6,99 €
Es sind tief empfundene Lebensmomente, die Angelika Bonack in ihren Haiku und kurzen Gedichten auf unverwechselbare Weise zur Sprache bringt. Diese meist in drei Zeilen verdichteten Empfindungen von Glück und Freude sowie von schmerzvollen existenziellen Erfahrungen wie Trauer, Leid und schwerer Krankheit berühren vor allem durch ihre Bildkraft, durch eine im Haiku sonst selten zu findende persönliche Sprechweise, die das eigene Ich nicht verleugnet. Angelikas Texte resultierten stets aus Augenblicken konkreten Erlebens und wurden gleichzeitig durch die jeweils gerade beflügelnden oder bedrückenden Lebenssituationen geprägt. Sie vermochte es, das scheinbar Kleine, dem man im Alltag oft achtlos begegnet, genau wahrzunehmen und es auf unaufdringliche Weise mit weit darüber hinausreichendem Sinn, mit ihren eigenen Sichten und Haltungen sowie mit den existenziellen Gefährdungen der Welt zu verbinden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 13
Ein knorriger Windflüchter berührt seine Wurzeln
Die eigene Stimme hören
Ein Traum fliegt – ganz weit
Vier Raben ziehn
Die eigene Stimme hören
Angelika Bonack
Der Herausgeber
VERNEIGT SEINEN KOPF TIEF –
Ein knorriger Windflüchter
berührt seine Wurzeln.
HOLZ KNACKT IM OFEN ...
Brot wieder selber backen –
Kindheitserinnerung.
AM DÄNISCHEN FJORD
kilometerweit von zu Haus
finden wir Heimat.
LEISE TRIPPELN TAUBEN
auf dem Dachfirst – wecken
den Morgen und mich.
DAS TEURE BRÖTCHEN
an Zugvögel verfüttert –
uns bleibt abends Wein.
FJORDFRÜHLINGSABEND.
Ein Segelboot streift
fast den gedeckten Tisch.
VOR BUCKLIGER DÜNE
im roten Heidekrautbett
sonnt sich der Rabe.
ICH GEHE JETZT UNTER,
sagt die Sonne zum Meer –
das Silbergras nickt.
BLUTROTER VOLLMOND
zwischen uralten Bäumen –
berührt fast den Fjord.
BLITZ UND DONNER
jagen sich über dem Fjord –
Amsel baut ein Nest.
DIE BIRKE VORM HAUS
schüttelt ihre Blätter –
hat genug vom Regen.
SICH SELBST FINDEN?
an der Zimmerdecke tanzen
Kobolde am Draht.
IM FJORD BEWEGT SICH
ein Stein – wird immer größer ...
die Robbe sonnt sich.
DIE ZEIT STEHT HIER STILL –
Kinder flechten Blumenkränze,
ein Lächeln gilt uns.
DAS SALZ DES MEERES
legt sich auf die Lippen –
hält an bis zum Frühstück.
DÄNISCHE KUTTER
mit neuen roten Fahnen
leuchten am ersten Mai.
LAUT SPIEL’N DÄNISCHE KINDER
vor Brechts Arbeitszimmer –
„Heli, mach das Fenster zu!“
KAMERASAMMLUNG ...
die Linse öffnet die Augen,
blickt in Vergangenheit.
Im Gedenken an unseren dänischen Freund Frits Olav Munk.
MIT WEISSEN STERNCHEN
schmückt sich der Waldboden