Warum es die Fruchtfliege nicht gibt - Reihaneh Youzbashi Dizaji - E-Book

Warum es die Fruchtfliege nicht gibt E-Book

Reihaneh Youzbashi Dizaji

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Beschreibung

Am Anfang steht ein Gedanke. Er mischt sich ein, er piekt, hat aber auch die Leichtigkeit, auf alles zu pfeifen, was daraus erwächst. Er ist ja nur ein Gedanke von vielen. Heute sitzt er dort, wo es unangenehm wird. Etwas ist faul. Fruchtfliegen stören das Bild. Gärt es in der Beziehung, modert hier eine Freundschaft, vergammelt da etwas, was Liebe hätte werden können – wird die Existenz im Großen und Ganzen plötzlich ungenießbar? Beziehungskämpfe, Religionskriege, Krankheit, Verfall, die Sehnsucht nach dem Normalen machen zu schaffen. Und während die Gedanken schweifen, vom kleinen Privaten ins Gesellschaftspolitische und wieder zurück, ist die drei Millimeter kleine Drosophila Melanogaster, die Fruchtfliege die eigentlich Taufliege heißt, vielleicht auf dem Weg, den Menschen zu heilen und zu retten. Reihaneh Youzbashi Dizajis Stück wird getragen von einer wunderbaren, leicht daherkommenden Gedankenfülle. Ihre Figuren versuchen Leben zu greifen. Man ertappt sie auf der Gratwanderung zwischen Palavern und Sinnieren. Mal rauschen die Worte am Ohr vorbei, mal treffen sie – spürbar. Vor lauter Erzählen kann zwar kaum noch agiert werden und trotzdem kommt etwas in Bewegung, eröffnet sich fast unbemerkt etwas Neues, Frisches wie Tau am frühen Morgen.

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Seitenzahl: 50

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Reihaneh Youzbashi Dizaji

Warum es die Fruchtfliege nicht gibt

FELIX BLOCH ERBEN

Verlag für Bühne, Film und Funk

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Personenverzeichnis

Stücktext

Über die Autorin

Über das Stück

Impressum

Personenverzeichnis

Lea, die wütende Frau mit Erfahrung

Thomas, der Ehemann

Ben, sein freier Freund mit einem Flachmann

Anni, eine Frau mit weniger Erfahrung

Ale, der Gedanke, aus dem alles entsteht

Publikum: Alltag draußen

Bühne: Sonntag unter uns

Es muffelt nach Verfaultem, Taufliegen stören das Bild.

Ale ist immer gegenwärtig.Ale tanzt, arbeitet, pöbelt, malt, hört zu, musiziert und mischt sich ein.

ALEAm Ende ist das Ende. Am Ende wird das Ende sein und das Ende herrscht von Anfang an. Es ist die Sicherheit, wir alle wissen, die du mitbekommst zum Leben dazu. Du bist in einem Sarg und flutsch bist du in der Erde, keiner kann so schnell denken. Ja, einigen, Privilegierten steht es zu, lang genug in einen offenen Sarg ... sicher nicht bei Hitze und Schwüle. Klappe zu, eine Handvoll Menschen, wenn überhaupt an einem Loch, an einem gebuddelten Loch, und nicht andächtig wirst du umhämmert von Holzplatten im Loch für die längste Zeit verschwinden. So schnell, schwupp bist du aus der Welt und weniger noch als die Handvoll werden an dich denken, später. So schnell bist du vergessen, so schnell geht der Tod, so schnell die Zeit ... du bist betrunken, schnell betrunken, sitzt irgendwo oder liegst im Dreck oder stehst wild wie der Baum da draußen, es laufen Menschen vorüber, die Vorbeilaufenden werden zu Vorbeirennenden, rasen regelrecht, wie verfolgt, so schnellen Schrittes, dass du nicht hinterher gucken kannst, dieser üble Zustand, niederschreien jeden flitzenden, „mach langsam, mach gemächlich, mir ist übel, verstehst du nicht?!“ Geht nicht, noch bevor du einen einzigen winzigen Schritt ... sind sie schon vorbei gehuscht ins Loch, das sich aufgetan hat nur für sie, schnell rein geschlüpft, vergessen, vergessen bleiben. Keine Angst, vor dem Gejaule, das glaubte dich zu kennen. Vor dem Wimmern der Humanatone. Vor dem Schnitzel, das zermalmt werden wird, um ausgeschissen zu werden und keine Angst vor den Geschichten, die nichts bedeuten, nur die Hinterbliebenen zum Trost verwitzeln. Was, wo und wie lang soll es werden, das Leben to Go, bitte. Schnell wird es gehen und serviert in einem Pappbecher, zu heiß zum Genießen und wenn der letzte Schluck, gluck ... schläfriger als die Zeit einem je weismachen konnte, dass es so etwas überhaupt geben könnte. Allein nicht, nicht allein, nicht in der Gosse allein verrecken, alles, Schmerzen, ja, Leiden, ja, Krankheit, ja, ja, aber bitte bitte nicht allein, wirst du bei mir sein, meine Hand halten und sind deine Augen deine schönsten Augen, auch wenn hinfort geweint, aber werden sie das Letzte sein, das ich erblicken darf? Zumindest spüren darf, auf meinem vielleicht schon verwesenden Körper.

