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Das zweite Elisabethanische Zeitalter ist zu Ende. Elisabeth Alexandra Mary, besser als Elisabeth II. bekannt, starb am 8. September 2022 auf Balmoral Castle, Aberdeenshire nach 70 Jahren Regentschaft als Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie von zuletzt 14 weiteren, als Commonwealth Realms bezeichneten souveränen Staaten einschließlich deren Territorien und abhängigen Gebieten. Die Krönung von Charles III., dem bisherigen Prinzen von Wales, fand am 6. Mai 2023 in der Londoner Westminster Abbey statt. Der "ewige Prinz" kann keine 70 Jahre regieren, wie seine Mutter, aber das beutet nicht, dass sich seine Herrschaft in Luft auflösen wird, sie kann das Land weiter prägen, auch wenn er nur ein Übergangskönig sein wird. Nun ist eine neue Ära angebrochen. Jetzt muss König Charles die Briten vom Nutzen des Hauses Windsor überzeugen und die Monarchie fit machen für die Zukunft und seinen Nachfolger William.
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Seitenzahl: 144
Walter Brendel
Wachablösung bei dem Windsors
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
Inhalt
Impressum
Einführung
Ein Rentner ist König
Der rebellische Sohn
Die neue Queen
Die nächste Generation
Zwei Frauen der Windsors
Epilog
Quellen
Das zweite Elisabethanische Zeitalter ist zu Ende. Elisabeth Alexandra Mary, besser als Elisabeth II. bekannt, starb am 8. September 2022 auf Balmoral Castle, Aberdeenshire nach 70 Jahren Regentschaft als Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie von zuletzt 14 weiteren, als Commonwealth Realms bezeichneten souveränen Staaten einschließlich deren Territorien und abhängigen Gebieten.
Darüber hinaus war sie das Oberhaupt des 56 Staaten umfassenden Commonwealth of Nations, Lehnsherrin der britischen Kronbesitzungen sowie weltliches Oberhaupt der anglikanischen Church of England. Elisabeth II. war in Personalunion das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs sowie folgender Commonwealth Realms: Antigua und Barbuda, Australien, Bahamas, Belize, Grenada, Jamaika, Kanada, Neuseeland, Papua-Neuguinea, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Salomonen und Tuvalu. Während ihrer Herrschaft veränderte sich die Zahl der Commonwealth Realms, da die meisten britischen Kolonien ihre Unabhängigkeit erlangten und mehrere dieser Staaten sich zu Republiken erklärten.
Daher war Elisabeth II. zeitweilig auch Königin von Barbados, Ceylon, Fidschi, Gambia, Ghana, Guyana, Kenia, Malawi, Malta, Mauritius, Nigeria, Pakistan, Sierra Leone, der Südafrikanischen Union, von Tanganjika, Trinidad und Tobago sowie Uganda. Nur im Vereinigten Königreich übte die Königin ihre fast ausschließlich repräsentativen Rechte und Pflichten persönlich aus. In den übrigen Commonwealth Realms wurde sie durch Generalgouverneure vertreten. Sie war daher eine konstitutionelle, parlamentarische Monarchin.
Elisabeth II.
Nachfolger im Hause Windsor wird ihr erstgeborener Sohn Charles Philip Arthur George, bisheriger Duke of Cornwall und späterer Prince of Wales, welcher am 14. November 1948 als Sohn der Königin Elisabeth II. und ihres Ehemannes Prinz Philip von Griechenland und Dänemark und späterer Duke of Edinburgh und seit 1957 Prinz, geboren. Seine Eltern waren Cousine und Cousin dritten Grades; Königin Victoria war deren gemeinsame Ururgroßmutter.
Prinz Charles mit seinen Eltern und Schwester Anne (1957)
Weitere Geschwister waren die erwähnte Anne (geboren am 15. August 1950), Andrew, der am 19. Februar 1960 geboren wurde und der bis zur Geburt von Prinz William im Jahr 1982, an zweiter Stelle der britischen Thronfolge , hinter seinem Bruder Charles stand. Letztlich der jüngste Bruder von Carles, Prince Edward Antony Richard Louis, Duke of Edinburgh, welcher am 10. März 1964 geboren wurde.
