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Dieses Buch will als sinnstiftende Erzählung in einer klaren, nicht belehrenden Sprache die Chance bieten, auf respektvolle, spannende Art und im Geist der Aufklärung in die Natur des Seins zu blicken. Der Gewinn ist ein höheres Verständnis der alles umfassenden Daseinsordnung zwischen Himmel - die gesetzgebende Instanz im raumlosen Starken - und Erde - die existentielle Energie. Wir wissen nicht, was der anderen Menschen Glück ist und müssen uns für unser eigenes Glück entscheiden. Die Aussagen sind ein Plädoyer für Bildung und Wissen, für Mut und Wehrhaftigkeit zur Verteidigung der westlichen Demokratie. Nach der Auseinandersetzung mit der Essenz des Menschheitswissens von 5000 Jahren werden wir fähig sein, uns bestimmter zu entscheiden, welche Richtung unser Wertekompass anpeilen soll.
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Seitenzahl: 377
IMPRESSUM
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© 2022 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99130-047-2
ISBN e-book: 978-3-99130-048-9
Lektorat: Jonas Westhoff
Cover & Grafiken: beba it. web. grafik.
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Die Kapitel sind in sich abgeschlossen, was Wiederholungen bedingt.
In der männlichen Schreibform ist die weibliche Form miteingeschlossen.
ZITAT
„Wir müssen der Wandel sein,
den wir in der Welt sehen wollen.“
Mahatma Ghandi
CUM CORDE – MIT HERZ
für
Ernesto, meinen Kommilitonen und Ehemann
Markus, meinen Führungskollegen und
Spiritus rector dieses Buches
Peter, meinen älteren Bruder
Danke
für
alle Berater
alle Gegenleser
alle Experten
der Kommunikation
Danke
für
Am Israel
Niemals mehr das
Never again that
Plus jamais ça
MEINEN WERTEKOMPASS AUSRICHTEN UND WERTEBOTSCHAFTER SEIN
Standort auf der geistigen Landkarte einer globalisierten Weltkultur bestimmen, Werte und Ziele einordnen, Marschrichtung bestimmen, Marschtabelle folgen, Orientierung sichern, der Weg ist Teil des Resultats unseres Lebens.
Jeder Mensch hat seine eigenen Ideale, Normen, Prinzipien, Werte und Ziele.Wer im Leben kein Ziel hat, das sich mit der Entwicklung ändert, kann Richtung und Weg nicht finden. Das Elternhaus liefert oft Beispiele oder Gegenbeispiele. Was dem einen sein Besitz ist, gilt dem anderen seine berufliche, familiäre und gesellschaftliche Stellung oder seine Freiheit. An irgendetwas wollen wir uns festhalten und orientieren, denn es vermittelt uns eine gewisse Sicherheit oder Unbeschwertheit. Unsere Werte und Ziele können wir einordnen, aber nicht unbedingt über sie verfügen, gleichwohl lassen sie unsere Erfüllung und unseren Sinn in Reichweite erscheinen.Ohne Ziele kommt man nicht weiter.
Werte aus 5000 Jahren Menschheitswissen von A–Z
Absichtslosigkeit, Achtsamkeit, Akzeptanz, Altruismus, Anpassung, Anstand, Arbeit, Ausdauer, Authentizität
Barmherzigkeit, Berufung, Bescheidenheit, Besitz, Besonnenheit, Bestimmtheit, Bewegung, Bewusstsein, Bildung, Bodenhaftung
Charakterstärke, Charisma, Charme, Common Sense, Contenance
Dankbarkeit, Demokratie, Demut, Denken, Dienst, Diplomatie,
Diskretion, Disziplin, Diversität, Durchblick
Ehrlichkeit, Eigenständigkeit, Einfachheit, Einwirkung, Empathie, Entwicklung, Erfahrung, Erkenntnis, Ethik, Exzellenz
Familie, Fasten, Fleiss, Forschen, Fortschritt, Freiheit, Freude,
Freundlichkeit, Freundschaft, Friede, Fühlen, Fürsorge
Ganzheit, Gebet, Geduld, Gelassenheit, Gemeinschaft,
Gerechtigkeit, Gesundheit, Gewissen, Glaube, Glück, Güte
Haltung, Handeln, Harmonie, Heilen, Herzlichkeit, Hilfe,
Hingabe, Hoffnung, Höflichkeit, Humanität, Humor
Ideale, Information, Innovation, Inspiration, Instinkt,
Integrität, Intelligenz, Interaktion, Interesse, Intuition
Klarheit,Klugheit, Kommunikation, Kompetenz, Konsequenz,
Konzentration, Kooperation, Kraft, Kreativität, Kultur
Lachen, Laizismus, Leben, Lehre, Leistung,
Leumund, Liebe, Loslassen, Lösung, Loyalität, Lust
Marktwirtschaft, Mass, Meditation, Metaphysik, Mitgefühl, Moral, Motivation, Mündigkeit, Mut
Nachhaltigkeit, Nähe, Nahrung, Natur, Neigung,
Neugierde, Neutralität, Nicht-Handeln, Niveau
Offenheit, Ökonomie, Optimum, Ordnung, Organisation, Orientierung
Pause, Persönlichkeit, Perspektive, Pflicht, Phantasie,
Pläne, Präzision, Prinzipien, Prioritäten, Professionalität
Qualität
Rationalität, Realismus, Recht, Reflexion, Regeln, Reife, Reinheit,
Reisen,Resilienz, Respekt, Reue, Routine, Rücksicht, Ruhe
Sachlichkeit, Selbstvertrauen, Seelenkunde, Sensibilität,
Sicherheit, Sinn, Sorgfalt, Souveränität, Sympathie
Scham, Schlichtheit, Schönheit, Schutz, Schweigen
Sparsamkeit, Spenden, Spiritualität, Sportlichkeit
Stabilität, Stellung, Stille, Streben, Struktur, Studium
Takt, Talent, Tapferkeit, Tiere, Toleranz, Tradition,
Transzendenz, Träume, Treue, Trost, Tugend, Tun
Überzeugung, Übung, Umsicht, Unabhängigkeit,
Unerschütterlichkeit, Unterscheiden, Urteilskraft
Veränderung, Verantwortung, Verbindlichkeit, Vergeben,
Vernunft, Vertrauen, Verzicht, Vollendung, Vorsicht
Wachstum, Wahl, Wahrnehmung, Warten, Wasser, Weisheit,
Werte, Wettbewerb, Wille, Wissen, Wohlstand, Würde
Xenophilie (Fremdem gegenüber aufgeschlossen)
Yoga (Vereinigen in der Vollständigkeit)
Zäsur, Zeit, Ziele, Zufriedenheit, Zuneigung, Zurückhaltung,
Zusammenhang, Zuverlässigkeit, Zuversicht
mit Anspruch auf Geltung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit
EINE SINNSTIFTENDE ERZÄHLUNG IM BRENNGLAS DER WELT
Herkunft und Zukunft
Die Ansichten der Menschheit gehen in verschiedene Richtungen und dienen uns als Kompass bei der inneren Revision des eigenen Weges, der einer höheren Realität untersteht. Es gibt einen Geist, der in allen Menschen wirkt, aber in unterschiedlicher Weise genutzt wird. Die Säkularisierung bedeutet nicht das Ende der Religion, denn Religion ist nicht gleichzusetzen mit Frömmigkeit, sondern mit Ethik und Moral sowie Glauben und Werten.
Glaube und Werte bleiben konstitutiver Teil der Gesellschaft neben Politik und Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft. Zu den Selbstverständlichkeiten in der globalisierten Welt gehört, dass das Christentum keine Monopolstellung einnimmt, genauso wie die religiöse Skepsis in den aufgeklärten Gemeinschaften, die den Realitäten und Wissenschaften folgt.
