Weihnachtswunderland - Freya Miles - E-Book

Weihnachtswunderland E-Book

Freya Miles

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Beschreibung

Das Buch der Bestsellerautorinnen Freya Miles und Nadine Kapp. Ein modernes Weihnachtsmärchen mit einem weihnachtswunderlichen Happy-End fürs Herz! (Achtung! Das Buch ist bereits 2018 mit anderem Buchcover erschienen!) - Abgeschlossener Einzelband! Schnelle Autos, schöne Frauen, ein Leben auf der Überholspur, mit Millionen auf dem Konto. Das alles war für Adrian Harris lange Jahre so normal, wie die Luft zum Atmen. Bis zu jener schicksalhaften Nacht, in der ein Autounfall ihm alles nahm, was er je geliebt hatte. Inklusive seines privilegierten Lebens. Mit tiefen Narben auf seiner Seele zieht sich der ehemals begehrteste Junggeselle New Yorks auf seinen Landsitz zurück, um fortan ein Leben in Isolation und Einsamkeit zu führen. Bis eines Tages, kurz vor Weihnachten, die hübsche und mysteriöse Grace Phillips in sein Haus platzt. Mit ihrer Lebensfreude und der Weihnachtsstimmung entwickelt sich Adrians Welt schnell in ein Weihnachtswunderland, denn Grace scheint vollkommen immun gegen seine Widersprüche und Gefühllosigkeiten zu sein. Langsam, Schritt für Schritt, zeigt sie ihm, was es bedeutet, wieder zu fühlen, zu leben und zu lieben. Doch Grace trägt ein Geheimnis in sich, welches nicht nur Adrians Leben für immer verändern wird ... Leserstimmen Mein Weihnachtsbuchhit des Jahres 2018 Rita-Eva Nesser, Leserin Absolut schöne Weihnachtsgeschichte. Es kommt wirklich nicht oft vor, dass mir die Tränen kommen. Dies war so ein Roman. Wunderschön - Gudrun, Leserin Ich habe schon einige Bücher der beiden Autorinnen gelesen, aber das ist mit Abstand das beste Buch. - Nine, Leserin

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WEIHNACHTSWUNDERLAND

EIN MODERNES MÄRCHEN

NADINE KAPP

FREYA MILES

INHALT

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Epilog

Copyright © Miles & Kapp Books 2023

2. Auflage

Dave Jindal, Am Weidenbach 29, 50676 Köln

Cover: Shutterstock ( Tomjac1980 / Leonid Ikan)

Kapitelbilder: Shutterstock - (Farferros)

Lektorat: Martina König

Korrektorat: Nicole Bauer

Umschlaggestaltung: NK Design (Nadine Kapp)

Kontakt: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.

PROLOG

Ich konnte nicht atmen.

Ich blinzelte gegen die Helligkeit an, verstand nicht, was gerade geschehen war. Woher kam all der Rauch? Ich keuchte, als ich an mir hinabblickte und das Blut auf meinem Kleid sah. Das Kleid, das ich am heutigen Morgen voller Vorfreude angezogen hatte, um einen besonderen Tag zu verbringen. Ewig hatte ich vor dem Kleiderschrank gestanden, denn ich hatte mir eingeredet, dass sich alles bessern würde und es vielleicht von genau diesem Kleidungsstück abhing. War es naiv von mir gewesen? Vielleicht. Aber ich glaubte an die Liebe, an das Glück. Hatte Hoffnung, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckte. Wenn mich die Erziehung meiner Eltern eines gelehrt hatte, dann war es, dass man niemals aufgeben durfte, egal wie steinig der Weg auch war.

Etwas Warmes lief meine Schläfe hinab und als ich meine Beine bewegen wollte, konnte ich es nicht. Ich spürte sie nicht mehr. Panik stieg in mir auf und ich wollte dagegen ankämpfen, doch vergeblich.

Ich wagte einen Blick nach links und wie in Trance sah ich, dass Nick mit dem Kopf auf dem Lenkrad lag. Er bewegte sich nicht und seine leblosen Augen starrten mich an. Ein Teil des Wagens hatte sich in seinen Bauch gebohrt, wo nun unermüdlich das Blut herausströmte.

