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Die Autoren haben ihre Heimat neu betrachtet und Plätze gefunden, die entsprechenden Orten im Ausland fast bis aufs Haar gleichen. Deutschlands exotische Ziele sind Pyramiden und Tempel, Flusslandschaften und sogar ganze Städte. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Seit Beginn der Pandemie heißt es schließlich für viele: zu Hause bleiben. Trotzdem kann man mit diesem Buch wohl die günstigste Weltreise seines Lebens machen! Kamerun liegt in Deutschland und hat die Postleitzahl 17192. Der schiefste Turm der Welt steht nicht in Pisa, sondern in Thüringen. Es macht so viel Spaß, Indien und den Ganges in Hamm oder Little Tokio in Düsseldorf zu erleben, alle Klimazonen unserer Erde in einem Gebäude und sogar fast das ganze Firmament bei uns zu Hause zu entdecken. In Cottbus trifft man auf Pyramiden und ägyptische Kultur, Manhattan-Flair schnuppert man auch in Mainhatten und auf Sanddünen Ski zu fahren geht bei uns genauso gut wie in der Wüste von Abu Dhabi. Man muss nur wissen wo! Dieses Buch bietet Ihnen 50 Orte, an denen Sie die Welt mitten in Deutschland erleben können. 50 Erlebnisse für Leute, die Deutschland lieben und ihr Heimatland auf neue Weise lieben lernen werden … Lassen Sie sich überraschen!
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Seitenzahl: 184
Veröffentlichungsjahr: 2022
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IMPRESSUM
Weltreise durch Deutschland
Jochen Müssig I Margit Kohl
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar
© 2021 360° medien I Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
360grad-medien.de
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: Christine Walter
Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase
Gedruckt und gebunden:
Lensing Druck GmbH & co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmund
www.lensing-druck.de
Bildnachweis: siehe Seite 220
ISBN: 978-3-96855-152-4
Hergestellt in Deutschland
360grad-medien.de
Jochen Müssig | Margit Kohl
Weltreise DurchDeutschland
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
VIER TOUREN DURCH DEUTSCHLAND UND DIE WELT
DURCH DEN NORDEN
Die Momente-Tour
1. HAMBURG – SHANGHAI
Moin! Moin! – Nín hǎo!
2. KLIMAHAUS BREMERHAVEN – KLIMAZONEN WELTWEIT
Weltreise entlang des 8. Längengrades
3. JUIST – FRASER ISLAND
Im Reich der Dünen
4. GREETSIEL – MOUSEHOLE
Jetzt ein Krabbenbrot!
5. EMSKANAL – PANAMAKANAL
Ozeanriesen auf engem Kurs
6. HODENHAGEN – SERENGETI
Unter wilden Tieren
7. HERRENHÄUSER GÄRTEN VON HANNOVER – GÄRTEN VON VERSAILLES
Wenn der Herzog ... …
8. HEILIGENDAMM – CABOURG
Weiße Stadt am Meer
9. RÜGEN – BRETAGNE
Maus Mimi und Rabe Krax
10. PEENETAL – CANAL DU MIDI
Alles im Fluss
DURCH DEN WESTEN UND SÜDWESTEN
Die Grand-Tour
11. DÜSSELDORF – TOKIO
Ein Onsen heilt alles …
12. XANTEN – ROM
Stadt mit X
13. HAMM – KANCHIPURAM
Fast wie am Ganges
14. OBERES MITTELRHEINTAL – LOIRETAL
Ewig lockt die Jungfrau
15. COCHEM – FORT KNOX
Die Bunker-Story
16. VULKANEIFEL – ISLAND
Ab in die Wildnis
17. SAARSCHLEIFE – RIO ALAGÓN
Auf krummen Touren
DURCH DIE MITTE UND DEN OSTEN
Die Grenz-Tour
18. FRANKFURT AM MAIN – NEW YORK CITY
Hoch hinaus
19. DARMSTADT – WIEN
Perle des Jugendstils
20. STERNENPARK RHÖN – UTAH DARK SKY PARKS
Fenster zum Universum
21. HAINICH – CODRUL SECULAR ŞINCA
Im Urwald
22. BAD FRANKENHAUSEN – PISA
Wie schräg ist das denn?
