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Nach "Amor, das Leben und ich" geht die turbulente Fahrt durchs Leben weiter. Mithilfe des gewitzten Nachbarn Cornelius Fliege führt sie sogar durch Raum und Zeit.
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Seitenzahl: 105
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Daniela Pongratz
Erzählungen
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Alle im Buch vorkommenden Personen, Schauplätze,Ereignisse und Handlungen sind frei erfunden.Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oderEreignissen sind rein zufällig.
www.net-verlag.deErste Auflage 2022© Text: Daniela Pongratz© net-Verlag, 09117 Chemnitz© Coverbild: 123RF und PixabayCovergestaltung: net-VerlagIllustrationen: Daniela Pongratz (S. 15, 31, 36, 43, 107)alle anderen Pixabayprinted in the EUISBN 978-3-95720-340-3eISBN 978-3-95720-341-0
»Cornelius, sag mir geschwind,wieso die Zeit so schnell verrinnt?«»Die Zeit kannst du gar nicht fassen,du musst sie vergehen lassen.Genieße den Augenblick,und schaust du vor oder zurück,dann ist es dein großes Glück,gelingt auch nicht immer alles,was du planst,wenn du ein Weinen in ein Lächelnwandeln kannst.«
Wenn Pläne scheitern
Freundinnen unterwegs
Die Zeiträuber
Soll ich einen Frosch küssen?
Minka
Sonnenschirme
Sonntag ist Eigentlich-Tag
Flirt am Lendplatz
Was hat Amor sich dabei gedacht?
Aufgeräumt im Zug
Ich erledige das gleich online …
Der kleine Cornelius Fliege
Die Hochzeit meiner besten Freundin
Malerei der Zukunft
So viele Geschichten
Schlafräuber
Ballast abwerfen
Alice
Sauerrahm und Gurkerl
Mein Opel Corsa und ich
Eine haarige Sache
Schlüssel
Verdorbene Frühstücksfreuden
Der Abend nach meinem Seminar
Viel Blabla oder Forferln im Allgemeinen
Lange Rede …, Forferln im Speziellen
Die unwirkliche Zukunft
Erste Schritte aus der Traurigkeit
Meine Reise in die Zukunft
Geheimakte. Ich, als Geheimagentin
Verfolgungsjagd in den Weinbergen
John Brandon und ich
Eine haarige Angelegenheit
Die offene Rechnung
Über die Autorin
Heute ist mir nicht danach zu jubeln und zu springen. Ich bin höchstens für Zeitsprünge bereit. Alle meine enthusiastisch ausgearbeiteten Pläne wirft das Leben mit einer ebenso großen Begeisterung auf den Scheiterhaufen. Meine farbenfrohen Fantasievorstellungen vom Traummann sind auf die graue Realität geprallt.
Mein Profil auf der Internetseite www.findedeinenschatz.at wurde zwar von 50 Männern angesehen, jedoch nur zwei haben eine E-Mail an mich gesendet. Davon war einer 65, und der andere hat mich mit seiner Botschaft. »Hi, ich heiße Ernst und möchte dich heiraten und zwei Kinder mit dir haben«, verschreckt. Das kann ja nicht sein Ernst sein, oder?
Männer im Bekanntenkreis, die halbwegs etwas taugen, sind natürlich vergeben. Beim Ausgehen treffe ich nur auf Jüngere, die, wer könnte es ihnen verübeln, an jüngeren Mädels interessiert sind.
Zu allem Übel habe ich in der Firma ein Projekt aufgebrummt bekommen, das in seinem Rucksack Zahlen und Statistiken enthält und mich in die entgegengesetzte Richtung der vereinbarten Ziele meines letzten Mitarbeitergesprächs führt.
