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Flüchtige Gedanken und Erinnerungen kann man festhalten,
indem man sie niederschreibt.
So entstehen Gedichte und Geschichten.
Alles was nicht festgehalten und geschrieben wird,
verflüchtigt sich, ohne Spuren zu hinterlassen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2018
von
Heike Brands
Gedichte, Erzählungen und Kurzgeschichten
Der Weg ist das ZielSeelensuche Ein kleines Gefühl verändert mein LebenGut und Böse Kindheitserinnerung Jocki, mein bester FreundMeine Heimat das Ruhrgebiet Lerncharakter Frau Dr. Lenja KindermundOmas Märchenstunde Geduld Trauer Freundschaft Jahreszeiten des Lebens Theater des Lebens Tanz des Lebens Das Lebensschiff Für meine Mutter Kriegsgräber GedankenGottes vergessene KinderJohannes, mein kleiner „Rucks“Kinderschritte Elternliebe Elfenzauber Ist Liebe nur ein Wort Die Botschaft der EngelDas innere Kind Heimatgedanken Erinnerungen Der TagtraumSeelenwege
„Der Weg ist das Ziel doch wo führt er hin?", der Gedanke kam mir als ich an einem sonnigen, Sonntagnachmittag wieder mein Lauftraining absolvierte. Eine unsichtbare Macht zog mich einmal mehr in die Nähe des Waldes in dem die Klusenkapelle lag.
„Wenn der Weg das Ziel ist wie viele behaupten“, dachte ich mit einem Schmunzeln im Gesicht, bin ich ja jetzt auf der Zielgeraden. Voller Vorfreude lief ich den Abhang hinauf, der zu der kleinen Lichtung führte, auf der die aus dem Mittelalter stammende Kapelle stand. So viele Wege habe ich im Laufe
meines Lebens schon eingeschlagen und musste des Öfteren feststellen, vor allem in jungen Jahren, dass sich Einige als Irrwege entpuppten. Wie schon bei meinem letzten Besuch stand auch heute die kleine Kapelle da umgeben von goldenem Licht, als strahle sie aus ihrem Inneren heraus. Das Sonnenlicht. welches durch die Äste der Bäume fiel spiegelte sich in den Buntglasfenstern. Als ich dies sah, überkam mich ein Glücksgefühl und eine tiefe Ruhe bereitete sich in mir aus. Aus alten Erzählungen wusste ich, dass früher einige Mönche die Einsamkeit hier gesucht haben um in der
Abgeschiedenheit vom lärmenden Leben, ihre Zeit der Meditation und Gebeten widmen zu können. Vogelgezwitscher drang an mein Ohr und als ich zur Kapelle blickte, sah ich auf der Bank davor, einen Mönch sitzen. Um ihn in seiner Andacht nicht zu stören, setzte ich mich zum Verschnaufen, vorsichtig auf die andere Seite der Bank. Nach einer ganzen Weile schaute der Mönch mich an und lächelte. Ich erwiderte das Lächeln und spürte plötzlich eine Verbundenheit, in der Ruhe, wie wir da so saßen. Meine Gedanken schweiften zurück und ich dachte:
„Welchen Sinn sahen die Mönche wohl früher in einem Leben der Stille?“ Der Mönch schaute mich an und wies mit einer Hand zu einem Holzfass, das an der Seite der alten Kapelle stand und sagte zu mir: „Ich zeige es dir, komm bitte mit!“ In dem Moment bemerkte ich, meine Gedanken hatte ich wohl laut ausgesprochen. Zusammen gingen wir zu dem Holzfass, welches bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Er tauchte seine Hand hinein und bewegte das Wasser bis der Schmutz darin aufwirbelte. Dann sagte er zu mir: „Schau auf das Wasser, was kannst du sehen?“
Ich schaute hinein und sagte: „Nichts kann ich sehen.“ Nach einer geraumen Weile forderte er mich erneut auf, ins Wasser zu sehen und fragte mich: „Was siehst du jetzt?“ Ich blickte auf das nun ruhende, klare Wasser und sagte: „Jetzt sehe ich mich selbst.“ Der Mönch schaute mich an und sagte: „Damit ist deine Frage beantwortet. Als du das erste Mal in das Wasser schautest, war es durch die Bewegung meiner Hand unruhig und du konntest nichts erkennen. - Jetzt ist das Wasser ruhig und das ist die Erfahrung der Stille. Man
sieht sich selbst und oft auch den richtigen Weg, der zum Ziel führt. Ich ließ seine Worte noch in mir nachklingen und wollte mich gerade bei ihm verabschieden als ich bemerkte, dass ich ganz alleine auf der kleinen Bank vor der Kapelle saß.
Mit einem Gefühl der Sinnlosigkeit und Selbstzweifeln erwachte ich schon ganz früh am Sonntagmorgen. Das Seminar zu dem Thema "Identitätskrise" am Samstag hat mich wohl auch nicht weitergebracht, dachte ich so. Daher beschloss ich mir den Kopf freizulaufen und zog mich an.
Wie gehetzt rannte ich durch den Wald meines Heimatdorfes, ohne irgendetwas wahrzunehmen, weder den frühmorgendlichen, frischen Duft des Waldes, noch das Zwitschern der Vögel. Plötzlich stand ich auf einer Lichtung und sah die kleine Kapelle, umgeben von der Morgensonne.
Sie war mir schon des Öfteren aufgefallen und mir kam der Name Klusenkapelle in den Sinn. Wie magisch angezogen ging ich darauf zu und dachte bei mir „Ob sie wohl abgeschlossen ist?“
Ich drückte die alte schmiedeeiserne Klinke hinunter und trat ein. Die Kapelle besaß einen kleinen Altarraum sowie drei geschnitzte Bänke. Das Morgenlicht schien durch die kleinen Buntglasfenster auf denen der Leidensweg Jesu dargestellt war. Als ich meinen Blick tiefer ins Innere der Kapelle schweifen ließ, entdeckte ich auf einer der Bänke einen seltsame Gestalt, eingehüllt in einen braunen Umhang mit einem Regenschirm auf den Knien liegend.
Um dieser Person in ihrer Ruhe und Gebet nicht zu stören, wandte ich mich ab, um die Kapelle zu verlassen. Da vernahm ich eine angenehme Stimme, die zu mir sagte:
„Verlassen Sie Ihren Kopf und lassen Sie sich auf Ihr Herz ein. Denken Sie weniger, fühlen Sie mehr!" Ich war so perplex das ich zurückschaute und dort einen alten Mönch auf der Holzbank sitzen sah. Neugierig geworden setzte ich mich zu dem Mönch auf die alte Holzbank und schaute ihn fragend an, während er mich