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Band 1 Wiedersehen auf Kos - Laura und Lukas Endlich Ferien! Laura und Luzia wollen ihre Zeit auf Kos genießen. Leider ziehen schon bald graue Wolken auf, denn am ersten Abend stößt Laura mit einem großen, schwarzhaarigen Schweizer mit schönen grünen Augen zusammen. Doch die Begegnung löst in ihr alles andere als Begeisterung aus, denn der Mann ist kein Geringerer als ihr Ex- Verlobter Lukas, der ihr wegen der geplatzten Verlobung keine Ruhe lässt. Luzia dagegen hat ganz andere Probleme: Bei einer Begegnung mit dem attraktiven Filmstar Rouven Gardner tritt sie gehörig ins Fettnäpfchen. Können sie die Ferien doch noch genießen? Band 2/Ein Filmstar für Luzia - Luzia und Rouven Als Rouven Gardner, der angesagte Jungschauspieler aus Hollywood, auf Kos Urlaub macht, stolpert Luzia eines Abends wortwörtlich in seine Arme. Er ist sofort fasziniert von der schönen, aber kratzbürstigen Schweizerin. Als sie sich näherkommen, muss Rouven wegen eines ungeplanten Pressetermins vorzeitig die Insel verlassen und verliert sie aus den Augen. Erst Wochen später treffen sich die beiden bei einer Filmpremiere in Bern wieder. Trotz seines machohaften Verhaltens gibt Luzia Rouven eine Chance, doch müssen die beiden feststellen, dass sie nicht nur auf unterschiedlichen Kontinenten, sondern in komplett verschiedenen Welten leben. Intrigante Starlets, Videos von Partyexzessen und eifersüchtige Fans stehen zwischen ihnen. Gelingt es den beiden, diese Hindernisse zu bewältigen? Bonuskapitel Valentinstag: Laura freut sich seit langem auf den Valentinstag mit Lukas. Nur leider kommt es anders als geplant. "Lukas muss zu einem Geschäftsmeeting. Wie verbringt die enttäuschte Laura jetzt diesen Abend?"
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Copyright © 2020 Britta Keller
Lektorat/Korrektorat siehe einzelne Geschichten
Buchcover: Paul Dahl von D-Design Cover Art
Herausgegeben von
Britta Keller
Fabrikstrasse 21
3292 Busswil
Schweiz
E-Mail: [email protected]
Dieses Buch darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe von elektronischen oder mechanischen Mitteln vervielfältigt oder weitergegeben werden
Die Autorin wurde 1968 geboren und lebt im Bieler Seeland in der Schweiz. Nach ihrer Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau arbeitete sie eine Zeitlang im Büro eines Uhrenkonzerns. Sie ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder. Mit der Familie und einer Katze wohnt sie heute nicht weit von der Hauptstadt Bern entfernt.
Vor fünf Jahren hat sie in einem Forum ihre ersten Kapitel der Öffentlichkeit vorgestellt, ehe 2015 ihr erstes Buch im Selbstverlag erschien.
In ihrer Freizeit leitet sie einen Samariterverein, liest sehr viel und reist gern, um neue Ideen für ihre Bücher zu finden.
Zum Lesen hört sie oft Musik.
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Ebenfalls von Britta Keller
Eine unfreiwillige Zeitreise – Rachels Tagebuch
Flashback-Verraten (Flashback-Trilogie Band 1)
Flashback-Verschleppt (Flashback-Trilogie Band 2)
Flashback-Verfolgt (Flashback-Trilogie Band 3)
Sammelband: Die Organisation
Korrektorat und Lektorat: Kristina Licht
Copyright © 2015/2018 Britta Keller
Endlich Ferien! Laura und Luzia wollen ihre Zeit auf Kos genießen. Leider ziehen schon bald graue Wolken auf, denn am ersten Abend stößt Laura mit einem großen, schwarzhaarigen Schweizer mit schönen grünen Augen zusammen. Doch die Begegnung löst in ihr alles andere als Begeisterung aus, denn der Mann ist kein Geringerer als ihr Ex- Verlobter Lukas, der ihr wegen der geplatzten Verlobung keine Ruhe lässt.Luzia dagegen hat ganz andere Probleme: Bei einer Begegnung mit dem attraktiven Filmstar Rouven Gardner tritt sie gehörig ins Fettnäpfchen. Können sie die Ferien doch noch genießen?
Wie meistens verbrachte ich die Mittagspause im Sommer mit meiner besten Freundin auf dem Bärenplatz in Bern. Viele Stühle des Restaurants waren schon besetzt, als plötzlich ein gutaussehender junger Mann bei uns am Tisch stand.
„Darf ich mich zu euch setzen? Leider ist schon alles voll.“ Dabei lächelte er verlegen und seine grünen Augen musterten uns fragend.
Ich sah mich um.
Tatsächlich gab es keinen freien Platz mehr. Ich tauschte mit Luzia kurz einen Blick, um zu sehen, ob sie einverstanden war. Dann nickte ich dem Fremden freundlich zu und hob meine Handtasche vom Stuhl neben mir, damit er sich setzen konnte.
„Entschuldigt mich. Da hinten ist Maria, ich habe sie schon ewig nicht gesehen! Ich bin gleich wieder zurück.“ Luzia stand auf und ließ mich allein mit dem Mann am Tisch zurück. Ungläubig sah ich meiner Freundin nach, wie sie sich zwischen den Tischen hindurch schlängelte.
Als mein neuer Sitznachbar nach der Karte griff und sie studierte, sah ich immer wieder zu ihm hin, denn ich stand genau auf diesen Typ Mann. Dunkle Haare, groß und einen sportlichen Körper, den er unter einem Maßanzug versteckte.
Ich dachte, dass er meine Blicke nicht bemerken würde.
Plötzlich aber sagte er lächelnd: „Und, gefällt Ihnen, was Sie sehen?“
Ich wurde umgehend rot wie eine Tomate. Es war mir natürlich sehr peinlich, beim Anstarren erwischt worden zu sein. Aber ich dachte mir: Was soll‘s, peinlicher kann es nicht mehr werden. „Ja, Sie gefallen mir. Stört Sie das?“
Er war einen Moment lang platt, lachte dann aber.
„Nein, es stört mich absolut nicht, denn ich finde Sie auch attraktiv.
„Ach ja?“, fragte ich.
„Ja. Ihre langen Haare, Ihr freches Mundwerk.“ Er grinste und entlockte mir damit ein Lachen.
Obwohl Luzia die bessere Figur hatte und auch ihre dunklen, hüftlangen Haare viel interessanter waren, stand er auf mich. Das tat mir gut, normalerweise war das Gegenteil der Fall.
Als Luzia zurück an unseren Tisch kam, sah sie uns fragend an. Sie hatte unseren Disput nicht mitbekommen. „Habe ich etwas verpasst?“
„Nein, nein überhaupt nicht“, sagte ich immer noch lachend. Luzia hackte nicht länger nach, denn sie wusste, sie bekäme es später ohnehin aus mir heraus.
Sobald auch der Fremde bestellt hatte, kamen wir wieder ins Gespräch.
„Ich heiße Lukas und bin siebenundzwanzig Jahre alt. Aber, können wir einander nicht duzen? Ich komme mir sonst so bescheuert vor“, schlug er in freundlichem Ton vor.
„Gerne“, antworte ich im Namen von uns beiden. Ich war sicher, dass es Luzia nichts ausmachen würde. Sie war genauso aufgeschlossen wie ich. „Ich bin Laura und meine Freundin heißt Luzia. Wir sind beide dreiundzwanzig.“
„Esst ihr öfters hier zu Mittag?“
„Ja, im Sommer so oft wie möglich. Wir genießen es, draußen zu speisen. Du nicht?“
„Leider komme ich nicht oft dazu, aber ich finde es auch sehr angenehm hier. Ich arbeite außerhalb von Bern und hatte hier nur ein Meeting, das kurz vor der Mittagspause fertig war. Deshalb nahm ich gerne die Gelegenheit wahr. Es hat sich gelohnt. Man isst nicht jeden Tag in so charmanter Begleitung“, dabei grinste er spitzbübisch, was seiner Bemerkung das Kitschige nahm.
Wir lachten daraufhin alle drei. Ich wurde ein wenig rot, aber ich hoffte, er würde es mit der frischen Luft entschuldigen. „Du hattest ein Meeting erwähnt. Sitzt du in der Chefetage?“, zog ich ihn auf.
