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Lucy hat eine Männerallergie – so nennt es jedenfalls ihre beste Freundin Claire. Wenn ihr ein Kerl zu nahe kommt, fängt ihre Haut an zu jucken. Als der arrogante Selfmade-Millionär Mason Harris auf hinterhältige Weise in ihr Start-up-Unternehmen einsteigen will, in dem nur Frauen beschäftigt sind, kann Lucy ihn nicht davon abhalten. Zudem weigert er sich, den von ihr vorgeschriebenen Mindestabstand einzuhalten und flirtet hemmungslos mit ihr.
Für Mason ist alles ein Spiel – besonders die Liebe. Aber seit er Lucy kennt, vergeht ihm die Lust aufs Spielen und er will Ernst machen. Die Frau berührt etwas in ihm, wie er es noch nie zuvor erlebt hat. Nur leider ist sie verdammt schwer zu knacken!
Hinweis: Dieses Buch wurde bereits unter dem Titel „Nur der Bad Boy darf die Prinzessin küssen“ veröffentlicht. Es handelt sich bei dem vorliegenden Roman um eine überarbeitete Version.
Bisher erschienen:
Roadtrip Richtung Liebe
Der Prinz von Manhattan
Selbst Amor schießt mal daneben
An der Liebe führt kein Weg vorbei
Verlobt, verliebt, verpeilt
Heiratsschwindler küsst man nicht
Projekt Cinderella
Liebe ist ...
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Lucy hat eine Männerallergie– so nennt es jedenfalls ihre beste Freundin Claire. Wenn ihr ein Kerl zu nahe kommt, fängt ihre Haut an zu jucken. Als der arrogante Selfmade-Millionär Mason Harris auf hinterhältige Weise in ihr Start-up-Unternehmen einsteigen will, in dem nur Frauen beschäftigt sind, kann Lucy ihn nicht davon abhalten. Zudem weigert er sich, den von ihr vorgeschriebenen Mindestabstand einzuhalten und flirtet hemmungslos mit ihr. Für Mason ist alles ein Spiel – besonders die Liebe. Aber seit er Lucy kennt, vergeht ihm die Lust aufs Spielen und er will Ernst machen. Die Frau berührt etwas in ihm, wie er es noch nie zuvor erlebt hat. Nur leider ist sie verdammt schwer zu knacken!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Bücher von Amelie Winter
Lucy fuhr den Lake Shore Drive entlang. Sie hatte ihre Mutter besucht, die in Lawndale lebte, und war jetzt auf dem Weg nach Uptown Chicago. Sollte sie im Lincoln Park einen kleinen Spaziergang machen? Das würde sie ablenken. Sie wollte den Kopf freikriegen. Ihre Mom hatte wieder einen neuen Freund – der wievielte war es jetzt? Lucy konnte die Männer schon lange nicht mehr an ihren zehn Fingern abzählen! Und jeder Kerl war schlimmer als der vorherige. Dieser schleimige Wicht, den sie sich diesmal angelacht hatte, war zudem fast zwanzig Jahre jünger. Sicher war er nur auf ihr Geld aus – bis er merken würde, dass ihre Mom keins hatte.
Als Lucys Handy klingelte, kramte sie in der Handtasche danach und nahm kurz den Blick von der Straße. Ihre beste Freundin Claire war am anderen Ende der Leitung.
»Bist du immer noch im Büro?«, fragte Lucy und hielt mit nur einer Hand das Lenkrad fest. Claire machte in letzter Zeit ständig Überstunden.
»Soll ich lieber zu Hause sitzen und mich selbst bemitleiden?« Nathan hatte vor zwei Tagen mit ihr Schluss gemacht.
»Du bist doch froh, ihn losgeworden zu sein«, sagte Lucy. Die Beziehung hatte keine drei Wochen gehalten und Claire war bereits von ihm genervt gewesen.
Sie lachte hell ins Telefon. »Du wirst schon sehen, irgendwann finde ich meinen Traumprinzen!«, sagte sie fröhlich. »Apropos ... da hat sich ein ganz heißer Typ beworben! Ich schick dir das Foto. Den musst du dir unbedingt ansehen!« Sie kreischte wie ein Fangirl auf einem Konzert ihrer Lieblingsband.
»Ein Kerl? Du weißt doch, dass ich keine Männer einstelle.«
»Das schon wieder? Deine Männerallergie wird langsam zum Problem, Lucy!«, sagte Claire.
»Meine Männerallergie?«, wiederholte Lucy belustigt.
»Wie willst du es denn sonst nennen?«
Ihre beste Freundin Claire wusste genau, dass Lucy mit Männern nicht gut klarkam. Sie ging ihnen seit jeher aus dem Weg. Wenn Lucy geschäftlich mit dem unliebsamen Geschlecht zu tun hatte, dann kümmerte sie sich meist telefonisch darum. Und ansonsten übernahm Claire die Gespräche. Lucy wusste nicht, wann sie sich das letzte Mal mit einem Mann allein im selben Raum aufgehalten hatte.
»Ich habe keine Männerallergie«, stellte sie dennoch klar. »Ich bin nur vorsichtig.«
»Wann wirst du mir endlich erzählen, wer dir das Herz gebrochen hat?«
Männer – das war Claires Lieblingsthema!
»Niemand hat mir das Herz gebrochen«, sagte Lucy.