Die Welt hat sich gewandelt im neuen Jahrtausend – und nicht zum Besseren. Die Verdichtung der Informations- und Kommunikationswege sowie der Handels- und Reiserouten überwindet nicht allein deshalb alle Grenzen. Einerseits entfernen sich die Glaubensbekenntnisse durch Wellen unkontrollierter Massenmigration oder Wellen unverlangter Mission von ihrem Ursprungsland, oft auch von den Ideen ihrer Gründer. Andererseits bedeuten sie eine Gefahr für die Zielländer durch die Entstehung von nicht integrierten Parallelgesellschaften, die die angestammte Zivilisation stören oder zerstören. Das Asylrecht war als Individualrecht gedacht, wenn jemand aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurde und nicht für den Aufbruch ganzer Länder wegen Bürgerkrieg und wirtschaftlicher Not.
Fehlende Einsichten in die Kulturen, ihre Denkmuster, Gebräuche und Sitten führen zu allgemeiner Ratlosigkeit, aber auch zu kompromissloser Besserwisserei und willkürlicher Gewalt. Die Antworten der verschiedenen Glaubensinhalte und Lebensweisen werden nicht wahrgenommen.
In Anbetracht der Unübersichtlichkeit des Themas ist es naiv, die Gesamtdeutung der Wirklichkeit nur auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit sowie Marktwirtschaft und Wettbewerb aufzubauen, ohne die Begrenztheit, lange Entwicklung und soziale Verwobenheit anderer Kulturen und Weltbilder zu berücksichtigen. Gerade bei den Religionen geht es um eine schwierige Gesamtdeutung, damit die Welt besser verständlich wird mit ihrem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Wir tun gut daran, mit den Weltreligionen in einen ernsthaften Dialog zu treten in zeitgemässer Lesart. Das Gestern verbinden wir mit dem Heute durch das prüfende Sieb der Geschichte, um unseren Horizont zu erweitern und auch dem Unsichtbaren einen Ort zu geben, weil viele Menschen nirgends mehr zuhause sind. Religionen sind in sich zusammenhängende Zeichensysteme, die Antworten auf die Frage nach Sinn und Ziel unseres Lebens bieten und gleichzeitig als Eichmass des Guten und Bösen einen Wahrheitsanspruch erheben.
In der globalisierten Welt stossen die verschiedenen Ebenen kulturellen und religiösen Denkens und Handelns hart aufeinander, werden aus Unkenntnis mehrheitlich ablehnend interpretiert oder als übersteigerte religiöse Identität neu aufgelegt – mit Vereinnahmung durch den Fundamentalismus oder das Sektenwesen jeglicher Färbung. Die Auseinandersetzungen um die unterschiedlichen Konzepte der Glaubenszeugnisse werden zwischen den Mitspielern zunehmen, weil alle gehört sein wollen. Die Lösungen scheinen für die Ewigkeit gebaut. Unwissenheit und Vereinfachung ist so gefährlich wie Gewalt.
Von Himmel und Erde und den Dingen dazwischen – Plädoyer für Bildung und Wissen sowie für Mut, Selbstbehauptung und Wehrhaftigkeit
Die Menschheit zeichnet sich aus durch Diversität. Jede Ethnie, jeder Fingerabdruck, ist anders. Nicht eine einzige Gesamtdeutung der Wirklichkeit kann das Ziel sein, denn sie wäre immer totalitär. Es geht um Aufnahme und Einschluss, ein Zusammenleben in Differenz auf dem Kampfplatz zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Fluch und Segen, zwischen Irrtum und Wahrheit, zwischen Theorie und Praxis.
Die gefeierte Weltoffenheit gilt aber nicht unterschiedslos für Freund und Feind. Offenheit mündet in Schutzlosigkeit, wenn der entschiedene Selbstbehauptungswillen, der entschiedene Mut und die entschiedene Wehrhaftigkeit fehlen. Die immer gefährdete Freiheit als Voraussetzung für ein Handeln nach eigenem Willen gilt es zu verteidigen, sie musste errungen werden und ist kein Selbstläufer.
Im Interesse des Gemeinwohls braucht es mehr denn je ein kritisches Quellenstudium über die grossen Denkstrukturen, aber auch über das Wesen des Universums, über Naturgesetze, Wirkungsweisen und Zusammenhänge. Mit den Bedingungen der Welt fängt alles an. Seit Jahrtausenden währt bereits die Suche nach der universalen Wahrheit über die menschliche Existenz und den einen Weg. Riesige Gedankengebäude sind entstanden mit endgültigen Botschaften und schmalen Fundamenten an lebenspraktischer Einsicht. Das Bedürfnis nach Sinn ist in den Jahrtausenden nicht verschwunden und existiert heute mehr denn je.
Dieses Buch will nicht erklären, was wir sowieso schon glauben, sondern als sinnstiftende Erzählung die Chance bieten, im Geist der humanistischen Aufklärung von 1720–1800 auf respektvolle, spannende Art in die Natur des Seins zu blicken, über Grenzen und technologische Reichweiten hinaus, ohne alles mit allem zu vergleichen. In neutraler Differenziertheit werden weder markante philosophische Positionen besetzt noch wird nach einer Weltformel gesucht Es bleibt Ihnen als Leser überlassen zu eigenen Schlüssen zu kommen, denn dieses Buch ist eine Analyse und keine Einflüsterung.
Der Gewinn soll ein höheres interdisziplinäres Verständnis sein der alles umfassenden grossen Daseinsordnung zwischen Himmel – die gesetzgebende Instanz im raumlosen Starken – und Erde – die existentielle Energie im polaren Raum. Wir wissen nicht, was der anderen Menschen Glück ist und müssen uns für unser eigenes Glück, für unsere eigenen Werte entscheiden.
Als Plädoyer für Bildung und Wissen, die mündigste Form der Information, aber auch als Plädoyer für Mut, Selbstbehauptung und Wehrhaftigkeit, für die rigorose Verteidigung der westlichen Demokratie und Freiheit, erscheinen die Aussagen in einem Blickwechsel zwischen Philosophie, Religion und Wissenschaft. Alle Feststellungen zeigen sich als Teile eines gemeinsamen Ganzen von eindrücklicher Vielfalt.
Fragen über Leben und Tod, Liebe und Hass gehen jeden an, aber nicht jede Antwort liegt uns gleich nah am Herzen. Die Weltordnung oder das, was wir dafür halten, ist nur in uns selbst zu finden und nicht leicht verständlich. Auch wenn sich uns nicht alle Geheimnisse erschliessen, werden wir nach der Auseinandersetzung mit der Essenz des Menschheitswissens von 5000 Jahren fähig sein, bestimmter zu entscheiden, welche Richtung der Pilgerreise, auf der wir alle unterwegs sind, unser Wertekompass anpeilen soll.
PHILOSOPHIE, RELIGION, WISSENSCHAFT - NATURGESETZE, WIRKUNGSWEISEN, ZUSAMMENHÄNGE
„Ich bin, ich weiss nicht wer
Ich komme, ich weiss nicht woher
Ich lebe, ich weiss nicht wie lang
Ich sterbe, ich weiss nicht wann
Ich gehe, ich weiss nicht wohin
Ich wundere mich, dass ich fröhlich bin.“
Seit dem Mittelalter beschäftigt sich die christliche Gemeinschaft mit diesem berühmt gewordenen Gedicht – mal als Vierzeiler, mal als Sechszeiler – eines unbekannten Verfassers. Martin Luther kannte den Vers und lehnte ihn als „Reim der Gottlosen“ ab. Die Christen wüssten, woher sie kämen und wohin sie gingen, nämlich von und zu Gott, getragen aus der Tiefe eines verankerten Plans. In einer seiner Sonntagspredigten antwortete er mit einem Gegenspruch:
„Ich lebe, so lange wie Gott will
Ich sterbe, wann und wie Gott will
Ich gehe und weiss wohin
Ich wundere mich, dass ich traurig bin.“
Ja was denn nun?
