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Die verhaltenstherapeutischen Methoden sind eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Analyse und Veränderung von problematischen Verhaltensweisen und Gedankenmustern konzentriert. Sie basieren auf der Annahme, dass psychische Störungen durch erlernte oder konditionierte Reaktionen auf bestimmte Situationen oder Reize entstehen, die zu negativen Emotionen oder Symptomen führen. Durch verschiedene Techniken sollen diese Reaktionen umgelernt oder gelöscht werden, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die Anwendung der verhaltenstherapeutischen Methoden in der Praxis bei psychischen Störungsbildern hängt von der Art und Schwere der Störung, den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Patienten sowie dem therapeutischen Setting ab. Dieses Buch liefert einen Überblick über die verhaltenstherapeutischen Methoden in der Praxis bei psychischen Störungsbildern. Es gibt zahlreiche Methoden, die je nach Störung und Patient individuell angewendet werden können. Die verhaltenstherapeutischen Methoden haben sich als wirksam und effektiv bei vielen psychischen Störungen erwiesen und können das Leben der Patienten positiv verändern.
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Verhaltenstherapie
Buch 3
Anwendung der verhaltenstherapeutischen Methoden
Softcover: 978-9403691244Hardcover: 978-9403691251E-Book: 978-9403691268Das Werk (einschließlich seiner Teile) ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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ICD-11-Inhalte
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Anleitung
Optimales Lernvergnügen
Prolog
Kapitel 1
Einführung Anwendung der VT
Kapitel 2
Panikstörung und Agoraphobie
Kapitel 3
Spezifische Phobien
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Praktische Beispiele
Kapitel 4
Soziale Phobie
Kapitel 5
Zwangsstörung
Kapitel 6
Generalisierte Angststörung
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Praktische Beispiele
Kapitel 7
Posttraumatische Belastungsstörungen
Wichtiger Hinweis
Kapitel 8
Depression
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Praktische Beispiele
Kapitel 9
Bipolare Störungen
Kapitel 10
Suizidalität
Kapitel 11
Schlaf-Wach-Störungen
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Kapitel 12
Krankheitsangststörung
Kapitel 13
Somatisierungsstörung und somatische Belastungsstörungen
Kapitel 14
Chronischer Schmerz
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Praktische Beispiele
Kapitel 15
Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa
Kapitel 16
Binge-Eating-Störung
Kapitel 17
Adipositas
Kapitel 18
Substanzkonsumstörungen
Kapitel 19
Tabakabhängigkeit-/entwöhnung
Kapitel 20
Medikamentenabhängigkeit
Kapitel 21
Schizophrenie
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Praktische Beispiele
Kapitel 22
Sexuelle Funktionsstörungen und Geschlechtsdysphorie
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen
Hausaufgaben
Verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Kapitel 23
Paraphile Störungen und Sexualdelinquenz
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Kapitel 24
Artifizielle Störungen
Kapitel 25
Persönlichkeitsstörungen
Verhaltenstherapeutische Methoden bei Persönlichkeitsstörungen
Praktische Beispiele
Fazit
Kapitel 26
Borderline-Störung
Kapitel 27
Paartherapie
Die Diagnostik und Verhaltensanalyse
Die Therapieplanung und Zielsetzung
Die therapeutische Beziehung
Die Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige
Die Hausaufgaben
Praktische Beispiele
Kapitel 28
Altersprobleme
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Therapieplanung und Zielsetzung
Therapeutische Beziehung
Vermittlung von Informationen
Hausaufgaben
Störungsspezifische verhaltenstherapeutische Therapieelemente
Praktische Beispiele
Fazit
Kapitel 29
Stressbewältigung
Diagnostik und Verhaltensanalyse
Literaturverzeichnis
Bonusmaterial
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Die verhaltenstherapeutischen Methoden sind eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Analyse und Veränderung von problematischen Verhaltensweisen und Gedankenmustern konzentriert. Sie basieren auf der Annahme, dass psychische Störungen durch erlernte oder konditionierte Reaktionen auf bestimmte Situationen oder Reize entstehen, die zu negativen Emotionen oder Symptomen führen. Durch verschiedene Techniken sollen diese Reaktionen umgelernt oder gelöscht werden, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Die Anwendung der verhaltenstherapeutischen Methoden in der Praxis bei psychischen Störungsbildern hängt von der Art und Schwere der Störung, den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Patienten sowie dem therapeutischen Setting ab.