Die Namensgeber von Charles waren vom Schicksal nicht verwöhnt wurden. Charles I. aus dem Haus Stuart war von 1625 bis 1649 König von England, Schottland und Irland. Seine Versuche, in England und Schottland eine gleichförmige Kirchenverfassung einzuführen und im Sinne des Absolutismus ohne Parlament zu regieren, lösten den englischen Bürgerkrieg aus, der mit Karls Hinrichtung am 30. Januar 1649 und der zeitweiligen Abschaffung der Monarchie endete.
Charles II. aus dem Haus Stuart war König von England, Schottland und Irland (durch die Monarchisten am 30. Januar 1649 ausgerufen) bestieg den Thron nach der Wiederherstellung der Königswürde am 29. Mai 1660. Zuvor bestand sein Leben aus Flucht, Exil und Mordanschlägen. Er hatte zahlreiche uneheliche Kinder mit mehreren Mätressen, aber hinterließ keinen legitimen Thronfolger.
König Charles III. Sensibel, intelligent, engagiert. Er setzt sich leidenschaftlich für seine Projekte ein, will die Welt verbessern. Er lässt sich motiviert und ernsthaft für die Probleme der Leute ein. Aber der König ist auch alt, elitär und schwierig. Manchmal ungeduldig und schnell frustriert. Wenn Dinge nicht so klappen, wie er sich das vorstellt, zeigt er seine aufbrausende Erscheinung. Der hat den Ruf, sich einzumischen. Wer ist er – Charles III. ein König in Rampenlicht.
Seine gescheiterte Ehe, sein Ehebruch, sein politisches Arrangement, dass angespannte Verhältnis zu den Söhnen – alles wurde medial ausgeschlachtet, oft auf verletzende Art und Weise. Als Prinz of Wales hatte und konnte er nichts sagen, wenn er es tat, führte es nur zu noch mehr Andeutungen, Gerüchten und Spekulationen.
Doch nun tritt der ewige Prinz aus dem Schatten seiner Mutter, entschlossen sich als König zu beweisen. Wurde der Monarch bisher total unterschätzt, hat man sich nicht die Mühe gegeben, alle Facetten zu betrachten, die dieser Mensch hat? Jeder glaubt ihm zu kennen. Aber was wissen wir wirklich über ihn? Wer ist der ehemalige Prinz?, wer ist Charles III.?
Betrachten wir die Schicksalsjahre eines Königs genauer.
Balmoral, Schottland am 8. September 2022. Charles ist bei seiner Mutter, der Königin, als sie stirbt. Familienmitglieder eilen herbei, kommen aber zu spät, um sich von der 96jährigen zu verabschieden. Die Nachricht vom Tod der Queen ist weltweit die Nachricht des Tages. Dass die Lage erst war, wusste man schon seit Mittag, als vom Palast die Nachricht kam, dass sich die Ärzte ernsthafte Sorgen um den Zustand der Monarchin machten.
Obwohl alle seit Monaten wussten, dass dieser Tag kommen würde und man darauf vorbereitet war, aber dennoch, als die Nachricht dann wirklich kam, war es für alle ein Schock. Ein Land, ein Volk war erschüttert. Denn jetzt folgt eine Zeitenwende, ein neuer Abschnitt in der Geschichte. In der Sekunde, wo Elisabeth II. die Augen für immer schloss, wurde der ewige Prinz König.
Die Königin ist tot – es lebe der König!
Charles weiß, dass er in große Fußstapfen tritt. Mit ihrer Beliebtheit kann er nicht mithalten. Es gab Spekulationen, dass die Krone eine Generation überspringen und direkt an seinen ältesten Sohn William gehen könnte. Aber bei einer Erbmonarchie kann man nicht so einfach sagen, ich gebe die Krone weiter, denn das würde zur Republik führen.
Unabhängig vom Protokoll bleibt die Frage, wie die Menschen auf Charles und Camilla reagieren werden. Als der neue König nach London zurückfährt, testet er die öffentliche Stimmung. Er stieg aus dem Auto aus, ging auf die Menge zu und begann mit etwas, womit keiner gerechnet hatte, er schüttelte spontan die Hände der Wartenden. Der trauende Mann wollte sich volksnah gegenüber seinen Volk geben und das gelang ihm. Plötzlich war er ein anderer, ein neuer Charles.
Und da gab es Momente, wo er umarmt und geküsst wurde. Bilder, die man noch nie von ihm gesehen hat und diese Bilder wären bei Elisabeth nie erschienen. Die Herzlichkeit war nicht vorgetäuscht, das war kein Theater, es war ganz echt. Die Menschen wollten ihm zeigen, dass sie ihm mögen, dass seine Regentschaft unter einen guten Stern steht.
