Verhaltenstherapie Band 02: Diagnostik & Methoden - Sybille Disse - E-Book

Verhaltenstherapie Band 02: Diagnostik & Methoden E-Book

Sybille Disse

0,0

Beschreibung

Die Verhaltenstherapie (VT) ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Analyse und Veränderung von problematischen Verhaltensweisen und Gedankenmustern konzentriert. Die VT basiert auf der Annahme, dass Verhalten erlernt ist und durch neue Lernerfahrungen verändert werden kann. Die VT ist eine wissenschaftlich fundierte und empirisch überprüfte Therapiemethode, die für verschiedene psychische Störungen geeignet ist. Die spezielle Diagnostik der VT umfasst neben der Anamnese und der klinischen Diagnose nach ICD-11 oder DSM-5 auch die Verhaltensanalyse. Die Verhaltensanalyse dient dazu, die individuellen Bedingungen und Auslöser für das problematische Verhalten zu identifizieren, sowie die Funktionen und Konsequenzen des Verhaltens zu verstehen. Die Verhaltensanalyse erfolgt meist in Form von Interviews, Fragebögen, Selbstbeobachtung oder Fremdbeobachtung. Die Methoden der VT sind vielfältig und richten sich nach den Zielen und Bedürfnissen des Patienten oder der Patientin. Die Methoden können kognitiv, emotional oder verhaltensorientiert sein.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 119

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Diagnostik & Methoden

Von der Diagnose bis zur Therapie

Verhaltenstherapie

Buch 2

Sybille Disse

Diagnostik & Methoden

Von der Diagnose bis zur Therapie

Softcover: 978-9403672571Hardcover: 978-9403672588E-Book: 978-9403684604

Das Werk (einschließlich seiner Teile) ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Verantwortlich für den Inhalt: © Sybille Disse | Dierhagen

https://www.sybille-disse.de/

Medizinwissen mit Konzept | Sybille DisseAm Gewerbehof 12 | 18347 Dierhagen (Ostseebad)Telefon: +49 800 0004650 (AB)E-Mail: [email protected]

Grafikdesigntool: © Canva | Sydney https://www.canva.com/

Jacob-Zeichnungen: © Sven Hartmann | Zürich

https://www.kater-jacob.de/

Verlag: Bookmundo Direkt -Mijnbestseller Nederland B.V. | Delftestraat 33 | 3013AE Rotterdam

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Der vorliegende Text darf nicht gescannt, kopiert, übersetzt, vervielfältigt, verbreitet oder in anderer Weise ohne Zustimmung des Autors verwendet werden, auch nicht auszugsweise: weder in gedruckter noch elektronischer Form. Jeder Verstoß verletzt das Urheberrecht und kann strafrechtlich verfolgt werden.

Benutzerhinweis

Medizinische Erkenntnisse unterliegen einem steten Wandel. Herausgeberin und Autorin dieses Werkes bemühen sich intensiv, dem aktuellen Wissensstand zu entsprechen. Dies entbindet den Benutzer nicht von seiner Sorgfaltspflicht. Bei der Erstellung wurden auch automatisierte Übersetzungsverfahren, Rechtschreibprogramme und Textgeneratoren eingesetzt. Die Personenbezeichnungen schließen ausdrücklich alle Geschlechtsidentitäten ein. Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher Diskriminierung hinsichtlich der geschlechtlichen Identität. Falls im Buch auf Seiten im Internet verwiesen wird, wurden diese nach sorgfältigen Erwägungen ausgewählt. Auf die zukünftige Gestaltung und den Inhalt der Seiten besteht jedoch kein Einfluss. Autorin und Verlag distanzieren sich daher ausdrücklich von diesen Seiten, soweit darin rechtswidrige, insbesondere jugendgefährdende oder verfassungsfeindliche Inhalte zutage treten sollten.

ICD-11-Inhalte

Die Übersetzung der ICD-11 wurde nicht von der Weltgesundheitsorganisation erstellt (WHO). Die WHO ist nicht verantwortlich für den Inhalt oder die Genauigkeit dieser Übersetzung. Die englische bzw. deutsche Fassung der WHO ist die verbindliche und originale Ausgabe.