Es gibt jedoch einige allgemeine verhaltenstherapeutische Therapieelemente, die bei jeder psychischen Störung zur Anwendung kommen und welche, die störungsspezifisch sind.
Die allgemeinen verhaltenstherapeutischen Therapieelemente sind:
- Die Diagnostik und Verhaltensanalyse: Dabei wird die aktuelle Problematik des Patienten erfasst, seine Symptome, Verhaltensweisen, Gedanken, Gefühle und Lebensumstände. Außerdem wird versucht, die Ursachen und Auslöser der Störung zu identifizieren sowie die aufrechterhaltenden Faktoren und Ressourcen des Patienten.
- Die Therapieplanung und Zielsetzung: Dabei werden gemeinsam mit dem Patienten realistische und messbare Ziele für die Therapie festgelegt, die sich auf die Veränderung der problematischen Verhaltensweisen und Gedanken sowie die Verbesserung der Lebensqualität beziehen. Die Ziele werden regelmäßig überprüft und angepasst.
- Die therapeutische Beziehung: Dabei wird eine vertrauensvolle, wertschätzende und transparente Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten aufgebaut, die auf gegenseitiger Akzeptanz, Respekt und Kooperation beruht. Der Therapeut nimmt eine unterstützende, anleitende und motivierende Rolle ein.
- Die Vermittlung von Informationen: Dabei wird dem Patienten Wissen über seine Störung, deren Entstehung, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten vermittelt. Der Patient wird über die verhaltenstherapeutischen Methoden aufgeklärt und in die Therapieentscheidungen einbezogen.
- Die Hausaufgaben: Dabei werden dem Patienten zwischen den Sitzungen Übungen oder Aufgaben gegeben, die er selbstständig durchführen soll, um das Gelernte zu festigen, zu erproben oder zu erweitern. Die Hausaufgaben werden gemeinsam mit dem Therapeuten besprochen und ausgewertet.
Die störungsspezifischen verhaltenstherapeutischen Therapieelemente sind:
- Die Exposition: Dabei wird der Patient gezielt mit den Situationen oder Reizen konfrontiert, die bei ihm Angst oder andere negative Emotionen auslösen. Durch die wiederholte Konfrontation soll der Patient lernen, dass diese Situationen oder Reize nicht gefährlich sind und dass seine Angst nachlässt. Die Exposition kann in vivo (in der realen Situation), in sensu (in der Vorstellung) oder in virtu (mit Hilfe von virtueller Realität) erfolgen.
- Die kognitive Umstrukturierung: Dabei wird der Patient dazu angeleitet, seine negativen oder irrationalen Gedanken zu erkennen, zu hinterfragen und durch realistischere oder positivere Gedanken zu ersetzen. Dadurch soll der Patient seine Sichtweise auf sich selbst, seine Situation und seine Zukunft verändern und seine Emotionen regulieren.
- Das Entspannungstraining: Dabei wird der Patient verschiedene Techniken gelehrt, um seinen Körper und seinen Geist zu entspannen. Dazu gehören zum Beispiel progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Atemübungen. Das Entspannungstraining soll dem Patienten helfen, Stress abzubauen, seine Symptome zu lindern und seine Selbstwirksamkeit zu erhöhen.
- Das Problemlösetraining: Dabei wird der Patient dazu befähigt, konkrete Probleme in seinem Alltag zu identifizieren, zu analysieren und zu lösen. Dazu gehören zum Beispiel das Definieren des Problems, das Generieren von möglichen Lösungen, das Bewerten der Vor- und Nachteile jeder Lösung, das Auswählen und Umsetzen der besten Lösung und das Überprüfen des Ergebnisses. Das Problemlösetraining soll dem Patienten helfen, seine Handlungskompetenz zu steigern und seine Zufriedenheit zu erhöhen.
