Wenn Herzen sich öffnen - Toni Waidacher - E-Book

Wenn Herzen sich öffnen E-Book

Toni Waidacher

0,0

Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. »Ich glaube, du hast dich ein klein wenig in mich verliebt«, begann Elena Grünwald, nachdem sie Christian Reisnecker in ihrem Wohnzimmer einen Platz angeboten und er sich niedergelassen hatte. Ihr erwartungsvoll-fragender Blick hing an seinem Gesicht. Christian fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut, er wich ihrem Blick aus. »Na ja, wenn du mich so fragst, Elena …« Er atmete tief durch und kratzte sich verlegen an der Schläfe. Die Sicherheit, die er normalerweise an den Tag legte, war wie weggewischt. »Es ist wahr«, gab er schließlich zu. »Ich – ich bin regelrecht verrückt nach dir.« Elena suchte offensichtlich nach Worten. Schließlich erwiderte sie: »Es ist schwer für mich, dir zu sagen, was ich dir jetzt sagen muss, Christian. Ich mag dich nämlich sehr …« »Aber es reicht net, um mich zu lieben, gell?«, platzte es aus dem Burschen heraus, der spürte, wie sich in ihm die Enttäuschung hochkämpfte und in seiner Brust staute. Sogar das Atmen fiel ihm plötzlich schwer. Sein verzweifelter Blick hing an ihren Lippen. »Ich kann dir nicht sagen, ob es reicht oder nicht, Christian«, antwortete Elena, »denn ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht.« Sie wollte ihm nicht wehtun, daher fügte sie hinzu: »Es liegt nicht an dir.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 126

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Bergpfarrer Extra – 31 –

Wenn Herzen sich öffnen

Toni Waidacher

»Ich glaube, du hast dich ein klein wenig in mich verliebt«, begann Elena Grünwald, nachdem sie Christian Reisnecker in ihrem Wohnzimmer einen Platz angeboten und er sich niedergelassen hatte.

Ihr erwartungsvoll-fragender Blick hing an seinem Gesicht.

Christian fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut, er wich ihrem Blick aus. »Na ja, wenn du mich so fragst, Elena …« Er atmete tief durch und kratzte sich verlegen an der Schläfe. Die Sicherheit, die er normalerweise an den Tag legte, war wie weggewischt. »Es ist wahr«, gab er schließlich zu. »Ich – ich bin regelrecht verrückt nach dir.«

Elena suchte offensichtlich nach Worten. Schließlich erwiderte sie: »Es ist schwer für mich, dir zu sagen, was ich dir jetzt sagen muss, Christian. Ich mag dich nämlich sehr …«

»Aber es reicht net, um mich zu lieben, gell?«, platzte es aus dem Burschen heraus, der spürte, wie sich in ihm die Enttäuschung hochkämpfte und in seiner Brust staute. Sogar das Atmen fiel ihm plötzlich schwer. Sein verzweifelter Blick hing an ihren Lippen.

»Ich kann dir nicht sagen, ob es reicht oder nicht, Christian«, antwortete Elena, »denn ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht.« Sie wollte ihm nicht wehtun, daher fügte sie hinzu: »Es liegt nicht an dir. Es ist, weil ich mich im Moment schlicht und einfach nicht in der Lage sehe, die Gefühle eines Mannes zu erwidern. Außerdem, denke ich, bin ich zu alt für dich.«

»Was sind schon drei Jahre Altersunterschied?«, entrang es sich ihm.

»Ich bin der Meinung, dass der Mann älter sein sollte als die Frau«, murmelte Elena, doch es klang alles andere als überzeugend. Sie ahnte, wie es jetzt in Christian aussah, und fühlte mit ihm. »Es wäre einfacher für mich, wenn wir uns darauf einigen könnten, Freunde zu sein – einfach nur gute Freunde.«

»Es hängt mit diesem Reinhard Kaiser zusammen, stimmt’s?«, fragte Christian. Seine Stimme hatte sich etwas gefestigt. »Du hast dich total verändert, seit du annimmst, dass er in St. Johann ist.«

