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Worte, Sehnsüchte, Träume, Gedanken oder unsere ganz persönlich gelebte und geliebte Zeit – wünschen wir uns nicht alle, dass etwas von uns bleibt? Sylvia Klings schönste Gedichte aus 10 Jahren ihrer Arbeit als Poetin Die Dichterin reibt sich eindringlich an den Schwächen des Menschen und der Gesellschaft. Ihre Lyrik spricht vom fragilen Grat unseres Daseins zwischen Glück, Liebe, Melancholie, Niedergeschlagenheit und der Liebe zur Natur, immer wieder mit dem Blick auf die Zeit, die Vergänglichkeit – und unser Herz.
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Seitenzahl: 144
Sylvia Kling
Was von mir bleibt
Gedichte von 2009 – 2019
P&L EDITION
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile.
Die Rechte aller in diesem Band abgedruckten Texte liegen bei der Autorin.
Copyright © 2019 bei P&L Edition, ein Imprint von Bookspot Verlag GmbH, Planegg
1. Auflage
Satz/Layout: Martina Stolzmann
Covergestaltung: Martina Stolzmann
Titelmotiv: Burkhard P. Bierschenck
E-Book: Mirjam Hecht
Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-95669-131-7
www.bookspot.de
Impressum
Widmung
Vorrede
Gedicht
Lyrisches Sprachrohr
Blick
Als du schliefst
Vorhaben
Depression
Das törichte Weib
Beherzt
Hinein
Nachttroste
Wi(e)der
DezemberDepression
Eisbrecherferne
Zeitenlos
Lass mich
Tröstung
Wenn ich dir von Liebe spreche
Spiegelbild der Mutter
Leise
Unverrichtet
Fort
Im Finsteren bin ich
Vater
Geh nicht
Nacht
Dazwischen
Zeitenlauf
Tagsuche
Bitte
Die Ballade vom unvergessenen Tag
Heimat
Morgenseelen
Gesprochen
Botschaft an den Geliebten
Ballade der Satanskinder in der Neuwelt
Im Garten
Ausgeatmet
II
Konsequenz?
Erhellend
Dresden
2018
Kühler
Bitte an den Sänger
Eine Welt
Einfach
Empfindung
Für dich
GesternHeute
Menschen
Lebenswinterlich
Auge in Auge
Ich muss euch enttäuschen!
Lied der Blinden
Dichterinnentraum
Gedeihen
Gejammertes (vier)
November(Ver)Lauf
(Un)Sinne
Unsere Schöne
Bittgesang II
Irgendwann
Lebensjahreszeiten
(K)Ein Ach
Vorgespür
Gestern
Geht dahin!
(Montags in) Dresden
Die Offenbarung (Morgenrot)
Du
Sehnsucht nach Frieden
Sag mir
Meine Stille
Fenster
Sommertag
Blicklos
Glaubensfragen
Heidebrand
GrünErLeben
Vermissend
Sommerfangen
Verzweifeln
Knapp
Etwas, das bleibt
Was ist für dich Liebe? Für H.
Sonnenträumerin
Maimenschen
Wenn es regnet
VerKLINGen
Vorösterlich
Verblümt
Immer
Geschmacklich
UmgekehrtFür H.
Im März
Tagesscheide
Was mir bleibt
Gewissheit
Der Sonne entgegen
Wenn ich dir von Liebe spreche
Verlustempfinden
Geistlos
Mein Leben – und du
Gewogen
Mit mir allein
Nachtliebe
Hoch hinaus
ErFindung
Die Verborgenen
Zweisamkeit
Im Zeitenwandel
Keine Zeit mehr
Dichterseele
HeilBar
AufBruch
VielleichtFür H.
Kommen und Gehen
Ist Sein im Werden
Hingesprochen
Auf einmal
Auslauf
Fragen
Gestern und Heute
Zustand
(Un)Deutsch
Die Krähen
Ach
Tagesmüde
Ich wollte wissen
Der Sänger
Regentag
Die (Un)Vergänglichkeit
Entronnen
Wahrsagung
Mutter Armut
Egal
Fristgerecht
Nach(t)Sicht
Sättigung
Als ich fünfzehn war
Als die Alte erzählte
Diese Tage
Auf einen Blick
Fazit
Ohne dich
Nachtgespenster
Liedermacher
Windesnacht
Nun
Wunsch
Ein Lächeln
Zeitenstrom
Zeitenlos
Der Brief
Hoffnung
Erwartung
Der Sehende und der Blinde
Nicht!