Dieses Buch liefert einen Überblick über die verhaltenstherapeutischen Methoden in der Praxis bei psychischen Störungsbildern. Es gibt zahlreiche Methoden, die je nach Störung und Patient individuell angewendet werden können. Die verhaltenstherapeutischen Methoden haben sich als wirksam und effektiv bei vielen psychischen Störungen erwiesen und können das Leben der Patienten positiv verändern.
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Verhaltenstherapie (VT) ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf die Veränderung von unerwünschten oder problematischen Verhaltensweisen konzentriert. VT basiert auf der Annahme, dass Verhalten erlernt ist und durch neue Lernerfahrungen verändert werden kann. VT ist eine wissenschaftlich fundierte und empirisch überprüfte Therapiemethode, die bei vielen psychischen Störungen wirksam ist.
Die historischen Wurzeln der VT reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Psychologen wie Ivan Pavlov und John B. Watson begannen, die Prinzipien des klassischen Konditionierens zu erforschen. Klassisches Konditionieren ist ein Lernprozess, bei dem ein neutraler Reiz (z. B. ein Ton) mit einem bedeutsamen Reiz (z. B. Futter) gepaart wird, bis der neutrale Reiz allein eine Reaktion (z. B. Speichelfluss) auslöst. Dieses Prinzip wurde später von B.F. Skinner auf das operante Konditionieren erweitert, bei dem das Verhalten durch die Konsequenzen, die es nach sich zieht, verstärkt oder abgeschwächt wird.
In den 1950er und 1960er Jahren entwickelten sich verschiedene Formen der VT, die sich auf unterschiedliche Aspekte des Lernens konzentrierten. Dazu gehören die systematische Desensibilisierung, die Expositionstherapie, die Verstärkungsprogramme, die Aversionstherapie, die Modellierung, die Selbstkontrolle und die kognitive Therapie. Diese Ansätze wurden in den folgenden Jahrzehnten weiter verfeinert und integriert, um eine Vielzahl von psychischen Störungen zu behandeln, wie z. B. Angststörungen, Depressionen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Sucht, Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie.
Die Vorteile der VT sind vielfältig. VT ist eine kurze und zielgerichtete Therapieform, die oft in wenigen Sitzungen zu deutlichen Verbesserungen führt. VT ist transparent und kollaborativ, d.h. der Therapeut erklärt dem Patienten den Therapieplan und arbeitet mit ihm zusammen an der Erreichung seiner Ziele. VT ist praxisnah und alltagsrelevant, d.h. der Patient lernt konkrete Fertigkeiten und Strategien, die er in seinem Leben anwenden kann. VT ist flexibel und anpassbar, d.h. der Therapeut kann die Therapiemethoden je nach den Bedürfnissen und dem Fortschritt des Patienten modifizieren.
VT kann bei fast allen psychischen Störungen eingesetzt werden und ist sehr hilfreich für Patienten, weil sie ihnen hilft, ihre Probleme zu verstehen und zu bewältigen. VT fördert die Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen des Patienten, indem sie ihm zeigt, dass er sein Verhalten ändern und seine Ziele erreichen kann. VT verbessert auch die Lebensqualität und das Wohlbefinden des Patienten, indem sie ihm hilft, positive Emotionen zu erleben und negative Emotionen zu regulieren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass VT eine effektive und bewährte Psychotherapieform ist, die auf den Prinzipien des Lernens basiert. VT hat eine lange historische Entwicklung durchlaufen und bietet viele Vorteile für Patienten mit verschiedenen psychischen Störungen. VT ist eine praktische und individuelle Therapieform, die den Patienten befähigt, ihr Verhalten zu verändern und ihr Leben zu verbessern.