„Ich möchte gern, was auf der Erde und im Himmel ist, erfassen.“
Johann Wolfgang von Goethe
„Hebe deinen Blick von der Erde zum Himmel,
zu dieser bewundernswürdigen Ordnung.“ Leo Tolstoi
Besser entscheiden – Wofür zu leben sich lohnt
Der Durchreisecharakter und Tod sowie die Skepsis gegenüber dem Nachleben machen das eigene Leben fraglich. Gemäss dem deutschen Philosophen Wilhelm Schmid hat die Frage nach dem Sinn im 20. Jahrhundert an Intensität gewonnen, nachdem andere Epochen das Rätsel des Lebens weniger beschäftigte. Das vermehrte Interesse an Orientierung hat zweifellos mit der industriellen Entwicklung zu tun. In dieser Zeit zerbrachen viele Formen und Inhalte von Familie, Kultur und Religion sowie die darin verborgene Selbstgewissheit, der darin verborgene Sinn. Vor allem das Geheimnis des Glaubens stellte traditionell eine Bastion des Sinns dar. Glauben heisst nicht wissen und kann nicht allgemein verbindlich festgestellt werden.
Bei der Frage nach dem Ringen um den eigenen Lebenstraum, den Sinn des eigenen Lebens, geht es um die Bestimmung des Menschen, den kosmischen Prozess, die geistigen, moralischen, spirituellen und utilitaristischen Wahrheiten und Werte. Der Utilitarismus (Latein Nutzen), ist eine Form der zweckorientierten Ethik. Auf eine Grundformel reduziert, besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen maximiert, das heisst die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen.
Nachhaltigkeit beispielsweise ist ein Kapital, nicht nur beim Umgang mit den Aussenposten wie Sonne, Luft oder Niederschlägen, sondern auch mit den irdischen Beständen wie Bodenschätzen, Pflanzen und Tieren sowie Wasser. Leben heisst verbrauchen, aber wir verbrauchen mehr Ressourcen als auf der Erde vorhanden sind und zerstören die Artenvielfalt durch Emissionen sowie globale Erwärmung. Nachhaltigkeit fordert, die Handlungen am Wohle aller auszurichten – auch der Generation, die unsere Welt erben wird –, das Negative zu meiden und das Positive zu wählen, zum Beispiel #Zero Waste der Lebensmittel.
Mit Nahrungsmitteln ist haushälterisch umzugehen, ohne sie tonnenweise zu vernichten. Die grobstofflichen Gaben für die Körperfunktionen sollten von wertvoller Qualität und geringer Quantität sein. Die feinstofflichen Gaben für Geist und Seele sollten von ebenso wertvoller Qualität sein. Es gilt, sich nichts einzuverleiben, nichts in sich hineinzufressen, sondern der Ernährung den Platz der Charakterpflege zuzuweisen. Die Beantwortung der Frage „Handelt es sich um aufbauende Kost?“ hilft in sämtlichen Bereichen weiter, auch beim Umgang mit den täglichen Nachrichten aus aller Welt.
Das Reich Gottes – weder Märchenland noch Geschäftsmodell
„Das Reich Gottes ist weder ein Märchenland noch ein Geschäftsmodell. Es geht um die neue Wahrnehmung einer uralten Welt.“ Das sagt die deutsche Schriftstellerin Felicitas Hoppe.
Jede Vorstellung von Gott ist zu klein, und unser Wirbeltiergehirn, gefolgt vom Säugetier- und Primatengehirn, ist nicht für einen direkten Zugang zum Übersinnlichen geschaffen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Gott nicht erkannt, sondern nur erfahren werden kann – oder eben nicht. Für den Platz, den wir Gott einräumen, sind wir neuerdings selbst zuständig.
So scheint das Bedürfnis zu wachsen, die metaphysische Leere zu füllen, die sich nach Verdunstung der Religion und ihrer Rituale in weiten Teilen Europas ausgebreitet hat. Ursache dafür ist das Verschwinden eines religiös gefärbten kulturellen Untergrundes, der über alle Widrigkeiten des Lebens hinweg besagt, dass am Ende alles gut werden wird.
Die Tatsache, dass viele nicht mehr glauben können, sondern Antworten zu erhalten wünschen, wo es zu unserem eigenen Schutz letztlich keine gibt, macht die Materie nicht einfacher. Unendlichkeit ist nicht abstrakt, sie ist Teil des Kosmos. Es gibt da draussen etwas, das wir nicht verstehen, ein Geheimnis, das jenseits des Todes liegt. Im Glauben an dieses Mysterium sollten wir uns wohlfühlen und uns um unser Seelenheil kümmern, um Abstand, Perspektive und Weisheit.
Gesandte unseres eigenen Lebens
Einigkeit mit sich und anderen, Fürsorge, Lust, Seelenruhe: Antworten dieser Art hat die antike Philosophie gegeben, um so etwas wie den Sinn des Lebens festzuschreiben. Anstatt wie einst verpflichtende Antworten und Lebensmodelle von der Familie zu übernehmen, sind wir heute als Gesandte unseres eigenen Lebens aufgefordert, selbst zu denken. Die familiäre Herkunft und ihre Religion bildet aber nach wie vor unsere Identität: Wir sind Franzosen, wie wir Katholiken sind – seit der Vertreibung der Hugenotten im 17. Jahrhundert.
Durchblick und eigenes Urteilen verlangen das Verstehen der Existenz, von Naturgesetzen, Wirkungsweisen und Zusammenhängen. Dieses Verstehen ist die Grundlage, um die eigene Lebensführung zu bestimmen, dem Leben Halt, Richtung und Teilhabe zu geben. Wir gewinnen dadurch die Klarheit, einen eigenen Lebenssinn gemäss unseren Erfahrungen, Neigungen und unserem Wertekompass zu verwirklichen, ohne dabei eine Zone rein persönlicher Natur anzusteuern.
Sowohl als auch – oder und
An dieser Stelle beginnt nun unter der Optik von „sowohl als auch“ oder „und“ eine sinnstiftende, temporeiche Erzählung in ehrlichen, klaren Worten über die Dimensionen von Raum und Zeit, Energie und Materie sowie die Rolle des Menschen darin, die wir höchstens ansatzweise verstehen. Die Geschichte unserer Geschichte über Herkunft und Entwicklung ist nicht nur auf den abendländischen Kulturkreis bezogen. Die Geschichte unserer Geschichte hat Einfluss auf die Art, wie wir die Umwelt und uns selbst wahrnehmen. Die Geschichte unserer Geschichte transportiert Emotionen und Werteund unterliegt dem zeitlichen Wandel.
IKIGAI - DIE KRAFT DER GROSSEN SACHE UNTERSCHEIDEN UND WÄHLEN
Das Unterscheiden von Arbeit und Leistung anhand von vier Fragen gemäss der japanischen Methode „Ikigai“ – „Lebenswert“ hilft weiter bei der Bestimmung von unserer Lebensaufgabe, unserer Mission, unserem Sinn. Diese Art der Lebenskunst ist sehr alt, sie stammt aus der Heian-Periode (794–1185).
Denken Sie an die vielen Möglichkeiten, einen Lebensweg zu gehen, der Ihnen das Gefühl gibt, etwas Besonderes, Einzigartiges zu sein. Entwickeln Sie Ideen und klären Sie für sich vier Fragen:
Das, was ich liebe – Das, worin ich gut bin – Das, was die Welt braucht – Das, wofür ich bezahlt werden kann
Das Geheimnis der Antworten liegt in ihren Überschneidungen, die unseren Auftrag, unsere Kraft sowie unser Programm offenbaren. „Werde der, als der du gedacht bist“. Die Antworten zeigen, wie wir unsere Gegenwart, den Sinn unserer Existenz, am besten in der Kraft der grossen Sache entfalten können, um einem Bedürfnis der Welt zu dienen.
Das Wählen steht nicht im Programm der Menschheitsentwicklung. Nehmen, was man kriegen kann, lautete das Überlebensrezept. Bis heute hinkt unser Gemüt der Evolution hinterher. OhneAlternativen wird das Leben unerträglich, zu viele Optionen schaffen aber auch Probleme. 30 bis 40 Prozentunseres Alltags bestehen aus Gewohnheiten, sagen die Neuropsychologen. Wenn es nicht so wäre, würden wir unter der Last der Entscheidungen zusammenbrechen. Die Schwester von Gewohnheit und Routine ist aber die Langeweile und Monotonie.