23. PÖMMELTE – STONEHENGE
Kathedrale der Steinzeit
24. POTSDAM-ALEXANDROWKA – GLASOVO
Das russische Sängerdorf
25. BERLIN-KREUZBERG – ISTANBUL
Currywurst oder Döner?
26. SPREEWALD – AMAZONAS
Im Reich des Schlangenkönigs
27. COTTBUS-BRANITZER PARK – GIZEH
Pyramide im See
28. DRESDEN – FLORENZ
Stein gewordene Musik
29. GÖLTZSCHTALBRÜCKE – PONT DU GARD
Hält das Ganze auch?
30. MÖDLAREUTH – WEST-/OSTBERLIN
Die Mauer in klein
DURCH DEN SÜDEN
Die Seen-Tour
31. MÜNCHEN – VERONA
Corso di Monaco
32. ZUGSPITZE – ILIMANAQ
Eiskalt berechnet
33. KRANZBACH – KEDLESTON HALL
Schweigen im Walde
34. UNTERUHLDINGEN – MOOREA
Auf Paradiessuche
35. SALEM – MAROKKO
Berg der Affen
36. ULM – YAMOUSSOUKRO
Einfach der Größte
37. BLAUBEUREN – CHICHÉN ITZÁ
Das blaue Leuchten
38. BADEN-BADEN – MONACO
Wo zum Kuckuck ...
39. MILTENBERG – JERUSALEM
Verwunschen, verwildert …
40. DINKELSBÜHL – SAN GIMIGNANO
Stadt der Türme
41. HIRSCHAU – ABU DHABI
Heiß statt Eis
42. REGENSBURG – PRAG
Goldene Stadt an der Donau
43. HALLERTAU – ŽATEC
Wo das Bier wächst
44. ALTÖTTING – LOURDES
Im Herzkammerl Bayerns
45. BURGHAUSEN – MARIENBURG
Die Weltrekord-Burg
46. HERRENCHIEMSEE – VERSAILLES
Versailles am Chiemsee
Warum in die Ferne schweifen …
… wenn Kamerun so nahe liegt? In Deutschland die Welt entdecken ist durch Corona zum Trend geworden. Lange Anfahrtswege, besonders Flugreisen, und Overtourism zu vermeiden, ist das Gebot der Stunde. Und es macht so viel Spaß, Indien in Hamm oder Japan in Düsseldorf zu erleben, alle Klimazonen unserer Erde in einem Haus und sogar fast das ganze Firmament bei uns daheim zu entdecken.
Kamerun hat die deutsche Postleitzahl 17192, gehört zu Waren am Ufer der Müritz und liegt mitten in Mecklenburg-Vorpommern. Einwohnerzahl: 300. Natürlich liegt auch Afrika gleich in der Nähe: 80 Kilometer nordöstlich von Berlin im Land Brandenburg. Das deutsche Afrika hat zwar noch weniger Einwohner als 17192 Kamerun, aber immerhin eine eigene Bushaltestelle. Ebenso wie Kanada an der Landstraße zwischen Kleinbernsdorf und Schöna in Thüringen, während in Amerika – Postleitzahl 09322 in Sachsen – schon 1874 der Bahnhof in Betrieb genommen wurde.
Deutschlands exotische Ziele sind aber nicht nur kleine Dörfer und Weiler mit großen Namen, sondern Pyramiden und Tempel, Flusslandschaften und sogar ganze Städte. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe.
