Vier von der Infanterie - Ernst Johannsen - E-Book

Vier von der Infanterie E-Book

Ernst Johannsen

4,9

Beschreibung

Die Neuveröffentlichung von Ernst Johannsens Vier von der Infanterie. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918 zielt auf eine Erweiterung des kulturellen Gedächtnisses um diesen 1929 veröffentlichten Antikriegsroman. Denn das Werk, das 1930 von G. W. Pabst unter dem Titel WESTFRONT 1918. VIER VON DER INFANTERIE verfilmt wurde, erzählt so kompromisslos wie eindringlich von der Frontrealität des Ersten Weltkrieges. Ein ausführliches Nachwort zum Text analysiert und kontextualisiert den Roman wie den Film und nimmt die Biografien der Autoren in den Blick.

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Seitenzahl: 218

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Herausgeber der Reihe:Andre Kagelmann und Reinhold Keiner

Filme zum Lesen Nr. 2 Ernst Johannsen / Vier von der Infanterie

Produktion: 2014 MEDIA Net-Edition, Kassel

Copyright © 2014 by MEDIA Net-Kassel

www.medianet-edition.de

www.facebook.com/medianet.edition

Umschlagfoto: Deutsches Filminstitut-DIF e.V.

Umschlaggestaltung und Satz: Silke Rappelt, www.srappelt.de

Druck und Bindung: CPI buchbücher.de gmbh

ISBN: 978-3-939988-17-5

Editorische Notiz

Vier von der Infanterie. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918 ist nach Will Trempers Die Halbstarken (1956) der zweite Titel der Reihe Filme zum Lesen, die es sich zur Aufgabe macht, literarische Werke, die Filmklassikern zugrunde liegen, wieder in den Blick zu nehmen. Der Text folgt der 1929 im Hamburger Fackelreiter-Verlag erschienenen Erstausgabe, ist aber moderat der neuen Rechtschreibung angepasst. Satzfehler (insbesondere bei der Interpunktion) wurden stillschweigend korrigiert.

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Ernst Johannsen: Vier von der Infanterie. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918

3. Bildteil

4. Andre Kagelmann und Reinhold Keiner: „Lässig beginnt der Tod, Mensch und Tier zu ernten.“ Überlegungen zu Ernst Johannsens Roman Vier von der Infanterie und G. W. Pabsts Film WESTFRONT 1918

5. Über die Herausgeber

6. Bildnachweis

7. Weitere Erscheinungen

Vorwort

Der Erste Weltkrieg ist eines jener bahnbrechenden historischen Ereignisse, die Europa politisch-gesellschaftlich und mental prägten. Der Beginn dieser „Urkatastrophe Europas“ (G. F. Kennan) jährt sich im Sommer 2014 zum hundertsten Mal, der ‚Ausbruch‘ und der Verlauf des Kriegs werden schon jetzt in unterschiedlichen medialen Formaten illustriert und dargestellt, aber auch kontextualisiert und analysiert.

An diesen Krieg erinnern und seinen Verlauf sowie sein ‚Wesen‘ deuten will auch Ernst Johannsens Antikriegsroman Vier von der Infanterie. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918. Das pessimistische Werk unternimmt dies, in dem es von vier durchaus unterschiedlichen Kameraden, einfachen Soldaten, ihren Erlebnissen und Gedanken, von ihrem Leben und Sterben an der Westfront erzählt. Der Ende 1928 entstandene, dann 1929 im politisch linksgerichteten Hamburger Fackelreiter-Verlag erschienene Roman wurde in 14 Sprachen übersetzt, seine Gesamtauflage lag in etwa bei 120.000 Exemplaren. Freilich reichte Vier von der Infanterie nicht an den großen Publikumserfolg des von Erich Maria Remarques fast zeitgleich veröffentlichten und in struktureller wie inhaltlicher Sicht in vieler Hinsicht vergleichbaren Romans Im Westen nichts Neues heran. Diese ‚Ungleichheit unter Gleichen‘ findet sich medial gespiegelt auch in der Gegenüberstellung der Verfilmungen wieder: Lewis Milestones auf Remarques Roman basierender Film ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT war und ist ungleich populärer als G. W. Pabsts Johannsen-Adaption WESTFRONT 1918. VIER VON DER INFANTERIE (beide Filme wurden in Deutschland im Jahr 1930 uraufgeführt).