Ich dachte an die Minuten zuvor, die mich an meine Grenzen gebracht hatten. An den Streit, Nicks wütende Stimme, die wieder von Vorwürfen erfüllt gewesen war.

Ich schrie, als der Rauch dichter wurde.

Ich weinte, als mir bewusst wurde, dass es keinen Ausweg gab.

Ich betete Gott an, mich zu verschonen. Mir noch eine Chance zu geben, damit ich es besser machen konnte.

Ich spürte, wie ich schwächer wurde, und in diesem Moment wurde mir klar, dass es vorbeigehen würde. Ich dachte an meine Eltern, an meine Familie, meine Freunde …

Mir wurde kalt und ich zitterte am ganzen Körper. Ich wollte nicht sterben. Nicht hier, nicht so. Vierundzwanzig Jahre waren nicht genug. Ich hatte doch noch so viel erleben wollen.

Mir war nie die wahre Liebe vergönnt gewesen. Hatte ich sie nicht verdient?

Meine Lider wurden schwerer und ich hatte Mühe, sie offen zu halten.

Ich konnte noch nicht gehen, ich …

Eine Explosion im vorderen Teil des Autos ließ meine Gedanken verstummen. Nur noch Schwärze.

Stille.

1

Ein Geräusch an der Tür sorgte dafür, dass ich mich umdrehte. Ich war gerade in meinem großen Flur angekommen, eigentlich auf dem Weg in Richtung Badezimmer, als ich es hörte.

Mein Herz schlug schneller, vor Angst, jemand würde klingeln oder klopfen, doch die Schritte entfernten sich wieder vom Haus. Es gab nur zwei Menschen, die den Zugangscode für das Tor hatten. Mein Arzt und Mr. Fletcher, der mir jeden Donnerstag die Einkäufe vor die Haustür stellte, die ich per Mail bei ihm bestellte. Heute war Donnerstag … es war nur Mr. Fletcher!

Ich ging zum Bildschirm in der Küche und sah dabei zu, wie er das Tor wieder verriegelte und in sein Auto stieg.

Die gesamte Villa hier in Balewood war umgeben von einem hohen Zaun und verschiedenen Sicherheitssystemen, die dafür sorgten, dass ich keine ungebetenen Besucher bekam. Dass es niemand schaffte, in dieses Haus zu sehen und einen Blick auf das Innenleben – auf mich – zu erhaschen.

Ich öffnete die Tür und zog die Einkäufe ins Innere. Es war wie immer nicht viel, doch ich musste mehrere Male gehen, um alles zu tragen. Wie es halt so war, wenn man nur noch eine Hand zur Verfügung hatte.

Meine linke Hand war bei dem Unfall vollkommen zerfetzt worden, so dass dort nur noch ein hässliches lebloses Stück hing, mit dem ich nichts mehr anfangen konnte. Außerdem war es mir unmöglich, viel zu heben oder schnell zu gehen, da auch die Verletzungen in meinem Rücken so schwerwiegend waren, dass ich an manchen Tagen kaum vorwärts kam. Immerhin lief ich auf meinen eigenen zwei Beinen.

Ich verstaute die Einkäufe und zog mich dann Schritt für Schritt die Treppe nach oben zum Badezimmer, vorbei an dem Zimmer, das seit so langer Zeit fest verschlossen war. Darin befanden sie sich, die Erinnerungen an mein früheres Leben, an den Menschen, der ich einmal gewesen war. Alte Fotos von mir, dem gut aussehenden und unwiderstehlichen Playboy, der sie alle mit nur einem Augenzwinkern haben konnte. Heute würden sie schreiend davonlaufen, wenn sie mich sehen würden.

Damals, als ich noch der große und gefeierte CEO in New York gewesen war, hatte ich hier in diesem Haus meinen Urlaub verbracht und von diesem Büro aus gearbeitet. Die Firma war Geschichte, verkauft für vierhundert Millionen Dollar, die ohne Wert für mich auf meinem Bankkonto ruhten. Was sollte ich auch mit diesem Geld anfangen? Es konnte mich nicht aus diesem Körper befreien, in dem ich nun gefangen war. Ein Körper, der mir ein Leben in vollkommener Isolation bescherte, denn dieser Anblick, mein Anblick, war zu grauenvoll, zu erschreckend.