Die große weite Welt hat durch ein mediales Überangebot viel von ihrer Exotik verloren. Umso wichtiger ist es, sich der Heimat und der Ferne gleichermaßen neugierig zu nähern, Plätze zu finden, die vielleicht etwas versteckt, aber dennoch ein Erlebnis und vielleicht einen Vergleich zu Orten im Ausland wert sind. Solch eine Recherche beginnt ja häufig mit einer guten Landkarte. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass der gute alte „Diercke“-Weltatlas im braunen Leinengewand mein Lieblingsschulbuch war. Die Reisen mit dem Finger auf der Landkarte gingen bald über die Alpen und übers Mittelmeer hinaus. Irgendwann landete ich in Asien, Afrika, Amerika, Australien … Als „Diercke“-Schüler hatte ich zwar noch nichts gesehen von der Welt, doch der Vorstellungskraft war keine Grenze gesetzt. Das ist immer noch die beste Voraussetzung für Entdeckungen. Auch im eigenen Land! Und nicht nur in der Immobilienbranche gilt inzwischen: Die zweite Reihe ist die erste Wahl, denn diese hat beachtliches Potenzial, das wir vielfach ungenutzt lassen.
Machen wir also gemeinsam eine Weltreise durch Deutschland: Entdecken wir unser Heimatland aus neuen Blickwinkeln, freuen uns über Unbekanntes, wagen wir Vergleiche: Deutschland – mein Neuland.
Die erste Erdölbohrung der Welt fand nicht etwa auf der arabischen Halbinsel statt, sondern in der Nähe von Celle. Der größte Hindu-Tempel Kontinentaleuropas steht in Hamm in Nordrhein-Westfalen: der Sri Kamadchi Ampal Tempel. Wie der dorthin kam? „Es war Gottes Wille“, sagt Priester Arumugam Paskaran. „Während der Zugfahrt von Berlin nach Paris hatte ich plötzlich großen Hunger und ich stieg einfach aus. So kam ich nach Hamm. Und ich blieb.“ Aber auch andernorts darf man mit fremden Kulturen in Dialog treten: Im fränkischen Miltenberg auf dem dortigen Jüdischen Friedhof zum Beispiel, in Xanten mit dem alten Rom oder in Potsdam im russischen Viertel Alexandrowka. In Deutschland kann man im Winter auf der Zugspitze im Iglu übernachten oder auf Vulkanen zum Skifahren gehen, mit Blick auf Kraterseen und 200 Vulkanen mit Höhen bis zu 800 Metern. Was die Eifel für den Wintersportler mit Hang zur Exotik ist, stellt die Quarzdüne Monte Kaolino in der Oberpfalz für Wüstenfans dar. Der Spreewald dient als veritabler Dschungel- und Amazonas-Ersatz, selbst wenn dort keine Alligatoren aus dem Wasser lugen oder freche Affen in den Bäumen herumturnen. Die Atmosphäre ist dennoch durchaus vergleichbar! Und in Bremerhavens Klimahaus kann man gleich eine ganze Weltreise durch alle Klimazonen dieser Welt machen.
Einen langen Flug spart man sich auch, wenn man in die Fächerstadt Karlsruhe fährt. Sie ist klar strukturiert: Wie Sonnenstrahlen weisen 32 Straßen und Wege vom Schloss aus in die Stadt. Ein absolutistischer Stadtgrundriss, den US-Präsident Thomas Jefferson kopierte: Er entwarf nach diesem Vorbild die neue Hauptstadt Washington. Auch die berühmten Häuserblocks wurden nicht in den Staaten erfunden – sondern in Mannheim, der Quadratestadt in Deutschland. Baden-Baden macht mit seinem wunderschönen Casino Monaco Konkurrenz, was auch für die Steinerne Brücke in Regensburg im Vergleich zur Karlsbrücke von Prag gilt. Regensburg war ja sogar das ältere Vorbild!
So kann man also Teile der Welt bestens in Deutschland entdecken. Zumal die überwiegende Mehrheit der Deutschen seit jeher Urlaub im eigenen Land macht und Deutschland mit die günstigsten Nebenkosten in Europa hat. Die Wege sind in allen Fällen kurz und die Heimat kann ganz schön exotisch bis kurios sein! Nach einigen Überraschungen stellt man sich vielleicht sogar die Frage: Kenne ich mein Heimatland wirklich? Nach den folgenden Reportagen sicherlich ein wenig besser. Und man kann mit diesem Buch wohl auch die günstigste Weltreise seines Lebens machen ...
Jochen Müssig und Margit Kohl
VIER TOUREN DURCH DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Am Ganges? Nein, am Datteln-Hamm-Kanal!