„Wählen zu lernen ist schwer“, erkannte der amerikanische Psychologe Barry Schwartz, „gut zu wählen ist noch schwerer und gut zu wählen in einer Welt unbegrenzter Möglichkeiten ist am schwersten.“ Diese Formulierung betrifft nicht nur das breite Angebot bei unserem Konsum, sondern an erster Stelle die Wahlüberlastung bei unseren Lebensentscheidungen.
Der Kurs auf ein sinnvolles Leben verlangt Handlungsbereitschaft sowie Konzentration auf das Wesentliche, auf ein Ziel von persönlicher Bedeutung für uns.Gut genug reicht und ist Fluchtweg aus der Perfektionsfalle.Für die Realisierung unserer Leidenschaften und Visionen müssen wir selbst aktiv werden, uns entscheiden zwischen Ekstase und Entsagung sowie das fehlende Wissen abholen. Besondere Vorhaben brauchen Herz und Seele, Mut und Zeit.
Es gibt keinen Stillstand. Alles, was lebt, will sich weiterentwickeln. Nur der tätige Mensch ist ein zufriedener Mensch.
DAS CORONAVIRUS - EVOLUTIONSBESCHLEUNIGER UND WECKRUF
Die Pandemie als Beispiel für eine seit jeher als Heimsuchung erlebte Zeitströmung
Der Ausbruch der neuen Coronavirus-Erkrankung COVID-19 (Corona Virus Disease-2019), als zweites aus der SARS-Reihe (Severe Acute Respiratory Syndrome)stammendes Virus auch SARS-CoV-2 genannt,meldet sich gemäss dem deutschen Zukunftsforscher Matthias Horx als Evolutionsbeschleuniger, als Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte, eine materielle Richtung, in der es aber keine Zukunft gibt, weil Mass und Verzicht verloren gingen. Auch der Sinn für die Naturgewalten, für den umfassenden Charakter von Epidemien und das Kommen und Gehen auf der Erde verschwand.
Wir leben ohne jeden Respekt für die Natur, Spiritualität und Transzendenz. An ihre Stelle haben wir Ausbeutung, Herrschaft, Kommerz und Vergnügen gesetzt. Wir leben ohne jeden Respekt für die Mitwelt und Umwelt. An ihre Stelle haben wir Gier und Neid sowie Enthemmung und Verrohung gesetzt. Wir leben ohne jeden Respekt für die Gemeinschaft und Teilnahme. An ihre Stelle haben wir Gleichgültigkeit statt Sinnhaftigkeit gesetzt.
Form und Richtung unseres Lebens stimmen nicht mehr. Es fehlt die Demut vor dem Willen der Zeit und vor der Unterscheidung zwischen Anspruch und Gnade. Wir sind nicht im Fluss, nicht in Verbindung mit den Zusammenhängen. Unvorhersehbare grosse Ereignisse sind als höhere Gewalt bekannt und immer einzukalkulieren, was aber auf Machbarkeit geeichten Gesellschaften schwerfällt. Ohne diese Verbindung drohen wir jedoch in die Falle zu geraten, nach der alles, was wir erleben, das Aussergewöhnlichste sei, das Besonderste der Weltgeschichte, was es zweifellos nicht ist, denn alles war schon und alles wird wieder sein.
Einem falschen Verständnis von Normalität sollten wir nicht unterliegen. Auch wenn wir im Umschlagen des Zeitenlaufs einen natürlichen Zusammenhang mit unserer unnatürlichen Lebensweise nicht ausschliessen können, lässt sich aus den materiellen Gezeiten des Zustands der Welt kein moralisches Urteil ableiten. Wenn das Schicksal zuschlägt, wenn Viren töten, steckt kein höherer Plan dahinter, sondern Ursache und Wirkung. Die Natur hat ihre Macht vorgezeigt und beherrscht auch unseren eigenen Film. Unsere Erfahrungen sollten wir nicht als Katastrophe werten, sondern als tragende Pfeiler unseres Lebens.
Neue globale Ära mit Ansage –
Ende Dezember 2019 wurde eine neue globale Ära sichtbar. Ihren schicksalsschweren Anfang nahm sie mit höchster Wahrscheinlichkeit im Laufe des Spätsommers 2019 in Wuhan, eine 11-Millionen-Einwohner-Metropole in der zentralchinesischen Provinz Hubei.
Eine Studie der Harvard Medical School in Boston dokumentiert rückwirkend, dass das Coronavirus bereits zu diesem Zeitpunkt im Umlauf gewesen sein muss. Die Satelliten-Aufnahmen von RS Metrics beweisen ab August einen steilen Anstieg des Krankenhausverkehrs in Wuhan sowie der Abfragen nach COVID-19-spezifischen Symptomen bei chinesischen Internet-Suchmaschinen. Die Zunahme beider Signale, Krankenhausverkehr und Suchabfragen, geht dem bisher angenommenen Beginn der monumentalen Corona-Krise von Dezember 2019 deutlich voraus.
Wann auch immer der Start gewesen sein mag, am 12. März 2020 führte die Epidemie zum Ausrufen der 2. Pandemie im 21. Jahrhundert durch die World Health Organization (WHO) in Genf. 2002–2003 ereignete sich die 1. Pandemie beim erstmaligen Auftreten des SARS-assoziierten Coronavirus, heute SARS-CoV-1. Gemäss der Definition der WHO ist eine Pandemie auszurufen, wenn die Seuche länderübergreifend mit hohen Fallzahlen und schwerem Verlauf ungebremst um die Welt mäandert.
Kosmischer Hausbesuch 2020
Corona-Zeiten sind Zeiten von Virologen und Epidemiologen, dunklen Vorahnungen und Prophezeiungen von Niedergang. Dem wollen wir nicht verfallen, denn es gilt: Nüchternheit und Wissen sowie Risikoabwägung und Vorsicht statt Angst.
Dazu gehört in dieser Zeit auch ein Blick auf die seriöse Astrologie, die Deutung von Zusammenhängen zwischen astronomischen Konstellationen und irdischen Vorgängen. Die ältesten sicheren Spuren der Astrologie lassen sich bis etwa 2500 Jahre v. u. Z. in Mesopotamien zurückverfolgen. Träger der auch in Ägypten, China und Indien bekannten Kultur waren die Babylonier und Sumerer. Offenbar erkannten die Menschen bei der Himmelsbeobachtung, dass es gewisse Zyklen gibt, die mit einiger Erfahrung vorausberechenbar sind und sich mit positiven oder negativen Erwartungen verknüpfen lassen. Das war der Anfang der Ankündigung von Erneuerungsbewegungen: der Prognose.
Es folgt die auszugsweise zitierte Prognose der Astrologin Ute Flörchinger, veröffentlicht am 30.12.2019 im Magazin „Iconist“ der deutschen Zeitung „Welt“:
„So wie 2020 stehen die Sterne nur alle paar Jahrhunderte. Wichtige Konstellationen kündigen ein besonderes Jahr an. Sie sorgen dafür, dass 2020 ein Jahr der Umbrüche und grossen Veränderungen wird. Vieles, was sich in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut und aufgebläht hat, wird nun von Grund auf konsolidiert. Da die äussere Welt einem Wandel unterzogen ist, werden verstärkt Familie und Häuslichkeit im Fokus stehen. 2020 werden einige himmlische Aspektierungen eintreten, unter denen es in der Vergangenheit häufig zu Erschütterungen kam. Krisen in Kirche, Staat und Wirtschaft, Naturkatastrophen, aber auch Kriege sind bei diesen Konstellationen zu beobachten. Solche Umbrüche bieten die Chance zur Besinnung auf wesentliche Werte. Es bricht nicht alles zusammen, sondern sortiert sich nur neu und führt uns zum richtigen Mass zurück. Wichtig ist, dass jeder diesen Umsturz als notwendig erachtet. Eine der astrologischen Stellungen geschah zuletzt 1518. Zu dieser Zeit erreichte der Ablasshandel seinen Höhepunkt. Die Reformation als Gegenbewegung hatte ihren Anfang genommen, veränderte die ganze Epoche und wirkt bis heute. Zudem wiederholt sich auch eine andere astronomische Stellung, diejenige von 1968, mit dem Beginn der Studenten-Revolten, als Konventionen und Normen fielen. Die beiden Konstellationen von 1518 und 1968 bergen in Kombination ein gewaltiges Konfliktpotenzial, das sich dieses Mal zwar auf anderen Ebenen zeigt, dennoch an Brisanz nicht zu unterschätzen ist. Wir werden uns von Altem, längst Überholtem befreien und uns, um im Bild zu bleiben, erneut reformieren.“
Kosmische Wette 2020
Eine genau gleiche, fast ebenso unheimliche Punktlandung machte 2017 der britische Astronomer Royal Martin Rees, Lord Rees of Ludlow, Cosmologist von Königin Elizabeth II.
