Was wir im Stillen fühlten - Brittainy C. Cherry - E-Book

Was wir im Stillen fühlten E-Book

Brittainy C. Cherry

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Beschreibung

WIR SOLLTEN IMMER MIT DEM UNVORHERSEHBAREN RECHNEN.

DU MUSST NUR DARAN GLAUBEN, DASS NACH DUNKLEN TAGEN AUCH WIEDER EIN LICHT AUF DICH WARTET

Yara Kingsley hat nach einer schlimmen Trennung genug um die Ohren. Dass sie ständig mit Sternekoch Alex aneinandergerät, der gerade sein neues Restaurant gegenüber von ihrem Geschäft eröffnet hat, ist das Letzte, was sie jetzt braucht. Doch beide können auch nicht leugnen, dass zwischen ihnen nicht nur die Fetzen fliegen, sondern bei jeder Begegnung auch ein heißes Knistern in der Luft liegt. Und als Alex Yaras Hilfe benötigt, ist das ihre Chance auf eine Gegenleistung: Sie gehen gemeinsam auf die Hochzeit von Alex’ bestem Freund, um Yaras Ex ein klares Signal zu senden. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass sie alles an Alex plötzlich viel zu sehr daran erinnert, wie die Liebe sein kann ...

»Brittainy Cherry ist die Königin der Liebe, Emotionen und Dramatik!« 1001_MAGICAL_BOOKS

Band 1 der PROBLEMS-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Brittainy C. Cherry

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Seitenzahl: 489

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Anmerkung der Autorin

Widmung

1

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Epilog

Dank

Die Autorin

Die Romane von Brittainy C. Cherry bei LYX

Impressum

Brittainy C. Cherry

Was wir im Stillen fühlten

Roman

Ins Deutsche übertragen von Katia Liebig

ZU DIESEM BUCH

Yara Kingsley hat nach einer schlimmen Trennung genug damit zu tun, so schnell es geht auf eigenen Beinen zu stehen und das Leben wieder genießen zu können. Aber leider möchte absolut niemand mit ihr ausgehen, weil ihr Ex, der Polizeichef von Honey Creek, kein Geheimnis daraus macht, dass er sie zurückerobern will. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen kann, ist, permanent mit Sternekoch Alex aneinanderzugeraten, der gerade sein neues Restaurant gegenüber von ihrem Geschäft eröffnet hat. Doch sie und ihr neuer Nachbar können auch nicht leugnen, dass zwischen ihnen zwar die Fetzen fliegen, aber bei jeder Begegnung auch ein heißes Knistern in der Luft liegt. Und als Alex Yaras Hilfe benötigt, bringt sie dies auf eine brillante Idee: Als Gegenleistung muss Alex sie auf die Hochzeit seines besten Freundes mitnehmen, um Yaras Ex ein klares Signal zu senden! Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass ihr größtes Problem plötzlich ihr eigenes Herz sein würde, das sich in Alex’ Nähe viel zu sehr daran erinnert, wie es ist, verliebt zu sein …

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle

das bestmögliche Leseerlebnis.

Euer LYX-Verlag

ANMERKUNG DER AUTORIN

Liebe Leser:innen,

wer meine Bücher kennt, weiß, dass ich darin gern auch mal etwas dicker auftrage – wie eine queen of angst sozusagen. Doch schon seit ein paar Jahren möchte ich gerne mal etwas anderes ausprobieren und schreiben. Etwas für mich ganz Neues. Etwas, das noch einen Funken mehr Freude in meinen kreativen Prozess bringt.

Und dieser Funke führt uns diesmal zu den drei Kingsley-Schwestern in das kleine Städtchen Honey Creek in Illinois und seinen liebenswerten Bewohnern.

In meiner neuen Buchreihe geht es vor allem um Herzenswärme, Familie, Lachen und Loyalität – das alles natürlich wie immer kombiniert mit ein wenig Drama. Während ich Was wir im Stillen fühlten geschrieben habe, fühlte ich mich in eine dieser wunderbaren alten Romcoms aus den frühen 2000er Jahren zurückversetzt. Wenn ihr es also lest, erinnert euch an dieses Gefühl von damals und lasst die Geschichte wie einen Film vor eurem inneren Auge abspielen.

Holt euch was Warmes zu trinken und eine Decke. Sucht euch eine gemütliche Ecke, kuschelt euch ein und besucht Yara und Alejandro in Honey Creek. Wir werden eine Weile hierbleiben, macht es euch also gemütlich.

Okay, das war’s fürs Erste.

Dann lasst uns mal loslegen …

BCherry

Für alle, die sich nach einer unglücklichen Beziehung, einer beendeten Situationship oder »Was zur Hölle war das denn?«-Erfahrung wieder in den Beziehungs-Zirkus wagen:

Haltet euch fest.

Das hier ist für euch.

1

YARA

Ein leuchtend buntes Blatt segelte vom Ahornbaum, als ich mit meiner älteren Schwester Avery in deren Einfahrt stand. Das erste Anzeichen, dass die Zeiten sich ändern würden. Der Sommer packte seine Bikinis und Eishörnchen ein, und der Herbst bereitete sich darauf vor, seinen Kürbisduft über die Welt zu breiten. Ich konnte es bereits riechen – Veränderung lag in der kühlen Luft.

Da passte es gut, dass auch ich gerade dabei war, neuen Zeiten entgegenzusegeln.

»Du musst wirklich nicht ausziehen«, sagte Avery, während ich eine Kiste auf der Ladefläche des blauen Pick-up-Trucks ihres Freundes Wesley zurechtschob. »Es war schön, dich als Mitbewohnerin zu haben!«

Ich lächelte. Ohne meine beiden Schwestern hätte ich das letzte Jahr nicht überstanden. Avery hatte mich in den vergangenen zwölf Monaten buchstäblich mit Ego-Aufbau-Slogans gefüttert, um zu verhindern, dass ich in meinem eigenen Gedankenchaos ertrank, und mich jeden Abend mit einem Becher Kräutertee ins Bett gebracht, für den meine jüngere Schwester Willow gesorgt hatte, damit ich besser schlafen konnte.

»Ich muss langsam wieder auf eigenen Beinen stehen«, antwortete ich. Mittlerweile war es über ein Jahr her, dass ich mich von meinem (mittlerweile Ex-)Ehemann Cole getrennt hatte und bei Avery und Wesley untergekommen war.

Und obwohl die beiden offenbar wirklich kein Problem damit hatten, ihr Haus mit mir zu teilen, war es an der Zeit, ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen. In der kleinen Stadt Honey Creek gab es nur einen einzigen Apartmentkomplex, und obwohl ich von dort aus einen grandiosen Blick über den Lake Michigan haben würde, fühlte es sich seltsam an, in ein Ein-Zimmer-Apartment zu ziehen, nachdem ich zehn Jahre lang in einem Haus gewohnt hatte. Trotzdem freute ich mich darauf. Der Gedanke, meine eigene kleine Wohnung zu haben, gab mir neue Energie.

»Du kannst auch jederzeit bei mir im Big Bird wohnen«, bot Willow an, die gerade mit dem letzten Karton aus dem Haus trat. Big Bird war ein ehemaliger Schulbus, den Willow zu einem Wohnmobil ausgebaut hatte. Schon witzig, wie unterschiedlich meine beiden Schwestern waren. Avery war ein echter Dickkopf, während Willow eher weich und geschmeidig war. Während Avery mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, ließ Willow sich wanderlustig treiben, und während sie ihr Herz auf der Zunge trug und ihre Emotionen mit allen teilte, war Avery so verschlossen wie niemand sonst, den ich kannte.

Manchmal fragte ich mich, wem von beiden ich ähnlicher war, hielt mich aber wohl irgendwo in der Mitte. Ich war zu gleichen Teilen emotional und perfektionistisch, und wenn es brenzlig wurde, prallten diese beiden Seiten von mir manchmal aufeinander, und ich ertrank in einer panischen Flut aus Was-zur-Hölle-Momenten.

Doch wenn das passierte, waren zum Glück meine Schwestern da, um mich zu retten.

»Ich werde dein Angebot im Hinterkopf behalten. Danke, Willow«, sagte ich.

»Jederzeit«, antwortete sie ernst.

Ohne meine Schwestern, meinen Dad und unsere Freundin Tatiana hätte ich das letzte Jahr wohl nicht überlebt. Dabei war es mir nicht mal sonderlich schwergefallen, Cole hinter mir zu lassen. Seltsamerweise hatte ich meine Entscheidung keine Sekunde bereut. So war das wohl, wenn du mental bereits ausgecheckt hattest, bevor deine Füße sich endlich in Bewegung setzten. Meine Trauer um unsere Beziehung hatte bereits lange vor der Trennung begonnen. Lange bevor die Worte über meine Lippen gekommen waren, hatte ich mich in Gedanken bereits von Cole verabschiedet, weshalb meine Trauerphase sehr schnell vorüber gewesen war.

Nein, mein größeres Problem war die Reaktion der Stadtbewohner auf meine Entscheidung gewesen. Ein paar hatten mir erklärt, dass ich um meine Ehe kämpfen müsse, statt sie einfach so fortzuwerfen. Manche tuschelten hinter meinem Rücken über mich, wenn sie glaubten, ich würde sie nicht hören, andere sagten mir ihre Meinung gerade ins Gesicht. Die Leute in Honey Creek liebten meinen Ex-Mann.