Lust auf eine Weltreise? In Deutschland! Unsere vier Touren zu außergewöhnlichen Plätzen, wie man sie sonst nur im Ausland finden kann, beginnen immer in einer Großstadt: im Norden (Hamburg), im Westen (Düsseldorf), in Mitte-Osten (Frankfurt am Main) und im Süden (München).
Auf der jeweiligen Route legen wir unser Augenmerk aber verstärkt auf jene magischen Momente in Orten oder Landschaften, die man ohnehin passieren muss, wenn man sich von einem Weltreiseziel zum nächsten auf den Weg macht.
DURCH DEN NORDEN
Afrika? Nein, Hodenhagen!
DURCH DEN NORDEN
Die Momente-Tour
1 Hamburg – 120 Kilometer – 2 Bremerhaven – 82 Kilometer – Wilhelmshaven – 78 Kilometer –3 Juist – 20 Kilometer – 4 Greetsiel – 82 Kilometer – 5 Emslandkanal/Papenburg – 29 Kilometer – Saterland – 38 Kilometer – Oldenburg – 50 Kilometer – Bremen – 79 Kilometer – 6 Hodenhagen – 55 Kilometer – 7 Hannover – 126 Kilometer – Lüneburg – 109 Kilometer – Schwerin – 78 Kilometer – 8 Heiligendamm – 20 Kilometer – Rostock – 142 Kilometer – 9 Rügen – 60 Kilometer – Greifswald – 62 Kilometer – Usedom – 40 Kilometer – 10 Peenetal/Anklam
Gesamtdistanz: 1270 Kilometer Empfohlene Reisedauer: zwei Wochen
Legende: Kapitelorte im Buch sind mit rotem Pin markiert und mit Zahlen versehen. Schwarzer Pin: interessante Orte, die am Wegesrand unserer Tour liegen und einen zusätzlichen Abstecher wert sind.
DURCH DEN NORDEN
Die Momente-Tour
Die Nord-Tour beginnt in Hamburg (Seite 20), wo man in Deutschlands größtem Hafen ganz nah an die größten Schiffe herankommt. Im Klimahaus von Bremerhaven (Seite 24) lassen sich dann entlang des 8. Längengrades in kürzester Zeit gleich alle Klimazonen der Welt erleben. Auf keinen Fall sollte man in Wilhelmshaven die historische Kaiser-Wilhelm-Brücke von 1907 versäumen. Es ist ein filmreifer Moment, wenn die größte Drehbrücke Europas ihre Flügel öffnet, um Schiffe mit hohen Masten in den Hafen passieren zu lassen. Ein ehemaliger Signalturm auf der Schleuseninsel, der in eine stilvolle Ferienwohnung mit Panoramablick umgebaut wurde, ist der ideale Platz zum Übernachten.
Kaiser-Wilhelm-Brücke in Wilhelmshaven
Von der Stadt geht es ans Meer auf die autofreie Insel Juist (Seite 28), wo man am berühmten 17 Kilometer langen Nordstrand relaxen kann. Zurück auf dem Festland im Fischerdorf Greetsiel (Seite 32) erwartet einen neben pittoresken Giebelhäuschen die größte Kutterflotte Ostfrieslands mit leckeren Nordseekrabben. Noch größere Schiffe lassen sich auf dem Emslandkanal (Seite 34) bestaunen, wenn Kreuzfahrtriesen die Meyer Werft in Papenburg im Rückwärtsgang verlassen.
Im Saterland braucht sich keiner zu wundern, der die Sprache Saterfriesisch nicht versteht. Abgeschirmt durchs Moor, war die Gemeinde noch bis ins 19. Jahrhundert nur mit dem Schiff zu erreichen, und so konnte sich hier die kleinste Sprachinsel Europas erhalten. Deftig aufgetischt wird in Oldenburg, wenn in der selbst ernannten Kohltourhauptstadt Deutschlands typischer Grünkohl mit Pinkelwürsten oder sogar Pralinen aus Grünkohl angeboten werden. Dass aus schier aussichtsloser Lage auch Kraft für einen Neuanfang geschöpft werden kann, lernt man von Grimms Märchenfiguren der Bremer Stadtmusikanten vor dem Rathaus. Denn Esel, Hund, Katze und Hahn sind gemeinsam selbst dem Tod entkommen. Exotischere Tiere wie Giraffen, Löwen oder Elefanten erlebt man sogar live auf Safari im Serengeti Park von Hodenhagen (Seite 38) und kann dort obendrein noch in afrikatypischen Lodges übernachten.