Sie vertraute den Männern nicht – so einfach war das. Die zogen einen nur runter! Ihre Mom stürzte sich seit jeher von einer Beziehung in die nächste. Keiner dieser Typen hatte zu etwas getaugt. Es waren allesamt Versager gewesen: ohne Job, ohne Geld, ohne Verstand. Lucy hatte geglaubt, sich die Männer besser aussuchen zu können als ihre Mom – aber da hatte sie sich leider geirrt. Mit sechzehn hatte sie ihren ersten Freund gehabt. Diese Beziehung war ein absoluter Reinfall gewesen. Ihre Laune verdüsterte sich schlagartig, wenn sie an diesen Holzkopf dachte! Mit Männern hatte Lucy schon vor langer Zeit abgeschlossen. So blieben ihr Enttäuschungen erspart. Ihre Mom hingegen lernte ihre Lektion wohl nie.
»Der Kerl hat einen tollen Lebenslauf«, sagte Claire gut gelaunt. »Der wäre eine super Ergänzung für unser Team.«
»Claire!«, rief Lucy streng. Ich will nicht einen Mann in unserem Team haben. Das ist mein letztes Wort!« Sie spürte, wie ihre Finger juckten beim bloßen Gedanken, täglich mit einem Kerl zusammenarbeiten zu müssen. Sie würde ihm unmöglich aus dem Weg gehen können.
»Schon gut«, brummte Claire. »Was für eine Verschwendung. Der ist echt süß!«
»Dann ruf ihn an und frag ihn um ein Date.«
Ein hölzernes Lachen dröhnte aus dem Smartphone. Vielleicht würde Claire ihn tatsächlich anrufen und sich mit ihm verabreden.
»Ich muss jetzt auflegen«, sagte Lucy müde. Sie wollte nicht länger über Männer sprechen. In Lucys Leben waren ganz andere Dinge wichtig.
»Klar! Ich lege die vielversprechenden Bewerbungen mal auf die Seite.«
»Tu das!« Lucy beendete den Anruf, bog links ab und parkte den Wagen. Ächzend lehnte sie sich nach hinten und holte die Turnschuhe vom Rücksitz. Dann öffnete sie die Autotür und schwang ihre Beine nach draußen. Die Stöckelschuhe zog sie aus und schlüpfte in das bequeme Schuhwerk. Im Büro trug sie immer Rock und Bluse, High Heels und hübschen Schmuck. Sie kleidete sich gerne schick. Das gab ihr Zuversicht. Sie wollte gut aussehen. Erfolgreich. Selbstsicher. Niemand sollte sie unterschätzen.
Lucy stieg aus und streckte sich. Im Lincoln Park ging sie häufig spazieren. Sie liebte es, am Ufer entlangzugehen und aufs Wasser zu schauen. In Chicago fühlte sie sich, als würde sie am Meer leben. Der Michigansee war riesig!
Kritisch schaute sie an sich hinab. Die Turnschuhe passten nicht zum Bleistiftrock. Sie griff nach der Handtasche und holte die Sonnenbrille hervor. Sollte sie das Handy mitnehmen? Leider neigte Lucy dazu, nicht abschalten zu können. Ständig musste sie ihre Mails kontrollieren, die Nachrichten im Messenger checken, neue Ideen aufschreiben und ihren vollgestopften Terminkalender überprüfen. Wahrscheinlich schlief sie deswegen nachts so unruhig. Sie entschied sich dazu, die Handtasche samt Handy ausnahmsweise im Auto zu lassen. Das Ding wollte sie auf den Fahrersitz legen, als sie jemand von der Seite anrempelte und gegen die offene Autotür drückte. Lucy keuchte schmerzerfüllt auf! Sie wusste nicht, wie ihr geschah, da entriss ihr ein klobiger Kerl die Handtasche und rannte davon. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Fassungslos schaute sie dem Dieb hinterher. Sie hatte ihn nicht kommen sehen! Aufgeregt schnappte sie nach Luft. Ihr Handy und ihr Portemonnaie waren in der Handtasche!
»Haltet den Dieb!«, rief sie. Lucy brauchte eine Waffe! Eilig schnappte sie sich ihren rechten Stöckelschuh, schlug die Autotür zu und verfolgte den Kerl. Würde sie ihn noch einholen können – und wenn ja, was dann? Der Kerl war größer als sie und wog mindestens das Doppelte! Wie sollte sie ihn überwältigen? Konnte sie ihn mit ihrem Schuh verprügeln? Der Absatz war nicht spitz genug, um ihm ein Auge auszustechen. Mit dem engen Bleistiftrock konnte sie zudem kaum laufen.
»Bleiben Sie stehen!«, schimpfte sie dennoch und rannte, als ginge es um ihr Leben. Lucy gab niemals auf. Sie war eine Kämpfernatur. In der Highschool war sie im Leichtathletik-Team die beste Läuferin gewesen. Nur leider war sie etwas aus der Übung. Warum half ihr denn niemand? Ein paar Passanten schauten nur verdutzt. Die Seitennaht an ihrem Rock riss auf, aber Lucy rannte weiter. Gleich würde sie ihn einholen.
