3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Wenn der Traummann ein unmoralisches Angebot macht, wird jede Frau schwach... Widerwillig fliegt Julia für die Charity-Organisation ihrer kranken Freundin Danielle zu einer Gala von Shanghai nach Hongkong. Dort begegnet ihr Damian Stanhope, ein gutaussehender Engländer mit sanfter, dunkler Stimme, der ihre Knie weich werden lässt. Plötzlich wird aus Pflicht Vergnügen – bis er ihr ein fragwürdiges Angebot macht. Empört lehnt sie ab. Doch das Leben in der Metropole Shanghai ist teuer und auf Julias Konto herrscht wie üblich Ebbe. Als Damian sie überraschend noch einmal aufsucht, unterzeichnet Julia schließlich den vorgefertigten Vertrag. Ehe sie sich versieht, steckt die blonde Deutsche mitten in einer Scharade, die bereits nach kurzer Zeit mehr für sie bedeutet. Aber welches Spiel treibt der undurchschaubare Damian mit ihr? Und welche Interessen verfolgt seine Familie? Der Roman ist in sich abgeschlossen. Alle Teile können unabhängig voneinander gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2021
Prolog
Kapitel 1
2. Shanghai
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
11. Shanghai
12. Shanghai
Kapitel 13
14. London
Kapitel 15
Kapitel 16
17. Shanghai
Kapitel 18
19. Shanghai
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
Kostenloses E-Book im Newsletter
www.karinlindberg.info
Copyright: © 2015 Karin Lindberg
Lektorat: Katrin Engstfeld
http://www.kalliope-lektorat.de/
Covergestaltung: Casandra Krammer – www.casandrakrammer.de
Covermotiv: © losw – depositphotos.com, Vectorium, azerbaijan-stockers – freepiks.com
K. Baldvinsson
Am Petersberg 6a
21407 Deutsch Evern
Keine Neuigkeiten mehr verpassen? Zum Newsletter und weiteren Informationen geht es hier: www.karinlindberg.info
Ihr findet mich auch auf Facebook
Instagram @karinlindbergschreibt
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Erstellt mit Vellum
Hongkong
Julia drehte sich in ihrem Hotelzimmer im Mariott-Hotel vor dem Spiegel. Ihre Freundin Danielle hatte nicht zu viel versprochen, die Visagistin war wirklich eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Ihre Augen leuchteten intensiv unter dem dezenten Lidschatten und strahlten mit dem kobaltblauen Abendkleid um die Wette. Das Kleid hob ihre leichtgebräunte Haut hervor und es passte wie angegossen, Danielle hatte einen absoluten Volltreffer mit dem sündhaft teuren Fetzen gelandet. Julia schüttelte den Kopf, das hatte ihre Freundin wirklich toll eingefädelt. Sie kam sich mit der perfekt sitzenden Hochsteckfrisur und dem Glamour-Make-up fremd vor, musste aber zugeben, dass sie wirklich umwerfend aussah.
Ihren Nerven war das jedoch egal. Julia öffnete einen Piccolo aus der Minibar und trank ihn direkt aus der Flasche, um sich zu beruhigen. Dabei nahm sie sich vor, Danielle beim nächsten Mal zu widerstehen. Nach dem dritten Schluck legte sich das Nervenflattern etwas; ein warmes Gefühl breitete sich vom Magen her langsam in Julia aus. Sie schaute auf die Uhr und stellte das Fläschchen auf den Kühlschrank. Was sollte es. Was konnte ihr denn schlimmstenfalls passieren? Für den heutigen Abend hatte sie ihre Hausaufgaben gemacht, sie sprach fließend Englisch und keiner würde sie enttarnen oder gar rauswerfen, wenn sie sich nicht gerade bis zur Besinnungslosigkeit betrank oder sonstwie danebenbenahm. Danielle hatte sogar dafür gesorgt, dass Julia eine auf ihren eigenen Namen ausgestellte persönliche Einladung bekommen hatte. Es konnte also fast nichts schiefgehen. Das hoffte sie zumindest inständig. Mit diesem Versuch der Selbstaufmunterung machte Julia sich auf den Weg.
Damian schloss seine Manschetten etwas energischer als notwendig und zog die Fliege gerade. Schon wieder eine dieser langweiligen Galas. Er verabscheute Pflichtveranstaltungen, die ihn den ganzen Abend kosteten, generell. Dass sein Bruder ursprünglich zugesagt hatte und nun in Südamerika unterwegs war, machte die Sache nicht besser. Damian seufzte. Lucas war sein feierfreudiges Negativ, er besuchte vermutlich auf der Geschäftsreise in Brasilien eine Party nach der anderen und hatte jede Nacht eine neue hübsche Brasilianerin im Bett.
Damians Pflichtgefühl hatte gewonnen, obwohl es unerwartete Turbulenzen im Geschäft gab, die ihm die Laune verdarben. Ein Sturm an der Ostküste hatte immense Schäden verursacht und die außerplanmäßigen Prämien verhagelten ihm nun das Halbjahresergebnis. Unvorhergesehenes hasste er wie die Pest. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, musste er sich nun auch noch um das Problem mit seiner Mutter kümmern. Er konnte immer noch nicht ganz glauben, dass er sich gestern dermaßen verplappert hatte.
Shanghai, einen Tag zuvor
Schweißgebadet war er aufgewacht. Es hatte einen Moment gedauert, bis er begriffen hatte, dass die Sirene sein klingelndes Telefon war. Er hatte den Kopf müde zum Wecker gedreht. Um diese Uhrzeit konnte es nur Charlotte sein, sie hatte nie ein Gefühl für die Zeitverschiebung zwischen Asien und Europa entwickelt. Die Ahnung, worum es bei ihrem Anruf gehen würde, hatte ihn schaudern lassen wie unter einer Eisdusche.
»Guten Morgen, Mutter. Solltest du nicht schlafen? In England ist es schon spät. Was gibt’s?«
»Aber Damian. Kein spezieller Grund für meinen Anruf. Es ist nur schon so lange her, dass wir uns gesprochen haben, und ich habe deine Stimme vermisst.«
Damian musste wider Willen schmunzeln. Normalerweise hätte er ihr das auch sofort abgenommen. Seine Ziehmutter war die fürsorglichste Person, die man sich vorstellen konnte. Sie übertrieb es gelegentlich mit ihren Zuneigungsbekundungen, was aber vermutlich an den Umständen seiner Kindheit lag. Denn eigentlich war Charlotte seine Tante und ihr Ehemann George sein Onkel, sie hatten ihn und seine Geschwister nach dem Krebstod seiner leiblichen Mutter adoptiert. Damian und Lucas waren sehr bald dazu übergegangen, die beiden als ihre Eltern anzusehen. Trotzdem konnte er ihrem Unterton entnehmen, dass nicht nichts der Grund ihres Anrufes war. Ihm wurde leicht übel.
