Aufmerksamkeit Isobel zuwandte.

Ihre Blicke trafen sich. In diesem Moment verdunkelten sich seine Augen und waren fast frei von diesem teuflischen Funkeln, das nur er besaß. „Und was ist mit dir, kleine Bel?“, fragte er. „Wirst du uns in unserer Fröhlichkeit beiwohnen?“

Die Welt schien einen Augenblick stillzustehen. Sie hörte nichts außer ihrem eigenen Herzschlag, als sie ihn über die Krüge in ihrer Hand hinweg ansah.

„Lord Gilmour, wir warten auf Euch“, rief eine der jungen Frauen kichernd und hielt ein Paar Panzerhandschuhe und einen antiken Helm in die Höhe.

Isobel löste sich aus ihrer Trance. „Nein“, sagte sie und hob die Krüge zum Beweis für ihre Beschäftigung. „Ich werde anderswo gebraucht.“

„Richtig“, murmelte er und strich grinsend mit seiner Hand über ihre. „Und wie.“

Ein Zittern durchlief Isobel, aber sie hob ihr Kinn und weigerte sich, diese Gefühle zuzulassen, denn sie wusste genau, was seine Worte bedeuteten. Der größte Schuft von allen war wieder auf der Jagd. Aber trotz dieses Wissens, trotz der albern kichernden Mädchen im Hintergrund, trotz der Monate, die sie damit verbracht hatte zu lernen, wie sie seine Avancen abwehren konnte, fiel ihr keine vernichtende Antwort ein.

Gelächter ertönte im Raum und plötzlich erschien es ihr zu warm hier. Zu warm, zu fröhlich und zu erdrückend. Sie konnte nicht atmen, nicht denken. Dann kam die Erleuchtung und schien auf sie herab wie ein einzelner Sonnenstrahl.

Ihre Tage auf Evermyst waren gezählt. Es war Zeit für sie zu gehen.

Kapitel 1

Henshaw, Schottland

Der Monat Mai im Jahre unseres Herrn 1535

„Effie, Mädchen, dein Haar ist so lieblich wie das meines Hengstes. Und ebenso wie mein Streitross …“ Der Munro beugte sich dichter zu der jungen Frau. Misstrauisch trat sie zurück. Ihre Augen waren geweitet, denn obwohl er saß, überragte er sie. „Der bloße Anblick eines so hübschen Mädchens weckt in mir das Verlangen, sie zu …“

„Unser Dank ist dein, Elga!“, unterbrach Gilmour hastig. Er richtete sich auf und zog mit der gesamten Kraft seines berühmten Lächelns die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich.

Die junge Dienstmagd des Red Lion wandte ihren Blick von Innes Munro ab und ließ ihn auf Gilmour ruhen. Mit einiger Befriedigung nahm er wahr, dass sie für einen Sekundenbruchteil vergessen hatte zu atmen, aber es war ihr gehauchter Seufzer, der seinem Herzen am meisten guttat.

„Das Mahl war ein seltener Genuss“, fuhr er fort und bemerkte, dass er sich etwas entspannen konnte, nun, da der Munro seinen abscheulichen Versuch charmant zu sein aufgegeben hatte. „Und wir haben deine freundliche Aufmerksamkeit sehr geschätzt.“

„Ich freue mich, dass ich Euch gefallen habe, mein Herr“, sagte sie und knickste. Sie zählte noch keine achtzehn Jahre, aber sie wusste, wie man allein mit den Augen flirtete. Ihre Brüste, hübsch zur Schau gestellt vom Mieder ihres Kleids, taten natürlich nichts, um von ihren Reizen abzulenken. Ah … Frauen.

„Soll ich Euch ein wenig mehr Ale bringen?“, fragte sie und lächelte kokett.

„Ich bin wohl versucht, Elga“, sagte er und merkte sofort, dass ihr bewusst war, dass er mehr als nur Ale im Sinn hatte, denn sie errötete und lächelte umso mehr. „Aber nein, besser nicht.“

„Ein wenig mehr von Issas Weizenbrot?“, schlug sie vor. „Oder vielleicht noch ein Stück Frischkäse?“

„Nein, nichts. Ich bin gut gesättigt.“

„Nun, ich bin alles andere als gesättigt“, knurrte Innes Munro und warf erst Mour und dann der Magd einen finsteren Blick zu. „Aber ich denke, du bist der Aufgabe wohl gewachsen, diese Arbeit zu erledigen, wenn du es willst, Mädchen. Du musst mir nur dein Zimmer zeigen und ich werde …“

„Was ist das?“ Gilmour sprang plötzlich auf seine Füße und fasste die Magd am Arm. „Ich glaube, ich höre deinen Herrn rufen.“

Elga starrte ihn mit großen, verträumten Augen an. „Nein“, hauchte sie. „Master Gibbs ist nicht …“

„Vielleicht war es der Koch. Du gehst besser, kleine Elga“, insistierte Mour und nahm ihre Hand in seine, beugte sich nach vorn und küsste sie. „Es würde mich zutiefst verletzen, wenn du meinetwegen in Schwierigkeiten gerietest.“

„Oh, ich …“ Sie suchte nach Worten, während er ihre Finger mit seinem Daumen streichelte. „Werdet Ihr wiederkommen?“, fragte sie.

„Ich werde noch in dieser Nacht zurückkehren, wenn du mir ein kleines Spiel versprichst …“, begann der Munro, aber Gilmour fuhr wieder dazwischen.

„Sicher“, sagte er. „Wir werden zurückkehren. Aber nun musst du gehen.“

Mit einem besorgten Blick auf Innes und einem Lächeln für Mour verließ sie die beiden, wobei das eigentlich Faszinierende der Schwung ihrer Röcke war.

„Was zur Hölle tust du denn?“, knurrte Innes und lenkte Gilmours Aufmerksamkeit mit seiner schneidenden Stimme von dem Mädchen ab. „Sie war gerade dabei sich für mich zu erwärmen.“

Gilmour setzte sich wieder und nickte beiläufig Russell Grier, dem Baron von Winbourne, zu, der mit einem Horn Hochprozentigem ein paar Tische weiter saß.

Der Baron hob sein Getränk. „Lord Gilmour von Evermyst“, rief er, „wo man in die Ewigkeit blicken kann und sogar die Ziegenhirtin hübsch ist.“

„Auf Eure Gesundheit“, grüßte Mour und hob sein Ale. Es wäre besser gewesen, wenn niemand vom Aufenthalt des Munros im Red Lion gewusst hätte, aber Gerüchten zufolge hatte Winbourne eigene Probleme, um die er sich kümmern sollte, und wie es aussah, hatte er auch bereits ausreichend tief ins Glas geschaut. Gilmour richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen riesenhaften Begleiter. „Sich für dich zu erwärmen?“, wiederholte er in gleichförmigem Ton. „Sie war kurz davor dir mit deinem eigenen Kelch auf den Schädel zu schlagen. Was zum Teufel glaubtest du, was du da machst?“

Die dichten Brauen des Munros zogen sich gefährlich zusammen. „Ich habe sie umworben. Das habe ich getan.“

„Umworben! Wenn du sie umworben hast, habe ich …“, begann Gilmour, bemerkte aber in diesem Augenblick die rechte Hand des anderen. Sie war so groß wie ein Rammbock und ziemlich herausfordernd um den Griff eines Dolchs mit kurzer Klinge geschlossen. Gilmour hob die Brauen und blickte grinsend vom Messer zu dessen Träger. „Eigentlich“, sagte er und nickte nachdenklich, „habe ich schlimmere Versuche gesehen.“ Auch wenn die Flirtversuche des Oberhaupts der berüchtigten Munros keinen Spatzendreck wert waren, war er doch der leibhaftige Teufel, wenn es um Messerspiele ging. „Dennoch, wenn ich dir helfen darf, ich denke, du brauchst ein winziges bisschen mehr Übung.“

„Ich habe geübt“, knurrte Innes.

„Richtig. Nun, diese Dinge brauchen Zeit.“ Das Wort „ewig“ tauchte in seinen Gedanken auf.

„Dieses Spiel ermüdet mich“, sagte der Munro. „Die Katze für diese mageren Küchenmäuse zu geben.“

Flirten ermüdend finden? War das möglich? Gilmour dachte darüber nach und lenkte seine Aufmerksamkeit schnell wieder auf das vor ihm Liegende: Innes Munro, sein Mangel an Charme und das Messer in seiner Hand.

„Es braucht nur etwas Zeit, um das Wesen einer Frau zu verstehen“, sagte Gilmour.