Und dann – endlich! – sah sie jemanden, der auf den Dieb zueile und ihm geschickt ein Bein stellte. Der Mann fiel vornüber und Lucy war sich sicher, der Aufprall hatte wehgetan. Ihr Retter schnappte sich die Handtasche, als der Dieb sich aufrappelte und davonrannte, ohne sich umzudrehen. Der Kerl war trotz seiner massigen Körperfülle erstaunlich flink und Lucy hatte sein Gesicht nicht sehen können. Wie sollte sie ihn der Polizei beschreiben? Sie musste doch eine Anzeige machen.
Schnaufend und keuchend kam sie zum Stehen.
»Danke!«, japste sie und entriss ihrem Retter die Handtasche. »Wollen Sie ihm nicht hinterherrennen?« Sie deutete auf den Dieb, der irgendwo in den Büschen verschwand. Ihre Augen tränten, ihre Lunge brannte, die Frisur war mit Sicherheit ruiniert und der aufgerissene Rock zeigte zu viel Bein. Lucy stellte sich aufrecht hin und versuchte zumindest, ihr Haar in Ordnung zu bringen.
»Ich soll ... was?« Der Kerl schaute verdutzt.
»Sie müssen den Dieb schnappen!«, rief sie aufgeregt.
Er lächelte schief. »Sehe ich aus wie ein Polizist?«
Lucy blickte dem Kerl entrüstet in die Augen. Er guckte amüsiert und Lucy sah sich diesen komischen Typen etwas genauer an. Sie stand direkt vor ihm, kaum eine Armlänge entfernt. Entsetzt machte sie einen Schritt zurück. Der Kerl sah lädiert aus. Er trug einen schäbigen Militärrucksack auf dem Rücken. Die dunkelblaue Windjacke war an den Ärmeln aufgerissen, sein Gesicht war unrasiert, das kurze Haar wirkte spröde. Hatte ein Penner diesen Diebstahl vereitelt?
Plötzlich kam er näher und Lucy holte erschrocken mit ihrer Handtasche aus. Es war ein Reflex gewesen! Das Ding traf ihn im Gesicht und er keuchte schmerzerfüllt auf. Lucy wirbelte herum und eilte davon.
»Verdammt!«, hörte sie ihn fluchen. Er war ihr auf den Fersen. Ihr Herz schlug wild in der Brust. Was wollte der Typ von ihr? Sie beschleunigte ihre Schritte. Sollte sie wieder rennen?
»Bleib stehen!«, rief er. War der Kerl noch gefährlicher als der Handtaschendieb? Bis zum Auto war es nicht weit. Das würde sie schaffen. Panisch rannte sie wieder los. Was war das heute nur für ein verfluchter Tag? Hatte sie gerade eben noch einen flüchtigen Dieb verfolgt, so war Lucy nun selbst auf der Flucht! Als sie den Wagen erreichte und die Autotür öffnen wollte, holte er sie ein. Lucy drehte sich erschrocken um. Sollte sie um Hilfe schreien?
»Was wollen Sie von mir?!«, zischte sie. Lucy konnte nicht glauben, wie nahe ihr der Kerl plötzlich war!
»Ein Danke wäre sicher nicht zu viel verlangt!«, brummte er und stützte die Arme am Autodach ab. Lucy war nun zwischen ihm und dem Wagen eingekesselt. Grimmig starrte sie ihm ins Gesicht. Sein linkes Auge war blutverklebt. War Lucy für diese Wunde verantwortlich? Sie hatte ihn mit ihrer Handtasche verprügelt. Der Schnitt blutete ziemlich stark.
Ihre Haut juckte. Überall. Normalerweise zeigte sich der Juckreiz zuallererst auf den Handrücken, doch nun spürte sie bereits, wie er an ihrem Arm hochkroch. Nervöser Hautausschlag – nannte es ihre Ärztin. Der Juckreiz trat bei psychischem Stress auf. Manchmal dauerte es nur Sekunden, so wie jetzt, bis sich der Ausschlag zeigte. Claire hatte recht: Lucy hatte tatsächlich eine Männerallergie.
»Was stimmt denn nicht mit dir?«, meinte er plötzlich.
»Was mit ... mit mir nicht stimmt?« Sie schnaubte verächtlich, als der Kerl sein Gesicht zu ihr herunterbeugte. Er war größer als sie, aber ziemlich hager. Lucy hielt sich die Nase zu. Der Typ roch mit Sicherheit streng.
»Lassen Sie mich endlich in Ruhe!«, schimpfte sie. Zu ihrer großen Überraschung wich er zurück.
»Ich tu dir nichts, Prinzessin«, sagte er ernst. Lucy atmete schwer. Der Juckreiz war kaum mehr auszuhalten! Jetzt juckten sogar ihre Oberschenkel. So schlimm war ihr Ausschlag schon lange nicht mehr gewesen.
»Ich bin keine Prinzessin«, presste sie zwischen den Lippen hervor. Für wen hielt sich der Kerl bloß? Sie umklammerte die Handtasche und würde ihm diese erneut um die Ohren hauen, sollte er nicht endlich verschwinden.
»Ich habe dich gerettet«, meinte er ernst. »Oder zumindest deine Handtasche.« Er lächelte verschmitzt und Lucy guckte störrisch.
»Ich verstehe ... wie viel wollen Sie?«
Schnell klappte sie die Handtasche auf und wühlte darin nach ihrer Geldbörse – die sie gut festhielt, damit er sie ihr nicht aus der Hand reißen und damit abhauen konnte!
»Was?« Er wirkte irritiert.
