Waffenbrüder im Osten - Klaus Witte - Egbert Sellhorn-Timm - E-Book

Waffenbrüder im Osten - Klaus Witte E-Book

Egbert Sellhorn-Timm

0,0

Beschreibung

Dies ist nun der Fortsetzungsroman von "Neue Panzer für die Ostfront - Klaus Witte". Nach dem großen Krieg sind die Ingenieure und Offiziere Klaus Witte und Hans Latzke wieder in der Heimat. Aber ein neuer Krieg zieht auf. Ein Krieg in der Mongolei. Mit neuen Gegnern und neuen Verbündeten. Die technische Erprobungseinheit der Wehrmacht wird wieder reaktiviert und die beiden Ingenieure in das ferne Land geschickt. Die Mongolei! Ein Land mit weiter Ferne. Ein Land mit Bergen und Hochebenen. Ein Land mit vielen Seen und Flüssen. Aber auch ein Land, das von einer anderen Macht beansprucht wird. Aber die Mongolei ist nicht allein. Sie wird Hilfe erhalten. Neue Bündnisse werden geschmiedet. Neue Freundschaften geschlossen. Und man wird auf neue Gegner treffen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 263

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für Krieg gibt es nur eine geeignete Zeit: Die Vergangenheit

Die Kapitel 18, 19 und 20 widme ich meinem Großvater Hinrich Sellhorn-Timm, der im Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit bei den Jagdfliegern war. Er wurde durch britische Jagbomber in seiner JU-52, die voller Munition war, abgeschossen.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Der neue Auftrag

Kapitel 2 - In die Sowjetunion

Kapitel 3 - Dunkle Wolken am Horizont

Kapitel 4 - Ulan Bator

Kapitel 5 - Alte Kameraden

Kapitel 6 - Erste Kämpfe

Kapitel 7 - Der Himmel ist voll

Kapitel 8 - Die amerikanischen Riesen

Kapitel 9 - Aktionen und Reaktionen

Kapitel 10 - Das neue Projekt

Kapitel 11 - Flakpanzer vor!

Kapitel 12 - Abgeschnitten

Kapitel 13 - Der Tod und die Geburt

Kapitel 14 - Revanche

Kapitel 15 - Der neue Panzer

Kapitel 16 - Die Operation

Kapitel 17 - Das Panzerass

Kapitel 18 - Wem gehört der Himmel?

Kapitel 19 - Nurflügler

Kapitel 20 - Feuer am Himmel

Kapitel 21 - Die Entscheidung

Vorwort

Das dritte Buch!

Nach meinem Roman „Neue Panzer für die Ostfront - Klaus Witte“ und das dazugehörende große „Neue Panzer für die Ostfront - Bildband“.

Lange habe ich überlegt, ein weiteres Buch zu schreiben.

Habe ich noch genug Ideen?

Wird es nur ein Aufguss des ersten Romans?

Enttäusche ich vielleicht die Leser?

Ich mache mir immer viel Gedanken in meinem Leben.

Aber es gibt ein Sprichwort: Du bereust immer das, was Du nicht gemacht hast.

Und da ist es nun! Das neue Buch. Die Fortsetzung des ersten Romans mit neuen Panzern, neuen Flugzeugen, neuen Protagonisten und eine Geschichte, die es in sich hat. Mit einer völlig neuen Konstellation, mit der keiner gerechnet hat.

Die Geschichte von Klaus Witte und Hans Latzke. Im Einsatz mit ihren neuen Waffenbrüdern.

In den endlosen Steppen der Mongolei gegen alte und neue Gegner.

Kapitel 1 – Der neue Auftrag

Scheppernd fällt der große Schraubenschlüssel zu Boden. „Verdammt noch mal!!“, schimpfe ich.

„Na, Klaus, kommst Du ohne den Panzerkampf nicht mehr klar?“, lacht Hans mich an. „Kannst Du mal den Sabbel halten?“, maule ich Hans an. Wir schauen uns an…..und lachen.

Es ist der 15. März 1949.

Seit etwa zehn Monaten schweigen die Waffen in Europa. Mit dem Tod Stalins kam es sehr schnell im Mai 1948 zum Waffenstillstand. Das sowjetische Militär hat ihn getötet. Wie knapp vier Jahre vorher unsere Militärs Hitler umbrachten.

Die Verhandlungen liefen recht zügig, denn beide Seiten hatten kein Interesse mehr, große Forderungen zu stellen. Alle wollten nur noch den Frieden. Zurück zu ihren Familien. Keine Bombenangriffe mehr erleben. Alle wollten es. Deutsche……und die Russen.

Seit Monaten läuft der massive Wiederaufbau des Landes und die Straßen sind wieder befahrbar. Die gesamte Bevölkerung ist dabei, die Trümmer wegzuräumen und aus dem Schutt der Bombenangriffe wieder Häuser entstehen zu lassen.

Hans und ich sind nach dem Krieg zunächst in den langersehnten Urlaub gegangen. Nach drei Monaten wurden wir beide wieder in das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion berufen. Wir sollen trotz des Kriegsendes weiterhin in kleinem Rahmen an neuen Panzerfahrzeugen arbeiten und bereits erprobte Fahrzeuge weiter verbessern.