Munro blickte noch finsterer. „Und wie hast du das gelernt, MacGowan?“

Mour dachte über die Frage des riesenhaften Lords nach. Letzten Endes musste man einem Adler auch nicht das Fliegen beibringen. „Einige sind für bestimmte Aufgaben einfach besser gerüstet als andere“, begann er diplomatisch. „Ich bin zum Beispiel nicht besonders begabt, wenn es um …“ Aber nun, da er darüber nachdachte, konnte er keine einzige Aufgabe benennen, für die er nicht besonders begabt war. Er lächelte angesichts dieser Erkenntnis und wollte sie gerade mitteilen, als Munro das Messer mit eindeutiger Böswilligkeit bewegte.

„Wie begabt bist du, wenn es ums Sterben geht?“, knurrte er und Gilmour lachte laut.

Die Zeit mit dem Munro hatte doch ihre fröhlichen Momente.

„Ganz ruhig, Innes“, sagte er. „Wie würde es aussehen, wenn du versuchtest mich direkt hier im Red Lion zu töten?“

„Versuchtest?“ Munros Brauen zogen sich noch weiter zusammen, verbargen jedoch nicht seine Schweinsäuglein.

„Ganz richtig“, stimmte Gilmour zu. „Eine verlorene Schlacht macht einen Mann selten attraktiv. Demnach schlage ich vor, dass du es noch mal bei den Mädchen versuchst, bevor …“

„Forderst du mich heraus, MacGowan?“

Gilmour wusste, dass es nicht schlau war, eine solche Frage mit einem Grinsen zu beantworten. Einige sagten, ein boshafter Kobold wohnte in seiner Seele, und auch wenn Mour es gern geleugnet hätte, wusste er, dass das unehrlich gewesen wäre.

„Nein, ich fordere dich nicht heraus“, sagte er und versuchte, allen Widrigkeiten zum Trotz einen ernsten Gesichtsausdruck zu wahren. „Ich versuche nur, dich letzten Endes …“, begann er, als zwei Frauen aus der Küche heraustraten und Munros Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Gilmour blickte in ihre Richtung und hob die Brauen. Sie standen mit ihren Rücken zu den Tischen. Während die eine ein breites Kreuz hatte, war die andere filigran geformt wie eine Sommerblüte.

„Nun, da ist eine gutaussehende Magd“, sinnierte Gilmour und spürte sein eigenes Interesse bereits erwachen. „Du musst nur tun, was ich dir gesagt habe.“

Munro sagte nichts. Seine Aufmerksamkeit war auf die beiden Frauen gerichtet.

„Versuch einfach“, sagte Gilmour mit leiser Stimme, „sie nicht mit Tieren egal welcher Art zu vergleichen. Sprich niemals vom Deckakt, wenn du das Liebemachen meinst. Eigentlich“, fügte er hinzu und registrierte Munros herabhängenden Unterkiefer, „wäre es am besten das Liebemachen überhaupt nicht zu erwähnen und … hörst du zu?“

„Liebemachen“, sagte Munro monoton.

„Richtig“, stimmte Gilmour zu und warf einen weiteren Blick zu den Frauen hinüber. „Zeig Interesse an ihr“, fügte er hinzu. „Nicht nur daran sie ins Bett zu kriegen. Und merk dir um Himmels willen ihren Namen. Schaffst du das?“

Der große, bullige Mann drehte sich rebellisch zu ihm um. „Hältst du mich für dämlich?“

Gilmour mochte vieles sein, aber er war nicht dumm genug eine solch heikle Frage einfach so zu beantworten. Er war auch nicht vorsichtig genug sie einfach zu ignorieren. „Wie war also ihr Name, Munro?“

„Wessen Name?“

„Der des Mädchens, das gerade gegangen ist.“

„Das mickrige Ding, das uns bedient hat?“

„Richtig. Wie war ihr Name?“

Munro starrte trotzig vor sich hin, während er in seinem buschigen, ungekämmten roten Bart die Lippen schürzte. „Effie.“

„Nein.“

„Edrea.“

„Nein.“

„Verdammnis“, knurrte Lord Munro. „Es war Edrea, wenn ich sage, dass es Edrea war.“

Gilmour lehnte sich an die Wand und starrte den Riesen über den Tisch hinweg an. „Es ist Edrea, wenn es sich um eine gänzlich andere Magd handelt, die zufällig Edrea getauft wurde.“

„Willst du mich herausfordern? Scht!“, zischte Munro und blickte schnell zur Seite und wieder zurück. „Sie kommt.“

„Wer kommt?“

„Sieh nicht hin!“, warnte Munro, schob seinen Dolch in seinen Stiefel zurück und wischte seine Hand an seinem Plaid ab. „Was soll ich tun?“

Gilmour hob erstaunt die Brauen, konnte aber die unverhohlene Panik im Gesicht des großen Mannes nicht ignorieren.

„Grüß sie“, sagte er, „aber grummel nicht. Sag, wie gut dir das Gasthaus gefällt, Sie ist sicher hier angestellt.“

Aus dem Augenwinkel sah Gilmour, dass die beiden Frauen sich trennten. Die Größere der beiden verließ das Gasthaus durch die Tür, während die schlanke Magd wieder in Richtung Küche ging. In diesem Augenblick packte ein Gast am anderen Ende des Raums sie am Handgelenk. Abrupt drehte sie sich zu ihm um.

„Heirate mich, Issa“, lallte der Mann.

Sein betrunkener Kumpan schlang einen Arm um die gertenschlanke Taille der jungen Frau und zog sie zu sich heran. „Nein. Das Mädchen gehört mir“, behauptete er und murmelte etwas Unverständliches.

Gilmour erhob sich lautlos. Er war in jeder Hinsicht ein gutmütiger Kerl, aber es ging ihm gegen den Strich zu sehen, wie ein Mädchen gegen seinen Willen festgehalten wurde. Er schlenderte langsam auf die Männer zu.

„Gibt es Ärger?“, fragte er.

Die junge Frau sah nicht auf und wandte sich an die Männer, die sie festhielten. „Ich bin geschmeichelt, Regan von Longwater, aber ich fürchte, ich kann Euren Antrag nicht annehmen. Zumindest nicht in Eurem Zustand“, fügte sie hinzu und entwand sich mühelos den Griffen der Männer, die nun leise lachten.

„Kein Ärger“, sagte sie und richtete ihren Blick auf Gilmour. „Und eines noch, MacGowan“, fügte sie hinzu, „du wirst für immer eher zu der Sorte gehören, die Ärger macht als zu der, die ihn behebt.“

Gilmour starrte sie einen Moment lang an. „Verdamm mich.“

„Dafür ist es ein bisschen spät, befürchte ich“, konterte sie und ging in Richtung Küche.

Er folgte ihr. „Was tust du hier, Isobel?“

„Ich arbeite hier, MacGowan. Und du?“ Sie drehte sich im gemauerten Türbogen um, der ihre kurvige Gestalt einrahmte, während ihre goldenen Locken vom Feuer hinter ihr erleuchtet wurden.

„Arbeiten …“

„Richtig“, unterbrach sie und lächelte ihn an als wäre er ein kleiner Junge, der seine Eltern etwas fragt. „Arbeiten. Vielleicht hast du das Wort schon einmal gehört.“

Sofort erinnerte Gilmour sich auf schmerzliche Weise daran, warum er diese Frau nicht mochte. Es lag nicht daran, dass sie seinen Bruder bei ihrer ersten Begegnung in einer Schlacht verwundet hatte und noch nicht einmal daran, dass sie seinen anderen Bruder vor dessen Hochzeit mit ihrer Schwester entführen lassen wollte. Es war, weil sie eine scharfe Zunge hatte und jede angemessene Würdigung seines gottgegebenen Charmes vermissen ließ. Sie war gänzlich anders als die anderen Frauen auf Evermyst. Sogar Ailsa, die hübsche dunkelhaarige Witwe, die sich schon immer nach Ramsay verzehrt hatte, hatte eine Schwäche für ihn.

„Ich glaube, ich habe schonmal von Arbeit gehört“, sagte er. „Mir ist nur entgangen, dass der Begriff das Beleidigen von zahlenden Gästen einschließt.“

„Nur, wenn diese Gäste per Heirat mit mir verwandt sind.“ Sie sagte die Worte leise, sodass niemand sonst von ihrer Verbindung hören würde, und wandte sich einem schlanken Küchenmädchen zu.

„Gib auf die Aalsoße acht, Plums.“

„Ich dachte, du wärest nach Edinburgh gegangen“, sagte Mour.