»Wie viel?!«, fuhr sie ihn an. »Sind hundert Dollar genug? Reicht doch sicher für eine Flasche Fusel!«
Er zog die Stirn in Falten und sie hielt ihm schnell die Geldscheine hin. Aber er griff nicht danach, woraufhin Lucy das Geld in seine Jackentasche stopfte, in den Wagen huschte – zum Glück hielt er sie nicht davon ab! – und die Tür abschloss. Im Auto atmete sie erleichtert aus. Hier fühlte sie sich sicher. Sie wollte nur schnell nach Hause und war heilfroh, dass sich ihre Handtasche wieder in ihrem Besitz befand. Krampfhaft hielt sie sich am Lenkrad fest und starrte auf die roten Pusteln auf ihren Händen. Nervös kratzte sie die Stellen. Ihre Haut war sogleich feuerrot. Es juckte sie überall, auch am Rücken. Aber nur auf der rechten Seite ...
Sie spürte, wie ihr Puls schneller schlug. Plötzlich klopfte der Typ an ihre Scheibe und Lucy zuckte zusammen. Er hob die Geldscheine hoch und wedelte damit herum. Was wollte er nur von ihr? Sie startete den Motor, legte den Gang ein und fuhr los – der Kerl hatte erschrocken einen Satz zurückgemacht. Lucy drückte aufs Gaspedal und brauste davon. Sie schaute in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass sie den Idioten nicht über den Haufen gefahren hatte! Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Aber er lebte – zum Glück! Reglos stand er da und starrte ihr hinterher. Es gruselte sie ein wenig. Der Typ war komisch gewesen.
Ihr Herzschlag beruhigte sich erst, als sie ihre Wohnung erreichte. Dort angekommen, legte sie die gerettete Handtasche auf die Kommode und zog sich sofort aus. Die Bluse und das Unterhemd stopfte sie in den Wäschekorb im Badezimmer. Der Rock war im Eimer – oder ließ sich da noch was machen? Sie zückte ihr Handy und machte ein Foto von ihrem freigelegten Bein, wo die aufgerissenen Nähte gut sichtbar waren. Dieses schickte sie Piper.
Kriegst du das Teil wieder hin?, schrieb Lucy.
Ihre Freundin nähte sich die Anziehsachen meist selbst. Die Antwort kam prompt.
Klar doch! Was ist passiert?
Lange Geschichte, schrieb Lucy zurück.
Ich mag lange Geschichten! Vor allem, wenn sie schmutzig sind!
Piper hatte einen Smiley mit herausgestreckter Zunge angehängt.
Schmutzig?, tippte Lucy. Dann löschte sie den Text wieder. Piper war noch schlimmer als Claire. Immer ging es nur um Männer! Glaubte sie etwa, der Rock wäre Lucy bei einem heißen Liebesabenteuer gerissen? Bestimmt nicht! Das Teil war bei einer wilden Verfolgungsjagd kaputtgegangen.
Vorsichtig legte sie das Handy auf die Spiegelablage, bevor sie es wagte, den Kopf zu heben und ihr müdes Selbst zu betrachten. Das Haar war ganz zerzaust, das Make-up hätte sie schon vor Stunden auffrischen sollen. Ihr Handrücken war noch etwas rot, weil sie sich gekratzt hatte, ansonsten war ihre Haut so kreidebleich wie immer. Der Ausschlag ging meist recht schnell weg. Die tiefen Narben auf ihrem linken Arm, die sich auch weit auf ihrem Rücken verteilten, jedoch nicht. Die blieben dort. Ein Leben lang. Lucy strich über die entstellte Haut. An das Gefühl würde sie sich nie gewöhnen!
Ein warmes Bad täte ihr jetzt gut. Aber vorher ging sie in die Küche und holte eine Flasche Whisky. Der Single Malt aus den schottischen Highlands war schon zur Hälfte ausgetrunken. Ob sie es in letzter Zeit mit dem Alkohol übertrieb? Lucy fühlte sich ausgelaugt und müde. Gierig nippte sie an der Flasche – sie machte sich nicht die Mühe, den Alkohol in ein Glas zu kippen – und schlurfte zurück ins Bad. Der BH landete im Wäschekorb, ihr Höschen auch. Lucy schaute an sich hinab. Ihr nackter Körper war hässlich. Sie hatte kaum Busen, kaum Hüften, kaum Taille. Aber ihre Beine mochte sie. Die waren kräftig. Vielleicht sollte sie öfter laufen. Früher hatte sie etliche Wettbewerbe gewonnen. Lucy hatte es geliebt zu laufen. Es als Erste ins Ziel zu schaffen. Nicht aufgeben. Nicht langsamer werden. Nicht zurückschauen. Immer weiter laufen. Auch im Leben rannte Lucy ständig. Leider war sie dieses eine Mal nicht schnell genug gewesen.
Müde ließ sie Wasser in die Wanne ein. Das Handy auf der Spiegelablage klingelte und Lucy griff danach. Nackt setzte sie sich auf den Badewannenrand und scrollte gähnend durch den Messenger. Claire hatte ihr ein Foto von dem Kerl geschickt, der sich beworben hatte, und Lucy zoomte heran. Was fand Claire nur an solchen Männern? Kantiges Gesicht, Dreitagebart, volles Haar und ein Plastiklächeln. Er sah aus wie ein Model – wie langweilig! Lucy mochte ganz andere Gesichter. Solche, die eine Geschichte erzählten. Ihr fiel der komische Typ im Park wieder ein. Das Gesicht hatte ihr gefallen. Wie landete so einer auf der Straße?
