Weibliche Übernahme - Ulrike Posche - E-Book

Weibliche Übernahme E-Book

Ulrike Posche

3,9

Beschreibung

Sie haben nie Management studiert und leiten doch Konzerne. Sie wurden nie in ein Parlament gewählt und machen dennoch große Politik. Ulla Berkéwicz, Friede Springer oder Chantal Grundig kamen auf politisch unkorrekte Art an die Macht: Sie haben reich geheiratet und dann geerbt.

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LESEPROBE

Posche, Ulrike

Weibliche Übernahme

Wie Frauen in Deutschland sich die Macht nehmen

LESEPROBE

www.campus.de

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2004. Campus Verlag GmbH

Besuchen Sie uns im Internet: www.campus.de

E-Book ISBN: 978-3-593-40430-1

|7|Vorwort

Im Namen des Herrn

Wenn die Zeiten schwierig werden, so heißt es, dann müssen die Frauen ran. Nach Kriegen, Flauten, nach verpatzten Siegen – im Mittelalter oder beim Fußball. Kommt die Sache ins Rutschen oder Trudeln, sollen Frauen es wieder richten. So hat eine Frau einst die Postkutschen durch den 30-jährigen Krieg manövrieren müssen. Margaret Thatcher hat England gerettet und Anke Engelke die Late Night. Und elf andere haben uns zum Fußballweltmeister geschossen, nachdem die Männer das vergeigt hatten. Heute sagen manche bereits, Deutschland liege so schrottreif am Boden, dass nur eine Bundeskanzlerin den Karren wieder flottkriegen könne. Irgendwie hat sich wohl die Betriebstemperatur im Land verändert. Frauen übernehmen das Ruder – neuerdings ist alles denkbar. Doch glücklich sind darüber längst nicht alle. Die weibliche Übernahme wird auch als feindliche Übernahme empfunden. Sie ist wie ein Gespenst, das plötzlich umgeht, wie ein Luftzug, von dem niemand weiß, wie er entstanden ist, ein Gefühl, ein vager Nebel.

Im Sommer 2003 bekommt das Wabern schließlich einen ersten Namen und viele Gestalten: »Männerdämmerung« heißt es nun. Und lässt nichts Gutes ahnen. Frank Schirrmacher, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, beschreibt unter dieser Schlagzeile, wie die Gesellschaft offenbar gerade dabei ist, die Macht neu zu verteilen. Er hat herausgefunden, dass »die entscheidenden Produktionsmittel zur Massen- und Bewusstseinsbildung in Deutschland« inzwischen in der Hand von Frauen liegen. Mit komplizierten, »zuweilen von höfischen Intrigen begleiteten Strategien« hätten sie mehr oder minder deutlich die Zuständigkeit für »gewaltige Komplexe der Bewusstseinsindustrie übernommen«.

|8|Natürlich löst der provokative Bericht in anderen Zeitungen und Nachrichtenmagazinen Empörung aus. Einerseits beginnt nun wieder die übliche Debatte darüber, dass Frauen in Führungspositionen bis heute tatsächlich unterrepräsentiert seien. Dass sie »deutlich weniger« verdienten (Tagesspiegel) und sich die machtentscheidenden »Alpha-Jobs« (Süddeutsche Zeitung) noch immer weitgehend in den Händen der Alpha-Männchen befänden. Auf der anderen Seite melden sich gleich die zu Wort, die vor den Gefahren eines ausufernden, unqualifizierten Matriarchats warnen wollen.

Wie die Fresken an der Rialto-Brücke einst den flanierenden Venezianer zusammenzucken ließen, so lässt die Vorstellung, es könnten breitflächig Alpha-Weibchen aus dem Boden schießen, Bodensee-Dichter, Karrieristen und FAZ-Redakteure zucken und mahnen. Urängste versammeln sich unter deutschen Dächern und deutschen Hirndeckeln. Männerdämmerung und Matriarchat – das hört sich in deren Ohren an wie ewige Bleikammer und lauwarme Milch. Herren, die sich einst um Quoten und Frauenförderung verdient gemacht haben, fürchten nun das Zuviel an weiblicher Machtfülle. Fürchten diese so, wie die Venezianer einst jenes Fresko fürchteten: das Bild einer Vagina mit Zähnen.

Schirrmachers Artikel schürt diese Ängste. Und er erzeugt nicht nur bei denen, die bislang die Produktionsmittel zur Bewusstseinsbildung in der Hand gehalten hatten, lustvolle Schauder. Denn als der Journalist aufzählt, um wen es sich bei diesen Frauen, bei dieser »Akkumulation weiblicher Macht« handelt, da stellt sich selbst bei den Wohlmeinenden eine gewisse Skepsis gegen die vermeintlichen neuen Machthaberinnen ein: »Eine Telefonistin, ein Kindermädchen, eine Schauspielerin und Schriftstellerin und eine Stewardess definieren das Land«, so schreibt Frank Schirrmacher. Gemeint sind Liz Mohn, deren Willen inzwischen der Bertelsmann-Konzern untersteht, einer der größten Medienkonzerne weltweit. Friede Springer, Eigentümerin des mächtigen Springer-Verlags. Ulla Berkéwicz, neue Herrin des Suhrkamp Verlags in Frankfurt. Schließlich noch Sabine Christiansen, die den wichtigsten politischen Salon führt, die Talkshow am Sonntagabend. Von Letzterer einmal abgesehen, so handelt es sich bei den erwähnten |10|Frauen um Gattinnen von Unternehmern und Firmengründern. Sie sind allesamt keine gelernten, allenfalls gefühlte Unternehmerinnen ihres Fachs. Und sie sind nicht die Einzigen. Wenn man sich umschaut, dann findet man neuerdings Frauen, die durchaus mit Erfolg die Sache ihrer Männer weitertreiben. Frauen, die sich im Namen ihres Herrn hervortun. Sei es als Hüterin oder Macherin. Als Managerin oder Generalinterpretin.

|9|

»Eine Telefonistin und ein Kindermädchen definieren das Land.« Ähnlich wie Frank Schirrmacher fürchten viele die neue Macht der Frauen in Deutschland.

|10|Eine unberechenbare Power geht von diesen Frauen aus. Sie ist manchmal willkürlich und irrational. Sie vollzieht sich nicht überfallartig, sondern evolutionär. Sie entzieht sich jeglicher Managersystematik und ist risikoloser als jede Fusion. Sie entwindet sich aus allen Förderprogrammen, jedenfalls den offiziellen. Bei jenen Frauen, die es an die Macht und in die Medien schaffen, handelt es sich nämlich eben nicht um die Abgängerinnen der Privatuniversitäten, um die mit den Diplomen. Um Aufsteigerinnen mit artigen Blusenkragen überm Business-Anzug. Der Dresscode der wirklich einflussreichen Frauen in Deutschland pendelt sich irgendwo zwischen Rena-Langes-Goldknopf-Ensembles und der Damenmode von Escada ein, weil es die schließlich auch in Potsdam, Gütersloh und Bad Homburg gibt. Die wirklich wichtigen Frauen in Deutschland sind Damen im Schneiderkostüm. Sie sind nahezu im Bellheim-Alter, schwenken ihre Goldpfeil-Taschen und lassen sich fast alle unter dem düsteren Begriff »Witwe« fassen. Einem bösen Wort mit einschlägigen Assoziationen.