Isobel sah auf, während sie einen Topf an einem metallenen Schwenker vom Feuer nahm. Sie hob den Deckel vom Topf und probierte seinen Inhalt, bevor sie ihn wieder über die Flammen hängte. „Warum um alles in der Welt solltest du das gedacht haben, MacGowan?“

Er lehnte sich an das grobe Holz des Türrahmens und beobachtete sie bei ihrer Arbeit. Der Anblick war verstörend. Nicht, weil sie arbeitete. Sondern weil er niemanden lieber schuften sehen würde als sie, obwohl in ihren Adern edles Blut floss. Was ihn irritierte, war, dass sie die unansehnlichen Gewänder, die sie auf Evermyst stets getragen hatte, abgelegt hatte und nun in einem einfachen hellen Kleid vor ihm stand, das jede feminine Kurve zu betonen schien. „Vielleicht weil du gesagt hast, dass du dorthin gehen würdest“, schlug er vor.

„Ah ja“, stimmte sie zu. „Nun, dafür gibt es eine einfache Erklärung.“

„Und die wäre?“

„Ich habe gelogen.“

Mour folgte ihr in die Küche, beugte ein Knie und stützte seine Fußsohle hinter sich an die Wand. Das dünne Mädchen namens Plums sah ihn schüchtern an. Ein rötlich-violettes Geburtsmal bedeckte ihr linkes Ohrläppchen und einen Teil ihres Kiefers. Er grinste sie an, aber sie wandte den Blick schnell ab. „Aus einem bestimmten Grund?“, fragte er und wandte sich wieder Bel zu.

Sie zuckte mit den Achseln. „Damit du mich nicht länger belästigst.“

Da passierte es: Sein kleiner Finger zuckte. Es war ihm vor über einem Jahr zum ersten Mal aufgefallen, als er sie gerade kennengelernt hatte. Sie hatte etwas an sich, das ihn nervös zucken ließ. Er hatte nie richtig festgestellt, wann es aufgehört hatte, nahm nun aber an, dass es direkt nach Isobels Weggang von Evermyst gewesen war. Seitdem war es auf der Burg erfreulich ruhig gewesen. So ruhig, dass er erwog auf das Schloss seiner Eltern weiter im Süden zurückzukehren.

Einmal hatte er die alte Meara von Evermyst gefragt, wie sie so sicher sein konnte, dass Isobel und Anora verwandt waren. Immerhin waren sie bei der Geburt getrennt worden und Isobel war seitdem verschollen gewesen. Trotzdem war die Frage eher ein Witz gewesen, da die beiden fast identisch aussahen. Aber während Anora gebildet und bezaubernd war, war Isobel kühl und unfreundlich. Zumindest zu ihm. Die alte Meara hatte jedenfalls erklärt, dass dem Baby eine Halskette mit einem winzigen, muschelförmigen Anhänger umgelegt worden war, bevor man es fortgab. Er hatte erwähnt, dass das Mädchen keine solche Halskette trug, aber Meara ließ den Einwand nicht gelten. Isobel hatte den Anhänger offenbar genau beschrieben und gesagt, sie habe ihn verloren. Er nahm also an, dass er nicht damit durchkommen würde, sie eine Schwindlerin zu nennen, so sarkastisch sie auch sein mochte. „Ich habe dich nicht belästigt“, korrigierte er.

„Noch eine Prise Minze, Plums“, sagte Isobel, die ein weiteres Gebräu probierte und sich dann kurz zu ihm umdrehte. „Doch, das hast du, MacGowan. Aber ich kann dich wohl kaum beschuldigen. So ist die Liebe nun einmal, nehme ich an.“

„Liebe.“ Mit aller Kraft hielt Mour sich davon ab, wie eine misshandelte Marionette zu zucken. Sogar seine Stimme blieb ruhig. Einzig sein kleiner Finger bewegte sich.

Sie zuckte mit den Achseln. „Dann eben Vernarrtheit“, korrigierte sie.

„Deutest du an, dass ich in dich vernarrt bin, Mädchen?“

Sie sah ihn nur mit großen, unschuldigen Augen in ihrem Elfengesicht an.

„Ich bitte um Vergebung, wenn ich einen falschen Eindruck erweckt habe, Bel, aber ich fürchte, ich habe kein Interesse an dir, abgesehen von einem brüderlichen …“

Sie wandte sich lachend ab. „Die Törtchen sind fertig, Birtle, mein Junge. Pass auf, dass du dich nicht verbrennst.“

„Sehr wohl, Herrin.“

„Warum bist du also hier, MacGowan?“, fragte sie und sah ihm plötzlich ins Gesicht.

Gilmour starrte sie an. Die unterwürfige Küchenmagd, die sie in Gesellschaft anderer auf Evermyst vorgegeben hatte zu sein, hatte ihm weitaus besser gefallen. Einst hatte sie tatsächlich geglaubt nichts weiter als eine Dienerin zu sein, nachdem ihre Mutter sie nach ihrer Geburt fortgegeben hatte, damit nicht irgendein abergläubischer Narr sagen würde, Zwillinge seien des Teufels. Selbst in diesen modernen Zeiten waren jene noch zahlreich, die eifrig „Hexe“ schrien. Doch hier im Red Lion waren solcherlei Ausflüchte nicht vonnöten, denn niemand würde die Wahrheit auch nur vermuten. Und selbst wenn, würde sie niemanden interessieren. Niemanden außer Gilmour und der hatte unglücklicherweise geschworen sein Wissen für sich zu behalten.

„MacGowan“, wiederholte sie mit in die Hüften gestemmten Armen. „Ich habe gefragt, warum du hier bist.“

Das Lächeln war von ihren Lippen verschwunden und ihm dämmerte plötzlich, dass eine gute Lüge angebracht wäre – denn wenn er die Wahrheit herausplauderte, könnte das unschöne Konsequenzen sowohl für ihn selbst als auch für seine Familie haben.

„Ich habe gehört, dass der Branntwein hier außergewöhnlich gut ist.“ Er wollte auch das Essen loben, aber offensichtlich war sie dafür verantwortlich und er wollte ihr ohnehin schon großes Selbstbewusstsein nicht noch weiter steigern.

„Du bist also zehn Meilen von Evermyst hierher geritten, um einen Schluck zu trinken?“

„Ich war ziemlich ausgetrocknet.“

„Und das Bier von Stout Helena war nicht genug für dich?“

Er lächelte. „Ich bin nicht leicht zufriedenzustellen.“

„Tatsächlich habe ich gehört“, sagte sie, „dass du sehr leicht zufriedenzustellen bist.“

„Warum hört sich das wie eine Beleidigung an, Bel?“

„Vielleicht, weil es eine ist“, sagte sie lächelnd und begann ein Bund Kräuter auf einem Holzbrett zu hacken.

„Verrate mir eins, Isobel“, sagte er und schritt durch die Küche, um neben ihr zu stehen. „Warum bist du immer so gemein zu mir?“

„Möchtest du die Wahrheit hören, MacGowan?“, sagte sie und blickte auf.

„Wird sie schmeichelhaft sein?“

Sie sah ihn einen Moment lang an, hob dann ihre hellen Brauen und lachte.

„Was ist so lustig?“, donnerte eine Stimme im Hintergrund.

Gilmour fluchte stumm.

„Mein Lord.“ Isobels Stimme klang plötzlich sanft.

Munro trat neben Gilmour und starrte Isobel an. „Lady Anora?“

„Nein, mein Lord“, sagte sie. „Ich bin Isobel. Bis vor einigen Monaten war ich Myladys Zofe.“

„Nein. Du siehst aus …“

„Wie Mylady, ich weiß. Es war diese Ähnlichkeit, die sie zunächst bewogen hat, mich in ihren Dienst zu nehmen, und man sagt, dass Vertrautheit die Gemeinsamkeiten noch verstärkt.“

„Isobel?“ Seine Stimme klang immer noch argwöhnisch.

„Richtig. Seht“, sagte sie, nahm ein graues Tuch von einem Tisch in der Nähe und bedeckte damit ihr Haar. Mour sah, dass sie nun wieder eine gebeugte Haltung angenommen hatte.

Munro blickte noch finsterer drein. „Was magst du hier tun, Mädchen?“

„Mylady brauchte mich nicht länger, also ging ich fort, um mein Glück zu suchen. Und Ihr, mein Lord, warum beehrt Ihr uns hier mit Eurer Anwesenheit?“

Innes’ Blick streifte Gilmour. „Ich war hungrig.“

„Ah.“ Der Laut klang absolut unschuldig, aber etwas in ihren Augen sprach Bände. „Ich hoffe, das Mahl war zu Eurer Zufriedenheit.“

Munro sah sich in der Küche um. „Kochst du hier?“

„Sehr wohl. Es war ein großes Glück, dass sie mich hier genommen haben.“

„Vielleicht sind sie diejenigen, die großes Glück haben.“

Sie knickste schüchtern. „Ihr schmeichelt mir, mein Lord.“

„Das tue ich nicht“, sagte Munro, dessen Miene sich leicht aufhellte, als ihm klar wurde, dass das keine Beleidigung gewesen war. Trotzdem waren seine Brauen noch über seinen zu Schlitzen verengten Augen zusammengezogen. „Du siehst sehr hübsch aus in diesen hellen Farben, Mädchen.“

Isobel kicherte und richtete ihren Blick wieder auf das Hackbrett.