»Er könnte mich nicht hindern, einen anderen Mann zu lieben. Reinhard und ich waren Freunde, mehr nicht. Leider Gottes hat er sich mehr erhofft, und als er nicht bekommen hat, was er sich vorstellte, begann er mich zu stalken. Nein, Christian, meine Entscheidung hat mit Reinhard Kaiser nicht das Geringste zu tun.«

»Und warum hast du mir Hoffnungen gemacht?«, stieß Christian hervor. »Hast du mich etwa nur manipuliert, damit ich auf meinen Vater dazu bring’, den Plan, die Golfanlage zu bauen, aufzugeben?«

»Daran hat mir sehr viel gelegen«, gab Elena zu. »Aber ich hatte nie die Absicht, dich zu manipulieren. Ich habe dir lediglich meine Auffassung erzählen und nahebringen wollen, und du bist von dir aus zu der Überzeugung gekommen, dass der Golfplatz nicht gut für die Natur und die Bewohner des Wachnertals sein würde. Oder hast du mir nur nach dem Mund geredet?«

»So schaut es also aus«, stieß er hervor, ohne auf ihre letzte Frage einzugehen. »Nachdem ich meinen alten Herrn überzeugt hab’, verpasst du mir einen Tritt.«

»Eines muss ich klarstellen, Christian. Ich habe dir weder Hoffnungen gemacht, noch habe ich dich manipuliert, noch bekommst du jetzt einen Tritt von mir. Lass uns einfach Freunde sein. Bitte, versteh’ mich. Ich bin nach St. Johann gezogen, um hier in aller Ruhe hier Bilder zu malen und mein Leben zu leben. Dazu gehören die Hunde und Katzen, dazu gehört aber im Moment kein Mann.«

Christian atmete durch. »Ich glaub’ das einfach net«, murmelte er. »Meiner Überzeugung nach hängt es mit diesem Reinhard Kaiser zusammen. Warum das so ist, kann ich mir zwar net erklären, denn du willst ja angeblich nix von dem Kerl. Fakt ist, Elena, dass ich mich in dich verliebt hab’. Und daran ändern auch deine …«, er malte mit Mittel- und Zeigefinger beider Hände Anführungszeichen in die Luft, »… klarstellenden Worte von eben nix. Du warst net gerade überzeugend. Vielleicht komm’ ich dahinter, was dich zwingt, mit deinen Gefühlen hinterm Berg zu halten. Vielleicht musst du dir selber erst klar werden, was du willst.« Er erhob sich.

Elena schaute mit feuchten Augen zu ihm in die Höhe. »Es tut mir leid, Christian. Ich bin froh, dass ich es dir gesagt habe, denn ich will nicht, dass du dich in etwas verrennst, das hoffnungslos ist. Freundschaft, ja, Liebe, nein. Akzeptiere das bitte. Gehört der Platz in deinem Herzen nicht einer jungen Frau namens Kerstin? Das hat mir dein Bruder verraten, als wir auf den Himmelsspitz gestiegen sind. Warum bemühst du dich nicht um sie? Sie passt sicherlich besser zu dir als ich.«

Christian winkte ab. »Die Kerstin ist ein anderes Thema. Okay, Elena, ich geh’ jetzt wieder. Natürlich will ich dir in Freundschaft verbunden bleiben. Ich versichere dir aber, dass ich net aufhören werd’, um dich zu werben. Vielleicht wird auch bei dir eines Tages Liebe draus. So etwas kann wachsen.«

»Ach, Christian.« Spontan erhob sich Elena und trat vor ihn hin. »Warum machst du es mir so schwer?«

»Du machst es dir selber schwer«, behauptete er. »Vergiss diesen Typ! Wenn er dich auch hier stalken sollt’, erstatt’ Anzeige bei der Polizei. Du musst dich frei machen von dem Kerl. Wenn nix war zwischen ihm und dir, dürft’ das doch kein Problem sein. Wenn du dich von ihm frei machst, bist du auch offen für die Liebe.«

Elena trat zurück und erwiderte lächelnd: »Es geht nichts über eine gute Freundschaft, Christian. Denk’ drüber nach. Unerfüllte Liebe kann eine Freundschaft zerstören. Man muss sich darüber klar sein, was einem wichtiger ist: Einen guten Freund oder eine gute Freundin zu haben, oder einer Freundschaft den Todesstoß zu versetzen, weil man mehr erwartet.«