Bremer Stadtmusikanten
Bremer Stadtmusikanten
In den Herrenhäuser Gärten von Hannover (Seite 42) wandelt man durch die bedeutendsten kunstvoll angelegten Barockgärten Europas, während der Besucher im Naturpark Lüneburger Heide eine völlig naturbelassene Landschaft antrifft, die im Spätsommer erblüht, als habe die Natur einen riesigen violetten Teppich ausgebreitet. Mehr als zweitausend Schlösser und Herrenhäuser gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, wovon das bekannteste das Schweriner Schloss auf einer Insel im Stadtzentrum ist. Das wegen seiner romantischen Anmutung auch „Neuschwanstein des Nordens“ genannte Schloss war jahrhundertelang Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge und ist heute Sitz des Landtags. Eine Architekturperle ist auch Heiligendamm (Seite 44), Deutschlands ältestes und mondänstes, ganz in Weiß leuchtendes Seebad an der Ostsee. In der Hansestadt Rostock zeigt sich auch heute noch, warum die Stadt mit ihren imposanten gotischen Kirchen, dem alten Stadthafen und den typischen Giebelhäusern einst das führende Mitglied der Hanse war.
Schloss Schwerin
Rostock: Neuer Markt
Auf Rügen (Seite 48) taucht man ein in Caspar David Friedrichs romantische Landschaft der Kreidefelsen. Ein Abstecher lohnt nach Greifswald zum Geburtshaus von Wolfgang Koeppen, einem der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegszeit.
In puncto Seebrücken kann hingegen niemand mit der Insel Usedom konkurrieren. Fünf historische Seebrücken erschließen hier das Meer als Flaniermeile auch für Fußgänger, wovon besonders die älteste Seebrücke Deutschlands in Ahlbeck (1898) und die längste Seebrücke Kontinentaleuropas in Heringsdorf (508 Meter) interessant sind. Zum erholsamen Abschluss kann man sich im Naturjuwel des Peenetals (Seite 52) wie einst Huckleberry Finn und Tom Sawyer auf dem Fluss im Hausboot treiben lassen und wildromantische Abenteuer erleben.
Seebrücke Ahlbeck auf Usedom
INFO
wilhelmshaven-touristik.de
die-nordsee.de/signalturm-in-wilhelmshaven
saterland.de
kohltourhauptstadt.de
bremen-tourismus.de
lueneburg.info
schwerin.de
rostock.de
greifswald.m-vp.de
koeppenhaus.de
usedom.de
1.HAMBURG – SHANGHAI
Moin! Moin! – Nín hǎo!
Hamburg ist Deutschlands größter Hafen, Shanghai International Port der größte weltweit. Doch das Besuchererlebnis dürfte in Hamburg größer sein und an die großen Pötte kommt man auch in der Hansestadt heran. Die zweitgrößten Städte Chinas und Deutschlands verbindet eine Städtepartnerschaft, die Häfen eine Hafenpartnerschaft. Was Shanghai trotz seiner Größe jedoch fehlt, ist – ausgerechnet – die „Peking“.
Sie ist eine stählerne Legende: 1911 in Hamburg gebaut, fuhr die „Peking“ als Frachtsegler 34-mal um Kap Hoorn. Mit 115 Metern Länge war sie eines der größten Segelschiffe der Welt, bis sie 1974 als Museumsschiff in New York in Rente ging. 2020 kehrte die „Peking“ zurück in ihren Hamburger Heimathafen – endgültig. Ihr Liegeplatz kann nicht schöner sein: gegenüber der Elbphilharmonie. Bis 2025 kann man sie allerdings nur von außen besichtigen. Dann erst eröffnet auch parallel das neue Deutsche Hafenmuseum.