Gespannt verfolgte Gilmour ihre plötzliche Verhaltensänderung.

„Nun, du siehst nicht halb so mager aus, wie ich dich in Erinnerung habe. Tatsächlich möchte ich dich bei deinem Anblick gern …“ Munro hielt inne und sah Mour an. „… auf ein Getränk einladen.“

„Oh“, hauchte Isobel. „Ich fühle mich geehrt, mein Lord. Aber ich kann nicht. Meine Pflichten hier halten mich ziemlich beschäftigt.“

„Könntest du nicht …“

„Nun, am besten gehen wir jetzt“, unterbrach Gilmour und nahm Munro am Ellbogen. „Guten Abend, Isobel.“

„Guten Abend.“

„Was zum Teufel tust du da?“, zischte Munro und ließ sich nur schwer mitziehen.

„Ich überlasse die Magd ihren Pflichten“, sagte Gilmour. „Wie es ein Gentleman eben tut.“

„Ich bin kein Gentleman.“

Gilmour blickte über seine Schulter zurück und sah eine verwirrte Isobel, während er den Riesen in den Essbereich manövrierte. „Genau dabei möchte ich dich ja unterstützen – ein Gentleman zu werden“, sagte er und sank auf seinen Stuhl zurück, wobei ihn ein halbes Dutzend neugieriger Gesichter beobachtete.

Munro sah auf ihn hinab. „Mein Plan war gerade dabei sich zu formen“, sagte er in einem Ton, der für Gilmours Geschmack ein wenig zu sanft klang. „Und es braucht ein wenig mehr als deinesgleichen, um mich jetzt noch davon abzubringen, Junge.“

Gilmour hob seinen Kelch und zuckte mit den Achseln. „Dann mach es doch, um Himmels willen. Wenn es dir egal ist, dass ganz Schottland dann wissen wird, warum du hier bist.“

Der Munro stand vor ihm, starr wie eine Lanze. „Drohst du mir, MacGowan?“

Einige Tische weiter unterbrach der Baron von Winbourne sein Gespräch mitten im Satz. Ein glatt rasierter junger Mann in dunkler Lederkleidung stand neben dem Herd und beobachtete ihn mit grimmigem, fast vertrautem Blick.

„Nein“, sagte Gilmour, „keine Drohungen.“ Seine Muskeln waren gespannt wie Wagenfedern. „Und vielleicht liege ich auch gänzlich falsch. Vielleicht würde die Magd ihren Freunden auf Evermyst nichts erzählen, wenn sie die Nacht mit dem großen Lord der Munros verbrächte.“

Munros Blick war finster genug, um ein Loch in Gilmours Stirn zu brennen, aber Mour ignorierte das, als er sein Ale schlürfte.

„Es gäbe viel zu reden“, knurrte Innes.

„Ich kann es mir vorstellen“, stimmte Gilmour trocken zu.

„Das Oberhaupt der Munros schenkt einer einfachen Frau seine Gunst. Ich bin mir sicher, dass es schwierig für sie wäre, diese Neuigkeit für sich zu behalten.“

„Wohl wahr“, knurrte Innes und blickte in Richtung Küche. „Nun, vielleicht gehe ich am besten zu Bett, bevor ich nicht widerstehen kann und sie für alle anderen Männer ruiniere, hm?“, sagte er und klopfte Gilmour auf die Schulter.

„Sehr wohl“, sagte Gilmour säuerlich.

Später, als Mour die Stalltür öffnete, um nach seinem Pferd zu sehen, fragte er sich, was zum Teufel Isobel hier tat, so weit von der komfortablen Burg ihrer Schwester entfernt. Heckte sie etwa einen boshaften Plan gegen seinen Bruder Ramsay aus?

Und noch wichtiger, warum zur Hölle flirtete sie mit dem Munro als wäre der ein verdammter Prinz? Der Mann konnte kaum seinen eigenen Namen aussprechen. Und was sein Aussehen anbelangte … Es gab keinen Grund auch nur anzunehmen, dass sie ihn attraktiv fand. Oder doch?

Fragen strömten durch Gilmours Kopf, während er sich versicherte, dass Francois sicher eingesperrt war. Der Hengst hatte einen Hang zum Herumstromern und verursachte für gewöhnlich Ärger, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Aber alles schien in Ordnung zu sein, also schloss Mour die Tür und ging zurück ins Gasthaus. In seinen Gedanken tanzte die gertenschlanke Isobel unbewusst verführerisch von Tisch zu Tisch und lachte dabei heiser mit ihren betrunkenen Gästen.

Gilmour blickte finster drein, als er die schmale Treppe zu seiner Schlafkammer hinaufstieg. Warum sollte sie sich für ein Leben als Dienerin entscheiden, wenn ihr alle Möglichkeiten offenstanden vornehm hoch über dem Meeresrauschen auf Evermyst zu leben?

Er wusste darauf keine Antwort. Aber es würde sicher interessant werden es herauszufinden.

Kapitel 2

Die Erschöpfung übermannte Gilmour, als er den gemieteten Raum betrat. Erinnerungen an den Tag flogen in einem traumartigen Nebel durch seine Gedanken. Er zog seine Felltasche über den Kopf und machte sich bettfertig. Er trug sie nicht um seine Hüften, sodass sie an der Vorderseite seines Körpers hing, weil er fand, dass sie seine Bewegungen einschränkte. Jede seiner Bewegungen. Stattdessen hing sie meist an seiner rechten Seite, gehalten von ihrem Band, das unterhalb des zinnbesetzten Halsausschnitts seines Wamses quer über seine Brust lief.

Er warf sie auf die Matratze und zog seinen Dolch aus seinem Gürtel. Die „Jungfrau“ war aus spanischem Stahl gefertigt und so scharf wie die Sünde mit ihrem geschnitzten Griff, der die Form einer drallen Frau hatte. Wenn er den Dolch zog, lag Mours Hand auf intime Weise zwischen ihrer Hüfte und ihrem Busen, aber jetzt ignorierte er ihre wollüstige Figur und warf sie neben seine Tasche auf das Bett. Er legte seine Hände an seine Gürtelschnalle und fragte sich mit müßiger Neugier, wo Isobel wohl schlief. Wohnte sie hier im Gasthaus? War sie in der Nähe? War sie allein?

Der breite Gürtel schnitt in seine Bauchmuskeln, bevor er die Spannung löste und ihn zu Boden fallen ließ.

Warum war sie so abweisend zu ihm? Er hatte ihr nichts getan.

Tatsächlich war er stets höflich gewesen, überlegte er, als er den gekürzten grünen Schottenstoff von seinen Hüften wickelte. Er sah keinen Sinn darin, ähnlich viele Yards Wolle zu tragen wie die meisten Schotten. Sein Plaid ließ einen guten Teil seiner muskulösen Oberschenkel frei und war nicht endlos gefaltet wie die meisten, sondern wand sich nur zweimal um seinen Körper.

Für das schöne Geschlecht war er schon immer verführerisch gewesen, nur Isobel fand ihn wenig amüsant. Was für ein seltsames Mädchen sie war. Nicht ein einziges Mal hatte sie bei seinem Anblick geseufzt. Nicht ein einziges Mal hatte sie durch ihre Wimpern zu ihm aufgeblickt wie die anderen Mädchen es taten. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Ihre Schwester Anora war vor ihrer Hochzeit jedenfalls recht aufmerksam gewesen, wenn es um ihn ging. Sie war nicht auf diese liebliche Art um ihn herumscharwenzelt, wie die Frauen es normalerweise taten, aber sie hatte sich angemessen beeindruckt gezeigt. Nach allem, was man hörte, hatte sie es Ramsay natürlich nicht leicht gemacht, bevor sie ihn geheiratet hat, und …

Gilmours Hände hielten einen Augenblick inne, falteten dann abwesend das Plaid und legten es beiseite.

Das war es also – der Grund, warum Isobel ihn so quälte. Sie war in ihn verliebt. Es gab keine andere Erklärung. Sie konnte ihn einfach nicht hassen. Das taten Frauen nicht. Also musste es so sein, dass sie ihre wahren Gefühle hinter ihrer Verachtung verbarg.