»Ihr fehlt uns hier auch. Wie geht es euch denn? Hält sich George endlich an seine Diätvorgaben?« Einen zweiten Herzinfarkt würde sein Ziehvater wahrscheinlich nicht überleben, daher war Charlotte unablässig bemüht, seinen Lebenswandel zu kontrollieren. Das gelang ihr besser, seit George nicht mehr arbeitete und in den Ruhestand gegangen war.
»Ach was, natürlich nicht. Unverbesserlicher Dickkopf! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, ihr Jungs wärt seine direkten Klone. Er langweilt sich manchmal ein wenig und kann die Füße ja nicht still halten, obwohl er wegen seines Herzens langsamer treten sollte. Und der Blutdruck ist auch viel zu hoch.«
»Das überrascht mich nicht. Aber zu dieser Jahreszeit sollte es doch genug Gesundheitsförderliches zu tun geben, womit er sich die Zeit vertreiben kann. Lange Spaziergänge, Ausritte und so weiter. Also, Mutter, was ist der Grund deines Anrufes zu dieser Uhrzeit?«
»Darling, du kommst wie immer zügig zum Punkt. Ich habe natürlich nicht angerufen, um zu klagen. Erzähl mir lieber ein wenig von dir! Gibt es irgendwelche Neuigkeiten? Datest du jemanden?«
Er rollte mit den Augen. Das konnte doch nicht wahr sein!
»Seit wann benützt du denn derart vulgäre Ausdrücke, du hast wohl zu viele Fernsehsoaps geschaut!«
Es war ein halbherziger Versuch, das Unaufhaltsame hinauszuzögern. Dass sie dieses Thema nicht langsam ad acta legen und akzeptieren konnte, dass er es vorzog, alleine zu leben! Hoffentlich machte sie die Drohung, die sie Lucas gegenüber ausgesprochen hatte, nicht wahr. Vor Kurzem hatte Charlotte ihn angerufen und ihm ganz trocken mitgeteilt, dass sie ihre Zelte in England abbrechen wolle und sie in Hongkong wieder aufschlagen würde, wenn die Brüder nicht in naher Zukunft beide eine Frau an ihrer Seite hatten. Sie habe genug davon, darauf zu warten, dass die beiden eine Familie gründeten. Diese Nachricht hatte Damian und Lucas gleichermaßen in Panik versetzt, hatten die Brüder doch, so unterschiedlich sie auch waren, beide kein Interesse daran, ihr Singledasein aufzugeben.
Charlotte lachte kurz auf und antwortete fröhlich glucksend: »Das hört man doch jetzt überall. Aber lenk nicht ab und beantworte meine vulgäre Frage, Darling.«
Damian atmete tief ein und aus, bevor er zur Antwort ansetzte:
»Ja, Mutter. Ich habe eine Freundin. Entschuldige, dass ich nicht als allererstes mein Liebesleben mit dir bespreche.«
Jesus! Wie kopflos von ihm, sich derart aus dem Fenster zu lehnen. Seine freche Antwort überraschte ihn selbst.
»Neeeeeein!! Wirklich?! Ach, du meine Güte. Dass ich das noch erleben darf!«
Charlottes sonst melodische Stimme klang plötzlich schrill. In Damian machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Welcher Teufel ritt ihn? Er war zwar weit weg und hatte Zeit genug, sich etwas auszudenken, bis sie sich das nächste Mal sahen, aber es lag ganz und gar nicht in seiner Natur, seine Mutter anzulügen.
»Wie heißt sie? Wie alt ist sie? Wo lebt sie? Wie habt ihr euch kennengelernt? Damian, ich freue mich so für dich! Du lügst mich doch nicht an, oder?« Charlottes Stimme überschlug sich beinahe.
»Mutter, noch bin ich nicht verlobt, also, bitte, lass die Kirche im Dorf. Habe ich dich je angelogen?« Ihm brach der kalte Schweiß aus. Sie kannte ihn viel zu gut. Schnell kreuzte er die Finger und schickte einen flehenden Blick Richtung Himmel.
»O komm schon, du alter Griesgram, lass mich die erfreulichste Nachricht des Jahres etwas auskosten. Erzähl mir von ihr. George, hörst du? Damian hat eine Freundin!« Damian war mittlerweile aus dem Bett aufgesprungen und raufte sich die Haare, während er nach der passenden Antwort suchte. Jetzt zog sie auch noch seinen Vater mit hinein. Die kleine Lüge uferte bereits aus, bevor er ihr ein richtiges Kleid gegeben hatte.
»Ähm. Ja, natürlich, sie … ist klug, hübsch und groß und ...«
»Was macht sie denn? Wo lebt sie? Ach ja natürlich, sie lebt doch wohl auch in Shanghai?«
Damian musste das Telefon in einigem Abstand zu seinem Ohr halten, da Charlotte in ihrer Euphorie ins Telefon brüllte. Er hatte lebhaft vor Augen, wie die zierliche Person am anderen Ende der Leitung bereits im Morgenmantel in einem Ohrensessel saß, das altmodische Telefon am Ohr und bei den aufregenden Neuigkeiten aus China über das ganze Gesicht strahlte.
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich das mit dir am Telefon erörtern möchte. Es ist noch sehr früh, weißt du?«
Auf Damians Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen, während er versuchte, sich passende Eigenschaften für seine imaginäre Partnerin einfallen zu lassen. Am anderen Ende spürte er ein kurzes Zögern, bevor Charlotte erneut sprach: »Du liebes Bisschen. Sie ist jetzt gerade bei dir, oder? Daran hätte ich denken können – verzeih deiner dummen Mutter!«
Auch wenn er nicht vorgehabt hatte, ihr noch mehr Lügen aufzutischen, entschied Damian, dass eine weitere Notlüge die Sache nicht dramatisch verschlimmern würde.
»Könnte man so sagen.«
»Herrjemine. Entschuldige. Hätte ich gewusst, dass … Aber nun gut. Ich werde es mir merken. Das trifft sich ganz ausgezeichnet, ich hatte nämlich vor, in zwei Wochen ein paar Tage nach Hongkong zu kommen und wollte das mit dir absprechen. Eigentlich wollte ich das Haus wieder bewohnbar machen, da ich ja, wie dir Lucas sicherlich brühwarm erzählt hat, vorhatte, für einige Zeit nach Asien zu kommen. Wir brauchen einen Erben! Vielmehr du, als der zukünftige Viscount Harrington. Aber wie es scheint, muss ich mir, was dich betrifft keine Sorgen mehr machen! Über Lucas will ich gar nicht erst nachdenken.« Sie stöhnte ins Telefon. »Naja, ähm, aber es trifft sich jedenfalls ganz hervorragend, dann kann ich sie gleich kennenlernen!«
Grandioser Mist. Das konnte doch nicht wahr sein. Er spürte seine Halsschlagader schnell pochen. Diese Suppe würde schwer auszulöffeln sein.
»Äh. Ja. Wie schön! In zwei Wochen …«
Damian wurde endgültig schlecht.