Holunder
Der Lebenston
Gedichte Fortsetzung
Sinnfragen
AbBitte
Grabesstille
Furcht
Als ich Abschied nahm
Von der Fragenden
Atmung
Die Liebe
Gefährte
Zeit
Fortbestehen
Gewissensfragen
Eiszeit
Freisucht
Leere
Aus Liebe
Realist
Krise – KlammerAufFragezeichenKlammerZu
Sehnsucht nach dem Berchtesgadener Land
Finale
Bittgesang
Vorstellung
Morgenvielfalt
Erklärung
Frage
Schatzkiste
Der Deutsche im empathischen Wohlstandsmodus
Phantomschmerz
Die Ballade von den Armen, dem Teufel und den Vorlieben
Friedensstätte
Diese Nacht
Selbst
In meinen Armen
Sächsischer Abschied
(Vorgefühlt)
Ungewissheit
Es gibt so viele
Nähe
Windleben
Denkst du noch
Hin- und Hergefühlt
Alltagsdialog
Novembernacht
Nebulös
Abschiedsversuch
Weitblick
Heimatzeit
Abschied
Absicht
Menschliches
Genesungsnacht
Tausendfach
Abschiedsballade
Ein(e)Öde
Dresden
Berge
Glockenläuterung
Januar
Hinein
Neujahrsklang
Sichelmond
Morgengrauen
Jahreszeiten
Symptome
Krokodilstränen
Beruhigung
In den Seilen
Sendeschluss
Trotzdem
Zurückgespürt
Stille
Berechnung
Wunschlos
Abend
Älter
Irdisch
Erinnerung der Nachtigall
Weniger
Vergleich
Verlautbarung
Nachtepisoden
Einsames Wort der Panischen
Die Pappel hinter dem Haus
Intellektdiagnose
Sommer-Und
Dresden Zweitausendfünfzehn
Erinnerung
Eigentümlich
Drei Mal
Nie wieder
Rückkopplung
Gewinn
Zeitenschwere
Melancholie
UngewissFür H.
Beweglichkeit
Wann
Umkehr
Brauchst du mich
Still
Bruchstüce
Septembermorgen
Entfaltung
Atemhauch
Verzweiflung
Das Kleid
Entscheidung
Wo bist du
Glückmachermond
Am See
Federleicht
Zwischen Birke und Buche
Ausgeatmet
Aufgetaut
Retter
Bevor
Bist du nicht bei mir
Wachsend
Das Haus
Davongekommen
Der Traum
Der Weg
Winterstadt
Zeitauge
Überraschung
Du fragst
Dort
Die Alte
Die Jägerin
Abgeschminkt
Die Brücke
Sinn
Regenbogenzeit
Spätsommerzeit
Du
Stunde Dreizehn
Wenn ich malen könnte
Eingehüllt
Im August
Nimm mich hin
Willen
Entgleist
Erwacht
Undankbar
Fünfliebe
Geflüstert
Gehen und Bleiben
Grünland
Ich lächle dem Leben zu
Ich liebe dich
Maigelb
Geträumt
Mit dem Wind
Morgengrauen
Neublick
Neue Sicht
Passiert
Leicht
Lebensbaum
Betrachtungswille
Räumlichzeiten
Jahresende
Schneiderei
An meinen Sohn
Gebündeltes
Grobe Feststellung
Handarbeit
Fluss
WERTung
Türiges
Bei mir
UmBruch
Abgetrennt
Führung
Antworten fragen
Hinweg
Blick
Ausgezogen
Bekleidung
Rosenseelen
ErLesen
Die Herkunft
Brauchtum
Irriges
Irrgeleitetes
Gejammertes
Unterschied
Dichtergehabe
An die Mutter
Gegenüberstellung
Diagnose
Gejammertes II
Kleinigkeit
Poesie
Das Wir
Versuche
Tupfer
Verstummung
Gebündeltes Fortsetzung
Seucherei
Namensgebung
Der Kern
Trialog
Vergleich
Lebensschiff
Untröstlich
Humane Erschöpfung
Konjunktion
Wa(h)re Lüge
Zukunftsphilosophie
Nachttöne
Vorahnung
Wasser und Liebe
Verschiedenes
Eisblick
Zeit
Umgang
Der Ignorante
Bruch
Wortrevolte
Nächtlich
Dialog
Danksagung
Weitere Titel
Leseprobe aus Ab 40 wird’s eng: Der Beginn vom schaurigen Ende meiner Spätpubertät
Für meine Berliner – Bernhard und Marion Bock, die in meinem Herzen einen festen Platz haben.
