Was für Freunde - Emil Pfeiffer - E-Book

Was für Freunde E-Book

Emil Pfeiffer

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Beschreibung

Menschen können ohne Zweifel sehr liebevoll sein, freundlich und auch hilfsbereit. Doch Menschen können auch sehr böse sein, heimtückisch und egoistisch. Und das ist so in allen Schichten der Bevölkerung, ganz je nachdem von welchen Quellen man sich leiten, oder formen lässt; dann wird man auch tatsächlich zu einem Menschen heranreifen, oder zu einem Individuum, das nur so aussieht wie ein Mensch. In den vorliegenden Erzählungen werden sowohl wahre Begebenheiten aus dem Leben des Verfassers geschildert als auch Geschichten, die eher einen etwas sagenhaften Hintergrund haben. Und besonders darin ist leicht erkennbar, dass man bösen Menschen nicht so einfach mit den herkömmlichen Methoden beikommen kann. Aber was wäre, wen? Ja, was wäre, wenn zufälligerweise ein Mensch tatsächlich in den Besitz eines der, in diesem Buch erwähnten fiktiven Wundermittel käme? Nun, das kommt natürlich wiederum darauf an, ob es ein Mensch ist, oder einer, der nur so aussieht; und das könnte zum Segen oder zum Fluch werden. Zwar weiß man, dass alle Menschen unvollkommen sind, sie machen also Fehler, eben, weil sie unvollkommen sind. Dennoch kann das nicht als Entschuldigung gelten, weil jedenfalls die meisten Fehler vermeidbar wären; Fehler, die bewusst gemacht werden, wodurch man sich selbst und anderen viel Leid und Schmerz bereitet. Wie gut wäre es, würde man aus begangenen Fehlern endlich einmal lernen. Man müsste nur einsehen, dass man sie gemacht hat, man müsste bereit sein, an sich selbst arbeiten zu wollen, nur so könnte das größte Hindernis wirklich überwunden werden. Nun, Worte sind gut, Taten sind besser.

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Vorwort

Menschen können ohne Zweifel sehr liebevoll sein, freundlich und auch hilfsbereit. Doch Menschen können auch sehr böse sein, heimtückisch und egoistisch. Und das ist so in allen Schichten der Bevölkerung, ganz je nachdem von welchen Quellen man sich leiten, oder formen lässt; dann wird man auch tatsächlich zu einem Menschen heranreifen, oder zu einem Individuum, das nur so aussieht wie ein Mensch.

In den vorliegenden Erzählungen werden sowohl wahre Begebenheiten aus dem Leben des Verfassers geschildert als auch Geschichten, die eher einen etwas sagenhaften Hintergrund haben. Und besonders darin ist leicht erkennbar, dass man bösen Menschen nicht so einfach mit den herkömmlichen Methoden beikommen kann. Aber was wäre, wenn…? Ja, was wäre, wenn zufälligerweise ein Mensch tatsächlich in den Besitz eines der, in diesem Buch erwähnten fiktiven Wundermittel käme?

Nun, das kommt natürlich wiederrum darauf an, ob es ein Mensch ist, oder einer, der nur so aussieht; und das könnte zum Segen oder zum Fluch werden. Zwar weiß man, dass alle Menschen unvollkommen sind, sie machen also Fehler, eben, weil sie unvollkommen sind. Dennoch kann das nicht als Entschuldigung gelten, weil jedenfalls die meisten Fehler vermeidbar wären; Fehler, die bewusst gemacht werden, wodurch man sich selbst und anderen viel Leid und Schmerz bereitet.

Wie gut wäre es, würde man aus begangenen Fehlern endlich einmal lernen. Man müsste nur einsehen, dass man sie gemacht hat, man müsste bereit sein, an sich selbst arbeiten zu wollen, nur so könnte das größte Hindernis wirklich überwunden werden. Nun, Worte sind gut, Taten sind besser.

Inhaltsverzeichnis

Was für Freunde…

Unser "Lumpi"

Das magische Halstuch

Woll'n wir wetten?

Pampe der Pechvogel

„...und, wer sind Sie?“

Der Ring

Unsichtbar

Im Bombenhagel

Im Inneren der Erde

Ein kleiner Schuh

Jonny, der Schiffsjunge

Was für Freunde…

Sie kannten sich von der Schule her, also ehemalige Klassenkameraden. Inzwischen hatten die meisten von ihnen einen Beruf erlernt, viele davon waren aus irgendwelchen Gründen verzogen.

Und elf davon waren sesshaft geblieben und wohnten in verschiedenen Ecken derselben Stadt. Einer von ihnen war ich. Ich war verheiratet und lebte mit meiner Frau glücklich und zufrieden in der Gartenstraße. Aber dann hatten mich meine ansässigen Klassenkameraden ausfindig gemacht, und damit wurde unser Frieden und unsere Eigenständigkeit ziemlich oft gestört.

Meine früheren Klassenkameraden kannten mich ja noch recht gut von der Schulzeit her, und sie sahen mich offenbar auch heute noch als den freigebigen, großzügigen Kumpel an. Daher war zu erwarten, dass irgendwann mit neuen Kontakten zu rechnen war. Natürlich hatte ich absolut nichts gegen Gastfreundschaft. Und sich gegenseitig zu helfen, war für mich ebenfalls selbstverständlich.

Aber manchmal versteht Mancher etwas Anderes darunter, und ich kannte meine Freunde. Das heißt nicht, dass sie schlecht waren; im Gegenteil einige waren richtig nett. Doch es ändert sich oft vieles, wenn man später mal auf eigenen Füßen stehen muss.

Eines Tages rief mich Fritz an, er war einer meiner Klassenkameraden:

„Du pass mal auf Jacky“, Jacky war damals mein Spitzname in der Klasse, „ich brauch mal dein Auto. Kannst mir das mal rüberbringen, nur für ein paar Stunden?“

„Wieso denn? Du hast doch selbst einen Wagen.“

„Ja klar, aber ich hab den Schlüssel verlegt, also komm rüber Mann.“

„Naja, weil du's bist. Aber warum holst du dir den Wagen nicht selber ab?“

„Du weißt doch, ich habe Plattfüße und kann öfter mal schlecht laufen.

Es ist ja auch nur für ein paar Stunden, also bis nachher.“

„Dass du Plattfüße hast, ist mir neu, aber gut, ich bring dir den Wagen.“

Ich legte auf und begab mich hinunter zur Garage; da stand unser fast neues Auto. Diesen Wagen, wenn auch nur für kurze Zeit, anderen zu überlassen, war mir gar nicht so recht. Aber gut, sagte ich mir, was tut man nicht alles für einen Freund. Also fuhr ich hin und klingelte an seiner Haustür.

„So mein Lieber, da bin ich.“

„Na endlich, die Hauptsache ist, der Wagen ist da, gib mir den Schlüssel, okay!“

„Nix okay, glaubst du denn ich laufe nach Hause?“

„Ach so ja, wenn‘s sein muss, dann fahr du mal.“

Schon nahm er Platz auf dem Beifahrersitz. Zuhause angekommen übergab ich ihm die Schlüssel und sagte: „Also bis nachher!“

„Jaja, schon gut.“

Dann stieg er um und fuhr in einem sogenannten Kavaliersstart los. Ich schüttelte den Kopf und ging nach oben.

