Was von mir bleibt - Sylvia Kling - E-Book
SONDERANGEBOT

Was von mir bleibt E-Book

Sylvia Kling

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,00 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Worte, Sehnsüchte, Träume, Gedanken oder unsere ganz persönlich gelebte und geliebte Zeit – wünschen wir uns nicht alle, dass etwas von uns bleibt? Sylvia Klings schönste Gedichte aus 10 Jahren ihrer Arbeit als Poetin Die Dichterin reibt sich eindringlich an den Schwächen des Menschen und der Gesellschaft. Ihre Lyrik spricht vom fragilen Grat unseres Daseins zwischen Glück, Liebe, Melancholie, Niedergeschlagenheit und der Liebe zur Natur, immer wieder mit dem Blick auf die Zeit, die Vergänglichkeit – und unser Herz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 144

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sylvia Kling

Was von mir bleibt

Gedichte von 2009 – 2019

P&L EDITION

Impressum

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile.

 

Die Rechte aller in diesem Band abgedruckten Texte liegen bei der Autorin.

 

Copyright © 2019 bei P&L Edition, ein Imprint von Bookspot Verlag GmbH, Planegg

1. Auflage

 

Satz/Layout: Martina Stolzmann

Covergestaltung: Martina Stolzmann

Titelmotiv: Burkhard P. Bierschenck

E-Book: Mirjam Hecht

 

Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-95669-131-7

 

www.bookspot.de

Inhalt

Impressum

Widmung

Vorrede

Gedicht

Lyrisches Sprachrohr

Blick

Als du schliefst

Vorhaben

Depression

Das törichte Weib

Beherzt

Hinein

Nachttroste

Wi(e)der

DezemberDepression

Eisbrecherferne

Zeitenlos

Lass mich

Tröstung

Wenn ich dir von Liebe spreche

Spiegelbild der Mutter

Leise

Unverrichtet

Fort

Im Finsteren bin ich

Vater

Geh nicht

Nacht

Dazwischen

Zeitenlauf

Tagsuche

Bitte

Die Ballade vom unvergessenen Tag

Heimat

Morgenseelen

Gesprochen

Botschaft an den Geliebten

Ballade der Satanskinder in der Neuwelt

Im Garten

Ausgeatmet

II

Konsequenz?

Erhellend

Dresden

2018

Kühler

Bitte an den Sänger

Eine Welt

Einfach

Empfindung

Für dich

GesternHeute

Menschen

Lebenswinterlich

Auge in Auge

Ich muss euch enttäuschen!

Lied der Blinden

Dichterinnentraum

Gedeihen

Gejammertes (vier)

November(Ver)Lauf

(Un)Sinne

Unsere Schöne

Bittgesang II

Irgendwann

Lebensjahreszeiten

(K)Ein Ach

Vorgespür

Gestern

Geht dahin!

(Montags in) Dresden

Die Offenbarung (Morgenrot)

Du

Sehnsucht nach Frieden

Sag mir

Meine Stille

Fenster

Sommertag

Blicklos

Glaubensfragen

Heidebrand

GrünErLeben

Vermissend

Sommerfangen

Verzweifeln

Knapp

Etwas, das bleibt

Was ist für dich Liebe? Für H.

Sonnenträumerin

Maimenschen

Wenn es regnet

VerKLINGen

Vorösterlich

Verblümt

Immer

Geschmacklich

UmgekehrtFür H.

Im März

Tagesscheide

Was mir bleibt

Gewissheit

Der Sonne entgegen

Wenn ich dir von Liebe spreche

Verlustempfinden

Geistlos

Mein Leben – und du

Gewogen

Mit mir allein

Nachtliebe

Hoch hinaus

ErFindung

Die Verborgenen

Zweisamkeit

Im Zeitenwandel

Keine Zeit mehr

Dichterseele

HeilBar

AufBruch

VielleichtFür H.

Kommen und Gehen

Ist Sein im Werden

Hingesprochen

Auf einmal

Auslauf

Fragen

Gestern und Heute

Zustand

(Un)Deutsch

Die Krähen

Ach

Tagesmüde

Ich wollte wissen

Der Sänger

Regentag

Die (Un)Vergänglichkeit

Entronnen

Wahrsagung

Mutter Armut

Egal

Fristgerecht

Nach(t)Sicht

Sättigung

Als ich fünfzehn war

Als die Alte erzählte

Diese Tage

Auf einen Blick

Fazit

Ohne dich

Nachtgespenster

Liedermacher

Windesnacht

Nun

Wunsch

Ein Lächeln

Zeitenstrom

Zeitenlos

Der Brief

Hoffnung

Erwartung

Der Sehende und der Blinde

Nicht!