Ich hatte mich lange nicht im Spiegel angesehen, doch heute wagte ich einen Blick in den zerborstenen Badezimmerspiegel, nachdem ich geduscht hatte. Narben. Alles, was ich sah, waren Narben. Eine entstellte, vernarbte Fratze, wie aus einem schlimmen Horrorfilm.

Ich wandte den Blick schnell wieder ab, zog mich an und ging langsam nach unten in mein Wohnzimmer, wo sich auch mein Mac befand. Die Villa verfügte über zehn Schlafzimmer, zehn Badezimmer, eine Küche, die von den räumlichen Ausmaßen einer Kantine glich, und einem Wohnzimmer in der Größe eines Ballsaals. Es gab Zimmer, die ich wahrscheinlich in den drei Jahren, die ich nun in dieser Verdammnis lebte, nicht ein Mal betreten hatte. Warum auch? Ich brauchte nichts anderes als mein Wohnzimmer, die Küche, mein Schlafzimmer und das Badezimmer. Auf Anraten meines Arztes hin hatte ich das Schlaf- und Badezimmer im oberen Stockwerk ausgewählt, denn angeblich half es meinem Körper, täglich diese Treppe erklimmen zu müssen. Die Erinnerungen daran, dass ich früher einmal ein sportlicher, extrem muskulöser Mann gewesen war, verblassten täglich mehr in meinem Kampf, diese Treppe überhaupt zu schaffen. Irgendwann würde ich die täglichen Qualen aufgeben und einfach das kleine Gästezimmer und das Badezimmer im unteren Teil des Hauses nutzen, denn warum ich überhaupt dafür kämpfte, beweglich zu bleiben, war mir ein Rätsel. Ich hatte dieses Haus seit drei Jahren nicht verlassen. Nicht mal den großen Garten oder den angrenzenden privaten Wald hatte ich betreten. Es gab nur mich und diese paar Zimmer, in denen mein tägliches Leben stattfand. Damals hatte ich dieses Anwesen gekauft und mir vorgestellt, wie ich später hier leben würde, mit Frau und Kindern, denn trotz meiner Casanova-Eigenschaften hatte es für mich immer außer Frage gestanden, irgendwann einmal eine Familie zu gründen und sesshaft zu werden. Dieser Traum war in Schall und Rauch zerplatzt. Gut, dass ich wenigstens bis zu dem Unfall nichts hatte anbrennen lassen. Der Sex meines früheren Lebens sollte auch in diesem Rest meines jetzigen Lebens ausreichen … und der Rest war lang, denn ich war gerade erst fünfunddreißig Jahre alt geworden.

Am Mac angekommen, scrollte ich durch die Liste von Foren, die ich täglich besuchte und in denen sich mein komplettes soziales Leben abspielte. Ich hatte mir neue Identitäten erschaffen und schrieb belanglos mit mir vollkommen fremden Menschen. Es half mir, mitzubekommen, wie sie ihr Leben verbrachten, denn dadurch verlor ich nicht ganz den Bezug zur Außenwelt. Doch auch hier schrieb ich mit niemandem persönlich und lehnte alle Anfragen in diese Richtung ab, obwohl das Verlangen danach so groß war. Irgendwann würde die Frage nach einem Treffen aufkommen und dann wäre die Online-Beziehung so oder so beendet. Deshalb ließ ich es erst gar nicht so weit kommen.

Ich schrieb ein paar Beiträge, wobei ich es wie immer verfluchte, dafür nur eine Hand zur Verfügung zu haben. Es ging so quälend langsam … Nicht, dass ich noch viel mit meinem Tag anfangen wollte. Geduld war eine Eigenschaft, die ich in meiner Zeit als CEO nicht besessen hatte, und auch jetzt, wo mir mein Körper so viel Geduld abverlangte, konnte ich sie kaum aufbringen.

