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Der Produktionsgartenbau war nach dem 2. Weltkrieg im Osten Deutschlands rückständig. Die bestehenden Betriebe waren wenig leistungsfähig, ihr Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung war unzureichend. Es bedurfte einer umfassenden strukturellen, technischen und gartenkulturellen Neuorientierung. Diese erfolgte unter den in den 50/60er Jahren gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen. Es entwickelten sich leistungsfähige Großbetriebe auf genossenschaftlicher Basis. Die damit verbundenen Prozesse werden von Akteuren dieser Jahre beschrieben.
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Seitenzahl: 295
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Autorinnen und Autoren
Vorwort
Abschnitt 1
DDR-Gartenbau aus zentraler Sicht
Zur Entwicklung des Gartenbaus in der DDR sowie zur Versorgung der Bevölkerung der DDR mit Gemüse, Obst und anderen gärtnerischen Produkten
Abschnitt 2
Ausbildung als Schlüsselfunktion
Die Betriebsberufsschule (BBS) für Gartenbau
Aufgaben und Wirksamkeit der Ingenieurschulen für Gartenbau
Erinnerungen an die akademische Ausbildung im Gartenbau Zur Entwicklung des Lehrbereiches Pflanzenzüchtung an der Sektion Gartenbau der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Technikausbildung in Quedlinburg-Ditfurt
Abschnitt 3
Wissenschaft als Wegweiser
Zur Forschung im Institut für Zierpflanzenbau (ab 1950) bzw. im Wissenschaftsbereich Zierpflanzenbau (ab 1968/69)
Großbeeren – Standort der Gemüsebau-Forschung
Zentrum der obstbaulichen Forschung in Dresden-Pillnitz
Splitter
Abschnitt 4
Obstbau auf neuen Wegen
Aussagen zum Havelländischen Obstanbaugebiet von 1945–1990
Vom Streuobstgarten zum Intensivobstbau; meine Erfahrungen mit dem Obstbau zu DDR-Zeiten
Obstanbaugebiet »Süßer See«1972–1992 – ein Rückblick
Obstbau in der Altmark
Abschnitt 5
Gemüsebau in großen Dimensionen
Gemüseproduktion im Spreewald
Gemüseproduktion in der LPG »Frieden«Gößnitz
Eine Erfolgsgeschichte in Schwante
Rückblick auf 20 Jahre Erzeugnisgruppenarbeit
Zusammenarbeit in der EZG-Gewächshausgemüse
Abschnitt 6
Zierpflanzenbau gab es auch
Betrachtungen des Zierpflanzenbaus im Volkseigenen Gartenbau
Moderne Tendenzen in der Züchtungsforschung bei Zierpflanzen
Abschnitt 7
Gemischte Betriebe als Großbetriebe
GPG »Frohe Zukunft«Frankfurt (Oder
Die Entwicklung des Gartenbaus in Glindow ab 1945 – ein Rückblick
Abschnitt 8
III. Konferenz des sozialistischen Gartenbaus (1966) fixierte Leitlinien
Aus dem Referat von Minister Georg Ewald auf der III. Konferenz des sozialistischen Gartenbaus am 14. und 15. Oktober 1966 in Erfurt
Abkürzungsverzeichnis
Der Herausgeber
Abbildungen
Abbildungsnachweis
Alschner, Eberhard
Ballin, Erich
Beer, Herbert
Eulitz, Ronald
Friedrich, Achim
Griesbach, Klaus
Greulich, Ernst
Heide, Christel/Heide, Werner
Hempel, Konrad
Hoffmann, Klaus
Kämpfer, Klaus
Kley, Gerd
Knuth, Manfred
Kühn, Jutta
Lutz, Hans-Joachim
Martin, Baldur
Wackwitz, Dietmar
Sahrmüller, Rolf
Wilhelm, Sigmar
Zimmermann, Horst
Was und wie waren die Ausgangspunkte für den Gartenbau in der DDR und welche Entwicklung nahm er? Worin besteht der Unterschied zwischen Krauter und Gärtner? Die Autoren geben die Antwort.
Die Situation nach dem Ende des 2. Weltkrieges lässt sich wie folgt charakterisieren:
Die übergroße Mehrheit der gärtnerischen Betriebe waren kleine und kleinste Familienbetriebe. Die Betriebsinhaber waren Chef und erster Geselle zugleich und wurden im alltäglichen Sprachgebrauch oft als »Krauter«(im Werderaner Raum auch »Mucker«) bezeichnet. Lediglich in Bereichen von Großstädten (Dresden, Erfurt, Leipzig, Magdeburg) und als Besonderheit in der Blumen- und Samenstadt Quedlinburg gab es nennenswerte und bekannte Gartenbaubetriebe.
Die überwiegende Mehrheit der Familienbetriebe hatte keine oder nur eine unzureichende materiell-technische Basis. Handarbeit war angesagt. Ein Gartenschlauch mit Regner war bereits eine Besonderheit. Glasflächen standen kaum zur Verfügung. Wenn es diese gab, dann waren sie alt und oft kriegsbedingt beschädigt oder zerstört. Industriekapazitäten zur Bereitstellung entsprechender Angebote gab es nicht. Erst in den 60/70er Jahren sollte sich das grundlegend verändern.