Die COVID-19-Pandemie ist nicht vorbei, doch es ist bereits klar, dass Lord Rees seine damalige Wette mit dem amerikanischen Harvard-Psychologen Steven Pinker gewonnen hat, wonach „Biofehler oder Bioterror zu mehr als einer Million Toten infolge eines einzigen Ereignisses führen werden – in nicht mehr als sechs Monaten um den 31. Dezember 2020.“
Laut der Johns Hopkins University in Baltimore forderte COVID-19 im Jahr 2020 1,8 Millionen Menschenleben. Bis 1. August 2021 könnten es weltweit fünf Millionen Todesfälle sein. Es hätte noch schlimmer kommen können. Im März 2020 meinten einige Epidemiologen, dass ohne einschneidende ökonomische und soziale Lockdowns mit 30 bis 40 Millionen Toten zu rechnen wäre.
Aktuelle Dringlichkeit und unfruchtbare Felder
Corona-Zeiten sind auch Zeiten des Wiederlesens dicker Bücher, in denen über das Arbeitsethos des Westens, über Erfindungen und andere wissenschaftliche Erfolge berichtet wird. Vor einem Jahrzehnt hat der schottische Historiker und Harvard-Professor Niall Ferguson ein 500-seitiges Werk verfasst mit dem Titel „Der Westen und der Rest der Welt“.
Ist es möglich, dass sich diese Dominanz innerhalb weniger Generationen in einen Abstieg verwandelt? Wir wollen versuchen festzustellen, was aktuell Dringlichkeit verlangt, ohne Abneigungen und Vorlieben. Längst nicht alles hängt mit Epidemien und Seuchen zusammen.
Viele Probleme sind älter als das Virus. Auch die vom Menschen verursachte Erderwärmung, der Klimawandel, als Folge des Wohlstandstreibers Globalisierung ist eine weltweite Last wie das Nord-Süd-Gefälle und andere wachsende Ungleichheiten. Die Pandemie COVID-19 legt allerdings vieles schonungslos offen und liefert den Beweis,dass alle wirklich wichtigen Dinge in unserem Leben auch ohne unser Dazutun geschehen und sich als organisch gewachsen zeigen.
Die Schönwetterperiode ist vorbei. Eine neue Zeitqualität tritt in den Vordergrund mit dem Zerfall alter Strukturen und nicht mehr tauglicher Konzepte des Miteinanders. Sie verlangt von uns, dass wir Normalität neu definieren und mit der Vergangenheit brechen. Die neue Zeitepoche hat sich seit langem im Hintergrund vorbereitet und einige Themenbilder der vergangenen Jahre versteckt begleitet. Der Anstoss zu Bewegung, Umschwung und Veränderung ist nicht aufzuhalten. Der uns entgegenwehende Wind sorgt für Regeneration. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) hinterliess uns folgenden Naturvergleich: „Die Taube in ihrem Flug kommt leicht auf den Gedanken, ohne Luftwiderstand würde sie noch viel leichter fliegen.“ In Wirklichkeit wäre der Absturz die Folge.
Die Felder, auf denen gewirtschaftet wurde, sind unfruchtbar geworden. Aus den verbrauchten Blättern, Ästen und Zweigen – Sinnbilder für den Lebensbaum – bildet sich Humus. Die fruchtbare Essenz des Vergangenen schafft den Nährboden für neues Leben mit neuen Optionen, neuen Realitäten und neuen Prioritäten. Ohne diesen Humus wäre die Auslöschung die Folge. Der Beweis dafür ist der Untergang einzelner Ethnien und Kulturen oder Organismen in Flora und Fauna im Laufe der Zeit.
Es geht um Mensch gegen Natur. Wir sehen uns nicht als Teil der Natur, sondern als ihr überlegen. Die Schlüsselfrage unserer Existenz wird sein, ob wir dieses Missverständnis aus den Köpfen kriegen. Gemäss dem Prinzip der Evolution muss sich nicht die Welt den Lebewesen anpassen, sondern die Lebewesen der Welt. Dafür müssen wir bereit sein, unser Denken und Handeln zu revidieren. Selbst säkulare Menschen glauben, dass die ausgleichende Natur eine natürliche Güte bereithalte für die Menschen. Wir wollen eine Milde aus dem Natürlichen lesen. Natur war aber immer auch Gewalt und Katastrophe, die Erosion und Verwüstung hinterliess. Natur als bedrohliche Natur wahrzunehmen, gehört zur Debatte um Klima oder Pandemie, sollte aber nicht instrumentalisiert werden, weil globale Themen nicht durch nationale Politik und Wissenschaft zu lösen sein werden.
Wie bereits an anderer Stelle festgestellt, ist die Erde ein offenes System in dem Sinne, dass sie Energie von aussen bezieht, von Sonne, Luft und Niederschlägen. Betreffend den Materietransfer von aussen ist sie jedoch ein geschlossenes System. Der Zugang von Festkörpern kosmischer Herkunft wie Meteoriten bildet die Ausnahme. Als geschlossenes System kann die Erde also nicht unendlich wachsen. Sie muss mit den Ressourcen haushalten, über die sie verfügt wie jeder andere Haushalt auch auf diesem Planeten.
Ökologische und sozialmedizinische Fragen
Die ökologischen und sozialmedizinischen Fragen sind gemäss der Zeitqualität zu klären, denn sie sind bei der Übertragung und Verbreitung von Krankheitserregern als Pandemien entscheidend.
DieBeziehung zwischen Parasit, dem heimlichen Herrscher des Planeten, und Wirt ist Millionen Jahre alt und durch die Evolution auf das Feinste abgestimmt. Der Nutzen dieser Beziehung liegt einseitig beim Parasiten wie Floh, Laus, Milbe oder Wurm.
Wie wir wissen, beschleunigt die Verhüllung der Welt in einen CO2-Nebel und das Zusammenrücken von Mensch und Tier sogenannte Zoonosen: die Übertragung von Mikroben (Bakterien und Viren oder Parasiten sowie Pilzen) in Reservoirwirten durch Zwischenwirte und Vektoren (Träger) auf den Endwirt Mensch. Bekannte Zoonosen sind neben der Malaria und Pest, beispielsweise die Borreliose, Tollwut oder Tuberkulose.
Was den Klimawandel betrifft, so gibt es ihn natürlich seit Menschengedenken, und wir verstehen bis heute nicht ausreichend wie Wetter funktioniert. CO2ist als unverzichtbarer Teil der Bio-Kreislaufwirtschaft ein Spieler unter vielen. Ohne CO2würde es kein Leben auf der Welt geben.
Fahndung nach dem Infektionsweg –
Verkürzt dargestellt, verläuft der typische Infektionsweg am Beispiel der Pest von der Ratte über den Floh auf den Menschen. AIDS (Aquired Immune Deficiency Syndrom), 1981 in den USA erstmals beschrieben, aber wesentlich älter und nie ausgerottet, ist ein weiteres Beispiel dafür.