Inzwischen war bereits Mitternacht vorüber, doch von meinem Freund war weder etwas zu hören noch zu sehen. Meine Frau meinte: „Der kommt heute Nacht bestimmt nicht mehr vorbei.“

„Das glaub ich auch. Versprochen hatte er zwar, er würde den Wagen nur für ein paar Stunden benötigten. Aber, der hat sich nicht geändert, er war schon damals in der Schule unzuverlässig. Am besten, ich ruf mal an.“

Dann ging ich hinüber zum Schreibtisch, griff zum Hörer und wählte.

Seine Frau meldete sich: „Ja, bitte?“

„Ich bin's, Jacky. Ist Fritz schon zuhause?“

„Fritz? Nein, der ist doch nach Frankfurt gefahren, und vor morgen Früh wird er wohl nicht wieder zurück sein.“

„Das kann doch nicht wahr sein! Ich muss doch morgen um acht Uhr arbeiten, wie soll ich denn ins Büro kommen, soll ich den weiten Weg bis dahin laufen?“

„Ich versteh dich schon, und ich würde dir ja auch gerne unseren Wagen geben, aber den Schlüssel hat mein Mann mitgenommen.“

„Das ist aber komisch, mir sagte er, er hätte ihn verlegt.“

„Oh, das tut mir aber leid. Doch ich weiß auch nicht wie ich dir helfen könnte.“

„Schon gut, sag ihm nur, er soll den Wagen so früh wie möglich vor unserem Haus abstellen, und du schlaf gut.“

„Danke, du auch.“

Ich informierte nun meine Frau über das Gespräch und bat sie, sie möge den Autoschlüssel von Fritz entgegennehmen, wenn er morgen früh den Wagen abgestellt hätte. Gegen zwölf Uhr mittags rief meine Frau mich im Büro an: „Er hat den Wagen soeben wiedergebracht, mein Schatz.

Aber das Auto sieht ja schrecklich aus, total verschmutzt und es hat auch einige Schrammen am vorderen und hinteren Kotflügel. Ich sag dir das nur, damit du nicht zu sehr überrascht bist. Machs gut Schatz, bis später.“

„Ja danke, bis bald.“

Nach Feierabend betrachtete ich empört unseren schmutzigen, lädierten Wagen, dann rief ich Fritz an. Aber da nahm keiner den Hörer ab und das ging so weiter, der Gauner meldete sich einfach nicht. Auch auf das Klingeln an seiner Haustür reagierte keiner. Und polizeilich wollte ich die Angelegenheit nicht so gern regeln lassen, es war ja immerhin mein Freund. Also wartete ich erst einmal ab. Doch das Leben geht weiter und ich bemühte mich sogar diesen Vorfall zu vergessen, auch wenn ich von seiner Freundschaft ziemlich enttäuscht war.

Einige Tage später ging ich zu Fuß in ein nahegelegenes, größeres Einkaufszentrum. Dort konnte man alle möglichen Lebensmittel, aber auch Textilien, Schuhe, oder Elektrogeräte erwerben. Ich kaufte lediglich einige Lebensmittel ein und etwas Obst und Gemüse. Als ich mich jedoch damit zur Kasse begeben wollte, klopfte mir jemand auf die Schulter. Ich wandte mich um, es war diesmal wieder einer meiner früheren Klassenkameraden; er hieß Ewald und hatte schon damals in der Schule einen schlechten Ruf, ich bezweifelte jedenfalls, dass er sich inzwischen geändert haben könnte.

„Na mein Lieber, auch was einkaufen?“, fragte er.

„Ja klar, nur eine Kleinigkeit,“ sagte ich.

„Bist du zu Fuß unterwegs?“

„Natürlich, ist ja nicht allzu weit bis zu uns.“

„Na, das trifft sich aber gut, mein Wagen steht auf dem Parkplatz, ich bring dich heim, muss nur noch etwas einkaufen, okay?“

„Ach was, das brauchst du nicht, ich laufe ganz gerne mal zu Fuß.“

„Na, stell dich nicht so an,“ sagte Ewald im wohlwollenden Ton, „wozu hat man denn seine Freunde!“

„Wenn du möchtest, aber beeil dich etwas, ich hab heute noch allerhand vor.“

„Ist doch klar,“ sagte er gönnerhaft und begann seinen fast leeren Einkaufswagen zu füllen. Er schnappte sich in Eile dieses und jenes Produkt, bis der Wagen gehäuft voll war und schob ihn schwerfällig zur Kasse. Dann legte er alles aufs Fließband und die Kassiererin begann mit ihrer Arbeit. Der Kassenzettel wurde immer länger, dann sagte sie:

„Macht hundertachtundneunzig Mark und fünfunddreißig Pfennige!“

„Oh,“ sagte Ewald, „aber wie gut, dass ich dich getroffen habe, kannst du das für mich auslegen?“

Aha, dachte ich, so ein raffinierter Kerl, er hatte sich nicht ein bisschen geändert.

„Du bist immer noch derselbe Gauner wie damals,“ sagte ich.

„Versprich mir nur, dass du mir das Geld morgen vorbeibringst, du weißt wo wir wohnen.“

„Klar, ich verspreche es. Morgen hast du dein Geld wieder, Ehrenwort.“

Die Kunden stauten sich hinter uns und warteten ungeduldig darauf weiterzukommen.

„Na los, bezahl schon.“ drängte Ewald. Ich weiß nicht warum, aber ich tat es dann auch, obwohl ich keinerlei Vertrauen zu ihm hatte und auch auf seine Freundschaft keinerlei Wert legte. Endlich verließen wir diesen Ort und begaben uns zum Parkplatz. Ewald packte seine Utensilien in den Kofferraum seines Wagens und forderte mich auf Platz zu nehmen, dann fuhr er los.

„He, wo fährst du denn hin? Wir müssen doch links rum und nicht rechts!“

„Ja ja, mag schon sein, aber ich muss nochmal kurz ein paar Liter tanken, das verstehst du doch, also hab dich nicht so. Ach da ist ja schon die Tankstelle, also keine Aufregung Jacky, es dauert nicht lange.“

Schon hielt er an, stieg aus und begann den Tank zu füllen. Was für ein niederträchtiger Kerl das doch ist, dachte ich. Gleichdrauf öffnete er die Wagentür und sagte kaltschnäuzig: „Bin fertig; es kostet genau fünfzig Mark Jacky“ „Na und? was geht's mich an, es ist doch dein Wagen, oder?“

„Ja, aber du weißt doch, ich habe kein Geld bei mir, du kriegst ja sowieso alles wieder. Also komm schon, ich bin doch dein Freund.“

„Aber was für ein Freund! Auf Freunde mit solchen Eigenschaften kann man durchaus verzichten, jedenfalls ist es das letzte Mal, wo ich dir was gebe und ich denke, dass du wenigstens dein Versprechen hältst und mir morgen das Geld zurückbringst, klar?“

„Aber ja doch, hab dich doch nicht so, gib schon her!“

Ich gab ihm die fünfzig Mark, er zahlte, dann fuhren wir los. Während der Fahrt sprachen wir beide kein Wort miteinander. Dann hielt er vor unserem Haus und sagte: „Also, bis Morgen.“

Ich sagte, etwas missmutig: „Ja Tschüss, bis Morgen.“

Dann stieg ich aus und eilte die Treppe hinauf. Meine Frau hatte sich schon Sorgen gemacht. Ich erzählte ihr die Begebenheit. Sie hatte zwar, genau wie ich, Verständnis für jemanden, der wirklich in Not geraten ist. Aber sie sagte mir auch, ich wäre zu gutmütig und ich sollte mir solche Freunde möglichst schnell vom Halse schaffen. Ich versprach ihr, in Zukunft konsequenter zu sein. Aber wie so oft im Leben, trifft man immer wieder Personen, denen man zu schnell sein Vertrauen schenkt, eben, weil man glaubt, es wären Freunde.