Inhalt

Anleitung

Optimales Lernvergnügen

Prolog

Kapitel 1

Diagnostik psychischer Störungen

Kapitel 2

Problem- und Verhaltensanalyse

SORKC-Schema

Problemanalyse-Ansatz nach Bartling

Plananalyse- und Schema-Ansatz nach Caspar und Grawe

Selbstmanagement-Ansatz nach Kanfer

Vorgehen

Störungsorientierte Diagnostik

Kapitel 3

Fragebögen, Ratingskalen, Tagebücher

Kapitel 4

Kognitionsdiagnostik

Kapitel 5

Computergestützte Diagnostik und neue Medien

Kapitel 6

Somatische Differenzialdiagnostik

Kapitel 7

Therapeutische Beziehung und Gesprächsführung

Kapitel 8

Erstgespräch

Kapitel 9

Beziehungsgestaltung

Kapitel 10

Entspannungsverfahren

Kapitel 11

Systematische Desensibilisierung

Kapitel 12

Expositionsverfahren

Kapitel 13

Klinische Hypnose

Was ist hypnotische Trance?

Wie entsteht hypnotische Trance?

Wie wirkt sich hypnotische Trance auf das Erleben aus?

Welche therapeutischen Möglichkeiten bietet hypnotische Trance?

Fazit

Kapitel 14

Euthyme Therapie

Kapitel 15

Achtsamkeit

Kapitel 16

Rollenspiele

Lerntheoretische Einordnung

Indikationen und Kontraindikationen

Arten von Rollenspielen

Setting

Ablauf

Kapitel 17

Training sozialer Kompetenz

Kapitel 18

Kommunikation und Problemlösetraining

Die Bausteine des Kommunikationstrainings

Der Ablauf eines Kommunikationstrainings

Das Therapeutenverhalten im Kommunikationstraining

Die Bedeutung von Problemlösetrainings in der Therapie

Die Struktur des problemlösenden Prozesses

Anwendungsbereiche wie Ehe- und Partnerschaftsstörungen sowie psychische Störungen

Kapitel 19

Kognitive Verfahren nach Beck

Kapitel 20

Verhaltensaktivierung

Kapitel 21

Selbstmanagement

Was ist Selbstmanagement?

Welche Methoden des Selbstmanagements gibt es?

Wie wird Selbstmanagement in der Therapie angewendet?

Praktische Beispiele für Selbstmanagement

Fazit

Kapitel 22

Schematherapie und persongeleitete VT

Kapitel 23

Operante Verfahren

Kapitel 24

Habit-Reversal-Training

Kapitel 25

Biofeedback

Kapitel 26

Therapeutische Hausaufgaben

Kapitel 27

Rückfallprävention

Kapitel 28

Kognitiv-behaviorale Beratung

Kapitel 29

Patientenratgeber und Selbsthilfematerialien

Kapitel 30

Neue Technologien in der Psychotherapie

Literaturverzeichnis

Bonusmaterial

E-Learning

Wir haben noch etwas für Sie!

So erhalten Sie Zugang zum E-Learning

Über die Autorin

Bücher von Sybille Disse

Empfehlungen

«Wenn unser Denken durch verzerrte Wahrnehmung, unlogische Schlüsse und Fehlinterpretationen blockiert wird, sind wir blind und taub.»

Aaron Beck

Anleitung

Optimales Lernvergnügen

Um alle Bonusfunktionen dieses Buches/E-Books sowie die Medizinwissen-Lernapp nutzen zu können, sind es nur wenige Schritte:

1. Scannen Sie den Code mit Ihrem Smartphone, einem mobilen Gerät oder einer Kamera im QR-Code-Modus auf Ihrem Laptop/Tablet oder PC. Schauen Sie sich in Ruhe das Erklärvideo an.

Falls Sie den Code nicht scannen können oder wollen, können Sie uns auch einen Kaufbeleg per E-Mail an: [email protected] senden und wir schicken Ihnen den Downloadlink für die Bonusmaterialien sowie das Video.

2. Scannen Sie außerdem den Code für das Bonusmaterial am Ende dieses Buches. Damit gelangen Sie direkt in den Downloadordner!

3. Holen Sie sich den begleitenden Onlinekurs kostenfrei bei Elopage (der Code sowie die Anleitung dafür befindet sich im Downloadordner).

4. Laden Sie sich die Medizinwissen-App bei Apple oder Google Play. Melden Sie sich dort mit den Zugangsdaten an, die Sie bei der Anmeldung zum Onlinekurs eingegeben haben.

Mit der Medizinwissen-App haben Sie dann auch in Zukunft alles zum Lernen dabei.

Egal wo Sie lernen möchten!