In der Entstehungstheorie von AIDS gelten als Auslöser die Weissnasenmeerkatzen und Halsbandmangaben in Westafrika, die von den als Zwischenwirten erkannten Schimpansen gejagt und gefressen werden. Die Übertragung auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits vor den 1930er Jahren durch Verletzungen bei der Jagd oder beim Verzehr von Schimpansen. 1966 erreichte das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus) von Afrika aus Haiti und 1969 die USA.
AIDS läutete die Rückkehr der Infektionskrankheiten ein, nachdem ein Jahrzehnt zuvor die Pocken von der WHO als besiegt erklärt wurden.
Bei der Fahndung nach dem Auslöser von COVID-19 sprechen die Spuren der Übertragungskette, eingekreist in Südwestchina am ehesten für die seit 50 Millionen Jahren existierende Säugetiergruppe der Fledermäuse als Reservoirwirt und die Marderhunde sowie Schleichkatzen als Zwischenwirte, die dem Virus auf natürlichem Weg halfen, sich an menschliche Zellen zu adaptieren.
Zwischenwirte sind Tiere, aber auch Menschen, die von Parasiten im Entwicklungsstadium befallen werden. Im Zwischenwirt passt sich der Parasit an und vermehrt sich, bevor er den Endwirt überwältigt. Ein Parasit kann auch mehrere Zwischenwirte haben. DerMensch kann nicht nur Zwischenwirt und Endwirt sein, sondern auch Fehlwirt, wenn die Infektion nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben wird wie beispielsweise beim Fuchsbandwurm. Bei direkter optimaler Anpassung braucht es keinen Zwischenwirt, was aber eher selten ist.
im Huanan Seafood Market
Es wird noch dauern bis der Auslöser der Coronavirus-Pandemie eindeutig nachgewiesen ist: Wurde COVID-19 tatsächlich auf natürlichem Weg übertragen?
Der Huanan Seafood Market (HSM) in Wuhan gilt als erstes Epi-Zentrum dafür, dass hier COVID-19 von einem tierischen Wirt auf den Menschen überspringen konnte. Eine neue Studie der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ der renommierten britischen Verlagsgruppe Nature Research vom Juni 2021 über illegalen Handel mit lebenden Wildtieren in China belegt, dass die Zustände im HSM offenbar tatsächlich ideal waren für die Übertragung. Dort fand man COVID-19 im Januar 2020 auf diversen Oberflächen, auch gab es infizierte Mitarbeiter und der HSM musste geschlossen werden. Mit ihren Ergebnissen widerspricht die neue Studie manchen der Aussagen vom Februar 2021 der WHO-Mission vor Ort in Wuhan, die den Auslöser der Coronavirus-Pandemie erforschen sollte.
im Wuhan Institute of Virology oder im Wuhan Center of Disease Control and Prevention
Ist COVID-19 etwa doch über einen Laborunfall entwichen, von aussen ins Labor gelangt oder könnte sich ein Labor-Mitarbeiter bei Feldforschungen angesteckt haben?
Doktor Shi Zengli, Virologin und Leiterin des zweiten in Frage kommenden Epi-Zentrums, dem Wuhan Institute of Virology (WIV), dem einzigen Sicherheitslabor in China der höchsten Stufe 4, erklärt den Verdacht nach ihren Kontrollen als unbegründet. Shi sieht den Ausbruch als Strafe der Natur und meint damit die Tradition ihrer Landsleute, die so ziemlich alles verspeisen, was um sie herum kreucht und fleucht. Bekannt ist der Übername von Doktor Shi: „Batwoman“, da sie häufig auf Fledermaus-Expeditionen unterwegs ist, und dass sie am 12.09.2019, um 02:00 Uhr Ortszeit, die Datenbank über Coronaviren vom Netz nehmen liess.
Es gibt Spekulationen, dass Coronaviren aus Fledermäusen im WIV genetisch verändert wurden und dabei für Menschen gefährliche und leicht übertragbare Viren entstanden. Solche Experimente werden „Gain-of-Function“-Forschung genannt. Sie sind keine neue Erfindung und werden betrieben, um zum Beispiel zu erkennen, wie die Bestandteile der Virushülle beschaffen sein müssen, damit sich das Virus gut an menschliche Zellen anbindet oder nicht mehr von menschlichen Antikörpern erkannt wird.
Die Möglichkeit der Ansteckung bei Feldforschungen mit Fledermäusen eines Labor-Mitarbeiters vom dritten in Frage kommenden Epi-Zentrum, dem Wuhan Center of Disease Control and Prevention (WCDC), steht sowohl bei der amerikanischen Regierung als auch bei der WHO im Raum. Dann wäre es aber kein Laborunfall, sondern eine Zoonose.
Das Feld ist abgesteckt: Die Labortheorie gilt als sumpfiges Terrain. Im Kern geht es bei sogenannten Hochsicherheitslaboren um die eine Frage, ob es – auch in guter Absicht – sinnvoll ist, ein Gefahrenpotenzial zu riskieren, dass es in der Natur noch gar nicht gibt und um die andere Frage, ob es sinnvoll ist, dieses Wagnis in Mega-Millionenmetropolen zu suchen?
Die Ursprungsklärung ist zum geostrategischen Kampfplatz zwischen den USA und China verkommen. Es geht um Deutungshoheit sowie Macht mit der WHO als Fussnote, weil bis anhin gegenüber der Weltgesundheitsorganisation keine Daten der relevanten Versuche offengelegt wurden.Das liegt auch an der geringen Autorität der Organisation, die sich wegen ihrer inneren Schwächen während der Pandemie eher als Teil des Problems denn als Teil einer Lösung gezeigt hat.China verlangteim Sommer 2021, die WHO möge die Rolle des Hochsicherheitslabors der amerikanischen Armee für Biowaffen, Fort Detrick in Frederick, untersuchen, statt erneut nach Wuhan zu reisen.
Wirtsspektrum erkennen
Für Epidemiologen ist es wichtig, das Wirtsspektrum von COVID-19 zu erkennen, um künftige Pandemien in ihren Anfängen besser kanalisieren zu können.
Es gilt frühzeitig Viren zu identifizieren, die fähig sind, sich auch direkt an eine menschliche Zelle anzudocken, ohne dass ein Zwischenwirt notwendig ist. Was wiederum zur Frage führt: War die optimale Anpassung eine natürliche Entwicklung – oder wurde im Labor nachgeholfen? Der fehlende Nachweis von COVID-19 im Tierreich belegt selbstverständlich nicht die Laborthese. Man muss auch bei der Pandemie-Ursache beweisen, was geschehen ist – und nicht, was nicht geschehen ist. Das gelingt nur mit einer tadellosen Untersuchung. Bis auf weiteres fehlen zwei wesentliche Eckdaten: der mögliche Zwischenwirt und der Patient null (Patient zero), das heisst der Ersterkrankte.
Beim verwandten SARS-CoV-1 ist als Ursprung mit höchster Wahrscheinlichkeit auch die Virenschleuder Fledermaus eingekreist. Der Marderhund und die Schleichkatze sind als Zwischenwirte in der südostchinesischen Provinz Guadong belegt.
Beim verwandten Virus MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome) wurden als Ursprung ebenfalls die Fledermaus und das Dromedar als Zwischenwirt auf der Arabischen Halbinsel festgestellt.
Alle bisher erkannten Coronaviren befallen die Atemwege und die Lunge.
Der Name Corona (Latein Kranz) wurde im Labor vergeben. Die im elektronenmikroskopischen Bild grob kugelförmigen Viren fallen durch einen markanten Kranz blütenblattartiger Fortsätze (Spikes) auf, der an eine Sonnenkorona erinnert.
Zunahme zoonotischer Infektionskrankheiten
Für die Zunahme zoonotischer Infektionskrankheiten gibt es verschiedene Gründe. Allgemein lässt sich sagen, dass die Nähe von Mensch und Tier dafür verantwortlich ist.