Am nächsten Tag, ich war gerade auf dem Weg zur Bank, da traf ich Günter. Auch er war ein ehemaliger Schulkamerad. In der Schule hatten wir damals viele Gemeinsamkeiten und wir verbrachten oft auch viel Zeit miteinander bei Sport, Spiel und verschiedenen Hobbys. Aber „Umgebung formt den Menschen“, so hieß ein wahrer Grundsatz. Und genau das traf auch auf Günter zu.

Während unserer Schulzeit damals, war er ein verlässlicher, anständiger und hilfsbereiter Junge. Heute also traf ich ihn seit langer Zeit wieder.

Er kam mir entgegen, doch beinahe hätte ich ihn gar nicht erkannt. Er sah recht verwahrlost aus, nicht nur was seine zerlumpte und schmutzige Kleidung betrifft, auch sein Aussehen war miserabel, Bartstoppeln, hohlwangig, gerötete Augen, irgendwie kam er mir ziemlich kränklich vor. Oder war er möglicherweise mit Drogen in Berührung gekommen?

Aber nein, sagte ich mir, so tief konnte Günter doch nicht gesunken sein!

„Hallo Jacky, Mensch Junge - kennst du deinen alten Freund nicht wieder?“

„Ach, du bist es wirklich Mann, Günter, ich hätte dich beinahe nicht erkannt. Aber, sag mal ehrlich, wie geht es dir so, hm?“

„Aaaach naja, so einigermaßen. Ich brauch nur etwas Geld, um wieder auf die Beine zu kommen, verstehst du? Im Moment hab ich zwar keine Arbeit und auch keine Hoffnung eine zu finden. Aber vielleicht kannst du mir helfen?“

„Sei mal ehrlich Günter,“ fragte ich direkt, „haben dich die Drogen soweit gebracht?“

„Wie kommst du denn da drauf Mann, ich und Drogen?“

„Schon gut mein Lieber. Also pass auf, ich geh jetzt zur Bank. Du wartest draußen, dann reden wir weiter, einverstanden?“

Obwohl wir beide gleich alt waren, hatte er, offenbar durch Drogenkonsum, einen sehr unsicheren, schlaksigen Gang, klar, dass sein ganzer Organismus darunter zu leiden hatte. Irgendwie tat er mir leid, aber wie konnte ich ihm am besten helfen? Inzwischen hatten wir die Bank erreicht, ich erledigte meine Angelegenheiten darin und steckte mein, vom Sparkonto abgehobenes Geld in die Brieftasche. Dann kam ich wieder zurück zu Günter, der auf mich gewartet hatte.

„So mein Junge“ sagte ich, „jetzt gehen wir erst mal etwas gutes Essen, was meinst du dazu?“

„Das finde ich gut; du bist wirklich noch derselbe wie damals in der Schule.“

„Da hast du recht Günter. Aber man muss im Leben sehr darauf achten, dass man auch derselbe bleibt.“

Inzwischen waren wir angelangt.

„So mein Lieber, da wären wir. Das ist das Restaurant, hier gibt es rund um die Uhr gutes Essen, sehr preiswert und reichlich und auch die Bedienung ist sehr nett.“

„Oh! Hier soll ich reingehen? Schau mich doch an! Du siehst ja gut aus, aber ich!“

„Keine Sorge hier frisst dich keiner, also komm!“

Wir gingen hinein. Ich suchte und fand auch bald eine stille Ecke, dann nahmen wir Platz an einen kleinen Tisch. Der aufmerksame Kellner kam und fragte freundlich nach unseren Wünschen. Ich bestellte für uns beide. Kurz darauf wurde aufgetragen und wir aßen beide mit guten Appetit. Günter freute sich offensichtlich. Nach dem wir gegessen hatten, tranken wir zum Abschluss jeweils noch eine gute Tasse Kaffee.

Ich überlegte und nahm mir vor, Günter behilflich zu sein, aus seinem Sumpf wieder herauszukommen. Wir unterhielten uns darüber und ich gab ihm einige brauchbare Ratschläge. Dann entschuldigte ich mich kurz und ging zum Telefon hinüber, um meine Frau zu informieren, dass ich ein wenig später nachhause käme. Dann kam ich zum Platz zurück, aber Günter war nicht mehr da, darüber war ich natürlich schon ein wenig enttäuscht. Doch halt, da war ein Zettel unter meiner Tasse geklemmt, in kaum leserlicher Schrift teilte er mir folgendes mit: „Mein lieber, guter Freund! Ich mag dich sehr, aber du brauchst dir keine Mühe geben, mich ändert doch keiner mehr. Angefangen hat es mit meinem Problem zu dem Zeitpunkt, als meine Frau mir untreu wurde. Ich stecke bereits zu tief in der Tinte. Doch in einer Art bin ich froh, dass ich dich getroffen habe. Ich bin süchtig, deshalb brauche ich unbedingt Geld und aus dem Grund habe ich dich bestohlen. Ich hoffe, du verstehst mich. Verzeih mir bitte. Ich werde dir das Geld auch niemals zurückgeben können, aber du wirst mich auch nie wiedersehen. Und nun, leb' wohl. Dein unglücklicher Freund Günter.“

Ich nahm mein Jackett vom Haken und tatsächlich, das ganze Geld war weg, runde fünfhundert Mark. Irgendwie musste ich versuchen die ganze Sache zu verkraften. Fünfhundert Mark war eine ganze Menge Geld, und so üppig hatten wir es ja auch nicht. Dennoch tat mir Günter trotz allem sehr leid. Auch meine Frau war von dem Zwischenfall sehr betroffen, aber wir machten uns gegenseitig keinerlei Vorwürfe, sondern ermunterten uns und sicherten uns zu, dass wir mit Gottes Hilfe immer klarkommen würden.

Zwei Tage später, ich kam gerade von der TÜV Untersuchung unseres Wagens zurück und betrat unsere Wohnung.

„Alles in Ordnung Schatz, rief ich meiner Frau zu, keine Mängel am Fahrzeug.“

Meine Frau sagte nichts, ich ging hinüber zu ihr und sah sie an: „Nanu, du hast geweint Liebling?“

Ich nahm sie in die Arme und strich ihr sanft übers Haar.

„Sag mal, was hast du denn? Ist was passiert? Komm setz dich und sag mir was dich bedrückt.“

„Ja gut,“ sagte sie schluchzend und erzählte: „Gerade als du das Haus verlassen hattest, klingelte es an der Tür. Ich drückte den Knopf und wer kommt hochgestürmt? Natürlich wieder einer deiner Klassenkammeraden; diesmal war es der dicke Willi. Er grüßte noch nicht einmal.