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Die Panikstörung und die Agoraphobie gehören zu den Angststörungen, die durch wiederkehrende und unvorhersehbare Panikattacken gekennzeichnet sind. Die Betroffenen erleben dabei intensive Angst und körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel oder Übelkeit. Die Agoraphobie ist eine spezifische Form der Panikstörung, bei der die Angst vor Situationen oder Orten auftritt, aus denen eine Flucht schwierig oder peinlich wäre oder in denen keine Hilfe verfügbar wäre. Die Betroffenen vermeiden daher oft solche Situationen wie öffentliche Verkehrsmittel, Menschenmengen, weite Plätze oder allein sein.
Die Verhaltenstherapie ist eine wirksame Behandlungsmethode für die Panikstörung und die Agoraphobie. Sie basiert auf dem Prinzip der Lerntheorie, das besagt, dass Angst durch Konditionierung erlernt wird und durch neue Lernerfahrungen verändert werden kann. Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, die Angst zu reduzieren, die Vermeidung zu überwinden und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei werden verschiedene verhaltenstherapeutische Methoden eingesetzt, die im Folgenden näher erläutert werden.
Im Rahmen der Diagnostik und Verhaltensanalyse wird zunächst eine gründliche Anamnese durchgeführt, um die Symptome, den Krankheitsverlauf, die Auslöser und die Aufrechterhaltungsfaktoren der Panikstörung und der Agoraphobie zu erfassen. Dabei werden standardisierte Fragebögen und Interviews verwendet, um die Schwere und Häufigkeit der Panikattacken und der Agoraphobie zu messen. Außerdem wird eine Verhaltensanalyse durchgeführt, um die individuellen Bedingungen zu identifizieren, unter denen die Angst entsteht und aufrechterhalten wird.
Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt:
- Die Auslösesituationen (S): Welche Situationen oder Reize lösen die Panikattacken aus?
- Die kognitiven Bewertungen (K): Wie interpretieren die Betroffenen ihre körperlichen Symptome oder die Situation?
- Die emotionalen Reaktionen (E): Welche Gefühle werden bei den Panikattacken erlebt?
- Die physiologischen Reaktionen (P): Welche körperlichen Symptome treten bei den Panikattacken auf?
- Die verhaltensbezogenen Reaktionen (V): Wie reagieren die Betroffenen auf die Panikattacken? Welche Vermeidungs- oder Sicherheitsverhalten zeigen sie?
Die Verhaltensanalyse dient als Grundlage für die Therapieplanung und Zielsetzung. Gemeinsam mit dem Therapeuten werden realistische und konkrete Ziele formuliert, die auf die Reduktion der Angst und der Vermeidung sowie auf die Verbesserung der Lebensqualität abzielen. Dabei werden sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele festgelegt, die in Teilziele unterteilt werden können. Die Ziele werden regelmäßig überprüft und angepasst, um den Therapiefortschritt zu evaluieren.
Die therapeutische Beziehung ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Verhaltenstherapie. Der Therapeut sollte eine vertrauensvolle, empathische und wertschätzende Haltung gegenüber dem Patienten einnehmen. Er sollte ihn als Experten für seine eigene Situation anerkennen und ihn aktiv in den Therapieprozess einbeziehen. Der Therapeut sollte auch eine transparente und strukturierte Vorgehensweise vermitteln und dem Patienten Feedback geben. Er sollte außerdem eine motivierende und unterstützende Rolle einnehmen, um den Patienten zu ermutigen, sich seinen Ängsten zu stellen.
Die Vermittlung von Informationen an Patienten und Angehörige ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Verhaltenstherapie. Der Therapeut sollte dem Patienten erklären, was eine Panikstörung und eine Agoraphobie sind, wie sie entstehen und wie sie behandelt werden können. Er sollte auch mögliche Ursachen, Risikofaktoren und Komplikationen der Angststörungen aufzeigen. Der Therapeut sollte dem Patienten auch helfen, seine eigenen kognitiven Bewertungen und Verhaltensmuster zu erkennen und zu hinterfragen. Er sollte ihm auch Strategien vermitteln, wie er seine Angst bewältigen und seine Vermeidung reduzieren kann. Die Angehörigen sollten ebenfalls über die Angststörungen informiert werden, um Verständnis und Unterstützung für den Patienten zu fördern. Sie sollten auch lernen, wie sie dem Patienten helfen können, ohne ihn zu überfordern oder zu bevormunden.