Wir liegen unter einem E-25 mit einer 10,5 cm-Kanone und montieren die verstärkte Aufhängung. Die Hallentür geht auf und mehrere Offiziere treten ein: „General Klaus Witte?“ „Ja!“, rufe ich unter den Panzer hervor. „General Hans Latzke?“ „Auch hier!!“, ruft mein Kamerad und Freund. Wir kommen unter dem Panzer hervor, wischen unsere Hände am Lappen ab und salutieren vor den drei Offizieren. Die Offiziere grüßen zurück. „Ich bin General Eugen Stammer, dies sind General Franz Hoffer und Oberst Sepp Heinrich.“ Wir geben uns die Hände. Keinem von ihnen stört es, daß unsere Hände noch schmutzig sind. „Wir sind ihre neuen Ansprechpartner im Bereich Forschung, Entwicklung, Erprobung und Freigabe. Wir sind das Bindeglied zwischen Ihnen und dem Ministerium.“ „Stammer…...Hoffer.…“, grüble ich laut. „Ich kenne Ihre Namen….aber woher?“ „Nun, General Witte, wir sind die Männer, die in der 1. Erprobungseinheit die Kampfpanzer der E-Serie erprobten und die Flakpanzer entwickelten.“ , antwortet General Stammer. „Ja, richtig!“, fällt es mir wieder ein. „Sie haben in der Schlacht um Warschau eine große Zahl schwerer sowjetischer Panzer abgeschossen. Ich erinnere mich. Eine großartige Leistung.“

Oberst Heinrich tritt auf uns heran: „Meine Herren, ich bin so erfreut, Sie beide kennenzulernen!“ Fast ehrfürchtig schüttelt der junge Offizier uns die Hände. „Die Schlacht gegen die britischen und US-amerikanischen Panzer im Süden der Front…..Ihre Berichte waren unglaublich!“ „Danke, Herr Oberst.“, antworte ich. Ich muß fast schmunzeln über die aufgeregte Art des Offiziers.

„Was kann ich für Sie tun, die Herren?“, frage ich. „General Witte, wir haben den Auftrag bekommen, Ihre Arbeit hier zu dokumentieren. Ferner sollen wir eine Art Kooperation mit den Russen aufbauen und Sie, General Witte, spielen dabei eine Rolle.“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Ihr Schwiegervater, Herr General.“

Mein Schwiegervater. Generalmajor Tolmachov der Roten Armee. Der Vater von meiner Frau Tatjana. Und Großvater unserer Tochter Sonja.

„Warum spielt das eine Rolle, General Stammer?“ „Wir wissen, daß die Russen sehr familiär sind. Auch in wirtschaftlichen und politischen Dingen. Und Ihr Herr Schwiegervater ist bei der Roten Armee aufgestiegen. Er bekleidet eine Schlüsselposition. Ähnlich wie Sie. Diese Konstellation wollen wir nutzen. Zum beiderseitigen Vorteil.“, erwidert der General. „Aber erzählen Sie….an welchen Elementen des E-25 arbeiten Sie gerade?“ Jetzt sind Hans und ich in unserem Element!

Wir treten an den E-25 heran: „Wir haben den Jagdpanzer völlig überarbeitet! Wir haben von der Stahlindustrie besser vergütetes Material erhalten. Damit ist die Panzerung widerstandsfähiger ohne dicker und somit schwerer zu sein. Die Motoren wurden vom Hersteller überarbeitet und sind nun um etwa 60 PS stärker ohne an Zuverlässigkeit zu verlieren. Bessere Optiken wurden eingebaut und eine geänderte Lenkung. Die Hauptverbesserung ist jedoch die Kanone. Sie ist nun länger und präziser und erzielt eine höhere Reichweite und Durchschlagskraft. Dazu war es aber nötig, das Fahrwerk vorn zu verstärken und geänderte Federn einzubauen. Dieses Fahrzeug ist nun ein E-25 10,5 cm Ausführung B. Und ich verspreche Ihnen…..er wird seinen Dienst tun!“

Hans sieht mein Leuchten in den Augen. Er lächelt. Denn er fühlt genauso wie ich………

Abends sitze ich mit Tatjana und Sonja in unserem eigenen Haus in Berlin am Tisch und essen Abendbrot.

„Tatjana, ich werde mit Deinem Vater zusammenarbeiten.“ Meiner Frau bleibt fast das Brot im Hals stecken und schaut mich großen Augen an. Ich erzähle ihr vom Gespräch mit den Offizieren in der Panzerhalle. „Werden wir zu meinem Vater fahren und ihn gemeinsam sehen können?“, fragt Tatjana. „Ich denke nicht. Aber wir werden ihn später besuchen. Das verspreche ich Dir.“ Sie lächelt mich an und legt ihre Hand auf meine. „Dann wird mein Vater sein Enkelkind irgendwann sehen können.“

Einige Tage später bin ich mit Hans im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion. Wir sitzen mit den Generälen Stammer und Hoffer und dem Oberst Heinrich am Tisch und sprechen über die Vorgehensweise und den Zeitplan der Tätigkeitsaufnahme mit dem Generalmajor Tolmachov in der Sowjetunion.

„General Witte, General Latzke! Danke, daß Sie hier sind!“, eröffnet Dr. Lehmann das Gespräch. Dr. Lehmann ist der Koordinator des Ministeriums für alle Tätigkeiten außerhalb des Deutschen Reiches im Bereich Kettenfahrzeuge. „Durch die besondere familiäre Konstellation haben Sie die rühmliche Aufgabe mit der sowjetischen Entwicklungsgruppe um Generalmajor Tolmachov Kontakt aufzunehmen und erste Schritte zum Kennenlernen einzuleiten. Wie Sie wissen, gab es vor dem großen Krieg eine enge Kooperation beider Länder im Bereich Panzertechnik und wir möchten genau daran wieder anknöpfen. Nun die Details………“ Stunden später sind wir fertig.