„Ich habe erst vor kurzem die Managementausbildung abgeschlossen, bin aber nur im Kader einer kleinen Filiale. Der Weg zum CEO ist noch lange nicht erreicht“, gab er amüsiert zurück. „Was arbeitet ihr beide denn?“
„Ich arbeite als kaufmännische Kauffrau. Zurzeit besuche ich eine weiterführende Schule als Direktionsassistentin und Luzia arbeitet in der Boutique ihrer Eltern.“
Wir quatschten noch eine Weile während des Essens. Die Stimmung war locker und wir verstanden uns alle drei sehr gut. Als unsere Mittagspause vorbei war, zahlten wir und standen auf.
Leider gab es keine Anzeichen dafür, dass Lukas mich wiedersehen wollte und ich war ein wenig enttäuscht, aber ich hatte mich peinlich genug verhalten und so ließ es mein Stolz nicht zu, dass ich auch noch nach seiner Telefonnummer fragte. Wir gingen wieder zur Arbeit und ich verlor meinen Traummann aus den Augen. Das dachte ich jedenfalls.
Am Abend kam ich mit mehreren Taschen vom Einkauf zurück und betrat die Wohnung, als mir die Handtasche aus den Händen glitt. Ich fluchte und brachte erst die Einkäufe in die Küche, bevor ich den Inhalt der Handtasche wieder einräumte. Dabei entdeckte ich eine fremde Visitenkarte darin. Freudig realisierte ich, dass sie von Lukas stammte. Auf der Rückseite stand: „Ich würde dich gerne wiedersehen.“
Heute würde ich da aber nicht mehr anrufen, dachte ich mir und ließ die Karte auf meinen Schreibtisch fallen.
Wenig später läutete mein Handy. Es war Luzia, die mich ausquetschen wollte. Da ich es irgendwie loswerden musste, erzählte ich ihr von der Karte und vom Gespräch, das zwischen Lukas und mir vor ihrer Rückkehr stattgefunden hatte. Sie lachte sich halb krank.
„Er ist nett und sieht gut aus, ruf da gleich morgen an. Ich würde ihn in deinem Fall gerne näher kennenlernen wollen. Er scheint ja auch Humor zu haben.“
So nahm ich am darauffolgenden Tag allen Mut zusammen und rief ihn an. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend zu einem Kinobesuch. Von dem Film bekamen wir allerdings nicht viel mit, denn es hatte zwischen uns beiden gefunkt und wir schauten mehr zueinander als auf die Leinwand. Ab diesem Abend trafen wir uns regelmäßig, verbrachten unsere ganze Freizeit zusammen. Seine Ruhe und mein Temperament waren wie Feuer und Eis.
Es dauerte nicht lange, bis wir uns verlobten.
Ein halbes Jahr nach unserer Verlobung kam es aber bereits zur Krise. Wir aßen gemütlich das Abendbrot, als er mit seiner Botschaft herausplatzte.
„Ich habe eine neue Stelle in Zürich erhalten. Im mittleren Kader einer großen Firma.“
„Wird das denn nicht zu anstrengend, jeden Tag zu pendeln?“, erkundigte ich mich neugierig.
„Du hast recht. Wir werden natürlich umziehen müssen. Eine Wohnung hat meine neue Firma schon in Aussicht gestellt.“
Ich sah ihn erschrocken an. „Wie bitte? Das kannst du nicht alleine entscheiden, Lukas. Ich arbeite hier in Bern und mit meiner Ausbildung bin ich genug gestresst. Du kannst nicht erwarten, dass ich dazu noch jeden Tag zweimal eine Stunde im vollen Zug sitzen muss. Du hast nur den Job, das wäre für dich viel einfacher.“
„Nein Laura, es wird viel zu anstrengend für mich. In Kaderpositionen arbeitet man oft bis spät abends. Das geht nicht.“
„Dann soll ich jeden Abend alleine in der Wohnung sitzen und Däumchen drehend auf dich warten?“, erwiderte ich in ätzendem Ton.
„Du kannst dann in Ruhe lernen und ich arbeite schon jetzt öfters bis abends spät. Da würde sich nichts für dich ändern“, gab er in ebenso arrogantem Tonfall zurück.
Schließlich gab ein Wort das andere und so trennten wir uns im Schlechten. Noch immer dachte ich mit Wehmut daran und fragte mich, ob ich damals zu egoistisch gewesen war.
In der schweren Zeit der Trennung stand mir meine beste Freundin Luzia sehr bei. Seit meiner Trennung von Lukas lag sie mir in den Ohren, dass ich mit ihr nach Kos fliegen sollte. Wieso gerade Kos, verriet sie mir nicht.
Lange Zeit hatte ich keine Lust, Geld und Zeit, um Ferien zu machen. Ich litt zu sehr unter der Trennung, aber Luzia blieb stur und fragte mich immer wieder, bis ich schließlich nachgab.
Nun saßen wir im Flugzeug nach Kos und ich wurde rapide aus meinen Erinnerungen gerissen, als die Stewardess mit dem Essen kam. Diese Erinnerungen wurden durch eine Begegnung im Duty-free-Shop kurz vor dem Flug hervorgerufen.
Nach dem Einchecken schlenderten Luzia und ich noch im Duty-free-Shop herum. Wir schnupperten an verschiedenen Parfums, bis wir uns für einen blumigen Duft entschieden hatten.
Plötzlich stieß mich Luzia an. „Schau unauffällig zur Kasse. Da steht jemand, den du mal gut kanntest."
Ich schaute hin und stieß einen kleinen Schrei aus. Ein Wunder, dass er ihn nicht gehört hatte.
Das durfte nicht wahr sein. Dort stand der letzte Mensch im Universum, den ich sehen wollte, und doch musste ich die ganze Zeit hinsehen, nachdem ich mich wie ein Teenager hinter das nächste Parfumregal geschlichen hatte, um ihn von dort aus zu beobachten.
Ihn, damit meinte ich Lukas, meinen Exverlobten. Er stand dort in seiner ganzen Größe von über einem Meter achtzig und sah besser aus denn je. Seine kurzen, schwarzen Haare waren leicht verwuschelt. Seine grünen Augen konnte ich nicht sehen und das war auch besser so. Sonst hätte er mich nämlich auch gesehen.
Ich war nach fünf Jahren noch immer nicht so weit, ihm wieder zu begegnen. Was das wohl aussagte?
„Meinst du nicht, dass deine Reaktion vielleicht leicht übertrieben ist?", fragte mich Luzia überrascht.
Als wir wieder zur Kasse schauten, war dort nichts mehr von ihm zu sehen. „Hoffentlich fliegt er nicht mit uns", sagte ich zu ihr.
„Das denke ich nicht, denn das wäre doch wohl ein sehr großer Zufall.“ Ich musste ihr zwar Recht geben, aber bange davor war mir schon.
Nachdem wir unsere Einkäufe bezahlt hatten, gingen wir weiter. Wir hatten noch Zeit, deshalb gönnten wir uns unterwegs einen Kaffee und schlenderten danach gemütlich zum Gate. Irgendwie hatte ich es plötzlich nicht mehr so eilig, dahin zu kommen. Natürlich war dort, wie erwartet, kein Lukas zu sehen.
Ich seufzte erleichtert auf, oder war ich doch ein wenig enttäuscht? Als er auch an der Boardkontrolle nicht zu sehen war, wurde ich ruhiger. Wir hatten unsere Plätze im vordersten Teil des Flugzeugs reserviert und setzten uns rasch, damit die anderen Passagiere durchgehen konnten.
Als wir nach einem ruhigen, kurzen Flug in Kos landeten, mussten wir aus Sicherheitsgründen die paar Schritte, die eigentlich zu Fuß machbar gewesen wären, mit dem Bus zum Terminal fahren. Wir fanden das echt lustig. Dort angekommen, liefen wir rasch zum Gepäckband. Wir hatten Glück und unsere Koffer kamen sehr schnell.
Draußen schien die Sonne heiß auf uns herab. Es war früher Nachmittag und ich schwitzte extrem, weil ich zu warm angezogen war. Wir begaben uns zu dem Bus, der uns von der Reiseleitung angegeben worden war, und mussten uns noch gedulden, bis auch der letzte Fahrgast anrückte.
Irgendwie schien die Klimaanlage auch nicht richtig zu funktionieren. Der Schweiß lief mir den Nacken hinab. Endlich kam die Reiseleiterin in den Bus, um uns zu begrüßen und uns über das Wichtigste zu informieren. Schließlich fuhr er in Richtung der Hotels. Da unseres als Erstes drankam, waren wir schon nach zehn Minuten dort.
