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Sämtliche Gedichte des Autors, erweitert um eine Auswahl seiner Haikus
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Seitenzahl: 47
Meinen Kindern gewidmet
Ungereimtes in Versen
Ein kleines Kind
Baader, Schmock & Immelmann
Verschwiegener Wunsch - verwünschtes Schweigen
Schattenglück
Vater
Ein Ende kam an seinen Schluss
und sprach: "Da ich bald sterben muss,
erfülle mir - ich bin so krank -
den letzten Wunsch! Und vielen Dank!"
So schrieb ich es, das war der Sinn
der Bitte wohl, hin als Beginn.
"Auch der Mensch ist nur ein Tier",
sprach zufrieden einst ein Zier-
fisch, der durch die Wand aus Glas
einen Blick riskierte, was
dadurch wurde ihm gelohnt,
dass er den sah, der da wohnt:
Einen Menschen, wie er blickt
stumm und fremd und freundlich nickt.
Es träumte mir, ich lag im Klee
zur Sommerszeit an einem See.
Und über mir sah ich im Fliegen
mich selbst am See im Kleegras liegen.
Ich sah mich unten, sah mich oben,
ich war gleich doppelt mir enthoben
- und das heißt allemal im Leben,
zugleich auch doppelt mir gegeben -
und so, entgegen allen Scheins,
aufs Wunderbarste mit mir eins.
Auf einem Baum, in lichter Höh,
sitzt stumm vor Scham die Diarrhö.
Sie hat zu viel vom Obst genommen
und daraufhin sich selbst bekommen.
Jetzt reißt vom Baum sie Blatt um Blatt
und ärgert sich, dass sie sich hat.
Moral: Muss man sich selber finden,
freut nur ein Ort, dort zu verschwinden.
Die Nasenwurzel spricht:
"Fest sitzt die Nase im Gesicht
dank meiner Kraft und Stärke -
und sie bewegt sich nicht!"
Da fängt die Nase an zu laufen
aus einem Nasenloch.
Und also spricht das Nasenbein:
"Und sie bewegt sich doch!"
Es gibt ein Tier, das gar nichts lernt:
Vom Urzustand noch kaum entfernt,
bewegt es ständig sich im Kreis,
weil es von anderem nichts weiß...
Ach Mensch, du meinst,
du wüsstest mehr,
weil dich dein Weg führt kreuz und quer.
Und hast doch Glück,
wenn dir als Greis
dein Lebensweg sich schließt zum Kreis.
Ein Schwertransporter von iks Tonnen
hatte einen Preis gewonnen:
Vierzehn Tage Singapur
für zwei Schwertransporter. Nur
war er leider Junggeselle.
Darum gab man ihm anstelle
dieser Reise eine Uhr -
Die kam frisch aus Singapur.
Unter Opas Pendeluhr
kommt am Sonntag es zum Schwur:
Vater nähert sich den Tasten,
Mutter holt den Geigenkasten.
Dass man nachher Kunst vernimmt,
wird sich vorher abgestimmt:
Er will Brahms interpretieren,
sie mit Mendelssohn brillieren.
Drauf spielt er aus Schumanns Szenen
"Wilder Mann" - zu ihren Tränen,
die nicht hindern, was sie ehrt,
dass sie sich mit Mozart wehrt...
Und so gibt es, unterm Pendel,
wie noch jeden Sonntag: Händel.
Im Wasserglas verebbt der Sturm,
das Huhn verweigert Korn und Wurm.
Auf seinem Fels der Pavian
hockt schweigend stumm
samt seinem Clan.
Betäubt liegt starr das Krokodil,
der Pfeil verharrt vor seinem Ziel.
An ihrem Stab die Wandermaus
steht tränenblind und stiert gradaus.
Der Baum entledigt Ast für Ast
sich seiner Blätter: "Welche Last ---!"
"Und welches Unglück!" fügt hinzu
das Loch in einem Seidenschuh...
Als Nachricht lastet auf dem Land:
"Das Streichholz ist heut’ abgebrannt!"
Die Kuh verhüllt ihr Haupt im Tal
und resümiert: "Es war einmal!"
Es fließt der Fluss ins tiefe Meer
und hinter ihm fließt wieder er.
Er folgt sich selbst bei jedem Schritt
und auch dahinter fasst er Tritt.
Was vorne sich ins Meer ergießt,
gleich wieder aus der Quelle fließt,
um sich zwar immerfort zu gleichen,
jedoch - selbst kurz - nie zu erreichen...
Drum träume, Mensch,
dich nicht als Fluss:
Du träumtest dich als Sisyphus
und wärst bei deiner Wiederkehr
derselbe, der du warst vorher.
In Indien war ein Fakir.
Der suchte dort, seinem Klavier
ein deutsches Herbstlied abzuringen.
Das wollte ihm nicht recht gelingen
(aufgrund des ungewohnten Klanges).
Es wurde Herbst -
da plötzlich Ganges!
"Ein Gartenschlauch
hat keinen Bauch!" ---
Diese schlichte Zeile
verehrte einst ein Gartenschlauch
einer Nagelfeile.
Jene, nach nur kurzer Scham
und längerem Gefeile
- wobei ein Wort abhanden kam -,
schrieb zart zurück:
"Ich auch!"
An einen Eisberg,
mächtig und alt,
hat sich in schneereicher Februarnacht
eine Eisbergin rangemacht -
Er blieb kalt.
Da hat sie ihm
- ihr Verlangen war heiß -
drunten im eiskalten Wasser gezeigt,
was sie dort alles angebaut:
Nichts als Eis!! -
Da ist er getaut.
Durch einen Wirbelsturm getrennt
wurde ein Paar Beine.
Er (das rechte), sie (das linke)
waren ganz alleine.
Das rechte suchte sie am Po,
das linke ihn am Rheine.
Schließlich fand er in Paris
ein linkes Bein - die Seine.
Ein Schaukelpferd, weil falsch geritten,
teilt seinem Reiter bündig mit:
"So geht das nicht!" und fällt in Schritt...
Doch der hat alles abgestritten
und seinem Reittier vorgegaukelt:
"Ich ritt mit dir durch einen Wald,
der wuchs heraus aus dem Asphalt,
und Schlagloch grenzte dort an Löcher,
so groß wie --- und noch größer nöcher!!
Du weißt es doch, du warst dabei!" -
Dem Pferdchen ist es einerlei.
Es fühlt sich nach wie vor: verschaukelt.
In einem unentdeckten Land
(weil kein Entdecker es dort fand)
beschloss man, um entdeckt zu sterben
dereinst (mit Hinblick auf die Erben)
(das ganze Land war ja aus Sand),
sich um Entdeckung zu bewerben.
Die Frage war nur, wo und wie
(entdeckt worden war man ja nie),
der Modus des Entdeckens war
infolgedessen nicht ganz klar
(Genügte es, wenn man laut schrie:
"Entdeckung!"? Gab´s ein Formular?).
Bei der Beratung dieser Frage
(sie dauerte zehn volle Tage)
hat ein Entdecker (gut versteckt)
(weil ringsherum mit Sand bedeckt)
die Unentdeckten (nach der Sage)
vermittels eines Blicks entdeckt.
Mit seinem Zeh hat er geschrieben