Gehe in kein Haus und sitze auf keiner Bank, ohne derer zu gedenken, die einst das Haus mit Leben füllten und auf der Bank ihre Gedanken hinterließen.
Mein Mund ist schmal geworden
vom wasserlosen Weinen.
Meine Augen sind ertrunken
im Meer des Gesehenen.
Meine Füße sind wund
vom ewigen Flüchten.
Meine Schultern hängen herab
wie die eines Mütterchens.
Doch unversiegelt
bleibt mein Herz.
In manchen meiner Verse schlummert Melancholie,
vielleicht glaubt mancher, dunkle Töne aus dem Trübsale zu hören.
Manche meiner Worte fliegen leicht, manche wieder schwer
in eure Augen, trüben die Seele, das Beschwingte zu stören.
Manche meiner Gedichte sind wie sanfte Geigentöne,
doch in manchen steckt manch derb gefärbter Ton.
Manchmal will ich euch wie Rosenblätter auf der grünen Wiese betten,
und das Eisenschlagen ist nie – Resignation.
Uns’re Augen
haben viel gesehen,
viel Gutes und nicht wenig
von dem Schlechten.
Wir können,
ist das Fenster unsrer Seele
nicht erblindet,
durch das Glas
der Menschenliebe gehen.
Als du schliefst,
zählte ich die Sterne,
malte Herzen an die Wand,
das Licht der Straßenlaterne
deine zarten Lippen fand.
Als du schliefst,
war dein weichsüßer Mund
wie meine Gedanken verdichtet,
tat dein Schweigen mir das Glücke kund
und aller Kummer gelichtet.
Als du schliefst,
ich ein lieblich Lispeln hörte
von des Tages müd geword’nem Wind
Meine letzte Träne schwörte
dir ein Immer nachtgeschwind.
Reisen wollte ich,
betrat den Bahnhof,
wo als Kind ich oft weilte,
dem Geräusch
des Fortwollens lauschend,
und ich eilte,
vorbei an Geschäftigen,
die ihre Koffer zogen,
an Schlürfenden,
verworrenen Dialogen,
an erhitzten Gemütern,
strebenden Koffeinsüchtigen,
beschwerten Gütern.
Reisen wollte ich,
im Hirn ein Flattern.
Irgendwohin, wo nur noch
Züge rattern.
Doch kehrte ich zurück −
ich hatte meine Katze vergessen.
Die mit dem Menschenblick.
Meine Gedanken schweiften
in die langen Gänge
meiner Folterkammer ab.
Von Anfang bis Ende.
Verloren sich in den blutigen
Rissen der Wände.
Die Zeit war flüchtig
und salzig wie der Regen.
Ich atmete – ihnen vergeben
den Geruch der Vergänglichkeit.
Und Worte wuchsen
aus meinen Händen.
Aus meinen Schwerezeiten (2007–2012)
Ach, welch töricht Weib ich doch bin,
die mit dem vollen Haar und spitzen Kinn.
Glaub ich noch an Kunst und deren Mühe,
rühre worteseifrig in manch ölig dunkler Brühe,
höre Narren zu und auch den Weisen,
Jungen ebenso wie Greisen.
Meid den Abgrund, ich mag Eb’nes eher,
fühl mich nicht dem Mond, nur der Sonne näher,
nähre inniglich mich von Wiesen, Bächen und Gesang,
hab zu schwachen Wesen einen Seelenhang.
Will alte Lehren nicht verlieren,
stoß mich an manch unverständlich Gieren.