»Ich werd’ drüber nachdenken«, knurrte Christian. »Aber auch du solltest noch einmal in dich gehen, Elena. Solltest du jemand zum Reden oder Hilfe brauchen, du weißt ja, wie du mich erreichen kannst.«

»Danke, Christian.«

»Gerne. Mach’s gut, Elena.«

Sie blickte ihm von Fenster aus hinterher, als er mit hängenden Schultern zu seinem Auto ging. Elena empfand Mitleid, aber sie konnte Christian nicht die Gefühle entgegenbringen, die er sich erhoffte. Ihr Herz gehörte einem anderen Mann. Doch der schien keinen Wert mehr auf ihre Liebe zu legen.

Mit Wehmut im Blick wandte Elena sich vom Fenster ab.

Alma, die Schäferhündin, die vor der Couch auf dem Teppich lag, hob den Kopf und schaute Elena an. »Ich denke, wir gehen eine kleine Runde«, sagte Elena zu der Hündin. »Vielleicht komme ich auf andere Gedanken.«

Wenig später verließ sie, Alma und Wolferl an der Leine, das Haus. Ihr suchender Blick schweifte in die Runde. Die Luft schien rein zu sein. Dennoch konnte Elena ihre Unruhe nicht vollkommen verdrängen. Die düstere Ahnung, dass Reinhard Kaiser sie hier aufgestöbert hatte, hing wie ein Damoklesschwert über ihr.

*

Als Sebastian Trenker die Wohnstube des Reisneckerhofs betrat, spürte er sofort, dass die Stimmung bei Hennes Reisnecker, der auf der Couch saß und auf den Fernseher starrte, im Keller war. Der Blick, mit dem ihn der Landwirt empfing, war mürrisch, fast wütend.

»Der Herr Pfarrer möcht’ mit dir reden, Hennes«, sagte Margit, die Sebastian ins Haus gelassen und ins Wohnzimmer geleitet hatte. »Der Bürgermeister hat mit ihm telefoniert.«

Hennes verzog den Mund. Er machte kein Hehl daraus, dass er dem Bergpfarrer alles andere als freundlich gesinnt war. »Wenn’s sein muss«, brummte er. »Ich kann mir allerdings net vorstellen, was wir zwei noch zu bereden hätten, Herr Pfarrer. Jetzt können S’ mich net mal mehr anfeinden, weil ich meine Pläne aufgegeben hab’. Aber das haben S’ sicher schon vom Bruckner erfahren.«

»Darf ich mich setzen?«, fragte Sebastian.

»Nehmen S’ Platz.«

»Ich lass’ euch am besten allein«, gab Margit zu verstehen.

»Lass’ dich net aufhalten«, knurrte ihr Mann unwirsch.

Margit schaute Sebastian vielsagend an und zuckte mit den Schultern, als wollte sie damit zum Ausdruck bringen, dass bei ihrem Mann eine Besserung seiner Laune nicht zu erwarten wäre. Dann verließ sie die Wohnstube.

»Danke, Hennes.« Sebastian setzte sich in einen Sessel. »Tu’ mir einen Gefallen und schalt den Fernseher aus«, bat er.

Hennes nahm die Fernbedienung und sogleich kehrte Ruhe ein.

Sebastian ergriff das Wort: »Ja, der Bruckner hat mich informiert, dass du deine Golfhotel-Pläne aufgibst. Er will das letztendlich bewirkt haben. Ist das wahr?«

Der Hennes nickte. »Meine Entscheidung steht fest, Herr Pfarrer. Sie hat aber bereits festgestanden, ehe ich zum Bürgermeister gefahren bin, um ihm das mitzuteilen.«

»Also ohne sein Zutun«, schloss Sebastian.