»Mein lieber Junge. Ich störe euch Turteltäubchen dann nicht länger. Entschuldige die Störung. Ich melde mich morgen wieder. Gute Nacht!«
Damit legte sie auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
Heilige Mutter Gottes! Nachdem er das Telefon beiseitegelegt hatte, versuchte Damian sich zu beruhigen, indem er im Zimmer hin und her stolperte. Es hätte wahrlich nicht schlechter laufen können. Wie konnte er nur auf so eine blöde Idee kommen und eine Freundin erfinden? Aber sie hatte ihn mit ihrer Drohung ziemlich unter Druck gesetzt und ihm erschien eine kleine Notlüge in dieser Situation nicht so schlimm wie die Konsequenz, dass er seine Mutter in naher Zukunft permanent mit heiratswilligen Kandidatinnen in seiner unmittelbaren Nähe hätte. Dass sie aus einer Partnerin gleich die Mutter seiner Kinder machte, konnte er sich wirklich nicht vorwerfen.
Es war kein guter Start in den Tag gewesen. Aber nun war es zu spät, das Kind war in den Brunnen gefallen und er musste zusehen, dass er aus der Nummer schnellstmöglich wieder herauskam.
Auf dem Weg zur Limousine kam ihm die Idee, dass er sich, wenn er schon nicht darum herum kam, auf der Gala wenigstens in Ruhe nach einer Lösung der Angelegenheit umsehen konnte. Der Gedanke, dass Charlotte für eine gewisse Zeit ihren Wohnsitz nach Asien verlegen könnte, um sich höchstpersönlich um ihren Herzenswunsch zu kümmern, ließ Damian erneut schaudern. Allein die Vorstellung war vernichtend und Grund genug, einen kleinen Schwindel für die Viscountess Harrington, seine Ziehmutter, vorzubereiten. Nachdem er ihr die Lüge bereits so fein aufs Brot geschmiert hatte, war es in jeder Hinsicht sinnvoll, aus der Lüge eine halbe Wahrheit zu machen. Dafür musste er sich nun leider aufs Parkett begeben und sich im High-Society-Trubel ein wenig umsehen. Ihm war durchaus bewusst, dass er als einer der begehrtesten Junggesellen unter den Expatriates hier in China galt. Heute konnte er sich diesen Status vielleicht einmal zu Nutzen machen. Sogleich hob sich seine Stimmung erheblich.
Als der schwarze Mercedes mit verlängertem Radstand vor dem Club stoppte, strich Damian die makellos schwarzen Ärmel glatt und stieg aus dem Wagen, nachdem sein Fahrer ihm die Tür geöffnet hatte.
»Ich rufe dich nachher an, ich bleibe sicher nicht lange, Sammy.«
»Selbstverständlich, Sir. Guten Abend.« Der schmale Chinese, nickte höflich und wich einen Schritt zurück, um Damian Platz zu machen. Damian erwiderte den Gruß knapp und steuerte zielstrebig auf das Eingangsportal des Sitzes der Hongkong Trades Society zu. Nur ein paar Stunden, dann hatte er diesen Tag überstanden. Zwei uniformierte Pagen öffneten ihm die Eingangstür. Eine verspiegelte Wand in der Eingangshalle zwang jeden Eintretenden zur Überprüfung seines Erscheinungsbildes. Damian warf einen flüchtigen Blick auf sein eigenes Spiegelbild. Der Smoking saß perfekt, die Schuhe glänzten, seine markanten Gesichtszüge wirkten ernst und ein bisschen abgespannt, aber er wusste, dass man ihn nach dem gängigen Schönheitsideal gerade darum als sehr attraktiv bezeichnen würde. Er lächelte im Weitergehen ein paar Bekannten zu und beschloss, seine Aufgabe sportlich zu nehmen. Er war zuversichtlich, hier und heute zum Ziel zu kommen, er musste nur die Augen offen halten und im richtigen Moment zuschlagen.
Damian trat aus dem Fahrstuhl und sah sich kurz um, bevor er sich auf den Weg zum Zentrum der Gala machte. Im Portal zwischen Eingangs- und Ballsaal bot ihm ein Ober Champagner an, den Damian dankend ablehnte; er nahm stattdessen ein Mineralwasser mit Limone – an dem er sich fast verschluckte, als er gewahr wurde, dass Eleonora Winterhaven direkt auf ihn zu schwebte.
Für eine Flucht war es zu spät. Sie musste bereits nach ihm Ausschau gehalten haben.
»Guten Abend, Damian!«, flötete die wasserstoffblonde Tochter eines Hotelmilliardärs mit zuckersüßer Stimme, »wie schön, dich hier zu sehen! Man hat bereits gemunkelt, du würdest uns heute Abend mit deiner Gesellschaft beehren!« Damian rang sich ein Lächeln ab und deutete einen Kuss auf ihre Wange an.
»Hallo, meine Liebe. Du siehst bezaubernd aus.« Sie mochte ursprünglich recht hübsch gewesen sein, hatte aber im Bemühen, Paris Hilton zu imitieren, ihre natürliche Schönheit nahezu ruiniert. Man konnte es nicht anders sagen, aber sie war komplett zerschnippelt. Eleonora versuchte sich in einem koketten Augenaufschlag, der dank Botox gründlich misslang.
»Ich bitte dich. Der alte Fetzen ... Aber du siehst wie immer frisch aus wie der Frühling.«
»Vielen Dank, Eleonora. Hast du abgenommen?«
»Oh, du alter Charmeur!«, dabei klopfte sie ihm mit ihrer Clutch auf den Arm.
Seine Gesprächspartnerin konnte unmöglich mehr als einen Zentner auf die Waage bringen, was bei ihrer hochgewachsenen Statur der Magersucht gefährlich nahe kam. Size-Zero war definitiv nicht nach seinem Geschmack. Wenn Eleonora nicht seit Jahren immer mal wieder versucht hätte, bei Damian zu landen, wäre ihm das alles gleichgültig gewesen, aber so zwang sie ihn immer wieder, sich mit ihr zu beschäftigen. Frauen wie sie gaben offenbar nie auf, auch wenn sattsam bekannt war, dass er überhaupt keine Frau an seiner Seite haben wollte, egal ob dick oder dünn.
Er musste Eleonora so schnell wie möglich loswerden. Damian tat so, als hätte er einen Bekannten entdeckt, murmelte eine flüchtige Entschuldigung und hastete ohne weitere Erklärung davon.
Nachdem Julia den Taxifahrer bezahlt hatte, stieg sie mit klopfendem Herzen aus dem Wagen und warf sich noch eine Handvoll Tic Tacs ein, obwohl ihr Danielle verboten hatte, welche mitzunehmen. Aber weil der zuckrige Süßkram sie beruhigte, pfiff sie auf Danielles Ge- und Verbote. Sowieso – wenn sie daran dachte, wie es gekommen war, dass sie hier saß, auf dem Weg zu einer Charity-Veranstaltung, wo sie niemanden kannte und Werbung für ein Hilfsprojekt machen sollte, das nicht ihres war, vergaß sie fast die Nervosität vor Wut über ihre Freundin. Natürlich schuldete sie Danielle das ein oder andere, aber dass sie die Lebensmittelvergiftung gestern mal wieder dazu benutzt hatte, sie zu etwas zu überreden, was sie gar nicht wollte, war typisch für Danielle.