Will im Puls der Worte jauchzen, klagen,
stelle immer wieder bohrend Fragen,
lege meine Augen in Geschrieb’nes von Gelehrten,
hänge auch an alten, längst vergess’nen Werten,
will der Erdenfäulnis elenden Geruch
wickeln in ein wohlriechend Seidentuch.
Ich rief keinen Gott an,
weil ich an den Menschen glaubte,
der mir in aller Schändlichkeit
den dummen Edelmute raubte!
Ach, welch töricht Weib ich doch bin,
mit den Menschenträumen in mir drin
Die, die mit Worten weint und schmachtet.
Wie kann man nur lieben,
was man so verachtet?
Schwebt mir das leidige Erinnern
durch mein Herz, fast jede Stund
und in meinem tiefsten Innern
tut mir mein Erkennen kund:
Ungewiss ist, ob dein Blick,
der so ungemäßigt treibt,
und des Schicksal Ungeschick
dir wenig Milde einverleibt.
Mein krankes Herz und leere Taschen,
das nicht unvergänglich ist,
keinen Blick möcht’ ich erhaschen
in dein misslich Angesicht.
Ich wachse
in meine Gedanken hinein
Nähre mich
vom Brot der Träume
Trinke
aus dem Kelch der Erinnerung
Genese
auf der Wiese der Hoffnung
Ruhe
am Fels des Friedens
Ich liebe
Mich
Uns
In ein Morgen.
Wenn du einsam im Kämmerlein
in der Nacht dem Tage gedenkst,
im düsteren Lichterschein
Gedanken das Erwachen schenkst,
wenn du atmest in die Stunde
tagesmühsalgeplagt,
die mit offenem Schlunde
stumm in die Einsamkeit ragt,
wenn der Mond dir glanzentzückt
schmeichelt im stillweisen Runden,
dann glaub ihm. Er wär schon verrückt −
bei allem, was er schon gefunden.
Habe ich ein Recht
auf einen günstigen Platz
im Widerspruch
der Gegenwart?
Ich hebe meine
gefallenen Worte auf
Kehre gewissenhaft
meinen Zwiespalt zusammen
und neige mich denen zu
die mir nahe sind.
Widerspreche
mir selbst.
Das Blut ward mir ausgesaugt,
zu laut meine Liebe bewegt.
Das Licht von meiner Haut
ward in tiefe Gründe gelegt.
Durch die hatte ich zu gehen,
um abseits der Ander’n zu werden.
Wie könnte ich jemals verstehen,
warum ich vereinsam’ auf Erden?
Ersehnte ich heute das Ende,
ach, gäb ich mein Elend nur her.
Weil doch ich niemals fände,
was über den Tälern wär’.
Weil nie ich es verstände:
Es liebe sich leis
Nimmermehr.
An einer Trauerweide ich einst lehnte.
Wo sonst sollte ich weilen,
mit Eiseskummer, Wärmesehnen,
in vom Heim entfernten Meilen?
Ein Bächlein rann in meiner Nähe
ganz still und leis dahin,
als ob die Seligkeit geschähe!
Nur dort. Nicht in mir drin.
Die Lerche sang ein Herzensliede,
mir Schauer auf die Haut.
So weit der Heimat, so viel Friede!
Und ich? Ich aufgetaut.
Ich fürchte mich
vor verdrehten Seelen
Nicht vor den Vergessenen
auf pflasterloser Straße.
Werfe meinen
eigenen Schein
über den Schatten
der trügerischen Erhabenheit.
An meiner Uhr erproben sich
die Ziffern
des Vergängnisses
Nicht die Zeit.
Lass mich dir den Frühling zeigen
und sein unberührtes Angesicht
Lass uns gehen zu den alten
neu bewachs’nen Eichen
Wo ich saß und schrieb
aus Liebe ein Gedicht
und ein Vogelpärchen
sich besang auf Birkenzweigen
Lass uns sehen
ob es heut geschieht
Und die Sehnsucht blüht
im Frühlingsreigen
Lass uns fühlen
wie der Kummer aus uns flieht
Lass mich dir den Frühling zeigen
Weg, hinfort
aus kaltgepresster Zeit
Sieh! Er will uns gar bescheiden
Heilen. Trösten
mit seinem sanften Blütenkleid.