Sie verstanden einfach nicht, wie ich einen so wundervollen Mann hatte verlassen können, und ich wusste auch, warum sie das dachten. Nach außen hin war Cole der reinste Engel. Er war nahbar und charismatisch – der Typ, der sonntagmorgens an der Taufe deines Babys teilnahm und montagabends in der Sportbar mit dir ein Bier trinken ging. Wenn eine Katze auf dem Baum saß und nicht mehr herunterkam, war er derjenige, der hinaufkletterte und sie rettete.

Er war der inoffizielle Anführer von Honey Creek, der perfekte Gentleman, und seit Neuestem auch noch der beliebte Polizeichef der Stadt. Die Leute liebten ihn. Cole Parker war ein Charmeur, und ich die grausame Hexe, die ihn verlassen hatte.

Das hatte ich nun davon, meine Probleme für mich zu behalten. Niemand verstand, dass ich hinter verschlossenen Türen förmlich ertrunken war, denn niemand hatte uns privat erlebt und mitbekommen, wie Cole mich behandelt hatte.

Denn dann hätten sie das Gleiche getan wie ich.

Niemand wusste, wie schlimm es tatsächlich manchmal gewesen war, nicht mal meine Familie. Ich hatte mich zu sehr geschämt, es ihnen zu erzählen, denn dann hätten sie mir die Hölle heißgemacht, weil ich nicht schon viel früher ausgezogen war. Mein Ex-Mann war nicht nur verbal ausfallend geworden, er hatte auch noch einen extrem abenteuerlustigen kleinen Cole gehabt. Das Ding war immer wieder an Orten gelandet, wo es nicht hingehörte. Ich applaudierte allen Frauen, die Gelegenheit gehabt hatten, seinen Kleinen kennenzulernen. Vermutlich waren es die mittelmäßigsten drei Minuten ihres Lebens gewesen – vier, wenn er Koffein intus gehabt hatte.

Und sollte mich jemand fragen, was abgesehen vom Urteil der Leute in Honey Creek das Schwierigste an meiner Scheidung gewesen war, so würde mir die Antwort leichtfallen: Cole. War. Überall.

Buchstäblich überall. Eine Weile glaubte ich sogar, er würde mich stalken oder hätte sich womöglich mehrfach klonen lassen – bis ich herausfand, dass er mich von seinen Kollegen beschatten ließ. Mich mit einem Mann zu verabreden war schon ein schwieriges Unterfangen, aber mit Cole im Hintergrund war es beinahe unmöglich, denn alle kannten ihn, und niemand wollte ihm sein »Eigentum« streitig machen. Sein Eigentum? Was für ein schlechter Witz. Ich war ebenso wenig sein Eigentum wie die Vögel am Himmel dem Meer gehörten. Vor hundert Jahren mochte Mann vielleicht so gedacht haben, aber die Menschen in dieser Stadt schienen diesen lächerlichen Regeln ihres Polizeichefs tatsächlich immer noch zu folgen.

Als wäre er der Gorillakönig der Stadt.

Ich: Mann. Sie: Ex-Frau. Du: Nicht anfassen.

Kurzer Sound-Einschub: Brusttrommeln.

Selbst die Männer, die ernsthaft Interesse an mir hatten, erklärten, aus Respekt vor Cole nicht mit mir ausgehen zu können.

Die Vorstellung, mit einem Mann auszugehen, rückte deshalb in weite Ferne. Was hätte ich darum gegeben, noch einmal ein erstes Date zu erleben. Ich konnte mich ja nicht mal mehr an meine letzte Verabredung erinnern.

Nachdem Cole und ich ein paar Jahre verheiratet gewesen waren, hörte er nämlich auf, mich auszuführen, es sei denn, es ging nach Chicago, um ein Spiel zu sehen oder mit seinen Kumpels und deren Frauen in einer Sportbar was trinken zu gehen. Alles, was ich romantisch fand, fand er kitschig, also taten wir es nicht. Und wenn, dann motzte er schon, bevor wir überhaupt losgefahren waren, tat dann in der Öffentlichkeit so, als hätte er die beste Zeit seines Lebens, nur um mich nach unserer Rückkehr zu Hause zusammenzustauchen. Was dazu führte, dass ich von solchen Aktivitäten Abstand nahm.

Aber ich hatte das gesamte letzte Jahr seit meiner Trennung genutzt, um all die Dinge zu tun, die Cole mir verweigert hatte. Ich machte einen Kurs im Kerzenziehen, ging auf Weintouren und zu Mal-und-Wein-Abenden. Ja, ich wagte mich mit meinen zwei linken Füßen sogar in einen Tango-Kurs. Das vergangene Jahr hatte mir viele tolle Erlebnisse beschert, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich mich noch immer nach einem Gefährten sehnte.

Ich musste mich nicht unbedingt verlieben, aber ich hätte nichts dagegen gehabt, mich zu vermögen. Eine kleine Liebelei wäre schon schön gewesen. Ja, ich wollte mich ein wenig verknallen. Zwar wusste ich gar nicht mehr, wie sich das anfühlte, aber die Vorstellung einer Hand voll Schmetterlinge im Bauch gefiel mir.

In dieser Hinsicht hatte ich so viel verpasst.

Händchenhalten zum Beispiel, und zwar die Art, bei der der andere ein Stückchen vor dir läuft und einfach die Hand nach dir ausstreckt, ohne sich umzudrehen, weil er genau weiß, dass du deine Finger perfekt mit seinen verbinden wirst.

Und Küssen!

Du meine Güte, wie sehr vermisste ich das Küssen. Nicht nur die intensiven, leidenschaftlichen Küsse, obwohl die natürlich toll waren; auch die kleinen Küsse auf die Stirn. Oder auf die Nasenspitze. Die zärtlichen Küsschen auf die Wange. Oder auf den Hals, die ein freudiges Kribbeln deine Wirbelsäule hinabrieseln ließen.

All das fehlte mir. Im ersten Jahr hatte ich mich ganz auf mich konzentriert und dabei festgestellt, dass ich mich mochte, jetzt brauchte ich nur noch jemanden, der mich ebenfalls mochte. Das folgende Jahr stand also unter dem Motto: Yara auf der Jagd. Wenn Cole endlich aufhörte, alle Männer in Honey Creek von mir fernzuhalten. Dating-Apps und die Ausweitung meiner Suche auf Chicago waren die letzten Optionen auf meiner Liste, denn nach den Horrorgeschichten, die Willow über ihre Erfahrungen mit diesen Apps erzählt hatte, war ich mehr als vorsichtig, mich in diese Gewässer hinauszuwagen.

Daddy kam mit einem weiteren Karton aus dem Haus, gefolgt von Wesley, der wie ein Welpe hinter ihm hertrottete.

»Startklar, Liebes?«, fragte Daddy.

»Absolut! Ich fahre mit Avery und Willow und treffe dich und Wesley dort.«

Daddy verzog das Gesicht und raunte mir zu: »Bist du sicher? Ich weiß gar nicht, worüber ich mit diesem Nerd reden soll.«

Ich lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Wesley ist wirklich nett, Daddy. Und er und Avery sind schon seit Jahren zusammen. Du solltest ihm eine Chance geben.«

»Das letzte Mal, als ich einem Mann eine Chance gegeben habe, hat er meinem Baby das Herz gebrochen«, antwortete er.

»Aber zum Glück ist Wesley nicht Cole. Er ist viel schlauer.«

»Buchschlau vielleicht. Aber er ist immer noch ein Mann und damit ein Idiot«, widersprach mein Vater, der Männer tatsächlich mehr hasste als wir. Seiner Ansicht nach war niemand gut genug für uns – und Wesley war immerhin Raketenwissenschaftler. Ernsthaft. Er arbeitete für eine Weltraumorganisation in Chicago.

»Ähm, du weißt schon, dass ich dich hören kann, oder?« Wesley fuhr sich mit der Hand durch die roten Haare.

»Ich sage nur ehrlich, was ich denke«, gab mein Vater zurück. »Na, dann komm, Harry.«

»Wesley«, berichtigte Wesley.

»Wie auch immer.« Seit zwei Jahren hatte Daddy den armen Kerl noch kein einziges Mal bei seinem richtigen Namen genannt. Wirklich Sorgen würde ich mir allerdings erst an dem Tag machen, an dem er ihn Wesley nannte, denn das bedeutete, dass der Weltuntergang kurz bevorstand.

Wir fuhren zu meiner neuen Wohnung, und wir Mädels ließen uns nur zu gern auf meinem neuen Sofa nieder, das erst am Vormittag geliefert worden war, während Daddy und Wesley die Sachen für uns ausluden. Unser Vater weigerte sich nämlich, uns in irgendeiner Form helfen zu lassen. In seinen Augen besaßen die Kingsley-Töchter Prinzessinnen-Status.