Als Inhaber meiner Firma Harris Cooperates hatte ich durch den richtigen Riecher und sehr viel Glück binnen einiger Jahre ein Start-up zu einem Imperium gemacht. Ein Imperium, das jetzt ein Fremder unter neuem Namen weiterführte. Ich vermisste die Arbeit, das tägliche Machtgehabe mit Geschäftspartnern, doch am meisten vermisste ich die schmachtenden Blicke, sobald ich in meinem maßgeschneiderten Anzug einen Raum betrat. Dichte schwarze Haare, strahlend blaue Augen, ein markantes Kinn mit einem Dreitagebart. Ich hatte sie alle rumgekriegt. So manche Frau war mir sofort beim ersten Hallo verfallen.

Ich schüttelte die Erinnerungen ab und zog mich an meinem Schreibtisch nach oben, um in Richtung Küche zu humpeln. Mein Magen knurrte und jetzt, wo frische Lebensmittel im Haus waren, konnte ich mir auch wieder etwas kochen. Wobei Kochen vielleicht übertrieben war. Mein Essen bestand aus Fertiggerichten, aber es ernährte mich. Vorbei waren die Zeiten von noblen Mahlzeiten in den edelsten Restaurants. Was ich für ein sanft auf meiner Zunge schmelzendes Steak gegeben hätte …

So aß ich meine Pizza, während ich mir im TV die neuste Folge einer Serie ansah, und weiß Gott, ich kannte sie alle. Der Fernseher, den ich vor meinem Unfall nur zur Zierde in meinem schicken New Yorker Penthouse stehen hatte, war zu meinem besten Freund und zu meiner besten Unterhaltung geworden. Das und meine Bücher in der großen Bibliothek gegenüber von meinem Schlafzimmer. Ab und an bat ich den Doc, mir ein Buch aus den oberen Regalen zu holen, denn die Leiter war unbezwingbar. Ich hatte sie noch immer nicht alle gelesen und fürchtete mich vor dem Tag, an dem es passieren würde. Ich hatte dieses Haus mitsamt der Bücher gekauft und sie durchzulesen war die einzig sinnvolle Aufgabe, die mir noch blieb. Wahrscheinlich zwang ich mich deshalb, langsam zu lesen, auch wenn ich gern jeden Tag ein anderes Buch angefangen hätte.

Ich musste sie mir einteilen, denn sie waren das einzig Fremde für mich in diesem Haus, in dieser Isolation, in meiner eigenen, selbst gewählten Gefangenschaft.

2

Ich seufzte laut, als ich Adrian beobachtete. Es war schwer, mit anzusehen, wie er jeden Tag ein klein wenig mehr von sich selbst verlor. Vor zwei Monaten war er mir als Schützling zugeteilt worden und ich wusste immer noch nicht, was ich davon halten sollte. Er hatte sein Licht verloren. Adrian empfand weder Glück noch Hoffnung. Es schien ihm sogar egal zu sein, ob er lebendig war oder starb. Es interessierte ihn nicht. Diese Tatsache schockierte mich, denn wussten die Menschen nicht, wie kostbar ein solches Leben war? Man konnte nie genau wissen, wann es vorbei sein würde, und bis dahin musste man jeden einzelnen Moment genießen. Wenn ich noch einmal die Chance gehabt hätte, es besser zu machen, ich hätte es getan. Ich hätte jeden einzelnen Atemzug als das angesehen, was er war. Ein Geschenk!

»Du kannst einem wirklich leidtun.«

Ich zuckte zusammen, als ich neben mir Seraphinas Stimme hörte. Ich seufzte laut, als ich dabei zusah, wie Adrian auf seinen Fernseher starrte. Dort, wo normalerweise das Licht den Menschenkörper umhüllte, war nichts als Dunkelheit. Es erschreckte mich, dass jemand in solchem Maße den Glauben an all das Schöne verloren hatte.

»Es ist nur eine Frage der Zeit«, flüsterte ich und hörte Seraphina neben mir leise lachen.

»Du bist noch nicht so lange bei uns. Aber manchen Menschen kann man nicht helfen. Sie wollen nicht gerettet werden.«

Ich runzelte die Stirn und sah zu ihr auf. Es war bewundernswert, wie unglaublich schön sie war. Sie hatte so leuchtende Augen, die einen sofort in ihren Bann zogen. Ich fragte mich, was sie als Mensch getan hatte. Wir hatten keine innige Freundschaft, weshalb es mir nicht zustand, ihr solche Fragen zu stellen.