In seiner ersten Rede an die Nation sieht es fast aus, als hatte er geweint. „Ich weiß, dass ihr Tot (der seiner Mutter) viele von Ihnen sehr traurig macht. Ich teile dieses Gefühl des Verlustes, einen unermesslichen Verlustes, der so nah geht.“ Die Menschen sahen, dass er gerührt war, nicht zu Tränen, da hatte er sich im Griff, aber er war gerührt.
Charles bei seiner Ankunft in London
Während der Vorbereitung für das Staatsbegräbnis für die verstorbene Königin fährt der König nach Schottland, Wales und Nordirland. Natürlich ging er unmittelbar nach dem Tod seiner Mutter auf die Reise durch die vier Nationen. Er war viel unterwegs, hatte viel zu tun und das alles, während er um seine Mutter trauerte. Das war sicherlich extrem herausfordernd und emotional anstrengend.
Noch ist Schonfrist, noch spricht niemand über die Probleme, mit der die Monarchie konfrontiert ist – noch nicht. Charles erbt ein Land, was in Aufruhr ist, in einen erheblichen Niedergang. Politisch mit einer Regierung, die eigentlich gar nicht wer weiß, wie sie des schädlichen Folgen des Brexit auffangen soll und weit nach rechts, in den rechtspopulistischen Bereich abgedriftet ist.
Als konstitutioneller Monarch muss sich Charles zurückhalten, muss seine Meinung verbergen. Er hat den Ruf, politisch sehr aktiv zu sein, was die Queen keineswegs war. Man wusste bei ihr nie was sie denkt, außer über Pferde und Hunde. Im Falle von Charles weiß man fast immer, was er denkt. Das ist in vielerlei Hinsicht problematisch.
Doch die vielleicht größte Herausforderung ist, dass die Windsors ein traditionelles Familienunternehmen sind. Denn es gibt zwei schwarze Schafe, die den Ruf der royalen Marke beschädigen.
Die schwarzen Schafe der Windsors
Zum einen Prinz Andrew, sein Bruder, der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt war und wo der Fall außergerichtlich geregelt wurde. Zwischen Charles und Andrew gab es erhebliche Differenzen über die künftige Rolle in der Monarchie. Und dann gibt es den rebellischen Sohn von Charles, Harry. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist seit einiger Zeit angespannt. Harrys Buch „Spare“ (dt. „Reserve“) hat Harry das Image seines Vaters demontiert und seine Mutter, Prinzessin Diana wieder ins Rampenlicht gerückt.
Ein weiterer Schicksalsschlag für den König, denn das öffentliche Interesse an seinem Privatleben war so gut wie verschwunden, nun durch Harrys Buch neu entfacht. Und Charles hat irgendwo in der Vergangenheit gesagt, als so viele intime Details über die Familie nach außen gedrungen sind: „Wir verkommen zur Seifenoper“. Im serienreifen Drama um das Haus of Windsor tragen alle Familienmitglieder Spuren davon.
Charles ist da keine Ausnahme. Wenn es bei Harry die schwierige Kindheit ist, die Narben hinterlassen hat, so wurde Charles Leben geprägt von der verzweifelten Suche nach Liebe.
Diana und Harry Harrys Buch
Es ist eine lange Geschichte, die bis in seine frühen Jahre zurückreicht. Prinz Charles ist in seinen Zwanzigern. Die britische Presse ist besessen von der Frage, mit wem er ein Date hat. Sein Lieblingsonkel heizt dieses sogar an. Dieser sagte der Presse, „Mein Neffe ist damit beschäftigt, mit einem Mädchen nach der anderen ins Bett zu steigen.“ Er öffnet Charles sogar seinen Landsitz.
Der Landsitz des Onkels als Liebesnest?
Der begehrteste Junggeselle der Welt sieht sich selbst nichts als Sexsymbol. Als er gefragt wurde, warum er so viel Erfolg bei Frauen hat, sagt Charles: „Ich weiß gar nicht wie die Presse darauf kommt, ich möchte am liebsten immer fliehen.“ Und da war viel Wahrheit dahinter, denn der Prinz hatte gar keine Erfahrung mit Frauen, konnte mit seinen Eltern nicht über Frauen sprechen, denn solche Gespräche gab es innerhalb der Familie nicht.