»Ich hab’ das ganz allein entschieden. Erstaunt war ich allerdings schon, als er mich zu meinem Entschluss beglückwünscht hat«, murmelte Hennes. »Er hat plötzlich so getan, als hätt’ er meinen Plan von vornherein für Irrsinn gehalten. Da hab’ ich seine Sprüch’ wohl immer gründlich missverstanden.« Er vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »Egal, ich will net länger drüber nachdenken. Die Sach’ ist vom Tisch. Das Architekturbüro hab’ ich informiert. Man wird mir die bisher ausgeführten Tätigkeiten in Rechnung stellen, und dann ist das erledigt.«

»Was hat dich dazu veranlasst?«

»Steter Tropfen höhlt den Stein, Herr Pfarrer. Ich bin doch fast überall nur auf Widerstand gestoßen. In meiner Familie haben sich zwei Lager gebildet. Sie, Herr Pfarrer, haben keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass Sie alles tun werden, um das Projekt zu verhindern. Im Ort haben mich Ihre Anhänger angeschaut, als hätt’ ich eine ansteckende Krankheit. So was macht mürbe, das dürfen S’ mir glauben.«

»Das ist richtig, Hennes, ich hab’ prophezeit, sämtliche Hebel in Bewegung setzen zu wollen, um das Projekt zu verhindern. Meine Beweggründe kennst du. Ich hab’ nix gegen dich persönlich. Darum will ich jetzt auch was klarstellen. Du hast vorhin von Anfeindungen meinerseits gesprochen. Das trifft net zu. Ich hab’ dich nie angefeindet, sondern meine Argumente immer sachlich vorgebracht und persönliche Dinge stets außenvorgelassen.«

»Es gibt auch noch andere Gründe, die mich zur Aufgabe bewegt haben. Ich hab’ zunächst mit der Sparkasse in Garmisch verhandelt, später dann mit der Raiffeisenbank hier im Ort. Die waren sich leider einig: um das benötigte Darlehen zu bekommen, hätt’ ich ein Eigenkapital in horrender Höhe aufbringen müssen. Und am Ende ist der Christian auch noch ins gegnerische Lager gewechselt. Das hat mir den Rest gegeben.«

»Der Christian hat doch immer hinter dir gestanden«, zeigte sich Sebastian verblüfft.

»Bis er sich mit dieser Kunstmalerin, dieser Elena Grünwald, getroffen hat. Ich glaub’, der feinen Dame ist’s gelungen, den Christian einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Nach kürzester Zeit hat er mir ihre Sprüche vom Natur- und Umweltschutz regelrecht um die Ohren gehauen und erklärt, dass er nimmer länger hinter mir und der Sach’ steht. Ich hab’ mir schließlich gesagt, dass ich den Familienfrieden aufs Spiel setz’, wenn ich im Alleingang weitermach’. Hätt’ ich riskieren sollen, dass ich nach fünfundzwanzig Jahren meine Ehe ruinier’ und meine Söhne mit mir nur noch das Notwendigste reden? Das war’s mir net wert, Herr Pfarrer. Also hab’ ich, von mir aus, die Reißleine gezogen.«

»Und jetzt bist du auf alle sauer, die dir net nach dem Mund geredet haben, Hennes, wie? Auf mich, die Frau Grünwald, deine Frau, deine Söhne …«

»Zuerst hab’ ich mich schon verraten und verkauft gefühlt. Aber jetzt merk’ ich, dass die Margit wieder viel freundlicher mit mir umgeht, und auch der Bernhard zeigt sich recht versöhnlich. Ob Sie’s glauben oder net, Herr Pfarrer, je länger ich drüber nachdenk’, umso mehr komm’ ich zu dem Ergebnis, dass ich richtig gehandelt hab’.«

»Als ich vorhin den Raum betreten hab’, hat es net den Anschein gehabt, dass du je zu dieser Erkenntnis gelangst.«

»Natürlich bin ich genervt. Zum Lachen ist mir gewiss net. Es war eine große Sache, die ich geplant hab’, und die von einer Stund’ auf die andere gestorben ist. Das setzt einem schon ganz schön zu. Ich hab’ doch nur das Beste für die Margit und die Buben gewollt.«

»Indem du von der Sach’ abgerückt bist, hast du das Beste für deine Familie getan, Hennes. Sie sind zufrieden mit dem, was sie haben. Und du solltest das auch sein.«

»Ich werd’s versuchen, Herr Pfarrer«, murmelte er.