* * *

Prolog

Die Verhaltenstherapie (VT) ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Analyse und Veränderung von problematischen Verhaltensweisen und Gedankenmustern konzentriert. Die VT basiert auf der Annahme, dass Verhalten erlernt ist und durch neue Lernerfahrungen verändert werden kann. Die VT ist eine wissenschaftlich fundierte und empirisch überprüfte Therapiemethode, die für verschiedene psychische Störungen geeignet ist.

Die spezielle Diagnostik der VT umfasst neben der Anamnese und der klinischen Diagnose nach ICD-11 oder DSM-5 auch die Verhaltensanalyse. Die Verhaltensanalyse dient dazu, die individuellen Bedingungen und Auslöser für das problematische Verhalten zu identifizieren, sowie die Funktionen und Konsequenzen des Verhaltens zu verstehen. Die Verhaltensanalyse erfolgt meist in Form von Interviews, Fragebögen, Selbstbeobachtung oder Fremdbeobachtung.

Die Methoden der VT sind vielfältig und richten sich nach den Zielen und Bedürfnissen des Patienten oder der Patientin. Die Methoden können kognitiv, emotional oder verhaltensorientiert sein. Einige Beispiele für Methoden der VT sind:

- Kognitive Umstrukturierung: Dabei werden dysfunktionale Gedanken oder Überzeugungen hinterfragt und durch realistischere oder hilfreichere ersetzt.

- Exposition: Dabei wird der Patient oder die Patientin schrittweise oder konfrontativ mit den angstauslösenden Situationen oder Reizen konfrontiert, um die Angst zu reduzieren oder zu überwinden.

- Entspannungstraining: Dabei werden verschiedene Techniken zur Reduktion von körperlicher oder psychischer Anspannung erlernt und angewendet, wie z. B. progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Meditation.

- Problemlösetraining: Dabei werden Strategien zur Bewältigung von schwierigen Situationen oder Konflikten erlernt und geübt, wie z. B. das Erkennen und Definieren von Problemen, das Generieren und Bewerten von Lösungsalternativen oder das Umsetzen und Überprüfen von Lösungen.

- Soziales Kompetenztraining: Dabei werden Fertigkeiten zur Verbesserung der sozialen Interaktionen erlernt und trainiert, wie z. B. das Äußern von Wünschen oder Gefühlen, das Setzen von Grenzen oder das Eingehen auf Feedback.

Der Weg von der Diagnose bis zur Therapie in der VT ist ein kooperativer und transparenter Prozess zwischen dem Therapeuten oder der Therapeutin und dem Patienten oder der Patientin. Die Schritte sind:

- Erstgespräch: Dabei wird das Anliegen des Patienten oder der Patientin geklärt, eine erste Einschätzung der Problemlage vorgenommen, Informationen über die VT gegeben und eine therapeutische Beziehung aufgebaut.

- Diagnostikphase: Dabei wird eine umfassende Diagnostik durchgeführt, um die psychische Störung zu klassifizieren, die individuellen Bedingungen und Ziele zu ermitteln und einen Behandlungsplan zu erstellen.

- Therapiephase: Dabei wird die Therapie nach dem Behandlungsplan durchgeführt, wobei regelmäßig die Wirksamkeit und Zufriedenheit überprüft und gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden.

- Abschlussphase: Dabei wird die Therapie beendet, wenn die Ziele erreicht sind oder keine weitere Verbesserung zu erwarten ist. Es werden Erfolge gewürdigt, Rückfallprophylaxe besprochen und ein Abschied genommen.

Die VT ist eine effektive und anerkannte Psychotherapiemethode, die sich an den individuellen Bedürfnissen und Zielen des Patienten oder der Patientin orientiert. Die VT bietet verschiedene Methoden an, um problematische Verhaltensweisen und Gedankenmuster zu verändern und die Lebensqualität zu verbessern.

Kapitel1

Diagnostik psychischer Störungen

Die Diagnostik psychischer Störungen ist ein wichtiger Schritt, um die passende Behandlung für die Betroffenen zu finden. In diesem Kapitel möchte ich Ihnen erklären, wie die Diagnostik abläuft und welche Fortschritte in den letzten Jahren erzielt wurden.

Die Diagnostik psychischer Störungen basiert auf zwei Säulen: der operationalisierten Diagnosekriterien und der standardisierten Befunderhebung. Die operationalisierten Diagnosekriterien sind einheitliche und messbare Kriterien, die für jede psychische Störung definiert sind. Sie basieren auf internationalen Klassifikationssystemen wie dem DSM-5 oder der ICD-10. Die standardisierte Befunderhebung ist eine systematische und objektive Erfassung von Symptomen, Beschwerden, Verhaltensweisen und Lebensumständen der Patienten. Sie erfolgt mit Hilfe von Checklisten, strukturierten oder standardisierten Interviews.