Die wirklich mächtigen Frauen haben an keiner Universität studiert und lenken doch Konzerne. Sie haben nie ein Parlament betreten und machen dennoch große Politik. Unter ihren pastellfarbenen Kostümen, ihren dunklen Kaschmirmänteln paaren sie emotionale Intelligenz mit Machiavelli, ganz intuitiv. Es sind Frauen, die an ihren verblichenen Gatten wuchsen und lernten. Oft hätten sie nicht nur vom Alter her deren brave Töchter sein können – so willig, wie sie deren Werte übernahmen.

Sie machen ihren Doktor nicht in Harvard und nicht bei Humboldts um die Ecke. Sie kriegen ihn geschenkt, verliehen, nachgereicht und dargebracht. Manche haben ja nicht einmal das Abitur. Die sind wie Pallas Athene in der griechischen Sage dem Kopf des |11|Zeus entsprungen und waren plötzlich da. Ihre Karrieren sind deshalb keineswegs selbst gemacht. Sie haben sie völlig unzeitgemäß, geradezu zeitgeistwidrig machen lassen. Haben zugeschaut, abgeguckt und dann übernommen. Sie haben einfach geliebt, geheiratet, geerbt. So gesehen ist deren Karriereplan – höfische Intrige hin oder her – der wirkliche Königsweg zur Macht. Doch diesen Aspekt hat Frank Schirrmacher fein außer Acht gelassen.

Es ist der Weg, den Elfriede Riewerts und Elisabeth Scholz, geborene Beckmann, gingen, bevor sie zu Friede Springer und Liz Mohn wurden. Es ist die Methode der Schülerin Gloria von Schönburg zu Glauchau. Die war ein junges Mädchen mit Hang zum Dolce Vita, zur Kunst und zum Reisen. Mit 30 ist sie Witwe und Managerin eines fürstlichen Unternehmens. Die schöne Ursula Berkéwicz aus Hanau will bloß Dichterin bei Suhrkamp sein – und ist heute Oberhaupt jenes vornehmen Literaturverlags. Johanna Quandt ist die Frankfurter Vorzimmerdame des erblindenden Chefs und dessen Vorleserin. Nach seinem Tode gehört ihr BMW. Brigitte Seebacher aus Twistringen schreibt anfangs ehrgeizig an den Reden Willy Brandts und besteht nach dessen Tod auf dem Erinnerungsmonopol sozialdemokratischer Geschichte. Eske Nannen hatte bereits als Eske Ebert darüber nachgedacht, wie man Kinder zu Künstlern macht, doch erst als »Frau von Henri Nannen« bekommt sie in Emden die Chance, ihre Idee auch umzusetzen.

Dieses Buch versammelt einige jener »weiblichen Übernehmerinnen« und beschreibt deren unterschiedliche Lebenswege. Und so unähnlich, wie sich diese Frauen in vielem sein mögen, sie haben wenigstens zwei Eigenschaften gemeinsam: den Mut, in übergroße Schuhe zu steigen, und die Zähigkeit, in diesen nicht zu stolpern. Oder jedenfalls nur selten.

Manche der hier dargestellten Frauen sind – keine Frage – von der Mätresse zur Matriarchin aufgestiegen. Vom Mädchen zur Milliardärin. Andere haben sich mit ihren späteren Gatten erst in der gemeinsamen Aufgabe gefunden. Sie alle aber waren das Altersglück großer Herren, bedeutender Männer, manchmal gottähnlicher Figuren. Jedenfalls mögen es einige so empfunden haben. Sie waren nie die erste, aber immer die letzte Frau des Patriarchen. Und wurden |12|zu Hüterinnen und Bewahrerinnen von deren Vermächtnissen. Manchmal sogar bereits während der Ehe. Die griechische Mythologie besagt, dass die Kopfgeburt Pallas Athene dem Göttervater Zeus näher war als alle Söhne im Olymp. Zum Dank, so heißt es, habe Zeus nach ihrer spektakulären Geburt goldenen Regen auf sie fallen lassen. Es muss doch für einen Mann ein schönes, ein beruhigendes Gefühl sein, wenn er die Hände kennt, in die sein Nachlass fällt. Oder, wie es Ulla Berkéwicz, die Witwe des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld, einmal kokett formulierte: »Wer könnte das, was einer geschaffen hat, besser verstehen und sinngemäß weiterführen als die Person, mit der er gelebt, die er geliebt hat?« Ja, wer eigentlich?

Schon immer neigten große Unternehmer dazu, das Erschaffene in der Familie zu belassen. Es ist der Traum vom funktionierenden dynastischen Prinzip: Der Sohn soll die Firma übernehmen. Und er soll alles genau so machen wie der Vater. Viele Unternehmer träumten davon, als Begründer einer solchen Dynastie unsterblich zu werden. Und wer kann einem Patriarchen diesen Traum schon verdenken? Aber oft kam und kommt es ganz anders. Der Sohn will Arzt werden oder Künstler. Der Sohn taugt nicht für den Job. Der Sohn stirbt früh. Viel zu oft wird das klassische dynastische Zerfallsprinzip – die erste Generation baut auf, die zweite verwaltet, die dritte richtet es zugrunde – durch die Geschichte belegt. Es gibt Fälle genug, in denen den Söhnen das Erbe der Väter zur Last wurde.

Ist es da nicht ideal, wenn die Witwe das Erschaffene nach seinem Willen weiterführt? Im Idealfall weiß sie doch am besten Bescheid. Sie kennt Details, Bücher, Personalien und hat nicht den Ehrgeiz, sich gegen den »Alten« profilieren zu müssen. Die Nachfolge eines Unternehmens qua Gattin zu regeln, erscheint unter diesem Aspekt betrachtet als durchaus logisch. Und selbst dann, wenn man die Dinge so lakonisch nimmt, wie der Würzburger Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger: »Unternehmungen sind wie Schneeverwehungen«, sagt Wenger, »sie bauen sich auf und sie bauen sich ab.«

Vor allem in der Krise, behauptet der amerikanische Psychologe Daniel Goleman in seinen Büchern, sei die wichtigste Aufgabe einer Führungskraft die »emotional intelligente Führung«. Mitarbeiter intuitiv |13|verstehen, auf sie eingehen, sie motivieren. Das hört sich nach den Eigenschaften an, die Geschlechterforscher üblicherweise weiblichen Führungsfiguren zuschreiben. Also teamorientiert arbeiten, statt zielorientiert, und Verantwortung delegieren. Außerdem klingt es immer ein bisschen so, als wären weibliche Chefetagen reine Kuschelgruppen. Auf diese emotional-intelligente Weise, so Goleman, ließe sich schließlich sogar der Gewinn steigern. Ganz neu ist seine Erkenntnis nicht. Denn eine irritierte Gesellschaft hat den Frauen schon immer gern die wirtschaftliche Macht übertragen.