So lande ich nach einem Spaziergang durch die Innenstadt während meiner Mittagspause im Büro und werfe mich auf meinen Schreibtischsessel. Auf dem Tisch vor mir liegt Papier, das bearbeitet werden will, und das E-Mail-Postfach hält Nachrichten für mich bereit. Ich kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Jede neue Begegnung scheint mir so oberflächlich zu sein. Kurt habe ich in- und auswendig gekannt und geliebt – mit all seinen Macken. Hätten wir uns doch nicht trennen sollen? Ich wollte seiner Karriere in der großen Stadt nicht im Wege stehen und er mir nicht dem Familienglück im trauten Heim am Lande.
Ich schnaufe. Dann steige ich im Herold ein, tippe Amor ein und gehe auf Suchen. Herold findet seine Telefonnummer nicht. Na klar! Sicher geheim! Ich blicke auf die Uhr. Zehn Minuten habe ich noch von meiner Mittagspause. Aus meinem Beutel krame ich mein Pausenbrot. Ich streife mir die Straßenschuhe ab und schlurfe mit den Patschen hinaus hinter das Bürogebäude, wo eine Bank steht. Die weißlackierte Holzbank wird von der Frühlingssonne beleuchtet. Ich spüre die Sonnenwärme, als ich Platz nehme. Ein Erdengrasgemisch steigt mir in die Nase, und wenn ich die Augen schließe, höre ich das Vogelgetratsche. Mir ist so, als ob ich eine andere Welt betreten würde. Jetzt erst schenke ich meinem Magen Aufmerksamkeit, der schon seit geraumer Zeit vor sich her murmelt. Voller Appetit beiße ich in mein Brot. Meine Zähne zermalmen das Brot, und mit geschlossenen Augen versöhnt mich der Genuss für einen Augenblick mit der Welt.
Bernd setzt sich neben mich und quasselt ungefragt in meine Tagträume. Er erzählt mir irgendetwas von einem anderen Mitarbeiter, über den er sich gerade geärgert hat. Ich sehe ihn nur an: »Was machst denn du hier?«
»Mittagspause.« Er beißt in einen Hotdog, aus dem Ketchup und Senf rinnen. Wenn jemand eine beschauliche Stimmung zerstören kann, dann mein Arbeitskollege Bernd. Ich seufze, stehe auf und will gehen.
»Bleib noch«, mampft Bernd. »Wir kommen ja nie zum Reden. Wie geht es dir eigentlich?«
Ich seufze noch mal. »Sei mir nicht böse, ich will nicht darüber reden.«
»Mit Eileen und mir ist es aus.«
Ich setze mich wieder. »Was?«
Bernd nickt und legt seinen Hotdog beiseite. Der Senf tropft dabei durch die Bankritzen.
»Aber du wolltest sie doch heiraten und sogar zu ihr in dieses verrückte irische Dorf ziehen. Was ist passiert?« Ich bin schockiert und gleichzeitig wütend, dass es wohl nirgends glatt laufen kann.
»Sie hat einen Jugendfreund getroffen. Einen richtigen Iren! Dagegen habe ich keine Chance.« Bernd senkt seinen Kopf. Sein mittlerweile schütteres Haar fällt dabei zur Seite, sodass man den Ansatz einer werdenden Glatze erkennen kann.
»Das war sowieso viel zu viel Rosamunde Pilcher.« Mein Trostversuch stößt auf keine Reaktion. Darum streichle ich über seine Schulter und kann ihm nur Worte schenken, die ich selbst nicht glaube: »Das wird schon wieder werden.«
Aus Bernds Augen tropfen ein paar Tränen, und ich möchte am liebsten die ganze Welt anknurren. Die Frühlingssonne schickt lachende Sonnenstrahlen herunter – für Bernd und mich heute vergebens.
Diese Geschichte handelt von einer »Tour« vom Grazer Hauptbahnhof zur Oper. Eine Roadstory. (Strecke 3 km)
Voller Vorfreude stiegen wir am Grazer Hauptbahnhof aus dem Zug. Wir, das waren Doris, deren Füße heute statt der üblichen Sneakers schwarze Stöckelschuhe zierten, Stella, frisch vom Friseur, und ich, mit vier Tickets in der Handtasche für das Musical »Singing in the rain«.
