Verschwiegener Wunsch - F. Christoph Schiermeyer - E-Book

Verschwiegener Wunsch E-Book

F. Christoph Schiermeyer

0,0
7,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sämtliche Gedichte des Autors, erweitert um eine Auswahl seiner Haikus

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 47

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Meinen Kindern gewidmet

INHALT

Ungereimtes in Versen

Ein kleines Kind

Baader, Schmock & Immelmann

Verschwiegener Wunsch - verwünschtes Schweigen

Schattenglück

Vater

Ungereimtes in Versen

Das Ende

Ein Ende kam an seinen Schluss

und sprach: "Da ich bald sterben muss,

erfülle mir - ich bin so krank -

den letzten Wunsch! Und vielen Dank!"

So schrieb ich es, das war der Sinn

der Bitte wohl, hin als Beginn.

Das Aquarium

"Auch der Mensch ist nur ein Tier",

sprach zufrieden einst ein Zier-

fisch, der durch die Wand aus Glas

einen Blick riskierte, was

dadurch wurde ihm gelohnt,

dass er den sah, der da wohnt:

Einen Menschen, wie er blickt

stumm und fremd und freundlich nickt.

Sommertagstraum

Es träumte mir, ich lag im Klee

zur Sommerszeit an einem See.

Und über mir sah ich im Fliegen

mich selbst am See im Kleegras liegen.

Ich sah mich unten, sah mich oben,

ich war gleich doppelt mir enthoben

- und das heißt allemal im Leben,

zugleich auch doppelt mir gegeben -

und so, entgegen allen Scheins,

aufs Wunderbarste mit mir eins.

Selbstfindung

Auf einem Baum, in lichter Höh,

sitzt stumm vor Scham die Diarrhö.

Sie hat zu viel vom Obst genommen

und daraufhin sich selbst bekommen.

Jetzt reißt vom Baum sie Blatt um Blatt

und ärgert sich, dass sie sich hat.

Moral: Muss man sich selber finden,

freut nur ein Ort, dort zu verschwinden.

Die Nase

Die Nasenwurzel spricht:

"Fest sitzt die Nase im Gesicht

dank meiner Kraft und Stärke -

und sie bewegt sich nicht!"

Da fängt die Nase an zu laufen

aus einem Nasenloch.

Und also spricht das Nasenbein:

"Und sie bewegt sich doch!"

Das Urtier

Es gibt ein Tier, das gar nichts lernt:

Vom Urzustand noch kaum entfernt,

bewegt es ständig sich im Kreis,

weil es von anderem nichts weiß...

Ach Mensch, du meinst,

du wüsstest mehr,

weil dich dein Weg führt kreuz und quer.

Und hast doch Glück,

wenn dir als Greis

dein Lebensweg sich schließt zum Kreis.

Der große Preis

Ein Schwertransporter von iks Tonnen

hatte einen Preis gewonnen:

Vierzehn Tage Singapur

für zwei Schwertransporter. Nur

war er leider Junggeselle.

Darum gab man ihm anstelle

dieser Reise eine Uhr -

Die kam frisch aus Singapur.

Hausmusik

Unter Opas Pendeluhr

kommt am Sonntag es zum Schwur:

Vater nähert sich den Tasten,

Mutter holt den Geigenkasten.

Dass man nachher Kunst vernimmt,

wird sich vorher abgestimmt:

Er will Brahms interpretieren,

sie mit Mendelssohn brillieren.

Drauf spielt er aus Schumanns Szenen

"Wilder Mann" - zu ihren Tränen,

die nicht hindern, was sie ehrt,

dass sie sich mit Mozart wehrt...

Und so gibt es, unterm Pendel,

wie noch jeden Sonntag: Händel.

Das Streichholz

Im Wasserglas verebbt der Sturm,

das Huhn verweigert Korn und Wurm.

Auf seinem Fels der Pavian

hockt schweigend stumm

samt seinem Clan.