Es gab auch kaum leistungsfähige Fachkräfte. Entweder waren solche alt oder der Nachwuchs befand sich erst in der Ausbildung. Die Generation dazwischen war im Krieg geblieben oder kam vielfach physisch/psychisch gebrochen in ein zerstörtes Land zurück.
Im Gebiet der späteren DDR gab es in der Breite keinen zeitgemäß leistungsfähigen Gartenbau.
Die Rahmenbedingungen für die gesellschaftliche Entwicklung in der DDR waren mit entsprechenden Parteibeschlüssen der SED aus dem Jahre 1952 vorgegeben und beinhalteten den Aufbau des Sozialismus. Diese galten auch für die Landwirtschaft und den Gartenbau. Das führte in der Folge zu einem Umgestaltungsprozess des Bereiches Landwirtschaft/Gartenbau mit der Bildung von Gartenbaubrigaden als Bestandteil landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften oder von gärtnerischen Produktionsgenossenschaften. Dieser Prozess wurde 1960 mit dem sogenannten »Sozialistischen Frühling«abgeschlossen. Die gewissermaßen aus dem Boden gestampften neuen Produktionsstrukturen sowie die nun eingeführte Planwirtschaft waren für alle Beteiligten Neuland.
Um die neuen Produktionsverhältnisse optimal zur Wirkung zu bringen, bedurfte es entsprechend ausgebildeter Fachkräfte. Das System der Berufsausbildung (Berufs-, Fach- und Hochschulen) stand vor großen Herausforderungen. Die Lehrlinge erhielten ihre Ausbildung in den 50er Jahren überwiegend noch in privaten Betrieben, die Lehrkräfte in allen Bereichen hatten in diesen Jahren auch keine praktischen Erfahrungen mit den neuen Produktionsstätten. Die neu ausgebildeten Meister, Gartenbauingenieure und Diplomgärtner standen in den Betrieben vor herausfordernden Aufgaben, denn es gab so gut wie keine Muster.
Auch der gartenbauliche Wissenschaftsbereich hatte sowohl für die betriebswirtschaftlichen als auch anbautechnischen Bereiche in den nunmehr bestehenden großen Produktionseinheiten wenig Vorlauf für anwendungsreife Angebote.
Es setzte ein großer Findungsprozess ein. Die produzierenden Menschen mussten sich neu orientieren.
Alle im Gartenbaubereich Tätigen hatten sich ab den späten 50er Jahren der Aufgabe zu stellen, auf dem völlig unbekannten Terrain des Aufbaus von gartenbaulichen Großbetrieben erfolgreich zu bestehen. Das war für alle Neuland und der Anfang des Weges mitunter holprig.
Doch die neue und junge Gärtnergeneration bewältigte die Aufgabe. Sie schuf große Produktionsstätten und führte diese erfolgreich. Sie prägte gewissermaßen den DDR-Gartenbau mit all seinen Facetten unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen.
Es gelang ihr, den Findungsprozess der Menschen, die Organisation großer Produktionseinheiten unter den Bedingungen der Planwirtschaft zu gestalten, neue Anbautechnologien einzuführen, die notwendige technische Ausrüstung bis hin zum Rationalisierungsmittelbau für betriebsspezifische Lösungen und die Gestaltung neuer Absatzwege für große Produktpartien zu organisieren.
Die erfolgreiche Arbeit bedurfte einer engen kollegialen Zusammenarbeit aller Beteiligten. Diese wurde auf der Basis von Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen geleistet.
Die mit diesen Abläufen verbundenen Probleme werden aus der Sicht und den praktischen Erfahrungen von den Autoren der vorliegenden Berichte vermittelt. Sie spiegeln die Entwicklung des Gartenbaus der DDR im Zeitraum von 1950 bis 1990 wider und vermitteln ein reales Bild sowohl über den Gegenstand als auch über die Menschen, die diese Episode des deutschen Gartenbaus prägten.
Die nunmehr vorliegende Sammlung von Beiträgen zum DDR-Gartenbau erhebt nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit. Zu einer solchen sind noch lebende Zeitzeugen nicht mehr willens oder nicht mehr fähig. Nein, es sind Dokumente aus und über die Entwicklung sowohl des Sachgebietes als auch der darin tätigen Menschen und damit aus der praktischen Tätigkeit der Autoren: Dokumente, Erinnerungen, Erlebnisse.
Diese können und wollen den Anspruch erheben, die Jahre des DDR-Gartenbaus in seiner Breite – nicht in seiner Tiefe – praxisorientiert widerzuspiegeln. Mehr sollte es nicht sein, als das damalige Geschehen vor dem Vergessen zu bewahren.
Abb. I: Der Herausgeber mit Vater um 1950 bei der Tomatenernte in Mücheln (Geiseltal).
Abb. II: Die Eltern des Herausgebers in der eigenen Gärtnerei (Krauterei).