Holunder

Der Lebenston

Gedichte Fortsetzung

Sinnfragen

AbBitte

Grabesstille

Furcht

Als ich Abschied nahm

Von der Fragenden

Atmung

Die Liebe

Gefährte

Zeit

Fortbestehen

Gewissensfragen

Eiszeit

Freisucht

Leere

Aus Liebe

Realist

Krise – KlammerAufFragezeichenKlammerZu

Sehnsucht nach dem Berchtesgadener Land

Finale

Bittgesang

Vorstellung

Morgenvielfalt

Erklärung

Frage

Schatzkiste

Der Deutsche im empathischen Wohlstandsmodus

Phantomschmerz

Die Ballade von den Armen, dem Teufel und den Vorlieben

Friedensstätte

Diese Nacht

Selbst

In meinen Armen

Sächsischer Abschied

(Vorgefühlt)

Ungewissheit

Es gibt so viele

Nähe

Windleben

Denkst du noch

Hin- und Hergefühlt

Alltagsdialog

Novembernacht

Nebulös

Abschiedsversuch

Weitblick

Heimatzeit

Abschied

Absicht

Menschliches

Genesungsnacht

Tausendfach

Abschiedsballade

Ein(e)Öde

Dresden

Berge

Glockenläuterung

Januar

Hinein

Neujahrsklang

Sichelmond

Morgengrauen

Jahreszeiten

Symptome

Krokodilstränen

Beruhigung

In den Seilen

Sendeschluss

Trotzdem

Zurückgespürt

Stille

Berechnung

Wunschlos

Abend

Älter

Irdisch

Erinnerung der Nachtigall

Weniger

Vergleich

Verlautbarung

Nachtepisoden

Einsames Wort der Panischen

Die Pappel hinter dem Haus

Intellektdiagnose

Sommer-Und

Dresden Zweitausendfünfzehn

Erinnerung

Eigentümlich

Drei Mal

Nie wieder

Rückkopplung

Gewinn

Zeitenschwere

Melancholie

UngewissFür H.

Beweglichkeit

Wann

Umkehr

Brauchst du mich

Still

Bruchstüce

Septembermorgen

Entfaltung

Atemhauch

Verzweiflung

Das Kleid

Entscheidung

Wo bist du

Glückmachermond

Am See

Federleicht

Zwischen Birke und Buche

Ausgeatmet

Aufgetaut

Retter

Bevor

Bist du nicht bei mir

Wachsend

Das Haus

Davongekommen

Der Traum

Der Weg

Winterstadt

Zeitauge

Überraschung

Du fragst

Dort

Die Alte

Die Jägerin

Abgeschminkt

Die Brücke

Sinn

Regenbogenzeit

Spätsommerzeit

Du

Stunde Dreizehn

Wenn ich malen könnte

Eingehüllt

Im August

Nimm mich hin

Willen

Entgleist

Erwacht

Undankbar

Fünfliebe

Geflüstert

Gehen und Bleiben

Grünland

Ich lächle dem Leben zu

Ich liebe dich

Maigelb

Geträumt

Mit dem Wind

Morgengrauen

Neublick

Neue Sicht

Passiert

Leicht

Lebensbaum

Betrachtungswille

Räumlichzeiten

Jahresende

Schneiderei

An meinen Sohn

Gebündeltes

Grobe Feststellung

Handarbeit

Fluss

WERTung

Türiges

Bei mir

UmBruch

Abgetrennt

Führung

Antworten fragen

Hinweg

Blick

Ausgezogen

Bekleidung

Rosenseelen

ErLesen

Die Herkunft

Brauchtum

Irriges

Irrgeleitetes

Gejammertes

Unterschied

Dichtergehabe

An die Mutter

Gegenüberstellung

Diagnose

Gejammertes II

Kleinigkeit

Poesie

Das Wir

Versuche

Tupfer

Verstummung

Gebündeltes Fortsetzung

Seucherei

Namensgebung

Der Kern

Trialog

Vergleich

Lebensschiff

Untröstlich

Humane Erschöpfung

Konjunktion

Wa(h)re Lüge

Zukunftsphilosophie

Nachttöne

Vorahnung

Wasser und Liebe

Verschiedenes

Eisblick

Zeit

Umgang

Der Ignorante

Bruch

Wortrevolte

Nächtlich

Dialog

Danksagung

Weitere Titel

Leseprobe aus Ab 40 wird’s eng: Der Beginn vom schaurigen Ende meiner Spätpubertät

Widmung

Für meine Berliner – Bernhard und Marion Bock, die in meinem Herzen einen festen Platz haben.