Während wir das Bahnhofsgelände verließen, gingen Stella und ich der Frage nach, ob Lachfältchen reduziert werden könnten, wenn wir jeden Tag ein paar Minuten mit aufgeblasenen Backen herumlaufen würden.
Da unterbrach uns Doris: »Stellt euch mal dorthin!« Sie zeigte auf einen mit lila Tulpen bestückten Blumentrog am Bahnhofsvorplatz und zückte ihren Fotoapparat.
Stella und ich warfen uns in Pose, das hieß: Wir hängten uns ein, deuteten einen Sirtaki-Schritt an und ließen dabei fröhlich die Zunge heraushängen.
»So, und eines für Robert.« Doris holte ihr Handy aus der Tasche. »Wartet, ich habe die Selfiestange dabei.«
Ungeduldig blickte ich auf die Bahnhofsuhr – ich wollte zu unserem Musical nicht zu spät kommen.
Wir brauchten drei Versuche: Beim ersten Mal hielt Doris die Selfiestange zu hoch – ich war nicht mehr darauf zu sehen. Beim zweiten Versuch war Stella nicht auf dem Bild, da ihr der Wind die Haare ins Gesicht geweht hatte, und beim dritten Versuch fehlte mir das Kinn – aber ich war zumindest drauf. Dieses Foto schickte dann Doris an ihren Liebsten.
Wir gingen in Richtung Straßenbahnhaltestelle. Auf dem Weg dorthin unterhielten sich Doris und Stella über die letzte Staffel Game of Thrones und überlegten sich, wie es da wohl weitergehen könnte. Mit der Bim fuhren wir dann Richtung Oper. Es verging keine Haltestelle ohne Mord und Totschlag – in Doris’ und Stellas Nacherzählung von Game of Thrones zumindest.
Kurz bevor wir den Hauptplatz erreichten, unterbrach Stella Doris’ Leichenberichterstattung mit einem »Mei«.
»Was?«, fragte ich.
»Können wir am Hauptplatz kurz aussteigen? Ich möchte in das Seifengeschäft, da gibt es sooo duftige Sachen. Da kann ich meiner Tochter etwas mitbringen.«
Ich lugte auf die beliebte Treffpunktuhr vor dem Juweliergeschäft am Hauptplatz.
Doris bemerkte meinen Blick. »So viel Zeit haben wir schon noch.«
Wir drei sprangen aus der Straßenbahn. Im Laden war Stella gleich hinter einer Duftwolke verschwunden.
»Gehen wir jetzt?« Ich sah uns in der verdunkelten, vollbesetzten Oper unsere Plätze suchen und hörte das Orchester die ersten Töne spielen.
»Ich nehme die Erdbeerseife mit. Riech mal« Stella hielt mir einen rosa Knäuel unter die Nase. »Oder soll ich doch lieber Vanille nehmen?«
Schon atmete meine Nase einen Vanilleduft ein. »Nimm beide. Und, gehen wir jetzt?«
Mit einer befüllten roten Papiertüte verließ Stella das Geschäft. Vor dem Laden schossen wir wieder ein Selfie. Dieses Mal kramte Stella in ihrer Tüte. Das ließen wir so.
Wir setzten die Reise in der Tram Nummer 7 fort und stiegen an der nächsten Haltestelle Jakominiplatz aus. Hier wollten wir uns um halb mit Ingrid treffen, die in Graz wohnte. Doch obwohl es schon sieben nach Halb war, gab es noch keine Spur von ihr.
»Suche nach einem Parkplatz.« Eine Three-ma-Nachricht von Ingrid trudelte mit Gebimmel ein.
Ich beobachtete die Zeiger der Uhr, die mitten am Platz in die Höhe ragte. Doris’ und Stellas Aufmerksamkeit war inzwischen wieder in Game of Thrones verschwunden.