Das arme Ding! Wie offensichtlich es nun war und wie schwierig es für sie sein musste. Möglicherweise glaubte sie, sie wäre weit unter seinem Niveau. Aber dafür gab es keinen Grund. Auch wenn ihr edles Blut nie von der Welt anerkannt worden war, wusste er doch, dass sie von hoher Geburt war. Eigentlich scherte ihn die Stellung einer Frau in der Gesellschaft wenig. Wenn eine Person weiblich war, schätzte er sie. Und wenn sie hübsch und weiblich war, begehrte er sie. Das brachte Isobel in eine gute Position, denn sie war ausgesprochen weiblich. Und ihre körperlichen Attribute, nun …

Gilmour fasste seinen Rock am Kragen, zog ihn über seinen Kopf und legte ihn zusammen. Er streckte seine Schultern und spielte mit der Zaunkönigfeder, die er in seinem Zopf trug, bevor er ihn wieder in seinen Nacken warf.

Binnen weniger Sekunden war er splitternackt und schlug die Bettdecke mit einem Grinsen zurück. Nun, das Mädchen musste irgendwie vor Ehrfurcht vor ihm erstarrt sein, doch in Wahrheit fühlte er sich in ihrer Nähe fast unsicher. Und die ganze Zeit hatte sie sich minderwertig gefühlt gegenüber …

Er hörte ein Geräusch auf dem Flur und sah mit finsterem Blick durch die von Kerzen erhellte Dunkelheit zur Tür. Hatte er es sich nur eingebildet, oder …

Da war es wieder, etwas lauter. Er griff nach seinem Plaid, wickelte es sich um die Hüften und fasste es an einer Seite zusammen.

Wer konnte das sein?, fragte er sich. Aber plötzlich war es ihm klar. Er wusste es als könnte er sie vor sich stehen sehen. Es war Isobel, die gekommen war, um ihre wahren Gefühle zu offenbaren: Sie konnte an nichts anderes denken als an ihn. Sie hatte ihn von Anfang an geliebt.

Ohne zu zögern öffnete er die Tür und da stand sie, klein und lieblich, mit im Kerzenlicht leuchtenden Augen.

„MacGowan“, sagte sie mit einem unergründlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht angesichts seines nackten Oberkörpers. „Du siehst aus wie der Teufel selbst. Stimmt etwas nicht?“

Das Lächeln verschwand von Gilmours Lippen und er raffte den Wollstoff enger um seine Mitte, als sein glücklicher Tagtraum sich auflöste wie silbriger Nebel.

„Wolltest du etwas, Bel?“, fragte er und rang um Gelassenheit. „Oder bist du nur zum Gaffen vorbeigekommen?“

Ihre hellen Brauen schossen überrascht nach oben. „Ich nehme an, Smitty ist dir nicht begegnet.“

Die Frau neigte dazu, ohne Warnung das Thema zu wechseln. Das war eines der vielen Dinge, die er an ihr nicht mochte.

„Nein“, sagte er, steckte das Plaid fest und lehnte sich mit einstudierter Lässigkeit an den Türrahmen. „Ich glaube nicht, dass ich das Vergnügen hatte.“

„Ah, nun, das würde ein wenig von deiner Arroganz erklären, so ungerechtfertigt sie auch sein mag.“

Er grinste, wobei er nur einen Mundwinkel leicht anhob. „Ich bin vieles, Mädchen, und vielleicht auch arrogant. Aber gewiss nicht ungerechtfertigt, das versichere ich dir.“

„Nun …“ Sie drückte sich an ihm vorbei, als wäre er ein verdorbenes Stück Fleisch. „Du wärest nicht so von dir überzeugt, wenn du es wagtest dich mit Smitty zu vergleichen.“

Er wandte sich ab und fragte sich, ob Anora etwas dagegen haben würde, wenn er ihre kleine Schwester erdrosselte. „Sicher ein Mann wie jeder andere“, sagte er.

Sie sah mit diesem verwirrenden Leuchten in ihren Augen zu ihm auf, das er schon hundertmal gesehen hatte. Nur war es bei jenen anderen Gelegenheiten für ihn reserviert gewesen. „Jeden Abend, nachdem er das letzte Streitross beschlagen hat, legt er seinen Rock ab und geht zum Fluss hinunter, um den Schweiß von seinem männlichen Körper zu waschen.“

Gilmours Finger zuckte. „Das ist sicher sehr aufregend für dich.“

Sie starrte ihn einen Moment lang an, löste sich dann aus ihren Gedanken und lachte.

„MacGowan“, sagte sie und Überraschung schwang in ihrer Stimme mit, „du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“

„Eifersüchtig?“, sagte er in gelangweiltem Ton.

„Auf Smitty.“

„Nun, das bin ich tatsächlich, Mädchen“, sagte er, schloss die Tür und trat einen Schritt auf sie zu. „Weil ich glaube, dass du seine Ohren sicher nicht beleidigst, indem du das Wort an ihn richtest, sondern ihn nur beobachtest, wie er hinunter zum Fluss tapert.“

Wieder lachte sie. „Gilmour MacGowan“, sagte sie, „das Oberhaupt der Schurken, eifersüchtig auf einen einfachen Schmied. Wer hätte das für möglich gehalten?“

„Niemand, der seine Sinne beisammen hat. Aber das würde dich nicht einschließen, nicht wahr, Bel? Also gib dich nur deinen Wahnvorstellungen hin, wenn sie deinen Tag verschönern.“

„Vielen Dank“, sagte sie. Er nickte.

„Erzählst du mir nun bald, warum du hergekommen bist?“, fragte er.

Sie machte sich am Bettpfosten zu schaffen und sah mehr wie das zögerliche Mädchen aus, das alle auf Evermyst gekannt hatten, und weniger wie die Harpyie, die sich nur ihm offenbarte. „Ich hatte nur auf Nachricht von meiner Schwester gehofft.“

„Anora geht es gut.“

„Hast du vor Kurzem mit ihr gesprochen?“

„Ja. Direkt vor meiner Abreise. Sie und Ram bereiteten sich gerade auf einen Besuch auf Levenlair vor.

„Sie lassen Evermyst unbeaufsichtigt?“

„Lachlan bleibt dort.“

„Dann geht es deinen Brüdern auch gut?“

„Lachlan ist …“ Mour zuckte mit den Achseln. „Nun, Lachlan ist eben Lachlan. Streitsüchtig und verteufelt. Aber Ramsay ist zufrieden. Wirklich, ich habe ihn nie glücklicher gesehen.“

Trotz ihres Lächelns war da der Schatten eines unbestimmten Gefühls in ihren Augen. Traurigkeit vielleicht. Oder Einsamkeit. Vielleicht hätte er sich schämen sollen, dass ihn dieser Ausdruck faszinierte, aber Gilmour hatte schon oft gefunden, dass Scham überbewertet wurde.

„Natürlich freut es mich, dass die Ehe ihm guttut“, sagte sie.

„Aber?“

Sie sah ihn überrascht an. „Was?“

„Natürlich freut es dich, aber …“

„Es freut mich, dass meine Schwester und ihr Lord glücklich sind. Das ist alles.“

„Dann kümmert es dich nicht, dass mein Bruder die Liebe deiner Schwester errungen hat, die du so lang entbehrt hast? Es kümmert dich nicht, dass deine liebste und nächste Verwandte Ram so andächtig begehrt, dass sie deine Verbindung zu ihr ganz vergessen hat?“

Ein Dutzend Emotionen schossen durch ihre Augen, bevor sie den Blick auf ihre Hände herabsenkte, die sich in ihren Überrock krallten. „Vielleicht …“ Ihre Stimme klang plötzlich ganz sanft. „Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich sie niemals gefunden hätte.“

Schuldgefühle übermannten ihn angesichts des ehrlichen Bedauerns in ihrer Stimme. Noch nie hatte sie vor ihm so viel von sich selbst preisgegeben. Vor dem Hintergrund seines Bettes sah sie klein und hilflos aus. Ihr Elfengesicht blickte zu Boden, ihre Saphiraugen waren von ihren Lidern bedeckt.

„Warum wäre es besser gewesen, sie nie kennengelernt zu haben?“, fragte er.

„Ich weiß, was man sagt …“ Sie sah durch ihre Wimpern zu ihm auf. „Dass es besser ist, seine Liebe zu verlieren, als die Liebe überhaupt nie kennenzulernen.“

Er nickte und ermunterte sie fortzufahren.