Kopfschüttelnd legte Lucy das Handy weg und stieg ins warme Wasser. Die Whiskyflasche hatte sie auf dem Boden abgestellt, wo sie leicht danach greifen konnte. Ihre Augenlider wurden schwer. Der Kerl war der Einzige gewesen, der sich dem Dieb in den Weg gestellt hatte. So etwas erforderte Mut. Ihr Körper rutschte tiefer in die Wanne. Der Badeschaum reichte ihr bis über die winzige Brust. Ihre vernarbte Haut färbte sich immer dunkel im heißen Wasser. Es sah nicht schön aus und Lucy schaute schnell woanders hin.
Ächzend richtete sie sich auf und griff nach der Flasche, die sie gierig an die Lippen legte. Sie nahm einen kräftigen Schluck – und noch einen. Dann sank sie zurück in die Wanne und lächelte.
Lucy hatte es gut. Sie hatte eine nette Wohnung und sie liebte ihren Job. Das warme Bad entspannte ihre müden Muskeln. Sie fühlte sich richtig wohl. Der Whisky führte dazu, dass sich auch ihre Gedanken entspannten. Sie verirrten sich. Irgendwohin.
Mason betastete behutsam die Stelle über seinem linken Auge. Er spürte etwas Feuchtes. War das Blut? Diese Zicke hatte ihm ordentlich eins verpasst! Und das nur, weil er sich heldenhaft einem Dieb in den Weg gestellt hatte. Welche Handtasche hatte solch scharfe Kanten? Die Wunde brannte. Das Blut war ihm sogar ins Auge getropft. Seufzend wühlte er in der Jacke nach einem Taschentuch, mit dem er den blutenden Schnitt betupfte. Er spuckte ein paarmal darauf, um das Blut besser wegwischen zu können. Dann holte er mit der freien Hand sein Smartphone aus der Hosentasche und wählte die Nummer seiner Schwester Jenna. Er sollte seinen Besuch lieber ankündigen. Sie mochte es nicht, wenn er überraschend vor ihrer Haustür auftauchte. Fünfmal ließ er es klingeln, aber sie hob nicht ab. War sie sauer auf ihn? Mason hatte sich seit über einem halben Jahr nicht mehr bei seiner Familie gemeldet. Er war um die Welt getingelt. In Neuseeland war er gewesen, in Australien, Südafrika, Argentinien – am Ende hatte es ihn sogar nach Grönland verschlagen, dabei hatte er doch dem kalten Winter in Chicago entfliehen wollen.
Aber nun war er wieder in den Staaten. Mason schaute hinaus aufs Wasser. Den Michigansee hatte er vermisst. Hier fühlte er sich zu Hause. Er war in Chicago aufgewachsen, irgendwo in Riverdale. In einem Apartment mit einem winzigen Balkon und einer winzigen Küche mit einem winzigen Tisch, wo sie zu viert kaum Platz gehabt hatten. Meist hatte er sich in seinem Zimmer verschanzt – das er sich mit Jenna hatte teilen müssen –, zwischen all dem Computerkram, wie es seine Mutter immer genannt hatte. Vor fast genau zehn Jahren hatte er gemeinsam mit einem Freund sein erstes Handyspiel entwickelt. Das Ding war damals durch die Decke gegangen! Konkurrenz hatte es kaum gegeben und bekanntlich fing der frühe Vogel den Wurm. Rückblickend hatte Mason nur Glück gehabt. Das Spiel hatte er um gutes Geld verkauft. Seitdem suchte er nach vielversprechender Software, in die er investierte. Seit er den letzten großen Coup gelandet hatte, war Geld kein Thema mehr. Er kaufte und verkaufte. So machte er Millionengewinne.
Kritisch schaute er an sich hinab. Wie ihn diese Frau angeguckt hatte! Als wäre er obdachlos. Etwas mitgenommen sah er tatsächlich aus. Vor drei Tagen hatte er zuletzt geduscht. Mit der Windjacke und dem schmutzigen Rucksack sah er nicht aus wie ein Millionär. Aber um sein Aussehen hatte er sich nie gekümmert. Mason scherte sich nicht darum, was andere von ihm hielten.
Seufzend strich er an seinem Kinn entlang. Die Bartstoppeln piksten. Vorgestern war er mit dem Kajak durch den Sermilik gefahren, einem der schönsten Fjorde im Südosten Grönlands, und nun war er auf dem Weg zur Chicago El, um dort auf den nächsten Zug zu warten, der ihn nach Beverly bringen würde, wo seine Schwester lebte. Nach einer halbstündigen Fahrt mit der Red Line nahm er den Bus. Das Haus war klein, aber hübsch, aus braunen Backsteinziegeln gefertigt.
Masons Magen knurrte, als er an der Haustür klingelte. Jenna war doch da, oder nicht? Ob sie einen neuen Freund hatte? Seine Schwester verabredete sich nie. Du wirst noch alt und einsam sterben, hatte er ihr mal vorgeworfen. Ich kann mir Schlimmeres vorstellen, war ihre Antwort gewesen. Sie hatte zwei Hunde und eine Katze. Die waren ihr offenbar lieber als ein Kerl. Mason war bei weitem nicht so wählerisch. Er verabredete sich immer mal wieder. Unzählige Frauen hatte er schon kennengelernt – und flachgelegt. Seine kleine Weltreise hatte ihn an die entlegensten Orte gebracht, wo er viele exotische Frauen getroffen hatte. Die argentinischen Mädchen hatten es ihm besonders angetan.
