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Was kann der einfache Mann tun angesichts der Bedrohung auf Weddings Straßen? Hilfreich wäre ein Abschnittsbevollmächtigter, das Tiefbauamt, Abteilung Straßenunterhaltung bzw. eine richtige sozialistische Tageszeitung.
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Seitenzahl: 15
Tom Schulz
Weddinger Vorfahrt
SuKuLTuR
2014
BERLINER BILDSTÖRUNG
„Schweine“ rufen zwei Grundschulmädchen, die auf der Straße an mir vorbeigehen, direkt auf meiner Höhe, und lachen kurz darauf los. Was hat das zu bedeuten, frage ich mich. Ein Bekannter aus Köln schrieb mir kürzlich, ich solle nicht ersticken am Zuwanderungsstrom, der immer mehr in die Stadt dränge. Ich finde die Stadt wie eine veränderte Geliebte. Etwas zwischen uns hat sich abgekühlt, empfindlich nach so vielen Jahren. Sie trägt jetzt anderes Parfum für die, denen sie schöne Augen macht.
In einem Modegeschäft in der aufgetakelten Friedrichstraße, gleich neben dem Lafayette, liegt in der gesamten Auslage, wo sonst knapp geschnittene Kleider hängen, ein arty-und-catchy Robert Wilson Buch. Was hat das zu bedeuten, frage ich mich zäh. Ein Altpapiersammler in der U-Bahn, abgerissen, wie ich nicht sagen würde, liest in einem frischen BMW-Katalog. Auch das gehört zu dieser Stadt. „Schweine.“
Auf dem Alex, vor der Skaterstrecke am Burgerking. Ein Typ um die zwanzig sagt zwei schwedischen Mädchen, daß er mit Ihnen ins Bett will (in weniger gehobenem Deutsch) und zwar möglichst sofort. Die Mädchen kichern. Er wiederholt sein Angebot mehrmals, eindringlich. Ich verlasse die Situation, ohne den Ausgang zu erfahren und sehe den Kampf einer Rentnerin mit einem leeren Einkaufsbeutel, braun mit schwarzen Punkten, der seit den fünfziger Jahren ihr Freund gewesen sein muß. Sie versucht ihn mit Füßen auf ein Stück Rasen an einem Fahrradweg zu bugsieren, aber es mißlingt ihr mehrmals. Sie tritt und tritt, aber er will sich nicht von ihren Füßen lösen. Dann flucht sie und läßt ihn auf dem mit roten Kunststeinplatten ausgelegten Fahrradstreifen liegen. „Schweine“.
Der Antiquar meines erweiterten Vertrauens, dem sie bereits zum zweiten Mal die Scheibe eingeschlagen haben, und das mitten im LSD-Kiez,