Eine begabte Gattin wird ihr Erbe nie als Last verstehen. Sie wird es als Herausforderung nehmen, als Marschbefehl, als Kampfauftrag. Und natürlich wird sie versuchen, das Beste daraus zu machen. Wie jeder männliche Manager auch. Manche von denen kommen bekanntlich als propere Kerle, schwenken wichtig den Zylinder und sind schon nach einem lauen Winter weggetaut. Weiblichen Übernehmerinnen graut es vor solchen Wichtigtuern. Stümpern, die das Werk ihres Herrn beschädigen. Hasardeuren, die dessen Gewinne verspielen und die Siege seinen Feinden überlassen. Diese Frauen werden alles daransetzen, solchen nicht das Feld zu überlassen. Wer das nicht durchschaut, dem ist die Macht der Witwe nicht geheuer.

Es ist noch nicht ausgemacht, dass angelernte Ehefrauen erfolglosere Bosse sein müssen als die zähnefletschenden Wunderknaben aus der Middelhoffsommerschrempphaffa-Riege. Es ist nicht bewiesen, dass unterschätzte Witwen und ambitionierte Gattinnen schlechtere Führungskräfte sind als die, die ihre Männer einst einstellten. Es gibt sie ja noch nicht so lange! Nicht gesagt, dass sich mit emotionaler Intelligenz nicht klügere Entscheidungen treffen lassen. Einiges spricht für das Gegenteil. Auch dafür vielleicht, dass männliches Systemdenken im Moment auch nicht viel weiter führt als weibliche Empathie.

Ja, es ist so, wie der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher es im Sommer 2003 beschrieben hat: Frauen übernehmen die Macht. Miss Bertelsmann und Frau Axel Springer besitzen die Produktionsmittel über große Teile unserer Bewusstseinsbildung. Sie tragen ihre Macht noch mehr oder weniger dezent wie Damenpistolen in ihren Kelly-Bags. Doch irgendwann, vielleicht sehr bald, werden sie womöglich |14|losschießen und ganz Deutschland verändern. Sie werden den Weg frei machen für die Nachfahrin Helmut Kohls, für Angela Merkel. Sie werden Schirrmachers befürchtete Männerdämmerung aufs Höchste beschleunigen.

Am Ende nämlich bringen dann ein hessisches Bürofräulein, ein Kindermädchen von der Insel Föhr und eine Telefonistin aus Wiedenbrück eine Pastorentochter aus der Uckermark ins Kanzleramt.

|15|Der Platz der himmlischen Friede

Was sich hinter ihrem Lächeln verbirgt, wusste wohl nur der Herr Springer

Am 3. Oktober des Jahres 1773 kommt in Oldsum auf Föhr der berühmte Grönlandfahrer und Walfänger Broder Riewerts zur Welt. Er ist das dritte von sieben Kindern. Mit 14 Jahren wird er erstmalig als »Dreng«, als Schiffsjunge, in den Logbüchern geführt, und mit 22 ist Broder Riewerts das, was vor ihm schon der Vater und die Vorfahren waren: Kapitän und Commandeur in »Den Kongelige Grønlandske Handel«. Es ist die dänische Gesellschaft der Grönlandfahrer, einer Walfangflotte unter Segeln.

Vor Spitzbergen im Eismeer jagen die Föhringer Walfänger, wie auch die Syltringer und Borkumer, mithilfe von Harpunen und schwankenden Schaluppen die bis zu 24 Meter langen Bartenwale, die Grönlandwale, Weißwale und den Narwal, den sie »Einhornfisch« nennen. Monatelang sind die Jäger manchmal auf See, bevor sie mit Fässern voller Speck, Schwarten und Tran durch die Eisgebiete zurück in ihre Häfen vor der dänischen Küsten pflügen. Es ist ein gefährlicher, ein rauer Beruf. Broder Riewerts kennt es nicht anders. Niemand auf Föhr kennt das anders. Bei jedem Walfang bleibt einer auf See, ertrinkt oder stirbt an Skorbut. Das Leben an Land findet in jenen kurzen Abständen zwischen den Beutezügen statt. Das Leben, und manchmal auch das Sterben.

Im Juli 1796 mustert Riewerts in Altona auf der »Johanna Friderica« ab und schlägt sich mit einem Schiffer durch zur Insel Föhr. Am 3. August desselben Jahres, so besagt es das Kirchenbuch von St. Laurentii, wird Kapitän Broder Riewerts »zu Hauße« mit Kerrin Ketels aus Dunsum »copuliret«. In 16 Jahren bringt Kerrin sieben Kinder zur Welt, bei der Geburt des achten stirbt sie. Broder heiratet erneut, drei Kinder folgen. Dann stirbt auch die zweite Frau mit nur |16|30 Jahren. Mit Tatt Früdden, seiner dritten Frau, lebt Broder Riewerts dann noch 34 Jahre unterm Reetdach.

1 200 Nachkommen des Walfängers leben um 1990 in aller Welt. Fast 500 davon in den USA, in Kanada, Südamerika, in Australien und Dänemark. Und eine von ihnen lebt heute in Potsdam: Friede Springer, ursprünglich Elfriede Riewerts, am 15. August 1942 in Oldsum auf Föhr geboren, Tochter des Rosen- und Baumschulen-Gärtnermeisters Erich Riewerts und seiner Frau Elise, Urururenkelin des Walfängers und Commandeurs Broder Riewerts; Inselkind, Herrscherin über die mächtigste Bewusstseinsmaschine Deutschlands, größte Zeitungsverlegerin Europas. Wie sehr muss der zu Legenden, Sagen und Vorsehungen neigende Großverleger Axel Cäsar Springer die Geschichte der Vorfahren seiner fünften und letzten Frau geliebt haben!

Elfriede, kurz Friede genannt, ist das zweite Kind. Im Sommer 1939 hatten Erich Riewerts und Elise Hassold geheiratet, fünf Monate später kommt Christfried zu Welt, der erste Sohn. Zwei Jahre später folgt Elfriede. Dann Ingke, dann Nahmen Cornelius Riewerts und schließlich Erk Riewerts. Der Vater wird in Russland schwer verwundet. Nach dem Krieg betreibt er eine Gärtnerei.