Als die Männer alles ausgeladen hatten, bestellten wir uns was beim Chinesen und aßen gemeinsam an meinem neuen Tisch. Meinem Tisch. Denn er gehörte ganz allein mir. Alles in dieser Wohnung gehörte mir. Okay, vielleicht hatte ich das Limit meiner Kreditkarten ausgereizt, um das alles zu kaufen, aber das war mir egal, denn so gehörte alles mir allein. Dieses Gefühl der Freiheit war mit Worten kaum zu beschreiben. Das Beste am Leben war eben, dass nichts ewig währte. Nicht mal ein gebrochenes Herz.

Nach dem Essen verabschiedete Avery sich schmollend von mir.

»Ich weiß ja nicht mal, wann ich dich wiedersehe«, jammerte sie.

Ich lachte. »Nun, morgen früh bei unserem Sonnenaufgangsspaziergang. Also in nicht einmal mehr sieben Stunden.«

Sie sah mich finster an. »Ich hatte gehofft, du würdest es vergessen.«

»Keine Chance.«

Alle verabschiedeten sich und ließen mich mit Cocoa in meiner neuen Wohnung allein. Das Schlimmste an Cocoa war, dass Cole auf ein gemeinsames Sorgerecht für die süße Hündin bestand, was bedeutete, dass wir uns alle zwei Wochen sehen mussten, um sie ihm zu übergeben. Ich war mir ziemlich sicher, dass Cole auf diese Weise bloß versuchte, einen Fuß in meiner Tür zu behalten, auch wenn ich sie ihm am liebsten gegen den dicken Zeh gedonnert hätte.

Als ich den Tisch abräumte und die Reste des Essens einpackte, klingelte mein Handy. Auf dem Display leuchtete Willows Name auf.

»Ja?«, meldete ich mich.

»Hey! Wir haben noch eine Kiste von dir im Auto. Kannst du uns die Tür noch mal aufmachen, oder kommst du runter und holst sie?«

»Ich komm runter. Bin sofort da.«

Ich schlüpfte in meine Hausschuhe und lief nach unten. Nachdem ich Willow die Kiste abgenommen und mich bei ihr bedankt hatte, glitt ich rasch durch die Tür wieder hinein, die mir von ein paar Leuten aufgehalten wurde, die das Haus verließen. Vorsichtig den Karton auf beiden Armen balancierend, versuchte ich, den Rufknopf für den Fahrstuhl zu drücken.

»Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte eine Stimme hinter mir. Ein muskulöser Arm griff über meinen Karton hinweg. Ich blickte auf und schaute in die wunderschönsten haselnussbraunen Augen, die ich seit langer Zeit gesehen hatte, gepaart mit einem atemberaubend herzlichen Lächeln. Eingerahmt von einem perfekt getrimmten Bart. Ein Lächeln, das ich im kleinen Honey Creek noch nie gesehen hatte.

Mein Herz setzte ein paar Schläge aus.

Frischfleisch.

»Hallo«, sagte er und präsentierte perlweiße Zähne. Er hatte einen britischen Akzent. Soll das ein Witz sein?! Was machte ein britischer Akzent in Honey Creek, Illinois? Während ich noch meine Gedanken sammelte, schlug mein Herz bereits Purzelbäume in meiner Brust. Was in aller Bridgerton-Welt ging hier vor?

»Hallo?«, antwortete ich, und es klang eher wie eine Frage, weil er mich so aus der Spur geworfen hatte. Wer war dieser neue Mensch, der da vor mir stand und mir den Atem raubte? Nicht nur mit seinem guten Aussehen, sondern auch mit seiner Stimme. Wer war dieser Prince Charming, und warum hatte ich ihn noch nie in der Stadt gesehen?

Warum hatten die Frauen auf der Main Street noch nicht über ihn gesprochen? Nicht mal nebenbei? Tratschen war schließlich ihr liebstes Hobby, doch irgendwie musste dieser Mann ihnen durch die Lappen gegangen sein.

Hatte er gerade etwas gesagt – seinen Namen vielleicht? Ich war mir nicht ganz sicher, denn meine Gedanken überschlugen sich nicht nur jedes Mal, wenn ich neue vielversprechende Männer mit Akzent in der Stadt traf, ich vergaß dann auch, wie ich Wörter oder meine Ohren benutzte. Und da nun mittlerweile zu viel Zeit vergangen war, um ihn zu bitten, seine Worte zu wiederholen, lächelte ich nur und nickte.

Er bedeutete mir, zuerst in den Fahrstuhl zu treten – wie ein Gentleman.

»Welche Etage?«, fragte er.

»Fünfzehn.«

Sein Lächeln wurde breiter. »Ich auch. Sie müssen eine von meinen neuen Nachbarinnen sein.«

»Ja, ich bin Yara. Ich bin in Honey Creek geboren und aufgewachsen, aber heute erst in meine neue Wohnung gezogen. Das hier ist der letzte Umzugskarton«, erklärte ich und wies mit dem Kinn auf die Kiste in meinen Armen.

»Darf ich ihn für Sie tragen?«, fragte er.

Jetzt war es offiziell.

Ich war verknallt.

Meine erste Schwärmerei seit Jahrzehnten!

Das rief nach einem ganzen Festumzug. Oder wenigstens nach einem Glas billigem Sekt von Jackie’s Beer & Spirits direkt um die Ecke.

Ich hatte mich offiziell in den Fahrstuhl-Mann verknallt. Jake. Oder John?

Nein, nein. Jake. Es musste Jake sein.

Und Jake war so was von attraktiv. Dunkelblonder Buzz-Cut mit haselnussbraunen Augen, Muskeln wie ein Ninja Warrior und ein Lächeln, das meine Wangen glühen ließ. Und dieser Akzent!

Die Leute sagen immer, frau wird nie einen Mann treffen, wenn sie das Haus nicht verlässt, aber seht her! Offenbar wohnten auch Männer in Häusern.

Und manche von ihnen besaßen sogar einen Akzent.

2

YARA

»Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich«, maulte Avery und ließ sich theatralisch auf die Bank vor Peter’s Café plumpsen. Sie schwamm förmlich in einem See aus Schweiß und Selbstmitleid, während sie keuchend den letzten Tropfen aus ihrer Wasserflasche presste. Ihr sonst schwarzes, glattes Haar unter der nach hinten gedrehten Basecap war zerzaust und verschwitzt, und ihre braunen Augen funkelten mich böse an.

Kichernd betrachtete ich den Morgenmuffel, der sich meine Schwester nannte. »Sei nicht so mürrisch.«

»Wir sind gerade morgens um sechs mit drei Huskys zwei Stunden gewandert«, erwiderte sie und zeigte auf die drei riesigen Hunde vor uns. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass ich Wandern hasse.«

»Du liebst unsere morgendlichen Spaziergänge«, sagte ich. »Sie sind das Highlight deines Tages!«

»Nur weil meine Tage so langweilig sind«, erwiderte sie trocken. »Weißt du, was das Beste an unserer Tour heute war?«

»Nein, was?«

»Der Moment, als sie vorbei war. Erinnere mich daran, niemals wieder beim Scrabble mit dir zu wetten.«

»Du weißt doch, dass ich der Scrabble-Champion bin. Es war ein schwerer Fehler, zu denken, du könntest mich schlagen.«

Sie verdrehte die Augen. »Halt die Klappe, Yara.«

Ich grinste, denn Averys miese Laune stachelte meine Liebe zu ihr nur an. Jeder Tigger brauchte einen I-Aah. Wobei ich mir niemals die Rolle des Tigger anmaßen würde – die gebührte Willow. Sie hatte so viel Energie, wie ich sie nicht mal nach zehn Espressi aufbringen würde. Willow war unser Tigger. Ich war wohl eher Pu der Bär, denn ich lief gern ohne Hose herum, wenn ich zu Hause war, war immer ein bisschen naiv und liebte Honig – vor allem auf Avocado-Toast.

»Ich glaube ja, das Wandern gefällt dir immer besser«, sagte ich und knuffte Avery in die Seite.

»Ich habe genug Blasen an den Füßen, um das Gegenteil zu beweisen«, erwiderte sie. In diesem Moment fuhr ein Auto mit einem Mietanhänger an uns vorbei. Averys Gesicht wurde noch mürrischer. »Ist dir auch schon aufgefallen, dass immer mehr neue Leute in die Stadt ziehen? Seltsam, oder?«

»Unser kleines Honey Creek wächst.«

»Ich hasse Wachstum.«

»Du hasst alles.«

»Stimmt.«

»Also, ich finde es aufregend, wenn neue Leute und Firmen in die Stadt kommen«, sagte ich. Vor allem, wenn sie männlich waren, keinen Ehering trugen und nicht wussten, wer zum Teufel Cole Parker war.

Avery zeigte auf die andere Straßenseite. »Das nennst du aufregend? Ich nenne das einen verzweifelten Versuch, die Großstadt ins kleinste Kaff zu bringen.«

Gegenüber von Peter’s Café befand sich das alte Kino – beziehungsweise das ehemalige alte Kino, bevor es zu einem schnieken neuen Restaurant umgebaut worden war, das jeden Tag seine Türen öffnen musste. Es hieß Isla Iberia und war wohl das skurrilste Gebilde der Stadt. Versteht mich nicht falsch, das Gebäude war wunderschön. Es passte nur nicht hierher.