Einerseits dringt der Mensch, angefeuert durch seine exorbitante Vermehrung (aktuell 8 Milliarden Menschen gegenüber 250 Millionen zu Jesu Zeiten), immer weiter in den Lebensraum von wilden Tieren ein, schafft Zerstörung durch direkte Bejagung und Nahrungskonkurrenz durch eingeschleppte Arten. Andererseits werden Regenwälder im grossen Stil gerodet, um Rohstoffe zu gewinnen oder neue Flächen für die Nutztierhaltung zu schaffen. Wenn Rinder immer näher dort grasen, wo der Lebensraum von Wildtieren beginnt, kommt es zu verstärkten Kontakten der Tiere untereinander sowie zwischen Wildtier und Mensch. Erreger schaffen es dadurch, sich aus ihren historischen Verbreitungsgebieten wegzubewegen.
Bei der globalen Regulierung und Überwachung des evolutionären Drucks müssten auch bestimmte Nutztier- und Wildtier-Populationen eingeschlossen werden. Die Regulierung und Überwachung des Wildartenhandels sowie der Wildtierfarmen und Wildtiermärkte gehören ebenso dazu. Anzuerkennen ist die ernährungsrelevante Rolle des Verzehrs von Wildfleisch, der bereits heute strengen veterinärmedizinischen Auflagen unterliegt, die aber Geld kosten. Ein besseres Monitoring neu auftretender Pathogene ist zweifellos eine globale Aufgabe, und die Weltgemeinschaft muss deshalb eine einheitliche Front bilden, namentlich dort, wo Mensch und Wildnis zusammentreffen.
Die nationalen und internationalen Umsiedlungen von Flora und Fauna bedeuten zusätzliche Probleme. Der globalisierte Waren-, Pflanzen-, Tier- und Menschenverkehr vermischt Krankheitsstämme. Oft ist das Immunsystem von Tier und Mensch diesen vorher unbekannten Krankheitserregern hilflos ausgeliefert, wie wir aus der Entdeckerliteratur seit dem 16. Jahrhundert wissen. Die Infektionskette muss aber nicht (mehr) unbedingt vom Eindringling zum Indigenen stattfinden oder vom Tier zum Menschen, sondern kann auch umgekehrt beginnen oder in beide Richtungen verlaufen. In diesem Zusammenhang sind auch die seit den Entdeckungsfahrten eingeschleppten Pflanzenarten zu nennen, die Neophyten, die sich invasiv überall verbreiten und die heimische Biodiversität bedrohen.
Neben den Zerstörungen des Naturgeschehens durch den Menschen sind die Massentierhaltung und die Tierfütterung mit Tiermehl weitere Verbreitungswege von Krankheitserregern. So zeigt sich beispielsweise, dass die Mücke der Gattung Anopheles als Wirt und Vektor vom Erreger der Malaria, dem medizinisch bedeutenden Einzeller und Parasiten Plasmodium, immer weiter gen Norden wandert. Malaria-Parasiten entwickeln sich in zwei verschiedenen Wirten: in der Mücke und in Säugern, einschliesslich des Menschen. Die in den Tropen und Subtropen gefürchtete Malaria kann nur von Mensch zu Mensch durch den Stich einer infizierten weiblichen Anopheles-Mücke übertragen werden.
Mücken sind die gefährlichsten Tiere der Welt – und sie kommen näher. Mücken sind gigantische Überlebenskünstler: ein Erfolgsmodell, auf allen Kontinenten ausser der Antarktis vertreten, seit 100 Millionen Jahren. Mücken haben vermutlich bereits Dinosaurier gestochen. Neben der Anopheles-Mückeübertragen auch andere Stechmücken wie die Buschmücke oder Tigermücke der Gattung Aedes gefährliche Tropenkrankheiten, darunter das Dengue-Fieber, Gelbfieber, West-Nil-Fieber oder das Zika-Virus.
Bei einer mechanischen Übertragung ist der Vektor nur äusserlich mit einem Erreger kontaminiert. Ein Beispiel dafür ist die Schweinepest.
Faktoren, die entscheidend dafür sind, wie schnell ein Krankheitserreger um sich greifen kann, sind zum Beispiel die Anpassungsfähigkeit und Vermehrungsrate des Erregers, die evolutionäre Entwicklung, die Übertragungswege, die Menge an Zwischenwirten und Vektoren sowie die Anfälligkeit der Bevölkerung, die unter anderem durch Armut oder Wohlstand bestimmt wird.
COVID-19 keine Influenza – Gleichgültigkeit und Panik
Mark Honigsbaum, Medizinhistoriker der City University London, moniert in seinem Buch „Das Jahrhundert der Pandemien“ das Festhalten an wissenschaftlichen Paradigmen, die eine Antwort auf Pandemien erschweren und das Schwanken zwischen Gleichgültigkeit und Panik erleichtern.
Bei der Spanischen Grippe herrschte der Glaube an ein Bakterium als Erreger, sie wurde aber von Influenza-Viren verursacht. In Teilen hat das Influenza-Paradigma die Antwort auf COVID-19 stark geprägt. Die epidemiologischen Modelle basierten auf Influenza, aber COVID-19 ist keine Influenza. Es gibt Ähnlichkeiten sowie wichtige Unterschiede. Die Inkubationszeit ist deutlich länger, und die Verbreitung erfolgt in Clustern über Superspreading Events. Dazu kommen die Krankheitshäufigkeit und etwa doppelt so hohe Tödlichkeit auf der ganzen Welt.
Im Gegensatz zur Pandemie der Spanischen Grippe, die gegen Ende des Ersten Weltkriegs fast zwei Jahre lang die Welt fest im Griff halten sollte und vor allem unter der jüngeren Generation wütete, rafft COVID-19, vermutlich seit Spätsommer 2019, die ältere Generation dahin.
Inwieweit COVID-19 dramatische Effekte für die Menschheit bereithält, werden wir erfahren. Die Mutation des Virus war zu erwarten, dass aber Mutationen im Dutzend kommen mit gefährlicheren Escape-Varianten, die den Verlauf der Pandemie stark beeinflussen, ist überraschend. In Wissenschaftskreisen gilt es als höchst unwahrscheinlich, dass das ausdauernde und zähe Virus je wieder aus der Welt verschwinden wird. Bei der zunehmenden Zahl von Mutationen können Veränderungen aufeinandertreffen, die sich gegenseitig stabilisieren. Wir laufen also einem beweglichen Ziel hinterher.
Eine der Lehren aus der Sozialgeschichte von Pandemien ist, dass Seuchen die Schwachen aufspüren, dass sie auf die Kluft innerhalb unserer Gesellschaften hinweisen. Armut liefert aus, Reichtum schirmt ab. Da ist auch die Impfdiplomatie nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Einen Teil des wirtschaftlichen Schadens in den Entwicklungsländern tragen in der globalisierten Welt automatisch auch die Länder mit hohem Lebensstandard. Die Konsequenzen des mit der Pandemie verbundenen wirtschaftlichen Niedergangs sind unabsehbar sowohl für einzelne Branchen als auch insgesamt für den Mittelstand. Besonders hart betroffen ist die Unterschicht mit der absoluten Mehrheit unter uns: den Armen und den Ärmsten der Armen. Sehr viele hat die Pandemie an den Rand ihrer Existenz gebracht.
Ausbruch der Spanischen Grippe nicht auf der iberischen Halbinsel
Die Spanische Grippe brach im Frühjahr 1918 aus – allerdings nicht auf der iberischen Halbinsel, sondern im mittleren Westen der USA. Ihren Namenszusatz erhielt sie, weil die ersten Nachrichten über die rätselhafte Krankheit aus dem neutralen Spanien ohne Kriegszensur kamen und damit seinem König AlfonsXIII. als einem der ersten betroffenen Patientenzuunerwartetem internationalen Ruhm verhalfen.
Das für die Spanische Grippe verantwortliche Virus H1N1 ging vermutlich von Hühnern oder Schweinen auf den Menschen über. Als Patient null wird meistens der amerikanische Koch Albert Gitchell genannt, der sich im Armee-Stützpunkt Fort Riley in Kansas aufhielt und im März mit Fieber krankmeldete. Bald darauf erkrankten in der Militärbasis Hunderte von Männern. Im Zuge von US-Truppentransporten über den Atlantik an die Westfront in Frankreich erreichte die Seuche Europa und forderte bis 1920 weltweit 50 Millionen Tote, die hinter den 10 Millionen Gefallenen im Ersten Weltkrieg 1914–1918 verborgen blieben. Erst COVID-19 hat die Grippetoten aus dem Dunkel der Geschichte ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückgeholt.
