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Fachbuch aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: keine, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die Schüler- und Studentenbewegung von 1968 hatte den "politischen" Wilhelm Reich, seine Schriften zur Sexpol-Bewegung und zur Massenpsychologie des Faschismus, wieder entdeckt und als Raubdrucke verbreitet, nachdem zuvor seine Bücher von den Nazis verbrannt worden waren. Über die damalige Rezeption hinaus gibt es eine Fülle von Denkanstößen dieses wissenschaftlichen Querdenkers zu entdecken, der durch die Freundschaft mit Alexander S. Neill die Konzeption der freien Erziehung in Summerhill mit beeinflusste, mit seiner Orgon-Forschung bereits früh die Lebensfeindlichkeit nuklearer Strahlung erforscht hatte und immer wieder den freien Fluss der Lebensenergie, unbehindert von charakterlichen Blockaden und Panzerungen, untersuchte. In dieser Arbeit werden die Haupt-Forschungsschwerpunkte Wilhelm Reichs erörtert und mit den Auffassungen östlicher Weisheitslehren, körperorientierter Psychotherapien und neuerer geo-anthropologischer Forschungen über den Einfluss vorgeschichtlicher Wüstenbildung auf Matrismus und Patrismus in Verbindung gebracht. Die Arbeit versteht sich als ein Beitrag zu den theoretischen Grundlagen der Sexualpädagogik.
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Veröffentlichungsjahr: 2008
Impressum:
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Dieses Werk
ist
Prof. Dr. Ernest Bornemann†,
der als Jugendlicher
von Wilhelm Reich
in Berlin
1zum Beratungsschüler
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entstehung der sexuellen Prüderie
3. REICHs Kindheit und Jugend
4. REICH als Student
5. Zur Psychoanalyse FREUDs
6. REICH als junger Wissenschaftler
7. Der sexuelle Kampf der Jugend
8. Kulturanthropologische Studien
9. Massenpsychologie des Faschismus
10. Schichtenmodell des Kulturmenschen
11. REICH und NEILL
12. Zur Charakterforschung
13. Segmente der Muskelpanzerung
14. Zur Chakra-Lehre
15. Die Entdeckung der Orgon-Energie
16. Zur Vegetotherapie
17. Zur Bioenergetik
18. Zum Konzept der Core Energetik
19. Grundlegende Lebensprozesse
20. Zur Bionforschung
21. Orgonomische Umweltwissenschaft
22. DOR und Cloudbusting
23. SAHARASIA
24. Matristische und patristische Kulturen
25. Klimawandel und Hungerkatastrophen
26. Schlusswort
27. Ausgewählte und kommentierte Bibliographie
28. Literaturverzeichnis
„ Faschisten und Psychoanalytiker haben ihn
als >Kommunist< und >Moskauagent< beschimpft,
die Kommunisten
als >Konterrevolutionär< und >Agent der Bourgeoisie< ,
ein Teil der herrschenden Wissenschaft hat ihm
>plumpen Materialismus< vorgeworfen,
ein anderer Teil
>wiederbelebten Mystizismus< ,
liberal-demokratische Staaten haben ihn
als >die öffentliche Ordnung schädigendes, suspektes Element< verfolgt.
Die USA schließlich haben
seine Bücher verbrannt,
Wilhelm REICH (1897-1957), Arzt, Psychoanalytiker, Sexualwissenschaftler und Grundlagenforscher, ist im deutschen Sprachraum in den letzten drei Jahrzehnten vor allem durch seine Schriften „ Massenpsychologie des Faschismus“ , „Charakteranalyse“, „Die Entdeckung des Orgons“, „Die Funktion des Orgasmus“ und „Der Krebs“ bekannt geworden.
Der Einfluss seiner frühen politischen und sexualreformerischen Schriften auf die Studentenbewegung der hochindustrialisierten westlichen Länder von 1968 kann nicht hoch genug gewertet werden.
Wohngemeinschaften, Kinderläden, sanfte Geburtsmethoden und viele moderne Körpertherapien basieren auf REICHschen Gedanken.
Schauspieler wie Jack NICHOLSON und Paul NEWMAN sprechen in Interviews über den großen Einfluss der Therapie nach REICH in ihrem Leben.
Sein nicht abgeschlossenes Lebenswerk – die naturwissenschaftliche Erforschung einer Lebensenergie, die er Orgon nannte – wurde erst in den achtziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts wiederentdeckt.
Die Überprüfung und Anwendung der Möglichkeiten und Grenzen seiner medizinischen, biologischen, erkenntnistheoretischen und technologischen Forschungsresultate hat in den neunziger Jahren begonnen.