»Ein bisschen anders sein, das macht doch Freude«, sang Avery das uralte Kinderlied. »Aber protzig, findest du nicht?«, fragte sie und starrte über die Straße auf das neue Restaurant. »Und ziemlich übertrieben.«

»Es schmerzt förmlich in den Augen«, stimmte ich ihr scherzhaft zu und betrachtete ebenfalls das mehrstöckige Restaurant. Seit wann hatten Restaurants mehr als eine Etage? Was glaubte der Besitzer eigentlich, wo er war? In Chicago?

»Eine Scheußlichkeit«, sagte Avery.

»Ein Schandfleck.«

»Ich wette, da gibt’s Stoffservietten.«

Ich schauderte. »Ich wette, in Jeans kommt man da gar nicht erst rein.«

»Kennst du den Inhaber, Alex? Da ihr ja sozusagen Geschäftsnachbarn seid, seid ihr euch doch bestimmt schon begegnet.«

»Nein, bisher noch nicht. Ich hab ihn ein paarmal von Weitem gesehen, aber noch nicht mit ihm gesprochen. Er wohnt bei mir im Haus. Ich hab ihn heute Morgen mit einer Sporttasche über der Schulter rausgehen sehen.« Er war ziemlich attraktiv. Seine dunklen kaffeebraunen Augen harmonierten perfekt mit seinem zerzausten braunen Haar und dem dunklen Bart. Er lächelte nicht so viel wie Josh/Jake – eigentlich war ich mir nicht mal sicher, ob Alex Ramírez überhaupt wusste, wie man lächelte –, doch der Gedanke, zwei extrem attraktive Männer im Haus zu haben, war sehr vielversprechend.

Avery verdrehte die Augen. »Noch so ein Frühsportler. Na großartig.« Sie strich sich die losen Strähnen aus dem Gesicht. »Der Typ soll ein ziemliches Arschloch sein. Mary Sue ist ihm letzte Woche über den Weg gelaufen. Angeblich hat er sie als Evolutionsbremse bezeichnet, nachdem sie ihn ein Stück Scheiße genannt hat. Kannst du das glauben? Die herzensgute Mary Sue auf solch schreckliche Art zu beleidigen?«

Ich lachte laut auf, denn wir wussten beide, dass das einzig Herzensgute an Mary Sue ihr Pitbull Star war.

»Dad sagt, er wird auch von den anderen Leuten in der Stadt nicht gerade freundlich aufgenommen. Ein paar Kids haben sich wohl schon an seinem Restaurant ausgetobt«, sagte ich. »Der Typ tut mir echt leid.«

Stellt euch vor, ihr wollt euren Traum verwirklichen, aber alle zeigen euch, dass ihr nicht willkommen seid. Menschen wie Mary Sue verdankten Kleinstädte ihren schlechten Ruf.

»Aber seltsam ist es schon«, sagte Avery. »So ein schickes Restaurant könnte er doch so ziemlich überall eröffnen. Ich habe mal ein bisschen recherchiert. Er hat bereits vier andere extrem erfolgreiche Restaurants in den USA. Zwei davon sogar mit Michelin-Stern.«

Das war tatsächlich seltsam. Wie war er bloß auf eine so kleine Stadt wie Honey Creek gekommen? Die meisten Leute übersahen uns auf ihrem Weg nach Chicago buchstäblich; wir waren kaum mehr als ein kurzes Blinken auf ihren Radarschirmen.

»Es passiert nicht jeden Tag, dass ein Sternekoch ein Restaurant in Honey Creek eröffnet«, stimmte ich meiner Schwester zu.

»Die Dinge ändern sich«, bestätigte Avery enttäuscht. »Hast du schon von dem Stoppschild gehört, das nächste Woche aufgestellt werden soll?«

Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ich glaub es nicht. Das werden sie nicht wagen.«

Sie nickte. »Unten an der Kreuzung Elk Street und Honey Avenue.«

Ich erschauerte bei dem Gedanken. »Und ehe wir es uns versehen, wird aus Al’s Baumarkt ein Home Depot, und unser Wochenmarkt ein überdimensionierter Supermarkt.«

»Sag das nicht«, warnte Avery und zeigte streng mit dem Finger auf mich. »Wenn ich nicht mehr jede Woche zum Markt fahren kann, um frische Blumen für Ms Ruth zu besorgen, streike ich.«

»Guten Morgen, die Damen«, grüßte Milly West, die wie jeden Morgen mit energischen Schritten die Straße entlang walkte. Neben uns hielt sie an und marschierte dabei auf der Stelle weiter, während sie zusah, wie gegenüber ein paar Männer das neue Restaurantschild anbrachten. »Könnt ihr das glauben? So etwas Böses in unserer kleinen Stadt?«

Milly West war Mitte sechzig und für ihre theatralische Art bekannt. Es überraschte nicht, dass sie und Mary Sue sehr eng verwandt waren – Zwillinge, um genau zu sein. Wir nannten sie die Babble Belles von Honey Creek, denn die beiden redeten ununterbrochen, ohne wirklich etwas zu sagen. Erst letzte Woche hatte Milly allen erzählt, wie ein Schmetterling sie bis nach Hause verfolgt hatte, und dass es vermutlich gar kein Schmetterling, sondern ein Roboter gewesen sei, der sie im Auftrag der Regierung ausspionieren sollte. Ich brachte es nicht über mich, ihr zu sagen, dass ihr Leben für die Regierung kaum interessant genug war, um ihre Schmetterlingsroboter an sie zu verschwenden.

»Böse ist vielleicht ein wenig übertrieben«, sagte ich lächelnd.

»Nein. Ich meine es ernst. Dieser Mann hat etwas Dunkles an sich. Ich habe gehört, er kommt aus dem Süden von Chicago«, sagte sie, wobei sie Chicago nur flüsternd aussprach, als handelte es sich um die Sünde selbst.

»Ach ja?«, fragte Avery und zog eine Augenbraue hoch.

»Ja. Aus dem Süden«, wiederholte Milly schaudernd, ohne dabei ihren stationären Powerwalk zu unterbrechen. »Ihr wisst doch, die Menschen, die dort wohnen, nehmen Drogen! Jede Menge Drogen. So etwas können wir in unserer netten, kleinen Stadt nun wirklich nicht gebrauchen.«

»Ja, da haben Sie recht, Milly. Da wir bisher doch noch überhaupt keine Drogen in Honey Creek hatten. Wer weiß, vielleicht mischt dieser schreckliche Kerl ja sogar Drogen ins Essen«, bemerkte Avery sarkastisch, denn die Chancen standen gut, dass in unserer kleinen Stadt mehr Drogen konsumiert wurden als in ganz Chicago. Die Kids hier gaben auf ihren Partys nämlich manchmal mächtig Gas.

Leider hatte Milly keine besonders gute Antenne für Sarkasmus. Sie schnappte nach Luft und schlug eine Hand auf ihr Herz. »Oh, du hast recht! Ich habe mal ein Video auf YouTube gesehen, da haben die Leute Kokain in Brownies gemischt. Vielleicht war es auch Marihuana. Schlimm genug, dass dieser Nathaniel wieder in der Stadt ist, und jetzt haben wir vielleicht sogar auch einen Drogenboss.«

Avery riss die Augen auf. »Welcher Nathaniel?«

»Ihr wisst schon.« Milly wedelte mit der Hand, als blätterte sie in den Gelben Seiten ihrer Erinnerung. »Lesleys Junge, der eigentlich in der Major League spielen sollte, aber dann drogensüchtig geworden ist.«

»Nathan Pierce?«, fragte Avery alarmiert. »Er ist wieder in der Stadt?«

»Oh ja. Er wurde in letzter Zeit häufiger hier gesehen. Aber die meiste Zeit ist er wohl bei seiner Mutter draußen auf der Farm. Was für eine Schande. Der Junge hatte einen schlechten Einfluss auf unsere Stadt. Gefällt mir gar nicht, dass er zurück ist. Nicht wahr?«

»Dazu kann ich nichts sagen«, erklärte meine Schwester durch zusammengebissene Zähne – was bedeutete, dass sie jede Menge zu sagen hatte. Nathan und meine Schwester hatten eine Vergangenheit, von der nur wenige Menschen in der Stadt wussten, mich eingeschlossen. Nathan Pierce war Averys erste große Liebe gewesen. Und nicht er war es, der am Ende noch mal davongekommen war, nein, er war derjenige, der weggelaufen war – ja, förmlich die Beine in die Hand genommen und Avery mit gebrochenem Herzen zurückgelassen hatte.

Milly blinzelte ein paarmal, blickte noch einmal auf das Restaurant und dann wieder zu uns und beugte sich schließlich vor, als wollte sie uns etwas zuflüstern, bevor sie genauso laut wie vorher sagte: »Was meint eigentlich euer Vater dazu? Es macht schließlich keinen guten Eindruck, dass seine Baufirma diesem Mann beim Umbau geholfen hat. Ich kann einfach nicht glauben, dass Matthew so ein Projekt übernimmt.«

»Matthew tut, was er tut, wenn er es tut«, rief Daddy von der anderen Straßenseite herüber, sodass Milly erschrocken zusammenzuckte. Sie drehte sich um und entdeckte ihn mit seinem typischen breiten Grinsen im Gesicht. Er lüftete seinen Helm Richtung Milly, die darauf errötete.