An der Rezeption erklärten sie uns freundlich, wo sich unser Zimmer befand und informierten uns, dass wir schon vorgehen konnten. Das Gepäck werde gleich aufs Zimmer gebracht.
Und richtig, schon kurz nach uns traf der Wagen mit den Koffern dort ein. Wir waren beide aufgeregt. Wie würde unser Zimmer wohl aussehen? Wir hatten direkte Meersicht gebucht und hatten deshalb eine wunderbare Aussicht von unserem kleinen Balkon aus. Es gab zwar kein großes Badezimmer und die Einrichtung des Schlafraums war nicht mehr die Neueste, aber es war alles sehr sauber. Wir wollten die Ferien nicht im Hotelzimmer verbringen, deshalb genügte uns das längst. Nach der Besichtigung legten wir uns beide ein wenig auf das Bett und schliefen bald ein.
Als wir erwachten, war es bereits Abend. Ich schaute auf meinen Reisewecker und schreckte auf. Das durfte doch nicht wahr sein! Unser erster Urlaubstag war schon fast um.
Ich weckte Luzia auf. Sie schaute mich an und sagte schläfrig: „Wieso weckst du mich mitten in der Nacht auf?"
„Es ist Abend und nicht mitten in der Nacht. Wir haben den ganzen Nachmittag verschlafen und ich möchte mir jetzt gern mal die Anlage ansehen. Vielleicht reicht’s ja auch noch für ein kurzes Bad im Meer. Kommst du mit?"
Luzia bejahte meine Frage und so zogen wir uns die Bikinis und Shorts und Tops darüber an, schlüpften in die Sandalen und marschierten durch die Anlage. Es gab mehrere Pools und viele Pflanzen, sodass alles sehr tropisch wirkte. Im hinteren Teil der Anlage gab es einen Kinderhort mit einem kleinen Pool und einem Spielplatz.
Ein bisschen weiter oben stand die Arena. Sie war wie ein Kolosseum gebaut. Unten war die Bühne und die Sitzplätze zogen sich bis weit hinauf. So hatte man von jedem Platz einen guten Überblick. Wir liefen um die Arena herum und kamen zum Fußball- und zum Tennisplatz. Weiter vorne, nicht weit vom Eingang, stand das Häuschen der Animateure.
Als wir ins Hauptgebäude rein gingen, sahen wir dort einen Spa. In diesem mussten wir uns auf jeden Fall mal verwöhnen lassen. Es gab mehrere kleine Läden mit Touristenkram und Schmuck. Der Speisesaal befand sich im hinteren Teil des Haupthauses, war aber noch geschlossen.
„Sieh mal, eine Bar mit Terrasse. Da können wir vor dem Essen noch einen Drink genießen“, fand Luzia.
„Klar, aber lass uns noch ans Meer gehen.“
So stiegen wir noch über viele Treppe hinunter zum Strand. Dort angelangt, setzten wir uns auf eine Liege und schauten in die Ferne. Vor uns ragten mehrere kleinere Inseln aus dem Wasser. Wir zogen die T-Shirts und Shorts aus und wateten langsam ins kühle Nass. Prustend schwammen wir hinaus. Als wir zurück zum Strand kamen, legten wir uns noch ein wenig auf die Liegen.
Später schlenderten wir zurück ins Zimmer, duschten und warfen uns in Schale. Schon kurz danach war es Zeit, um zu einem Aperitif aufzubrechen. Wir gingen langsam zu der Bar, die wir heute ausfindig gemacht hatten.
Nach kurzem Umsehen entdeckten wir noch freie Plätze. Ich saß mit dem Rücken zum Ausgang. Luzia aber hatte freie Sicht auf die Urlauber, die ankamen und gingen. Wir nahmen die Karte in die Hand und studierten das Angebot.
„Was nimmst du?“, wollte ich von ihr wissen.
„Ich habe mich für einen Mojito entschieden und du?“
„Ein Glas Sekt.“
Der Kellner nahm ein paar Minuten später unsere Bestellung auf. Als er mit den Getränken zurückkam, war Luzia immer noch mit der Karte beschäftigt.
„Lernst du die Getränke gleich für den ganzen Urlaub auswendig?“, scherzte ich. Sie nickte abwesend, worauf ich nur den Kopf schüttelte. Als ich essen gehen wollte, musste sie plötzlich zuerst auf die Toilette. Ich solle doch hier warten.
„Ich komme mit", antwortete ich ihr.
„Ach, wir könnten noch ein wenig warten, ich muss doch nicht so dringend", wiegelte sie nun ab.
Ich schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an. Luzia benahm sich immer komischer. Also warteten wir noch ein wenig und plötzlich stand sie auf. „Wir gehen jetzt!"
„Was ist denn los mit dir?"
„Wieso? Ich habe nichts.“ Ich glaubte ihr kein Wort, ließ sie aber in Ruhe.
Als wir wieder quatschend aus den Toilettenräumen kamen, schaute ich nicht voraus und lief direkt gegen eine muskulöse Brust. Luzia sah mich erschrocken an und ich registrierte erst jetzt, wen ich da angerempelt hatte. Es war niemand anderes als Lukas. Wir sahen uns beide erschrocken an, aber schon nach kurzer Zeit fing er an, mich von oben bis unten zu mustern.
„Du hast dich echt verändert“, sagte er erstaunt. Ich antwortete nicht, da ich dazu noch nicht in der Lage war, sah Luzia an und merkte, dass sie nicht halb so erstaunt war wie ich. Sie sah mich schuldbewusst an.
Jetzt war mir auch klar, weshalb sie sich vorher so komisch benommen hatte. Anscheinend hatte sie ihn schon gesehen und wollte es mir nicht sagen. Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich jetzt wenigstens ein wenig vorbereitet gewesen.
Ich drehte mich wieder zu Lukas und fragte ihn wütend: „Was machst du hier?"
„Was könnte ich wohl hier machen? Hm, ich denke, ich mache Urlaub", erwiderte er sarkastisch.
Normalerweise benahm ich mich nicht so bockig. Seine Anwesenheit tat mir nicht gut. „Lass mich einfach in Ruhe, dann kommen wir hier sicher ganz gut miteinander klar. Am besten hältst du dich fern von mir.“ Ich ließ ihn stehen und stolzierte Richtung Speisesaal. In meinem Rücken spürte ich seine Blicke.
„Das werden ja interessante Ferien“, hörte ich Lukas sagen, bevor ich in den Speisesaal hastete.
Vor dem Eingang gab es noch ein Glas Champagner. Den lehnte ich aber ab, da ich so schnell wie möglich von ihm weggehen wollte. Ich drehte mich nach hinten um, um zu sehen, ob Luzia mir folgte. Stattdessen erblickte ich Lukas, der noch immer bei den Toiletten stand und uns nachdenklich nachschaute. Ich drehte sofort wieder den Kopf, damit er es nicht bemerkte. Unterdessen hatte mich Luzia eingeholt.
Wir setzten uns an einen Zweiertisch auf der Terrasse. Ein junger Mann kam an unseren Tisch, stellte sich als Angelos vor und fragte nach unseren Getränkewünschen. Wir entschieden uns für einen Rosé Wein. Danach holten wir uns am Buffet etwas zu Essen, dabei schaute ich mich immer wieder verstohlen im Saal um. Da hinten saß er und sprach mit dem Servicepersonal. Schnell ging ich wieder raus an unseren Platz.
Luzia sah mir bei meinem Treiben zu und schüttelte den Kopf. „Sag nicht, dass dies jetzt zwei Wochen lang so geht. Du benimmst dich ätzend.“
„Du bist eine Verräterin!", zischte ich ihr zu. „Warum hast du mir nichts gesagt?"
„Genau aus diesem Grund, wie du dich jetzt verhältst. Ich hatte gehofft, dass das Zusammentreffen sich noch verzögert.“
Schweigend aßen wir und schlenderten danach wieder nach draußen. An diesem Abend hatten wir beide keine Lust mehr, uns noch die Show anzusehen. Also gingen wir in unser Zimmer und setzten uns dort ein wenig auf den Balkon, bevor wir im Bett noch etwas lasen.
Ich war seit langer Zeit nur noch müde. In den letzten fünf Jahren hatte ich keinen Urlaub gemacht. Damals war ich eine kurze Zeit mit Laura verlobt gewesen. Heute weiß ich, für sie war es zu früh, mit zweiundzwanzig Jahren verlobt zu sein. Sie wohnte noch bei den Eltern, hatte ein Jahr zuvor die Ausbildung als Kauffrau abgeschlossen und besuchte zu jener Zeit eine Zweitausbildung.