Containerriese an der Elbe
„Moin! Moin!“, sagen sie in Hamburg zur Begrüßung, „Nín hǎo!“ in Shanghai, der Stadt mit 30 Millionen Einwohnern und dem größten Containerhafen der Welt. 42 Millionen TEU werden dort jährlich umgeschlagen, sechs Millionen mehr als in Singapur auf Platz 2 und 33 Millionen mehr als in Hamburg, das es nicht einmal unter die Top Ten schafft, obwohl zweitgrößter Hafen in Europa nach Rotterdam. Unter TEU versteht man „Twenty-foot Equivalent Unit“, zu deutsch: Zwanzig-Fuß-Standardcontainer.
„Moin! Moin!“, sagt auch Schiffsführer David, der – das Mikrofon in der einen Hand, das Steuer in der anderen – seine 50 Gäste zur Hafenrundfahrt begrüßt. „Am Hafen geht’s nicht wie in einer Parfümerie zu“, verkündet er gleich ganz uncharmant, und auch für die ganze Litanei an Fakten wie „75 Quadratkilometer Hafenfläche“ oder „12.000 Seeschiffe machen pro Jahr fest“ hat David gerne einen kessen Spruch parat. Er erzählt von der Speicherstadt, die viel schöner ist als die von Shanghai, von der Elbphilharmonie – auch das Shanghai Grand Theatre kann da nicht mithalten –, von den Containerterminals und den Landungsbrücken. An den 700 Meter langen, schwimmenden Pontons der Landungsbrücken ist Platz für kleine Barkassen und große Dampfer. Seebären mit Kapitänsmützen werben für Hafenrundfahrten. Doch von den Landungsbrücken gehen auch regulär verkehrende Fähren ab. So Richtung Lühe/Altes Land, wo man in 45 Minuten auf der Elbe, begleitet von Riesenfrachtern, gemütlich nach Blankenese schippern kann. Auch so etwas gibt es in Shanghai nicht.
Nachtstimmung in Hamburg
Längst haben die St.-Pauli-Landungsbrücken ihre ursprüngliche Bedeutung als Anlegestation für den Dampfschiffverkehr nach Übersee verloren. „Da waren sie noch das Tor zur Welt“, sagt David wehmütig. Heute sind sie Flaniermeile mit Fischlokalen, Hafenkneipen und Schoner wie die „Mare Frisium“ von 1916, die zur Eventlocation wurde. Vom Promenadendeck hat man den besten Überblick auf den Hafen und die beiden Museumsschiffe „Cap San Diego“, das größte, fahrtüchtige Museumsfrachtschiff der Welt, und „Rickmer Rickmers“, ein 1896 gebauter Drei-Master mit 97 Metern Länge und 50 Meter hohen Masten. Gegenüber zeigt eine Flutmarke den Wasserstand, den die Elbe bei der verheerenden Flut 1962 erreichte, als der Orkan Vincinette die Nordsee in die Elbemündung drückte. Am östlichen Ende des Empfangsgebäudes steht der Uhrturm, in dem eine Glasenuhr jede halbe Stunde – wie Seeleute sagen – zum Glasen gebracht wird.