„Gut, die Herren! Nun sind Sie voll informiert und haben tiefe Einsichten in den Plänen. Sie werden in drei Wochen in Richtung Moskau abfliegen. Und, General Witte, grüßen Sie Ihre Frau von mir. Sie wird sicher glücklich sein, daß sie mit ihrer Tochter den Obersten sehen wird.“, lächelt mich Dr. Lehmann an. Tatjana und Sonja fliegen mit! Ich freue mich so für meine Frau, die schon seit Jahren ihren Vater nicht sah. Und sie kann nun endlich Sonja ihrem Großvater vorstellen.

Kapitel 2 – In die Sowjetunion

21. April 1949

Hans, Tatjana, Sonja, ich und unsere deutschen Offiziere sitzen in einer viermotorigen Focke-Wulf Fw 200 Condor in Richtung Sowjetunion. Der Flug nach Moskau wird etwa 10 Stunden dauern.

Gedankenverloren schaue ich raus auf die unendlichen Flächen Russlands. Dort unten waren wir alle gewesen.... ......haben gekämpft… viele Männer dort gelassen…...um jeden Kilometer gerungen…..um ihn wieder an die Russen zu verlieren. Nun fliegen wir völlig unbehelligt mit einer sowjetischen Jäger-Eskorte in Richtung Hauptstadt. Das Brummen der vier Motoren wirkt einschläfernd. Anfangs stand Sonja interessiert am Fenster. Nun schläft sie schon seit Stunden ruhig und friedlich. Nichtsahnend, was hier im Krieg passierte. Ich werde es ihr erzählen. Irgendwann…..

Nach neun Stunden und 36 Minuten sehen wir sie: Moskau! Die riesengroße Stadt. Die Hauptstadt der Sowjetunion!

Wir drehen langsam ein und setzen zur Landung an. Die russischen Jagdflieger salutieren und fliegen weg.

Nach der Landung werden wir von einer Delegation verschiedener Offiziere empfangen. Auch Tatjanas Vater ist dabei. Ich schaue meine Frau an....ihre Augen leuchten. Die Gesichter der begleitenden russischen Offiziere sehen allerdings finster aus. Der Krieg ist noch zu sehr in unseren Köpfen.

Tatjanas Vater kommt lächelnd auf uns zu, grüßt militärisch und gibt mir und Hans die Hand und schaut dann alle an: „ Ich bin General Alexander Tolmachov. Ich begrüße Sie in der großartigen Hauptstadt der Sowjetunion. In Moskau!“, spricht er und grinst dann. „Das war der förmliche Teil.“ Er dreht sich zu Tatjana und umarmt sie sehr innig. Die anderen russischen Offiziere grinsen. Denn die Umarmung dauert eine Weile. Wir schauen in die Gesichter der uns gegenüberstehenden Offiziere….. ....und grinsen mit.

„Opa!“ Die kleine Sonja zupft an der Jacke von General Tolmachov. Wir können alle nicht mehr. Die Russen und wir brechen in Gelächter aus. Unsere Tochter Sonja hat das Eis nun völlig gebrochen.

General Alexander Tolmachov. Ein großer, stämmiger und 1, 85 Meter großer Mann, mit einem markanten Gesicht, daß viel Lebenserfahrung widerspiegelt. Als Oberst war er im großen Krieg anfangs Leiter in einem Kriegsgefangenenlager und kam dann später in die schweren Kampfeinheiten der Panzerverbände. Er ist ein in sich gekehrter und besonnener Soldat, der Weitsicht zeigt und in schwierigen Situationen die richtige Entscheidung treffen kann. Seine militärisch-technischen Kenntnisse haben ihn schnell im technischen Korps aufsteigen lassen.

Abends sitzen wir nach den ersten Besprechungen über die Zusammenarbeit des deutschen und des russischen Militärs in einer Gaststätte und essen und trinken in gemütlicher Atmosphäre.

Die russische Mentalität ist beeindruckend. Es gibt ein russisches Sprichwort: Es gibt eine Zeit des Leidens. Aber es gibt auch eine Zeit des Feierns. Dann feiere!

Und sie feiern! Und wie!

Tatjana ist schon früh mit Sonja in das Hotel gefahren.

Hans und ich sitzen mit den unseren deutschen und den russischen Offizieren um den Tisch herum und erzählen uns Witze. Die Russen können alle deutsch. Für eine ganze Zeit lang galt es als schick, deutsch zu lernen. Das erleichtert uns die Kommunikation erheblich.

Der Abend wird später. Und er wird feuchtfröhlicher.

Trinksprüche machen die Runde.

Ein russischer Oberst hebt das Glas: „Auf Sergej, der bei Stalingrad sein Leben verlor. Der durch eine deutsche Granate zerfetzt wurde!“ Wir schauen uns an. Die Russen trinken ihr Glas aus. Sepp Heinrich steht auf: „Auf all die deutschen Soldaten, die durch russische Artillerie umkamen!“ „Ein russischer Offizier giftet den Oberst Heinrich an: „Nachdem Ihr Deutsche uns angegriffen habt!!“ „Aber wir sind direkt in Eure Angriffsvorbereitungen reingestoßen!! Ihr wolltest uns doch auch angreifen. Wir kamen Euch nur zuvor!!“, bellt Heinrich zurück. Die deutschen und russischen Offiziere stehen auf. Einige heben ihre geballten Fäuste. Ein Wort gibt das andere. Der wortreiche Schlagabtausch wird heftiger....