Vorrede

Gehe in kein Haus und sitze auf keiner Bank, ohne derer zu gedenken, die einst das Haus mit Leben füllten und auf der Bank ihre Gedanken hinterließen.

Gedichte

Mein Mund ist schmal geworden

vom wasserlosen Weinen.

Meine Augen sind ertrunken

im Meer des Gesehenen.

Meine Füße sind wund

vom ewigen Flüchten.

Meine Schultern hängen herab

wie die eines Mütterchens.

Doch unversiegelt

bleibt mein Herz.

Lyrisches Sprachrohr

In manchen meiner Verse schlummert Melancholie,

vielleicht glaubt mancher, dunkle Töne aus dem Trübsale zu hören.

 

Manche meiner Worte fliegen leicht, manche wieder schwer

in eure Augen, trüben die Seele, das Beschwingte zu stören.

 

Manche meiner Gedichte sind wie sanfte Geigentöne,

doch in manchen steckt manch derb gefärbter Ton.

 

Manchmal will ich euch wie Rosenblätter auf der grünen Wiese betten,

und das Eisenschlagen ist nie – Resignation.

Blick

Uns’re Augen

haben viel gesehen,

viel Gutes und nicht wenig

von dem Schlechten.

Wir können,

ist das Fenster unsrer Seele

nicht erblindet,

durch das Glas

der Menschenliebe gehen.

Als du schliefst

Als du schliefst,

zählte ich die Sterne,

malte Herzen an die Wand,

das Licht der Straßenlaterne

deine zarten Lippen fand.

 

Als du schliefst,

war dein weichsüßer Mund

wie meine Gedanken verdichtet,

tat dein Schweigen mir das Glücke kund

und aller Kummer gelichtet.

 

Als du schliefst,

ich ein lieblich Lispeln hörte

von des Tages müd geword’nem Wind

Meine letzte Träne schwörte

dir ein Immer nachtgeschwind.

Vorhaben

Reisen wollte ich,

betrat den Bahnhof,

wo als Kind ich oft weilte,

dem Geräusch

des Fortwollens lauschend,

und ich eilte,

vorbei an Geschäftigen,

die ihre Koffer zogen,

an Schlürfenden,

verworrenen Dialogen,

an erhitzten Gemütern,

strebenden Koffeinsüchtigen,

beschwerten Gütern.

Reisen wollte ich,

im Hirn ein Flattern.

Irgendwohin, wo nur noch

Züge rattern.

 

Doch kehrte ich zurück −

ich hatte meine Katze vergessen.

Die mit dem Menschenblick.

Depression

Meine Gedanken schweiften

in die langen Gänge

meiner Folterkammer ab.

Von Anfang bis Ende.

 

Verloren sich in den blutigen

Rissen der Wände.

Die Zeit war flüchtig

und salzig wie der Regen.

 

Ich atmete – ihnen vergeben

den Geruch der Vergänglichkeit.

Und Worte wuchsen

aus meinen Händen.

 

Aus meinen Schwerezeiten (2007–2012)

Das törichte Weib

Ach, welch töricht Weib ich doch bin,

die mit dem vollen Haar und spitzen Kinn.

Glaub ich noch an Kunst und deren Mühe,

rühre worteseifrig in manch ölig dunkler Brühe,

höre Narren zu und auch den Weisen,

Jungen ebenso wie Greisen.

 

Meid den Abgrund, ich mag Eb’nes eher,

fühl mich nicht dem Mond, nur der Sonne näher,

nähre inniglich mich von Wiesen, Bächen und Gesang,

hab zu schwachen Wesen einen Seelenhang.

Will alte Lehren nicht verlieren,

stoß mich an manch unverständlich Gieren.

Will im Puls der Worte jauchzen, klagen,

stelle immer wieder bohrend Fragen,

lege meine Augen in Geschrieb’nes von Gelehrten,

hänge auch an alten, längst vergess’nen Werten,

will der Erdenfäulnis elenden Geruch

wickeln in ein wohlriechend Seidentuch.