Ja, unser Vater hatte diese Wirkung auf viele Frauen in der Stadt. Er konnte selbst die bösesten Hexen schamhaft erröten lassen. Sie behandelten ihn wie eine Kleinstadt-Version von Shemar Moore. Erst letztens hatte ich eine Frau sagen hören, sie wünschte, mein Vater würde ihr seinen Vorschlaghammer mal in den Busch zwischen ihren Beinen hämmern. Noch ein Punkt mehr auf meiner ansehnlichen Liste von Gründen, mal eine Traumatherapie zu machen.

»Guten Morgen, Matthew.« Milly winkte ihm zu.

»Morgen, Milly. Das Sport-Outfit steht dir«, flirtete er.

Avery und ich verdrehten die Augen.

Milly strich mit den Handflächen über ihre Kleidung. »Ach, das alte Zeug? Das habe ich für zehn Dollar bei Goodwill gekauft.«

Eine typische Eigenschaft von uns Leuten aus dem Mittleren Westen – wenn wir irgendwo einen guten Schnapp gemacht hatten, erzählten wir es jedem, der es hören wollte.

»Die zehn Dollar waren gut angelegt. Du siehst spitze aus«, antwortete Daddy und zwinkerte ihr zu.

»Bitte, töte mich«, murmelte Avery und stieß mir in die Seite.

Milly wurde immer nervöser und winkte verlegen ab. »Oh, Matthew Kingsley, hör sofort auf damit und geh wieder an die Arbeit.«

»Jawohl, Ma’am«, gab er zurück und zwinkerte nun Avery und mir zu. Es war essenziell wichtig, Daddys Augenzwinkern richtig deuten zu können, denn es variierte massiv in seiner Bedeutung. Das, mit dem er uns gerade bedacht hatte, sagte: »Die neugierige Milly, unhöflich wie immer.«

Milly räusperte sich. »Euer Vater ist wirklich etwas Besonderes, Mädchen.«

»Das hören wir oft«, bestätigte ich.

»Ist es wahr, dass er letztes Wochenende mit Laura Wilkes ausgegangen ist?«, fragte sie und beugte sich wieder nach vorn, immer noch, ohne ihre Stimme zu senken.

»Aus den Angelegenheiten unseres Vaters halten wir uns raus«, erklärte Avery streng. »Aus aller Leute Angelegenheiten, um genau zu sein.«

Milly nickte. »Ja, ich auch. Ich bin keine Freundin unserer Klatschtanten, die immer nur reden, ohne wirklich etwas zu sagen. Okay, ihr beide. Ich muss weiter, bevor mein Puls zu weit absinkt. Aber haltet euch von diesem Alex Ramírez fern. Kokain-Brownies sind nicht lustig. Ich schicke euch den YouTube-Link, damit ihr euch das Video ansehen könnt. Tschüss-tschüss!«

»Tschüss, Milly«, antworteten Avery und ich im Chor und winkten.

Kaum war Milly außer Sichtweite, tat Avery so, als müsste sie sich den Finger in den Hals stecken.

»Also zurück zu dem schlimmen Jungen, der wieder in der Stadt ist«, sagte ich. Versteht mich nicht falsch, Nathan war kein schlimmer Mensch. Er war zu mir und meinen Schwestern immer nett gewesen. Doch damals war er tatsächlich der böse Junge der Stadt gewesen, und Avery war ihm vermutlich gerade wegen seines Charmes, seiner Intelligenz und der schmutzigen Dinge verfallen, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte.

»Ich will nicht darüber reden«, erklärte sie.

»Avery …«

Ich spürte, wie sie sich versteifte. Sie schüttelte den Kopf und sah auf die unsichtbare Uhr an ihrem Handgelenk. »Ach du je. Ich muss zur Schule und die Turnhalle für das Training vorbereiten.« Avery war nicht nur die Cheftrainerin des Baseball-Teams, sondern während des Schuljahrs auch für die Leitung und Organisation des Sportunterrichts verantwortlich.

Sie sprang abrupt auf – ein klares Zeichen, das schrie: Ich werde heute nicht über Nathan Pierce sprechen, Yara!

Ihre Nachricht war unmissverständlich, doch ich wusste, dass das Thema noch nicht abgeschlossen war. Unsere Stadt war einfach zu klein, um so zu tun, als würde Avery Nathan nicht früher oder später über den Weg laufen.

»Schon gut, schon gut, wir sehen uns«, sagte ich.

Avery kuschelte noch einmal die drei Hunde und marschierte dann in die entgegengesetzte Richtung davon. Meine Schwester war kein großer Menschenfreund, aber sie liebte Hunde – und ich konnte sie gut verstehen. Menschen tendierten weitaus öfter als Hunde dazu, andere zu enttäuschen.

»Tschüss, Daddy!«, rief sie und winkte zur anderen Straßenseite hinüber.

»Einen schönen Tag euch beiden«, antwortete Daddy und hob die Hand.

Während ich zurückwinkte, trat Alex, der Besitzer des neuen Restaurants, auf die Straße hinaus. Er sagte etwas zu meinem Vater und zeigte auf das halb montierte Schild.

Ich setzte mich ein wenig aufrechter hin und neigte den Kopf in Alex’ Richtung. Er war komplett schwarz gekleidet und hatte ziemlich breite Schultern, einen perfekt ausrasierten Bart und braunes Haar, das oben relativ lang und an den Seiten kürzer geschnitten war. Und er war sogar größer als mein Vater mit seinen knapp eins neunzig. Mit vor der Brust verschränkten Armen starrte Alex Dad konzentriert an, während dieser ihn über den Fortschritt der Arbeiten ins Bild setzte. Alex nickte knapp und sah dann zu mir herüber.

Unsere Blicke trafen sich, und ich erschauerte. Sein Blick war kalt und direkt. Braune Augen ohne einen Hauch von Sanftmut. Beinahe schien es, als würde er mich gar nicht wahrnehmen, sondern durch mich hindurchblicken. Ich war noch nie angeschaut worden und hatte mich dabei so unsichtbar gefühlt. Rasch wandte ich den Blick ab und errötete.

Er besaß das, was Avery als aufgesetzt finsteres Gesicht bezeichnete – den vorgeblich harten Gesichtsausdruck, der jedem unmissverständlich riet, sich von ihm fernzuhalten.

In einer Sache hatte Milly recht. Dieser Mann war ausgesprochen düster.

Groß, düster und gutaussehend.

Alles an ihm war attraktiv – sogar sein eisiger Blick.

Alex mochte unsere kleine Stadt mit seinem Restaurant zerstören, aber wenigstens sah er dabei gut aus.

3

ALEX

Ganz hinten im Schrank eines großen Hauses in Chicago stand ein Karton. Stille hallte durch die Räume, deren Wände die Erinnerungen der vergangenen Jahre gespeichert hatten. In dem Karton lagen Dutzende von Tagebüchern in allen Größen und Formen.

Einige waren in Leder eingebunden, andere in Holzfurnier. Manche waren leuchtend bunt, andere dunkel und matt. Keine einzige Seite in ihnen war leer, keine Zeile freigelassen worden. Unzählige Wörter purzelten kursiv über die Seiten, manche davon schwieriger zu entziffern als andere. Und doch waren sie alle von ihr. All diese Seiten waren von ihrem Herzschlag belebt.

In diesen Büchern lebte die Seele meiner verstorbenen Großtante Teresa – und sie war eine Leuchtrakete von einer Menschenseele gewesen.

Diese Bücher bewahrten ihre heimlichen Triumphe und Niederlagen. Ihre Höhen und Tiefen.

Ich saß auf dem Fußboden und blätterte in ihren Tagebüchern. Eigentlich hatte ich Millionen andere Dinge zu tun, um das Haus für den Verkauf vorzubereiten, aber diese Tagebücher ließen mich nicht mehr los.

Ich konnte Teresa in den Tintenklecksen beinahe spüren. Konnte sie in den Buchstaben beinahe sehen, in den Worten beinahe hören.

Und ich war mir nicht sicher, ob es ein Fluch war oder ein Segen.

Langsam begann ich, die Bücher chronologisch zu ordnen. Das erste stammte aus der Zeit, als Teresa sechzehn Jahre alt gewesen war. Was für ein Mensch mochte sie damals gewesen sein? Was hatte sie gedacht?

Es gehörte sich nicht, die Tagebücher anderer Menschen zu lesen. Aber Teresa war tot, also, dachte ich mir, war es vielleicht nicht ganz so schlimm. Es fiel mir schwer, meine Großtante endgültig gehen zu lassen; ich war noch nicht bereit, sie ganz zu verlieren. Ihre Worte zu lesen und so in ihren Geist und ihre Gedankenwelt einzutauchen gab mir das Gefühl, noch ein bisschen mehr Zeit mit ihr verbringen zu können.

Und das war alles, was ich brauchte – noch ein bisschen mehr Zeit mit ihr.

Liebes Tagebuch,

ich hasse Amerika. Ich hasse Honey Creek. Ich will wieder zurück nach Madrid.

Aber Peter ist wirklich süß.