Die Riewerts sind stets eine liberale Familie gewesen. Der Großvater habe sich nicht wie die anderen föhringischen Großbauern den Nationalsozialisten angeschlossen, sagt Friede einmal, sondern war – wenn auch nicht im Widerstand – so doch auf der anderen Seite geblieben, so laut es ging. Er war im Ersten Weltkrieg Adjutant eines Onkels des Grafen Lambsdorff gewesen. Der habe ihn zum Liberalen gemacht und unentflammbar für das faschistische Denken der neuen Zeit.

Hier, in dieser Familie, unter drei Brüdern, mit einer Schwester hat die friesisch-blonde Friede ihre Grundsätze für ein gelassenes Leben in Gottvertrauen gelernt und die Gewissheit eingesogen, dass auf jede Ebbe eine Flut folgt. Denn nirgendwo sonst ist man dem Himmel so nah wie auf den Nordseeinseln. Und nirgendwo sonst ist die Sehnsucht zur weiten Welt, nach dem »Drüben«, größer als hier. Doch wenn man es endlich bis in die weite Welt geschafft hat, dann ist das Heimweh zurück nach der Insel mindestens ebenso groß.

|17|Die junge Friede will aufs Festland, und sie will die Welt sehen. Nach der Volksschule geht sie in Ratzeburg und Hamburg weiter zur Schule und dann ins Hotelfach. Später arbeitet sie als Kinderpflegerin und gerät bald darauf in die Familie des Hamburger Medienzaren Axel Springer, genauer gesagt: in dessen vierte Familie.

Axel Springer! Dieser feine, elegante Mann mit den schönen Händen und dem noch schöneren Namen »Cäsar« zwischen dem Vor und dem Nachnamen hatte ausgerechnet sie, Friede Riewerts, anstellen lassen! Das war schon ein anderer Schnack als die Friesenköppe von der Insel. Dieser Mann war ein wirklicher Herr. Mit Chauffeur, mit Häusern, mit allem Drum und Dran. Wenn irgendwo in Deutschland irgendwer eine Zeitung in die Hand nahm, dann war sie meist von Axel Springer. Und auf einmal sitzt das Blondchen Friede im mondänen, schweizerischen Ski- und Nobelort Gstaad und hütet bei Springers vierter Frau Helga den jüngsten Sohn Raimund Nicolaus.

Sie muss das Gefühl gehabt haben, sehr weit gekommen zu sein. Es ist die Zeit, in der der Geiger Yehudi Menuhin allsommerlich mit seiner Familie in Gstaad einfliegt und dort Musikfestivals mit jungen Künstlern leitet. Die Zeit, in der Gunter Sachs mit Brigitte Bardot die Jeunesse dorée gibt. Es sind die 60er, und Friede trägt noch lange nicht die braven Röcke – »mehr als einen Saum breit über dem, was man trägt« –, die sie Jahre später auswählt. Nein, sie ist ein gut geformtes Gewächs der »Roaring Sixties«, wenn auch eher eines von schüchternem Naturell mit fein gezeichnetem Engelsgesicht, einem Schwanenhälschen und lockigem Haar. Sie spricht die bedächtige Sprache der Norddeutschen, und sie wäre Axel Springer, als er sie zum ersten Mal beim Familienbesuch in seinem Chalet trifft, durchaus als »Markenartikel aus Schleswig-Holstein« angenehm gewesen, wäre sie damals nicht so lebensfroh auf die Angebote der Skilehrer und Saison-Animateure des Touristenortes eingegangen. Jedenfalls hat Springer-Biograf Michael Jürgs herausgefunden, dass Axel das lockere Wesen umgehend entlassen ließ. Sie sei moralisch untauglich für die Erziehung des jüngsten Springer-Sprosses, habe der Ehemann seine Frau angewiesen. Dabei hat Friede ihn schon damals angehimmelt, den Vater. »Er war einfach ein Bild von einem |18|Mann«, sagt sie noch heute, ein Über-Mann – eine Art Mensch gewordener Einhornfisch. Aber nie hätte sie gedacht, dass so ein Mann sich für sie interessieren könnte, »es war wie ein unerreichbarer Traum«. War er eifersüchtig, als er sie entließ? Wollte er sie als Angestellte aus der Familie lösen, um sie als Frau erobern zu können? Das bleibt sein Geheimnis.

Sie jedenfalls zieht von Gstaad nach London, geht als Au-pair zu einer scheußlichen Familie, flieht weiter nach Madrid zu einer Freundin. Da ist der alte Frauenkenner Axel Cäsar ihr natürlich längst auf den Fersen. Denn schön war sie ja und »fleißig, folgsam, zäh, nie laut und zappelig. Und essen konnte sie, was sie wollte, sie blieb schlank und war stets zur Hand.« So schreibt es der Journalist Ben Witter später in der Zeit. Und nicht zu vergessen: Sie war 30 Jahre jünger als der romantische Jäger. Axel Cäsar Springer war durchaus eheerfahren. So hatte er eine frühe Ehe mit Martha (»Baby«) Meier hinter sich, mit Katrin, einer Boutiqueninhaberin aus Berlin, mit der Olympia-Reiterin Rosemarie und mit Helga, genannt »Mausi«. Die beiden letzten Frauen hatte er seinem guten Freund Horst Herbert Alsen ausgespannt. Erst Rosemarie, dann Helga. Springer hatte Schlag bei Frauen, er kannte alle Tricks. Er ließ der jungen Riewerts Blumen schicken, lud sie heimlich nach Sylt ein, auf seine Hausinsel. Er besuchte sie und die Eltern auf Föhr, machte Bellafigura und Sugar-Daddy. Sie war beeindruckt. So hatte noch nie jemand um sie geworben! Ganz Föhr war sprachlos. Eine neue Welt und Perspektive tat sich für sie auf, und die zog sie an und machte ihr zugleich Angst. »Darum habe ich das auch zuerst ganz weit von mir weggehalten. Aber er hat nicht lockergelassen.«

Es ist damals die Zeit der Studentenbewegung, der Krawalle und Demonstrationen. Und Axel Springer, Herr von Bild und Welt, ist Lieblingsfeind der jungen Wilden, die er für »langhaarige Affen« hält. »Haut dem Springer auf die Finger« steht damals auf jedem Bauzaun. Selbst der spätere Springer-Biograf gibt an, damals gegen den Meinungsmonopolisten und chronisch Konservativen in München auf die Barrikaden gegangen zu sein. Otto Schily, Joschka Fischer, die Schauspielerin Iris Berben und ihre Freunde haben damals unter »Enteignet Springer«-Spruchbändern demonstriert, wenn |19|nicht sogar Schlimmeres. Dies zu erwähnen ist wichtig, weil Friede heute mit allen dreien dicke ist und ausgesöhnt. Bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus ist sie Arm in Arm mit Joschka Fischer marschiert. Sie sagte: »Herr Fischer, das gefällt Ihnen doch bestimmt nicht.« Aber der grinste nur und winkte ab: »Ach, lassen Sie doch mal, Frau Springer.« Sie findet daran eigentlich gar nichts Besonderes. Menschen ändern sich nun mal. Und sie sei schließlich nicht nachtragend, bekennt sie in Interviews treuherzig.