Er kam einfach herein, nahm seinen Rucksack ab und ließ sich in den Sessel plumpsen; „Ha, was hab ich für einen Hunger Mensch! Haste nicht ´ne Kleinigkeit für mich? Ich hatte noch keine Zeit zum Einkaufen. Und zuhause müsste ich mir erst was kochen, dazu hab ich keine Lust. Also, wie sieht’s aus? Ich hab’s eilig,“ sagte er barsch. Darauf sagte ich zu ihm: „Das Mittagessen ist noch nicht fertig, und Jacky kommt vielleicht erst in einer Stunde wieder, da musst du dich leider noch etwas gedulden.“

„Ach Quatsch,“ sagte er, „mach mir einfach ein Schinkenbrot, oder sowas. Und ´ne Flasche Bier dazu, das reicht fürs erste, dann hau ich wieder ab, klar?“

„Du könntest ruhig etwas höflicher sein, ich mach dir gern etwas fertig, aber deine Dienstmagd bin ich noch lange nicht. Also warte gefälligst einen Moment, ich geh in die Küche und mach dir was fertig.“

„Ist ja gut, ist ja gut, nun mach schon!“

Ich ging also in die Küche und beeilte mich, ein paar belegte Brote fertig zu machen, um diesen ungehobelten Kerl möglichst schnell wieder loszuwerden. Dann brachte ich ihm das Gewünschte rüber ins Wohnzimmer. Er aber schnallte sich den Rucksack wieder um, grapschte sich das Brot vom Teller und sagte: „Das dauert mir alles zu lange ich hab mich inzwischen selbst bedient und euren Kühlschrank ein wenig geplündert. Du siehst ja, mein Rucksack ist jetzt endlich wieder mal voll mit Sachen, die ich ganz gut gebrauchen kann. Natürlich hab ich auch den Sekt mit genommen. Ihr könnt euch doch wieder neuen kaufen. Ja und, sag mir Bescheid, damit ich mir wieder mal was abholen kann, hahaha. Und noch etwas: Grüß meinen Freund von mir, der war ja schon immer sehr großzügig.“ Dann knallte er die Tür zu und verschwand. Ist das nicht gemein?“

„Klar Schatz, aber beruhige dich. Meine sogenannten Freunde werden sich wohl nie ändern. Und ich denke, die werden es auch nicht aufgeben uns zu belästigen. Und daher werden wir wohl etwas ändern müssen. Ich hab auch schon einen Plan und ich glaube, der wird dir gefallen. Aber darüber lass uns andermal reden. Jetzt beruhige dich erst einmal. Und denk dran, morgen ist unser Hochzeitstag......“

„Oh ja, darauf freue ich mich schon sehr, mein Schatz. Aber der Kühlschrank ist jetzt leer wie du weißt….“

„Kein Problem, Liebes, das kriegen wir morgen auch noch hin.“

Wir nahmen uns vor, ab sofort, meine ehemaligen Klassenkameraden so gut es geht zu meiden und ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen.

Ihr negativer Lebensstil passte einfach nicht zu uns. Am anderen Tag also, erledigten wir noch, wie geplant, einige kleine Einkäufe und begannen, es uns etwas gemütlich zu machen, so wie es uns gefiel, eben eine kleine, bescheidene Feier zur Wiederholung unseres Hochzeitstages, ganz intern, in unseren eigenen vier Wänden. Nicht besonders aufwendig, aber wir hatten etwas gutes zu Essen, etwas gutes zu Trinken, leise Musik und eine romantische Beleuchtung, Blumen und einige kleine Präsente. Das ließ uns die Erlebnisse der letzten Tage vergessen und hob die Stimmung.

Doch plötzlich klingelte es.

„Wer mag das sein?“ fragte ich.

„Keine Ahnung,“ sagte meine Frau.

Ich betätigte den Summer, und schon stürmten sie nach oben. Wieder meine alten Klassenkameraden, zehn an der Zahl, nur Günter fehlte. Sie alle wohnten in dieser Stadt und sie wussten auch leider, wo wir wohnten. Das passte mir gar nicht, doch ich zwang mich ruhig zu bleiben.

„Was ist denn hier los?“ fragte ich überrascht.

„Keine Angst, ihr beiden,“ rief Egon, „wir wissen doch, dass heute euer Hochzeitstag ist. Daher wollten wir euch nur ein passendes Geschenk überreichen, dann könnt ihr natürlich weiterfeiern. Also seht her, das ist das Geschenk!“

Egon hielt einen alten, geflickten Sack hoch und strahlte mit breitem Grinsen: „In diesem Sack, mein Lieber, befinden sich sage und schreibe zehntausend Mark, jaja, alles in kleinen Scheinen, damit der Sack auch voll wurde, versteht sich. Jeder von uns, sogar der geizige Willi, hat seine tausend Mark aufgebracht, jawohl, um euch eine Freude zu machen. Na, was sagt ihr dazu?“

„Ja, also ich muss sagen, ich bin sprachlos, ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“

„Seht ihr,“ sagte von hinten her der kleine Klaus, „er ist sprachlos.“

Und Eberhard meinte: „Tatsächlich, da haben wir´s. Hab ich es nicht gleich gesagt, dass wir ihm damit keine Freude machen würden? Es war meiner Meinung nach doch nicht das richtige Geschenk.“

„Aber nein,“ versuchte ich zu berichtigen, „ich freue mich sogar sehr darüber, aber...“

„Nix da,“ mischte sich der dicke Willi ein, „Du freust dich nicht! Das hätten wir wissen sollen!“ „Und was machen wir nun?“ fragte Egon. Dann meinte Eberhard: „Jaja, ihr müsst ja immer alles falsch machen. Jeder von uns weiß doch, dass Jacky kein Geld braucht, er hat ja selber genug davon. Jetzt fühlt er sich bestimmt sehr gekränkt, er lässt es sich nur nicht anmerken.“

„Also hört mal, es ist nicht so wie ihr denkt. Ich nehme euer Geschenk bestimmt gerne an, ich kann es auch gut gebrauchen und ich möchte mich auch ganz herzlich bei euch allen dafür bedanken, aber ich meine...“

„Keine Ausrede Jacky, du nimmst es doch nur an, weil du uns nicht beleidigen willst. Das ist auch wirklich sehr nett von dir, aber wir haben dich durchschaut alter Kumpel, in Wirklichkeit willst du es gar nicht.

Das ist wirklich edel gedacht von dir Jacky, nun mach dir keine Sorge, wir haben dich schon richtig verstanden.“

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Willi.

„Ich hab's,“ meinte Egon, „nehmt euch jeder seine tausend Mark einfach wieder aus den Sack, das ist die Lösung. Los Willi, du fängst an.

Die anderen passen auf; und dann immer schön der Reihe nach, na los, los, fang an Willi.“

Und tatsächlich, es dauerte gar nicht lange, da war der alte Sack wieder leer. Meine Frau und ich sagten nichts mehr dazu. Aber nach einer kleinen Weile machte Willi einen neuen Vorschlag: „Also ich meine, so ganz ohne Geschenk können wir die beiden doch nicht zurücklassen.