Plötzlich schlägt eine Wodka-Flasche laut auf den Tisch. Die Männer sind still und schauen dorthin, wo das Knallen herkam. Es ist General Tolmachov, der an der Stirnseite des Tisches sitzt. Der Tisch ist voll von Wodka. Er schaut grimmig in die Runde. Schaut jedem Einzelnen in die Augen. Er sieht Wut und Hass........dann schauen er zur Flasche, kippt sich einen Schluck Wodka in sein Glas und steht auf: „Auf meine Enkelin Sonja, Tochter von meiner Tochter Tatjana und meinem deutschen Schwiegersohn Klaus. Ein Kind zweier Menschen.....deren Liebe größer ist als Feindschaft und Groll. Mögen wir uns an ihnen ein Beispiel nehmen. Nasdarowje!!!!“ Sofort stoßen alle Offiziere - Russen wie Deutsche - das Glas in die Höhe: „Nasdarowje!!!!“, tönt es wie aus einer Kehle.......

Am nächsten Morgen haben Hans und ich üble Kopfschmerzen.

„Das hätte nicht passieren dürfen....“, murmle ich. „Das Besäufnis?“, meint Hans. „Nein.....das wir uns gestern fast geprügelt haben.....wir müssen feinfühliger sein. Zum Glück hat General Tolmachov alles gerettet. Aber er wird nicht immer da sein.“ Hans schaut mich gequält an: „Ja. Wir müssen unsere Leute im Zaum halten. Sepp hätte es fast vergeigt. Wir werden mit ihnen reden müssen.“

Wir sind uns einig.......

Am Nachmittag sind wir mit der russischen Offiziers-Delegation in einer Panzerfabrik verabredet.

Nach dem Vorfall gestern ist die Stimmung gedämpft. Offensichtlich hat General Tolmachov seine Männer ins Gebet genommen. Wir ebenso mit unseren Offizieren.

Die Führung beginnt zwar etwas reserviert, aber sachlich. Wir betreten eine riesige Halle. Sie scheint endlos. Mit Sicherheit mehrere hundert Meter lang. Rechts und links der Halle stehen Panzer in verschiedenen Baustufen. Überall sind Monteure, die Teile anbauen, mit kleinen Kränen größere Teile umherschwenken und Schweißgeräte benutzen. Das permanente Geräusch von Werkzeugen ist in der Luft. Wir gehen langsam an den Produktionsplätzen vorbei. Auf der linken Seite werden JS-3 montiert. Der schwere Panzer mit dem Schildkrötenturm, der unseren Panzermännern so sehr das Fürchten lehrte. Auf der rechten Seite stehen kurz vor der Endmontage JS-4 auf ihren Plätzen. Er ist einer der zwei schweren Giganten, die die Spitze des schweren Panzerbaus der Sowjetunion bilden.

Das erste Mal sehen wir diese Panzer nicht im Kampf. Sie sind völlig sauber und ohne Gebrauchsspuren. Es wirkt so unwirklich. Ich bin froh, daß wir gegen diese Giganten nicht mehr antreten müssen.

Die russischen Offiziere sehen unsere Blicke. Und können scheinbar unsere Gedanken lesen. „Sie sind froh, daß Sie diese Panzer nicht mehr von vorn sehen müssen. Richtig?“, fragt mich einer der Offiziere. Ich nicke. „So geht es uns mit Ihren Panzern. Wir fürchten uns vor ihren Panzern. Nur zeigen wir das nicht. Wir sind Russen.“ Wir schauen uns beide tief in die Augen. Und wir sind uns wirklich einig. Nie wieder........

Nach der Führung in der Panzerfabrik sitzen wir im Besprechungsraum und diskutieren über Panzerungen aus Guß- und Walzstahl, Legierungen, die ballistischen Formen und andere technische Details des Panzerbaus. Wir reden bis spät am Abend: „....und dann haben wir auf Anhieb die Produktionszahlen in die Höhe schrauben können. Das ist der Vorteil der Gußtürme“, sinniert General Kusnezow. „Das ist richtig, General, allerdings können unsere Panzer nach einem Treffer am Turm repariert werden. Zudem ist geschweißter Panzerstahl stabiler und duktil, also elastisch. Guß hingegen ist sehr spröde und bricht sofort bei einem schweren Treffer. Die Überlebensquote der Panzermänner ist dann niedrig“, antworte ich.