So ändern sich mit den Menschen auch die Zeiten. Oder auch nicht. Obwohl Friede Riewerts damals so jung war wie die Demonstranten, die mit Steinen schmissen, wäre sie nie auf die Idee gekommen, Kritik an der Verlagspolitik ihres Über-Mannes und den Ausschreitungen seiner Blätter zu üben. Nein, nein, noch heute steht für sie fest: »Denen war ein Mann mit solchem Erfolg ein Dorn im Auge. Die APO meinte, er hätte zu viel Einfluss.«

Als der Student Benno Ohnesorg im Juni 1967 vom Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen und ein Jahr später der Studentenführer Rudi Dutschke angeschossen wird, heißt es selbst in den Kreisen des politischen Bürgertums: »Bild hat mitgeschossen.« Springers BZ ruft damals die »Anständigen« auf, Widerstand zu leisten gegen »das zügellose Treiben jener Jüngeren«. Springers Blätter taten, als wäre Bürgerkrieg. Bild titelte: »Studenten drohen: Wir schießen zurück«. Berliner Fußgänger wollten revoltierende Studenten am liebsten gleich »ab ins KZ« schicken. Gudrun Ensslin und Andreas Baader marschierten Anfang der Siebziger vor Springers Haustür in der Berliner Bernadottestraße. Drohanrufe drangen bis in Friedes Elternhaus nach Oldsum. Schließlich gibt es einen Bombenanschlag der RAF auf das Hamburger Springer-Verlagshaus. Es gibt Anschläge auf sein Kampener Privathaus und auf das Chalet, das er in Gstaad besitzt. Kein Wunder, dass die unpolitische, sanfte Friede da manchmal denkt: Worauf lass ich mich eigentlich ein?

Aber es gibt ja auch noch das schöne Leben mit ihm. Das auf Sylt, das an der Ostsee, wo er mit ihr im Mondlicht auf einer Bank in Travemünde sitzt und ihr ausmalt, was sich da oben im Haus beim Apotheker jetzt wohl beim Abendessen abspielt. Da lacht sie so, dass sie von der Bank fliegt. Ein toller Mann! Und tanzt so gern wie |20|sie. »Wir waren so glücklich miteinander, wir haben uns so gut verstanden – das war wunderbar.« Es passte, schwärmt sie, einfach alles. Oft durfte sie gar nicht aus dem Raum gehen, ohne dass er gleich fragte: »Wo ist die Kleine?« Bei Veranstaltungen saß die Freundin so, dass er sie jederzeit im Blick hatte, aber meistens in der zweiten Reihe. Er hatte Angst davor, dass die Zeit mit diesem Engelswesen, das ihn zu einem besseren Menschen machen würde, begrenzt war. Er war ja so viel älter. Wenn sie mit ihren Eltern telefonierte und er reinkam, musste sie schnell auflegen. Ihn machte das unruhig, eifersüchtig. Als sie einmal auf Reisen in Israel sind, macht sie sich Sorgen, weil sie nicht beim krebskranken Vater auf Föhr ist, und weint. Sofort wird er wütend und jähzornig. Es gefiel ihm nicht, dass sie an einen anderen dachte, wenn sie mit ihm war. Da wurde ihm ja ein Teil seiner Zeit genommen! Ihr macht das damals nichts. Heute denkt sie bedächtig und friesisch: »Jetzt könnte ich das gar nicht mehr so. So symbiotisch.« Sie hatte keine eigenen Freundschaften mehr. Sie übernahm einfach seine, allen voran Springers besten Mann, Ernst Cramer.

Cramer wurde 1913 im bayerischen Augsburg geboren. Die Familie war jüdischer Religion und wurde von den Nazis verfolgt. Cramer konnte Deutschland jedoch nach sechs Wochen im KZ Buchenwald 1939 verlassen. Er ging in die USA. Seine Familie wurde von den Nazis ermordet. Nach dem Krieg kam er als Offizier der US-Army nach Deutschland zurück und wurde Journalist. Axel Springer holte ihn 1957 in die Chefredaktion der Welt, später leitet Cramer das Verleger-Büro und wird Herausgeber der Welt am Sonntag.

Springer habe für die junge Frau die Rolle eines Vaters, eines Mentors und eines Liebhabers eingenommen, sagt Ernst Cramer, ohne dass diese drei Rollen sich jemals ins Gehege gekommen wären. Sie lebte fortan für Axel, und ihr fehlte nichts, so bekennt sie heute. Dass Springer keine Kinder mehr mit ihr will, weil er schon drei hat, ist ihr schwer. Dass er ihre Liebe nicht mit einem Kind teilen will, macht sie einzig. Sie beschließt deshalb, ihm das Opfer der Kinderlosigkeit für diesen Egoismus zu bringen.

Friede Riewerts verkörpert nicht nur den alten Grundsatz, der für jede föhringische Ehefrau galt: »Wohin du gehst, will ich auch gehen |21|.« Sie ist für Springer das Idealbild der hingebungsvollen, selbstlosen Frau an seiner Seite, wie aus den Mädchenromanen der dreißiger, vierziger Jahre entsprungen. Und sie sieht auch noch aus wie die hingebungsvolle Lara in der Verfilmung des Doktor Schiwago. Axel Springer ist tatsächlich verliebt. 1973 fährt er mit Freundin Friede zum Opernball nach Wien. Sie ist kostümiert wie eine Prinzessin mit Diadem und Collier und sitzt gehemmt, aber artig und ansehnlich in der Loge des Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Es ist eindeutig: Dieser Diamant muss noch Schliff kriegen.