Kaum jemand beachtet die schicksalhafte Begegnung mit einer entfernten Verwandten, Camilla Shand. Bei ihren ersten Treffen soll Camilla gescherzt haben: “Meine Urgroßmutter war die Geliebte Deines Urgroßvaters Edward VII.“
Wir wissen nun, dass Charles Camilla Anfang der Siebziger kennenlernte, sich fast sofort in sie verliebte. Aber Charles ist erst Anfang 20. Er war noch nicht so weit, um sagen zu können, ich will Dich heiraten. Das wäre ein Riesenschritt gewesen, jemand zu bitten, Frau des künftigen Monarchen zu werden. Es gibt Gerüchte, die Beziehung sei unerwünscht, weil Camilla zu erfahren sei. Es heißt, Camilla habe eine sehr lebhafte Zeit hinter sich und sie habe den einen oder anderen Freund gehabt. Damit war sie in den Augen des Hofes nicht geeignet.
Camilla
Charles sollte jemand heiraten, der „Unbefleckt“ als jungfräulich sei. Der Prinz dient in der Navy, 1973 muss er sich für einen achtmonatigen Einsatz von Camilla verabschieden. Die Pflicht ruft. Unabhängig von seinen Aufgaben an Land im Dienst der Monarchie befolgt er auf See nun Befehle wie jeder andere auch.
Während dessen findet Camilla Trost bei einem anderen Mann. Ist die Katze aus dem Haus tanzen die Mäuse und Camilla verlobte sich mit jemand anderem. Sein Name, Andrew Parker Bowles, ein Kavallerie-Offizier, der als Page an der Krönung der Queen teilnahm und schon mal Camillas Freund war. Als Charles hört, dass sein Konkurrent die Trophäe gewonnen hat, schreibt er, wie verzweifelt und leer er sich fühlt.
Er hat seine Gefühle für Camilla nie verloren und das beruhte aus Gegenseitigkeit. Es war wirklich eine wahre Liebe. Vielleicht ist seine Traurigkeit umso größer, weil man der Liebe nicht trauen kann.
Der verzweifelte Charles
Er war zwangsläufig etwas misstrauisch, wer sich nur einen Prinzen angeln will, ist vielleicht eine königliche Goldgräberin in Wartestand. Er konnte sich nicht sicher sein, ob wirklich jemand Gefühle für ihn persönlich empfand.
Der Zweifel an der Liebe wurzelt in seiner Kindheit. Er selber hat dazu mal gesagt, dass er eine sehr lieblose Kindheit gehabt habe, aber man muss auch wissen, dass seine Mutter Königin geworden ist, als er erst drei Jahre al war. Sie war eine sehr junge Königin mir 25 Jahren und hat natürlich all ihre Kraft, Zeit und Aufmerksamkeit auf das Amt fokussiert und sich weniger um die Kinder gekümmert. Sie hat vor allem Charles an ihren Mann und die Nannys delegiert.
Charles sieht seine Mutter zum Frühstück, und manchmal zum Tee. Das ist wenig Nähe für Liebe und Herzlichkeit. Das war bestimmt nicht so spezifisch für die Queen, sondern in solchen Familien – beim Hochadel und vor allem bei Königsfamilien – war es bei den Generationen auch nicht üblich, dass man sich umarmte oder körperlich wurde. Aber gerade Charles hätte das sehr gebraucht. Die Mutter ist oft unterwegs, sie fehlt einfach.
Wenige Augenblicke mit der Mutter
Er war also von Mutter und Vater getrennt, manchmal monatelang. Sie waren auf Reisen zu den weit entfernten Außenposten des Commonwealth. Charles wird unter die Fittische seiner Großmutter, der Queen Elizabeth The Queen Mother (Queen-Mum) genommen.
Queen-Mum Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon mit Prinz Charles
Die Beziehung, die sich zwischen ihr und den jungen Prinzen entwickelt, war so herzlich und liebevoll, eine Quelle der Zuneigung und Stärke, auf die sich Charles verlassen konnte. Das waren seine Eltern nicht.
Die Beziehung zu seinen Vater, Prinz Philip, den Duke of Edinburgh ist besonders angespannt. Charles war kein robuster Knabe, kein Sportler. Er war zurückhaltend, schüchtern und unsicher. Oft saß er allein auf der Treppe und grübelte vor sich hin. Das war für seinen Vater, der in dieser Hinsicht ganz anders war, sehr frustrierend.