Shanghai, einen Tag zuvor
»Auf gar keinen Fall! Vergiss es!«
»Du musst …!«
Danielles dünne Stimme klang gequält. Julia hatte echtes Mitleid mit ihrer Freundin, dennoch ärgerte sie sich über die Selbstverständlichkeit ihrer Aussage.
»Ich muss gar nichts!«, rief sie und schnitt nachdrücklicher, als sie beabsichtigt hatte, mit den Händen durch die Luft.
»Bitte!«, würgte Danielle hervor, während sie versuchte, sich vor der Kloschüssel aufzurichten. Julia schwankte einen Moment zwischen Mitleid und Wut. Keinesfalls wollte sie Danielle bei der Wohltätigkeitsveranstaltung in Hongkong vertreten. Obwohl sie sich in besseren Kreisen zu bewegen wusste, widerstrebte es ihr zutiefst, die Werbetrommel in aller Öffentlichkeit zu rühren – selbst wenn es um Danielles Projekt ging. Julia scheute das Rampenlicht, sie hasste es, sich vor anderen in Szene setzen zu müssen. Eine weitere Welle der Übelkeit schüttelte Danielle. Julia machte sich grübelnd auf den Weg in die kleine Ecke des Apartments, in dem sich die Küchenzeile verbarg und holte ein Glas Wasser für ihre Freundin, um ihr etwas Privatsphäre in ihrem Elend zu gönnen. Wahrscheinlich würde das Wasser sowieso nicht lange drin bleiben, sie sollte es trotzdem versuchen. Das Bimmeln ihres Mobiltelefons lenkte Julia einen Moment ab. Auf dem Display blinkte »Mama«. Ihre Mutter würde sie jetzt nicht auch noch ertragen. Sie stellte auf lautlos um und ging zurück zu Danielle. Verdammt, wieso war Lebensmittelsicherheit in China immer noch ein solch großes Problem? Hätte Danielle sich doch nicht die blöden Frühlingsrollen auf dem Markt gekauft! Aus eigener Erfahrung wusste Julia, dass es Tage dauern konnte, bis Danielle wieder halbwegs auf dem Damm war. Schlechtes Timing. Es war Pech, dass ausgerechnet morgen schon die Veranstaltung im Aberdeen Club in Hongkong stattfinden würde, an der Danielle unbedingt teilnehmen wollte. Seit sie als Kind Zeugin eines schweren Unfalls auf einer Landstraße in China geworden war und miterlebt hatte, wie ein Kind auf offener Straße sterben musste, weil keiner helfen wollte, hatte sie es sich auf die Fahne geschrieben, arme Kinder zu unterstützen. In Danielles Welt hieß Hilfe allerdings in erster Linie finanzieller Beistand.
»Hier Danielle, versuch, etwas Wasser zu trinken. Ich will nicht, dass du dehydrierst!«
Danielle griff nach dem Glas, ihre Hände zitterten leicht. Sie war völlig fertig und konnte morgen unmöglich in Hongkong sein. Das war klar wie Kloßbrühe, stimmte Julia aber nicht gerade fröhlich, denn sie wusste, dass sie ihrer Freundin nicht lange widerstehen konnte und sich am Ende doch für ihre Zwecke einspannen lassen würde. Es wäre nicht das erste Mal. Angefangen hatte das schon, als Danielle mit vierzehn Austauschschülerin für ein Jahr bei Familie Schröder wurde. Mit ihrem Charme und dem treuen Hundeblick hatte Danielle es damals schon in null Komma nichts geschafft, alle in der Familie zu bezaubern und ihren Willen am Ende immer durchgesetzt. Und das wollte etwas heißen, denn Julias Mutter war normalerweise unerbittlich, was ihre strengen Regeln betraf. Danielle hatte erst Julia dazu gebracht, dreimal die Woche mit ihr die Hunde des örtlichen Tierheims auszuführen, obwohl Julia Angst vor Hunden gehabt hatte. Dann hatte sie Mutter Schröder davon überzeugt, eine Katze aus dem Tierheim zu adoptieren, obwohl Katzenhaare im sterilen Reihenhaus der Familie bis dahin undenkbar gewesen waren. Und das war nur der Anfang von Danielles Veränderungsfeldzug gewesen. Natürlich war nicht alles mit der Überwindung festgefahrener Strukturen verbunden gewesen, wie Julia zugeben musste. Ohne Danielles Einfluss hätte sie womöglich niemals in London studiert. Danielles Stöhnen holte Julia in die Gegenwart zurück. Sie seufzte. Mit welcher Ausrede konnte sie Danielles Plänen entkommen? Einen Tag Urlaub zu nehmen, war kein Problem, sie hatte seit Antritt ihres Jobs als Assistant Manager vor sieben Monaten quasi rund um die Uhr im Hotel gearbeitet. Ihr Boss würde keine Einwände haben, da war sie sich sicher. Leider wusste Danielle das. Julia zog eine Grimasse und reichte Danielle eine weitere Rolle vierlagiges Klopapier. Diese wischte sich den Mund mit einer halben Rolle ab, bevor sie Julia müde den Kopf zuwandte.
»Versprich mir, dass du nach Hongkong fliegst. Bitte! Es bedeutet mir sehr viel. Mehr als viel«, betonte sie nochmals mit zittriger Stimme. Julias Widerstand war bereits auf Gartenzwerggröße geschrumpft. Der Rest wackelte bedenklich. Wer konnte diesen grünen Augen schon widerstehen? Selbst in ihrem armseligen Zustand war Danielle wunderschön. Ihr kastanienbraunes Haar war zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, einige Strähnen hatten sich durch die Anstrengung gelöst und klebten ihr am verschwitzen Gesicht. Ihre sonst rosige Pfirsichhaut sah allerdings ziemlich blass aus und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten.
»Ja, gut, ich mache es. Spar dir deine Kräfte für was anderes, du Nervensäge«, kapitulierte Julia seufzend. Die Klospülung rauschte und erstickte jeden weiteren Kommentar, der Julia auf der Zunge lag.
Und nun war sie unterwegs zu Danielles Veranstaltung und ärgerte sich, dass sie dem Hundeblick ihrer Freundin nicht doch einfach widerstanden hatte.
Auf der Fahrt hatte sie mehrmals nach der Einladung in ihrem Täschchen gekramt, um sicherzugehen, dass sie ihren Eintritt zum Ball nicht verdaddeln würde. Etwas Derartiges sah ihr aber auch nicht ähnlich, sie war eine sehr gewissenhafte Person und es musste eher an ihrer Nervosität liegen, als an nichtvorhandener Schusseligkeit. Sie atmete tief durch und wappnete sich innerlich für den Kampf. Das pompöse Gebäude beeindruckte sie nicht sonderlich, daran war sie alleine durch ihren Job in einem Luxushotel gewöhnt, aber ohne mentale Unterstützung auf einem Ball aufzutauchen, wo sie niemanden kannte, bereitete ihr Unbehagen. Nachdem sie ihre Einladung kurz vorgezeigt hatte, öffneten ihr zwei Pagen die hohen Eingangstüren.