Aus herbstlich duftender Buche
süßzarte Träume tropfen,
der Spätsommer abschiedsreich wispert,
traurig bedauerndes Klopfen
nur wenige Schritte weiter
von der Trauerweide,
der hängen die schweren Zweige
im lanzettlichen Kleide,
noch stolz die goldgelben Triebe.
Sie lechzet nach dem Mai.
Ach − trauer nicht, du Weide,
schon bald es soweit sei.
Wenn ich dir von Liebe spreche,
mit weißen Spitzen im Haar,
weil die Jugend mit leisen Schritten in der Zeit verschwand
(auf hohem Ross ist sie davongeritten),
male ich dir nicht flüchtig
ein Herz in den Sand,
empfange dich nach harten Tagen
mit gespreizten Beinen
oder beweine deine Klagen,
nein, wenn ich dir von Liebe spreche,
lasse ich dich los,
denn ich tauge nicht
zu beschämenden Schwüren,
Worte werden manchmal groß,
um uns in die Irre zu führen.
Für mich ist Ewigkeit illusionär.
Wenn unsere Reise auf dieser Erde
zu Ende ist, ich kleiner werde
und dir von Liebe spreche,
dann erst, Liebster, ist es mehr.
Vor dem Spiegel
zitternd,
an einer Hand die Krücke,
vom düsteren Schein
des Mondes ertastet.
Aufgerissene Erinnerungen
im Mutterherze,
silberflorige Blicke,
schmerzesmild,
seufzend der
Zeiten Seele.
Streichen kalte
Schauer über
altbrechenden Rücken,
schwer träger Atem
ängstigt sich durch die Brust.
Doch es spiegelt sich
tausendschön
das Entzücken
Weisheit.
Leise bin ich geworden.
Nur leise.
Taste nach dem Vergessenen
auf meiner Reise
der Wortlosigkeiten
lege ich mich nieder
auf einer schwarzweißen Decke
fühle ich – mich wieder.
Dem Bleiben zugewandt.
Bewege mich in die Zeiger der Uhr.
Halte zärtlich meine Hand.
Nähere mich meinem Herzen.
Kürzlich wollte ich aus meinem Haus
die Geduld heraustragen
Vor der Tür
grüßte ich die Stille
Sprach ein paar Worte
mit dem Frieden
Benässte meine Lippen
im Regen
mit Zukunftstropfen
Umarmte auf dem Weg
den Allzusammenhang
und kehrte unverrichteter
Dinge wieder
in mein Haus zurück.
Ich habe mich
in dir verwandelt,
mich mit dir bis
zum Rand des Lebens
geträumt,
liebesäugig
dich in mir getragen.
An einem späten Herbsttag
saugtest du mir das Lachen
von den Lippen,
wachte ich gefalten
über meinem Leben,
trank die Milch
deiner Verdammnis.
Bis meine Haut weiß
wurde
wie der Schnee,
in dem noch im Winter
deine bleichen Worte lagen,
bis zum Frühling,
als die Elbe schwoll.
Jetzt
Liebe ich dich
von mir fort.
Still und dunkel ist’s in meinem Zimmer,
nicht mal der kleinste Lichterschein sich hierher verirrt,
traurig einsam bin ich immer,
keine Fliege durch diesen düst’ren Raume flirrt.
Ich rud’re totenbleich durch diese Finsterkammer,
die schwül und wehepeinigend mich lockt,
allein steh ich mit meinem Seelenjammer,
mein Atem in dem Angstgewese stockt.
Die Gespenster gar haben Ausreise genommen,
winken mir zum Abschied, vom Seufzen beschwert,
den bösen Träumen selbst ist recht beklommen
und der Tod hat vor Abscheu seinen Willen nicht begehrt.
Still und dunkel ist’s in meinem Zimmer,
wo sie alle mir so wunderlich entsagen.
An die Menschen denk ich nimmer,
ließe mich vom Lichte lieber tragen.
Aus meinen Schwerezeiten (2007–2012)
Für Alex und Julita
Du wolltest gehen,
augenleer im düsteren Gemach,
du wolltest gehen,
ich hielt deine Hand, bis sie mit dem Leben brach.
Du wolltest gehen,
lässt mich für Mutter hier als Trost,
du wolltest gehen,
deine warmen Wangen hab ich einmal noch liebkost.