Diese beiden Methoden haben die Diagnostik psychischer Störungen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Sie ermöglichen eine höhere Reliabilität, Validität und Vergleichbarkeit der Diagnosen. Sie berücksichtigen auch die zunehmende Bedeutung von störungsspezifischen Therapieansätzen, die auf die jeweilige psychische Störung zugeschnitten sind.

Allerdings reichen diese beiden Methoden allein nicht aus, um eine umfassende und individuelle Diagnose zu stellen. Deshalb wird heute ergänzend eine nosologische Diagnostik mittels strukturierter Interviews und klassischer Problemanalyse durchgeführt. Die nosologische Diagnostik ist eine Diagnostik nach Krankheitsbildern, die die Ursachen, den Verlauf und die Prognose der psychischen Störungen berücksichtigt. Die strukturierten Interviews sind standardisierte Gespräche, die gezielt nach bestimmten Symptomen oder Merkmalen fragen. Die klassische Problemanalyse ist eine vertiefende Untersuchung der individuellen Probleme, Ressourcen und Ziele der Patienten.

Die nosologische Diagnostik ergänzt die operationalisierte Diagnosekriterien und die standardisierte Befunderhebung, indem sie eine differenzialdiagnostische Abklärung ermöglicht. Das heißt, sie hilft, andere mögliche Ursachen oder Erkrankungen auszuschließen oder zu berücksichtigen. Sie hilft auch, die Komplexität und Vielfalt der psychischen Störungen zu erfassen.

Die standardisierte Befunderhebung kann in drei Arten unterteilt werden:

Checklisten,strukturierteund standardisierte Interviews.

Checklisten sind einfache Fragebögen oder Skalen, die nach bestimmten Symptomen oder Aspekten fragen. Sie sind meist selbstausfüllbar oder werden vom Therapeuten vorgelesen. Sie haben den Vorteil, dass sie schnell und einfach durchzuführen sind. Sie haben aber auch den Nachteil, dass sie oft nur einen Ausschnitt der psychischen Störung erfassen und keine individuellen Besonderheiten berücksichtigen.

Strukturierte Interviews sind Gespräche, die nach einem festgelegten Leitfaden geführt werden. Sie fragen nach bestimmten Symptomen oder Merkmalen, die für eine bestimmte psychische Störung relevant sind. Sie haben den Vorteil, dass sie eine hohe Reliabilität und Validität haben. Sie haben aber auch den Nachteil, dass sie oft zeitaufwendig und unflexibel sind.

Standardisierte Interviews sind Gespräche, die nach einem allgemeinen Leitfaden geführt werden. Sie fragen nach verschiedenen Aspekten der psychischen Störung, wie zum Beispiel dem Beginn, dem Verlauf, dem Schweregrad, dem Leidensdruck oder den Auswirkungen auf das Leben. Sie haben den Vorteil, dass sie eine umfassende und individuelle Erfassung der psychischen Störung ermöglichen. Sie haben aber auch den Nachteil, dass sie eine hohe Kompetenz und Erfahrung des Therapeuten erfordern.

Für die Diagnosestellung gibt es einige Richtlinien und störungsübergreifende diagnostische Aspekte, die beachtet werden müssen. Ein wichtiger Aspekt ist die Komorbidität, das heißt das Vorliegen von mehreren psychischen Störungen gleichzeitig. Dies ist sehr häufig und erfordert eine sorgfältige Abklärung der jeweiligen Symptome, Ursachen und Behandlungsprioritäten. Ein anderer Aspekt ist die Gewichtung bei Mehrfachdiagnosen, das heißt die Entscheidung, welche psychische Störung die Haupt- oder Nebendiagnose ist. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Schweregrad, dem Leidensdruck oder der Beeinträchtigung der Patienten. Ein weiterer Aspekt ist die Lebenszeitperspektive, das heißt die Berücksichtigung der Entwicklung, des Verlaufs und der Veränderungen der psychischen Störung über die Lebensspanne hinweg. Dies hilft, die Dynamik und Prognose der psychischen Störung zu verstehen. Ein letzter Aspekt ist die multiaxiale Diagnostik, das heißt die Erfassung von verschiedenen Dimensionen oder Achsen der psychischen Störung. Diese können zum Beispiel die Symptomatik, die Persönlichkeit, die sozialen Faktoren oder die somatischen Erkrankungen umfassen. Strukturierte Interviews sind bedeutende Hilfsmittel für eine rasche, zuverlässige und umfassende Diagnose psychischer Störungen. Sie sind aber nicht das einzige Instrument, das zur Verfügung steht. Sie müssen immer in Kombination mit anderen Methoden wie der operationalisierten Diagnosekriterien, der standardisierten Befunderhebung und der nosologischen Diagnostik angewendet werden. Nur so kann eine individuelle und passende Behandlung für die Patienten gefunden werden.