Sie schreien, was die Stimme hergibt: „Aale! Aale!“, tönt der Aale-Dieter lauthals. Dieter Bruhn, so der bürgerliche Name, ist einer der Fischmarkt-Originale. Drei Kilometer westlich der Landungsbrücken dreht sich am Fischmarkt an der Nordelbe alles um Fisch. Seit 1870 wird an der Großen Elbstraße der frische Fang verkauft. Die Fischer wollten früher ihr Gut schließlich noch vor Beginn des sonntäglichen Gottesdienstes loswerden. Zhenru, Shanghais größter Fischmarkt, hat zwar an Fischarten ein Vielfaches im Angebot, aber an die Mischung aus gemütlicher Jahrmarkts- und lautstarker Bazar-Atmosphäre von Hamburg kommt Zhenru nicht heran. Um das zu erleben, muss man allerdings früh auf den Beinen sein: Um 5 Uhr geht es los, dann ist die Stimmung am authentischsten. Bis 8 Uhr ist alles verflacht – abgesehen von der markanten Silhouette der riesigen Hafenkräne. Im Schatten der hundert Jahre alten Fischauktionshalle stehen die letzten Nachtschwärmer von der Reeperbahn um Fischbrötchen und heißen Kaffee an, während Touristen aus aller Herren Länder mit großen Augen das Geschehen verfolgen. Wer zu spät dran ist, schippert mit der Fähre 62 nach Övelgönne, die Lotsen- und Kapitänssiedlung am Elbstrand. Im „Alten Lotsenhaus“, direkt am Elbufer, gibt es Scholle und Barsch, Lachs und Krabben.
Käuflicher Sex in St. Pauli
„Na, junger Mann, komm doch mal zu mir …“: Um den Hauch des Verbotenen und den Ruch von käuflichem Sex geht es auf der quer durch St. Pauli verlaufenden, weltberühmten Sündenmeile, von der die chinesischen Männer aus Shanghai nur träumen: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ – der Evergreen von Hans Albers ist auch nach zig Jahrzehnten nicht verklungen. Die Reeperbahn ist zwar nur 600 Meter lang, aber es wetteifern 400 Lokale, Clubs, rund 50 Bordelle, Stripbars, Sado-Maso-Treffs, Sexshops, ein Casino, Spielhallen und sechs Theater um die Gunst des Publikums. Der eine erhofft sich nostalgische Hans-Albers-Atmosphäre von der „Großen Freiheit Nr. 7“, Matrosen bringen kosmopolitische Stimmung aus allen Ländern der Erde auf den Kiez. Und zusätzlich hat die Reeperbahn in den letzten Jahren einen Imagewandel vollzogen und auf gehobenem Niveau deutlich zugelegt. Restaurants haben aufgemacht, die sogar vom Publikum aus Blankenese besucht werden. Der Spielbudenplatz konnte seit „Cats“ eine kulturelle Wende einläuten, in dessen Fahrwasser kleine Bühnen wie das St.-Pauli-Theater oder das Varieté Schmidt an Qualität zulegten.
Davidwache am Spielbudenplatz
Der Spielbudenplatz als kultureller Mittelpunkt, die Davidwache, das für St. Pauli zuständige Polizeirevier 15, durchs Fernsehen zur bekanntesten Wache Deutschlands avanciert, die angrenzende Große Freiheit, die mit dem gleichnamigen Hans-Albers-Film und durch Auftritte der Beatles berühmt wurde, sowie die Bordellgasse Herbertstraße sind die international bekannten Eckpunkte. Um 1900 wurde die Herbertstraße als geschlossene Wohnanlage für Prostituierte eingerichtet, um Übersicht und Kontrolle über das Gewerbe zu haben. Die durch Sichtblenden abgeschottete Straße, in der sich die Damen hinter Fenstern zur Schau stellen, dürfen nur erwachsene Männer betreten.