Teresa

»Alles okay bei dir?«, fragte eine Stimme und zwang mich, das Tagebuch zu schließen. Ich drehte mich um und sah meinen besten Freund Noah hinter mir stehen. Er hatte sich die strähnigen braunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er und seine Verlobte Mandy waren gekommen, um mir beim Ausräumen des Hauses zu helfen, bevor ich es zum Verkauf anbot. Jetzt blickte er fragend auf den Karton. »Was ist das?«

»Nichts. Nur alte Tagebücher«, antwortete ich und stand auf.

»Von ihr?«

»Mhm.«

»Oh Mann.« Er seufzte und rieb sich mit der Hand über die Stirn. »Das ist echt hart. Wie fühlst du dich?«

Gestresst. Müde. Überwältigt. Traurig.

Vor allem traurig.

»Gut«, log ich. »Es geht mir gut.«

Vor ein paar Stunden hatte das Krankenhaus angerufen und mir mitgeteilt, dass Teresa gestorben war. Doch mein Verstand hatte noch nicht ganz begriffen, dass sie nicht mehr da war, also versuchte ich, mich abzulenken.

Noah sah mich an, als glaubte er mir nicht wirklich, sagte aber nichts. Er kannte mich lange genug, um zu wissen, dass ich mich immer weiter verschließen würde, je hartnäckiger er versuchte, in mich zu dringen. Ich war nicht wie er, der seine Gefühle offen zeigte. Wenn Noah traurig war, sagte er es. Er weinte und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Ich dagegen stampfte den ganzen Mist so tief in meine Seele, dass ich ihn vergaß, bis jemand in meinem Restaurant etwas anbrennen ließ und ich explodierte.

Ungesund? Sicher. Wahr? Absolut.

»Mandy und ich haben die Beerdigung organisiert, darum musst du dich also nicht mehr kümmern. Es ist alles erledigt«, sagte Noah.

»Danke«, murmelte ich und krempelte meine Ärmel auf. Ich meinte es ernst. Ich wollte mich nicht darum kümmern, und Noah war einfach eingesprungen und hatte mir alles abgenommen – mit Mandys Hilfe, die sich um alles andere gekümmert hatte.

Schade nur, dass ich bei der Beerdigung nicht dabei sein würde.

Es war einfach nicht mein Ding.

Was ich Noah natürlich nicht sagen konnte, denn er würde nur versuchen, mich zu überreden, doch hinzugehen. Und ich war zu erschöpft, um mich mit ihm zu streiten. Zu erschöpft, um etwas zu empfinden. Zu erschöpft, um überhaupt noch zu existieren.

Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Ich muss ins Restaurant und noch ein paar Dinge erledigen, wir wollen in ein paar Wochen eröffnen.«

Noah verengte die Augen. »Wann hast du das letzte Mal geschlafen, Kumpel?«

»Es geht mir gut«, log ich erneut.

»Ich habe eher das Gefühl, du brennst gerade von beiden Enden.«

»So ist das Leben.« Es brannte.

Noah rieb sich den Nacken. »Falls du Hilfe brauchst …«

»Ihr habt schon genug getan«, antwortete ich.

Mandy kam herein. Sie lächelte mir zu, und ich gab mir alle Mühe, ihr Lächeln zu erwidern, doch es gelang mir nicht. Manchmal fiel es mir schwer, in Mandys Nähe zu sein, denn sie sah ihrer Schwester Catie so ähnlich. Einst hatte ich geglaubt, Catie würde eine Hauptrolle in meinem Leben spielen, doch am Ende hatte sie nur einen Gastauftritt gehabt.

Vielleicht sogar die Rolle der bösen Gegenspielerin.

Ich blinzelte und wandte den Blick von den beiden ab. »Ich muss los. Noch mal danke für eure Hilfe.«

»Sollen wir den Karton aus dem Schrank räumen?«, fragte Mandy und zeigte auf die Tagebücher.

»Nein«, antwortete ich. »Lasst ihn einfach dort stehen. Ich kümmere mich später darum.«

Sie hatten mein Restaurant mit Kuchen beworfen.

Apfel, Pfirsich und Rhabarber, um genau zu sein.

Als ich am Isla Iberia angekommen war, waren ein paar Teenager mit Kuchen in den Händen an mir vorbeigefahren.

»Verschwinde aus unserer Stadt!«, brüllten sie und warfen das Zeug gegen meine Schaufenster. Jeder Wurf ein Treffer. Fünf Kuchen. Fünf schmierige Flecken. Ein wütender Alex.

Und dann kam von irgendwoher noch ein Typ auf dem Fahrrad vorbeigeschossen, schleuderte seinen Kuchen in meine Richtung und traf mich direkt in mein Gesicht.

Das Blech traf mich am Kinn, glitt dann über mein Hemd und fiel klappernd zu Boden. Von allen Tagen, an denen sie mich hätten bewerfen können, wählten sie den, an dem ich am verwundbarsten war.

Weißglühender Zorn beschrieb nicht mal annähernd, was ich empfand. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich mich dazu zwang, nicht hinter den Teenagern herzulaufen und ihnen den Hintern zu versohlen.

Alle, die an mir vorbeikamen, lachten, und so tat ich, was jeder vernünftige, erwachsene Zweiunddreißigjährige getan hätte – ich zeigte ihnen den Mittelfinger.

»Ist das Ihre Art, mit Kindern umzugehen?«, wollte jemand hinter mir wissen.

»Nur wenn es Wichser wie die sind«, knurrte ich.

»Ach, Sie wissen doch, Jungs sind eben Jungs.«

Als hätte dieser Gedanke noch nie zu einer Katastrophe wie zum Beispiel – oh, Sie wissen schon – einem Atomkrieg geführt.

Ich drehte mich zu dem Mann um, der mich angesprochen hatte. Er trug Uniform. Ich richtete mich ein wenig auf und nickte ihm zu. »Officer.«

»Chief«, korrigierte er mich und lüftete seine Kappe. »Aber die Leute hier nennen mich Cole.«

»Okay, Chief.«

Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich sagte, die Leute hier nennen mich Cole«, wiederholte er.

»Ich bin nicht von hier.«

»Offensichtlich.«

»Sollten Sie den Jungs nicht hinterherfahren und sie zur Rede stellen für das, was sie mit meinem Restaurant angestellt haben?«, fragte ich.

»Das? Ach, das ist doch bloß Kuchen. Betrachten Sie es als Willkommensgeschenk.« Na großartig. Ein Polizist, der seine Arbeit verweigerte. Wahrscheinlich hätte er selbst einen Kuchen geworfen, wenn er einen gehabt hätte.

Er deutete auf das Haus. »Früher war das mal ein Kino. Hat meinem Großvater gehört. Meine Frau und ich hatten dort unser erstes Date. Nun, Ex-Frau, aber wir arbeiten noch daran, das ›Ex‹ wieder zu streichen.«

Ich konnte Typen, die anderen Menschen ungefragt ihr Privatleben aufdrängten, nicht ausstehen. Ich selbst teilte mein Privatleben nicht einmal mit Leuten, die ich schon mein ganzes Leben lang kannte. Zum Beispiel war ich mir ziemlich sicher, dass Noah nicht einmal wusste, wie ich mit zweitem Vornamen hieß. Und er hatte auch nicht von mir, sondern von Catie erfahren, dass wir uns letztes Jahr getrennt hatten. Ich hatte nach fünf Jahren meine Beziehung beendet und es ihm gegenüber nicht mal erwähnt.

Als er es herausfand, schrieb er mir: Bist du nicht mehr mit Catie zusammen? Ich antwortete: Nein. Und damit war die Unterhaltung beendet. Ich behielt meine Probleme nun mal gern für mich.

Chief Cole schien anderer Meinung zu sein, denn er laberte immer noch. »Meiner Familie gehört diese Stadt sozusagen. Bevor mein Großvater starb, hat er das Kino irgendeiner alten Frau überschrieben.«

»Teresa«, sagte ich und spürte, wie ich mich bei den Worten »alte Frau« innerlich verkrampfte. Sie war so viel mehr gewesen als ihr Alter. Sie war dynamisch gewesen, und lebhaft, und der gütigste, warmherzigste Mensch, den ich kannte. Was ich dem Arschloch natürlich nicht auf die Nase binden würde. Wie gesagt, ich behielt mein Privatleben gern für mich.

»Ja, genau. Meine Familie war ziemlich sauer, aber wir konnten nicht viel dagegen unternehmen. Mein Großvater hat sich nie bei anderen Menschen Rat geholt. Machte einfach, was er wollte.« Er kratzte sich im Nacken. »Wenn wir gewusst hätten, dass die alte Hexe das Ding an einen Typen verkauft, der es in ein überteuertes Restaurant verwandeln würde, hätten wir vermutlich einen größeren Aufstand gemacht.«

Meine Hände blieben zu Fäusten geballt, so wie der Kuchen noch immer auf meiner Haut klebte. »Nennen Sie sie nicht alte Hexe«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Er zog die Augenbraue hoch. »Sie kannten sie?«

»Sie gehört zu meiner Familie.«

»Oh.« Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Er hätte eindeutig gern noch mehr gesagt, stattdessen trat er einen Schritt zurück. »Angenehmen Tag noch, Mr …«

»Ramírez. Alex Ramírez.«

»Alex. Willkommen in Honey Creek. Und keine Sorge, falls Ihr kleines Restaurant hier nicht bestehen sollte. Manche Kleinstädte sind eben nicht für Großstadt-Visionen geschaffen. Sie können Ihre Messer jederzeit wieder zusammenpacken und dorthin zurückkehren, wo Sie hergekommen sind«, erklärte er und ging davon.