„Aber ich denke, das stimmt nicht. Ich denke, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich weiterhin gedacht hätte, ich sei allein auf der Welt.“

Ihre Traurigkeit war nun offensichtlich. „Du bist nicht allein, Mädchen“, sagte er schlicht. „Ich hätte nicht sagen sollen, was ich gesagt habe.“

„Nein.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. Der Schein des Feuers tanzte auf ihren goldenen Locken und eine einsame Träne, glitzernd wie ein Diamant, bahnte sich ihren Weg über ihre Alabasterwange. „Du hast recht. Meine Schwester verbringt ihre Zeit lieber mit ihrem Ehemann. Und natürlich soll es so auch sein“, fügte sie schnell hinzu. „Es ist einfach nur, dass ich …“ Sie hielt inne und schien nach den passenden Worten zu suchen, während Gilmour Mühe hatte zu bleiben, wo er war, und sich noch ein Stück von ihr entfernte.

„Du bist einsam“, vervollständigte er ihren Satz.

Sie hob ihren Blick. Ihre Lippen hoben sich saftig und leuchtend wie wilde Beeren von ihrer milchweißen Haut ab. Er schluckte schwer und nutzte jedes bisschen der sonst selten gebrauchten Selbstkontrolle, das ihm zur Verfügung stand.

„Du verstehst“, murmelte sie.

Eine zweite Träne bahnte sich ihren Weg, rann schneller ihre Wange hinab und tropfte von ihrem spitzen Kinn auf die Erhebung ihrer Brust. Sie hatte das bescheidene Kleid, das sie unten getragen hatte, durch eines aus weißem Leinen ersetzt. Merkwürdig, dass ihm das nicht vorher aufgefallen war, dachte er, wo er nun seine Augen nicht von ihr abwenden konnte – von ihrer Lieblichkeit, ihrer Einsamkeit, ihren Brüsten, die so blass und voll und verführerisch waren und der einzelnen Träne, die über die dramatische Kurve in die Dunkelheit rann – in diese sanfte, quälende Dunkelheit.

„Du weißt also, wie ich mich fühle“, sagte sie.

„Ja“, stimmte er zu, noch immer reglos, obwohl es ihm schwerfiel, seinen Blick vom Weg der Träne abzuwenden. „Es ist nur natürlich, dass du deine einzige Verwandte vermisst.“

„Also würdest du deine Brüder vermissen?“

„Nein.“ Er grinste. „Aber ich würde deine Schwester vermissen.“

Sie lachte, aber es klang unnatürlich, mit einem kleinen Hickser am Ende, als sie ihre Hände vors Gesicht schlug. „Es tut mir leid“, murmelte sie. „Es ist nur, dass ich … ich …“ Alle anderen Worte gingen unter. Gilmour konnte nichts anderes tun, als zu ihr zu gehen. Er hatte keine andere Wahl, als seine Arme sanft um ihre winzige Taille zu legen.

Sie trug kein Korsett. Unter ihrem einfachen, jungfrauenhaften Kleid war nichts als ihr Körper – ihr zarter, lieblicher Körper.

„Alles ist gut, süßes Mädchen“, sagte er und versuchte ruhig zu atmen. „Du musst nicht weinen. Wenn du willst, kannst du morgen nach Evermyst zurückkehren.“

Sie schüttelte den Kopf, schlang ihre Arme aber fordernd um seinen Hals, als wäre sie ausgehungert nach seiner Stärke und seinem Mitgefühl. „Das ist nicht wahr.“ Sie flüsterte die Worte in sein Ohr. Ein Schauder lief über seinen Rücken.

„Doch, Mädchen. Wenn du willst, bringe ich dich morgen auf meinem eigenen Pferd hin.“

„Du verstehst nicht.“

Ihr Haar fühlte sich unter seinen Fingerspitzen wie Seide an. Er schloss die Augen und atmete ihren Duft, eine berauschende Mischung aus süßen Kräutern und etwas Tieferem, etwas, das nur Isobel war. Er erinnerte sich daran, es schon mal gerochen zu haben. Er hatte einen Hauch davon aufgeschnappt, als sie auf Evermyst an ihm vorbeigegangen war. Er spürte, wie sein Körper reagierte, als er diesen süßen, einzigartigen Duft roch. Ja, er hatte sie schon immer gewollt. Vom ersten Augenblick an.

„Ich kann nicht zurück“, flüsterte sie über seine nackte Schulter. Ihre Brüste fühlten sich an seinem Körper so weich und verlockend wie der Himmel an. „Ich kann die Wahrheit nicht ertragen.“

Er streichelte ihr Haar und spürte ihre Gefühle in seiner Seele. „Und was für eine Wahrheit ist das, Mädchen?“

„Du weißt nicht, wie es war, denn du wurdest immer …“ Sie hielt inne, räusperte sich und lachte ein wenig. „Du wurdest immer geliebt. Aber ich hatte niemanden. Nicht, bevor Anora kam. Und dann war es, als ob die Welt erblühte. Ich war alles für sie und sie für mich. Es war, als würden wir uns dieselbe Seele teilen.“

Ihr Körper fühlte sich in seinen Armen so fest und geschmeidig wie ein Weidenzweig an. Ihre Hüften waren an seine gepresst und ihre Oberschenkel, so süß und kräftig, waren gerade so weit gespreizt, um einen der seinen zu umfassen.

„Sei nicht traurig, Mädchen“, flüsterte er und fand es wegen des Verlangens in ihm plötzlich schwierig zu sprechen. „Was ich vorhin gesagt habe war grausam. Sicher vermisst dich deine Schwester ebenso wie du sie.“

Sie zuckte an seinem Hals zusammen, als ob dieser Gedanke zu viele Emotionen wecken würde, um sie unter Verschluss halten zu können. „Glaubst du das?“, fragte sie und hob ihr Gesicht ein wenig an, um in seine Augen blicken zu können.

Er lächelte, denn ihre Schönheit war wahrhaft unübertroffen, mit ihren riesengroßen Augen, die vor ungeweinten Tränen schwammen. „Ja, Mädchen, das weiß ich. Ihre Liebe zu meinem Bruder hat ihre Gefühle für dich nicht geschmälert.“

„Glaubst du nicht?“

„Nein“, sagte er und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. Feucht von ihren Tränen ringelten sie sich auf intime Weise um seine Finger. „Komm mit mir zurück und bilde dir selbst ein Urteil.“

Sie brachte ein zittriges Lächeln zustande, schüttelte jedoch gleichzeitig den Kopf. „Ich kann nicht. Evermyst ist nicht mein Platz in der Welt.“

„Wo gehörst du dann hin, Bel?“

Sie zuckte mit den Achseln. Durch die Bewegung hoben sich ihre Brüste auf wundersame Weise an seiner nackten Brust. Tausend liederliche Begierden rasten wie Teufel durch seine überhitzten Gedanken, aber sie war einsam und verletzt und er würde keinen Vorteil aus diesen Gefühlen ziehen. Niemand sollte jemals sagen, dass Gilmour MacGowan, das Oberhaupt der Schurken, ein Mädchen nicht verführen konnte, ohne eine solche Situation auszunutzen.

„Vielleicht ist dies hier mein Platz“, sagte sie.

„Hier?“ Sein Herz schlug gegen ihren Busen. „In meinen Armen?“

Sie lächelte und schlug die Augen nieder. „In Henshaw“, sagte sie. „Im Red Lion.“

Er fragte sich, ob sie seine hartnäckig pulsierende Begierde spüren konnte. „Sicher nicht, Mädchen. Du bist von hoher Geburt.“

Er sah auf ihr graziles Gesicht hinab und konnte gerade sehen, wie sie ihren Mund zu einem traurigen Lächeln verzog. „Von hoher Geburt vielleicht, aber nicht von guter Erziehung. Hast du das vergessen? Ich bin nichts als gewöhnlich.“

„Das ist nicht wahr. Du bist die Tochter des Lords und der Lady von Evermyst. Deswegen ist es nur recht und billig, wenn du alles bekommst, was mit diesem Titel einhergeht.“

„Nein“, sagte sie. „Meine Mutter hatte recht, mich nach meiner Geburt fortzugeben, denn viele hätten versucht, eine Schwester wegen ihres Erbes gegen die andere auszuspielen, und noch mehr hätten beide Kinder wegen der Umstände ihrer Geburt für böse gehalten.“

„Du würdest also dein Leben als gewöhnlicher Mensch verbringen, obwohl du weißt, dass das nicht wahr ist?“

„In Wahrheit fühle ich mich auf den nackten Füßen einer Arbeiterin weit besser als in den Seidenslippern einer Lady.“

„Aber sicher kannst du nicht planen so weiterzumachen, Mädchen. Du bist viel zu zart, um deine Tage mit harter Arbeit zu verbringen.“

„Zart?“ Sie lachte ein wenig und neigte ihren Kopf, sodass ihr Blick mit katzenhafter Sanftheit auf ihm ruhte, während sie ihre Hüften sanft an seine presste. Gilmour biss bei diesem köstlichen Vorstoß die Zähne zusammen. „Vielleicht kennst du mich nicht so gut wie du denkst, MacGowan“, flüsterte sie.