Julia zupfte sich das Kleid zurecht, als sie durch die Eingangshalle in Richtung Fahrstuhl stöckelte. Der Marmorboden war sehr glatt und sie musste sich mehr als üblich konzentrieren, mit den hohen Schuhen eine gute Figur zu machen. Ihr Atem ging flach, als sie in den Aufzug einstieg. Eigentlich konnte sie nicht von sich sagen, dass sie schüchtern war, aber sich unter so vielen fremden Menschen mit Danielles Mission zu bewegen, ließ ihren Puls ungewohnt heftig schlagen. Neben ihr unterhielt sich ein älteres Ehepaar über den bevorstehenden Abend. Sie hatten sich beide ordentlich herausgeputzt. Trotz der übertriebenen Aufmachung wirkten sie nett, vielleicht würde es ja gar nicht so schlimm werden. Aus irgendeinem Grund gab ihr das die nötige Zuversicht, den bevorstehenden Ball erfolgreich zu überstehen. Als sich die Türen des Lifts öffneten, ließ ihr der betagte Gentleman den Vortritt. Der Abend schien bereits in vollem Gange zu sein, sie konnte sich also gleich ins Getümmel stürzen. Je eher, sie die nötigen Kontakte für Danielles Charity knüpfen würde, desto besser. Bevor sie durch die großen Flügeltüren eintrat, nahm sie sich ein Glas Champagner vom Tablett einer Hostess.
Beim Betreten des Ballsaals hatte Julia Glück. Ihre Nervosität wurde ihr, bevor sie wiederaufflammen konnte, umstandslos von zwei älteren Damen genommen, als die eine Julia anrempelte und um ein Haar ihren Champagner über das sündhaft teure Kleid schüttete.
»Hoppla!«, entfuhr es ihr. »Oh, entschuldigen Sie, Miss. Wie ungeschickt von mir!«
Julia blickte in das freundliche Augenpaar einer älteren Dame. Sie schätzte sie auf Mitte sechzig, ihr Gesicht war etwas eingefallen und die Haare bereits ergraut. Sie trug ein schlichtes Abendkleid, dazu aber sehr teuer wirkenden Saphirschmuck. Schlichte Eleganz steht älteren Damen gut, dachte Julia, bevor sie antwortete: »Das macht doch nichts, kann ja mal passieren.«
»Ich habe nicht aufgepasst, Catherine, siehst du? Ich bin ganz und gar nicht multi-tasking-fähig!« Catherine, vermutlich wie die Anremplerin um die 60 Jahre alt, kicherte, was gar nicht zu ihrem herausgeputzten Äußeren passte. Catherine war von Kopf bis Fuß in goldene Pailletten gekleidet, die Lippen blutrot geschminkt und Diamantohrringe baumelten an ihren Ohrläppchen. Aber die grauen Augen blitzten amüsiert und nahmen ihrem Erscheinungsbild die Strenge.
»Wie unhöflich von uns, erst rempeln wir Sie an und dann stellen wir uns noch nicht mal vor! Meine ungeschickte Cousine Elisabeth Carlton«, deutete sie auf die Anremplerin, »und ich bin Catherine Redford, sehr erfreut. Endlich mal ein frisches Gesicht hier, wir kennen uns noch nicht, oder?«
Julia unterdrückte ein Grinsen. »Nein, in der Tat, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Julia Schröder, sehr erfreut.« Und schon war sie in ein Gespräch über Danielles Projekt mit den beiden Damen vertieft, die sie interessiert über Every Life Matters ausfragten.
Julia hatte sich gerade warmgeredet und begann sich zu entspannen, als sie sich beobachtet fühlte. Sie nippte an ihrem Champagner und sah sich um, bis ihr Blick auf zwei graublaue Augen traf, die sie intensiv musterten. Der breitschultrige Unbekannte nickte ihr kaum merklich lächelnd zu, es war äußerst – intim, wie er sie mit seinem Blick zu durchleuchten schien. Er musste sie verwechseln. Einen solchen Mann hätte sie kaum vergessen, wenn sie ihm schon einmal begegnet wäre, denn er war attraktiv, äußerst attraktiv. Julia spürte die Hitze in ihrem Gesicht und senkte verlegen den Blick. Schüchternheit in Bezug auf Männer war eigentlich nie ihr Problem gewesen. Allerdings hatte sie in letzter Zeit kein Mann wirklich interessiert. Sie war mehr auf ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit fixiert gewesen, da blieb einfach kein Platz für einen Partner an ihrer Seite. Ihre Gesprächspartnerin riss sie aus ihren Überlegungen. Julia schloss für eine Sekunde die Augen, um sich zu besinnen, und kehrte zur gewohnten Professionalität zurück; obwohl die Musterung des gutaussehenden Fremden ihre Haut im Nacken kribbeln ließ.
Zu ihrer Runde gesellten sich zwei weitere Damen, die mit ihren Gesprächspartnerinnen bekannt waren, und hielten Julia in eine Diskussion verwickelt, bis eine Glocke ertönte, das Zeichen für das Dinner. Eine allgemeine Unruhe verbreitete sich, die Gespräche wurden unterbrochen, man verabschiedete sich, um die reservierten Plätze einzunehmen. Julia blieb kurz stehen, um sich zu orientieren. Sie hatte vergessen zu schauen, an welchem Tisch sie sitzen würde. Am Saaleingang entdeckte sie eine der Hostessen mit Listen zur Tischordnung und steuerte auf diese zu, als sie plötzlich von einer warmen männlichen Hand eingefangen wurde, die ihren Arm geschickt bei sich unterhakte.
»Darf ich Sie an Ihren Tisch bringen?« Sie sah in ein markantes Gesicht mit unglaublich graublauen Augen.
Julias Herz begann schneller zu klopfen, als sie den frischen, männlichen Geruch einatmete, der sie so sanft einlullte wie eine Meeresbrise.
»Huch, Entschuldigung. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.«
»Verzeihen Sie. Wie aufdringlich von mir. Verraten Sie mir Ihren Namen?«
»Ähm … ja … selbstverständlich. Schröder … ähm … Julia Schröder«
Na, herrlich. Bei der Vorstellung zu stottern – sehr verlockend.
»Ein deutsches Mädchen in Hongkong zwischen britischen Expatriates, das ist eine interessante Entdeckung. Schröder klingt auf jeden Fall sehr deutsch, habe ich recht? Sehr erfreut, Damian Stanhope.«
Der unwiderstehliche Mr. Stanhope drehte sich elegant in ihren Weg, stand ihr dann direkt gegenüber und streckte ihr lächelnd seine Hand entgegen. Ihr ohnehin schon heftig schlagender Puls schnellte in ungeahnte Höhen, als sie die schlanken, kraftvollen Finger auf ihrer Haut spürte.