Ich zeigte auch ihm den Mittelfinger, mein neuer Lieblingsgruß für jeden, der mir über den Weg lief.

Ich hasste diese Stadt.

Wenn ich es gewagt hätte, dann hätte ich auch Teresa dafür gehasst, dass sie mich in diese Stadt geführt hatte. Als ich ihr versprach, ihr ein Restaurant zu schenken, wo auch immer sie wollte, hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie sich ausgerechnet dieses Höllenloch dafür aussuchen würde.

Willkommen in Honey Creek, Illinois, dem Fluch meines Lebens.

Ich war noch nie von einer ganzen Stadt gehasst worden – bis ich nach Honey Creek gekommen war, wo ein paar Leute, die mich nicht mal kannten, es sich zur Aufgabe machten, mich mit ihrem Hass und ihren Beleidigungen zu überschütten. Inklusive Apfelkuchen.

Tatsächlich war es mir egal, wie die Leute in der Stadt auf mich reagierten. Ich wusste, dass ich nicht hierhergehörte, und war stolz darauf. Das Letzte, was ich wollte, war so zu sein wie die Menschen in diesem gottverlassenen Kaff.

Und doch war ich hier und errichtete einen Teil meines Imperiums auf ihrem Grund und Boden.

Was tun wir nicht alles für die Liebe.

Das Gebäude zu renovieren und das Restaurant auf den Weg zu bringen dauerte weit länger, als ich gehofft hatte, aber in ein paar Wochen würden wir endlich eröffnen können. Mitarbeiter zu finden war in diesem Fall die größte Herausforderung, zumal die meisten Stadtbewohner mich gar nicht wollten. Und ich war mir ziemlich sicher, dass meine Anträge und Unterlagen noch immer unangerührt in der Stadtverwaltung lagen.

Was mir im Grunde ziemlich gleichgültig war, denn die Stadt bedeutete mir nichts. Ich hatte mir mein Team einfach außerhalb der Stadt zusammengesucht. Mit zwei Michelin-Sternen war es nicht besonders schwierig, Leute zu finden, die für dich arbeiten wollten. Außerdem zahlte ich gut.

Die einzige Person aus Honey Creek, die ich eingestellt hatte, war Tatiana Silva – eine Frau mit einer Persönlichkeit, die lebhafter war als ein Kinderspielplatz.

»Soll ich Sie lieber Chef nennen, oder Alex?«, hatte sie gefragt, als sie ins Restaurant marschiert war.

»Ich reagiere auf beides«, antwortete ich und führte sie an einen der Tische, um mit dem Vorstellungsgespräch zu beginnen.

»Dann wechsle ich zwischen beidem hin und her. Macht die Sache ein wenig spannender.« Sie setzte sich. Tatiana trug leuchtende Farben wie Neonpink und Gelb, war etwa Mitte sechzig, und im Vergleich zu ihrer lebhaften Persönlichkeit wirkte ihr Outfit beinah öde.

Zudem besaß sie eine Selbstsicherheit, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Bei ihrem Vorstellungsgespräch für die Stelle am Empfangspult tat sie so, als hätte sie den Job bereits in der Tasche.

Ich war ein wenig sprachlos.

»Ich bin das Beste, was diesem Restaurant passieren kann«, erklärte sie. »Denn ich biete Ihnen das Beste aus beiden Welten.«

»Wie meinen Sie das?«

»Nun, ich bin in Honey Creek aufgewachsen und kenne die Stadt und ihre Bewohner. Das heißt, ich habe alle Verbindungen, die Sie brauchen. Und wenn ich mich hier so umschaue, kann ich Ihnen versichern, Sie brauchen jede Menge Verbindungen.«

Ich wollte mich angegriffen fühlen, doch dazu ließ sie mir keine Zeit.

Tatiana gehörte zu den Menschen, die beim Reden wild mit den Händen gestikulierten. Jedes Wort, das ihren Mund verließ, wurde mit einer Geste unterstrichen, was sie sehr viel größer wirken ließ, als sie es mit ihrer zierlichen Statur war. Teresa hatte auch so geredet.

Das tröstliche Gefühl, das mich bei dieser Erkenntnis überkam, erschreckte mich ein wenig. Es war beinahe so, als würde Teresa durch Tatiana hindurchscheinen.

Tatiana fuhr fort: »Das Problem ist, die Leute in dieser Stadt haben Angst vor Neuem. Und es ist nicht mal ihre eigene Schuld. In einer Kleinstadt aufzuwachsen bedeutet, mit Traditionen groß zu werden. Woran im Grunde nichts falsch ist. Glauben Sie mir, ich liebe schöne Traditionen, und Honey Creek pflegt jede Menge davon. Aber ich bin der Meinung, dass das Beste im Leben durch eine Mischung aus Altem und Neuem entsteht. Wenn Gott gewollt hätte, dass wir immer gleich bleiben, hätte er uns nicht alle so unterschiedlich gemacht; das heißt, wir sollen diese Dinge mischen, um etwas noch Großartigeres entstehen zu lassen. Und jede Tradition war irgendwann auch mal etwas Neues. Ich kann Ihnen also mit den Kleinstadtbürgern helfen und dafür sorgen, dass die Leute hier sich an Sie gewöhnen. Und ehe Sie sichs versehen, ist es Tradition, samstagabends im Isla Iberia essen zu gehen.«

»Und wie wollen Sie das erreichen? Und warum denken Sie, dass Sie die Richtige für diese Stelle sind?«

»Ich kann die Leute dazu bringen, überhaupt erst in Ihr Restaurant zu kommen, weil sie mich am Empfangspult lächeln sehen. Außerdem habe ich mehr als zwanzig Jahre in den besten Restaurants von Chicago gearbeitet. Sie haben meinen Lebenslauf vorliegen, Sie wissen also, wo ich vorher war.«

»Das tue ich.«

»Niemand ist besser für diese Stelle geeignet als ich. Ich bin talentiert, begabt und eine Verbindung zwischen Ihnen als Großstadtmensch und den Leuten in dieser Kleinstadt. Aber natürlich können Sie sich auch jemanden von außerhalb suchen – und Sie werden jemanden finden. Ich habe oft genug in Ihrem Restaurant in Chicago gegessen. Sie sind wirklich gut in dem, was Sie tun, Chef.«

»Danke für das Kompliment.«

»Ich bin nicht hier, um mich bei Ihnen einzuschmeicheln, sondern um die Wahrheit zu sagen. Also …« Tatiana streckte mir ihre Hand hin. »Wann fange ich an?«

Ich hatte sie vom Fleck weg eingestellt.

Als ich all meine Aufgaben für den Tag erledigt hatte, ging ich nach draußen und betrachtete das Gebäude. »Bitte sehr, Teresa«, murmelte ich. In ein paar Tagen würden meine neuen Angestellten kommen, um eingewiesen zu werden, und dann konnte es losgehen.

Während ich dort stand, überwältigten mich plötzlich Schuldgefühle. Ich hatte zu lange gebraucht. Das Restaurant hätte bereits vor Monaten eröffnen sollen.

Teresa würde keine Gelegenheit mehr bekommen, das Menü zu testen, das wir vor über einem Jahr gemeinsam kreiert hatten. Sie war es gewesen, die mich dazu gebracht hatte, die karibische und spanische Küche zu kombinieren. Ohne ihre Anleitung und Unterstützung hätte ich niemals ein Fusion-Restaurant eröffnet.

Doch ich wusste, dass sie stolz gewesen wäre. Es hatte ihr so viel bedeutet.

»Haben Sie eine Sekunde, Chef?«, fragte jemand hinter mir.

Ich blickte über die Schulter. »Sie sind Nathan Pierce«, sagte ich, überrascht, den berühmten Baseballspieler vor mir zu sehen.

Er trug die braunen Haare zu einem Fade-Cut geschnitten und war ein paar Zentimeter größer als ich. Und auch wenn Nathan nicht mehr so gebaut war wie damals, als er noch in der Major League gespielt hatte, war er eindeutig noch immer gut in Form, was mich überraschte, nach all dem, was in den vergangenen Jahren über ihn geschrieben worden war. Das Letzte, was ich über ihn gehört hatte, war, dass er auf dem Strip in Las Vegas umgekippt war. Aber das war schon ein paar Jahre her. Danach war es ziemlich still um ihn geworden.

Doch hier stand er, mitten im Nirgendwo, in Honey Creek, Illinois, und sah mich an. Mit einer riesigen Kiste voller Lebensmittel im Arm.

»Der bin ich. Und Sie sind Alex Ramírez.«

»Die Neuigkeiten verbreiten sich offenbar schnell in dieser kleinen Stadt.«

Er nickte. »Absolut.«

»Okay. Wow. Ich bin ein großer Fan von Ihnen und würde mich liebend gern noch ein wenig unterhalten, aber ich muss wieder an die Arbeit«, sagte ich und ging auf die Tür zum Restaurant zu.