Er klingelte erneut. Diesmal hörte er Schritte. Jemand trampelte zur Tür. Das Geräusch war so laut, dass Mason schon glaubte, ein Zweihundert-Pfund-Kerl würde ihm aufmachen – aber es war nur seine zierliche Schwester Jenna mit ihren Plattfüßen. Als sie ihn erblickte, machte sie große Augen.
»Mason ...«, hauchte sie. Im nächsten Moment veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Tiefe Falten gruben sich in ihre Stirn und die vollen Lippen verwandelten sich in eine dünne Linie.
»Bin wieder da!«, rief er fröhlich und breitete die Arme aus. »Hab dich vermisst, Schwesterherz!« – Daraufhin knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu. Mason blinzelte irritiert. Sie war also richtig sauer. Er wusste, wie sie sich verhielt, wenn sie ein wenig sauer war. Oder wenn sie sehr sauer war. Aber das war neu. Er hämmerte gegen das dunkle Holz der Eingangstür. Warum ertönte kein Hundegebell? Bruno kläffte doch sonst immer gerne. Der unerschrockene und lebhafte Beagle freute sich stets über Besuch.
»Jenna! Lass mich rein!«, rief Mason. Es wurde bereits dunkel. Sollte er ein Hotelzimmer buchen? Da würde er sich beeilen müssen, sein Handy-Akku war gleich alle. Seufzend wandte er sich von der Tür ab und setzte sich auf die Steinstufen, die hoch zum Haus führten. Das winzige Stück Grün gleich neben dem Hauseingang sah gepflegt aus. Den Rasen und die niedrigen Büsche hatte sie gestutzt. Die Wildrosen blühten in den vielfältigsten Farben. Eine hohe Birke spendete etwas Schatten. Mason schaute auf die andere Straßenseite. Auch dort reihte sich ein hübsches Häuschen ans nächste. Die Gegend war nett.
Erschöpft nahm er den Rucksack ab und kramte darin nach einer Wasserflasche. Er hatte nur wenige Anziehsachen dabei. Sein Gepäck bestand vorwiegend aus elektronischen Geräten und einer ganzen Menge Kabel. Zwei Laptops, ein iPad und drei Solarladegeräte bunkerte er in dem schäbigen Rucksack. Die letzten Monate hatte er nicht nur faul in der Sonne gelegen, den Regenwald durchstreift und die schmelzenden Gletscher bestaunt, sondern gearbeitet. Mason arbeitete immer. Sein Kopf kam nicht zur Ruhe. Er brauchte ständig neuen Input. Es war so, als würde sein Gehirn nicht abschalten können – oder wollen. Aber die Reise hatte ihm gutgetan. Er fühlte sich energiegeladen und sehnte sich danach, wieder etwas Neues in Angriff zu nehmen.
Mason hörte ein Geräusch und die Tür öffnete sich.
»Willst du dir den Tod holen? Du frierst dir noch den Arsch ab«, brummte seine liebreizende Schwester. Überrascht drehte er sich zu ihr um. Sie konnte ihm nie lange böse sein.
»Mach dir um meinen Hintern keine Sorgen.« Stundenlang in einem Kajak zu hocken, war auch nicht sonderlich bequem gewesen. Es fühlte sich ungewohnt an, wieder zurück in der Zivilisation zu sein.
»Komm schon rein«, meinte sie unwirsch und nickte mit dem Kopf Richtung Flur. »Ist ja dein Haus.«
»Ist es nicht«, beharrte er. Das Haus gehörte Jenna, aber Mason hatte dafür bezahlt. Nicht mal eine halbe Million Dollar hatte er dafür ausgeben müssen, sondern nur läppische vierhunderttausend. Er hätte ihr gerne etwas Größeres gekauft, aber Jenna gefiel es hier.
Drinnen war es gemütlich. Er mochte die dunklen Möbel und die vielen Pflanzen, die sie überall aufgestellt hatte. Bruno kam auf ihn zugerannt. Der Vierbeiner begrüßte ihn euphorisch und schnüffelte an seinen Hosenbeinen.
»Du kennst mich noch?«, meinte Mason und streichelte den Beagle, der schwanzwedelnd um ihn herumrannte.
»Hast du schon was gegessen?«, fragte ihn Jenna, während er ihr in die Küche folgte. Er antwortete nicht und sie guckte streng.
»Also nein«, meinte sie seufzend. »Du hast abgenommen!«
Mason lächelte gequält. Es war ihm immer schwergefallen, Gewicht zuzulegen, aber nun bestand sein Körper nur noch aus Haut, Muskeln und Knochen. Seine Abenteuerreise hatte ihm einiges abverlangt.
»Und wie braun du bist!«, meinte sie nun. Er hatte sich viel in der Sonne aufgehalten. »Ich hätte dich beinahe nicht erkannt!«
»Quatsch! Ich sehe doch so aus wie immer.« Spätestens wenn der Winter über Chicago hereinbrach und die Stadt im Schnee versank, würde auch seine Gesichtsblässe wiederkehren.