Die Hausaufgaben sind ein wesentlicher Bestandteil der Verhaltenstherapie. Sie dienen dazu, das Gelernte in den Alltag zu übertragen und die Therapieeffekte zu verstärken. Die Hausaufgaben werden gemeinsam mit dem Therapeuten geplant und sollten an die individuellen Ziele und Fähigkeiten des Patienten angepasst werden. Die Hausaufgaben können zum Beispiel folgendes beinhalten:
- Das Führen eines Angsttagebuchs, um die Panikattacken und die Agoraphobie zu dokumentieren und zu reflektieren.
- Das Üben von Entspannungs- oder Atemtechniken, um die körperliche Erregung zu reduzieren.
- Das Anwenden von kognitiven Umstrukturierungstechniken, um die negativen Bewertungen zu verändern.
- Das Durchführen von Expositionsaufgaben, um sich schrittweise den angstauslösenden Situationen oder Reizen zu stellen.
Die störungsspezifischen verhaltenstherapeutischen Therapieelemente sind die zentralen Methoden, die bei der Panikstörung und der Agoraphobie eingesetzt werden. Sie basieren auf dem Prinzip der Exposition, das bedeutet, dass sich der Patient bewusst und kontrolliert seinen Ängsten aussetzt, um neue Lernerfahrungen zu machen.
Die Exposition kann in verschiedenen Formen erfolgen:
- Die interozeptive Exposition zielt darauf ab, die Angst vor den körperlichen Symptomen zu reduzieren. Dabei wird der Patient gezielt körperlichen Reizen ausgesetzt, die Panikattacken simulieren, wie zum Beispiel schnelles Atmen, Kreisen oder Hyperventilieren. Der Patient soll dabei lernen, dass diese Symptome harmlos und vorübergehend sind und dass er sie aushalten kann.
- Die situative Exposition zielt darauf ab, die Angst vor den Auslösesituationen oder Orten zu reduzieren. Dabei wird der Patient schrittweise den Situationen oder Orten ausgesetzt, die er bisher vermieden hat, wie zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel, Menschenmengen oder weite Plätze. Der Patient soll dabei lernen, dass diese Situationen oder Orte nicht gefährlich sind und dass er sie bewältigen kann.
- Die kognitive Exposition zielt darauf ab, die Angst vor den negativen Bewertungen zu reduzieren. Dabei wird der Patient gezielt den Gedanken oder Überzeugungen ausgesetzt, die seine Angst verstärken, wie zum Beispiel «Ich werde verrückt», «Ich werde sterben» oder «Ich werde mich blamieren». Der Patient soll dabei lernen, dass diese Gedanken oder Überzeugungen nicht realistisch oder hilfreich sind und dass er sie verändern kann.
Ein praktisches Beispiele für die verhaltenstherapeutischen Methoden bei der Panikstörung ist:
- Ein Patient mit Panikattacken beim Autofahren wird zunächst über die Ursachen und Mechanismen seiner Angst aufgeklärt. Er führt ein Angsttagebuch, um seine Panikattacken zu dokumentieren und seine kognitiven Bewertungen zu analysieren. Er übt Entspannungstechniken, um seine körperliche Erregung zu senken. Er wird interozeptiv exponiert, indem er beispielweise Treppen hinaufrennen soll (Panikprovokationstraining), um seine Angst vor den körperlichen Symptomen zu verringern. Er wird situativ exponiert, indem er zunächst kurze Strecken mit dem Auto fährt und sich dann langsam steigert. Er wird kognitiv exponiert, indem er seine negativen Gedanken beim Autofahren hinterfragt und alternative Gedanken formuliert.
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