Ich hab eine gute Idee Leute und ich hoffe, dass ihr alle damit einverstanden seid.“

„Na dann sag schon,“ drängte Eberhard.

„Der alte Sack dort, was meint ihr, sowas kann man doch immer mal gebrauchen? Er ist zwar schon geflickt, aber man kann ihn jedenfalls noch benutzen, wäre das nicht das richtige Geschenk?“

„Tolle Idee, du hast recht wie immer, sehr gut, prima,“ so brummelte alles durcheinander.

„Na, was sagst du dazu Jacky? Das ist doch wenigstens was, meine ich,“ sagte Willi voller Stolz.

„So, dann will ich Euch mal sagen, was ich von euch und eurem so wertvollen Geschenk halte,“ weiter kam ich nicht.

Eberhard unterbrach: „Nein Jacky, keinen Dank, nein, nein, keinen Dank, wir haben es doch gern getan. Aber gut Jungs, wir wollen die beiden nicht noch länger aufhalten, lasst uns langsam gehen. Jedenfalls freuen wir uns, dass es uns gelungen ist, euch beiden doch noch ein passendes Geschenk zu Eurem Hochzeitstag zu überreichen. Und nun auf Wiedersehen, ihr beiden, bis bald mal.“

Damit trollten sie sich geräuschvoll und knallten die Türe zu.

Ich aber öffnete das Fenster zur Straße hin und rief: „He Willi, fang auf! Und vielen Dank für Euer so kostbares Geschenk. Aber so etwas Gutes kann ich doch von Euch nicht annehmen, Jungs. Nehmt es zurück und macht Euch vielleicht ein paar schöne Mützen daraus.“

Dann warf ich den Sack hinunter. Die Sache war für uns erledigt, doch wir unterhielten uns noch lange über dieses unglaubliche Benehmen meiner Freunde.

Schließlich aber wurde es doch noch ein wenig gemütlich und wir fanden rasch wieder zu unserer gewohnten, harmonischen Atmosphäre zurück, eben weil wir es so wollten.

Tags drauf war Post im Kasten. Mein Bruder aus Arnsberg lud uns zu einer kleinen Familienfeier für nächstes Wochenende ein, auf jeden Fall sollte ich zurückrufen. Das tat ich dann auch und erfuhr, dass der eigentliche Anlass die Geburt seines kleinen Töchterchens sei.

„Na prima,“ rief meine Frau, „endlich mal eine erfreuliche Abwechslung.“

„Da hast du recht mein Schatz. Komm, lass uns doch kurz mal in die Stadt fahren, vielleicht finden wir da was Passendes für die beiden. Du weißt ja, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt man.“

Nachdem wir mancherlei vorbereitet hatten, fuhren wir - um den dicksten Verkehr zu meiden - bereits in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages los. Und so hatten wir fast durchweg freie Fahrt, sodass wir unser Ziel bereits nach fünf Stunden erreicht hatten. Die Freude, unsere Verwandten wiederzusehen, war natürlich groß, und es gab viel zu erzählen. Dabei sprachen wir auch über die seltsamen Erlebnisse, die wir immer wieder mit meinen ehemaligen Klassenkameraden hatten.

„Was für Freunde,“ sagte mein Bruder, „auf sowas kann man gerne verzichten.“

„Da hast du schon recht,“ sagte ich, „aber die laufen einem doch andauernd über den Weg. Es sieht fast so aus, als täten sie es mit Absicht.“

„Weißt du was, du bist zu gutmütig, mein Lieber. Aber ich hätte da vielleicht einen akzeptablen Ausweg, der für uns alle sehr willkommen sein könnte, vorausgesetzt, ihr seid damit einverstanden.“

„Und, was wäre das?“

„Also passt mal auf ihr beiden, unsere Wohnung gefällt euch doch, oder?“

„Klar, gut sogar.“

„Na gut,“ fuhr mein Bruder fort, „die gleiche Wohnung wie unsere, nur eben Parterre, wird in vier Wochen frei. Das Ehepaar unter uns hat sich nämlich ein Haus in Herdringen gebaut und sucht jetzt einen Nachmieter für ihre jetzige Wohnung. Direkt über uns wohnt der Vermieter mit seiner Frau. Beides sehr nette Leute, die wir aber baldmöglichst informieren sollten, also überlegt´s euch.“

„Mann, das wäre ja toll. Was meinst du Schatz?“ fragte ich meiner Frau zugewandt.

„Ja, wenn das klappen würde, ich wäre sofort damit einverstanden.“

„Na fein, dann machen wir´s doch sofort, denn soviel ich weiß, wollten die heute noch nach Winterberg zu ihren Sohn,“ schlug Anneliese, meine Schwägerin vor.

„Du hast recht,“ sagte mein Bruder, „versuchen wir´s mal, hoffentlich sind sie noch da.“

Wir klingelten, man öffnete und bat uns einzutreten. Mein Bruder hatte recht, es waren freundliche, unkomplizierte Leute, mit denen man gut klarkommen konnte. Wir brachten unseren Wunsch zum Ausdruck und bekamen die Wohnung tatsächlich zugesagt. Natürlich freuten wir uns alle über den erfolgreichen Abschluss der Sache und verabschiedeten uns von unseren zukünftigen Vermietern.

Alles andere ging dann glatt über die Bühne. Mein Arbeitgeber bedauerte zwar sehr, dass ich kündigen musste, doch er war sehr verständnisvoll. Er stellte mir ein hervorragendes Zeugnis aus und wünschte uns alles Gute für die Zukunft. Da ich für meine jetzige Wohnung noch keinen Nachmieter vorweisen konnte, musste ich leider noch die vereinbarte Miete für zwei Monate zahlen; das war vereinbart worden, und es war auch okay. Der Umzug verlief reibungslos. Und, Karlheinz, mein Bruder, half mir großzügig beim Renovieren unserer neuen Wohnung; außerdem gab er mir einen Tipp für eine freigewordene Arbeitsstelle als Bankangestellter. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Gleich am nächsten Tag stellte ich mich vor. Und da ich einige spezielle Kenntnisse im Computerbereich, im Bankwesen und im Umgang mit Menschen hatte, entschied man sich sofort für mich, obwohl sich bereits mehrere Bewerber vorgestellt hatten. Damit fing für uns beide ein neuer und glücklicher Lebensabschnitt an. Meine ehemaligen Klassenkameraden sah ich nie wieder. Vielleicht versuchten sie es sogar mich telefonisch zu erreichen, doch für sie ertönte jetzt die monotone Information: „Kein Anschluss unter dieser Nummer...“

Unser "Lumpi"

Wir, meine Frau und ich, wohnten damals in einer kleinen norddeutschen Stadt in der Theodor-Storm-Straße. Eines Tages besuchte uns mein Bruder aus Westfalen und brachte uns ein besonderes Geschenk mit, einen kleinen gelben Kanarienvogel.

Wir freuten uns natürlich sehr darüber und besorgten uns sogleich einen schönen, passenden Käfig. Von Anfang an nannten wir ihn "Lumpi", denn irgendeinen Namen sollte er ja haben. Und wir waren der Meinung, der Name passte zu ihm und mit der Zeit reagierte er auch drauf.