Sexuelle Aufklärung im heutigen Sinn war noch vor gut 300 Jahren gänzlich unbekannt. Im Altertum und Mittelalter betrachtete man Sexualität als festen Bestandteil des Lebens und nicht als einen besonderen, problematischen Komplex, der besondere Aufmerksamkeit verdient hätte. Sexuelles Wissen wurde ganz selbstverständlich wie jedes andere Wissen erworben. Kinder lebten nicht in einer eigenen, geschützten Welt, sondern nahmen an fast allen Arbeits- und Freizeitaktivitäten der Erwachsenen teil (Vgl. HAEBERLE 1985 ; vgl. USSEL 1970)
Da die Mehrheit der Bevölkerung vor dem Zeitalter der Industrialisierung auf dem Lande lebte, hatten die Kinder genügend Gelegenheit, Tieren bei der Paarung zuzusehen. Auch war es keineswegs ungewöhnlich, dass Mensch und Tier unter einem Dach lebten. Weder in Ober- noch in Unterschichten gab es eine ausgesprochene Privatsphäre, und es herrschte wenig Schamhaftigkeit und Verlegenheit in Bezug auf die natürlichen Körperfunktionen. Familien badeten und schliefen gewöhnlich unbekleidet gemeinsam. Brautwerbung und Schwangerschaft wurden offen diskutiert, Geburten fanden zu Hause statt. Sexuelle Dinge blieben für niemanden ein Geheimnis, und man hielt Jungen und Mädchen mit Beginn der Pubertät für heiratsfähig.
Selbst zu Beginn der Neuzeit, als die städtische Mittelschicht begann, wichtige Informationen in gedruckter Form zu verbreiten, wurde Sexualität noch nicht als Thema für sich behandelt. In Lehrbüchern für Kinder, wie beispielsweise den „Colloquia Familiara“ des ERASMUS VON ROTTERDAM (1522), wurde Sexualität offen und einfach als fester Bestandteil des täglichen Lebens behandelt, dem man nicht mehr und nicht weniger Bedeutung zumaß als allen anderen Dingen von allgemeinem Interesse.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelten die Menschen jedoch eine völlig andere Einstellung.
Kindheit und später auch Jugendalter wurden als besondere, „unschuldige“ Lebensphasen definiert, in denen es galt, die jungen Menschen vor den Versuchungen der Erwachsenenwelt zu schützen. Eine zunehmende Prüderie interpretierte alles Sexuelle als schmutzig und gefährlich. Masturbation wurde zum allgemeinen Problem und zu einer ernsthaften Gefahr für die Gesundheit erklärt. Jos van USSEL ( 1970) hat eindrucksvoll die Methoden der Anti-Masturbations-Kampagnen im 18. und 19. Jahrhundert beschrieben.
Sexualität war zu einem mysteriösen und zutiefst verwirrenden Gegenstand geworden.
Es herrschte die Auffassung , dass Sexualität gefährlich sei und Kinder unschuldige Wesen, die vor dieser Gefahr unter allen Umständen bewahrt werden müssten. Eine Einstellung war, den „natürlichen“ Zustand „heiliger Unschuld“, in den ein Kind angeblich geboren wird, möglichst lange zu erhalten.
Jegliche Informationen auf dem sexuellen Gebiet sollten Kindern und Jugendlichen auf keinen Fall zugänglich sein und jede Neugier im Keim erstickt werden , indem man das Thema als schmutzig und ekelerregend darstellte. Sexuelle Unwissenheit war (bei Kindern) gleichbedeutend mit Reinheit.
Eine andere Ansicht war, dass man den Gefahren nur durch frühzeitige „sexuelle Aufklärung“ begegnen könne. Nach dieser Auffassung war sexuelle Unwissenheit gefährlicher als sexuelles Wissen , da es zu schädlichen Missverständnissen und Phantasien führen könne.
Entsprechend dieser allgemeinen Auffassung wurde an einigen für die damalige Zeit „progressiven“ Schulen erstmals „Aufklärungsunterricht“ gegeben. Das Ziel war, einen Sinn für Sittsamkeit und eine „gesunde Scheu“ vor sexuellen Dingen zu vermitteln. Die Methode der Sexualerziehung bestand im Fernhalten und Ablenken von der Sexualität und in der Abschreckung. So wurden die anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau im Leichenschauhaus demonstriert. Zusätzlich wurden Schüler in Krankenhäuser und Siechenheime geführt, um ihnen Syphilitiker und Wahnsinnige als Opfer der Masturbation vorzuführen.
Kurzum, der eigentliche Zweck des gesamten Unternehmens war nicht so sehr, die Jugend über sexuelle Dinge aufzuklären, als sie vor Versuchungen zu warnen.