Der russische General nickt zustimmend und antwortet: „Ja, wir sind da grundverschieden. Aber so können wir Massen an Panzern bauen. Auch wenn wir Massen an Panzer verlieren. Und damit können wir leben.“ Ich nippe an meinem Tee: „General Kusnezow, vergessen Sie nicht......das russische Volk ist so viel größer, hat viel mehr Menschen......der russische Boden hat unendlich viele Ressourcen. Wir aber haben nur begrenzte Ressourcen....und noch weniger Menschen. Im Gegensatz zu Stalins Doktrin mußten wir im Krieg mit unseren Ressourcen haushalten. Wir konnten uns den Verlust von Zehntausenden Panzerbesatzungen einfach nicht leisten. Unsere erfahrenen Panzermänner mußten auch bei einem Abschuß überleben. Und somit überlebt auch die Erfahrung der Besatzungen!“ Der russische General überlegt kurz und nickt zustimmend. Dann antwortet er: „Wir können viel voneinander lernen.“

Weitere Tage vergehen, wo wir mit unserer deutschen Delegation mit vielen russischen Ingenieuren und Militärs sprechen, Kontroversen diskutieren und beilegen und in vielen Punkten Übereinstimmungen finden. Wir bauen langsam das Mißtrauen ab und finden Gemeinsamkeiten.

Langsam........ganz langsam heilen die Wunden des Krieges.....

Es ist der 6. Mai 1949. Der Tag des Abflugs.

Wir stehen an der Fw 200 Condor und verabschieden uns von unseren Gastgebern. Es wurden keine neuen Freunde. Aber das haben wir in der kurzen Zeit auch nicht erwartet.

General Tolmachov steht vor seiner Tochter Tatjana. Sie schaut an ihrem Vater hoch. die liebenden Augen der Tochter zu ihrem Vater. Sie sprechen etwas auf russisch. Dann küssen sich beide drei Mal auf die Wangen. Dann nimmt General Tolmachov seine Enkelin auf dem Arm und drückt sie an sich, während die kleine Sonja seinen Hals umarmt. Er setzt sie ab und dreht sich zu mir um. Er geht einen Schritt auf mich zu und wir umarmen uns. „Passe gut auf die Familie auf.“ „Ja, Alexander. Das werde ich. Ich werde sie mit meinem Leben schützen.“ Er läßt mich wieder los, legt seine Hände auf meine Schultern und lächelt leicht. „Ich weiß, mein Sohn.“ Dann salutieren wir.

Wir steigen in das Flugzeug ein und starten in Richtung Deutsches Reich.......

Kaum in Berlin angekommen, gehen wir ins Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, um unseren Bericht abzuliefern. Die verantwortlichen Leiter hören uns aufmerksam zu und stellen viele Fragen. Sie sind zufrieden mit dem vielversprechenden Ergebnis. Es wird wieder eine militärische Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion geben!

General Eugen Stammer, General Franz Hoffer und Oberst Sepp Heinrich werden abkommandiert ins Ministerium und bereiten die nächsten Schritte vor. Hans und ich werden wieder an die Weiterentwicklung des Jagdpanzers E-25 gehen.

10. Mai 1949.

General Chiang Kai-shek, der nationalistische Führer der Kuomintang und Staatspräsident von China, erhebt Anspruch auf die Mongolei

Die Mongolei bekräftigt ihre Souveränität und lehnt eine

Vereinigung mit China ab.

Im Laufe der nächsten Wochen wird der Ton Chinas gegenüber der Mongolei schärfer.

Die Mongolei, daß kaum Waffen und nur eine kleine Anzahl von Soldaten hat, ruft ihren großen Verbündeten an, um Unterstützung gegen die Drohung aus Peking zu erhalten. Dieser stimmt einer militärischen Hilfe zu.

Der Verbündete ist die Sowjetunion.

Am 1. Juli 1949 bietet der Militärrat in Berlin dem russischen Militärrat in Moskau militärische Hilfe an. Diese wird im Falle eines Krieges in der Mongolei dankend angenommen.

Und die Geschichte nimmt seinen Lauf………….

Kapitel 3 – Dunkle Wolken am Horizont

Das Telefon klingelt. Ich gehe vom Lesezimmer, wo ich mit meiner Frau und Tochter sitze, in den Flur und nehme den Hörer ab: „Witte!“ „General Klaus Witte?“ „Ja.“ „Hier ist Staatssekretär Schiller aus dem Außenministerium. Es ist was passiert. Im Osten. Wir brauchen Sie. Haben Sie Zeit?“ Ich schaue hoch. Tatjana steht am Türrahmen mit Sonja auf dem Arm. Ich schaue ihr in die Augen. „Ja, ich habe Zeit.“ „Gut. Kommen Sie ins Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion. Wir werden auf Sie warten. Danke. Auf Wiederhören.“ Ich lege auf.

„Du mußt wieder los, Klaus. Richtig?“ Tatjana weiß genau, was los ist. Sie kennt bereits meinen Blick. „Ja. Es ist vermutlich die Mongolei.“ „Ja, ich habe es geahnt, Klaus. Du mußt gehen. Ich vertraue auf Dich.“ Tatjana nimmt mich in den Arm und küßt mich zärtlich.

15 Minuten später sitze ich im Auto in Richtung Ministerium.

Ich gehe durch die langen Gänge des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion und betrete den Sitzungssaal.

Stammer, Hoffer und Heinrich sind bereits da. Auch Dr. Lehmann, der Koordinator des Ministeriums für alle Tätigkeiten außerhalb des Deutschen Reiches im Bereich Kettenfahrzeuge, und Staatssekretär Schiller vom Außenministerium sind anwesend.

Ich setze mich hin und nehme meine Mütze ab. In dem Moment geht die Tür auf und Hans kommt rein. Wir sehen uns und lächeln. Er kommt sofort zu mir und setzt sich neben mich.