Ich bekam zur gleichen Zeit eine Stelle in einem Management in Zürich angeboten. Es gab bei dieser Anstellung einen einzigen Wermutstropfen. Der Arbeitgeber verlangte, meinen Wohnsitz nach Zürich zu verlegen. Als ich mit Laura über meine Stelle sprach, verlangte ich dummerweise von ihr, dass sie zu mir nach Zürich ziehen sollte, da ich nicht pendeln könnte. Ich dachte in meiner Naivität, dass sie gern mitkommen wollte, da sie oft Streit mit ihren Eltern hatte.
Nun, ich hatte mich getäuscht. Sie weigerte sich standhaft, mit mir nach Zürich zu kommen. Sie wollte nur zu mir ziehen, wenn ich in Bern bliebe und von hier aus, pendelte. Ich war so verärgert und enttäuscht von ihrer Reaktion, dass ich ihr die Anforderungen meines Chefs einfach verschwieg.
So gab ein Wort das andere und sie löste einfach unsere Verlobung. Ich wurde so wütend auf sie, dass ich eine Woche später wortlos nach Zürich zog und dort meine neue Stelle antrat. Ich wollte erst einmal abwarten, bis sie sich beruhigte. Dummerweise hatte ich nicht mit ihrer Hartnäckigkeit gerechnet. Sie zog bei den Eltern aus und nahm sich eine eigene Wohnung. Danach bekam ich ihre Sturheit auf heftigste Weise zu spüren, indem sie allen verbot, mir ihre Nummer und Anschrift zu geben. Als ich es bei Luzia versuchte, bekam ich nur zur Antwort, dass ich ein Depp sei. Trotz mehrfacher Anfrage erhielt ich die Nummer nicht von ihr. Sie hielt zu Laura.
Zwei Jahre später besuchte ich ein Fest meines Chefs. Dabei stellte er mir seine Tochter Jessica vor. Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander und diskutierten viel über gemeinsame Interessen. Obwohl ich nicht gern tanzte, konnte sie mich mehrmals dazu überreden.
Jessica war eine gute Zuhörerin und zudem sehr attraktiv.
Am Freitag danach stand sie plötzlich in meinem Büro, da sie angeblich ihren Vater in der Firma besuchte. Ich war erstaunt, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte sie vorher nicht oft im Betrieb gesehen.
„Wollen Sie mit mir essen gehen? Ich kenne da einen Italiener, der neu eröffnet hat“, fragte sie mit einem Hauch Röte ihm Gesicht. Ich fand die Idee nicht so gut, da ich ihr keine Hoffnung auf mehr machen wollte. Ich war noch nicht bereit, eine neue Beziehung zu beginnen und mit dem Tempo, das Jessica vorlegte, ging es in diese Richtung. Vor allem wollte ich keine Beziehung mit der Tochter des Chefs eingehen. „Herzlichen Dank für Ihre Einladung, aber ich muss länger arbeiten. Später fahre ich mit einem Freund ein paar Tage weg.“
Sie war zwar enttäuscht, fragte aber nicht nach einem neuen Date. Zwei Wochen später nahm mich mein Chef zur Seite. „Willst du nicht am Sonntag zu uns zum Brunch kommen? Wir würden uns freuen, wenn du auch kommst.“
„Kommen denn noch andere Mitarbeiter?“, erkundigte ich mich höflich.
Er druckste einen Moment rum. „Nur du, meine Familie und eine Cousine von Jessica mit ihrem Mann.“
Ich war hin und hergerissen. Ich vermutete, dass Jessica dahintersteckte und nahm mein Handy hervor, um angeblich meine Termine zu checken. Da, meine Rettung! Ich musste an diesem Sonntag nach Bern zu meinen Eltern. Sie gaben eine Party für meine jüngste Schwester.
„Es tut mir leid, ich wäre gern gekommen, aber ich muss leider nach Bern. Familienangelegenheiten, Sie verstehen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Jessica wird enttäuscht sein.“ Nun, das war direkt und ich beschloss, auch direkt zu sein.
„Ihre Tochter ist sehr nett und hübsch, aber ich werde nicht mit ihr ausgehen. Sich mit der Tochter des Chefs einzulassen, ist nicht mein Ding und ich bin noch nicht bereit für eine neue Beziehung.“ Er wusste von meiner geplatzten Verlobung, aber er wusste nicht den Grund, weshalb sie gelöst wurde.
„Ich verstehe Ihre Ansicht, obwohl es für mich kein Problem darstellt, wenn Sie an meiner Tochter interessiert wären. Ihre Einstellung ehrt Sie aber“, sagte er höflich und klopfte mir auf die Schulter.
Ich hörte danach nichts mehr von ihr. Ein Jahr später wechselte ich meine Stelle. Ich wurde Vizedirektor einer Eventfirma. Am letzten Abend ging ich mit ein paar Arbeitskollegen den Abschied feiern. Was ich nicht wusste, war, dass der Chef mit Jessica auch kommen würde. Ich erschrak, als ich sie sah, aber sie kannte keine Hemmung, kam sofort auf mich zu und küsste mich auf die Wange. Meine Kollegen lachten über mein erstauntes Gesicht.
„Ab sofort arbeitest du nicht mehr für meinen Vater, also ist der Weg für mich frei“, entschied sie.
Ich sah ihren Vater an. Der lachte laut. „Nun, wo sie Recht hat, hat sie Recht. Gib deinem Herz einen Stoß.“
Es kam, wie sie es wollte. Nach ein paar Dates zog sie schon bei mir ein. Wir waren knapp ein Jahr glücklich zusammen, als sie einen tödlichen Unfall erlitt. Ich war am Boden zerstört. Sollte ich nicht glücklich werden können? Ich stürzte mich so in die Arbeit, dass ich nach einem Jahr so erschöpft war, dass mir mein neuer Boss Erholung verschrieb.
Ich wollte aber nicht daheim rumhängen und so suchte ich im Internet eine Reise. Ich beschloss, nach Kos zu fliegen. Es war zwar ein Club, dort konnte ich mich am Strand sonnen und ausruhen, hatte aber auch die Möglichkeit, neue Sportarten kennenzulernen, wenn mir danach war. Daheim würde mir die Decke auf den Kopf fallen. Dort war ich unter Menschen.
Leider gab es auf dem einzigen noch verfügbaren Flug nur noch Plätze in der Economy-Class.
Nachdem ich noch im Duty-free-Shop war, rief mich meine Mutter an. Ich hatte ihr eine Mail geschrieben und sie über meine kurzfristige Reise informiert. Wie immer kam sie gleich zum Punkt. „Was soll das Lukas? Ich dachte, du wolltest zu uns ans Familienfest kommen, jetzt jettest du in der Gegend rum.“
Ich seufzte. „Ma, ich wäre gerne gekommen, aber dieser Flug war der einzige, den ich noch kriegen konnte. Ich brauche ein wenig Abwechslung und dieser Club wurde mir wärmstens von Freunden empfohlen.“
Sie war zwar nicht zufrieden damit, aber das war ihr Problem, nicht meins. So musste ich jetzt zum Gate rennen und setzte mich kurz vor dem Abflug auf einen der hinteren Plätze.
In Kos angekommen, musste ich warten, bis beinahe alle ausgestiegen waren. Die Leute konnten es vermutlich nicht erwarten, den engen Sitzen zu entkommen, mir ging es auf jeden Fall so, und drängten sich zum Ausgang. Wegen eines Problems wurde nur die vordere Tür geöffnet. Also wartete ich geduldig und stieg erst in den zweiten Flughafenbus.
Auf dem Rollband drehte mein Koffer schon eine Ehrenrunde. Ich nahm ihn, trat in die Hitze hinaus und gönnte mir ein Taxi, das ich schon zu Hause bestellt hatte. Stickige Touristenbusse waren mir ein Gräuel.
Im Hotel angekommen, konnte ich kurz danach schon mein Zimmer beziehen. Ich machte anschließend einen Rundgang und ging noch ein wenig schlafen. Kurz vor dem Abendessen erwachte ich wieder, zog mich um und betrat die Bar im Hauptgebäude. Dort genehmigte ich mir einen Aperitif.