»Du schaffst es, Hennes, und dann bist du wieder der Alte«, war Sebastian überzeugt.

Er verabschiedete sich vom Hennes. Als er das Wohnzimmer verließ, hörte er in der Küche das Klappern von Geschirr.

Er schaute hinein und sah, dass Margit die Geschirrspülmaschine ausräumte. »Ich wollt’ nur auf Wiedersehen sagen, Margit.«

Die Bäuerin unterbrach ihre Arbeit und wendete sich Sebastian zu. »Der Hennes ist ziemlich am Boden zerstört«, gab sie zu verstehen. »Aber ich denk’, er kommt drüber hinweg. Irgendwann muss ihm ja einleuchten, dass seine Pläne sehr riskant waren und er womöglich die ganze Familie und den Hof ins Unglück gerissen hätt’.«

»Er ist rechtzeitig zur Besinnung gekommen«, versetzte der Bergpfarrer. »Und das ist gut so. Dass sich unser verehrter Bürgermeister wieder einmal fremden Federn geschmückt hat, die ihm net zustehen, steht auf einem anderen Blatt.«

»So ist er halt, der Bruckner«, sagte Margit lächelnd. »Unterm Strich spielt’s ja auch gar keine Rolle, wer oder was den Hennes zur Vernunft gebracht hat. Wichtig ist doch nur, dass wir jetzt alle aufatmen können.«

»Das ist die richtige Einstellung, Margit. So, und jetzt werd’ ich dich auch nimmer länger aufhalten. Ich wünsch’ dir einen schönen Tag. Servus.«

»Warten S’, Hochwürden, ich begleit’ Sie hinaus«, sagte Margit. »Vielleicht haben S’ noch ein paar Minuten Zeit für mich.«

Dieser letzte Satz ließ Sebastian aufhorchen, anscheinend hatte sie etwas auf dem Herzen. »Gewiss, Margit.«

Sie begleitete ihn zu seinem Fahrrad, das draußen an der Scheune lehnte.

»Zwischen dem Bernhard und dem Christian kriselt es, Hochwürden. Darüber wollt’ ich mit Ihnen reden.«

»Ich kann mir schon denken, um was es geht«, erklärte Sebastian. »Es ist wegen der Elena Grünwald, net wahr?«

»Ja. Beide Buben haben sich in das Madel verliebt. Der Christian verdächtigt den Bernhard, dass dieser ihm nachspioniert, und der Bernhard fühlt sich von der Elena ausgenutzt, weil er fest davon überzeugt ist, dass sie den Christian ihm vorzieht.«

»Über dieses Problem hab’ ich mich mit dem Bernhard schon unterhalten«, erwiderte Sebastian. »Falls sie sich für den Christian entscheidet, wird er das akzeptieren müssen.«

»Ich hab’ halt Angst, dass die Liebe zur gleichen Frau einen Keil zwischen meine beiden Buben treibt und sie sich künftig nur noch aus dem Weg gehen. Sie reden jetzt schon fast nix mehr miteinander und ignorieren sich, wo’s geht.«

In diesem Moment erklang das Tuckern eines schweren Dieselmotors und wenig später bog der PS-starke Traktor auf den Hof ein, er zog einen Hänger voll Holz, das auf einen Meter Länge geschnitten und bereits gespaltet war.

Bernhard sah den Pfarrer und seine Mutter und winkte ihnen zu. Er brachte das Schleppergespann vor einem großen Schuppen zum Stehen, sprang ab und kam näher. »Grüß Gott, Herr Pfarrer. Ich glaub’, ich weiß, weshalb sie zu uns gekommen sind.« Er hatte, während er gesprochen hatte, todernst dreingeblickt.

»Ich hab’s fast net glauben können«, antwortete Sebastian. »Aber jetzt hab’ ich die Gewissheit, dass es stimmt.«

»Damit dürft wieder der Alltag bei uns einkehren«, murmelte Bernhard. »Der Papa ist zwar zutiefst enttäuscht, aber er wird sich schon noch damit abfinden, dass der Reisneckerhof das bleibt, was er immer war, nämlich ein echter Landwirtschaftlicher Betrieb mit Milchviehhaltung.«