Ich rief keinen Gott an,

weil ich an den Menschen glaubte,

der mir in aller Schändlichkeit

den dummen Edelmute raubte!

Ach, welch töricht Weib ich doch bin,

mit den Menschenträumen in mir drin

Die, die mit Worten weint und schmachtet.

 

Wie kann man nur lieben,

was man so verachtet?

Beherzt

Schwebt mir das leidige Erinnern

durch mein Herz, fast jede Stund

und in meinem tiefsten Innern

tut mir mein Erkennen kund:

 

Ungewiss ist, ob dein Blick,

der so ungemäßigt treibt,

und des Schicksal Ungeschick

dir wenig Milde einverleibt.

 

Mein krankes Herz und leere Taschen,

das nicht unvergänglich ist,

keinen Blick möcht’ ich erhaschen

in dein misslich Angesicht.

Hinein

Ich wachse

in meine Gedanken hinein

Nähre mich

vom Brot der Träume

Trinke

aus dem Kelch der Erinnerung

Genese

auf der Wiese der Hoffnung

Ruhe

am Fels des Friedens

Ich liebe

Mich

Uns

In ein Morgen.

Nachttroste

Wenn du einsam im Kämmerlein

in der Nacht dem Tage gedenkst,

im düsteren Lichterschein

Gedanken das Erwachen schenkst,

 

wenn du atmest in die Stunde

tagesmühsalgeplagt,

die mit offenem Schlunde

stumm in die Einsamkeit ragt,

 

wenn der Mond dir glanzentzückt

schmeichelt im stillweisen Runden,

dann glaub ihm. Er wär schon verrückt −

bei allem, was er schon gefunden.

Wi(e)der

Habe ich ein Recht

auf einen günstigen Platz

im Widerspruch

der Gegenwart?

 

Ich hebe meine

gefallenen Worte auf

Kehre gewissenhaft

meinen Zwiespalt zusammen

und neige mich denen zu

die mir nahe sind.

 

Widerspreche

mir selbst.

DezemberDepression

Das Blut ward mir ausgesaugt,

zu laut meine Liebe bewegt.

Das Licht von meiner Haut

ward in tiefe Gründe gelegt.

 

Durch die hatte ich zu gehen,

um abseits der Ander’n zu werden.

Wie könnte ich jemals verstehen,

warum ich vereinsam’ auf Erden?

 

Ersehnte ich heute das Ende,

ach, gäb ich mein Elend nur her.

Weil doch ich niemals fände,

was über den Tälern wär’.

 

Weil nie ich es verstände:

Es liebe sich leis

Nimmermehr.

Eisbrecherferne

An einer Trauerweide ich einst lehnte.

Wo sonst sollte ich weilen,

mit Eiseskummer, Wärmesehnen,

in vom Heim entfernten Meilen?

 

Ein Bächlein rann in meiner Nähe

ganz still und leis dahin,

als ob die Seligkeit geschähe!

Nur dort. Nicht in mir drin.

 

Die Lerche sang ein Herzensliede,

mir Schauer auf die Haut.

So weit der Heimat, so viel Friede!

Und ich? Ich aufgetaut.

 

Zeitenlos

Ich fürchte mich

vor verdrehten Seelen

Nicht vor den Vergessenen

auf pflasterloser Straße.

 

Werfe meinen

eigenen Schein

über den Schatten

der trügerischen Erhabenheit.

 

An meiner Uhr erproben sich

die Ziffern

des Vergängnisses

Nicht die Zeit.

Lass mich

Lass mich dir den Frühling zeigen

und sein unberührtes Angesicht

Lass uns gehen zu den alten

neu bewachs’nen Eichen

Wo ich saß und schrieb

aus Liebe ein Gedicht

 

und ein Vogelpärchen

sich besang auf Birkenzweigen

Lass uns sehen

ob es heut geschieht

Und die Sehnsucht blüht

im Frühlingsreigen

Lass uns fühlen

wie der Kummer aus uns flieht

 

Lass mich dir den Frühling zeigen

Weg, hinfort

aus kaltgepresster Zeit

Sieh! Er will uns gar bescheiden

Heilen. Trösten

mit seinem sanften Blütenkleid.

Tröstung

Aus herbstlich duftender Buche

süßzarte Träume tropfen,

der Spätsommer abschiedsreich wispert,

traurig bedauerndes Klopfen

nur wenige Schritte weiter

von der Trauerweide,

der hängen die schweren Zweige

im lanzettlichen Kleide,

noch stolz die goldgelben Triebe.