Obwohl der Verleger kaum ohne sie sein kann, schickt er sie zur Welthandelsschule nach Kiel und zum Einkleiden nach Berlin. Er hält sie an, Englisch und Französisch zu lernen. Und drei Jahre später, auf dem Berliner Presseball, strahlt sie ihn schon viel selbstbewusster an zwischen Boxer Schmeling und Bundespräsident Carstens. Sie ist dünn, fast hager. Heute denkt man unwillkürlich: Wie Lady Di. Sie hat eine beinahe androgyne Ausstrahlung, geschlechtslos wie alle himmlischen Wesen. Und sie leuchtet auf den Fotos, die sie neben ihm zeigen. Für ihn ist sie Fügung und Bestimmung. Gemeinsam lesen sie in den Herrnhuter Losungen den Bibel-Sinnspruch des Tages und die Belehrungen. Der Verlag läuft indes wie von selbst. Milliarden-Umsätze werfen schöne Gewinne ab, die Axel Springer Großzügigkeiten ermöglichen – zum Beispiel schenkt er seinem Chefredakteur Peter Boenisch irgendwann ein Haus auf Sylt.

Dann nimmt er sie mit nach Amerika, in die Mayo-Klinik nach Rochester. Dort stellen die Ärzte fest, dass er eine Funktionsstörung der Schilddrüse hat und sein restliches Leben auf Tabletten angewiesen sein wird. Auf Tabletten und auf Friede. Denn fortan hütet sie die Medikamente in ihrer Handtasche, damit er die Einnahme nicht vergisst. »Aus der Kinderschwester wurde eine Hilfskrankenschwester«, schrieb Ben Witter. Und im Januar 1978 schließlich auch die fünfte Frau Springer. Auf einem Berliner Standesamt geben sie sich am 20. Januar das Ja-Wort. Da ist sie 35. Ernst Cramer ist einer der Trauzeugen. Es erscheinen keine Artikel darüber, keine Fotos. Axel Springer hat nicht einmal seine Kinder informiert. Nur in der Hamburger Morgenpost, die nicht zum Springer-Konzern gehört, findet sich eine winzige Meldung. Weil der geniale Zeitungserfinder |22|und Deutsche-Einheits-Prophet nie an Zufälle glauben wollte, ist anzunehmen, dass er den Hochzeitstermin astrologisch hatte prüfen lassen. Die Losung des 20. Januar 1978 lautete: »Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.« (Jesaja 53, 6)

Herr Springer ist jetzt auf dem rechten Weg. Als das Ehepaar im gleichen Januar im Jerusalemer »King David Hotel« absteigt, in dem Springer eine Wohnung besitzt, bemerkt der schweizerische Filmproduzent Arthur Cohn, ein Freund des Verlegers, dass Axel »seine Frau Friede manchmal Shalom nannte, was der hebräischen Übersetzung entspricht«. Shalom Friede, vor deinen Toren will ich stehen, du freie Stadt Jerusalem.

Sie zieht in kein Haus, in dem er früher mit einer anderen wohnte. Er hatte ja für jede Frau neue Häuser gebaut. Er liebte das, wollte nie in Hotels schlafen, nie in fremden Betten. Friede mag dieses ständige Umziehen nicht. »Noch eins?«, fragt sie entgeistert, wenn er wieder mit neuen Plänen kommt. »Aber Friede, das ist doch herrlich!«, meinte er. Er besitzt Häuser in Israel, im Londoner Stadtteil Mayfair und auf Sylt, in Hamburg am Falkensteiner Ufer und am Neuen Jungfernstieg, auf der griechischen Insel Patmos, in Holstein und Berlin. Nichts in ihrer neuen Umgebung war so proper staubgewischt, wie sie es bei ihren Eltern unterm Reet gehabt hatte. Alles war größer, protziger, verschlossener. Auf einmal hatte sie Personal. Sie muss sich gefühlt haben wie die Nachfolgerin von Rebecca de Winter auf Schloß Manderley im Roman Rebecca von Daphne du Maurier. Von allen Seiten beäugt und belauert, bestenfalls als harmloses Seelchen abgetan. Ähnliches vermutete Ben Witter: »In den Häusern, die dann abwechselnd ihr Zuhause bildeten, muss sie sich vorgekommen sein, wie vor Schaukästen der preußischen Geschichte, bis hin zu den Keksdosen.« Sogar Gemälde von Friedrich dem Großen hängen an den Wänden der »Villa Tranquilliati«. »Der Ruhe gewidmet«, so taufte Springer das Domizil auf der Wannseeinsel Schwanenwerder. Doch nach kurzer Zeit hält Friede die Sammeltassen beim Teetrinken bereits so, wie ihr Butler das für manierlich hält.

Die Friedrich-Gemälde schenkt sie später übrigens dem Museum.|24|Denn seine Preußen-Liebe ist so ungefähr das Einzige, was sie nicht mit dem gottgleichen Ehemann teilt. Ansonsten macht sie alles richtig, geht entspannt mit der Tatsache um, dass es Vorgängerinnen gibt, versteht sich mit den Kindern und den Enkeln gut. Nie ist sie eifersüchtig auf seine Männerfreunde, stets ist sie heiter zur Stelle. »Die Beständigkeit, mit der die Flut das Watt überspült, hallt wider im Naturell der gebürtigen Friesin«, rühmt sie ein Hausschreiber.

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»Wo ist Friede, wo ist meine Kauffrau?« Axel Springer will nicht mehr ohne seine junge Frau sein.

|24|Friede lernt nun die große Welt kennen. Rockefeller, Richard Nixon, Henry Kissinger, sie alle gehen ein und aus. Der Cellist Mstislaw Rostropowitsch gibt Konzerte in den Festsälen auf Gut Schierensee in Holstein, einem Barockanwesen. Unter den küchengroßen Ölbildern des Katharinensaals und der verschiedenen Salons sind hier noch russische Dissidenten und amerikanische Diplomaten zu Gast, sogar die Queen ist mal zum High Tea bei den Springers. Friede, schüchtern, wie sie nun einmal ist, sitzt anfangs bescheiden und meistens still dabei und beobachtet die Leute. Nur im kleinen Kreis, so erinnert sich der frühere Bild- und Welt-Chefredakteur Peter Boenisch, einst Darling des Verlegers, habe sie ihm auch schon mal widersprochen. Nie habe sie nur in Ehrfurcht verharrt. Ob scheu sein in ihrer Welt überhaupt möglich sein könne, fragt ein Interviewer sie einmal. »Ich bin es. Das ist vielleicht ein Hindernis. Aber ich kann mich ja selbst nicht ändern«, antwortet sie. Sie ist unauffällig, sie ist gleich bleibend und natürlich freundlich. Eine »Poesiealbum-Gestalt«, schreibt die Journalistin Jutta Voigt.