Er stand reglos, weil die leiseste Bewegung ihn aus der Fassung gebracht hätte. „Hab keine Angst. Mein Bruder Ramsay wird …“, begann er, als ihre Lippen seinen Hals berührten. Tausend sündige Gedanken zischten wie Funken durch ihn hindurch. „Wird …“ Er versuchte, das Ende seiner sich ihm entziehenden Gedanken zu erwischen, aber sie waren bereits zur Unkenntlichkeit verbrannt.

„Wird was?“ Er spürte ihr Flüstern an seiner Kehle.

„Wird einen passenden Ehemann für dich finden“, sagte er, während sie den Kopf neigte und sein Schlüsselbein küsste. Wie von selbst fiel sein Kopf zurück.

„Und was, wenn ich keinen langweiligen aber passenden Ehemann möchte?“, fragte sie.

Langsam und warm glitt ihre Hand seinen Arm hinab. Er hätte sie aufhalten sollen, aber seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Ihre Berührung war wie Magie, unwirklich, jenseits jeglicher Hoffnung, und als ihre Hand von seinem Arm zu seinem Bauch glitt, fühlte er die Flammen der Begierde wie Dämonen in seinem schmerzenden Unterleib tanzen.

„Was, wenn ich stattdessen einen Liebhaber möchte?“, flüsterte sie und ihre Hand tauchte plötzlich unter sein Plaid. Der Wollstoff entfaltete sich wie Farnkraut im Frühling und fiel zu ihren Füßen. „Was, wenn ich dich will?“

„Mädchen …“ Das Atmen fiel ihm schwer und jede Bewegung war unmöglich. „Ich denke nicht …“

„Das ist am besten. Denk nicht“, murmelte sie und schob ihre Hand weiter nach unten. Sie umschloss ihn mit samtiger Wärme und plötzlich waren alle Gedanken fort, zu Asche verbrannt von der seidenen Kraft ihrer Berührung.

Alle Hemmungen wurden beiseitegelegt. Der Verstand flog davon wie Herbstlaub. Er konnte nichts weiter tun als sie in seine Arme zu schließen und zu dem Bett hinter ihr zu tragen, wo er sie sanft auf die Matratze legte. Sie weigerte sich nicht, zögerte nicht. Stattdessen krallte sie ihre schlanken Finger in seinen Nacken und zog ihn dichter zu sich heran. Ihre Lippen berührten sich wie im Traum, aber sie war ungeduldig, begierig – ja, heiß auf ihn – und plötzlich konnte er keinen Augenblick länger warten ihre Schönheit zu betrachten. Er schob ihr Kleid nach oben und entblößte die elfenbeinerne Glätte ihrer Oberschenkel, aber er konnte nicht hetzen, wenn die Perfektion vor ihm lag. Er sank neben dem Bett auf die Knie. Er küsste die Innenseite ihres Knies, während seine Hände an ihrem Oberschenkel entlangfuhren. Sie keuchte und er lächelte an ihrer Haut über ihre Reaktion, küsste sie dann weiter oben, wanderte ihren Oberschenkel hinauf und näherte sich Utopia.

„Mour!“, hörte er ihren Freudenruf, aber er ließ sich nicht hetzen, denn er hatte lang auf diesen Moment gewartet.

Seine Finger glitten über den Bogen ihrer Hüfte nach oben und fühlten die köstliche Kurve ihrer Taille. Er liebte jedes vertraute Detail ihres Körpers und küsste eines nach dem anderen, ihre Hüfte, ihren Bauch, ihren Nabel.

Sie zuckte unter ihm vor Lust. Er verweilte einen Moment und schob seine Handflächen unter ihren Po, um sie hochzuheben und ihren Bauchnabel mit seiner Zunge zu umkreisen.

„MacGowan!“ Ihre Finger krallten sich kräftig in sein Haar.

„Ja, Liebste?“, flüsterte er und hob seinen Kopf, um in ihr Gesicht blicken zu können. „Was soll ich für dich tun?“

Ihr Körper war vor Verlangen gespannt, ihre angezogenen Knie drückten unverhohlene Begierde aus. „Berühre mich“, flüsterte sie.

Das waren die süßesten Worte, die je gesprochen worden waren. So süß waren sie, dass er sie noch einmal hören wollte.

„Was hast du gesagt, Mädchen?“, fragte er.

Aber plötzlich verwandelte sich der süße Klang ihrer Stimme in ein scheußliches, tiefes Knurren. „Ich sagte, fass mich noch einmal an und ich bringe dich hier und jetzt um!“

Gilmour fuhr zurück und zwang sich, seine Augen zu öffnen. Auf einen Schlag war er hellwach und starrte entgeistert in die zusammengekniffenen Augen von Innes Munro.

Kapitel 3

„Munro! Was zum Teufel tust du hier?“

Gilmour keuchte, doch die Erinnerungen an die letzte Nacht kehrten bereits zurück. Nicht genug Platz im Gasthaus. Sie waren gezwungen gewesen, sich ein Bett zu teilen, und irgendwie hatte er in seinem vor Begierde wahnsinnigen Traum einen üblen Fehler begangen.

„Ich kann dir sagen, was ich mache, Junge. Ich bereite mich darauf vor, meinen ersten MacGowan umzubringen“, knurrte der Riese. In diesem Augenblick bemerkte Mour, dass die rechte Hand des Mannes nicht zu sehen war. „Noch eine Bewegung, und der König der Schurken wird kein Mädchen mehr belästigen.“

Ganz langsam senkte Gilmour seinen Blick. Es war keine große Überraschung Munros Hand am Griff seines geliebten Dolchs zu sehen.

„Der Traum war mir lieber“, sagte Mour mit einem Blick auf das Messer.

„Du hast geträumt?“ Munro schien Zweifel zu haben.

Gilmour hob die Brauen. „Dachtest du, ich wäre wach?“

Er antwortete nicht.

„Ich möchte dich nicht beleidigen, Munro, aber du bist nicht mein Typ.“

„Wenn ich etwas anderes angenommen hätte, würdest du jetzt den Teufel anmachen“, knurrte Munro.

„Das scheint mir mehr als gerecht“, sagte Gilmour und stellte fest, dass seine Begeisterung in der richtigen Gesellschaft sehr schnell abflauen konnte. Die letzte goldene Erinnerung an Isobel floh aus seinem vernebelten Gehirn, als er vollständig bekleidet und sehr froh darüber aus dem Bett sprang. „Tatsächlich würde ich es vorziehen, durch deine Hand zu sterben als andere von diesem Fehltritt wissen zu lassen.“

Munro blickte finster drein und hielt noch immer sein Messer in der Hand, als wäre er nicht gänzlich sicher, dass Gilmour seine Leidenschaft für seinen übergroßen und würzig riechenden Bettgefährten im Griff hatte. „Du wirst es also niemandem erzählen?“

Gilmour überlegte kurz mit wem um alles in der Welt er solche Neuigkeiten würde teilen wollen. Er räusperte sich. „Niemandem.“

Munros Blick wurde noch finsterer, als auch er vom Bett zurückwich. „Schwör es mir.“

„Du hast mein Ehrenwort.“ Und das war die Wahrheit.

Munro starrte ihn noch einen Augenblick böse an und schob dann seinen Dolch in den Stiefel zurück. Da erst bemerkte Mour, dass der Riese über Nacht seine Stiefel anbehalten hatte, aber je mehr Kleider in dieser Situation zugegen waren, desto besser, dachte er und wandte sich dankbar ab.

„Von wem hast du geträumt?“

Seine soeben empfundene Dankbarkeit verflüchtigte sich, denn die Ereignisse waren schon beschämend genug, ohne dass er seine lebhaften Träume von einem Mädchen, das nichts als Verachtung für ihn übrig hatte, gestand. „Wie bitte?“, fragte er und gab vor, verwirrt zu sein, während er seine Hände in ein hölzernes Gefäß tauchte, das auf einem Hocker neben der Tür stand. Der Duft von Rosmarin stieg ihm in die Nase, als er sich das Wasser ins Gesicht spritzte. Was er brauchte, war ein guter, kalter See und die Gewissheit Isobel Fraser nie wieder zu sehen.

„Von wem hast du geträumt? War es die Käserin?“

„Ailsa?“, fragte Gilmour und erinnerte sich erleichtert an die dralle Ziegenhirtin von Evermyst.

„Ja. Ich glaube, das ist ihr Name. Man sagt, sie sei ein Knaller.“

„Das sagt man“, wiederholte Gilmour abwesend.