»Warten Sie«, sagte Nathan. »Ich würde gern kurz mit Ihnen reden.«

»Mit mir?«

»Ja. Ich habe mich letztens mit Tatiana unterhalten.«

Irritiert kniff ich die Augen zusammen. »Worüber?«

»Ich bin nach Honey Creek zurückgezogen, um auf der Farm meiner Eltern zu helfen, und habe gehört, dass in meiner alten Nachbarschaft ein neues Restaurant eröffnen soll. Da musste ich doch mal vorbeikommen und es mir ansehen.«

»Sie stammen aus diesem Höllenloch?«

Nathan grinste und lachte. »Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Die Leute hier haben sogar das Baseball-Feld nach mir benannt, Pierce Field, wobei ich fürchte, dass sie es mittlerweile bereuen. Jedenfalls, wie ich schon sagte, wir müssen reden.«

»Worüber?«

Er wies mit dem Kinn auf die Kiste in seinen Armen. »Honey Farms. Der ganze Stolz meiner Familie. Wir würden gern Ihr Restaurant mit Gemüse und Fleisch beliefern.«

»Ich habe all meine Lieferantenverträge bereits geklärt und …«

»Sie sollten es sich noch mal überlegen. Niemand liefert hochwertigere Produkte als Honey Farms, das verspreche ich Ihnen.«

»Sie sollten lieber nichts versprechen, was Sie nicht halten können.«

»Glauben Sie mir. Ich halte meine Versprechen.« Er griff in die Kiste und reichte mir eine Artischocke. Wenn jemand mir heute Morgen gesagt hätte, dass ich am Abend Nathan Pierces Artischocke in Händen halten würde, hätte ich ihn ausgelacht.

»Sie können die ganze Kiste hier mitnehmen und sie sich in Ruhe ansehen. Ich habe Ihnen auch ein paar Eier und Fleisch von der Metzgerei meines Bruders mit eingepackt. Sie werden den Qualitätsunterschied schmecken. So etwas Gutes haben Sie noch nie gegessen.«

Ich sah ihn aus schmalen Augen an. »Das bezweifle ich.«

»Zweifeln Sie ruhig. Aber es stimmt.«

Ich schüttelte den Kopf. »Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Baseball-Profi auf mich zukommt, weil er mein Restaurant beliefern will.«

»Ehemaliger Baseball-Profi. Ich spiele nicht mehr.«

»Warum nicht?«, fragte ich. »Was ist passiert?«

Seine Nasenflügel dehnten sich minimal, bevor er sich wieder im Griff hatte. »Wenn Sie mich mit in die Küche nehmen und ein paar von meinen Produkten verarbeiten, erzähle ich es Ihnen.«

Ich lachte. »Nein, das werden Sie nicht.«

Er zuckte mit den Schultern. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«

»Warum ist es Ihnen so wichtig, mit mir zusammenzuarbeiten?«

»Aus mehreren Gründen. Zum einen ist meine Mutter gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, und ich dachte mir, ich helfe ihr ein wenig auf der Farm. Meine vier Brüder leisten erstklassige Arbeit, aber auch für sie war es in letzter Zeit ganz schön viel. Ich bin der Älteste und habe die Rolle eigentlich nie übernommen, die ich nach dem Tod meines Vaters hätte übernehmen müssen. Und das will ich wiedergutmachen. Außerdem gehört Ihnen mein absoluter Lieblingsladen in L. A. und mein Vize-Lieblingsladen in Chicago. Wenn ich will, dass die Farm meiner Familie zu den Besten gehört, dann muss ich mit den Besten zusammenarbeiten. Uns mit Ihnen zusammenzutun könnte unser Leben verändern. Und als ich dann gesehen habe, dass Sie ausgerechnet in meiner Heimatstadt ein neues Restaurant eröffnen, dachte ich mir, das ist ein Zeichen. So einfach ist das.«

»Seien Sie mir nicht böse, Pierce, und glauben Sie mir, ich bin ein Riesenfan. Wirklich. Wenn mein bester Freund Noah wüsste, dass ich die Chance vergebe, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, würde ich ganz schön was zu hören kriegen, aber die Wahrheit ist, ich kann das Risiko nicht eingehen.«

Er trat näher. »Ich bin kein Risiko.«

Den Artikeln, die ich über ihn gelesen hatte, nach zu urteilen, war er ein weit größeres Risiko, als ich bereit war, einzugehen. Mein Restaurant hatte schon genug Gegenwind, da brauchte ich nicht auch noch einen Ex-Profi mit Drogenvergangenheit, der die Gerüchteküche in dieser Kleinstadt weiter anheizte. »Bei Ihrer Vergangenheit …«

»Wir alle haben eine Vergangenheit«, sagte er, und seine Stimme war voller Reue. »Aber sie definiert nicht zwangsläufig, wer wir sind. Geben Sie mir eine Chance, Ihnen zu beweisen, dass Honey Farms wirklich das Beste für Sie ist, Chef. Geben Sie mir einfach eine Chance, die niemand sonst in dieser Stadt bereit ist, mir zu geben.«

Ich spürte ein leises Zupfen in meiner Brust. Auch wenn ich noch nicht lange in dieser Stadt war, konnte ich mir gut vorstellen, dass die Menschen hier nicht sonderlich tolerant mit anderen Leuten und deren Dämonen umgingen. Wenn sie einen Neuling wie mich schon so behandelten, wie musste es dann erst Nathan ergehen. Worte wie Versager und Junkie erschienen in meinem Kopf.

Oh ja, ich hasste diese Stadt.

Ich zog eine Augenbraue hoch. »Und Sie garantieren mir, dass Ihre Produkte gut sind?«

»Besser, als Sie sich vorstellen können.«

Nathan Pierce nannte mich Chef. Ich musste mich schwer zusammenreißen, um ihn nicht um ein Autogramm zu bitten. Sicher, nach der Major League war er ziemlich abgestürzt, aber auf dem Feld hatte ihn niemand aufhalten können. Vor seiner Verletzung im letzten Spiel der World Series war er ein Superstar gewesen, doch danach schien er immer tiefer ins finstere Loch des dreifaltigen Fluches gefallen zu sein: Partys, Drogen und Depressionen.

Was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er sich nicht verletzt hätte?

Noah würde durchdrehen, wenn ich ihm davon erzählte.

»In Ordnung«, sagte ich. »Lassen Sie mich mit den Sachen hier was kochen, dann melde ich mich wieder bei Ihnen.«

Nathan reichte mir die Kiste und schüttelte mir die Hand. »Danke, Chef. Meine Karte liegt in der Kiste. Rufen Sie mich an. Oder kommen Sie einfach raus zur Farm. Und die Metzgerei meines Bruders ist gleich hier die Straße runter.«

Nathan wandte sich zum Gehen, hielt dann jedoch kurz inne und starrte auf die Hundetagesstätte The Pup Around the Corner. Sein Gesicht wurde plötzlich ernst, als würde er von einer Erinnerung überwältigt, gegen die er sich nicht wehren konnte.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich.

Er schüttelte die Ketten ab, die ihn offenbar gefesselt hatten, sah mich an und lächelte gezwungen. »Ja. Ich habe nur gerade einen Geist gesehen. Oder sagen wir, die Schwester von einem Geist.«

Ich hatte keine Ahnung, ob er einen echten Geist meinte oder nicht. Den Gerüchten zufolge hatte er genug Drogen genommen, um möglicherweise tatsächlich Gespenster zu sehen. Er war dem Tod durch eine Überdosis so oft von der Schippe gesprungen, dass die Vorstellung gar nicht mal so abwegig war. Nathan murmelte etwas zum Abschied und marschierte dann eilig in die andere Richtung davon.

Ich blickte zu dem Haus hinüber, dass er so eingehend betrachtet hatte, und meine Brust zog sich ein wenig zusammen, als ich die Besitzerin mit einer anderen Person hineingehen sah.

Die Frau war mir in den vergangenen Monaten, während ich das Gebäude hier renoviert hatte, immer wieder aufgefallen. Sie war zweifellos schön. Ihre Haut besaß einen schimmernden Bronzeton, der jedes Mal leuchtete, wenn die Sonne daraufschien. Kürzlich waren wir uns im Lebensmittelladen über den Weg gelaufen, und unsere Blicke hatten sich für eine Sekunde getroffen. Ihre großen Augen waren walnussbraun mit Nuancen von Honig in der Iris. Ärgerlich bezaubernd.

Sie hatte ein paar Sommersprossen auf den Wangen und Grübchen, die sich noch vertieften, wenn sie lächelte. Und obwohl sie recht klein war – vielleicht eins zweiundsechzig –, ließ ihre Persönlichkeit sie größer wirken. An Selbstbewusstsein mangelte es ihr jedenfalls nicht.

Und wie Tatiana und Teresa redete sie mit den Händen. Alles an ihr war explosiv und gestenreich.

An diesem Nachmittag hatte sie ihre Locken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug einen roten fließenden Jumpsuit und ein leuchtend gelbes Bandana um den Kopf, was ihren Look seltsam vervollständigte.