Aus der Hausfrau mit dem Medikamententäschchen wird nun Axels Kauffrau. Als wäre es selbstverständlich, so sitzt sie nach der Hochzeit mit ihm in den Geschäftskonferenzen dieser Gründerzeit-Herren. »Wo ist Friede, wo ist meine Kauffrau? Vorher fange ich nicht an«, pflegte er zu sagen, wenn sie sich verspätete. Immer saß Friede in Sichtweite und beobachtete die Menschen um ihren Über-Mann. Wer war ihm gut? Vor wem musste er sich in Acht nehmen? Hinterher hat sie ihm ihre Beobachtungen referiert, ein gutes Kind. Sie hatte ein Gespür für Menschen. Er hatte vor allem ein Gespür für sich selbst. »Axel Springer war ein Mensch, der immer jemanden suchte, der ihn wirklich versteht. Er wurde oft enttäuscht. Und er glaubte, dass er so jemanden in Friede Riewerts gefunden hat«, erinnert |25|sich Axel Springers engster Vertrauter Ernst Cramer, der heute natürlich Friede Springers engster Vertrauter ist. Einerseits wollte der Egomane die Frau für sich, auf der anderen Seite wollte er, dass sie führend sein sollte bei den Entscheidungen nach seinem Tod. Also nimmt er sie mit, macht sie schlau, weiht sie ein.

Sie weiß, wer in seinem holzgetäfelten Büro im 19. Stock des Springer-Hauses zum Rapport muss, wer gelobt wird, wer geschasst. Sie kennt die Zahlen, die Projekte des Verlages und hat dessen vier Essentials – Aussöhnung mit den Juden, Ablehnung von politischem Totalitarismus, Verteidigung der Marktwirtschaft, Wiedervereinigung – schon nach kürzester Zeit im Blut. Die Männerbünde, die den Verlag sowohl in Hamburg wie auch in Berlin beherrschen, durchschaut sie rasch, weiß, wer wem mafiös ergeben ist oder auf Vendetta sinnt. Axel Springer ahnt wohl, wie schwer sie es eines Tages haben würde, sein Schiff durch die Wetter zu steuern. Doch glaubt er fest, dass die Urururenkelin des Grönlandfahrers und Walfängers Broder Riewerts das kann. Die Suche nach einem Nachfolger stellt er jedenfalls ein, nachdem er Friede erlebt hat.

Springers Sohn Axel, der unter dem Namen Sven Simon eine erfolgreiche Fotoagentur aufgebaut hatte, nahm sich fast genau zwei Jahre nach der Hochzeit des Vaters das Leben. Auf einer Bank hoch über der Elbe schoss er sich am Morgen des 3. Januar 1980 in den Kopf. Er hinterließ zwei Kinder aus seiner Ehe mit Rosemarie. Sven Axel, genannt »Aggi«, und Ariane. Springers älteste Tochter Barbara Choremi, geschiedene Scharlach, lebte längst zurückgezogen vom Berliner Presserummel in der Schweiz oder in Amerika. Sie hatte verschiedene Ehen ausprobiert und zwei Kinder zur Welt gebracht. Raimund Nicolaus, der Sohn, den Friede einst hütete, ging zum Lernen nach London und hasste seine neue Stiefmutter, die einst sein Kindermädchen war. Er lernte dort nicht nur Erlaubtes, sondern, so Springer-Biograf Jürgs, auch »bunte Welten, die man sich gerade dort kaufen kann, wenn man die richtigen falschen Leute kennt«. Dann trifft ihn eine Krebserkrankung. Er überwindet sie, doch als Nachfolger des großen Axel ist der jüngste Sohn untauglich. Schließlich wird der Enkel Aggi, der letzte Hoffnungsträger des Verlegers, im Jahr 1985 von ehemaligen Mitschülern aus seinem Zuozer |26|Internat entführt und erst gegen Lösegeld wieder freigelassen. Drei furchtbare Ereignisse in zwei Jahren. Sie schwächen den Verleger, machen ihn wund und dünnhäutig. Er ist ja selber krank.

Als sein unglücklicher ältester Sohn, mit dem er am Ende doch noch Großes vorgehabt hatte, sich das Leben nahm, da habe er auch dem Vater das Leben genommen, glaubt Peter Boenisch. Sein Reich war vergangen, verloren. So wird das Wechselspiel zwischen seinen Stimmungen, himmelhoch glücklich und tief betrübt, immer ausgeprägter. Und immer öfter muss Friede das ausgleichen. Viele halten sie in jener Zeit allenfalls für seine Pflegerin und Betschwester. Und behandeln sie auch so. Dabei geht sie längst allein mit Perlenkette und glatt geföntem Kurzhaar in die Sitzungen der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats.

Besser, man wird unterschätzt als überschätzt, denkt sie und weiß: »Ich bin ein Produkt Axel Springers. Er hat mich geschaffen und gemacht.« Nicht mehr und nicht weniger.

Im August 1985 machen sie zum letzten Mal gemeinsam Ferien im schweizerischen Klosters. Er hat Probleme mit dem Herzen, dem Gehen, der Schilddrüse und den Abwehrkräften des Körpers. Er liest religiöse Bücher und die Bibel. Sie liest ihm Gedichte vor, Rilke, Claudius, was man so liest. Als es ihm immer schlechter geht, chartern sie ein Flugzeug und fliegen von Zürich nach Berlin. Dort tagt am 4. September der Aufsichtsrat. Schon da ist sie vor ihm im Haus, für alle Fälle, die Sitzung steht er kaum durch, zittert am ganzen Körper, leert ein Glas Champagner auf die Zukunft des Hauses, verabschiedet sich von allen treuen Weggefährten, dann kehrt er zurück nach Schwanenwerder, legte sich hin und steht nie wieder auf. Er wird zusehends schwächer. Er weiß, dass der Tod kommt.

Am 21. September bringt sie ihn ins Martin-Luther-Krankenhaus. Als Friede ihn dort am nächsten Tag besucht, erschrickt sie schon in der Tür: »Ich wusste beim ersten Blick, dass Axel diesen Tag nicht überleben wird. Das war eine furchtbare Erkenntnis.« Sie liest ihm die Losung vor: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.« (Joh. 11, 25) Er lächelt. »Es könnte nicht besser sein!«, sagt er, bevor sein Herz aufhört zu schlagen. Mit Elektroschocks bringen die Ärzte ihn noch |27|einmal zurück, aber »seine Beine und Hände sind kalt«. Viele Stunden sitzt sie bei ihm auf der Intensivstation, »bis sein Atem ganz langsam zu Ende ging, bis sein Leben verhauchte. Es hatte sich vollendet.« So schreibt sie es in einem Gedenkbuch, an dem viele mitwirken. Die Freunde dem Freund, heißt es, sie gibt es ein Jahr nach seinem Tod heraus.