„Gut! Nun sind alle da!“, eröffnet Dr. Lehmann die Sitzung. „Bitte, Herr Schiller.“ Mit einer Handgeste weist Dr. Lehmann auf Herrn Schiller. „Danke. Meine Herren, wir haben heute Morgen eine Nachricht aus Moskau bekommen. Die chinesische Luftwaffe hat vor zwei Tagen mehrere Grenzstädte in der Mongolei bombardiert und deren Luftwaffe hinweggefegt. Weitere Angriffe folgten und es kam zu ersten Luftgefechten mit sowjetischen Jagdfliegern. Da an der Grenze zur Mongolei die russischen Kräfte schwach sind, konnten die Chinesen ihre Ziele erreichen. Nun verlegen die Russen weitere Luft- und Bodeneinheiten in den Osten.

Aber es gibt eine weitere sehr beunruhigende Tatsache: Die Chinesen flogen mit veralteten britischen Flugzeugen aus dem großen Krieg und….. mit neuen modernen US-amerikanischen Flugzeugen! Allerdings waren alle mit chinesischen Abzeichen versehen. Ein russischer Pilot will auch beschwören, daß im Nahkampf gegen die US-Flugzeuge auch keine Chinesen am Steuer saßen.“

„Herr Schiller, das bedeutet was? Das wir es mit Amerikanern in der chinesischen Luftwaffe zu tun haben?“, wirft Hans die Frage in den Raum. „General Latzke, davon müssen wir ausgehen.“ Wir schauen uns alle an.

Dann spricht Dr. Lehmann: „Meine Herren….und somit kommen wir ins Spiel! Der sowjetische Militärrat hat nun unser Hilfsangebot angenommen. Wir werden ein Armeekorps zusammenstellen, daß überwiegend aus Panzerdivisionen besteht. In einer dieser Divisionen wird eine technische Erprobungseinheit integriert werden. Und das sind Sie.“ Dr. Lehmann schaut zu Hans und zu mir. „Sie beide werden mit Unterstützung von General Stammer, General Hoffer und Oberst Heinrich die Rote Armee in der Mongolei unterstützen.

Es werden wieder deutsche Panzer in Russland rollen. Aber dieses Mal Seite an Seite mit den russischen Panzern!“

Noch lange sitzen wir im Raum und besprechen die Details. Eines steht fest. Wir werden wieder in den Kampf ziehen!

Abends komme ich spät nach Hause. Hans und ich waren noch in einer Kneipe und sprachen über die kommenden Ereignisse.

Tatjana kommt die Treppe runter. „Klaus….es ist spät.“ „Entschuldige bitte. Es waren viele Ereignisse.“

Wir setzen uns ins Lesezimmer.

Tatjana schaut mich fragend an. „Wir werden nach Osten abkommandiert. Hans und ich werden in einer neuen technischen Erprobungseinheit in die Mongolei geschickt und unterstützen dort die sowjetischen Truppen. Die Chinesen haben Angriffe gegen die Mongolei geführt, die ja mit der Sowjetunion verbündet ist. Aber die Amerikaner haben ihre Finger im Spiel.

Tatjana……ich werde wieder eine Weile weg sein.“

Ich stehe auf, knie mich vor ihr nieder und nehme ihre Hände. „Klaus. Ich weiß, es ist Deine Arbeit. Und Du liebst Deine Arbeit. Komme heil wieder zurück. Ich werde auf Dich warten. Denn….“, sie lächelt mich an……, „…wir werden bald zu viert sein.“ „Du bekommst ein Kind??“, frage ich völlig überrascht „Ja, Klaus!“ Sie schaut mich mit ihren strahlenden Augen an. Ich umarme sie sehr innig. Ich küsse ihre zarte Stirn….…ihre Wangen…....ihre Lippen…...wie ich diese Frau liebe….ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren….sie für immer allein zu lassen.

„Ja, ich komme zurück! Hans wird auf mich aufpassen.“

„Ja Klaus. Ich weiß. Er ist sehr loyal zu Dir. Mit solchen Freunden kann man alles schaffen.“

Noch lange bleiben wir wach in der Nacht………

Es ist der 8. Juli 1949.

Hans und ich treffen uns mit Stammer, Hoffer und Heinrich im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion und besprechen die Planung für die Zusammenstellung der technischen Erprobungseinheit.

General Stammer eröffnet das Gespräch: „Die Chinesen haben anfangs grenznahe Ortschaften bombardiert. Dabei habe sie die mongolische Luftabwehr ausgeschaltet. Die Mongolei hat nun die Sowjetunion um Hilfe gebeten. Das rief aber die USA auf dem Plan, die ihrerseits der Sowjetunion drohten, wenn sie in den Konflikt eingreifen sollten. Dies hat nun die Russen aber nicht davon abgehalten, ein erstes Kontingent sowjetischer Truppen über die mongolische Grenze zu schicken. Auch wurden Flugzeuge in die Mongolei geschickt.

Einige Tage später hat die chinesische Luftwaffe größere Städte angeflogen, unter anderem Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei. Nachdem die Angriffe der Chinesen stärker wurden, sind die Russen auf Konfrontation gegangen und es kam zu ersten Luftkämpfen, wobei - wie nun bekannt ist - auch US-amerikanische Piloten in den Flugzeugen saßen.

Dies ist nun die jetzige Ausgangssituation!“

Hans und ich nicken. Schon rattert es in meinem Gehirn, was wir alles brauchen werden.