INFO
Hamburg – 1.845.000 Einwohner
Aktivitäten:
•Fischmarkt am Sonntag (ab 5 Uhr)
•Hafenrundfahrten: hamburger-rundfahrten.com, capsandiego.de
Museum:shmh.de/de/hafenmuseum-hamburg
Restaurants:
•Brücke 10: Fisch- und Krabbenbrötchen auf weiß gestrichenen Holzbänken direkt an der Elbe; ab 3 EUR; Landungsbrücke 10, 20359 Hamburg, Tel. 040 33399339, bruecke10.com
•Zum alten Lotsenhaus: Fisch und Meeresfrüchte, Strandterrasse mit tollem Hafenblick; Hauptgerichte 18 bis 30 EUR; Övelgönne 13, 22605 Hamburg, Tel. 040 8800196, zum-alten-lotsenhaus.de
Unterhaltung:st-pauli-theater.de; Varieté Schmidt, tivoli.de
Unterkunft:
•Louis C. Jacob: besser und schöner kann man an der Elbe nicht wohnen, Max-Liebermann-Originale an den Wänden und die Schiffsriesen fahren zum Greifen nahe vor Zimmern und Terrasse vorbei, gutes Restaurant, Spa, Bibliothek; DZ ab 250 EUR; Elbchaussee 401-403, 22609 Hamburg, Tel. 040 822550, hotel-jacob.de
Veranstaltung: Hafengeburtstagsfest im Mai, das weltweit größte Hafenfest mit 300 Schiffen als Geburtstagsgäste
Website: hamburg-tourismus.de
2.KLIMAHAUS BREMERHAVEN – KLIMAZONEN WELTWEIT
Weltreise entlang des 8. Längengrades
Auf fünf Kontinenten entlang des 8. Längengrades kann man im Klimahaus Bremerhaven neun völlig verschiedene Orte erleben. Dabei spürt man nicht nur Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Originalschauplätze, sondern lernt auch, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen weltweit ist. Der Reiz der Ausstellung: ein überraschender Wechsel zwischen Wirklichkeitsnähe und verblüffender Inszenierung.
Klimahaus Bremerhaven – dahinter das Atlantic Hotel Sail City
Aus der Ferne betrachtet sieht das Klimahaus in Bremerhaven aus wie ein hochmodernes Kreuzfahrtschiff, das Besucher mit auf Weltreise nimmt. Kaum hat man an Bord eingecheckt, erscheint einem die erste Station noch recht vertraut: Es geht ins Isenthal im Kanton Uri, vorbei an einer grünen Wiese mit Kühen hinauf durch schroffe Felsenformationen bis zum Gipfelkreuz. Viele der Gegenstände in der Ausstellung wie die Schweizer Kuhglocken sind Originale, die Axel Werner von seiner Reise mitgebracht hat. Der Bremer Architekt machte sich im Auftrag des Klimahauses auf den Weg, die Welt entlang des 8. Längengrades zu bereisen und in Filmbeiträgen die Menschen, die er auf seiner Tour getroffen hat, zu den Ausstellungsbesuchern sprechen zu lassen.
So erzählt die Schweizer Bergfamilie Infanger von der Biwaldalp aber auch, wie der Klimawandel ihre Bergidylle bedroht, weil mit steigenden Temperaturen die Gletscher schmelzen und Geröll- und Schlammlawinen das Leben in den Bergen gefährlich machen. Weil sich dadurch auch die Lebensbedingungen der Insekten verändern, wechseln bei der nächsten Reisestation nicht nur das Klima, sondern auch die Größenverhältnisse. Der Besucher schrumpfst selbst auf Insektengröße und erkundet so den Mikrokosmos von Sardinien, wo Forscher auch Auswirkungen auf die heimische Tierwelt beobachteten: Heuschrecken wanderten wegen steigender Temperaturen aus Afrika nach Italien ein.
Schweiz: Isental
Sardinien: Insektenperspektive
Niger: Steinwüste
„Je suis une mer“ – „Ich bin ein Meer“ steht am Eingang zu Niger, während der Weg durch Wüstensand und trockene Hitze von 35 Grad führt. Vor 135 Millionen Jahren war die Sandwüste in Niger tatsächlich ein Meer. Eine alte Tuareg-Frau erzählt von einer Zeit, als es noch Wasser gab und ein Fluss zwischen den Dünen verlief, zu dem die Tiere zum Trinken kamen. Heute hat sich die Wüste immer mehr ausgebreitet. Wie lange werden die Tuareg noch Wasser in ihren Brunnen finden? Dagegen tropft im Regenwald von Kamerun das Wasser nur so von den Blättern. Das feuchtheiße Klima ist ein Paradies für Tiere und Pflanzen, doch in der Ferne sind schon die Kettensägen der Baumfäller zu hören. Mystisch wird es, wenn man sich hier bei Dunkelheit den Weg durchs dichte Blattwerk bahnt, während überall die Laute nachtaktiver Regenwaldbewohner zu hören sind, und mit etwas Glück sieht man eines der putzigen Galago-Äffchen.
Kamerun: Galago-Äffchen