Vom glückseligen Leben - Lucius Annaeus Seneca - E-Book + Hörbuch

Vom glückseligen Leben E-Book

Lucius Annaeus Seneca

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Beschreibung

Der bebekannte,an seinen Bruder Gallio adressierte Text, gehört zu den wichtigen Texten Senecas und hat später Autoren und Philosophen von Heinrich von Kleist bis Wilhelm Schmid beeinflusst. Seneca arbeitet dabei Unterschiede zwischen Wohlleben und Glück heraus, verurteilt nicht die Annehmlichkeiten des Lebens, weist ihnen aber den gebührenden Platz nach den wichtigen Dingen des Lebens zu. Nach und nach entwickelt er so ein Vademecum über das richtige, gelingende Leben. Vom glückseligen Leben Neu durchgesehene Fassung mit Anmerkungen.

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Lucius Annaeus Seneca

Vom glückseligen Leben

© HörGut! Verlag, 2014

Inhaltsverzeichnis

Vom glückseligen Leben 4

I. 4

II. 6

III. 7

IV. 9

V. 10

VI. 11

VII. 12

VIII. 14

IX. 15

X. 16

XI. 18

XII. 19

XIII. 20

XIV. 22

XV. 23

XVI. 25

XVII. 26

XVIII. 28

XX. 30

XXI. 31

XXII. 33

XXIII. 34

XXIV. 36

XXV. 38

XXVI. 40

XXVII. 43

XXVIII. 45

Lucius Annaeus Seneca 46

Mehr vom HörGut! Verlag 48

Vom glückseligen Leben

De vita beata

An den Gallio1.

I.

(1.) Glückselig zu leben, mein Bruder Gallio, wünschen Alle, aber um zu durchschauen, was es sei, wodurch ein glückseliges Leben bewirkt werde, dazu sind sie zu blödsichtig. Und zu einem glückseligen Leben zu gelangen ist eine so gar nicht leichte Sache, dass Jeder sich um so weiter davon entfernt, je rascher er darauf losgeht, wenn er einmal den Weg verfehlt hat; denn führt dieser nach der entgegengesetzten Seite, so wird gerade die Eile der Grund einer immer größeren Entfernung. Man muss daher zuerst vor Augen stellen, was es sei, worauf man sein Streben richtet; sodann hat man sich darnach umzusehen, auf welchem Wege man am schnellsten dazu gelangen könne, indem man schon auf dem Wege selbst, wenn er nur der rechte ist, einsehen wird, wie viel davon täglich zurückgelegt werde und um wie viel näher man dem Ziele gekommen sei, zu dem uns ein natürliches Verlangen hintreibt. (2.) So lange wir freilich überallhin herumschweifen, keinem Führer folgend, sondern dem verworrenen Gelärme und Geschrei der uns nach ganz verschiedenen Seiten hin Rufenden, wird unser so kurzes Leben unter [stetem] Irregehen verfließen, auch wenn wir uns Tag und Nacht um eine richtige Ansicht bemühen. Daher entscheide man sich, sowohl wohin man wolle, als auf welchem Wege, und nicht ohne einen kundigen [Führer], der das, worauf wir zuschreiten, [bereits] erforscht hat, weil hier nicht dasselbe Verhältnis statt findet, wie bei den übrigen Reisen. Bei jenen lassen uns ein Fußpfad, den man festhält, und Bewohner [der Gegend], die man befragt, nicht irren, hier aber täuscht gerade der betretenste und besuchteste Weg am meisten. (3.) Deshalb haben wir auf Nichts mehr zu achten, als dass wir nicht nach Art des Viehes der Schar der Vorangehenden folgen, fortwandernd nicht, wo man gehen soll, sondern wo [von Andern] gegangen wird. Und doch verwickelt uns Nichts in größere Übel, als dass wir uns nach dem Gerede der Leute richten, indem wir das für das Beste halten, was mit großer Zustimmung angenommen ist und wovon wir viele Beispiele haben, und dass wir nicht nach Vernunftgründen, sondern nach Beispielen leben: daher jene gewaltige Zusammenhäufung von Leuten, die Einer über den Andern hinfallen. (4.) Was bei einem großen Menschengedränge der Fall ist, wo das Volk sich selbst drückt, dass Niemand fällt, ohne noch einen Andern sich nachzuziehen und die Vordersten den Folgenden verderblich werden, das kannst du im ganzen Leben sich ereignen sehen: Niemand irrt nur für sich allein, sondern er ist auch Grund und Urheber fremden Irrtums. Denn es ist schädlich, sich den Vorangehenden anzuschließen; und während ein Jeder lieber glauben, als nachdenken will, so wird über das Leben nie nachgedacht; immer glaubt man nur [Andern], und ein von Hand zu Hand fortgepflanzter Irrtum lenkt uns und stürzt uns [in's Verderben]; durch fremde Beispiele gehen wir zu Grunde. (5.) Wir werden geheilt werden, sobald wir uns nur vom großen Haufen absondern; so aber steht der Volkshaufe, der Verteidiger seines eigenen Verderbens, der Vernunft feindlich gegenüber. Und so geht es denn wie in den Wahlversammlungen, wo sich dieselben Leute darüber verwundern, dass Einer Prätor geworden, die ihn selbst dazu gemacht haben, wenn sich wandelbare Volksgunst gedreht hat. Eben dasselbe billigen, eben dasselbe tadeln wir: das ist der Ausgang eines jeden Gerichtes, wobei nach der Mehrzahl entschieden wird.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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