Müde setzte er sich an den Tisch. Den Rucksack stellte er auf dem Boden ab. Das Ding war seit einem Jahr sein ständiger Begleiter und hatte viel erlebt.
»Willst du ein Sandwich?«, sagte Jenna. Sie trug schwarze Leggings und einen weiten Pulli. Das Haar hatte sie zu einem Knoten hochgebunden. Einige Strähnen fielen ihr ins herzförmige Gesicht. Die Nickelbrille saß auf ihrer winzigen Nase.
»Gerne!« Mason verschränkte die Arme auf dem Tisch und bettete den Kopf darauf. Er war hundemüde! Im Radio liefen irgendwelche Popsongs, später die Nachrichten. Beinahe wäre er eingeschlafen, als er hörte, wie Jenna den Teller mit dem Sandwich auf den Tisch stellte. Sie hatte ihm eins mit Schinken, Käse und viel Mayonnaise gemacht – so wie er es am liebsten mochte. Jenna setzte sich zu ihm.
»Was ist mit deinem Auge passiert?«, fragte sie und klang besorgt. Er schaute auf.
»Das glaubst du nicht ...!«
»Hast du irgendwo in den Wäldern Kanadas mit einem Bären gekämpft?«
»In Kanada?« Da war er noch nie gewesen. Beinahe hatte er Lust, dort hinzufahren, nun, da sie es erwähnte. »Das war eine Wildkatze, kein Bär«, erwiderte er schmunzelnd.
»Kleb da lieber ein Pflaster drauf!« Sie berührte die Stelle mit ihren Fingern.
»Autsch!«, jammerte er.
»Vielleicht solltest du die Wunde nähen lassen.«
»So schlimm?«
»Und du solltest baden! Aber iss zuerst was.« Sie schob ihm das Sandwich näher hin.
»Rieche ich etwa streng?« Das würde zumindest erklären, warum diese komische Zicke sich die Nase zugehalten hatte, als er sich ihr genähert hatte! »Eine Frau hat mich attackiert«, gab er zu, machte den Mund weit auf und biss herzhaft vom Sandwich ab.
»Warum das denn?« Jenna setzte sich zu ihm und schaute gespannt.
»So ein Typ hat ihre Handtasche geklaut«, erzählte er mit vollem Mund. »Ich hab ihn aufgehalten, mir die Tasche geschnappt, sie ihr zurückgegeben – und das war der Dank!« Er deutete auf sein Auge. Das gab vermutlich eine Narbe.
»Was ...?« Jenna wirkte irritiert.
»Sie hat mir mit der Tasche eins übergezogen! So was ist mir noch nie passiert.« Er kaute und schluckte. »Ach, hätte ich fast vergessen!« Mason zog die zwei Fünfzig-Dollar-Scheine aus seiner Jackentasche und legte sie auf den Tisch. »Das hat sie mir zugesteckt. Damit ich mir Fusel kaufen kann.« Jenna brach in schallendes Gelächter aus.
»Was?«, brummte er beleidigt, als sie sich gar nicht mehr einkriegen wollte.
»Selbst schuld, wenn du so herumläufst!«
»Sehe ich etwa aus wie ein Penner?«
Jenna schaute auf die Geldscheine und antwortete nicht auf seine Frage. »Hundert Dollar ... sie war sehr großzügig.«
»Das ist Schmerzensgeld!« Das Sandwich war aufgegessen.
»Das sieht wirklich nicht gut aus«, meinte Jenna. Sein Auge brannte. War ihm wieder Blut hineingelaufen? »Ich kümmere mich darum!« Sie wollte aufstehen, aber er hielt sie zurück.
»Lass mal ... das ist nur ein Kratzer. Kann ich dein Bad benutzen?« Er wollte sich jetzt entspannen.
»Klar doch!«
Mason machte sich auf den Weg. Bruno lief ihm zwischen die Beine. Wo waren eigentlich Milly, die alte Labradorhündin und Betsy, die Schildpattkatze? Mason lugte hinein ins Wohnzimmer. Dort lagen sie nebeneinander auf der Couch. Die beiden waren seit über zehn Jahren beste Freunde. Bruno war der Jüngste. Er gehörte noch nicht lange zur Familie.
Im Bad angelangt, zog Mason den Kapuzenpulli aus, das T-Shirt folgte. Die schmutzigen Sachen schmiss er in den Wäschekorb. Als er in den Spiegel schaute, erschrak er. Die Stelle über dem Auge war geschwollen und blau verfärbt, das Blut hatte sich überall verteilt. Jetzt wusste er auch, warum ihn jeder in der Hochbahn angestarrt hatte!
Er wusch sein Gesicht und rubbelte das Blut von der Haut. Dabei musste er wieder an diese Frau denken. Er hatte das Gefühl gehabt, sie schon mal irgendwo gesehen zu haben. Zwar war er ihr heute zum ersten Mal begegnet – da war er sich sicher –, aber das Gesicht war ihm bekannt vorgekommen. Wahrscheinlich hatte er mal einen Artikel über sie gelesen. Leider verfügte er nicht über ein fotografisches Gedächtnis, aber Gesichter konnte er sich in der Regel ganz gut merken.