Er wurde oft korrigiert du das auch vor anderen und das führt für einen so sensibles Kind wie Charles noch zusätzlich dazu, dass er gehemmt wird und sich zurückzieht. Prinz Philip will aus dem Sohn einen richtigen Mann machen, nach seiner Fasson. Ein Vater, der so ein selbstbewusster männlicher Typ ist und so einen weichen Sohn hat, wollte ihm abhärten und auf sein Amt vorbereiten.
Mit 13 Jahren geht Charles auf ein strenges Eliteinternat. Er wurde von seinem Vater auf dessen alte Schule geschickt, die British Salem School in Schottland. Er hatte dort eine schreckliche Zeit, behauptete aber hinterher, es habe ihm gut getan. Aber es war offensichtlich, dass er unglücklich war. Seine Briefe waren die eines gequälten Kindes. Er hatte nichts dagegen, raus zu gehen, zu rennen, sich körperlich zu betätigen. Aber er hatte das Gefühl, dass auf ihm herumgehackt wurde, weil er war, wie er war.
Viel wohler fühlte der Prinz auf der Uni, wo er als erster britischer Thronfolger einen Abschluss macht. Im Jahr 1967 nahm Charles ein Studium der Archäologie und Anthropologie am Trinity College der University of Cambridge auf, wechselte später jedoch zu Geschichte. 1970 machte er seinen Bachelor-Abschluss. Im Jahr 1975 schloss der Prinz seine Studien mit dem Grad eines Master of Arts der Universität Cambridge ab. Und Charles entdeckt auch sein Talent als Schauspieler. Mag sein, dass er dabei etwas unsicher war, aber auf der Bühne zu stehen, ist eine gute Möglichkeit, sein Selbstvertrauen zu stärken und dabei Freunden zu finden.
Aber Charles ist für eine größere Rolle bestimmt. Als zukünftiger König trägt er auch den Titel Prinz of Wales. Die Würde des Prince of Wales, die fast alle englischen Thronfolger seit dem 14. Jahrhundert bekleidet haben, verlieh Elisabeth II. ihrem Sohn schon im Alter von 10 Jahren, 1958. Vor seiner Investitur als Prince of Wales besuchte Charles 1969 einen neunwöchigen Intensivkurs bei Edward Millward an der University of Wales in Aberystwyth, um Walisisch zu lernen. Dadurch wurde er zum ersten Fürsten von Wales seit dem Mittelalter, der die Sprache des Landes beherrschte. Er sagte dazu: „Für mich ist es eine Möglichkeit mich offiziell Wales zu widmen du die Waliser haben sich das gewünscht.“
Denkwürdig der 1. Juli 1969. Eine prunkvolle Feier auf Caernarfon Castle in Gwynedd, die vom Fernsehen übertragen wird. Es war ein merkwürdiges Stück Theater, die Zeremonie extra dafür ausgedacht.
Zeremonie auf Caernarfon Castle
Er niete vor seiner Mutter der Königin und sprach: „Ich Charles, Prinz of Wales werde Euer Vasall, mit Leib und Leben und weltlicher Verehrung. Ich erweise Euch Treue und Wahrheit und ich werde Euch unter Einsatz meines Lebens gegen jeden Angriff Anderer verteidigen.“
Die Queen küsste ihm, live im Fernsehen, ein seltener Moment der Zärtlichkeit. Das Brimborium dient auch dazu, Charles daran zu erinnern, was ihm erwartet – ein Leben im Dienst der Krone.
Die Krönung als Prinz
Es war vor allem wichtig, dass er zunehmend erkannte, welches Ausmaß an Verantwortung er übernehmen könnte, wenn er es wollte. Charles wollte zeigen, dass er jemand ist, der nicht nur beobachtet, sondern auch handelt und etwas bewegt.
Ein Thema was die Aufmerksamkeit der Prinz of Wales auf sich zieht, ist der Verfall der britischen Innenstädte. In den 70iger und 80ziger Jahren war Großbritannien ziemlich unruhig. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, Massenarbeitslosigkeit, ein ganze Gesellschaft die versuchte mit einer neuen Multi-Kulti-Identität klarzukommen.
Charles besuchte die Städte, sprach immer wieder mit den Menschen und wollte wissen, was können wir tun. Diese Erfahrung weckt ein starkes Verantwortungsbewusstsein in ihm. Es mag überraschen, aber er verstand die Menschen gut, die den Weg ins Leben noch suchten, die noch nicht genau wussten, wer sie waren, die benachteiligt waren.