Er hatte etwas an sich, das sie nervös machte.
Es fehlte nur noch ein Handkuss, dachte Julia, dabei war er schätzungsweise gerade mal Anfang dreißig, aber bei ihm würde etwas so Veraltetes seltsamerweise authentisch wirken. Dieser Mann verkörperte eine ungeheure Männlichkeit und Julia spürte, wie ihre Knie weich wurden.
»Gleichfalls. Ähm. Ja. Ich muss schon sagen, Sie haben mich mit Ihrem Überfall ganz schön aus dem Konzept gebracht.« Julia versuchte, möglichst charmant zu lächeln, damit er ihr nicht ansah, wie eiskalt er sie erwischt hatte. Mr. Stanhope hingegen schien wenig beeindruckt zu sein. Er hatte ein echtes Pokerface.
Sie ärgerte sich ein wenig über ihre heftige Reaktion, denn genau das Unvorhergesehene war eigentlich ihr täglich Brot. Im Hotelgewerbe gab es ständig unplanbare Ereignisse und Änderungen, auf die man sich nicht vorbereiten konnte. Improvisationstalent war als Assistant Manager gewissermaßen eine Grundvoraussetzung, die sie sonst aus dem Effeff beherrschte.
»Ich verstehe.« Seine graublauen Augen beobachteten sie interessiert, während er sie freundlich anlächelte und makellos weiße Zähne hervorblitzten. Dabei strahlte er etwas Raubkatzenhaftes aus, als ob er auf etwas lauern würde – und als sei Julia die Beute. Was natürlich lächerlich war, sie war schließlich kein scheues Reh!
»Dann wollen wir doch mal sehen, wo wir heute Abend sitzen.« Damit ließ er ihre Hand los, die er einen Moment zu lange festgehalten hatte.
Es fühlte sich an, als hätte er sie verbrannt.
Julia unterdrückte den Impuls, ihre Hand zu schütteln, um das seltsame Gefühl zu vertreiben. Vielleicht war ihr der Champagner bereits zu Kopf gestiegen, sie verhielt sich wirklich albern.
»Kommen Sie?« Seine Stimme war klar und melodisch, aber Julia konnte einen belustigten Unterton darin wahrnehmen. Er bot ihr seinen Arm, den sie umstandslos annahm.
Julia wurde schnell klar, dass ihr Begleiter ihr ohnehin keine Wahl gelassen hätte und seine letzte Aussage zwar als Frage formuliert, aber als Aufforderung gemeint war. Trotzdem fühlte es sich gut an und ihre Verunsicherung legte sich erfreulicherweise etwas. Er führte sie zielstrebig Richtung Tisch Nummer achtundvierzig.
Auf dem Weg nahm Julia wahr, dass einige der umstehenden Gäste zu ihr herüberschauten. Er nickte gelegentlich jemandem zu, blieb aber nicht stehen. Ihr Unbehagen kehrte schlagartig zurück, es war merkwürdig, so von Fremden angestarrt zu werden und sie fragte sich, ob sie sich gerade aus einem ihr unbekannten Grund zum Idioten machte.
Sie ignorierte das Starren, so gut es ging, und war froh, als sie den Tisch endlich erreicht hatten und ihr Damian den Stuhl galant zurechtrückte. Gerade rechtzeitig, sie hatte schon befürchtet, ihre Knie würden jeden Moment nachgeben. Vielleicht hatte sie doch etwas von Danielles Krankheit abbekommen, das flaue Gefühl im Magen sprach dafür.
»Vermutlich sind wir die einzigen beiden Gäste, die heute Abend ohne Begleitung hier sind. Was für ein Zufall.« Ein Lächeln spielte um Damians Mundwinkel, was ihm sehr gut stand, dann nahm er neben ihr Platz.
»Aber wirklich... Wie wussten Sie, dass Sie neben mir sitzen?«
»Das hat mir Ihr Name verraten, Teuerste. Ich habe nämlich meine Hausaufgaben gemacht und wusste, an welchem Tisch ich sitze. Und ihren Namen hatte ich bereits beim Eintreffen gelesen. Ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe, so kann man unliebsame Überraschungen vermeiden.« Er nahm die Stoffserviette vom Teller und breitete sie auf seinem Schoß aus. Sein Gesicht zeigte keine Regung. »Nicht, dass ich Sie als unliebsame Überraschung bezeichnen würde, eher das Gegenteil«, fügte er trocken hinzu.
Damian Stanhope war der Inbegriff des perfekten englischen Gentlemans – höflich und steif, wie er da in seinem teuren Smoking kerzengerade neben ihr saß.
»Tatsächlich?«, lachte Julia, wie sie fand, einen Ticken zu laut. Schnell trank sie einen Schluck vom eisgekühlten Wasser
»Ja, tatsächlich. Es hätte mich durchaus schlechter treffen können.« Jetzt lachte er, was ihn gleich viel sympathischer wirken ließ. Anscheinend gab es eine Menge Leute, die er nicht an seinem Tisch hätte haben wollen. Es überraschte sie nicht, dass Damian Stanhope polarisierte, denn er wirkte auf sie, als würde er unter kühl berechnetem Einsatz von Charme über Leichen gehen, um seine Ziele zu erreichen.
»Wieso sind Sie eigentlich alleine hier, Miss Schröder?«
Bei dieser Frage zog sich ihr Magen leicht zusammen.
Wie, zum Henker, kam er plötzlich darauf? Unter seinem durchdringenden Blick spürte sie, wie die Hitze an ihrem Hals nach oben kroch und sie erneut errötete. Sie hatte sich aber schnell wieder gefasst.
»Wir leben doch in einer emanzipierten Welt, Mr. Stanhope, stimmen Sie dem nicht zu? Und bitte, nennen Sie mich Julia.« Er runzelte erst die Stirn, dann lächelte er, offenbar amüsiert.
»In der Tat, in der Tat. Sehr emanzipiert, Julia. Und bitte, nennen Sie mich Damian.« Dann setzte er das Wasserglas an seine sinnlichen Lippen und trank einen Schluck, er sah plötzlich aus, als sei er tief in Gedanken versunken. Eigentlich hatte sie ihm noch erklären wollen, dass sie nur für Danielle eingesprungen war, aber er wirkte so weit weg, dass sie befürchtete, er würde es gar nicht mitbekommen. Dazu war aber später vielleicht noch genug Zeit. So ein gesetztes Abendessen war bekanntlich nicht in einer halben Stunde vorbei.
Damian unterdrückte ein Grinsen. Es war tatsächlich eine glückliche Fügung gewesen, dass sein Bruder lieber Schürzen in Brasilien jagte, als seinen Verpflichtungen in Hongkong nachzukommen. Seine Laune war um mindestens vierhundert Prozent gestiegen, seit er eine mögliche Lösung für sein Problem vor Augen hatte. Julias unverbrauchte Eleganz war ihm bereits bei ihrem Eintreten aufgefallen. Sie hatte etwas Besonderes an sich, das sie von der Masse abhob. Er betrieb höflich Konversation mit den Gästen an ihrem Tisch und überlegte nebenbei, wie er den Sack zuziehen konnte.