Es war 10 nach Halb. Völlig abgehetzt lief Ingrid daher. Wie eine Stadtführerin ging ich in Richtung Oper, gefolgt von Ingrid, die berichtete, dass sie ihr Kind bei der falschen Veranstaltung absetzen wollte und erst im zweiten Anlauf die Geburtstagsparty, zu der es eingeladen worden war, gefunden hatte und dann fast einen Parkplatz nahe der Oper fand, doch zuvor überholte sie jemand und schnappte ihr diesen weg und … ich weiß nicht mehr, was noch alles auf der Fahrt hierher schiefgegangen war …
Wir erreichten die Oper. Zwei Stunden lang tauchten wir, verführt von fröhlichen Gesängen, Tönen und Bildern, in eine Welt der Leichtigkeit ein.
Die nahmen wir mit hinaus und trugen sie in die nächste Straßenbahn. Das hieß: Fahrgäste, die zu dieser späten Stunde unterwegs waren, bekamen eine Coverversion von »Singing in the rain« zu sehen und zum Leidwesen vieler auch zu hören. Glücklich stiegen wir drei wieder in den Zug, der uns in unsere Heimatstadt brachte. Wir, das waren Doris, die ihre Stöckelschuhe in der Hand trug, da sie diese während der Vorstellung ausgezogen hatte und mit den danach angeschwollenen Füßen nicht mehr hineingekommen war, Stella, mit ihrer roten Tüte und ich mit »Singin in the rain – I am happy again« (und dazu steppte ich natürlich).
Ich wache aus einem Schlaf auf, der so traumlos und dunkel gewesen ist wie eine Nacht ohne Mond und Sterne. Ich hebe meinen Kopf, der sich auf meiner Schulter ausruhen wollte, doch da mein Hals dafür zu lang ist, ist der Kopf in der Luft hängen geblieben. Die Schmerzen ziehen sich von der linken Schulter bis hinter mein linkes Ohr. Als ich auf meinen Hinterkopf greife, spüre ich eine große Beule, die schmerzt, wenn ich sie berühre. Der Platz, auf dem ich sitze, ist so hart, dass ich meine Sitzhöcker spüre, die ich vom Turnunterricht der Volkshochschule kenne. Wärme dringt von der harten Wand, an der mein Rücken lehnt, durch meine Jeansjacke.
Ich öffne meine Augen, und es eröffnet sich ein verschwommenes Bild, das ich nicht kenne.
Wo bin ich?
Ich reibe meine Augen und will damit Klarheit schaffen. Ich sitze am Boden in einem mir unbekannten Badezimmer und lehne an einem Heizkörper, der leise gluckst. Es ist ein kleines Badezimmer im Stil der 80er, mit einer Badewanne, einer Duschtasse und einem Waschbecken – alles in einem schlichten Beige gehalten. Es gibt keine Fenster. Eine Glühbirne leuchtet schirmlos an der Decke, wodurch der Raum matt erhellt wird.
Ich stehe auf und schicke meine Knochen wieder an jene Plätze zurück, wo sie hingehören. Ich versuche, die Tür zu öffnen, doch sie ist versperrt.
Was ist passiert? »Was ist passiert?«, frage ich das Spiegelbild über dem Waschbecken. Doch es sieht genauso verdutzt drein wie ich.
Ich lasse meine Schultern kreisen (auch eine Übung aus dem Turnunterricht der Volkshochschule), und gleichzeitig kreisen meine Gedanken, und sie reisen dorthin, wo der letzte Tag meiner Erinnerung begonnen hat …
Bernd kramte in seiner Tasche und suchte den gestrigen Tag – nein, keine Ahnung, was er suchte, jedenfalls lagen neben seiner Tasche, die meiner Meinung nach für den 2-Tagesausflug unserer Firma zu prall gefüllt war, etliche Wäschestücke. Sein Kopf war in den unendlichen Tiefen seiner Tasche verschwunden.
Doris verabschiedete sich gerade von Robert, der sie zum Bus gebracht hatte. Sie arbeitete zwar nicht mehr in dem Unternehmen, durfte jedoch noch mitfahren – was mich sehr freute, schließlich war sie meine Freundin.