Vorsichtig betupfte er die Wunde und beugte sich weit nach vorne, um sein Gesicht im Spiegel besser sehen zu können. Das musste nicht genäht werden. Das verheilte auch so. Aber er hatte verdammtes Glück gehabt, dass es nicht sein Auge erwischt hatte. Dann wäre er jetzt blind.
Diese Zicke war doch nicht ganz richtig im Kopf!
Er holte das Handy aus der Hosentasche, dann zog er sich ganz aus. Mason setzte sich in die Badewanne und ließ das Wasser ein. Es dauerte eine Weile, bis es ihm über die Ellenbogen reichte. Jenna hatte eine großzügige Auswahl an Badeschaum. Mason kippte eine Menge davon in die Wanne, vermischte das Zeug und plätscherte im Wasser wie ein Kind, um Schaumblasen zu erzeugen. Dann legte er den Kopf zurück. Die Wunde brannte immer noch. Beinahe wäre er eingeschlafen, als die Tür aufging. Erschrocken riss er die Augen auf.
»Ich bring dir frische Handtücher«, sagte Jenna und legte sie auf den Badhocker – genau auf sein Telefon.
»Danke«, nuschelte Mason, nahm ein Handtuch und presste es auf sein Gesicht. Es roch wunderbar! Wieder sah er diese Frau vor sich – und dann fiel ihm ein, woher er sie kannte!
Diese Göre arbeitete an einer neuen Software. Er war sich sicher, einen Artikel darüber gelesen zu haben. Das war noch gar nicht so lange her. Ob er den Artikel noch in seinem Newsfeed fand?
Mason suchte unter dem Stapel Handtücher nach seinem Handy und öffnete die App. Er scrollte und scrollte – und dann entdeckte er ihr Gesicht. Auf dem Bild war sie hübscher als in echt. Natürlich war das Foto nachbearbeitet worden. Das blonde Haar war gelockt, die braunen Augen gekonnt geschminkt. Dieser Wimpernaufschlag! Auch die Sommersprossen auf der Nase waren niedlich. Die waren nicht wegretuschiert worden.
Schnell überflog er den Text. Sie arbeitete an einem sozialen Netzwerk mit dem Namen Libertas. Er klickte auf den Link zur Website, wo sie ihr Projekt vorstellte. Wollte sie etwa den Big Player Facebook herausfordern? Mason grinste schief. Die Kleine hatte Mumm. Von dem Projekt hatte er vor einigen Wochen zum ersten Mal gehört und sich nicht viel dabei gedacht. Sie war nicht die Erste, die eine Alternative zu Facebook schaffen wollte – und scheiterte. Mason klickte auf den Button Anmelden. Es gab auch eine iOS- und Android-App. Letztere lud er sich herunter. Mit Facebook war er nie warm geworden. Die Seite war viel zu sperrig und altbacken. Selbst das neue Design hatte nichts daran geändert.
Die Anmeldung war abgeschlossen und er wurde zur Plattform weitergeleitet, nachdem er einen Server hatte frei auswählen können. Das Netzwerk operierte dezentralisiert. Nun war er ein neues Mitglied von Libertas. Neugierig schaute er sich um. Besonders viele Features gab es nicht, aber die Seite war sehr modern und übersichtlich gestaltet. Das Design fand er ansprechend. Es war kinderleicht, sich schnell zurechtzufinden.
Wie viele Nutzer Libertas wohl mittlerweile hatte? Den Giganten Facebook mit seinen fast drei Milliarden Usern würde sie nie und nimmer vom Thron stoßen können. Er rief erneut die Webpage auf, wo sie ihr Projekt vorstellte. Ihr Team war gut darin, Informationen kompakt, einfach und übersichtlich zu präsentieren. Neunhunderttausend Nutzer sollte das Projekt mittlerweile haben? Das war unmöglich! Das soziale Netzwerk war doch erst vor sechs Monaten online gegangen. Sein Interesse war geweckt. Zudem umfasste ihr Team nur sechs Leute! Wie hatte sie es mit so wenig Personal schaffen können, eine derart erfolgreiche Software auf den Markt zu bringen? Mason war beeindruckt. Er klickte auf den Menüpunkt Jobs. Sie suchte nach zwei Softwareentwicklern und einem Marketingexperten. Sollte er bei ihr vorbeischauen und so tun, als wollte er sich für den Job bewerben? Die Frau schuldete ihm was! Er hatte heldenhaft einen Taschendiebstahl vereitelt und zum Dank hatte sie ihm mit der Handtasche fast das Auge ausgestochen.
Vorerst legte er das Handy weg und lehnte sich in der Wanne gemütlich zurück. Es war an der Zeit, dass Facebook Konkurrenz erhielt. Lucy Campbells Idee gefiel ihm. Da ließ sich was draus machen – mit dem richtigen Know-how und mit genug Kohle. Und die hatte er. Vielleicht konnte Libertas sein nächstes großes Projekt werden?
Er würde morgen bei ihr vorbeischauen. Eine Adresse fand sich auf der Webpage. Mason schnappte sich noch mal das Handy und zog Google Maps zu Rate. Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde. Ob Jenna ihm ihr Auto lieh? Sein eigenes hatte er vor einem Jahr verkauft, bevor er die Weltreise angetreten hatte.
Mason hatte Lust auf einen Neuanfang: ein neues Projekt, eine neue Wohnung, ein neues Auto – nur Chicago war nicht neu.
Aber hier gefiel es ihm.
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