Die vorliegende Neuveröffentlichung des Romans Vier von der Infanterie. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918 setzt es sich daher zum Ziel, das kulturelle Gedächtnis um den Roman von Ernst Johannsen zu erweitern. Das ausführliche Nachwort zum Text analysiert und kontextualisiert zudem das Werk und nimmt außerdem die Verfilmung (unter besonderer Berücksichtigung des Regiedrehbuchs) und die Biografien der Autoren in den Blick.

Danksagung

Dank gebührt zunächst der Familie Johannsen für die Übertragung der Rechte an dem Roman, außerdem Hans-Michael Bock und Erika Wottrich für die Erlaubnis zum Abdruck des CineGraph-Artikels über G. W. Pabst, dem Deutschen Filminstitut-DIF e.V. und Andre Mieles für die Bereitstellung des Bildmaterials. Daniel Pabst gab freundlicherweise die Erlaubnis zur Einsichtnahme in das im Filmmuseum München/Stadtmuseum München vorhandene Regiedrehbuch des Films. Otto Brunken und Wiebke Sauer ist für das Lektorat von Roman und Nachwort zu danken, Silke Rappelt für den Satz des Buches (und des eBooks) sowie für die Umschlaggestaltung.

Ernst Johannsen Vier von der Infanterie. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918

DEN GEFALLENEN ZUM GEDÄCHTNIS

Einsamer Toter an der Straße Moreuil-Morisel; Radfahrer im Somme-Trichter; Landsturmmann ohne Schädeldach im Schlamm der Straße Laon-Glassy; verkohlter Flammenwerfer; Männer vor den Tanks; Jünglinge vom 21. März 1918, am Maschinengewehr noch im Tod weit ins Land spähend; Ihr vor Peronne, das Feld bedeckend; Artilleristen vom Chemin des Dames, zerrissen von Volltreffer, gestorben in Gas und Feuer; Munitionsleute, Gespenster auf ratternden Wagen, Straßengräben füllend vor Amiens, zerstückelt zwischen Gäulen, Granaten und Wagenteilen; unermüdliche Telephonisten, Melder, Flieger, Funker, Sanitätsleute … tote Kameraden von Verdun, Flandern, Chemin des Dames; Ihr vom Osten und Ihr vom Westen und Ihr vom Meere, erstickt in U-Booten, furchtbar gestorben auf Panzern, Torpedobooten, Minensuchern … Ihr Tausende und Abertausende und Du mein Freund, von dem niemand weiß, wo und wie Du starbst, wir werden Euch nicht vergessen, denn wir – wir waren Eure Kameraden!

Altona, im Spätsommer 1928

Ernst Johannsen

IN DEN TOD

Sie sind marschiert, die Vier, in Sonne,

Regen und Wind, im Dreck der Straßen,

in Eis und Schnee – durch blühendes

Land, durch erstorbene Wildnis – an

Tagen, in Nächten, nach Siegen und

furchtbaren Verlusten. –

Das französische Dorf ist noch bewohnt. Hauptsächlich von Frauen, Kindern und Greisen. Vom Schulgebäude flattert die Rote-Kreuz-Fahne. Frauen arbeiten in den Gärten hinter den aus Sandstein erbauten Häusern. Kinder sehen zu, wie Gefangene die Dorfstraße vom fußhohen Schmutz reinigen. Überall das lebhafte Treiben der Etappe: Wagenkolonnen, Lazarettautos und Infanterie, Pioniere, die Schmalspurgleise legen und Verpflegungsempfänger beim Proviantdepot.

Der Abschuss eines schweren französischen Geschützes tönt, trotz des entfernten, leise rumorenden Geschützdonners der Front, schräg vom trüben Himmel herab, als stände es dort in den schweren Regenwolken. Einige Sekunden lang ist es still. Mit feinem »Jiii«, welches zum heulenden »Juuu« übergeht und mit fürchterlich drohendem »Rommm« endet, saust die Granate heran, gleichsam in satanischer Freude aufschreiend. Da steigt schon drüben im Dorf majestätisch ein riesenhafter Springbrunnen aus Erde, Qualm, Steinen, Staub und Splittern. Ein betäubendes Krachen, die erste Granate ist eingeschlagen. Über die Dächer schwebt eine Qualmwolke. Flüchtende, auf die eigenen Geschütze schimpfende Bewohner, eilen in tiefe Keller. Eine schreiende Frau bricht vor der zerrissenen Leiche ihres Kindes zusammen. Vor Minuten noch spielte es dort, wo jetzt ein riesiges Loch gähnt. Im Lazarett horchen die Kranken und Verwundeten auf. »Wie – er schießt hierher? Man soll uns abtransportieren – in der Etappe fallen, das fehlt noch.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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