»Darf ich fragen, was Sie tun, wenn Sie nicht gerade an einer Abendgala teilnehmen?«, wandte er sich an seine bezaubernde Nachbarin.
Er stellte die Frage beiläufig und hoffte, sie fühlte sich von ihm nicht bedrängt. Was Frauen anbelangte, war er sicherlich ein wenig eingerostet. Julia schmierte sich etwas Butter auf ein kleines Brötchen, das ihnen eben vom Servicepersonal als Appetizer aufgetischt worden war.
»Ja, natürlich. Aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn es ganz und gar nicht spektakulär ist«, erwiderte Julia. Sie lächelte ihn an, dabei kamen ebenmäßig weiße Zähne zum Vorschein. Sie war wirklich außergewöhnlich hübsch.
»Ach, wissen Sie, kaum einer unter den Anwesenden springt täglich durch einen brennenden Reifen.«
Ihr offenes Lachen gefiel ihm immer mehr, auch wenn ihre Unsicherheit dahinter spürbar war. Vielleicht war es auch das, was sie so anziehend machte
»Ich arbeite als Assistant Manager in einem Fünf-Sterne-Hotel in Shanghai.«
»Tatsächlich? Das ist ja interessant.«
Bingo, dachte Damian.
»Und der Vergleich mit dem brennenden Reifen war gar nicht so falsch. Wenn Sie wüssten, mit wie vielen Kunstgriffen ich täglich jonglieren muss, dann …«
»Entschuldigung, ich wollte Ihnen keinesfalls zu nahe treten.«
»Ach, iwo. Ich meine nur, viele unserer Hotelgäste – und, bitte, nehmen Sie es nicht persönlich, aber es sind bevorzugt die Reichen, Mächtigen – haben die wildesten Ideen, was man in einem Hotel veranstalten oder bekommen kann.« Sie rollte erst mit den Augen und schüttelte dann den Kopf.
»Ich verstehe. Ich hoffe, ich kann Sie im Laufe des Abends davon überzeugen, dass ich ein angenehmes Exemplar meiner Gattung bin. Die Neureichen sind ja die schlimmsten, dazu würde ich mich nicht zählen.« Damian lehnte sich zwinkernd in seinen Stuhl zurück. Es gefiel ihm, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm.
Er beobachtete sie. Julia Schröder kommunizierte mit den anderen Tischnachbarn ebenso liebenswürdig wie mit ihm. Ihre natürliche Art erzeugte eine entspannte Atmosphäre in der ganzen Runde.
»Sagen Sie, Julia. Was hat Sie nach China verschlagen?«
Julia überlegte einen Moment und ihr schossen dabei allerhand Gedanken durch den Kopf. Sie war in China gelandet, weil sie sich zuhause schon immer eingeengt gefühlt hatte mit einer Mutter die Kontrolle als zweiten Vornamen trug und einem Zollbeamten als Vater, für den Regeln das A und O des Lebens bedeuteten. Julias Mutter hatte ihr schon früh zu verstehen gegeben, dass sie besser die Tochter von Rosanna, der Schwester ihres Vaters geworden wäre. Sie und ihre Tante ähnelten sich angeblich nicht nur äußerlich, sondern auch vom Wesen her sehr. Rosanna war eine ausgeflippte Künstlerin, die ihr in den Augen der Mutter von Kindesbeinen an Flausen in den Kopf gesetzt hatte. Rosannas Leitspruch von Seneca hatte ihr damit durch viele Krisen im Kreise der Familie geholfen: Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält. Julia war sich darüber im Klaren, dass sie es nur ihrer Tante und Danielle zu verdanken hatte, dass sie den Absprung aus dem Spießerleben ihrer Eltern geschafft hatte. Aber sie hielt es für unangebracht, einem völlig Fremden ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen, deswegen wich sie der Frage aus.
»Oh, das ist eine lange Geschichte. Hat irgendwas mit Neugier und Unabhängigkeit zu tun.«
»Verstehe.« Mr. Stanhopes graublaue Augen musterten sie wachsam.
»Was hat Sie nach China verschlagen?«, lenkte sie von sich selbst ab.
»Touché, Madame.« Damians Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, »Sie kämpfen mit offenem Visier.«
»Aber doch nicht als Dame«, gab Julia gespielt entrüstet zurück. »Ich denke nur, eine Lebensgeschichte packt man nicht eben in drei Sätze.«
Ihre Miene war fast ausdruckslos, aber der Ton ihrer Stimme verriet ihm, dass sie das Thema nicht weiter vertiefen wollte, und er wollte nicht unhöflich wirken. Aber so wie er sie einschätzte, hatte sie ihre Gründe. Er kannte wenige Frauen, die alleine zu einem Ball erschienen, wo sie ganz offensichtlich niemanden kannten.
»Da haben Sie allerdings Recht, die meisten Menschen benötigen für sowas viele hundert Seiten.«
»Lesen Sie gerne?«
»Natürlich. Wenn ich Zeit dazu habe.«
»Was mögen Sie?«
»Sie sind ja auch ziemlich direkt, meine Liebe.« Er spielte mit der Dessertgabel während er kurz schwieg. »Ich mag die deutschen Dichter. Altmodisches Zeug, das heutzutage kaum noch jemanden aus unserer Generation interessiert.« Damian legte das Besteck an seinen Platz zurück. »‘Denn wir sind nur die Schale und das Blatt. Der große Tod, den jeder in sich hat, das ist die große Frucht, um die sich alles dreht.‘ Das war Rilke, na, sind Sie noch wach?«
»Ich finde es interessant, wie kommen Sie dazu?« Er spürte ihre blauen Augen auf sich ruhen.
»Ich habe eine Zeit lang in Deutschland studiert und auch dort gelebt«, sagte er korrekt auf Deutsch mit seiner weichen englischen Stimme.
»Oh! Das hätte ich nicht gedacht. Ich bin Deutsche und Sie sprechen nahezu akzentfrei!«
»Vielen Dank für die Blumen. Ihr Englisch ist aber auch absolut einwandfrei. Hätte Ihr Name nicht Ihre Herkunft verraten, könnte ich Sie für einen Native Speaker halten.«
»Ich war eine ganz schöne Streberin«, gab sie grinsend zu. »Aber Sie sind demnach auch ganz schön rumgekommen, wie? Studium in Deutschland? Ich dachte, Männer wie Sie studieren in Oxford?«, fuhr sie wieder auf Englisch fort.
»Das habe ich auch«, antwortete er lachend. »Und Sie? Was mögen Sie? Ich möchte Sie nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen.«
»Ich habe mich sehr für Literatur bzw. Schreiben interessiert, bis mir klar wurde, dass die meisten Schriftsteller kaum genug zum Leben haben.«
»Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht.« Damian betrachtete sie abschätzend.