Munro lachte. „Für so einen tollen Traum klingt der Schurke nicht allzu glücklich. Hast du dir vielleicht das falsche Mädchen ausgesucht?“

Gilmour warf dem Riesen einen verärgerten Blick zu. „Genau. Es war haariger als ich es mag und entsetzlich groß.“

„Und ein bisschen rachsüchtiger als die meisten Mädchen, obwohl …“ Munro hielt plötzlich mit offenem Mund inne. „Es ist doch nicht die Frau deines Bruders, von der du geträumt hast, oder?“

Gilmours Blick verdüsterte sich. „Ich fürchte, meine Schwäche für Anora gehört der Vergangenheit an. Sie hat sich für einen anderen entschieden. Bedauerlich, aber ich nehme an, dass es nun zu spät ist, sie zu einem Sinneswandel zu überreden.“

„Mmh“, stimmte Munro zu und Mour dachte einen Augenblick über die Gefühle des Riesen für Ramsays liebliche Frau nach. Zumindest hatte es eine Zeit gegeben, in der er gehofft hatte, sie für sich gewinnen zu können. Ob er sie um ihrer reizenden Selbst willen oder wegen ihrer uneinnehmbaren Festung haben wollte, wusste niemand mit Bestimmtheit zu sagen. „Von wem sonst solltest du …“, begann Munro, zog aber plötzlich seine Brauen gefährlich zusammen. „Es ist doch nicht etwa das Red-Lion-Mädchen, das du begehrst, oder?“

Gilmours Magen krampfte, als ihm Munros Worte von letzter Nacht wieder einfielen. Wie konnte er vergessen, dass dieser Goliath ein Auge auf Isobel geworfen hatte? Verdammt! Er hätte Innes nie seine Hilfe anbieten sollen. Auch wenn er dringend Unterstützung benötigte, konnte das nur zu Ärger führen.

„Lass mich eines sagen.“ Gilmour zog sein Plaid zurecht und öffnete die Tür. „Je eher ich nach Evermyst zurückkehre, umso lieber werde ich es mögen.“

Munro folgte ihm die Treppe hinunter und die hölzernen Stufen knarrten unter seinem Gewicht. „Also interessiert dich das Red-Lion-Mädchen nicht?“

Gilmour wollte seinen Kopf schütteln, als er den Gastraum betrat. Aber just in diesem Moment, wie von der Hölle selbst gerufen, erschien Isobel. Sie trug ein Kleid in gedecktem Blau, das an den Seiten gerafft war und den Blick auf einen hellen Unterrock freigab. Ihre Ärmel hatten die Farbe des Nachthimmels und ein kleiner Zopf, umwunden von einem roten Band, umkränzte ihren goldenen Kopf wie eine Krone. Für einen kurzen Augenblick war Mour nicht in der Lage zu sprechen.

„MacGowan!“, knurrte Munro. „Interessiert dich das Red-Lion-Mädchen oder nicht?“

Isobel wandte sich ab und schwebte wie ein Blütenblatt im Wind in die Küche.

„Nein“, brachte er heraus. „Nicht im Geringsten.“

„Das ist gut“, sagte Innes und ließ sich am nächsten Tisch nieder, „Weil ich es hassen würde, schon wieder einen Grund zu haben dich umzubringen, bevor unsere Aufgabe hier beendet ist.“

„Sehr wohl, das wäre wirklich furchtbar.“

Ihr Plan sah vor Henshaw nach dem Frühstück zu verlassen, aber das Ale war sehr nach Munros Geschmack. Als die Brauerin namens Martha mehr davon an ihren Tisch brachte, war er nur allzu bereit noch ein paar Becher anzufordern und jeden als besser zu deklarieren als den vorherigen.

Am Vormittag war Munro gut dabei, gegen Mittag schlingerte er wie ein Bierwagen und Isobel war immer noch nicht aus der Küche wiederaufgetaucht. Nicht, dass es Gilmour kümmern würde. Immerhin hatte er Zeit gehabt, um über seinen Traum nachzudenken, und war zu dem Schluss gekommen, dass er nichts bedeutete. Es war lediglich Isobels unnahbares Verhalten, das ihn aus der Bahn geworfen hatte. Je eher er andere Mädchen traf – normale Mädchen, Mädchen, die ihn umgarnten – umso besser würde es ihm gehen. Er würde so schnell wie möglich nach Evermyst zurückkehren und bald schon würden die Mädchen ihn mit Lob überschütten, während er die kleine kichernde Mary auf seinen Knien schaukelte und keinen Gedanken mehr an Isobels unnatürliche Immunität gegenüber seinem Charme verschwendete.

„Es wäre klug unser Ziel zu erreichen, bevor das Licht schwindet“, sagte Gilmour.

„Wozu die Eile, Junge?“, fragte Munro und strahlte Martha, die Herrin über das Bier, quer durch den Raum an. „Wir haben noch einiges an Ale zu vernichten. Und ich habe ihren Honigwein noch nicht probiert.“

„Wenn du dir vorgenommen hast Marthas ganzen Bestand leerzutrinken, wäre es vielleicht schlauer einen Wagen zu mieten und alles auf deine Burg zu schaffen.“

„Was für eine gute Idee!“, brüllte Munro. Seine Stimme war von Minute zu Minute lauter geworden. „Aber auf meiner Burg …“ Er beugte sich näher zu der Brauerin, die das Zeug zubereitet hatte. Sie war keineswegs eine große Schönheit, aber vielleicht machten Größe und Braukunst bei einem Mann von Innes Munros Sorte so einige Fehler wieder wett. „Dort wird es keine kluge Bierbrauerin geben, die einem das Gebräu versüßt, nicht wahr?“

Die große Frau lachte. Es klang tief und ihre Worte klangen noch tiefer. Vielleicht hatte Munros Gebrüll aber auch nur Mours Gehör abgestumpft. Wie auch immer. Munro kicherte, sein Gesicht vom Alkohol gerötet.

„Was sagst du?“, fragte Munro, endlich mit etwas leiserer Stimme. „Möchtest du mit mir auf meine Burg kommen, süße Martha?“

„Ich fühle mich geschmeichelt, mein Lord. Aber mein Platz ist hier, mit meinem Sohn im Red Lion.“

„Ihr habt also einen Sohn, ja?“, fragte Munro.

Martha wollte gerade antworten, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür. Silbriges Lachen erfüllte den Raum und kündete Isobels Erscheinen an. Etwas regte sich in Gilmours Bauch wie ein erwachender Drache.

„Ihr könnt nicht den ganzen Tag bleiben“, sagte sie, ihren Blick auf ihre Begleitung gerichtet. Auf ihre männliche Begleitung. „Master Gibbs wird Euch mit dem Kopf voran hinauswerfen.“

„Es könnte die Verletzung durchaus wert sein, wenn du nach meinen Wunden sehen würdest. Was sagst du, Isobel?“, fragte der Mann an ihrer Seite.

„Ich sage …“ Sie lächelte ihn mit leuchtenden Augen an. „Genießt Euer Mahl, Regan von Longwater. Es könnte das Beste sein, was Ihr von mir bekommt.“

„Könnte?“ Er klang hoffnungsvoll.

„Und was ist mit mir, Isobel?“, fragte der Baron von Winbourne, der wieder neben dem Herd saß. „Wirst du nach mir sehen, wenn ich verletzt bin?“

„Das hängt davon ab, an welcher Stelle Ihr verletzt seid, mein Lord.“

Der ergrauende Baron grinste. „Nenn mir die Stelle, Mädchen, und ich sehe, was sich machen lässt.“

Sie lachte und rauschte an den Tischen vorbei. „Ich koche hier, Männer. Nichts weiter. Außer …“ Sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen und sah kurz den alternden Baron an. „… eine dieser Stellen wäre unwiderstehlich.“

Gelächter begleitete sie auf ihrem Weg in die Küche. Gilmour stand abrupt auf; sein Finger zuckte. „Ich gehe und sattle die Pferde“, sagte er. „Sei bereit, Munro, wenn du mit mir reiten willst.“

„Nein, MacGowan“, meinte Munro. „Besorg einen Wagen, mir gefällt dein Vorschlag. Wenn ich die hübsche Brauerin nicht haben kann, muss ich mit ihrem Ale vorliebnehmen.“

Gilmour sattelte zunächst sein eigenes Pferd. Francois war brav, obwohl er seinen goldenen Kopf zur Seite geneigt hatte, um der braunen Stute im Stall nebenan zärtliche Blicke zuzuwerfen.

„Sie wird dir nur Ärger machen“, grummelte Mour, als er den Gurt festzog. Doch Francois warf seine lange Mähne zurück und wich seitlich aus, womit er Gilmour letztendlich davon überzeugte, ihn in seiner Box laufen zu lassen, damit er noch ein paar Minuten mit der Braunen flirten konnte.