Der Verleger, der »zukunftsträchtige Träumer und praktische Visionär«, wird auf dem Friedhof am Nikolassee beigesetzt. Die Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche ist pompös wie bei einem Staatsbegräbnis. Kanzler Kohl, Jerusalems früherer Bürgermeister Teddy Kollek und Eberhard Diepgen würdigen den toten Verleger. Sollen sie reden! Für Friede Springer bleibt er für immer präsent. »Wenn ich träume, dann träume ich von ihm. Wenn ich eine Entscheidung fällen muss, denke ich an ihn und frage: Wie würde er entscheiden?« Alle Männer, die sie ab sofort kennen lernen würde, dessen war sie gewiss, müssten es sich gefallen lassen, an Axel gemessen zu werden. Es wird ein gutes Jahrzehnt dauern, bis sie einen findet, der sein Format hat.

Sie habe nie eine überragende Frau werden wollen, vertraut sie dem Journalisten Ben Witter drei Jahre nach Springers Tod an, aber von dem Moment an, als sie allein war mit seinen Häusern, dem Milliardenvermögen, den Verlagsaktien, habe sie ausschließlich bewahren, pflegen und mitdenken und ihr Erbe verteidigen wollen, »so wie es geschrieben steht, schwarz auf weiß. Mit der Verpflichtung, es immer hochzuhalten.« 13200 Angestellte hat der Springer-Konzern zu jener Zeit und einen Jahresumsatz von knapp 3,5 Milliarden Mark. Vom Abend des 22. September 1985 an ist Friede Springer deshalb unter Beobachtung der Wölfe.

Axel Springer hinterlässt seinen sieben Erben einen bedeutenden Teil eines international verstreuten Verlagsimperiums mit Zeitungen wie dem Millionenblatt Bild; mit Welt, Welt am Sonntag, Bild am Sonntag bis Lübecker Nachrichten; mit Hörzu und Journal für die Frau, mit Buchverlagen und Druckereien, Fernseh- und Hörfunkbeteiligungen von Antenne Bayern bis Radio Regenbogen; von Studio Hamburg bis SAT.1.

Der Erbschein vom 20. Januar 1986 bestimmt die fünfte Frau |28|Springer, Büroleiter Ernst Cramer und Aufsichtsrat Bernhard Servatius zu Springers Testamentsvollstreckern. Sie sind die Geschäftsführer der Axel Springer GmbH, die als Komplementärin die Geschäfte einer Familienholding, der Gesellschaft für Publizistik, führt. Wie viele andere hatte auch Springer gemeint, sein Lebenswerk über eine Familienholding erhalten zu können. Von Stiftungen hielt der Unternehmer nichts. »Stiftungsverwaltungen haben nur eins im Sinn: den Besitz zu wahren und das Risiko zu scheuen.«

Friede fallen zunächst 66,7 Prozent der Familienholding zu. Den Rest teilen sich Barbara, Raimund, Ariane, Aggi, Servatius und Cramer. Die beiden Letzten als Treuhänder für begrenzte Zeit. Friede ist Haupterbin, eine, die mehr bekommt, als es der gesetzlichen Erbfolge entspricht. Aber sie befindet sich in einer Gemeinschaft mit Springers Nachfahren aus den anderen Ehen, und sie kann auch nicht frei walten, sondern muss sich mit den beiden anderen Testamentsvollstreckern, Servatius und Cramer, abstimmen. Zusammen kontrollieren sie nach Springers Tod nur 26,1 Prozent der Springer-Aktien, was zu wenig ist, um den Verlag zu regieren.

Friede Springer ist 43 Jahre alt, und sie glaubt, ziemlich genau zu wissen, »wie das alles läuft«. Nach Springers Tod sei deshalb der Einstieg ins Geschäft für sie keinesfalls ein Sprung ins kalte Wasser, sagt sie. Wie ihr Mann so unterschätzt auch sie dabei die Kränkungen und Eifersüchteleien, die in Erbengemeinschaften und Familien lauern und gären und erst mit der Zeit aufplatzen wie eitrige Geschwüre. Alle glücklichen Familien seien gleich, sagt Leo Tolstoi, nur die unglücklichen unterscheiden sich. Die Springers sind eine unglückliche Familie. Vielleicht hatte das Inselkind Friede als Einzige Glück mit diesem Caesaren Springer, der es am Ende trotz tüchtiger Berater und Juristen, trotz Bibelkunde und Astrologie nicht verstanden hatte, seinen Clan und seinen Nachlass störungsfrei zu ordnen. Alle, so denkt sie, müssten doch einzig das Ziel haben, sein Werk zu erhalten! Aber so ist es nicht. Manche denken allein ans Geld. Andere versuchen nun, sie zu zerren, zu beeinflussen, sie war schließlich nur »sein Kindermädchen«, und im Trauerjahr ist sie noch weich und biegsam. Auch ist lange nicht ersichtlich, wohin sie überhaupt will.

|29|Also positionierten sich die Wolfsrudel innerhalb und außerhalb des Verlages und beginnen mit ihren Machtkämpfen. Die Großaktionäre Leo Kirch (10 Prozent), die Brüder Franz und Frieder Burda (24,9 Prozent) versuchen Einfluss zu nehmen, ihre Herrschaftsräume im Konzern auszudehnen. Die Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Bernhard Servatius, und des Vorstands, Peter Tamm, sind sich in herzlicher Abneigung verbunden. Im Maschinenraum scharren die Chefredakteure mit den Hufen, und Aggi Springer, der Enkel, fragt sich langsam, ob es so richtig war, dass er sich von »Onkel Bernhard« hat überreden lassen, auf das ihm laut Testament zustehende Erbe von 25 Prozent zu verzichten, weil dieses Testament angeblich nicht der letzte Wille des Erblassers war.

Servatius hatte den Springer-Erben nach dem Tod des Patriarchen erklärt, der Verleger habe sein Testament kurz vor seinem Tod noch einmal ändern wollen. Er habe es allerdings nicht mehr geschafft. Springers Enkel und seine Tochter Barbara vertrauten Servatius und unterzeichneten eine Erbenvereinbarung, in der sie auf ein Teil ihres Erbes zugunsten der anderen Nachfahren verzichteten. In Aggis Fall kostete ihn diese Unterschrift 240 Millionen Mark, wie der Stern später errechnete. Angeblich zum Wohle des Ganzen und der ganzen Firma hat sich Axel Sven Springer damals auf 5 Prozent des Nachlasses herunterhandeln lassen, so viel, wie auch seine Schwester Ariane hat. Und das ist ja auch noch ein stattliches Vermögen für einen 19-Jährigen.

Für die 10 Prozent nämlich, die Tante Barbara, die Halbschwester seines Vaters, der Witwe später in guter Freundschaft überlässt, erhält sie »mehr als 50 Millionen Mark« (Der Spiegel) oder auch »zirka 100 Millionen Mark«, wie »ein aufmerksamer Beobachter bei einem Notar in Zürich« dem kress report nach der Überschreibung anvertraut.

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|255|Bildnachweise

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|256|Dank

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