„General Stammer, wir werden eine Auflistung machen, was wir alles benötigen, um effizient agieren zu können.“

„Ja, machen Sie das. Ich erwarte Ihre Anforderungen in den nächsten Tagen.“

Hans und ich setzen uns zusammen und beraten, was wir alles benötigen. Es wird eine lange Nacht…….

Das Ergebnis:

Zwei Ingenieure

24 Mechaniker (für grobe Arbeiten)

24 Techniker (für feine Arbeiten)

36 Fahrer

28 Mann der Versorgungseinheit

8 ausgestattete Werkstattwagen mit 32 Mann Besatzung

6 Bergepanzer (je zwei Panther, Tiger II, E-100) mit 24 Mann Besatzung

Ein umfangreiches Kontingent an Ersatzteilen, Werkzeugen und Ausrüstung

30 Laster

6 Schwimmkübel

Am 9. Juli 1949 geben wir die Liste General Stammer.

Er nimmt sie in die Hand, liest sie und nickt zustimmend. „Das wird sich alles besorgen lassen, die Herren.“ „Wir haben noch einen Wunsch, General Stammer. Wir brauchen unsere alten Kameraden, mit denen wir in der alten 3. Technischen Erprobungseinheit gedient haben. Sie sind sehr zuverlässig und erfahren. Auf diese Leute können wir uns verlassen.“, spreche ich. „Wir werden alle Leute aus Ihrer alten Einheit zusammensuchen, die wir bekommen können.“ Wir grüßen uns militärisch.

Hans und ich fahren wieder zurück in unsere Panzerhalle.

Kaum in der Halle angekommen, fährt ein PKW vor und Dr. Lehmann steigt aus: „Die Herren Generäle! Ich muß mit Ihnen sprechen.“ Wir bitten ihn in das Besprechungszimmer. „Die Herren, Sie werden in absehbarer Zeit in die Mongolei versetzt und werden im Verbund einer Panzerdivision eine neu zu schaffende technische Erprobungseinheit befehligen, die mit größter Wahrscheinlichkeit gegen chinesische Truppen antreten wird. Auch ist es möglich, auf amerikanische Soldaten mit ihrer Ausrüstung zu treffen. Darauf müssen wir uns militärisch wie technisch vorbereiten. Sie beide werden mehrere überarbeitete Fahrzeuge in die Mongolei mitnehmen und dort einsetzen. Wie sieht es mit Ihrem überarbeiteten E-25 aus?“ Ich ergreife das Wort: „Nun, Herr Dr. Lehmann, der E-25 10,5 cm Ausf. B ist fertig. Der Prototyp ist einsatzbereit. Wir wollen nun auf dessen Basis weitere neun Stück montieren.“ „Machen Sie das! Sie erhalten volle Unterstützung! Eine weitere Arbeitsgruppe hat ebenfalls den E-25 mit einer 10,5 cm Kanone überarbeitet. Hier werden gerade insgesamt acht Fahrzeuge montiert. Der Name dieses E-25 ist Moskito.“ Wir schauen uns an. Na, das wird ja interessant! „Herr Dr. Lehmann, wie viele technische Erprobungseinheiten wird es geben?“ „Nur Ihre, die Herren, nur Ihre.“

In den nächsten drei Wochen sind wir intensiv beschäftigt, die georderte Ausrüstung zu kontrollieren und bereitzustellen, die Struktur der technischen Erprobungseinheit aufzubauen die alten Kameraden zusammenzutrommeln. Einige wollen nicht….ich kann es verstehen.

Ich stehe mit einer Mappe in einem Nebenraum der Halle und studiere die Ersatzteileliste. Hinter mir geht die Tür auf. Ich registriere es kaum. „Melde gehorsamst, Besatzung Witte vollständig angetreten!“, ruft jemand hinter mir. Ich schau auf....die Stimme kenne ich doch. Ich drehe mich um.....und da stehen sie! Wiehnert, der Fahrer, Klöppe, der Richtkanonier, Müller, der Ladekanonier und Wucherle, der Funker. Alle breit grinsend. „Jungs!! Ihr seit da!!“ Wir fallen uns lachend in die Arme.

Meine Panzerbesatzung! Meine Kameraden! Ich hatte so gebangt, daß sie nicht kommen würden. Aber im tiefsten Inneren wußte ich, daß sie kommen würden. Denn ich kann mich auf meine Männer blind verlassen. Immer! Zu jeder Zeit! Ich würde ihnen ohne Zögern mein Leben anvertrauen. Und die Jungs vertrauen mir blind. Das ist Kameradschaft!

Am nächsten Morgen.

Als alle 240 Männer der neuen technischen Erprobungseinheit an unserem Standort eingetroffen sind, lassen wir alle auf dem Kasernenhof nahe Berlin im Halbkreis antreten.

Ich trete mit Hans vor die Männer.

„Guten Morgen, Männer!!“, rufe ich. „Guten Morgen, General!!!“, tönt wie aus einem Mund.

„Männer!! Es ist wieder soweit! Wir haben einen Auftrag! Das Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion hat uns die Aufgabe gegeben, wie im großen Krieg neue Fahrzeuge zu erproben. Aber dieses Mal werden wir nicht gegen einen alten Feind fahren…..dieses Mal fahren wir gegen einen neuen Feind. Es sind die Chinesen.

