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Die Heldin dieser melancholischen Sexgeschichten ist eine eigenbrötlerische Singlefrau von unauffälligem Äußeren, aber großem sexuellen Appetit. Leider gibt es Sex nach wie vor nicht auf Rezept - um welchen zu bekommen, muss sie raus in die Nacht. Und während alle anderen ja lieber die Augen zumachen, wenn es ernst wird, behält sie zur Sicherheit im Blick, was mit ihr passiert. Ihre Beobachtungen in Sachen Sex sind herrlich verzweifelt, unbedingt komisch und hin und wieder wirklich überraschend.
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Seitenzahl: 228
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Verlag Voland & Quist OHG, Dresden und Leipzig, 2015
© by Verlag Voland & Quist OHG
Korrektorat: Sabine Tuch, Berlin
Umschlaggestaltung: HawaiiF3, Leipzig, mit einer Illustration von Jonas Evertz
Satz: Fred Uhde, Leipzig
E-Book: eScriptum, Berlin
www.voland-quist.de
Ich schlage mich durch mein Leben wie durch Regenwald: mühsam und widerwillig. Ich mache ein ernstes Gesicht und trage zweckmäßige Kleidung: verwaschene T-Shirts, kackfarbene Hosen, klobige Schuhe. Schmuck würde sofort oxidieren bei dem irren Klima hier. Meine Frisur ist praktisch, meine Fingernägel sind aus Gründen der Tarnung keinesfalls feuerrot lackiert. Statt also in einem blauen Seidenkleid, das an meinem verschwitzten Körper klebt, lasziv auf Lianen zu schaukeln, Bananen zu essen und hin und wieder in einer Lagune zu duschen – feuchte Locken kringeln sich in meinem Nacken, meine Augen spiegeln das Wasser unfassbar blau –, statt also das Beste aus dem zu machen, was ich habe, habe ich Angst vor dem Tod, Angst vor dem Leben, vor Kontrollverlust, Insekten, großen Tieren, vor Dunkelheit, vor dem Fliegen und dem Vögeln.
Ich bin eine misstrauische, mürrische kleine Frau, die, wenn sie auf dem Mittelstreifen steht, befürchtet, die Antenne eines vorbeifahrenden Autos könnte ihr das Gesicht zerschneiden. Ich argwöhne, dass jemand sich meine Kontodaten erschlichen hat und heimlich von meinem ohnehin schon wenigen Geld mitlebt. Und dann ist da noch diese Frau, die nachts meine Kleider mit Abnähern versieht, sodass sie mir morgens zu eng sind. Aber als mir letztens eine geschlagene Woche abhandenkam – ich wusste in der 38. Kalenderwoche schlicht nicht mehr, womit ich die 36. verbracht hatte, in der ich etliche Aufträge zu erledigen gehabt hätte, die sämtlich unerledigt geblieben waren –, konnte ich das wohl kaum mehr auf die feindliche Welt schieben. Ich suchte auf Spiegel online nach Nachrichten aus der betreffenden Woche, ich checkte meine Mails, ich schaute, wer mich angerufen hatte. Es musste diese Woche gegeben haben, das war ganz klar, ich war sogar einmal aus gewesen, hatte schräg gegenüber einen Burger gegessen und Rotwein getrunken, wie ich anhand einer Quittung nachvollziehen konnte. Sex hatte ich nicht gehabt, es lagen immer noch die fünf Kondome im Sechserpack, dessen Haltbarkeitsdatum um die 40. Kalenderwoche herum ablaufen würde.
Und als ich nun schon mal auf der Suche nach der verlorenen Zeit war, fiel mir auf, dass es eigentlich gar nicht so sehr um die 36. Woche ging, hier drehte es sich offenbar um ganze Jahre. Wo war die Zeit geblieben zwischen meinem 28. Lebensjahr, als ich auf der Höhe meiner Möglichkeiten war, sexuell aktiv, fröhlich, im Job erfolgreich und allgemein beliebt, und dem 35., in dem ich gerade erschöpft vor mich hinstapfte? Sie war verschwunden, wenn auch nicht spurlos, die kleinen Falten in meinem Gesicht bezeugen, dass irgendwas gewesen sein musste. Auf den Schreck goss ich mir erst mal einen Whiskey ein, zog mich aus, steckte die bollerigen Hosen und das verschossene T-Shirt in den Müllsack und schwang mich in meiner pinken Unterwäsche und mit dem Drink in der Hand auf einen Ast. Erschrocken seilte sich eine Spinne ruckzuck auf ein Zweiglein über mir. Ich prostete ihr zu und nahm einen großen Schluck. Von hier sah das alles doch schon viel netter aus. Eins stand fest: Ich würde einiges ändern müssen. Und ob das gelang, so bildete ich mir plötzlich ein, hing nicht unwesentlich davon ab, ob ich die restlichen fünf Kondome verbraucht kriegte, bevor in zwei Wochen das Verfallsdatum überschritten wäre.