Betäubt liegt starr das Krokodil,

der Pfeil verharrt vor seinem Ziel.

An ihrem Stab die Wandermaus

steht tränenblind und stiert gradaus.

Der Baum entledigt Ast für Ast

sich seiner Blätter: "Welche Last ---!"

"Und welches Unglück!" fügt hinzu

das Loch in einem Seidenschuh...

Als Nachricht lastet auf dem Land:

"Das Streichholz ist heut’ abgebrannt!"

Die Kuh verhüllt ihr Haupt im Tal

und resümiert: "Es war einmal!"

Der Fluss

Es fließt der Fluss ins tiefe Meer

und hinter ihm fließt wieder er.

Er folgt sich selbst bei jedem Schritt

und auch dahinter fasst er Tritt.

Was vorne sich ins Meer ergießt,

gleich wieder aus der Quelle fließt,

um sich zwar immerfort zu gleichen,

jedoch - selbst kurz - nie zu erreichen...

Drum träume, Mensch,

dich nicht als Fluss:

Du träumtest dich als Sisyphus

und wärst bei deiner Wiederkehr

derselbe, der du warst vorher.

Der Ganges

In Indien war ein Fakir.

Der suchte dort, seinem Klavier

ein deutsches Herbstlied abzuringen.

Das wollte ihm nicht recht gelingen

(aufgrund des ungewohnten Klanges).

Es wurde Herbst -

da plötzlich Ganges!

Der Liebesbrief

"Ein Gartenschlauch

hat keinen Bauch!" ---

Diese schlichte Zeile

verehrte einst ein Gartenschlauch

einer Nagelfeile.

Jene, nach nur kurzer Scham

und längerem Gefeile

- wobei ein Wort abhanden kam -,

schrieb zart zurück:

"Ich auch!"

Der Eisberg

An einen Eisberg,

mächtig und alt,

hat sich in schneereicher Februarnacht

eine Eisbergin rangemacht -

Er blieb kalt.

Da hat sie ihm

- ihr Verlangen war heiß -

drunten im eiskalten Wasser gezeigt,

was sie dort alles angebaut:

Nichts als Eis!! -

Da ist er getaut.

Die Seine

Durch einen Wirbelsturm getrennt

wurde ein Paar Beine.

Er (das rechte), sie (das linke)

waren ganz alleine.

Das rechte suchte sie am Po,

das linke ihn am Rheine.

Schließlich fand er in Paris

ein linkes Bein - die Seine.

Das verschaukelte Schaukelpferd

Ein Schaukelpferd, weil falsch geritten,

teilt seinem Reiter bündig mit:

"So geht das nicht!" und fällt in Schritt...

Doch der hat alles abgestritten

und seinem Reittier vorgegaukelt:

"Ich ritt mit dir durch einen Wald,

der wuchs heraus aus dem Asphalt,

und Schlagloch grenzte dort an Löcher,

so groß wie --- und noch größer nöcher!!

Du weißt es doch, du warst dabei!" -

Dem Pferdchen ist es einerlei.

Es fühlt sich nach wie vor: verschaukelt.

Die Unentdeckten

In einem unentdeckten Land

(weil kein Entdecker es dort fand)

beschloss man, um entdeckt zu sterben

dereinst (mit Hinblick auf die Erben)

(das ganze Land war ja aus Sand),

sich um Entdeckung zu bewerben.

Die Frage war nur, wo und wie

(entdeckt worden war man ja nie),

der Modus des Entdeckens war

infolgedessen nicht ganz klar

(Genügte es, wenn man laut schrie:

"Entdeckung!"? Gab´s ein Formular?).

Bei der Beratung dieser Frage

(sie dauerte zehn volle Tage)

hat ein Entdecker (gut versteckt)

(weil ringsherum mit Sand bedeckt)

die Unentdeckten (nach der Sage)

vermittels eines Blicks entdeckt.

Mit seinem Zeh hat er geschrieben