Kapitel2

Problem- und Verhaltensanalyse

Die Verhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Analyse und Veränderung von problematischen Verhaltensweisen und Gedankenmustern konzentriert. Dabei werden verschiedene Methoden eingesetzt, um die Ursachen, Auslöser, Bedingungen und Folgen des Verhaltens zu verstehen und zu beeinflussen. In diesem Kapitel möchte ich Ihnen einige dieser Methoden vorstellen und erklären, wie sie in der Praxis angewendet werden können. Die Problem- und Verhaltensanalyse ist ein wichtiger Schritt in der Verhaltenstherapie, um das Zielverhalten des Klienten zu definieren und zu operationalisieren. Das heißt, das Verhalten wird so konkret wie möglich beschrieben, gemessen und beobachtet. Dabei werden verschiedene Aspekte berücksichtigt, wie zum Beispiel die Häufigkeit, Dauer, Intensität, Situationen, Personen oder Gefühle, die mit dem Verhalten verbunden sind.

Die Problem- und Verhaltensanalyse dient dazu, die individuellen Besonderheiten des Klienten zu erfassen und Hypothesen über die Funktion und Bedeutung des Verhaltens zu entwickeln.

SORKC-Schema

Eine Möglichkeit, die Problem- und Verhaltensanalyse zu strukturieren, ist die SORKC-Verhaltensgleichung nach Kanfer und Saslow. Diese Gleichung stellt das Verhalten als eine Funktion von fünf Faktoren dar: Stimulus (S), Organismus (O), Reaktion (R), Kontingenz (K) und Konsequenz (C). Der Stimulus ist der Auslöser oder Anlass für das Verhalten, der Organismus sind die inneren Bedingungen oder Merkmale des Klienten, die Reaktion ist das beobachtbare oder erlebbare Verhalten selbst, die Kontingenz ist die Wahrscheinlichkeit oder Regelmäßigkeit, mit der das Verhalten auftritt oder verstärkt wird, und die Konsequenz ist das Ergebnis oder die Folge des Verhaltens. Die SORKC-Verhaltensgleichung hilft dabei, die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren zu erkennen und mögliche Ansatzpunkte für die Intervention zu identifizieren.

Die SORKC-Verhaltensgleichung nach Kanfer ist ein nützliches Werkzeug, um das menschliche Verhalten zu verstehen und zu verändern. In diesem Abschnitt erläutere ich ausführlich, was die einzelnen Faktoren bedeuten und wie sie miteinander zusammenhängen. Außerdem gebe ich einige praktische Beispiele, wie man die SORKC-Verhaltensgleichung in der Verhaltenstherapie anwenden kann.

Der Stimulus (S) ist der Auslöser oder Anlass für das Verhalten. Er kann aus der Umwelt oder aus dem Körper des Klienten kommen. Zum Beispiel kann ein lauter Knall, ein bestimmter Geruch oder ein Gedanke einen Stimulus darstellen. Der Stimulus löst eine Reaktion aus, die vom Organismus (O) beeinflusst wird.

Der Organismus (O) sind die inneren Bedingungen oder Merkmale des Klienten, die seine Reaktion auf den Stimulus bestimmen. Dazu gehören biologische, psychologische und soziale Faktoren, wie zum Beispiel Gene, Persönlichkeit, Einstellungen, Erwartungen, Emotionen, Motive oder Lerngeschichte. Der Organismus filtert und interpretiert den Stimulus und aktiviert bestimmte Reaktionen.

Die Reaktion (R) ist das beobachtbare oder erlebbare Verhalten selbst. Sie kann motorisch, kognitiv oder emotional sein. Zum Beispiel kann eine Reaktion auf einen lauten Knall das Erschrecken, das Weglaufen oder das Ängstlichwerden sein. Die Reaktion hat wiederum eine Konsequenz (C), die das Verhalten verstärkt oder abschwächt.