Du wolltest gehen,
und der Mond steigt herab in jeder Nacht,
der meine ungeweint, tief vergrab’nen Tränen,
meine Liebe auf Ewiglich bewacht.
Geh nicht.
Ich zünd für dich meine letzte Kerze an.
Leg dich vor den Kamin auf das Schafesfell.
Geh nicht.
Ich ohne dich nicht atmen kann,
unser Schicksal ist doch tageshell.
Geh nicht.
Ohne dich können meine Blumen nicht gedeihen,
selbst die Luft schneidet wie ein scharfes Schwert.
Geh nicht.
Draußen beginnt es schon zu schneien,
und die Nacht nur deinen Traum begehrt.
Geh nicht.
Ohne dich bringen mir die Wolken trübe Sicht,
und mein Blut gefriert in mir zu Eis.
Geh nicht.
Der Schatten meiner selbst an mir zerbricht,
ohne dich umgibt mich nur ein hohler Kreis.
Geh nicht.
Und wenn, hinterlass dein Abschiedswort in der letzten Kerze,
die in heißen Tropfen von dir schreibt.
Geh nicht.
Wenn es mich auch elend schmerze.
Bleib nur, wenn die Liebe dich zu mir treibt.
Wie könnte ich vergessen,
was mich im Schlaf berührt,
wo ich Erinnerungen sammle,
vor dem Tag verberge,
gebettet in sanfte Kissen
mit der vertrauten Zärtlichkeit
der Nacht?
Bei Tagesanbruch
könnte ich umarmt sein
Von meinem Ich.
Haben wir uns zwischen dem Lieben und dem Hassen
im Alltäglichen, in den Sorgen, gehen lassen?
Haben wir uns zwischen dem Sein und dem Werden
mit dem Leben nicht befasst, nur mit dem Sterben?
Nun ging dahin, was uns so tief verbunden.
In die Trauerweide flieh’n die schönen Stunden,
als wir zwischen dem Lieben und dem Hassen
nicht für einen Moment uns hätten losgelassen.
So wie die Zeit das Leben trägt,
wie der Wind die Erde umweht,
manche Menschen ich still verließ,
weil da mein Leben Jugend hieß.
Da trug mich noch das Ungelernte.
Schönheit war meine beste Ernte.
Ich sah mich als Antwort auf alle Fragen,
die Unschuld auf dem Lebenswagen.
So wie die Zeit das Leben trägt,
die Sonne leise am Himmel steht,
da war das Schicksal bedeutungslos
und weiche Träume fielen aus meinem Schoß.
Da hörten wenig meine Ohren.
Ich tanzte schon mit neuen Toren.
Alte Freunde gewandert waren,
sie rangen weiter in eig’nen Jahren.
Da nehm ich, ein wenig verblichen jetzt,
so manchen Menschen, wenn er mich lässt,
tanze mit ihm, im Lächeln verhangen
und jede Trübe im Heute gegangen.
So wie die Zeit das Leben trägt,
wie jeder Traum mich hat geprägt,
geb ich langsam durchblutet der Zeit einen Kuss.
Überquere gewandelt den Zeitenfluss.
Nacht,
könntest du den Tag
nur suchen.
Er schläft bleiern dort,
zwischen zwei Buchen
mein Sein mit sich fort.
Für H.
Trag mich, Geliebter, ins Bett hinein,
ein einzig Mal nur sollt’ es sein.
Deck mich zu mit dem Bordeaux,
flüster mir, dass ich werd froh.
Dieses eine Mal mich trag,
mich nach meinem Herzen frag,
nach meiner Zeit, der ungestümen
und nach Menschen, viel zu kühlen.
Was in über fünfzig Jahren
mir an Gutem widerfahren.
Frag mich bitte. Nur eine Nacht,
was mich hat zu der gemacht,
der im Gemach das Holz aus Kiefer
dringet in die Seele tiefer
als es ein Lebend’ger tut,
der nicht g’rad im Hochgemut,
und der nichts von Amseln weiß.
Du, trag mich heute. Und sei leis.
Kürzlich traf ich in der Mittagshitze
auf einen kleinen Alten,
zwei fremde Augen, zwei blaue Blitze,
in meinen Alltag prallten.
Unter tiefen Narben kaum zu erkennen,
ein schmal geformter Mund,