"Lumpi" fühlte sich offensichtlich wohl in seiner neuen Behausung.

Nachdem er anfangs etwas umhergesprungen war, probierte er auch gleich sein Badehäuschen, aber wie! Er schlug mit seinen Flügeln und plätscherte und spritzte, dass der Boden des Käfigs klatschnass war und wir natürlich den Sand erneuern mussten.

Nach diesem ausgiebigen Bad fraß er etwas von seinem Futter und fing anschließend ganz wunderbar zu singen an. Im Laufe der Zeit wurde das Verhältnis zu dem niedlichen Geschöpf immer besser und der kleine Kerl wurde immer anhänglicher. Ja, unser kleiner "Lumpi" brachte es sogar fertig, einige Anfänge verschiedener Melodien nachzutrillern, die mein Schatz ihm öfters vorgesungen hatte. Aber auch durch sein drolliges Gehabe brachte er uns oft zum Schmunzeln. Im Laufe der Zeit verstanden wir immer besser das Verhalten des kleinen Tierchens und daher konnten wir auch immer besser darauf eingehen.

Doch eines Tages stürzte er sich ganz überraschend in ein kleines Abenteuer. Heute Vormittag hatte ich noch einige wichtige Termine und Besorgungen zu erledigen. In der Regel machen wir, meine Frau und ich, fast alles gemeinsam, wie es sich für Eheleute gehört. Aber sie hatte sich leider eine ziemlich schlimme Fußverletzung zugezogen, auch das Knie hatte etwas mit abbekommen. Bewegungsunfähig war sie zwar nicht, dennoch aber gehbehindert.

Jedenfalls war ihr Fuß bis hin zur Wadenmitte eingegipst und sie brauchte verständlicherweise erst mal viel Ruhe. Trotz allem traute sie sich zu, die anfallenden Hausarbeiten zu erledigen, wobei ihr die sogenannten Krücken oder Gehhilfen das Gehen etwas erleichterten.

Nachdem ich bereits einige Termine erledigt hatte, fuhr ich erst einmal wieder nach Hause zurück, um verschiedene Utensilien und Medikamente abzuliefern. Inzwischen jedoch hatte sich zu Hause ein kleines Drama ereignet.

Meine Frau stand mit ihrem Gipsverband und den leeren Vogelkäfig in der linken Hand vor dem Haus und stützte sich mit der rechten auf eine ihrer Krücken. Dann erzählte sie mir betrübt: „Lumpi, unser kleiner Kanarienvogel ist weggeflogen.

Vom Wohnzimmer aus flog er, was er bisher noch nie getan hatte, über den Korridor hinüber ins Badezimmer. Und weil unser Badezimmerfenster meist einen Spaltbreit offensteht, schlüpfte er blitzschnell hindurch und flog ins Freie.

Schau dir das an Schatz, da oben auf der Spitze der großen Buche, da kannst du ihn deutlich sehen.“

Ich schaute nach oben, und tatsächlich, da saß der kleine gelbe "Fleck" und sang so wunderschön und laut, dass viele Leute drauf aufmerksam wurden und sich um den Baum herum versammelt hatten. Alle staunten und bewunderten den kleinen Kerl und der eine oder andere sagte: „Oh wie schön, was für ein Gesang, einfach herrlich,“ usw.

Doch das war längst nicht alles; in wenigen Minuten kam eine große Schar Spatzen angeflogen und setzten sich auf den Zweigen und Ästen, wo immer sie gerade Platz fanden, rund um diesen kleinen Sänger. Es war, als würden auch sie den kleinen hübschen Vogel begeistert zuhören. Welch ein Erlebnis; die Leute unterm Baum waren fasziniert. Und mein armes Frauchen sah bei all dem was sie erlebte, nicht gerade glücklich aus, mit dem leeren Käfig in der einen und der Krücke in der anderen Hand.

„Also, den kriegen sie nicht wieder,“ sagte eine von den Frauen.

„Das glaub' ich auch,“ sagte eine andere.

„Den fressen sowieso die Krähen,“ behauptete ein Mann.

„Oder der geht einfach kaputt, weil er verhungert,“ meinte wieder eine Frau.

Das alles war nicht gerade ermutigend für meine Frau. Im Moment war ich sprachlos, denn mit einer solchen Überraschung hatte ich nicht gerechnet, was könnte ich jetzt tun? Ausgerechnet jetzt, wo der nächste Termin bereits auf mich wartete. Ich hatte es wirklich eilig heute. Etwas ratlos und ein wenig missgestimmt sagte ich rasch noch zu meiner Frau:

„Pass auf, ich bin bald wieder zurück mein Schatz, und nimm's bitte nicht so schwer, also bis bald.“

Meine Frau tat mir am meisten leid, wie würde sie diesen Verlust verkraften? Und schon befasste ich mich mit dem Gedanken für entsprechenden Ersatz zu sorgen, mit anderen Worten, ihr möglichst rasch einen anderen Kanarienvogel mitzubringen. Vielleicht ließe sich dadurch dieser tragische Vorfall schneller überwinden. Aber ich wartete doch lieber erst mal ab, denn das konnten wir ja immer noch und lieber gemeinsam machen; vielleicht später, wenn sich alles wieder beruhigt hätte. Nachdem ich meine restlichen Angelegenheiten in der Stadt erledigt hatte, fuhr ich zurück nach Hause.

„Na, mein Schätzele, wieder etwas beruhigt?“ fragte ich besorgt.

„Komm mal mit,“ sagte sie mit beherrschter Stimme, „ich möchte dir etwas zeigen. Da schau mal!“

Voll Freude und mit strahlenden Augen wies sie auf den Käfig. Und tatsächlich; was keiner erwartet hätte, da saß der kleine Schelm auf seiner Stange und blickte uns ganz unschuldig mit seinen kleinen, schwarzen Perlaugen an. Das war tatsächlich einmal eine sehr angenehme Überraschung.

„Ja, das gibt es doch nicht!“ rief ich aus, „wie hast du das denn fertiggekriegt?“

Meine Neugier war natürlich groß, drum sagte ich: „Nun komm erzähl mal, wie hast du so ein Kunststück fertiggebracht?“

„Also gut; leicht war es jedenfalls nicht, schon allein deswegen,“ dabei zeigte sie auf ihren Gipsverband; „aber ich wollte es wenigstens mal versuchen. Und so nahm ich den Käfig links und die Krücke rechts und wartete erst mal unter dem großen Baum. Die Leute dort meinten zwar, es hätte gar keinen Zweck, und ich sollte mich nicht abmühen, es hätte noch nicht mal ein gesunder Mensch eine Chance, wie viel weniger ein Behinderter mit 'ner Krücke. Doch ich ließ mich nicht beeindrucken und wartete erst mal ab. Mit der Zeit, es war vielleicht eine viertel Stunde vergangen, beendete unser "Lumpi" seinen Gesang und flog in Richtung Schillerstraße. Dann sah ich, wie er sich auf einen Obstbaum im Garten des ersten Hauses auf der linken Seite der Straße setzte.

Also humpelte ich dorthin. Die Gartentür war nicht verschlossen, ich ging hindurch und näherte mich dem Baum.