»Es gibt immer Hoffnung. Für jeden einzelnen Menschen«, erwiderte ich aus Überzeugung und sie verdrehte die Augen, bevor sie sich neben mich setzte.

»Siehst du es denn nicht? Es müsste schon ein Wunder geschehen, dass er wieder den Sinn des Lebens findet. Ich weiß nicht, wieso sie dir einen solch schweren Fall zugeteilt haben. Normalerweise ist so etwas nur Engeln vorbehalten, die schon viel länger hier sind. Vielleicht wollen sie dich testen.«

»Testen?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist schon so manches Mal vorgekommen. Sie wollen testen, ob du in der Lage bist, dich auch schwierigen Situationen zu stellen. Normalerweise machen sie dies nicht bei Engeln, die erst seit ein paar Jahren hier sind, aber es würde mich nicht überraschen.«

Ich sah wieder zu Adrian und es schmerzte mich, dass diese Schwärze ihn umgab. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm etwas von meinem Licht gegeben, nur um ihn einmal lächeln zu sehen. Er hatte keine Freunde, hatte sich von seiner Familie abgewandt. Es war jedes Mal aufs Neue aufregend, ihn sprechen zu hören, denn nur wenn sein Arzt bei ihm war, konnte ich seine Stimme hören. Sie war rau, beinahe so, als wüsste er nicht mehr, wie er sie nutzen sollte. Es war so traurig, dass er nicht das sehen konnte, was ich sah. Dass Adrian nicht verstand, wie wundervoll er war.

»Du solltest dich nicht zu sehr in diese Sache verrennen«, sagte Seraphina, als sie wieder aufstand. »Opfere dein Licht nicht für jemanden, der es nicht will.«

Sie nickte mir zu und verschwand dann.

Ich mochte in dieser faszinierenden Welt vielleicht neu sein, doch ich hatte noch nie aufgegeben. Es lohnte sich, zu kämpfen. Für jeden Menschen.

Ich ließ meinen Blick durch den Himmel schweifen und kicherte leise. Damals hatte ich nicht an all das hier geglaubt. Ich war ein lebensfroher Mensch gewesen, der nichts unversucht gelassen hatte, andere zum Lachen zu bringen. Ich glaubte stets an das Gute, was für andere bloß bedeutete, dass ich naiv war.

Seufzend blickte ich auf mein weißes Kleid. Manche Menschen glaubten, dass man Engel an ihren Flügeln erkannte, doch das stimmte nicht. Ich war in der Lage, sie zu benutzen, doch die meiste Zeit über – insbesondere, wenn ich Zeit auf der Erde verbrachte – waren sie nicht zu sehen. Dennoch hatte ich eine Bestimmung und ich würde sie erfüllen, selbst wenn es mich alles kostete.

»Ach Adrian«, meinte ich leise und stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab, während ich sah, wie er die Stirn runzelte und sich selbst verfluchte. Ich wollte ihm seinen Schmerz nehmen, in der Hoffnung, dass er wieder von Licht umgeben sein würde, doch ich wusste, dass es so nicht funktionierte. Wir Engel durften nur in lebensbedrohlichen Situationen eingreifen, wenn die Zeit unseres Schützlings auf Erden noch nicht gekommen war. Bisher war dies zum Glück noch nicht eingetroffen, denn obwohl Adrian sein Leben zu hassen schien, war er sich dennoch zu stolz, um sein Leben zu beenden.

In den ersten Wochen nach meinem Tod und als ich wieder fühlen konnte, war ich aufbrausend gewesen, weil ich nicht verstehen konnte, wieso ich nicht zurück zu meiner Familie konnte … zu all den Menschen, die ich so liebte. Als ich dann jedoch einem kleinen Mädchen zugeteilt wurde, das ebenfalls sein Licht verloren hatte, erkannte ich, dass man nicht egoistisch denken durfte. Es gab immer jemanden, der dringender Hilfe benötigte als man selbst. Und so überlebte ich in der ersten Zeit hier. Ich tat alles, was in meiner Macht stand, um meinen Schützlingen zu helfen und sie ihrem Glück wieder näher zu bringen.

Adrian war ein schwerer Fall, dennoch würde ich den Teufel tun und ihn aufgeben.

---ENDE DER LESEPROBE---