Als ich zum Speisesaal schlenderte, traten zwei Frauen aus den Toilettenräumen. Sie schienen so in ihr Gespräch vertieft zu sein, dass die Blonde geradewegs in mich hineinlief. Ich erschrak, als ich sie mir genau ansah, denn die Person war meine Exverlobte. Ich hätte sie beinahe nicht erkannt. Die braunen, langen Haare waren einer frechen, blonden Kurzhaarfrisur gewichen und sie hatte abgenommen. Sie sah wirklich gut aus.
Als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, griff sie mich an. Sie wollte wissen, was ich hier wollte. Ich gab nur zurück, dass ich Ferien machte. Plötzlich motzte sie ihre Freundin an, die schuldbewusst danebenstand. Anscheinend hatte diese mich schon vorher beim Apero gesehen und Laura nichts davon gesagt.
Mir war ein wenig mulmig, wie sollte ich mich hier erholen, wenn ich sie nun jeden Tag sehen musste? Ich kam aber nicht dazu, länger darüber nachzudenken, denn ich wurde gleich wieder angemotzt. Ich sollte ihr aus dem Weg gehen, dann kämen wir hier gut miteinander aus.
Das hatte ich aber jetzt nicht mehr vor. Ich wollte noch die längst fällige Aussprache. Sie hatte mich damals wütend gemacht und enttäuscht. Ich hatte nicht vor, ihr aus dem Weg zu gehen, aber ich hatte Zeit und Geduld. Ich würde meine Aussprache erhalten und ihr ein wenig die Ferien versüßen.
Als wir am nächsten Morgen erwachten, schien schon die Sonne. Da heute sicher ein sehr heißer Tag wurde, zogen wir nur Shorts und ein T-Shirt an und gingen im Hauptrestaurant frühstücken. Verstohlen sahen wir uns um, aber Lukas war nicht in Sicht. Er war sicher noch am Schlafen, der faule Kerl. Sollte mir recht sein, denn ich wollte ihn nicht sehen und so konnten wir in Ruhe essen, ohne dass wir von ihm gestört wurden.
Es gab ein großes Angebot an Früchten, Broten, Marmeladen, Wurstwaren und allem, was das Herz begehrte. Am besten schmeckten mir die feinen, kleinen Omeletten, die man mit Zimt und Zucker oder mit Nutella füllen konnte. Ich zog aber Zimt und Zucker vor. Natürlich durften weder der frisch gepresste Orangensaft noch der Kaffee fehlen. Ohne Kaffee war bei mir am Morgen gar nichts los und auch Luzia kam ohne ihn nicht in Fahrt.
Um zehn Uhr kam die Reiseleiterin ins Hotel und wir wollten uns anhören, welche Ausflüge angeboten wurden.
Wir entschieden uns dann aber, dass wir lieber ein Auto mieten wollten. Damit konnten wir uns die Orte und Dinge anschauen, die uns interessierten, und waren nicht an bestimmte Tage gebunden. Vor allem waren wir auch freier in der Auswahl der Ausflugsziele.
Nach der Information gingen wir gemütlich zum Zimmer zurück, um uns dort umzuziehen. Wir wollten so schnell wie möglich an den Strand gehen. An unserem ersten Tag hatten wir nichts vor, als zu lesen, uns auf dem Liegestuhl auszuruhen und natürlich im Meer zu baden.
Wir zogen unsere neuen Bikinis an. Luzia hatte sie gerade frisch im Sortiment ihrer Boutique erhalten, bevor wir hierherkamen. Sie sahen so schön aus, dass ich unbedingt einige kaufen musste. Luzia hatte in ihrem Geschäft oft Kleider, die man nicht überall bekam, und ich konnte dann nicht widerstehen. Leider tat das meinem Budget weniger gut.
Beim Strand gab es einen Badetuchverleih. Das war sehr praktisch, somit konnte man die eigenen Tücher zu Hause lassen und das Gepäckgewicht reduzieren, damit wir in Kos mehr shoppen konnten. Nachdem wir die Tücher erhalten hatten, suchten wir freie Liegestühle mit Sonnenschirmen.
„Da, in der vordersten Reihe gibt es noch zwei Stühle! Es gibt sogar einen Windschutz vornedran“, rief ich erfreut. In Kos windete es immer, deshalb war ein Windschutz nicht das Schlechteste. Wir machten es uns auf dem Liegestuhl bequem und lagen einfach mal ein bisschen rum und quatschten über alles Mögliche.
„Laura, ich muss ins Wasser, ich zerfließe sonst“, ächzte Luzia, stand auf und ging aufs Wasser zu.
„Warte, ich komme!“ Ich hievte mich aus dem Liegestuhl und trottete ihr nach. Am Beckenrand tauchte ich einen Zeh ins Wasser. Mensch, war das kalt. Ich rannte hinein, damit der Schock kürzer war. Luzia dagegen stand noch immer am Wasserrand. Die Turbomethode war nicht so ihr Ding. „Komm schon, es ist so warm!", rief ich ihr lachend zu.
„Haha!", gab sie zurück. „Es ist wahnwitzig warm, ich bibbere vor Wärme!“ Zögernd kam auch sie hinein und spritzte mich zur Strafe voll.
Fröstelnd kamen wir nach ein paar Minuten wieder aus dem Wasser, zogen uns einen trockenen, knapperen Bikini an und legten uns wieder in den Liegestuhl.
Da verdunkelte sich plötzlich meine Sicht beim Lesen. Das konnte nur eines bedeuten: Lukas hatte uns gefunden.
„Hau ab, du stehst mir vor der Sonne“, motzte ich ihn an. Der Mistkerl schaute grinsend auf mich herunter. „Hast du diesen Platz, auf dem ich stehe, mitgebucht?", fragte er sarkastisch.
Ich zeigte ihm nur den Vogel und gab vor, weiter zu lesen. Natürlich blieb er stehen und musterte mich. War er mehr an meinem neuen Bikini interessiert oder eher, an dem, was nicht bedeckt war? Besser ich wusste es nicht, aber ein Schauer lief über mich.
Luzia blickte genervt zu ihm rüber, was ihn kalt ließ, er blieb dort stehen. Ich sah ihn verstohlen aus den Augenwinkeln an und musste mir eingestehen, dass er noch besser aussah als vor fünf Jahren.
Anscheinend war er vorher baden gegangen und das Wasser lief ihm aus den schwarzen Haaren in die grünen Augen und über den jetzt viel sportlicheren, muskulöseren Körper mit dem Sixpack. Früher sah er auch schon gut aus, doch jetzt war sein Körper richtig gut in Form, nicht mehr so schlaksig. Er sah auch reifer aus, was mir zwar imponierte, ich mir aber natürlich nicht gerne eingestand. Leider schien er noch viel sarkastischer zu sein als früher.
Zuerst schwieg er, leider nur kurz. „Liest du die Bücher immer seitenverkehrt?" Ich schaute darauf und wurde rot. Oh Schreck! Er hatte Recht, das durfte doch nicht wahr sein! Mensch, war mir das peinlich, ich war wieder mal ertappt worden.
„Und, hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ Diesen Satz hatte ich doch schon einmal von ihm gehört. Ich schob mir die Sonnenbrille nach oben und musterte ihn nun ganz offen und tat, als wenn ich zuerst überlegen müsste, ob er mir gefiel.
„Naja, abgesehen von dem Bierbauch siehst du für dein Alter nicht schlecht aus“, gab ich nach einer längeren Pause zur Antwort.
Luzia fing an zu husten und lachte dann los. Der Kerl tat, als sei er beleidigt und lachte dann aber auch. Er wusste genau, dass er gut in Form war und ich nur meinen Stolz retten wollte. Er ging lachend zu seinem Liegestuhl, der ein Stück weiter hinten stand.
Luzia sah nun zu mir und sagte japsend: „Bierbauch, du hast sie ja nicht mehr alle. Ich wäre beinahe erstickt vor Lachen.“ Ich grinste. Meine Antwort war besser als gerötete Wangen. Ich drehte das Buch wieder andersrum und steckte mir dann die Stöpsel meines I-Pods in die Ohren, um Musik hörend zu lesen. Das hieß dann bei mir: Bitte nicht stören.
Am frühen Nachmittag knurrte mir der Magen und ich wollte mit Luzia in die Beachbar gehen, um einen Snack zu essen. Ich musste sie wieder mal wecken. Murrend stand sie trotz ihrer Müdigkeit auf. So zogen wir los und setzten uns auf die Terrasse vor der Bar. Ich hatte vor allem Durst und wollte nur einen Salat essen, aber das war auch nicht gerade leicht bei dieser Auswahl. Es gab auch noch Gyros, Souflaki und Pommes. Da ich aber zu Hause nicht hungern wollte, nur weil ich hier zuschlug, nahm ich nur einen Salat.