„Na komm doch "Lumpi", geh doch in deinen Käfig,“ sagte ich.

„Aber unser kleiner Piepmatz dachte gar nicht daran, meine Einladung anzunehmen. Im Gegenteil, er flog in den nächsten Garten und ließ sich in einen kleinen Busch nieder. Auch dahin tippelte ich ihm nach. Doch kaum hatte ich die Tür des Gartens geöffnet, flog er wieder davon, diesmal in den angrenzenden Garten.

Hier kam ich zwar etwas näher an ihm heran, doch auch hier nutzte mein gutes Zureden nichts. Der kleine Gauner blickte mich nur an und sagte: "piep," dann flog er zum nächsten Garten in der Nachbarschaft.

Dort setzt er sich auf den Ast eines kleinen Baumes, vor dem Haus. Im Garten war gerade ein Mann damit beschäftigt, seine Rosen zu beschneiden, den sprach ich an: „Guten Tag, darf ich mal ihren Garten betreten, unser kleiner Kanarienvogel ist ausgerissen, dort drüben sitzt er?“

„Klar dürfen sie das, doch ich glaube, dass sie den nicht wiederkriegen, nee, nee.“ „Danke, aber ich versuch es.“

„Na dann, viel Glück.“

Allmählich tat mir nicht nur mein Fuß, sondern das ganze Bein weh, aber ich wollte nicht aufgeben und hoffte nur, dass das keine schlimmen Folgen haben würde. Glücklicherweise waren alle Leute, die ich in ihren Gärten antraf, freundlich und entgegenkommend. Viele von ihnen wünschten mir Erfolg, aber die meisten glaubten nicht, dass ich unseren Piepmatz jemals wiederbekommen könnte. So langsam war ich jedoch am Ende meiner Kräfte. Ich sah wie "Lumpi" wieder weiterflog und sah auch, dass er im letzten Garten auf dieser Straßenseite landete. Nun gut, das sollte auch für mich der letzte sein, den ich aufsuchen wollte, denn das Gehen fiel mir immer schwerer. Auch hier war die Gartentür unverschlossen und so humpelte ich hindurch und hinein in den Garten. Eine ältere Dame betrachtete gerade ihren Salat. Sie sah mich kommen und verstand sofort was ich wollte: „Ich vermute, sie suchen ihren entflohenen Vogel, leider hab ich noch nichts davon gesehen. Aber sie sollten sich doch erstmal etwas ausruhen liebe Frau, sie sehen ja richtig mitgenommen aus. Bitte setzen sie sich doch da drüben auf die Gartenbank, ich hole inzwischen eine kleine Erfrischung.“

Ich bedankte mich und setzte mich auf die Bank. Die Bank stand direkt unter dem Fenster des Hauses. Diese kleine Pause tat mir sehr gut, dennoch war ich ein wenig enttäuscht von meinen erfolglosen Bemühungen.

Doch plötzlich klopfte die freundliche Dame heftig von innen an das Fenster und wies mit dem Finger auf den Stachelbeerstrauch vor dem Haus. Und tatsächlich, dort und ganz in meiner Nähe saß der kleine Ausreißer und schaute mich an als wäre nichts geschehen. Daraufhin nahm ich den geöffneten Käfig und stellte ihn ganz langsam und ohne Hast direkt vor dem Strauch.

„Nun komm doch "Lumpi", lass uns nach Hause gehen, ich trag dich sogar,“ sagte ich.

„Du siehst doch, ich kann nicht mehr und du bestimmt auch nicht. Du hast es doch gut bei uns, also komm doch endlich und geh in deinen Käfig.“

„Und, als ob er es verstanden hätte, sprang er auf seinen Käfig und schlüpfte anschließend durch die geöffnete Tür. Natürlich reagierte ich sofort und verschloss den Käfig. Meine Freude war groß, denn meine Anstrengungen hatten sich doch noch gelohnt. Ich winkte der freundlichen Gartenbesitzerin noch grüßend zu, dann verließ ich den Garten.

Den Käfig in der linken Hand, die Krücke in der rechten ging ich nun bedeutend erleichtert nach Hause. Unterwegs kamen mir dann noch zwei Freundinnen entgegen. Hilfsbereit nahmen sie mir den Käfig ab und unterstützten mich beim Gehen, sodass wir etwas schneller unser Ziel erreichten.

In unserer Wohnung übernahmen die beiden unaufgefordert noch einige Hausarbeiten, bereiteten Kaffee zu und setzten sich, um meiner Story zu lauschen, etwa so wie Du jetzt, mein Schatz.“ „Was für ein liebes Mädel Du doch bist,“ sagte ich zu meiner Frau und gab ihr ein Küsschen. Unser kleiner "Lumpi" brachte uns noch viel Freude. Natürlich ließen wir ihn öfter noch in unserer Wohnung fliegen, innerhalb des Wohnzimmers jedoch, versteht sich.

Mitunter sprang er meiner Frau auf die Schulter und spielte mit ihren Ohrläppchen. Er wollte gern beachtet werden, ja er flog sogar Fremden, die uns besuchten auf den Kopf und ziepte an ihren Haaren. Wenn das Essen aufgetragen wurde, da sprang er von einem Stäbchen zum anderen und beruhigte sich erst dann, wenn er ebenfalls einen kleinen Leckerbissen erhalten hatte. Wenn wir uns umzogen, um außerhalb der Wohnung etwas zu erledigen, dann fing er ganz traurig zu piepsen an.

Und wenn er des Abends schlafen wollte, machte er uns ebenfalls durch einen anderen Piepton aufmerksam. Das hieß eben, er wollte jetzt seine Ruhe haben. Also brachten wir ihn auf seinen Stammplatz für die Nacht in die Nähstube. Dann hatte er es gern, wenn wir ihm jeweils den kleinen Finger reichten, Das wollte er offensichtlich so haben, denn er schmuste ganz sanft mit seinem Schnäbelchen an den Finger und war dann erst zufrieden. Danach deckten wir den Käfig mit einem Tuch ab, und "Lumpi" sagte prompt "Piep". Das hieß wahrscheinlich so viel wie:

„Gute Nacht.“

Wenn Besuch kam, dann schaute er genau auf unser Verhalten den Leuten gegenüber. War der Besuch willkommen, dann schien er das zu spüren und sang dann voller Zustimmung seine vielfältigen Melodien.

Ja, man kann durchaus sagen, unser kleiner "Lumpi" hat uns und auch vielen anderen Freude bereitet. Man muss nur aufpassen, dass bei offenem Käfig alle Fenster geschlossen sind.

Das magische Halstuch

Alles lief soweit recht gut während meines Aufenthalts in Sydney, bis zu dem Tag als das Hotel in dem ich wohnte abbrannte. Der Sachschaden war entsprechend groß, aber glücklicherweise kamen alle Gäste mit dem Schrecken davon, gleich wenn die meisten davon auch unterschiedliche materielle Verluste hinnehmen mussten. Was mich betraf, ich hatte nicht nur meine ganze Garderobe verloren, sondern auch wichtige Papiere, meine ganze Barschaft, einschließlich Scheckheft und diverse Verträge. Auch meine Bordkarte war futsch. Ich besaß lediglich noch runde hundert Dollar in meinem Portemonnaie, und das reichte auf keinen Fall für die Überfahrt nach Hamburg. Aber essen und trinken musste ich ja auch; dazu war mein Aussehen katastrophal. Meine Kleidung, die nur noch aus Hemd, Hose und Sandalen bestand, war rauchgeschwärzt und fleckig, ebenso mein Gesicht. So konnte ich mich nirgendwo blicken lassen. Außer diesem miserablen Zustand hatte ich es auch wirklich eilig nach Hause zu kommen, um wichtige geschäftliche Angelegenheiten abzuklären.