DER GROSSE NEUSTART - ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
Das Gebot der Stunde im Kielwasser der Pandemie heisst herunterfahren und neu starten wie es das World Economic Forum in Genf festgestellt hat. Es bedarf der Spannungsaspekte, um Neuesan den organisch richtigen Punktenin Gang zu bringen. Alle sind zu Veränderungen gezwungen. Mancher Verlust wird sich als Gewinn erweisen.
Eine Rückkehr in die alte Normalität wird es nicht geben. Die neue Normalität ist dabei, als vorgezogener Strukturwandel erste positive Signale zu senden. Sie erzwingt von uns, dass wir ohne Selbstgefälligkeit mit der Vergangenheit brechen. COVID-19 ist eine Krise mit Umwälzungen auf allen Ebenen: der medizinischen, der sozialen, der politischen, der ökonomischen und der kulturellen Ebene, begleitet von einer geballten Sichtbarmachung des Rückstandes vieler Industrieländer bei der Digitalisierung.
Die Diskussion des aus der Computersprache bekannten Herunterfahrens und Neustarts will eine gerechtere, nachhaltigere und widerstandsfähigere Zukunft prägen. Die alten, überholten Vorstellungen sind in Gleichklang zu bringen mit einer neuen, realistischeren Bewertung der Grenzen.
Gemäss einer alten Wikinger-Weisheit können wir über den Wind nicht bestimmen, der an keinem Ort verweilt. Wir können nur die Segel nach ihm richten. Das Anlaufen neuer Küsten verlangt das Verlassen des alten Hafens, und Fortschritt verlangt Streben, ohne Risikoaversion und Skepsis gegenüber Neuem. Diese Eigenschaften sind für satte Wohlstandsgesellschaften nicht typisch. Absolute Berechenbarkeit und totale Sicherheit gibt es aber nicht im Reich der Ungewissheit. Der in einem der nächsten Kapitel dieses Buches gewürdigte darwinistische Zeitgeist im 19. Jahrhundert sah den „Kampf ums Überleben“ und die „Natürliche Selektion“ als Metapher für die Gesellschaft. Gemäss dem Muster der Welt ist eine Null-Risiko-Strategie also in sich unmöglich.
Neues Spiel, neues Glück
Setzen Sie auf Agilität und Innovation, auf Expeditionsstil und Widerstandskraft sowie auf Einfachheit, Reduktion, Teilen und Verbinden. Neues Spiel, neues Glück! In Chancen denken, nicht in Defiziten. Alle Konzepte und Modelle, die persönlichen wie die professionellen, auf den Prüfstand stellen, auch die Frage der Mobilität.
Die Freizeit- und Reiseindustrie wird unter dem Dach einer neuen Genügsamkeit – ohne blendende Kulisse und Superlative – andere, bessere Wege finden (müssen). Die Bildungsfunktion des Tourismus ist anzuerkennen, die der Sicherstellung internationaler Verständigung dient. In einer zunehmend digitalen Welt scheint Erholung nun mehr und mehr in der Natur und im Rückzug gesucht zu werden. Damit regeneriert sich der Mensch von seiner selbst geschaffenen Infrastruktur.
Im Expeditionsstil vorwärtszukommen bedeutet auch, dass dauerhafte Konsumgüter modischen Massenartikeln den Rang ablaufen, dass über Produktion, Lieferketten sowie Wege zur Bekämpfung der Armut nachzudenken ist mit der Umstellung auf eine zirkuläre Kreislaufwirtschaft anstatt der linearen Weltwirtschaft. Die weltweite Arbeitsteilung ist eine der wirkungsvollsten Massnahmen zur Bekämpfung der Armut in Entwicklungs- und Schwellenländern, wird jedoch mit Arbeitslosigkeit in den Industrieländern erkauft.
Zweifellos gehört eine gewisse Abgeklärtheit dazu, die Verführungen zu durchschauen, mit denen uns der Markt vom wirklich Wohltuenden ablenkt. Das neue „Must have“ jeder Saison ist die Nachhaltigkeit. Das neue „New normal“ beinhaltet zu heilen, was zerstört ist, zu integrieren, was uneinheitlich ist, um wieder die archetypische Harmonie und Ordnung als innere Dimension herzustellen, die das ausgleichende Fundament im Wandel allen Seins ist. Die richtige Mischung aus Realitätssinn und Tatkraft wird uns das Gefühl zurückgeben, dass unser Pilgerweg, eine Wanderung durch innere und äussere Landschaften, die Mühe wert ist. Die Antwort auf Unwägbarkeiten der Zukunft heisst Phantasie.
Exzellenzinitiative – Wir müssen besser werden
Wir können selbst daran mitwirken, dass ein Teil unserer Vision Wirklichkeit wird, indem wir unsere Eigenständigkeit und Flexibilität kultivieren. Nicht zuletzt ist für eine Renaissance guter, menschlich anständiger Umgangsformen zu sorgen als Leitkultur des gesellschaftlichen Austauschs. Gutes Benehmen dient dazu, das Zusammenspiel im räumlichen und zeitlichen Rahmen des Alltags geschmeidig zu machen.
Der Verzicht auf Sachlichkeit und Vernunft im sozialen Leben ist ein Angriff auf den humanistischen Wertekonsens des europäischen Abendlandes, wenn Mitbürger das Gewaltmonopol, das auch der demokratische Rechtsstaat innehat, nicht mehr respektieren. Die moderne westliche Idee des Individualismus ist zu einer Karikatur seiner selbst verkommen. Nicht die Meinungsfreiheit steht im Zentrum der Demonstrationen, sondern Ignoranz und Radikalität mit verheerenden Folgen.
Die Antwort kann nur Nulltoleranz heissen bei Missachtung der Regeln, denn die politischen Grundfreiheiten und Partizipationsrechte werden kaum eingeschränkt. Das heisst nicht, dass die derzeitigen Einschränkungen durch die Politik in ihrem gesamten Spektrum angemessen sind. Man kann aber demgegenüber feststellen, dass es nicht als visionär erscheint, sich in einer Pandemie ohne Abstand und Masken zusammenzurotten mit dem Willen, dass sie endet.
Freiheit unbedingtes Gut
Der Rahmen offener Gesellschaften lässt unterschiedliche Reaktionen auf Seuchen zu. Dabei handelt es sich um heikle Rechnungen zu Kosten und Nutzen der Einschränkungen, die niedrigschwelliger sein könnten und damit Druck vom Kessel nehmen würden. Sind die dirigistischen Massnahmen wirklich erforderlich? Ist die Therapie vielleicht gefährlicher als die Krankheit? Im demokratischen Staat sind die persönlichen Freiheiten und Rechte ein unbedingtes und kein gewährtes Gut. Alle Zwänge wie die Schliessung ganzer Bereiche sind prinzipiell zu begründen. Es geht nicht um die Beliebtheit von Massnahmen, sondern darum, was je nach Fallhöhe ansteht und kollektiv das zu tun, was getan werden muss ohne regulatorischen Wahn.
Es geht um eine Neukalibrierung des Denkens und der Werteordnung. Bei der Wiederbelebung von Moral sind Elternhaus, Schulen und Kirchen gefragt, aber auch eine Aufklärungs- und Informationskampagne, eine eigentliche Exzellenzinitiative mit Signalgebung in den Fächern „Respekt und Solidarität“. Überfällig ist, in einem freiwilligen Geist von Moral und Verbundenheit zusammenzufinden, der Unterschiede in Ehren hält und auch die Beiträge jener Menschen anerkennt, die eine andere Weltanschauung haben als wir selbst, aber ohne dass sie jemandem schaden.
Das Abendland hat seinen Wertekompass verlegt