Das andere konnte bis morgen warten, wenn ich die vielen Kalorien mit Sport wieder verbrennen konnte. Wir genossen den ganzen Nachmittag in der Sonne und gingen ab und zu im Meer schwimmen. Lukas gesellte sich auch einmal zu uns. Natürlich konnte er es nicht lassen, uns nass zu spritzen. Aber wir konnten das Spiel auch andersrum spielen und so ergriff er die Flucht.
Wir sahen ihn an diesem Abend nicht mehr. Vielleicht war er auswärts essen gegangen. Da Sonntag war, wurden die Tische für den Galaabend besonders schön gedeckt. Es gab wieder eine riesige Auswahl an Speisen. Wir konnten uns kaum entscheiden. Bei Fisch, Reis und Weißwein genossen wir das angenehme Wetter auf der Terrasse des Hauptrestaurants. Nach dem Essen setzten wir uns noch an die Bar.
Am späteren Abend zeigten die brasilianischen Tänzer eine spektakuläre Show. Zum Schluss genossen wir noch die Livemusik an der Bar und wurden mehrmals zum Tanzen aufgefordert.
Wir genossen die Aufmerksamkeit und als wir gefragt wurden, ob wir auch noch in die Disco kommen wollten, sagten wir erfreut zu. Es wurde sehr spät oder schon früh, als wir ein wenig beduselt ins Bett fielen.
Nach einem reichlichen Frühstück entschied ich mich für eine Lektion „Stepp für Anfänger“. Diese dauerte eine Dreiviertelstunde. Die brasilianische Animatorin Antonia gab ein flottes Tempo vor und ich musste mir die Schrittkombinationen gut merken, damit ich nicht aus dem Takt fiel.
Schon nach der Hälfte der Lektion lief mir der Schweiß den Nacken hinunter, die Beine brannten und ich war außer Puste. „Diese Lektion soll für Anfänger sein?“ Wie schnell und schwierig musste es dann wohl erst bei den Fortgeschrittenen zugehen? Ich wollte es mir gar nicht ausdenken. Tatsächlich schien ich völlig außer Form zu sein und nahm mir vor, zu Hause wieder joggen zu gehen. Die Zeit musste ich mir unbedingt wieder nehmen.
Heute Morgen beim Frühstück hatte ich zudem richtig zugeschlagen. Ich stellte nach diesem Training fest, dass dies nicht förderlich gewesen war.
Natürlich blieb mir an diesem Morgen nichts erspart und Lukas schlenderte während meines Trainings langsam vorbei. Als er mich da schwitzen sah, blieb er stehen und schaute uns zu. Ich entdeckte ihn und starrte nur noch stur nach vorne zu Antonia. Natürlich flog ich in diesem Moment aus dem Takt und stand wie blöd da und wusste nicht mehr weiter. Ich konnte mir sein Grinsen schon vorstellen und versuchte wieder in den Takt reinzukommen. Leider war es vergebene müh und ich war froh, als eine Pause angesagt wurde.
Da ich etwas trinken wollte, ging ich zu meinem am Boden liegenden Badetuch und fluchte leise. Ich hatte meine Flasche Wasser im Zimmer vergessen, das war wirklich typisch für mich, denn ich war manchmal ein richtiger Schussel. „Suchst du was? Oder hast du mal wieder etwas vergessen?" Lukas kannte mich einfach zu gut. Er hielt mir seine eigene Flasche Wasser hin. Ich war aber zu stolz und antwortete zynisch: „Nein, ich wollte mir nur den Schweiß abtupfen, aber danke für dein gütiges Angebot, ich habe keinen Durst." Er schaute mich stirnrunzelnd an. Ich gab vor, dass nicht zu bemerken und nahm das Badetuch vom Boden, legte es mir umständlich um den Hals und trocknete mich damit ab. Lukas schüttelte nur den Kopf über meine Sturheit. Ich sollte aber meinen Stolz noch schnell bereuen.
Am Ende der Lektion hatte ich einen trockenen Hals, einen roten Kopf, mir war übel und alles drehte sich. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten.
Lukas hatte sich unterdessen auf einen der rumstehenden Stühle gesetzt und unterhielt sich mit einer gutaussehenden, sportlichen Frau. Warum musste der Typ noch da sein? Wollte er mir zeigen, dass er bei anderen Frauen gut ankam, oder wollte er sich nur über meine Unsportlichkeit amüsieren? Wieso ließ er mich nicht in Ruhe? Ich wollte ihn nicht sehen, war aber eifersüchtig, wenn er mit anderen redete.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte mich Antonia, die zu mir getreten war und mich stirnrunzelnd ansah.
„Doch, es geht mir gut, danke. Ich habe mich wohl ein wenig überanstrengt, das wird schon wieder.“
„Ruhen Sie sich eine Weile im Schatten aus. Wenn es Ihnen am Abend nicht besser geht, sollten Sie den Arzt aufsuchen“, mahnte sie mich.
„Danke, es geht mir bereits besser, aber ich werde Ihren Rat befolgen“, gab ich zur Antwort und hoffte, sie damit loszuwerden, damit ich schnell aufs Zimmer laufen konnte. „Haben Sie in der Pause Wasser getrunken?“, hackte sie aber noch nach.
„Ja“, log ich, „mir geht es wirklich gut, ich bin nur ein wenig erhitzt. Danke für Ihre Fürsorge“, wiegelte ich ab.
Sie gab auf, wünschte mir einen guten Tag und ging davon.
Als ich mein Badetuch aufnahm, stand Lukas schon neben mir und hielt mir wieder seine Wasserflasche hin. „Jetzt trink schon, du siehst aus, als würdest du gleich aus den Latschen kippen."
„Freut es dich eigentlich, dass du wieder mal recht hattest?“, blaffte ich ihn an und riss ihm die Flasche beinahe aus den Fingern, putzte sie aber vorher noch umständlich ab und trank dann wie eine Verdurstende. Er zog sie mir wieder weg, als ich anfing zu husten.
„Du trinkst zu hastig, auch wenn du so gar keinen Durst hast“, schalt er mich aus.
Ich schaute ihn nur böse an. Er begleitete mich danach zu meinem Zimmer, obwohl ich ihm sagte, dass es mir wieder gut ging.
Unterwegs fing er an, auf mich einzureden. „Laura, wir müssen über unsere geplatzte Verlobung reden.“
„Ich wüsste nicht weshalb, Lukas, vorbei ist vorbei. Da gibt es nichts mehr dazu zu sagen.“
„Doch, das gibt es schon. Wir haben es damals nicht getan, sei doch nicht so verdammt stur!“
Ich sagte nichts mehr, bis wir bei meinem Zimmer angekommen waren, schloss rasch die Türe auf, ging hinein und warf sie ihm vor der Nase zu.
Er sollte ja nicht auf die Idee kommen, dass er noch reinkommen konnte. Ich hörte ihn fluchen, als er davonging. Luzia, die jetzt auf dem Balkon saß, konnte sich kaum von meiner Geschichte erholen. Aber sie sagte auch, dass ich unbedingt mit Lukas reden sollte. Ich verneinte stur.
Wir besorgten uns im Anschluss zwei Liegen am Pool, weil wir am Nachmittag noch Shuffleboard spielen wollten. Über den Mittag saßen wir im Restaurant, aßen einen Salat und tranken Mineralwasser. Danach genossen wir noch die Sonne auf dem Liegestuhl.
Als wir am frühen Nachmittag am Shuffleboard-Platz ankamen, warteten schon einige Gäste auf den Beginn des Spiels. Sascha, die Animateurin, erklärte uns die Spielregeln.
„Ihr müsst diese runden Holzscheiben mit diesem T-förmigen Stock in dieses Feld mit den Zahlen schieben.“ Dabei zeigte sie auf die Felder aus Zahlen von minus zehn bis plus zehn. „Jeder bekommt zwei gleichfarbige Scheiben und ihr spielt immer erst eine und wenn ihr wieder dran seid die zweite. Wir rotieren in der Reihenfolge, damit jeder Spieler einmal anfangen kann.“
Sie drückte mir die rot-blauen in die Hand. Luzia bekam gelb-schwarzen.