Doch jetzt war auf einmal alles anders geworden, ich war ein Habenichts, und ich hielt es sogar für angebracht, der Polizei lieber aus dem Weg zu gehen. „Kleider machen eben doch Leute,“ das konnte ich auf Schritt und Tritt spüren, wenn die Leute einen Bogen um mir machten.

So etwas legt sich natürlich aufs Gemüt und ich hatte ganz einfach, wie man so sagt „die Nase voll.“ Im Moment wusste ich noch nicht einmal wie es weitergehen sollte. Missmutig schlenderte ich am Marktplatz vorbei in Richtung Stadtpark, dort hoffte ich irgendwo einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Es war ein wunderschöner Park, mit prächtigen Bäumen und Blumen und gutgepflegten Wegen. Unter einem großen Ahornbaum stand eine Bank, das wäre genau das richtig für mich, dachte ich. Momentan aber saß ein gepflegt aussehender Mann darauf, so um die vierzig, schätzte ich. Ich wollte gerade daran vorbeigehen, da rief er mir zu: „Hallo, junger Mann, setzen sie sich doch ein wenig zu mir!“ „Ja, warum eigentlich nicht; haben sie irgendetwas auf dem Herzen?

Wie kann ich Ihnen nicht helfen?“

„Nein nein, keine Sorge, darum geht es ja gar nicht. Aber sie, würde ich sagen, sie sehen nicht gerade glücklich und zufrieden aus. Könnte ich Ihnen nicht eher irgendwie helfen?“

„Mir helfen? das dürfte nicht so einfach sein. Wissen sie, ich bin im wahrstem Sinne des Wortes total abgebrannt. Jetzt steh ich da, ohne Klamotten, ungewaschen, keine Unterkunft. Noch nicht mal die Überfahrt nach Deutschland könnte ich jetzt bezahlen. Was mir geblieben ist, sind lediglich lumpige hundert Dollar. Alles andere, auch das Scheckheft, alles ist verbrannt, futsch, weg.“

„Ach ja, der Hotelbrand, ich habe davon gehört.“

Nach einer Weile des Schweigens, sagte er plötzlich: „Passen sie auf, ich kann ihnen helfen, natürlich nur wenn sie wollen. Ich befand mich auch mal in einer ähnlichen Lage. Und in einer Art, muss ich sagen, bin ich direkt froh, dass wir uns kennenlernen dürfen. Wissen sie was? Sie können sich ab sofort jeden Wunsch erfüllen. Das heißt aber, nur wenn sie wollen. Ich bin auf diese Art und Weise wohlhabend geworden; doch es sind damit schon einige Bedingungen verbunden. Also, wie ist es, wollen sie?“

„Schon, schon, aber sie sprechen in Rätseln. Worum geht es hierbei und was für Bedingungen sind das überhaupt? Viel Geld hab ich ja nicht, denn im Augenblick sitze ich ja selber ganz schön in der Patsche.“

„Nun, das können sie sehr schnell und leicht ändern. Also passen sie auf,“ mit diesen Worten löste er ein wunderschönes, buntes Seidentuch von seinem Hals.

„So, das können sie haben, es ist wirklich ein besonderes Tuch. Aber ich darf es nur verkaufen, ich darf es nicht verschenken und ich kann es auch nicht einmal verlieren, dieses Halstuch ist fast wie ein treuer Hund, es kommt immer zu seinem Besitzer zurück. Außerdem muss bei jedem Verkauf der Preis immer kleiner werden, das wird erwartet. Ich habe damals zweihundert Dollar dafür gezahlt; sie müssten mir jetzt mindestens ihre hundert Dollar dafür geben, oder auch achtzig Dollar meinetwegen. Also, wollen sie?“

„Nein, wozu denn? Es ist zwar ein sehr schönes Halstuch, aber ich behalte doch lieber mein Geld.“

„Warten sie, junger Mann. Ich hab ihnen noch nicht alles gesagt. Es ist tatsächlich ein besonderes Halstuch, und es gehorcht nur seinem Träger bedingungslos und schnell. Sie können sich praktisch jeden Wunsch damit erfüllen, ich betone, jeden Wunsch!“ „Das klingt ja phantastisch.“

„Das ist es auch, doch der Haken dabei ist, der jeweilige Besitzer des Tuches stirbt nach Ablauf von drei Jahren, wenn er es nicht vorher irgendjemanden, egal ob Mann oder Frau, verkauft hat. Aber, wie gesagt, jeweils immer zu einem kleineren Preis, egal welche Währung. Wer das innerhalb von drei Jahren schafft, der kann natürlich sein normales Leben sorglos weiterleben. Wenn aber nicht, stirbt er, ganz egal wie alt er gerade ist, nach Ablauf von drei Jahren. Nun, jetzt wissen sie alles.

Aber denken sie auch daran, wenn sie das Tuch wiederverkaufen, müssen sie auch alles dem anderen Käufer so erklären, wie ich es Ihnen erklärt habe, okay?“ „Hmmm… Ich weiß nicht recht. Sie müssen es jetzt wohl verkaufen, wenn ich das alles richtig verstanden habe, oder?“

„Ja, so ist es, aber ich habe noch zwei Tage Zeit, und wenn sie es nicht nehmen, geh ich runter ins Hafenviertel, da gibt es immer genügend Leute, die das Tuch kaufen würden.“

„Also gut, geben sie mir das Tuch. Ich hoffe, ich bereue es nicht. Aber meine jetzige Notlage zwingt mich fast dazu. Hier, meine hundert Dollar.“

Der Fremde bedankte sich höflich und atmete auf, dann gab er mir die Hand, wünschte mir Glück und ging seines Weges. Ganz plötzlich hatte ich das Tuch um den Hals, der Fremde hatte es mir doch gar nicht überreicht, das war schon erstaunlich; offenbar konnte es auch selbst auf seinen neuen Eigentümer übergehen. Allmählich wurde es dunkler, noch hatte ich keine Bleibe.

„Was sollte ich jetzt tun? Jetzt habe ich das Tuch, aber ein schicker Anzug und die passenden Schuhe währen mir schon lieber,“ murmelte ich. Nanu! Was war denn das? Ganz plötzlich war ich neu eingekleidet und sehr nobel sogar.

„Ja, das lobe ich mir,“ sagte ich, „aber der Mensch braucht nun einmal was zu Essen, und dazu brauche ich ja Geld und gerade das hab ich leider nicht, was nun?“

Kaum hatte ich diese Worte halblaut geäußert, spürte ich auf einmal wie sich meine Jackettasche ausbeulte. Ich griff hinein und war wiederum überrascht, ein dickes Bündel Zehn-Dollarscheine zog ich hervor.