Dieses Mal werden wir auch nicht unser Vaterland vor den Russen verteidigen müssen. Dieses Mal, Männer…..kämpfen wir in der fernen Mongolei. Seite an Seite mit unseren neuen Waffenbrüdern….den Russen!“

Ich schaue genau in die Runde….in die Gesichter der Männer vor mir…..viele kenne ich.…wir waren gemeinsam in den Kampf gezogen…..gegen die Russen. Wir sahen ihnen in die Augen. Unserem russischen Feind. Und jetzt….jetzt sind es unsere Kameraden im Kampf gegen China.

„Seit Ihr bereit!?!“ „Jawoll, General!!“, tönt es wieder über dem Platz. Die Männer sind entschlossen. Sie sind loyal und treu.

Am 30. Juli 1949 ist es soweit.

Unsere Anforderungen wurden erfüllt und ein riesiger

Tross steht am Bahnhof in der Nähe von Berlin bereit. 240 Mann, 68 Fahrzeuge und Unmengen Material werden auf zwei Eisenbahnzüge verladen.

Als Hans und ich mit Tatjana und Sonja am Verladebahnhof ankommen, sind die Soldaten mit der Verladung fast fertig. Wir steigen aus dem Auto aus.

Ich schaue meiner Frau tief in ihre wunderschönen blauen Augen: „Ich muß jetzt gehen.“ Ich lehne meinen Kopf ganz sanft an ihren Kopf. Ich flüstere: „Passe bitte auf unsere beiden Kinder auf.“ „Ja, Klaus. Das werde ich. Mache Dir keine Sorgen.“ Ich lehne mich wieder etwas zurück und küsse Tatjana. Hans hält sich dezent im Hintergrund. Im Hintergrund hören wir eine Stimme: „Alles fertig! Wir sind abfahrbereit!“ Ich schaue zu Hans. Er nickt mir wortlos zu. Es ist soweit.

„Tatjana, ich schreibe Dir, sobald ich in der Mongolei angekommen bin. Warte auf meinen Brief!“ Ich laufe los zum Lademeister. „Ja, Klaus, ja!“, ruft Tatjana mir hinterher.

Hans und ich kommen beim Lademeister an. „Wir müssen sofort los. Sagen Sie dem Lokführer bescheid.“ „Jawoll, ich werde es sofort veranlassen, Herr General.“

Hans und ich steigen in einen der Personenwaggons, die für die Offiziere und Mannschaften am Zug angehängt worden sind. Uns stehen nun Abertausende Kilometer bevor. Um es genau zu nehmen: Wir fahren 8.000 Kilometer!!

Wir setzen uns in unser Abteil und verstauen unsere Sachen. Der Zug ruckt bereits an und ich stelle mich ans Fenster. Da steht sie....meine Tatjana. Sie winkt mir zu. Auch meine kleine Sonja. Ich winke zurück und weiß, daß ich beide nun eine Weile nicht mehr sehen werde. Aber ich bin ein deutscher Soldat. Ein Offizier. Mit einer großen Verantwortung. Ich werde meine Pflicht erfüllen! Aber ich bin auch Ehemann und Vater.….dem das Herz schwer ist….

„Hast Du ihr es gesagt?“, fragt Hans mich. „Nein, habe ich nicht. Tatjana denkt, daß wir an einer ruhigeren Front eingesetzt werden.“ „Hans schaut raus: „Und dabei werden wir inmitten des Hauptkrisengebietes eingesetzt.“ „Ja, es ist besser. Ich will nicht, daß die Schwangerschaft gefährdet wird.“

Ich schaue raus. Es stehen dunkle Wolken am Horizont. Ob es die ersten Vorboten sind?

Kapitel 4 – Ulan Bator

„Sch Sch Padomm Padomm Sch Sch Padomm Padomm.“ Die Bahnfahrt ist sehr monoton. Immer wieder schlafen wir ein.

Die Gegend ändert sich langsam. Als wir Deutschland verlassen, sehen wir nur noch wenige Häuser. Weitere Stunden später fahren wir durch Weißrussland. Die Gegend wirkt trostlos.

Nach drei Tagen kommen wir in Moskau an.

In Moskau laden wir Lebensmittel nach. Auch einige russische Verbindungsoffiziere steigen zu. Die Offiziere stellen sich kurz und knapp vor und verschwinden in ihr Abteil. Es sind Oberst Sergej Gromow, Leutnant Stanis-lav Sidorow und Leutnant Wladimir Tarassow. Sie wollen erst mal abseits von uns Deutschen sitzen.

Wir erfahren, daß in zwei Tagen ein weiterer Zug aus Deutschland in Richtung Mongolei aufbrechen wird.

Nach drei Stunden Aufenthalt fährt der Zug weiter in Richtung Osten........

Tage vergehen. Dieses Land ist schier endlos!

Wir fahren über Ufa nach Tscheljabinsk. Hier steht die größte Panzerfabrik der Welt! Und es ist die Heimatstadt von Tatjana.

Wir machen wieder Halt. Nur kurz sehen wir aus der Ferne die endlosen Hallen, wo einst Tausende Panzer produziert und gegen uns geschickt wurden. Ich wundere mich, wie wir diesen endlosen Panzermassen so lange standhalten konnten…….

Wir fahren weiter nach Omsk und Nowosibirsk. Bei Krasnojarsk fahren wir in den Süden und überschreiten nach insgesamt 10 Tagen die mongolische Grenze bei Erzin.

Zwei Tage später fährt der Zug in Ulan Bator ein.

Schnaubend und stampfend fährt der Zug in den kleinen