Sie lechzet nach dem Mai.

Ach − trauer nicht, du Weide,

schon bald es soweit sei.

Wenn ich dir von Liebe spreche

Wenn ich dir von Liebe spreche,

mit weißen Spitzen im Haar,

weil die Jugend mit leisen Schritten in der Zeit verschwand

(auf hohem Ross ist sie davongeritten),

male ich dir nicht flüchtig

ein Herz in den Sand,

empfange dich nach harten Tagen

mit gespreizten Beinen

oder beweine deine Klagen,

 

nein, wenn ich dir von Liebe spreche,

lasse ich dich los,

denn ich tauge nicht

zu beschämenden Schwüren,

Worte werden manchmal groß,

um uns in die Irre zu führen.

Für mich ist Ewigkeit illusionär.

Wenn unsere Reise auf dieser Erde

zu Ende ist, ich kleiner werde

und dir von Liebe spreche,

dann erst, Liebster, ist es mehr.

Spiegelbild der Mutter

Vor dem Spiegel

zitternd,

an einer Hand die Krücke,

vom düsteren Schein

des Mondes ertastet.

 

Aufgerissene Erinnerungen

im Mutterherze,

silberflorige Blicke,

schmerzesmild,

seufzend der

Zeiten Seele.

 

Streichen kalte

Schauer über

altbrechenden Rücken,

schwer träger Atem

ängstigt sich durch die Brust.

Doch es spiegelt sich

tausendschön

das Entzücken

Weisheit.

Leise

Leise bin ich geworden.

Nur leise.

Taste nach dem Vergessenen

 

auf meiner Reise

der Wortlosigkeiten

lege ich mich nieder

 

auf einer schwarzweißen Decke

fühle ich – mich wieder.

Dem Bleiben zugewandt.

 

Bewege mich in die Zeiger der Uhr.

Halte zärtlich meine Hand.

Nähere mich meinem Herzen.

Unverrichtet

Kürzlich wollte ich aus meinem Haus

die Geduld heraustragen

Vor der Tür

grüßte ich die Stille

Sprach ein paar Worte

mit dem Frieden

Benässte meine Lippen

im Regen

mit Zukunftstropfen

Umarmte auf dem Weg

den Allzusammenhang

und kehrte unverrichteter

Dinge wieder

in mein Haus zurück.

Fort

Ich habe mich

in dir verwandelt,

mich mit dir bis

zum Rand des Lebens

geträumt,

liebesäugig

dich in mir getragen.

 

An einem späten Herbsttag

saugtest du mir das Lachen

von den Lippen,

wachte ich gefalten

über meinem Leben,

trank die Milch

deiner Verdammnis.

 

Bis meine Haut weiß

wurde

wie der Schnee,

in dem noch im Winter

deine bleichen Worte lagen,

bis zum Frühling,

als die Elbe schwoll.

 

Jetzt

Liebe ich dich

von mir fort.

Im Finsteren bin ich

 

Still und dunkel ist’s in meinem Zimmer,

nicht mal der kleinste Lichterschein sich hierher verirrt,

traurig einsam bin ich immer,

keine Fliege durch diesen düst’ren Raume flirrt.

 

Ich rud’re totenbleich durch diese Finsterkammer,

die schwül und wehepeinigend mich lockt,

allein steh ich mit meinem Seelenjammer,

mein Atem in dem Angstgewese stockt.

 

Die Gespenster gar haben Ausreise genommen,

winken mir zum Abschied, vom Seufzen beschwert,

den bösen Träumen selbst ist recht beklommen

und der Tod hat vor Abscheu seinen Willen nicht begehrt.

 

Still und dunkel ist’s in meinem Zimmer,

wo sie alle mir so wunderlich entsagen.

An die Menschen denk ich nimmer,

ließe mich vom Lichte lieber tragen.

 

Aus meinen Schwerezeiten (2007–2012)

Vater

Für Alex und Julita

 

Du wolltest gehen,

augenleer im düsteren Gemach,

du wolltest gehen,

ich hielt deine Hand, bis sie mit dem Leben brach.

 

Du wolltest gehen,

lässt mich für Mutter hier als Trost,

du wolltest gehen,

deine warmen Wangen hab ich einmal noch liebkost.