Ich hätte wirklich mehr Zeitung lesen sollen. Und Bücher. Nicht solche Bücher, wie ich sie lese, sondern andere Bücher. Man ist ja in einer Gesellschaft beheimatet, in der Männer und Frauen sich in der Kneipe oder auf Job-Events durch Sprechen über Bücher und Zeitungsartikel einander annähern. Na ja, letztlich ist es jetzt eh zu spät, die Männer und Frauen haben sich längst angenähert und wohnen in gemeinsamen Wohnungen, in denen auf dem Klo Zeitungen oder auch Bücher ausliegen, über deren Inhalt beim gemeinsamen Frühstück gesprochen werden kann, und ich bin gewissermaßen übrig.
Was nicht schlimm ist, ich kann mir meinen Körper ohnehin schwer in einem Bett oder auch nur in einem Raum vorstellen mit dem Körper irgendeines Mannes. Höchstens mal für ein paar Stunden. Aber dann: Mein Körper schnarcht, mein Körper riecht, mein Körper ist leck, mein Körper schlägt Falten. Warum habe ausgerechnet ich dieses Mängelexemplar bekommen?
Meinem Kollegen Jonas, der bei mir frühstückt und mir seine Entwürfe für unser Gewinnspiel im nächsten Heft von Haustierhaltung heute präsentiert, fällt auf, dass bei mir keine Zeitungen rumliegen, das findet er geradezu ungemütlich. Ich erzähle ihm von meinem Problem. Er zeigt mir einen Vogel. »Das geht doch allen so. Körper ist eben ein bisschen eklig.«
»Aber nicht sooo eklig«, entgegne ich. »Wenn die anderen Körper auch solche Sachen machen würden wie mein Körper, wüsste ich das. Darüber könnte man nicht schweigen. Das müsste doch in Büchern stehen und in der Zeitung. Steht es aber nicht. Deshalb schaue ich da gar nicht mehr rein. Letztens dieser Blutklumpen in meinem Hosenaufschlag …«, setze ich an.
Aber Jonas hält mir die Hand vor den Mund und legt die andere in meinen Nacken. »Warum hast du das nicht früher gesagt. Schließlich bin ich Doktor, lass mich den Schaden mal begutachten.« Die Hand immer noch in meinem Nacken, steht er energisch auf, schiebt mit dem Fuß seinen Stuhl zurück und führt mich zum Schlafzimmer.
»Du bist Doktor der Philosophie«, sage ich, während er mir schon die nachtblauen Kniestrümpfe auszieht und meine Zehen zählt.
»Zehn Zehen«, sagt er, »so weit okay. Nagellack muss mal neu, das machen wir nachher.« Er holt sich ein Blatt Papier und einen Stift. »Na, immerhin was zum Schreiben hat sie da, wenn sie schon nicht liest.« Er zieht mich weiter aus. Mustert mich ganz genau, während ich mich vor Scham winde, aber aufstehen lässt er mich nicht, er dreht und wendet mich, notiert jeden Leberfleck (17) und jede Narbe (5). »Geschlecht: Riecht wie Sonne auf einer dunklen Waldlichtung – Moos, Feuchtigkeit, Kräuter. Schmeckt wie … kleine, knallrote Blüten, Pilze …« Dann sagt er erst mal nichts mehr. Und ich sende meinem Körper eine Videobotschaft, in der ich ihm zeige, auf welche Weise ich mich entleiben werde, wenn er nicht kooperiert, während diese Sache passiert. Und mein Körper hat offensichtlich verstanden. Er schwitzt nicht mal.
Leider ist es schnell vorbei. Ich greife nach meinen Strümpfen und stehe auf. »Noch einen Kaffee?«
Kopfschüttelnd drückt Jonas mich zurück aufs Bett und beugt sich über mein Gesicht. »So kommen wir keinen Schritt weiter, mach dich mal locker.« Dann richtet er sich auf und rülpst. Ich bin starr vor Schreck. Er rülpst noch mal, lacht unverschämt, zieht sich aus, zeigt mir seinen Körper. Schön sieht er aus. Helle Haut, muskulöse Arme, bisschen Bauch. »Nach Furzen ist mir grad nicht, aber jetzt gehen wir zusammen pinkeln«, sagt er.