Das Platzieren der Scheiben gelang mir wesentlich besser als die Steppgymnastik heute Morgen. Das Spiel gefiel uns so gut, dass wir uns entschieden, an einem anderen Tag wieder mitzumachen.
Nach dem Shuffleboard holten wir uns noch ein Eis an der Bar. Beim Darts stand Lukas mit einem Bier in der Hand. Ich fragte ihn scheinheilig:
„Willst du da ernsthaft mitspielen oder schaust du nur zu, wie man richtig trifft?" Luzia und ich grinsten beide, weil wir wussten, dass er nicht gut zielen konnte. Wir hatten Darts früher oft bei den Nachbarn gespielt. Er lächelte nur und meldete sich beim Spielleiter an.
Das durften wir uns nicht entgehen lassen. Wir meldeten uns ebenfalls an. Am Schluss wurde es ein persönliches Duell zwischen uns beiden. Lukas hatte sich stark verbessert und wir spielten beide so gut, dass die anderen Mitspieler kaum eine Chance gegen uns beide hatten. Es gab plötzlich zwei Gruppen, die uns gegeneinander anfeuerten. Die Menschenmenge und die Jubelrufe brachten meine Wangen zum Glühen. Ich wollte auf keinen Fall gegen Lukas verlieren. Ich gewann knapp. Lukas verneigte sich grinsend vor mir.
„Kommt ihr heute mit mir im Speisesaal essen? Es wäre interessanter zu dritt als alleine“, fragte er uns auf einmal, als wir wieder bei der Bar standen.
Ich schaute ihn an. „Wieso sollte ich mir den Appetit verderben lassen?“
„Du darfst, Lukas. Laura, sei nicht so biestig“, unterbrach mich Luzia. Ich schaute sie empört an und gab dann, übertrieben seufzend, zurück: „Wenn es sein muss.“
Um einem längeren Gespräch mit Lukas zu entgehen, stand ich vom Barhocker auf und verließ den Raum.
Ich lief davon.
Als Luzia in unser Zimmer kam, erwartete ich sie schon. „Was sollte das, warum fällst du mir in den Rücken? Ich habe nicht das Bedürfnis, etwas neu aufzurollen. Er hat mir wehgetan und damit ist er bei mir unten durch!“, griff ich sie empört an.
Luzia war jetzt sauer, warf mir einen bösen Blick zu. „Laura, du bist wirklich ätzend, bitte nimm dich zusammen und gib ihm eine Chance zum Reden. Du machst dich ja selber unglücklich und verdirbst mir die ganzen Ferien. Er war damals sicher nicht alleine schuld. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du ihm auch wehgetan haben könntest? Er hat mir erklärt, dass er nur mit dir reden will. Er schien sehr geknickt.“
Das saß und ich seufzte. „Also gut, dann gehen wir mit ihm essen. Mehr nicht. Kann ja nicht so schlimm werden."
Lukas wartete schon beim Eingang zum Saal und wir betraten zusammen die Terrasse. Wider Erwarten wurde es doch ein angenehmes Essen. Wir unterhielten uns über die Clubanlage, welchen Sport wir hier ausüben wollten und über Kos generell. Nur über unsere Vergangenheit schwiegen wir beharrlich.
Nach dem Essen saßen wir noch an der Bar und warteten auf die Show. Lukas hatte wieder mal gezeigt, dass er ein guter Erzähler und Zuhörer war.
Wir blieben am Abend nach der Show nicht lange allein am Tisch in der Bar. Ein paar Gäste, die uns am Nachmittag beim Darts angefeuert hatten, setzten sich zu uns.
„Das war ja cool heute Nachmittag. Ihr beide seid echt stark“, röhrte ein älterer Mann mit Glatze und Bierbauch.
„Ihr spielt das wohl öfter. Seid ihr in einem Club?“, wollte ein jüngerer Herr wissen.
Lukas lachte, was ihn noch anziehender machte. „Wir spielen nur ab und zu.“
„Das glaube ich euch nicht“, widersprach der Erste.
„Da kann man nichts machen, doch es ist wirklich so. Es ist nur so ein Spaß ab und zu.“
Da gaben sie auf. Jemand erzählt von seinem Hund, der zu Hause auf sie wartete. Ein anderer von seinen Großkindern. Dabei hatte er glänzende Augen. Dass er nicht gleich Fotos rausholte, verwunderte mich.
In diesem Moment sah ich, wie sich eine schwarzhaarige Frau in einem Minikleid und Highheels neben Lukas setzte und sich frech bei ihm einhackte. „Seid ihr ein Paar? Wenn nicht, könnten wir heute zusammen am Strand abhängen“, raunte sie ihm nur so laut zu, dass ich es nur knapp hörte.
Echt jetzt, das war der Hammer. Das vor mir. Sie konnte nicht wissen, wie er zu mir stand, aber das schien ihr egal zu sein. Neugierig, mit zu Schlitzen verzogenen Augen verfolgte ich die Szene. Ein kleines, grünes Männchen namens Eifersucht hockte mir auf der Schulter.
Doch ich musste keine Angst haben. Lukas löste sich sanft von ihr und flüsterte etwas in ihr Ohr. Wie vom Blitz geschlagen, stand diese auf und entfernte sich von uns mit hochrotem Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was er ihr gesagt hatte. Aber es schien gewirkt zu haben.
Danach erfuhren wir, dass Lukas im letzten Jahr seine damalige Freundin bei einem Autounfall verloren hatte.
Ich war bestürzt. Das hatte ich ihm nicht gewünscht. Leider waren meine Gefühle für ihn nicht weniger, was die Eifersucht von vorher nicht gerade minderte.
Keiner von uns beiden erwähnte an diesem Abend, dass wir mal verlobt waren. Das ging niemanden etwas an. Es war zu deprimierend. Ich schaute Lukas verstohlen an und merkte, dass er ganz in Gedanken war. Er entschuldigte sich recht bald, er sei müde und wollte ins Bett gehen.
Luzia und ich blieben auch nicht mehr lange. Im Zimmer redeten wir noch über das Gehörte. Ich konnte lange nicht einschlafen. Lukas tat mir gegen meinen Willen leid und ich musste mir eingestehen, dass es Zeit wurde, das Vergangene abzuschließen. Sonst käme ich nie zur Ruhe.
Es ging mir an diesem Abend nicht besonders gut. Nachdem ich von Jessicas Unfall erzählt hatte, war ich seit Langem wieder depressiv geworden. Ich hatte Jessica geliebt, aber meine große Liebe blieb Laura. Ich hatte auch gemerkt, dass ich Laura nicht ganz gleichgültig war, denn ich hatte die Empfindungen gesehen, die bei meiner Erzählung über ihr Gesicht geglitten waren. Ich glaubte auch, ihre Eifersucht bei der Erwähnung Jessicas gesehen zu haben. Nach meiner Erzählung gab ich vor, müde zu sein und ging ins Zimmer. Dort saß ich auf dem Bett und kämpfte mit den Tränen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Jessica und hoffte im gleichen Moment, dass die Sache mit Laura bereinigt wurde und wir nochmals von vorne beginnen konnten. Als ich nicht schlafen konnte, entschied ich mich, noch ein wenig am Meer entlang zu laufen.
Mein Schlaf in dieser Nacht war von Träumen durchsetzt.
Am nächsten Tag fühlte ich mich gerädert und wollte allein sein. Ich blieb auf meinem Balkon und schlief sehr viel. Erst abends raffte ich mich zu einem Besuch auf.
Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir hatte ein kleines Haus auf Kos erworben. Er hatte eine Griechin geheiratet und jetzt lebten sie hier. Schon lange hatten sie mich eingeladen, wenn ich einmal auf Kos käme, sollte ich sie unbedingt besuchen kommen. Also duschte ich und fuhr mit dem Taxi zu ihnen raus. Der Empfang war herzlich. Ihre kleine Tochter kam sofort auf mich zu und befahl:
„Hoch!“ Ich schaute fragend zu Peter. Der grinste nur.
„Nimm sie nur auf die Arme. Das macht sie im Moment bei jedem Besuch. Du kannst dir denken, wie Lisa das erste Mal reagiert hat.“ Lisa war eine Freundin unseres gemeinsamen Kollegen und ich wusste, dass sie gar nichts mit kleinen Kindern anfangen konnte.