 

Du wolltest gehen,

und der Mond steigt herab in jeder Nacht,

der meine ungeweint, tief vergrab’nen Tränen,

meine Liebe auf Ewiglich bewacht.

Geh nicht

Geh nicht.

Ich zünd für dich meine letzte Kerze an.

Leg dich vor den Kamin auf das Schafesfell.

Geh nicht.

Ich ohne dich nicht atmen kann,

unser Schicksal ist doch tageshell.

 

Geh nicht.

Ohne dich können meine Blumen nicht gedeihen,

selbst die Luft schneidet wie ein scharfes Schwert.

Geh nicht.

Draußen beginnt es schon zu schneien,

und die Nacht nur deinen Traum begehrt.

 

Geh nicht.

Ohne dich bringen mir die Wolken trübe Sicht,

und mein Blut gefriert in mir zu Eis.

Geh nicht.

Der Schatten meiner selbst an mir zerbricht,

ohne dich umgibt mich nur ein hohler Kreis.

 

Geh nicht.

Und wenn, hinterlass dein Abschiedswort in der letzten Kerze,

die in heißen Tropfen von dir schreibt.

Geh nicht.

Wenn es mich auch elend schmerze.

Bleib nur, wenn die Liebe dich zu mir treibt.

Nacht

Wie könnte ich vergessen,

was mich im Schlaf berührt,

wo ich Erinnerungen sammle,

vor dem Tag verberge,

gebettet in sanfte Kissen

mit der vertrauten Zärtlichkeit

der Nacht?

 

Bei Tagesanbruch

könnte ich umarmt sein

Von meinem Ich.

Dazwischen

Haben wir uns zwischen dem Lieben und dem Hassen

im Alltäglichen, in den Sorgen, gehen lassen?

 

Haben wir uns zwischen dem Sein und dem Werden

mit dem Leben nicht befasst, nur mit dem Sterben?

 

Nun ging dahin, was uns so tief verbunden.

In die Trauerweide flieh’n die schönen Stunden,

 

als wir zwischen dem Lieben und dem Hassen

nicht für einen Moment uns hätten losgelassen.

Zeitenlauf

So wie die Zeit das Leben trägt,

wie der Wind die Erde umweht,

manche Menschen ich still verließ,

weil da mein Leben Jugend hieß.

 

Da trug mich noch das Ungelernte.

Schönheit war meine beste Ernte.

Ich sah mich als Antwort auf alle Fragen,

die Unschuld auf dem Lebenswagen.

 

So wie die Zeit das Leben trägt,

die Sonne leise am Himmel steht,

da war das Schicksal bedeutungslos

und weiche Träume fielen aus meinem Schoß.

 

Da hörten wenig meine Ohren.

Ich tanzte schon mit neuen Toren.

Alte Freunde gewandert waren,

sie rangen weiter in eig’nen Jahren.

 

Da nehm ich, ein wenig verblichen jetzt,

so manchen Menschen, wenn er mich lässt,

tanze mit ihm, im Lächeln verhangen

und jede Trübe im Heute gegangen.

 

So wie die Zeit das Leben trägt,

wie jeder Traum mich hat geprägt,

geb ich langsam durchblutet der Zeit einen Kuss.

Überquere gewandelt den Zeitenfluss.

Tagsuche

Nacht,

könntest du den Tag

nur suchen.

Er schläft bleiern dort,

zwischen zwei Buchen

mein Sein mit sich fort.

Bitte

Für H.

 

Trag mich, Geliebter, ins Bett hinein,

ein einzig Mal nur sollt’ es sein.

 

Deck mich zu mit dem Bordeaux,

flüster mir, dass ich werd froh.

Dieses eine Mal mich trag,

mich nach meinem Herzen frag,

nach meiner Zeit, der ungestümen

und nach Menschen, viel zu kühlen.

Was in über fünfzig Jahren

mir an Gutem widerfahren.

 

Frag mich bitte. Nur eine Nacht,

was mich hat zu der gemacht,

der im Gemach das Holz aus Kiefer

dringet in die Seele tiefer

als es ein Lebend’ger tut,

der nicht g’rad im Hochgemut,

und der nichts von Amseln weiß.

Du, trag mich heute. Und sei leis.

Die Ballade vom unvergessenen Tag

Kürzlich traf ich in der Mittagshitze

auf einen kleinen Alten,

zwei fremde Augen, zwei blaue Blitze,

in meinen Alltag prallten.

 

Unter tiefen Narben kaum zu erkennen,

ein schmal geformter Mund,