Hinterher bin ich tatsächlich entspannter. Er streicht mir die Haare aus der Stirn und flüstert mir nette Sachen über meinen Körper ins Ohr, während er sich in mir bewegt. Und ich seufze, ich stöhne, ich schreie wohl auch. Auf jeden Fall schwitze ich wie ein Schwein.
Beim nächsten Mal bringt er einen Vierfarbkuli mit, trägt mich ins Bett, küsst meine Stirn, sagt, seine Freundin ist schwanger, und er kann nicht mehr kommen. Aber ich soll ganz genau aufschreiben, was mein Körper so an denkwürdigen Dingen tut. »Das ist nichts für die Zeitung, das gibt eine Enzyklopädie – zehn Bände mindestens. Bei diesen Dellen hier …«, er streicht über meine Kniekehlen, so sanft und geil, dass sich mir ein Seufzer entringt, »und das Geräusch, wenn man hier draufdrückt – irre –, und was ist das Nasse da hinten?« Er prüft und tastet, und obwohl ich so traurig bin, komme ich doch lauter als je zuvor. »Oh, du musst alles notieren. Im Dienst der Menschheit gewissermaßen. So was wie deinen Körper hat die Welt noch nicht gesehen.«
Dann ist er weg. Ich trinke Rotwein und gehe irgendwann raus, ein Notizbuch kaufen.
Dieses »Dumm fickt gut«, das man immer wieder hören kann, gilt bestimmt nur in Bezug auf Frauen. Ein Indiz dafür ist die ruinierte Alliteration. So unsensibel kann nur ein Mann gewesen sein. Keine schöne Vorstellung: Unsensible Männer werden von dummen Frauen gut gebumst. Werden sensible Männer dann im Umkehrschluss von schlauen Frauen schlecht gebumst? Ich bin ja nur ein recht kleiner Teil der Bevölkerung, aber auf mich trifft das zu. Ich bin so linkisch und bemüht – beim Ausziehen, beim Blasen, beim Kondomüberstreifen –, ich glaube, es ist kein Spaß, sich von mir bumsen zu lassen. Das zerrt an den Nerven, das geht an die Nieren, das macht blaue Flecke und Quetschungen. Und auch ich selbst habe von meiner Bumserei nicht viel und bin immer recht dankbar, wenn der jeweilige Mann in meinem Bett, ob nun dumm oder nicht dumm, entnervt das Ruder an sich reißt und seinerseits anfängt, mich zu bumsen. Meiner Erfahrung nach weiß man vorher nie, wie gut oder lausig das Gegenüber sein wird. Tendenziell sind die Schlauen besser. Oder sind es die weniger Schönen? Oder die mit schlechtem Selbstwertgefühl? Die nerdischsten Nerds scheinen in Sex ihre ganze Leidenschaft zu legen. Die lausigst angezogenen Männer haben ein Körpergefühl, dass man vermuten möchte, die Kleidung sei eventuell Tarnung wegen der Groupies. Ich fürchte, der Sex-Intelligenz-faktor wurde noch nicht entdeckt.
Jedenfalls reicht es für guten Sex nach meiner Erfahrung völlig, wenn einer pro Bett es draufhat. Da ich das in meinem Fall nicht bin, kann ich nur auf gute Typen hoffen. Mir doch piepe, ob die schlau oder doof sind. Ich bin schon ziemlich lange nicht mehr gekommen. Und bei der Schlüsselposition, die ich als Korrektorin der Zeitschrift Haustierhaltung heute innehabe, könnte ein gewaltiger volkswirtschaftlicher Schaden entstehen, wenn ich nicht bald einen zugeteilt kriege, der gut bumst … Moment …, Sekunde …, es klingelt.
You can’t have your cake and eat it, sagen die Amis und meinen damit: Man muss sich entscheiden. Früher dachte ich, das bezieht sich auf Steuererklärung, gesunde Ernährung und so. Aber es bezieht sich noch tausendmal mehr auf den Bereich des Sexuellen, wie ich an den sehr sexuellen Verben und leicht hätte ablesen können. Weil ich aber mal wieder nix abgelesen habe, kann ich jetzt nicht mehr ins Grubert. Im Grunde könnte ich mich gleich erschießen. Aber von Anfang an:
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