LEAWo ich war!

THOMASWo warst du?

LEAWo ich gewesen bin!

THOMASGenau! Wo?

LEAIch war hier, komm mit, hier war ich, nass! Abgetrocknet, war Shampoo kaufen – der letzte Rest aufgebraucht, mit Wasser ausgespült! Ich bin herumgelaufen, dachte ich, ich lauf hier noch hin, da noch hin und ich war verloren, ganz klein und verloren gegangen, keine Hand die mich genommen hat, mir war elend, zum Heulen, so ...! Ich war unterwegs, aber winzig im Inneren, im Geist in der Seele im gleichen Ich eben, nicht getrennt, eins aber zum Weinen und Brüllen, dass ich nichts mehr wusste, wer ich bin, wo, Wo Wo ich bin, verstehst du mich? Ich weiß nicht, wo ich war.

THOMASDu rastest aus.

LEAIch wusste nicht mehr, wo ich bin, wie ein Kind, wie dement, alles war wirr um mich, keine Straße, nicht ein Mensch, nicht Du, auch nicht Ich irgendwo zu finden. Eine Mülltonne, in fremder Farbe, reingekotzt. Ein Schild, leuchtend hell Hotel, es war Nacht, ganz plötzlich. Ich wollte schlafen, selig, schlummern, war so müde, unendlich müde.

THOMASSonst war niemand da?

LEADie Tür wurde aufgeschlossen und zugesperrt. Ich lag im Bett, es war dunkel, nein, es war hell, dann dunkel, die Augen fest zugefallen, schwer war ich ganz schwer, tonnenschwer. Ich habe einen Bruder gehabt, nein zwei, unterschiedlich wie Sand und Meer. Ein junger Spund – heute nicht, dann morgen oder übermorgen, Zeit ist nicht, zu zählen nicht, Zeit gibt es mehr und alt wird niemand, nur die Alten sind es schon. Ein alter Sack, mitten im Leben schon vorbei. Die zwei Brüder, schlimm, die Stille, keiner sagt etwas, nichts gesprochen und die Luft, heiß, erdrückend, tropisch heiß. Ich will nur weg, weg, Wo!

THOMASImmer muss ich mir deine Geschichten ..., ich komm nicht mit, hörst du!

LEAWo, war die Frage: Dann der Vater, irgendwo, nicht bei mir, ich hab dich so lieb, Papa, wirklich, irgendwas, dann ein Blick, kein falscher Blick, ein Blick, ich kann ihn nicht nachmachen, ich hatte dich sehr lieb, mehr Zeit mit dir, die beiden Brüder, meine Brüder und ihr Vater, sie waren zu nah, vergöttert hat er sie, beide, ich war da nicht, bei der Clique, sie waren unter sich, ich war verschoben, abgetrennt, weg, weg, weg mit dir. Und Papa war Schmierfett zwischen ihnen, ich ging. Weit weg, von allen. Die Mutter war alt, wollte nach Afrika, Tansania darf nicht sterben, Touriführer vögeln, der nicht wollte, kein Lächeln nach dem Urlaub, der viel kostet. Sie war auch weg, wollte mich nicht mithaben, ich hätte gestört, sie hab ich gestört, ihren Mann hab ich gestört, meine Eltern. Ist doch falsch gelaufen?! Irgendwer hat gefragt wo warst du – ich weiß auch nicht irgendwo, die wollten mich nicht, auch wenn ich meine Mutter geliebt, meinen Vater geliebt habe, aber wir wollten irgendwie einander nicht riechen, verstehst du das? Also eine Mutter und ein Vater mit nem Sohn, dann einer Tochter und dann die Söhne alle riechen sich, mich in der Mitte nicht. Wo, ja wo war ich.

THOMASWarum hängst du dich so auf an einer Frage? Wo komm ich vor, merkst du das. Deshalb stehst du auch hier, und wir mit dir, wir neben