»Meine absolute Lieblingsschriftstellerin ist Jane Austen, meine Lieblingsbücher ‚Stolz und Vorurteil‘ und ‚Verstand und Gefühl‘. Ich bin immer noch beeindruckt davon, wie sie es als Frau geschafft hat, sich in einer Männerdomäne zu dieser Zeit zu behaupten. Auch wenn sie natürlich nie unter ihrem Namen veröffentlicht hat, sondern immer nur mit ‚By a lady‘ als Autorin anonymisiert wurde.«
»In der Tat. Das passt zu Ihnen. Sie wirken auf mich, als wüssten Sie ganz genau, was sie vom Leben wollten. Ziemlich eigenständig für eine so junge, hübsche Dame.«
»Ja, das bin ich wohl. Ist das schlimm? Glücklicherweise leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert und mittlerweile gibt es zumindest im Westen mehr Frauen mit einem Studienabschluss als Männer.« Ihre blauen Augen blickten ihn mit einem Hauch von Belustigung an.
»Nein, nein. Es … gefällt mir«, sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Sie war wirklich eine interessante Persönlichkeit und auf eine Art und Weise, die er sich nicht erklären konnte, faszinierte ihn die junge Deutsche.
»Wie bitte? Ich habe Sie gerade nicht ganz verstanden, es ist so laut hier.«
»Ach, nichts. Sehr bemerkenswert, Ihre Interessen, Julia.« Er beobachtete, wie sie das Weißweinglas an ihre himbeerfarbenen Lippen hob und einen großen Schluck nahm. Womöglich konnte er die Suche tatsächlich abschließen. Er brauchte nur noch einen Plan für das Wie.
Julia war es nicht gewohnt, mehrgängige Menüs mit verschiedenen Weinen serviert zu bekommen, normalerweise stand sie auf der anderen Seite, der des Veranstalters und des Personals. Sie musste aufpassen, dass der Alkohol ihr nicht völlig die Sinne benebelte und sie nahm sich vor, ab jetzt nur noch Wasser zu trinken. Ihr charmanter Tischnachbar schien von vorneherein dem Alkohol abgeneigt zu sein, womit er ihren ersten Eindruck bestätigte. Offensichtlich jemand, der – außer es ging um Geschäfte – niemals über die Stränge schlagen würde. Zum Glück wurde gerade das Dessert abgeräumt, so dass der förmliche Teil der Veranstaltung vorbei war. Zwischen den Gängen hatte es diverse Reden gegeben, und Damian hatte sie aufgeklärt, wer welche Rolle dabei spielte. Sie war froh, als Damian sich vom Tisch verabschiedete und sie seiner starken Präsenz enthoben war. Er hatte eine seltsame Wirkung auf sie gehabt – sie war sich nur noch nicht im Klaren darüber, ob sie das gut oder schlecht fand.
War auch völlig egal, sie würde ihn kaum jemals wiedersehen.
Julia mischte sich unter die Gäste und fand ein paar Gesprächspartner, denen sie Danielles Projekt schmackhaft machen konnte. Sie standen in der Nähe der Tanzfläche, die bereits gut gefüllt war. Ihr Handy verriet ihr, dass es bald Mitternacht war und sie ihre Pflicht erfüllt hatte.
Als sie sich gerade verabschiedete und gehen wollte, sah sie Damian. Er steuerte direkt auf sie zu. Julia schaute sich unauffällig um, wen er wohl anpeilte.
»Habe ich Sie endlich gefunden, Julia! Ich suche schon die ganze Zeit nach Ihnen, um Sie für einen Tanz zu entführen.« Damian lächelte gewinnend und seine graublauen Augen strahlten sie an.
Es war ganz klar, dass er kein Nein akzeptieren würde. Der hochgewachsene Brite verfügte unbestreitbar über ein großes Selbstvertrauen, dem man sich kaum erwehren konnte.
Julia starrte ihn für eine Sekunde ungläubig an und ihr Bauch zog sich erneut zusammen. Es blieb ihr keine Zeit zu antworten oder überhaupt irgendwie zu reagieren, da hatte er sie bereits aufs Parkett gezogen. Wenigstens konnte sie tanzen und würde sich nicht hoffnungslos blamieren – am Ende hatten sich die Kurse in der zehnten Klasse doch noch ausgezahlt. Leider handelte es sich um einen schnellen Walzer, der es erforderte, dass sie ihm näher kam, als ihr lieb war. Damian besaß perfektes Taktgefühl, er wirbelte sie gekonnt über den glatt polierten Holzboden und betörte ihre Sinne mit seinem einzigartig frischen Geruch nach Zitronen und Meer. Sie war sich seiner Nähe allzu bewusst, als er das Gespräch wieder aufnahm. »Ich habe einen Vorschlag für Sie.«
Julia hob den Kopf, so dass sie ihm direkt in die graublauen Augen sah und ihr Blut rauschte noch schneller durch die Adern.
Was er wohl meinte, dachte sie, während sie eine Runde nach der anderen drehten bis ihr endgültig schwindelig war.
»Ich brauche Sie in zwei Wochen als meine Begleitung, für drei Tage.« Seine weiche, englische Stimme klang professionell, er wirkte sogar ein wenig kühl.
»Entschuldigen Sie?« Sie musste sich verhört haben. Julia riss die Augen auf und trat ihm dabei ungeschickt auf den Fuß.
»Bitte sagen Sie nicht gleich Nein.« Damians graublaue Augen ruhten durchdringend auf ihr.
»Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
»Wie gesagt, ich brauche in zwei Wochen eine Begleitung für drei Tage. Es wird nichts zwischen uns passieren, Sie brauchen sich deshalb keine Sorgen machen. Ich bin ganz und gar kein Gigolo.« Kein belustigter Unterton, es musste also sein Ernst sein. Dabei wirkte er distanziert und bestimmt.
Ihr Gehirn hatte Damians Aussage noch nicht ganz verarbeitet, aber ihr Bauch fuhr bereits Achterbahn. Aus einem seltsamen Grund fand sie es im ersten Moment sehr verlockend, ihn für drei Tage zu begleiten, gleichzeitig war sie sogar ein wenig enttäuscht, dass er ihr kein unmoralisches Angebot gemacht hatte, das wäre mit einem Kerl wie ihm wirklich reizvoll gewesen. Als die rationale Informationsverarbeitung endlich abgeschlossen war, stellte sich allerdings ein ganz anderes Gefühl ein. Empört sollte sie sein! Sie kannte den Mann ja gar nicht – und er hatte ihren zwiespältigen Eindruck vollends bestätigt. Julia straffte sich.
»Tut mir leid, ich glaube für derartige Aufträge gibt es sicher Hostessen oder sowas.«
Sie betonte dabei »Aufträge« besonders nachdrücklich, um ihm klar zu machen, dass sie nicht käuflich war. So nötig hatte sie es auch wieder nicht. Sie war gekränkt, von ihm ein derartiges Angebot unterbreitet zu bekommen.