„Sie war ganz verstört, als Alexandra dies bei ihr versucht hat.“
Ich lachte laut, während ich das kleine Mädchen hochhob. „Und, wie hat sie reagiert?“
„Sie hat der Kleinen nur das Köpfchen getätschelt. Alexandra hat sich später beim Essen gerächt, indem sie ihr ganz versehentlich das Getränk auf die Hosen fallen ließ. Uns war das sehr peinlich. Lisa ist ausgeflippt und Hans, ihr Freund, hat sich krankgelacht. Natürlich musste sich Alexandra entschuldigen, aber der Abend war damit gelaufen. Du kannst dir vorstellen, wie uns zu Mute war, als Lisa einfach davonrauschte. Hans ist dann auch gegangen. Die Beziehung hielt nicht mehr lange.“
Wir quatschten noch ganzen Abend, meine Hose blieb zum Glück sauber.
Heute mieteten wirein Auto und fuhren bei bedecktem Himmel nach Zia. Dies war ein kleines Dorf in den Hügeln von Kos. Eigentlich waren es zwei Straßen, in denen sich Läden voller Handwerksachen und Erzeugnissen aus der Gegend eng aneinanderreihten. Es gab auch den üblichen Touristenramsch. Aber von hier hatte man eine superschöne Aussicht auf die Küste. Natürlich kauften wir auch Einiges ein. Ich entschied mich für Honig und Olivenöl.
Danach fuhren wir zu den heißen Schwefelquellen von Agios Forkas. Sie lagen etwa zehn Kilometer von Stadt Kos entfernt. Eigentlich hatten wir mehr erwartet, aber es war nur eine von Steinen eingerahmte Quelle, die auch Zugang vom Meer her, hatte. Allerdings war das Wasser teilweise richtig heiß. Wir legten uns hinein und genossen das kalte Wasser, das zwischendurch vom offenen Meer hereinschwappte.
Als wir so rumlagen, sprachen wir über den letzten Abend.
„Findest du nicht, dass Lukas sehr unglücklich ausgesehen hatte, als er uns die Geschichte seiner Freundin erzählte?“, fragte mich Luzia.
„Ja, der Tod seiner Geliebten muss ihn schlimm getroffen haben", gab ich widerwillig zu.
Wir waren danach beide in Gedanken versunken und genossen das warme Wasser.
„Ich finde es komisch, dass er mich so schnell ersetzt hat, wo er doch jetzt so erpicht auf eine Unterredung ist?", sagte ich plötzlich.
„Das ist nicht dein Ernst?", antwortete mir Luzia leicht genervt. „Er hat sie mehr als drei Jahre nach eurer gelösten Verlobung kennengelernt."
„Ja, aber ich finde trotzdem, er hätte länger ..."
Luzia unterbrach mich abrupt. „Laura, du übertreibst es jetzt echt. Lukas kann ja auch nichts dafür, dass du nur für den Job gelebt hast und selten ausgegangen bist. Daheim lernt man niemanden kennen. Ich finde, du verhältst dich ausgesprochen unfair.“
„Unfair? Nein, ich will diese Beziehung nicht erneuern.“
„Er will nur über eure Trennung reden. Er hat nichts über einen Neubeginn gesagt. Ich bin enttäuscht von dir, das ist sonst nicht dein Stil.“
Ich drehte mich gekränkt um, schaute aufs Meer hinaus und sagte, dass ich gar niemanden kennenlernen wollte und ganz sicher nicht eifersüchtig war.
Sie schnaubte laut. „Oh, sei doch nicht gleich eingeschnappt, wenn man dir mal die Wahrheit sagt."
Sie stieg aus dem Wasser und sah sich um. Suchte sie eine Möglichkeit, um sich umzuziehen?
Leider gab es nur ein kleines Häuschen, in dem es, gelinde gesagt, stank. Oberhalb des Strands stand ein großes unbewohntes Haus mit einem Betonzaun darum. Dort zogen wir uns dann auch beide um.
Auf dem Parkplatz berieten wir uns ein wenig verschnupft über unser nächstes Ziel.
„Kos Stadt!", riefen wir beinahe gleichzeitig. Wir fuhren die kurze Strecke und suchten uns einen Parkplatz, der nicht allzu weit vom Zentrum entfernt lag.
Ein paar Minuten später standen wir bereits mitten im Gewimmel der Stadt. Es waren teils recht enge Gässchen, in denen sehr viele Leute von Touristenladen zu Touristenladen schlenderten.
Auf einem Platz, in der Nähe der Kirche, stand eine Markthalle, in der wir uns noch mit verschiedenen Gewürze eindeckten. Wir fanden, nach einiger Suche, auch den alten Baum des Hippokrates in der Nähe der Ruinen des ehemaligen Kastells der Johanniter. Er sollte, gemäß der Informationen der Reiseleiterin im Hotel, 2500 Jahre alt sein. Wir waren bezüglich des hohen Alters skeptisch, obwohl er wirklich alt aussah. Wir verzichteten darauf, die Ruine zu besichtigen. Lieber wollten wir durch die Läden flanieren.
Ich erstand mir eine braune Ledertasche und Luzia ein Paar schwarze Keilsandalen. Vielerorts verkauften sie Pashmina-Halstücher. Echt oder nicht, sei dahingestellt. Ich kaufte mir eins, weil sie mir gefielen und sie kuschelig waren.
Müde, aber zufrieden setzten wir uns danach in ein Café am Hafen, genossen ein Eis und schauten den auf dem Meer schaukelnden Schiffen zu.
Am Abend fuhren wir mit dem Auto in Richtung Marmari und kamen bei einem Lokal vorbei, das uns auf Anhieb gefiel. Es lag ein wenig abgelegen und war sehr hübsch. Die Terrasse war noch leer und wir setzten uns an einen der vielen freien Tische.
Die Karten waren schon aufgelegt und wir schauten uns das Angebot an. Es gab vor allem griechische Spezialitäten und ich entschied mich für Moussaka. Als ich von der Speisekarte aufsah, blickte ich direkt in ein Paar stahlblaue Augen. Das gab es ja nicht. Dort saß der Mann, von dem Luzia schon seit Jahren schwärmte.
Ein amerikanischer Schauspieler hier in einem kleinen Dorf auf Kos. Ich traute meinen Augen kaum. Wenn Luzia ihn sehen würde, könnte sie vor lauter Nervosität nicht mehr in Ruhe essen. Sie saß mit dem Rücken zu ihm. Also entschied ich mich, nichts zu sagen und abzuwarten. Nach dem Essen sah ich, dass er ins Lokal hinein ging. Ich handelte.
„Wolltest du nicht noch aufs Klo? Du jammerst ja schon lange." Gemeinerweise sagte ich ihr immer noch nichts vom Schauspieler.
„Du hast recht, ich gehe kurz herein, dann bestellen wir noch ein Dessert. Die sehen echt lecker aus.“ Sie stand auf und ging in Richtung des Eingangs.
Ich hoffte, dass sie ihm nicht erst im Haus begegnen würde. Schließlich wollte ich ihre Reaktion miterleben, wenn sie Rouven Gardner entdeckte.
In diesem Moment passierte es. Damit hatte ich nicht gerechnet: Auf dem Boden vor dem Eingang lagen lose Kabel herum. Luzia schaffte es tatsächlich, darüber zu stolpern, und wäre gestürzt, wenn sie nicht von Rouven aufgefangen worden wäre.
Ich kicherte, was mir einen entrüsteten Blick von Luzia einbrachte. Noch immer schien sie nicht gemerkt zu haben, wer sie in den Armen hielt.
Doch jetzt. Sie hob den Kopf und schaute in sein Gesicht. Ich hielt den Atem an, neugierig auf ihre Reaktion. Luzia wurde rot wie eine Tomate, riss sich von ihm los und rannte ins Haus.
Rouven Gardner kam unterdessen auf mich zu und schimpfte grinsend mit mir: „Lachst du immer deine Freunde aus?“
„Nein, aber Luzia ist seit ewiger Zeit ein Fan von dir“, verteidigte ich mich in fließendem Englisch. „Die Situation war so lustig, weil sie ausgerechnet in deine Arme gefallen ist.“ Wieder musste ich lachen.
„Du hast mich also doch erkannt. Aber du wirst mich nicht an die Presse verraten, oder?“ Er zwinkerte mir zu und ich wurde ebenfalls rot, als er mir seine unverhohlene Musterung unter die Nase rieb.
„Nein, ich verrate nichts. Machst du hier Urlaub?“
„Du bist nicht neugierig, oder?“, neckte er mich. „Woher kommt ihr denn?“
„Wir kommen aus der Schweiz“, antwortete ich freundlich. „Mein Name ist Laura.“
„Oh, Laura und Luzia.